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Der Hauch ihrer Stimme - Kapitel 01

Geschichte Info
Das Leben eines erfolglosen Hausmanns gerät aus den Fugen.
4.1k Wörter
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Kapitel 1 - Schuld

„Schatz, hast du meine Schlüssel irgendwo gesehen?"

Mayas Stimme kam aus dem Hausflur. Dean hätte seine Frau fast nicht gehört, und das obwohl er direkt nebenan im Wohnzimmer saß und dort seinen Morgenkaffee trank. Maya hatte schon in der Grundschule immer die zarteste Stimme von allen gehabt, weshalb die Lehrer sie meist nach vorne gesetzt hatten, damit sie die Antworten des Mädchens überhaupt hören konnten. Und das zu Deans Glück, denn hätte ihr Mathelehrer sie damals nicht nebeneinander gesetzt, dann wären sie niemals so enge Freunde geworden und hätten schon gar nicht geheiratet.

„Hast du mal am Haken neben der Tür nachgeschaut? Da wo du ihn gestern Abend hingehängt hast?", schlug Dean vor und beobachtete durch den offenen Türrahmen hindurch, wie sich Mayas Schatten auf der Wand dahinter bewegte.

„Was denkst du denn? Da habe ich doch direkt als erstes nachgesehen und der Schlüssel ist ganz bestimmt nicht..."

Nach einem kurzen Augenblick des Schweigens tauchte im Türrahmen plötzlich Mayas Hand auf. Zwischen Daumen und Zeigefinger baumelte der Schlüsselbund.

„Hab sie gefunden!", bemerkte Maya, sogar noch leiser als zuvor.

„Wo waren sie denn? Etwa am Haken?", zog Dean seine Frau auf.

„Ich gehe dann jetzt, bis später!", wich Maya der Frage aus und riss die Haustür auf. Dean lachte in seine Tasse hinein.

Im zweiten Stock polterte es, als Catherine, ihre gemeinsame Tochter, die Treppe zu ihrer Mutter hinunterstürmte. „Aber verspäte dich diesmal nicht, du hast versprochen mit mir nochmal meine Bewerbungen für die Uni durchzugehen", rief sie Maya entgegen.

„Das kann ich doch auch machen", bot Dean an. Catherine, die er im Gegensatz zu seiner Ehefrau von seinem Sitzplatz im Wohnzimmer aus gut sehen konnte, zog die Augenbrauen hoch und schürzte die Lippen. „Ja? Du willst mir helfen? Wie ist das bei dir denn damals abgelaufen? An welcher Universität hast du denn so studiert?"

Catherine verschränkte die Arme und neigte erwartungsvoll den Kopf. Dean musste den Blick senken. Sie hatte ja Recht, beruflich hatte er es nicht besonders weit gebracht. Im Gegensatz zu Maya, die inzwischen einen einflussreichen Posten im Vorstand einer Aktiengesellschaft innehatte. Alle ihre Kollegen hatten nur gute Worte für sie übrig und sie war einer der beiden Kandidaten für die Stelle als CEO, die Peter Langley bald aufgrund seines hohen Alters aufgeben würde. Er hingegen... Nach einem wenig erfolgreichen Versuch IT zu studieren, hatte er seine Träume, irgendwann einmal viel Geld zu verdienen, ziemlich bald begraben. Und als kurz darauf bereits Marcus, ihr Sohn zur Welt kam, hatte Dean angeboten, sich zuhause um die Erziehung der Kinder zu kümmern. Vielleicht hatte er gerade deshalb ein so gutes Verhältnis mit Marcus und ein schlechtes Verhältnis mit Catherine, auch wenn das früher einmal anders gewesen war.

„Und? Ich höre...?", stichelte Catherine. Anstelle ihres Mannes antwortete Maya, die auf ihre Tochter zu ging und sie zum Abschied umarmte. Als er seine Frau im Türrahmen auftauchen sah, wurde Dean plötzlich ganz warm im Gesicht. Er wurde ja wohl nicht rot? Obwohl die beiden schon seit 20 Jahren ein Paar, und seit 19 Jahren verheiratet waren, fühlte Dean noch heute für Maya wie damals, in dieser ersten Mathestunde, in der er sie zum ersten Mal aus der Nähe gesehen hatte. Mit ihren hübschen, roten Locken und dem schmalen Gesicht mit den Sommersprossen, die sie sich bis zum heutigen Tage behalten hatte. Richtig verliebt hatte er sich dann etwas später in der großen Pause, als Maya diesem Fiesling Eric die Stirn geboten hatte.

Maya löste sich aus der Umarmung mit ihrer Tochter, hielt aber stattdessen weiterhin ihr Gesicht in ihren Händen.

„Keine Sorge, ich bin heute Abend rechtzeitig wieder Zuhause. Versprochen, ja? Und ärger die beiden Männer nicht!", wies Maya ihre Tochter mit einem strengen Ton zurecht. Allerdings hatte ihre strenge Stimme noch nie auf irgendjemanden besonders Eindruck gemacht. Dean fand es sogar jedes mal irgendwie niedlich, wenn sie versuchte ihrer Stimme stärke zu verleihen.

„Und um dich bei deinem Vater zu entschuldigen, fährst du Marcus heute zur Arbeit, haben wir uns da verstanden?", fügte Maya hinzu.

Dean kräuselte amüsiert die Lippen. Das hatte Catherine jetzt davon. Unter dem Protest ihrer Tochter wandte sich Maya ab, winkte Dean zum Abschied zu und grinste dabei so sehr, dass sie ihre kristallblauen Augen fast komplett schloss.

Dean winkte zurück und leerte in einem einzigen Zug seinen Kaffee.

***

Sein Handy klingelte, als Dean gerade beim Geschirrspülen war. Marcus und Catherine waren gerade erst losgefahren, weshalb er alleine zuhause war. Die Gelegenheit hatte er nutzen wollen, um den täglichen Arbeiten im Haus nachzugehen, in denen er als langjähriger Hausmann inzwischen ziemlich viel Erfahrung hatte und darum auch sehr zügig voran kam. Gerade deshalb störte ihn aber jede Art von Verzögerung. Zunächst zog er es in Erwägung, gar nicht ans Telefon zu gehen, aber er machte sich auch immer sorgen, dass seinen Kindern oder seiner Frau etwas zugestoßen sein könnte. Er wollte nicht schon wieder so einen Anruf bekommen, wie damals.

Er nahm schließlich doch seinen Mut zusammen, fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und streckte die Hand nach seinem Smartphone aus. Je näher er dem verfluchten Ding kam, desto größer wurde der Drang es im Spülbecken zu ertränken. Dennoch schluckte er seine Angst herunter und drückte auf den grünen Hörer auf dem Display.

„Ja, hallo?", meldete sich Dean mit zitternder Stimme. Zu seiner Erleichterung hörte er am anderen Ende heiteres Gelächter.

„Dean, bist du's?", lachte eine schrille Frauenstimme. Es dauerte einen Augenblick, aber dann fiel Dean wieder ein, woher er sie kannte.

„Hey, Alison! Mensch, das muss ja bald ein Jahrzehnt her sein, oder?", stammelte er als Antwort. Jetzt war er nicht bloß erleichtert, dass es nicht die Polizei war, sondern vor allem, dass Maya gerade nicht Zuhause war. Auch wenn Dean und Alison immer sehr gut miteinander ausgekommen waren, konnte man das gleiche nicht über die beiden Frauen behaupten. Vielleicht war seine Ehefrau sogar ein wenig eifersüchtig auf die Blondine gewesen, mit der Dean früher immer viel Zeit verbracht hatte.

„Ich glaube, seit eurer Hochzeit nicht mehr, oder? Ich habe auf jeden Fall von euren Kindern nicht mehr als gelegentliche Fotos gesehen", korrigierte Alison ihren Freund. „Aber warum ich überhaupt anrufe: Ich bin im Moment in der Stadt und dachte mir, ich könnte ja mal bei euch vorbeischauen? Maya würde ich natürlich auch gerne wiedersehen. Ich habe zwar die ganze Woche beruflich zu tun, aber vielleicht zu einem Abendessen oder so?"

Dean sog scharf die Luft ein. Natürlich. Alison wusste ja gar nicht, wie wenig Maya für sie übrig hatte. Selbst Dean wusste das erst seit dem einen Urlaub in Florida, in dem sich die beiden einen Cocktail zu viel genehmigt hatten. Vom Fusel redselig geworden, hatte Dean so einiges Geheimnis seiner Frau erfahren, was ihm zuvor unbekannt gewesen war.

„Dean? Bist du noch dran?", kam es aus dem Handylautsprecher. „Ja, natürlich", antwortete er prompt. Kaum hatte er das gesagt, hieß es auch schon vom anderen Ende: „Na prima, dann am Mittwoch? Ich bin so gegen Drei Uhr bei euch, dann haben wir auch noch ein wenig Zeit, um gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen!"

Dean wollte gerade aufklären, dass es nur ein Missverständnis war, und er ohne die Zustimmung seiner Frau dem Besuch nicht zusagen könnte, da hatte Alison aber auch schon aufgelegt.

„Alison? Hallo? Alison!", rief Dean in den Hörer. Er seufzte und schloss erschrocken die Augen. Das konnte ja was werden. Sollte er vielleicht zurückrufen und Alison absagen? Andererseits würde es ihn schon freuen, sie nach so langer Zeit einmal wiederzusehen. Und wer weiß, vielleicht standen die Dinge ja inzwischen anders zwischen den beiden Frauen? Schließlich hatte Dean seinen Standpunkt klar gemacht. Er liebte Maya und hatte mit ihr eine Familie gegründet. Wie also könnte Maya da eifersüchtig auf Alison sein?

Am besten wäre es, er würde Maya wenigstens frühzeitig vorwarnen. Dean warf einen Blick auf die Uhr auf dem Lockscreen seines Smartphones. 12:30. Um die Zeit legte Maya meistens eine Mittagspause ein. Also wählte Dean schnell die Nummer seiner Frau und hielt sich das Handy wieder ans Ohr. Der Signalton summte. Ein mal. Fünf mal. Zehn mal. Aber Maya meldete sich auch dann nicht.

„Vielleicht arbeitet sie doch durch? Schließlich will sie sich gerade wenn eine Beförderung im Raum steht von ihrer besten Seite zeigen", mutmaßte Dean. „Trotzdem eigenartig."

Wieder schlich sich hinterrücks die Sorge an ihn heran, aber er wollte auf keinen Fall etwas überstürzen. Es war gerade einmal Mittag, was konnte da schon schlimmes passieren? Und wäre sie auf der Arbeit gar nicht aufgeschlagen, dann hätte sich bestimmt jemand bei ihm gemeldet.

Dean legte das Handy zurück auf den Küchentresen und versenkte wieder seine Hände im schaumigen Spülwasser. Im Kopf ging er durch, was er noch alles zu erledigen hatte, bis seine Frau zurück nach Hause kam. Er hatte schon die ganze Wohnung gesaugt, die Fenster geputzt, gleich wäre er auch mit dem Spülen fertig. Er musste also nur noch alle Blumen im Wohnzimmer gießen, die Wäsche aus dem Trockner holen und den Müll aus Catherines Zimmer nach draußen bringen. Früher hatte er auch Marcus Zimmer aufgeräumt, wenn der auf der Arbeit war, aber vor einigen Wochen hatte der junge Mann seinen Vater gebeten, das doch ihm zu überlassen. Seitdem sah es in seinem Zimmer aus wie auf einem orientalischen Basar, aber wenigstens war das jetzt nicht mehr Deans Problem.

In seinem Kopf schätzte er grob ein, wie lange es wohl dauern würde, bis er mit der Hausarbeit fertig wäre. Zu seinem Glück sah es ganz danach aus, als würde noch genug Zeit übrig bleiben, um noch eine Folge von „Space Colony Beta" zu schauen, mit Abstand seine Lieblingsserie im Moment. Er war schon immer ein großer Fan von Science Fiction gewesen, auch wenn dieses Hobby im ganzen Haus niemand mit ihm teilte. Früher, wenn die ganze Familie abends vor dem Fernseher versammelt gewesen war, da hatte es immer viel Streit darum gegeben, was man nun am besten schauen wollte. Am Ende hatte sich Dean meistens breitschlagen lassen, und sich seiner Familie untergeordnet. Trotzdem erinnerte er sich gerne daran zurück. Ein wenig vermisste er die gemeinsame Zeit. Catherine hatte sich mit der Pubertät nicht mehr besonders für Filmabende interessiert, und sich vor allem von ihrem Vater distanziert. Marcus wollte lieber mit seinen Freunden in seinem Zimmer zocken, als sich mit seinen peinlichen Eltern abzugeben und riegelte dann meistens sein Zimmer ab. Und Maya war Abends meist viel zu müde von der Arbeit und stieg dann sofort ins Bett.

Und wenn Dean die Wahl hatte, ob er einen Film, oder eine Serie schauen wollte, oder lieber etwas Zeit zu zweit mit seiner Frau, da fiel ihm die Entscheidung leicht. Bei diesem Gedanken fing Deans Herz plötzlich schneller an zu schlagen. Vor seinem Inneren Auge blitzte kurz ein Bild von seiner Frau auf, in dem seidenen roten Nachthemd, dass er ihr zum 10. Hochzeitstag geschenkt hatte. Ihm wurde flau im Magen. Nicht auf eine schlechte Art und Weise, wie wenn man etwas schlechtes gegessen hat. Sondern ganz so wie auf einer Achterbahn, in den ersten Sekunden in denen es bergab geht.

Die Maya vor seinem Inneren Auge kniete sich auf das Ehebett und lächelte ihn wissend an. Dann glitten ihre Hände langsam an ihrer Taille hinunter, formten ihre Hüfte nach und glitten dann unter den Saum des Nachthemds. Dort schob sie die rote Seide vorsichtig nach oben. Ein blubberndes Kichern entwich der schüchternen Frau. Sie war genauso rot im Gesicht, wie Dean jetzt gerade in diesem Moment sein musste. Seine Hand mit dem Spüllappen glitt leise schmatzend in das Glas ein und dann wieder heraus. Die imaginäre Maya genoss es scheinbar sehr, ihren Mann heiß zu machen, denn je höher der Saum ihres Kleids rutschte, desto langsamer wurde sie dabei. Dean zog die Hand wieder aus dem Glas, nur um sie langsam wieder hineinzustoßen. In seinem Kopf hallte das Stöhnen seiner Frau wieder, genauso leise wie ihre Stimme auch sonst immer war.

Sie öffnete die rot angemalten Lippen, lächelte selbstsicher und...

„Bin wieder Zuhause, Dad!"

Die Haustür flog mit einem lauten Knall auf und Catherine stolperte in den Hausflur. Dean, der so in seiner Vorstellung versunken war, dass er die Welt um sich herum vollkommen vergessen hatte, erschrak und riss die Hände in die Höhe. Das Trinkglas flutschte ihm aus den Fingern, fiel auf die Küchenfliesen und zerschellte kreischend in tausende Einzelteile.

„Verflucht!", entfuhr es Dean. Noch bevor er nach einem Handtuch greifen und sich die Hände trocknen konnte, streckte seine Tochter den Kopf in die Küche. „Alles in Ordnung?"

Dean nickte und schob vorsichtig die Scherben mit den Füßen zusammen. Er traute sich nicht, sich umzudrehen, denn sein Gesicht war immer noch sehr heiß und als er so plötzlich aus seinen Fantasien gerissen wurde, da hatte er erst bemerkt, wie hart er gewesen war. Jetzt, wo seine Tochter direkt hinter ihm stand, raste ihm vor Angst das Herz. Wenn er bedachte, wie Catherine jede Gelegenheit ergiff, um sich über ihn lustig zu machen, befürchtete er dass sie auch diese Chance nicht ungenutzt vorbeiziehen lassen würde. Dean konnte hören, wie sie in die Küche hereinkam. „Willst du die Scherben nicht auffegen? Oder wartest du nur darauf, dass Mama nach Hause kommt und das für dich erledigt? So wie heute Früh?", blaffte Catherine und stieg in großen Schritten über den Scherbenhaufen.

Ihre Füße platschten, wenn sie auf den Küchenfliesen auftrat, wahrscheinlich hatte sie sich schon im Hausflur die Schuhe und Strümpfe ausgezogen. Klappernd wurde die Kühlschranktür aufgerissen.

„Sei vorsichtig", warnte Dean, weiterhin zur Spüle gedreht, und ohne Anstalten zu machen, die Kehrschaufel aus der Abstellkammer zu holen. „Nicht, dass du noch in eine Scherbe trittst."

Ein Milchkarton knallte auf die Anrichte und plötzlich tauchte Catherine direkt neben Dean in seinem Augenwinkel auf. Er erschrak erneut, tauchte seine Hände in das Spülwasser und drehte seinen Unterkörper leicht zur Seite, in der Hoffnung, dass Catherine nicht zu genau hinsah.

„Vielen Dank auch, Papa. Da wäre ich ja niemals drauf gekommen."

Dean spürte plötzlich wie er noch röter wurde, als er den warmen Atem seiner Tochter in seinem Nacken spürte. Sie war größer als er und darum warf sie einen langen Schatten über das Spülbecken, in dem nach wie vor seine Hände nach schmutzigem Geschirr suchten, das schon längst nicht mehr darin zu finden war. „Entschuldige. Natürlich weißt du das", stammelte er heiser. Catherine seufzte daraufhin bloß genervt.

Sie war wahrscheinlich immer noch wütend wegen ihrer Bestrafung vom Vormittag. Und das ließ sie natürlich an ihm aus. Deans Mutter hatte ihn damals noch gewarnt. „Verhätschel das Mädchen nicht zu sehr, oder sie verliert am Ende noch den Respekt vor dir."

Aber er hatte nicht auf sie gehört und auch wenn er es in Momenten wie diesen ein wenig bereute, nicht so streng mit seinen Kindern gewesen zu sein, alles in allem war er ganz zufrieden damit, wie sie sich entwickelt hatten. Selbstbewusst, unabhängig und selbstständig. Was sollte man sich da noch mehr wünschen? Er hatte sie einfach immer lächeln sehen wollen, statt dass sie weinen musste. Aber jetzt hatte zumindest Catherine diese Kälte in ihrem Blick, wann immer sie ihn ansah. Als hätte sie kein bisschen Liebe mehr für ihn übrig. Was würde Dean darum geben, sie nur noch einmal so lachen zu sehen wie an ihrem vierten Geburtstag, als er ihr das Malbuch geschenkt hatte, dass sie sich so sehr gewünscht hatte. Oder wie sie ihn freudestrahlend umarmt hatte, als er sie nach ihrem ersten Schultag abgeholt hatte.

„Autsch, verflucht!", entfuhr es Catherine und abermals rief sie Dean aus der Vergangenheit in die Gegenwart zurück. Sie sog scharf die Luft ein und ließ sich schnell auf einen Küchenstuhl fallen. Ohne daran zu denken, dass er nach wie vor einen Ständer hatte, wirbelte Dean herum, trocknete in Windeseile seine Hände ab und kniete sich neben seine Tochter. Sie hatte ihren rechten Fuß angehoben, auf ihrem linken Knie abgelegt und betrachtete nun die Fußfläche. Vereinzelt tropfte dunkelrotes Blut auf den mit Scherben übersäten Fliesenboden.

„Lass mich mal sehen", schlug Dean vor, und kam vorsichtig auf sie zu, Catherine schlug daraufhin wütend mit der Faust auf den Küchentisch. „Das ist alles deine Schuld! Wieso hast du die Scherben nicht direkt aufgefegt? Du bist so ein Schwachkopf, Papa! Ein nutzloser, beschränkter Niemand, das bist du!"

Dean seufzte. Er spürte wie seine Augen feucht wurden. Und irgendwie schien sich in seinem Bauch etwas umzudrehen. Die Verzweiflung, die ihn überkam wegen der harschen Worte seiner Tochter schienen jede Faser in seinem Körper gleichzeitig zu berühren. Gleichzeitig redete er sich ein, dass sie ja nur aus der Wut heraus sprach, und es bestimmt nicht so meinte. Oder?

„Du bleibst hier sitzen, ich hole einen Verband, in Ordnung?", schlug er vor, schob die Scherben mit den Füßen in Richtung Spüle und damit von Catherine weg und ging im Schnellschritt ins Bad. Nach einer Weile kam er mit einem Pflaster, Desinfektionsmittel und einer Rolle Mullbinde wieder aus dem Badezimmer.

Catherine war scheinbar ins Wohnzimmer gehumpelt, und saß nun auf dem Armsessel, den verletzten Fuß auf dem Kaffeetisch abgesetzt. Auf den Schnitt presste sie fest ein mehrfach gefaltetes Küchenpapier, das aber längst eine dunkelrote Färbung angenommen hatte.

Dean kniete sich neben ihrem Fuß auf den Teppichboden, nahm ihr das Küchentuch ab und besah sich die Wunde darunter.

„Sieht gar nicht so schlimm aus, wie ich befürchtet hatte. Aber einen Verband mache ich trotzdem drum, nur zur Vorsicht."

Catherine verdrehte die Augen. „Vorsichtig, na das kannst du j..."

Mit einem leichten Anflug von Genugtuung lächelte Dean, als er das Desinfektionsmittel auf die Verletzung sprühte und seiner Tochter die Gemeinheiten im Munde stecken blieben.

Er bemerkte aber auch, wie sie vor Schreck vom Brennen und der Kälte des Alkohols die Zehen spreizte und plötzlich durchfuhr ihn ein Blitz. Er neigte sich vor und keuchte kurz auf. Er hatte seine Erregung von vorhin ganz vergessen und hatte auch nicht bemerkt, dass eher der Gegenteil eingetreten war, seit Catherine in die Küche gekommen war. Aber aus irgendeinem Grund hatte der nackte Fuß seiner Tochter plötzlich etwas in ihm ausgelöst, dass ihm bislang immer verborgen gewesen war. Der Stoff der Unterhose an der Spitze seines Glieds fühlte sich plötzlich feuchter an als zuvor. Gekommen war er zwar wahrscheinlich nicht, aber das Gefühl war beinahe so intensiv gewesen und das Vorejakulat schien nur so aus seinem Schwanz zu quillen.

„Papa?", fragte Catherine mit einer ungewöhnlichen Unsicherheit und Besorgnis in der Stimme. „Ist alles in Ordnung? Es sah kurz so aus als hättest du Schmerzen. Dean zwang sich zu einem Lächeln und veränderte seine Sitzposition so, dass sein linkes Bein zwischen seinem voll erigiertem Penis und seiner Tochter stand. Ihm war etwas übel, wie einem nun mal übel wurde, wenn einem etwas peinlich war, oder wenn man erregt war, Dean kannte in diesem Augenblick keinen großen Unterschied dazwischen. Ihm unbemerkt huschte ein Lächeln über Catherines Lippen.

„Oder hat dich der Anblick der Füße deiner eigenen Tochter etwa aus der Fassung gebracht", säuselte sie, wahrscheinlich bloß um ihn aufzuziehen, ungeahnt der tatsächlichen Wirkung, die sie auf Dean hatte. Er lachte gequält und sah rasch und peinlich berührt zu dem Pflaster und den Mullbinden, als Catherine damit begann, mit den Zehen Wellen zu schlagen.

„Ich denke, vielleicht reicht auch ein Pflaster", murmelte er, löste die Schutzstreifen vom Pflaster ab und presste es, darauf bedacht ihre wackelnden Zehen zu ignorieren, auf Catherines Fußfläche, bevor er sich von ihr wegdrehte, auf die Toilette stürmte und so schnell er eben konnte die Mullbinde und das Desinfektionsmittel in den Medizinschrank räumte. Er wollte das Bad schon wieder verlassen, als er bemerkte, dass seine Hose noch immer ausgebeult war.

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