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Der Geburtstag erster Teil

Geschichte Info
Ralph der Schwerenöter.
3.7k Wörter
4.39
14.6k
2
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An diesem Abend hatte ich kurz zuvor ein Treffen mit einem Freund gehabt. Neben guten Gesprächen über Politik, das Handeln der Menschen und unnützem Kram floss wie üblich sehr viel Alkohol.

Zuerst hatten wir Bier, dann einige Gläser Rotwein und als Abschluss noch den ein oder anderen Schnaps.

Herbi, mein Gastgeber hatte da eine schöne Auswahl im Regal stehen.

Ich stand auf Fruchtiges. Neben den Getränken mit pflaumenartigem Geschmackshintergrund waren meine Favoriten Mirabellen- und Orangenschnaps.

Aber auch hier war irgendwann eine Grenze erreicht und ich wollte nach Hause.

Ehrlich gesagt war ich froh, dass ich zu Fuß her gekommen war. Meinen Alkoholspiegel empfand ich zwar nicht als all zu hoch, nahm aber dennoch an, dass eine Begegnung mit den Ordnungshütern fatale Folgen für den Verbleib meines Führerscheins gehabt hätte. Sollte heißen, er wäre nicht mehr in meinem Besitz geblieben nach einem solchen Aufeinandertreffen.

Wie gesagt, bevor ich hier noch mehr trank und womöglich in einem unbequemen Sessel einschlief, wollte ich doch lieber zu Hause sein und vielleicht bei einer Folge meiner derzeitigen Lieblingsserie noch etwas entspannen. In meinem eigenen Sessel lies es sich vorzüglich einnicken. Das wusste ich aus Erfahrung.

Auf dem Weg nach Hause dachte ich noch über einen Aspekt nach, um den es wohl in allen unserer „Besprechungen" ging. Frauen!

Frauen, und unsere Unfähigkeit manchmal über unseren Schatten zu springen und einfach ein nettes Gespräch anzufangen, egal was daraus entstehen sollte. Im schlimmsten Fall erhielt man einen Korb, im zweitbesten hatte man einen netten Abend mit einer netten Person und im besten Fall wachte man am nächsten Morgen auf und sah neben sich ein hübsches Gesicht.

Da gäbe es zwar noch weitere Unterteilungen, aber die waren für den Moment unwichtig. Stattdessen blieb ich beim letzten Gedanken hängen und ging lächelnd in Richtung meiner Wohnung.

Am Bordsteinrand blieb ich kurz stehen um nach links und rechts zu sehen.

Dabei stellte ich fest, dass kaum Autos unterwegs waren. Nur unten an der Kreuzung wartete ein schwarzes Fahrzeug auf Grün. Leider erkannte ich die Marke nicht und auch nicht das Modell.

Statt mir weiter Gedanken darüber zu machen was das für ein Auto war, sah ich auf meine Uhr.

„Exakt eins", sagte ich zu mir selber. Vielleicht lallte ich es auch, aber ich verstand.

Um zu überprüfen ob sie nicht vielleicht stehen geblieben war, beobachtete ich den Sekundenzeiger. Er bewegte sich. Dennoch beobachtete ich ihn.

Währenddessen war ich weitergelaufen und hatte inzwischen ich den gegenüberliegenden Bordstein erreicht. Wie durch ein Wunder wusste ich genau, wann ich dessen Kante erreicht hatte und hob das Bein an, um nicht daran hängen zu bleiben und möglicher weise hin zu fallen.

Als ich mich noch darüber freute, dass weder meine Uhr stehen geblieben noch ich mich lang auf den Fußweg gelegt hatte, kam eine blonde Frau, aus einem Hauseingang zu meiner linken, eine kleine Treppe herunter.

Diese Frau bemerkte ich aber erst als ich meinen Blick wieder von der Uhr nahm.

Sie hatte die eine Stufe nach unten genommen und sah wohl zuerst nach links, machte sich aber in Richtung rechts auf ihren Weg.

Als auch sie den Kopf drehte fiel ich ihr auf.

Wir waren keine vierzig Zentimeter voneinander entfernt.

Trotz meines Alkoholpegels schaffte ich es meine Arme hochnehmen und wollte unseren Zusammenprall damit aufhalten, dass ich sie an ihren Oberarmen hielt.

Sie musste die selbe Idee gehabt haben, denn ich spürte ihre Hände an meinem Armen und meine Hände an ihrer Hüfte. Etwa zehn Zentimeter blieben unsere Gesichter von einander entfernt.

Für einen Moment durfte ich in ihre wunderbaren blauen Augen sehen.

Es war mir, als blickte sie zurück. Ähnlich wie beim Küssen. Der eine küsst und der andere küsst zurück und dann weiß man, dass da was ist, aber in unserem Fall mit den Augen.

Ich bemerkte, wie ihre Augenlider etwas schmäler wurden und interpretierte das als ein Lächeln. Dann stellte ich fest, dass ich ebenfalls lächelte.

Leider war das der Moment in dem wir uns dachten, dass wir vielleicht zu nah aneinander standen und drückten uns gleichzeitig voneinander weg.

„Entschuldigen Sie", sagten wir im selben Moment.

Ich wollte noch sagen, dass es nicht meine Art war, nachts fremde Frauen anzurempeln, erkannte aber, dass sie gerade Luft holte um etwas zu sagen. Also ließ ich ihr den Vortritt. Allerdings musste es ihr genauso gegangen sein, denn sie schloss ihren Mund ebenfalls und wartete. Zumindest nahm ich das an, weil nichts mehr kam von ihr.

Nach einigen Sekunden des Schweigens machte mein Herz einen kleinen Hüpfer, als ich erkannte, dass meine Hände immer noch auf ihren Hüften lagen und ihre auf meinen Armen.

Sofort zog ich mich einen Schritt zurück und ließ sie los.

„Das, äh, das tut mir äh leid", stammelte ich. Was hätte ich auch sagen sollen?

„Kein Problem", antwortete sie und ich sah sie lächeln. Ich meinte ihre Augen leuchteten noch intensiver und ich wollte schon zerschmelzen, da redete sie weiter.

„Ich bin auf der Suche nach der Hennigstraße. Können Sie mir da helfen?"

‚Henningstraße', dachte ich. Meine Straße! Wollte sie vielleicht zu mir? Was? Warum? Nein, bestimmt nicht! Außerdem wusste ich ja nicht mal zu welcher Hausnummer sie wollte. Ich wohnte fast genau in der Mitte der Straße und sie konnte ja zum Anfang oder zum Ende wollen.

Da ich anscheinend nicht in der Lage war etwas zu sagen fragte sie nochmal nach.

„Hennigstraße?"

„Ach ja, es tut mir leid", nickte ich dann und versuchte mich an einem Lächeln, „die kenne ich. Wenn sie wollen führe ich sie hin"

„Nein, das ist nicht nötig, sie haben sicher etwas andres vor."

„Oh, äh, nein, das passt schon, das ist genau meine Richtung."

Sie schien zu überlegen und überflog mich mit einem kurzen Schwenk ihres Blickes. Wir waren uns wildfremd und es gab so einige Männer, die eine Situation wie diese schnell ausnutzten.

Sie musste erkannt haben, dass ich nicht so einer war.

„Ist gut", und da war wieder dieses Augenleuchten. „Dann mal los"

„Ja, hier entlang", sagte ich mit einer Miniverbeugung und deutete in die Richtung, in die ich vor unserem Zusammenstoß unterwegs gewesen war. Meine Stimme klang schon wieder fester und selbstsicherer, obwohl mich dieses Lächeln fast um den Verstand brachte.

In Gentlemenmanier ging ich voraus, wobei sie sich beeilte neben mir zu laufen.

Als wir ca eine Minute nebeneinander hergegangen waren wollte ich nachfragen wohin genau sie musste in der Henningstraße. Im gleichen Moment in dem ich meinen Mund öffnete frage sie mich auch etwas.

„WDoahrifn iwcohllen fsriaegienn dweire siHe hnneiinßgestrnaße?

Ich hatte kein Wort verstanden und bat sie doch ihre Frage zu wiederholen.

Wieder dieses Lächlen. Wenn sie damit nicht aufhörte, glaubte ich, müsste ich mich in sie verlieben.

„Ich wollte nur wissen, wie sie heißen", wiederholte sie.

„Oh", machte ich, „Mein Name ist Ralph"

„Das ist ein schöner Name", meinte sie, und ich bedankte mich dafür, wie üblich.

„Und sie, wie hießen sie?

„Viola", sagte sie. Sie machte es bestimmt nicht mit Absicht, aber es schien mir als berührte sie beim L etwas länger als gewöhnlich mit ihrer Zungenspitze ihre Zähne.

‚Eine schöne Zunge', wanderte es mir durch den Kopf. Im gleichen Moment erschrak ich und hoffte das nicht laut ausgesprochen zu haben. Außerdem frage ich mich, warum ich soetwas jetzt dachte. Um den Gedanken wieder los zu werden schüttelte ich kurz den Kopf.

Sie hatte es leider bemerkt und fragte sofort ob etwas nicht in Ordnung sei. In ihrer Stimme und ihrem Blick lag etwas Besorgnis. Außerdem runzelte sie leicht ihre Stirn.

Ich machte große Augen, weil ich mich ertappt fühlte.

„Nein, mir geht es gut", sagte ich schnell, „ich dachte nur mir fliegt eine Mücke ins Gesicht", versuchte ich abzulenken.

Das Runzeln auf ihrer Stirn wurde stärker. Dazu wurden ihre Augen größer.

„Mücken? Im November? Gibt es da überhaupt welche?"

Sie trieb mich etwas in die Enge. Mir wurde schlagartig heiß und ich glaubte zu schwitzen. Außerdem fühlte ich plötzlich die Wärme in meinem Gesicht ansteigen. Was sollte ich jetzt sagen? War es wirklich so ungewöhnlich, dass es im November Mücken gab?

„Naja, ich weiß nicht", sagte ich um etwas Zeit zu schinden. „Es ist ja doch ziemlich warm. Ich meine wir haben um die zehn bis zwölf Grad." Ja, ich wollte mir auf die Schulter klopfen für diesen Einfall. Vor allem, als ich sah, wie sie ihre Augenbrauen etwas nach oben zog und dabei ihre Lippen leicht aufeinander drückte. Dann bewegte sich ihr Kopf zustimmend hin und her.

„Ja, kann sein, dass diese Biester bei diesen Temperaturen nach Nahrung suchen", meinte sie dann.

Ich war froh aus dieser Situation wieder herausgekommen zu sein. Schließlich wollte ich nicht sofort zugeben müssen, dass ich ihre Zunge beobachtete, wenn auch unabsichtlich. Wenn sie wüsste, dass ich auch bei jedem t und n und vor allem beim s auf ihren Mund achtete.

‚Hey!', rief ich mir innerlich zu. ‚Hör auf damit.'

Gerade noch konnte ich einen erneuten Impuls unterdrücken, mit dem ich den Gedanken verscheuchen wollte und sah stattdessen vor mir auf den Boden und beobachtete ein oder zwei meiner Schritte.

„Und sie?", wollte sie wissen.

„Wie bitte?", frage ich zurück. Meine Augen bewegten sich suchend von links nach rechts während ich überlegte was sie meinte.

„Sie wollten doch eben auch etwas sagen, als wir gleichzeitig geredet haben. Was war das?"

Ich legte den Kopf kurz in den Nacken und dann fiel es mir wieder ein.

„Achso", sagte ich während ich meinen Kopf wieder aufrichtete, „Ich wollte nur fragen, zu welcher Hausnummer sie müssen. Vielleicht muss ich da auch hin, oder es wäre nur ein kleiner Umweg für mich, wenn ich sie bis dahin begleiten würde."

„Meinten Sie nicht, sie müssten sowieso in die Henningstraße?", wollte sie wissen.

„Ja, das schon", antwortete ich, „ich muss etwa zu Mitte der Straße, aber wenn sie bis zum Ende müssen, könnte ich sie noch begleiten. Sie wiesen schon....damit sie gut ankommen, und so"

‚und so?', was war ich für ein Trottel? Bin ich zwölf? Sprechen zwölfjährige überhaupt heute so? Ich war so dumm.

„Oh", kam aus ihrem Mund und dann war da wieder dieses unglaubliche Lächeln in ihrem Gesicht, das mich hoffen ließ, sie bis zum Ende der Straße begleiten zu dürfen, auch wenn ich dann alleine wieder zurück ging. Das wäre es wert.

„Sie sind ja ein Gentleman. Ich weiß nicht ob das am Ende ist. Wo ist Nummer 21?"

‚21?', das war meine Nummer! Sie wollte zu mir. Nein! Trottel, es gibt noch fünf andere Klingeln an der Tür. Sie konnte zu ganz jemand anders wollen. Warum ausgerechnet zu mir? Weil ich es so wollte? Ja, wäre schön. Ich lächelte und sah sie wieder an.

„Das ist die Mitte", sagte ich dann, „Also da wo ich hin muss. Ein netter Zufall. Sagen sie mir zu wem sie da wollen?"

Bei der letzten Frage dachte ich sofort, dass mich das ja gar nichts anginge und ich es andererseits eh erfahren würde, wenn ich mit ihr vor der Türe stand und sehen konnte wo sie klingelte.

„Entschuldigen sie", beeilte ich mich zu sagen, „Das geht mich natürlich nichts an."

„Das macht nichts.", sagte sie lächelnd. „Ich wollte zu Mirko. Mirko Wollemüller. Kennen Sie ihn?"

„J..Ja", entgegnete ich verwundert, „Das ist mein Nachbar, gleich unten links."

Mirko war verheiratet. Mit einer wunderschönen Frau.

‚Na hoffentlich ist das nicht seine Affaire, die sich jetzt bei ihm melden wollte, um ihn womöglich zur Rede zu stellen, wann er sich jetzt scheiden lassen würde, um zu ihr zu kommen'.

Ach meine Gedanken schon wieder.

‚Aber vielleicht kommt sie ja dann zu mir, weil sie traurig ist, dass er seine Familie nicht verlässt.'

„Ich wohne ganz oben links", teilte ich ihr mit und war ganz stolz, dass das so nebenbei erwähnen konnte. Jetzt wusste sie wo sie hin konnte, wenn etwas wäre.

„Das ist ja witzig", sagte sie. „Ich hätte nie gedacht, dass der Mann mit dem ich fast zusammen rempele der Nachbar ist von dem Mann, der mich von einem halben Jahr zu seiner Geburtstagsfeier eingeladen hat."

„Das war ein Witz", sprach sie weiter, meinen wohl unzweifelhaft rotierenden Verstand in meinem Gesicht erkennend, „Wer weiß schon was im nächsten Moment passiert?"

„Ja, hahaha", versuchte ich ein Lachen anzudeuten, „Äh, wir müssen hier rechts"

Unser Hof war umschlossen von mehreren Bauten. Zwischen diesen waren dennoch genug Plätze und Wege, um zu den einzelnen Häusern zu gelangen. Der Bau rechts umfasste vier Eingänge mit jeweils acht Wohnungen. Im Aufgang b wohnten ich und Mirko.

„Sehen sie, hier!", sagte ich und deutete auf unseren Eingang, während ich in meiner Jackentasche nach meinem Schlüssel kramte.

Ich fand ihn und schloss die Haustür auf. Viola hatte Mirkos Nachnamen am Klingelschild bereits ausgemacht und den kleinen quadratischen Knopf rechts daneben gedrückt.

In diesem Moment fiel mir erst die Musik auf, die wohl schon die ganze Zeit zu hören gewesen sein musste.

Wir standen unschlüssig vor der Tür. Auf das Klingeln reagiert niemand. Wir hörten Stimmen und teilweise auch Türen die auf und zu gingen, während wir im Hausgang standen.

Immer wieder versuchten wir durch klopfen und leises Hämmern auf uns aufmerksam zu machen. Leider reagierte niemand, und so standen wir im Gang herum bis das Licht von selbst erlosch.

Ich drückte den Knopf, um erneut den Lichtprozess zu starten, da öffnete sich vom Nachbarn gegenüber die Wohnungstür einen Spalt.

„Bitte Ruhe", sagte er", Frau schlafen aber Musik laut", versuchte er sich bestmöglich auszudrücken.

Ich hatte nie herausgefunden, welche Sprache er genau sprach, aber klar war, dass die Party zu dieser Uhrzeit die Nachbarn nicht schlafen lies.

Ich drückte nochmal den Klingelknopf und blickte dabei zu Viola. Sie war einerseits genervt, aber auch etwas beschämt, dass sie hier Einlass wollte, wo doch die Nachbarn von der Musiklautstärke nicht einzuschlafen vermochten. Sie meinte sie könnte durch selbstständiges Klopfen an der Tür erreichen, was mir bis jetzt verwehrt geblieben war.

Mein Blick wanderte zu den schlaflosen Nachbarn und hob die Schultern etwas in die Höhe. Ich konnte ja nichts dafür.

Plötzlich öffnete sich die Türe und ein Pärchen, das offensichtlich betrunken war verließ die Wohnung und/oder die Party. Im gleichen Moment wurde aus dem eher basslastigen Wummern ein lautes aber klareres Geräusch, dass mit Sicherheit durch den gesamten Hausgang drang.

Wir liesen die Partygäste lächelnd vorbei und drückten uns, ein wenig vor den Nachbarn flüchtend, durch einen Gang voller Leute in die Wohnung hinein. Jeder hatte ein Glas Sekt oder eine Flasche Bier oder irgendeinen Cocktail in der Hand. Fast jeder musste, ob betrunken oder nicht, so nah an den jeweiligen Gesprächspartner heran, um das was er sagen wollte auch in den Gehörgang seines Gegenübers zu bringen.

Vorbei an verschiedenen Zimmern ging es gerade aus in das „Hauptpartyzimmer", das Wohnzimmer. Oder besser den erweiterten Essbereich.

Mit einem Blick nach hinten sah ich, dass Viola noch da war. Den Kopf wieder nach vorn drehend erkannt ich Claudia, Mirkos Frau an der Wand neben der Balkontür. Von Mirko fehlte mir jede Spur, also war sie mein Ziel, um Viola abzuliefern.

Als ich bei ihr war umarmte sie mich gleich, was sie sonst nicht tat. Es lag wohl am Alkohol.

Sie roch sehr angenehm.

Als sie dann versuchte mich auf den Mund zu küssen, was ich im Grunde begrüßt hätte, war das aber zuviel. Ich drehte meinen Kopf leicht, so dass sie nur meine Wange erwischte und versuchte gleichzeitig ihre Arme hinter meinem Kopf zu fassen zu kriegen, um sie von mir zu lösen. Ich schaffte es und hielt ihre Arme noch etwas fest, während ich erneut erklären wollte, dass ich Mirko suchte. Dabei deutete ich dann auf Viola. Claudia riss sich los und umarmte sie. Den nachfolgenden Kuss wehrte Viola allerdings nicht so ab, wie ich erwartet hätte. Er dauerte ca 3 Sekunden. Dann hatte Viola ihre Hände seitlich an Claudias Kopf und schob ihn leicht von sich weg. Sie neigte ihren Kopf und sagte meiner Nachbarin etwas ins Ohr.

Was, konnte ich nicht verstehen, aber Claudia nahm ihre Hände von Violas Hals und hielt dann den Zeigefinger in die Luft. Allerdings lächelte sie dabei.

‚Na gut', dachte ich. ‚Meine Arbeit ist wohl erledigt. Dann kann ich ja gehen.'

Ich ging an Viola vorbei, winkte ihr noch kurz zu und machte mich Richtung Ausgang.

Im Gang öffnete sich rechts von mir eine Tür und Mirko kam heraus. Er erkannte mich ebenfalls sofort und legte mir einen Arm um meine Hüften.

„Wannnn bist du geeekommen?", wollte er wissen

„Gerade eben.", gab ich zu Antwort. „Ich wollte eben wieder gehen. Ich habe eine Frau namens Viola hergebracht und wollte wieder los."

„Waaass?", schrie er mich an. „So laut hier", versuchte er dann zu erklären.

Etwas lauter wiederholte ich: „VIOLA, DA DRÜBEN BEI CLAUDIA!"

„AHHH", machte er zurück und drehte sich kurz in das Zimmer aus dem er gerade gekommen war. „TOM, DEINE FRAU IST DA"

Oh, sie war verheiratet. Ehrlich gesagt wäre es auf seltsam gewesen, wenn sie das nicht gewesen wäre. Sie war fast so groß wie ich, blond und ziemlich gut aussehend. Sie war nicht direkt dürr, aber sie hatte Kurven, was ich ja vorhin beim Halten ihrer Hüften fest stellen konnte. Trotzdem fühlte ich den kleinen Stich in der Magengegend.

Dann tauchte in Mann hinter Mirko auf. Das musste Tom sein.

Etwas größer als ich, breitschultrig, schlank und mit einem angenehmen Lächeln im Gesicht.

‚Angenehmes Lächeln? Was meine ich damit?', stellte ich mir selbst die Frage.

Es war so ein Lächeln, bei dem man automatisch mit lächelte. Irgendwie war er mir sofort sympathisch, genau wie seine Frau. Dennoch hatte ich hier den zweiten Stich im Magen.

„VIOLA? WO?", rief Tom.

Mirko und ich zeigten ins Hauptzimmer. Tom sah mich kurz an und schob sich dann an uns vorbei durch den Gang ins andere Zimmer.

Für mich war also alles erledigt und ich machte mich schon auf in Richtung Wohnungstüre als Mirko mich festhielt.

„Willlst du ssschon gehen?", fragte er. „Komm, ein Bier. Auf meinen Geburtstag."

Er zog mich mit sich. Ich wehrte mich nicht großartig, weil es hier ganz witzig zu sein schien und ich sowieso nichts anderes vor hatte, als eben vor dem Fernseher zu sitzen und meine Serie zu sehen.

Wir gingen also zurück ins Hauptzimmer wo ich Viola und Tom sich umarmend und küssend wieder sah.

Claudia war schon nicht mehr zu sehen.

Mirko zog mich immer noch hinter sich her, raus auf den Balkon.

„Daaa ist Helles, da Weizen und dasss da weiss ich nicht was es ist."

Er hob eine kleine Flasche 0.3er Größe hoch und stellte sie gleich wieder zurück.

„Alokoholfrei", brummte er.

„Du Mirko, wenn ich dich schon mal da hab." Mirko warf seinen Kopf in meine Richtung.

„Was?", wollte er wissen. „Du kannnst Claudiaaa nicht haben, die issst meinne"

„Was?", meinte ich verwundert. „Nein, wie kommst du darauf?"

„Na, du kuckst immerr so, wenn sie vorbeiläuft. Da hab ich gedacht du du stehst auf sssie", erklärte er mir.

„Was?", wiederholte ich. „Ich? Echt?" Ein wenig ertappt fühlte ich mich schon. Ich dachte man merkt nicht, wenn ich ihr mal einen kurzen Blick hinterherwerfe, wenn sie den Einkauf aus dem Auto rein brachte und sich dabei in den Kofferraum bückte. Nicht, dass ich ihr hinterher fuhr, wenn sie einkaufen war, ich war nur zufällig ebenfalls gerade heimgekommen an dem Tag, wenn sie auch kam.

Das glaubt mir jetzt wieder keiner, obwohl es so war.

Aber jetzt wo ich so darüber nachdachte würde ich es vermutlich auch nicht glauben. Egal.

„Quatsch", versuchte ich kopfschüttelnd die Wahrheit abzuwehren. Ich kam ja mit Mirko und Claudia super aus und wollte dieses Verhältnis nicht zerstören.

„Ich habe vielleicht geschaut, ob ich ihr helfen kann beim Tragen oder so. Ihr helft mir auch immer irgend was."

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