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Der letzte Knopf

Geschichte Info
von der wunderbaren Veränderung eines Menschen.
7.8k Wörter
4.7
10k
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Der letzte Knopf

Ich glaube, ich war noch nie in meinem ganzen Leben so kaputt und müde, andererseits aber so aufgewühlt und angespannt wie gerade jetzt in diesem Augenblick.

12 Stunden Flug von Zürich nach Singapur hatte ich in den Knochen, 3 Stunden Aufenthalt, dann weitere 3 turbulente Flugstunden nach Hanoi, von dort aus eine nicht enden wollende Autofahrt mit einem gemieteten Geländewagen in den Norden in die Nähe von Yen Bai.

Ich bin zwar erst 26, kräftemäßig eigentlich ganz gut drauf, aber dieser Schleif und die Umstellung auf eine komplett andere Zeit- und Klimazone waren schon heftig.

Aber jetzt stand ich vor dem traumhaft gelegenen Gästehaus der kommunalen Behörde, ein strohgedecktes flaches Holzhaus, zur überdachten Veranda hin offen, am Hang knapp oberhalb eines Sees gelegen, umgeben von hohen Palmen. Das sollte für die kommenden 8 Wochen mein Domizil, Stützpunkt und Büro sein.

Ja, ich war beruflich hier. Ich arbeite in der Schweiz für ein aufstrebendes Unternehmen, das sich auf den Bau und die Programmierung von kleinen Transportdrohnen spezialisiert hat. Hier im Norden Vietnams gibt es eine Menge abgelegener Siedlungen, die in Notfällen beispielsweise medizinischer Art nur mit großer zeitlicher Verzögerung zu erreichen sind. Für eine Drohne wäre beispielsweise ein Medikamententransport sehr kurzfristig zu realisieren, genau wie allerlei andere denkbare zivile Einsatzvarianten. Unser Geschäftsführer mit vietnamesischen Wurzeln und entsprechenden Kontakten hatte die örtliche Provinzregierung dafür gewinnen können, anhand einiger ausgewählter Siedlungen das alles zu testen. Meine Aufgabe in den kommenden Wochen bestand nun darin, innerhalb dieses Pilotprojekts vor Ort die einzelnen infrage kommenden Landeplätze festzulegen, die entsprechenden Koordinaten zu ermitteln und mittels der Geländeprofile eine entsprechende Flugroute zwischen diesen Landepunkten und dem zentralen Verteilzentrum zu programmieren.

Einen schöneren und interessanteren Job konnte ich mir in dieser Sekunde nicht vorstellen, und so stand ich da auf der Veranda, schaute auf den See und genoss die warme Dämmerung am Ende dieses extrem langen Tages.

„Hallo, herzlich willkommen, ich heiße Lien."

Verdutzt drehte ich mich um.

Vor mir stand eine junge Frau, fast so groß wie ich, ihre dichten schwarzen Haare zu einem groben Zopf geflochten, der erst an ihrer Hüfte endete, bekleidet mit einem hochgeschlossen grünen Kleid, das fast bis zum Boden reichend faltenlos ihren schlanken Körper umhüllte, eine echte Schönheit.

Sie zuckte angesichts meiner überraschten Reaktion zusammen und sah mich mit ihren tiefdunklen Augen erschrocken an.

„Verzeihung, ich wollte nicht unhöflich sein..."

Ihr perfektes Französisch war nahezu akzentfrei, während ich meine schweizer Herkunft kaum verbergen konnte.

„Nein, nein, sorry aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass hier noch jemand ist. Ich heiße Sven.."

„Ja, ich weiß. Hattest du eine gute Anreise?"

„Ja, allerdings lang, sehr, sehr lang und ermüdend."

„Darf ich dir das Haus zeigen oder dir etwas zu essen machen?"

Das Haus zu zeigen, war in einer Minute erledigt, weil es eigentlich nur aus einem einzigen großen Raum bestand, mit einem riesigen Bett in der Mitte, ein paar kleine Schränke an der Seite. Eine kleine Küche mit einem Kühlraum befand sich hinter dem Haus, ebenso Dusche und Toilette. Auf der großen Veranda standen Tisch, Stühle und 2 große Liegen. Und natürlich ein großer Schreibtisch mit Blick auf die Berge, einfach traumhaft.

„Oh ja, Hunger hätt ich schon..."

„Gib mir 15 Minuten." Dienstbeflissen machte sich Lien auf den Weg in die Küche.

Irgendwie fühlte ich mich nicht ganz wohl in meiner Haut, da mir diese Art von Unterlegenheitsgesten äußerst befremdlich waren.

Andererseits war ich froh, jemanden fragen zu können. Einige Dinge waren für mich völlig ungeklärt, wie z.B. Essen, Wäsche waschen und so die Dinge des täglichen Lebens. Ich kannte nur die Einzelheiten meines Jobs. Alles weitere, so sagte man mir, würde ich vor Ort erfahren. Und das war jetzt und hier.

Während Lien in der Küche beschäftigt war, räumte ich meine 20 Kilo Gepäck in die Schränke, haufenweise T-Shirts und kurze Hosen.

Nach einer Weile kam Lien mit einer großen Schüssel mit gebratenen Nudeln und Fleisch aus der Küche und stellte sie auf den Tisch, es roch fantastisch. Als sie dann nur einen Teller daneben stellte, fragte ich sie, ob sie denn keinen Hunger habe.

„Ja schon, aber ich esse in der Küche."

Ich lachte sie an.

„Ja, das fehlt grad noch. Komm, setz dich zu mir, iss mit mir und erzähl mir etwas über dich und das, was mich hier erwartet."

Man spürte förmlich ihre Verunsicherung, aber sie holte sich Teller und Stäbchen und setzte sich mit mir an den Tisch.

Die ersten Minuten verstrichen schweigend, ich hatte einen Mordshunger, und diese scharf gebratenen Nudeln mit viel Gemüse und etwas Fleisch waren genau nach meinem Geschmack.

Ich machte ihr ein großes Kompliment, und Lien quittierte es mit einem verlegenen Lächeln.

„Sag mal, was sind jetzt konkret deine Aufgaben hier?" fragte ich sie etwas forsch.

Und wieder nahm ich diese merkwürdige Verunsicherung in ihren Augen wahr. Sie antwortete langsam und stockend:

„Ich bin hier für alles da, was du brauchst..."

Mit dieser Aussage konnte ich jetzt wenig anfangen, da sie Spielraum ließ für alle möglichen Deutungen.

„Also Empfangskomitee, Haushalt, Hausmeisterin..."

Wieder schaute sie mich etwas ratlos mit ihren großen dunklen Augen an.

„Ich bin für dich da. Du bekommst von mir alles, was du brauchst."

Alles, was ich brauche...? Ich wusste nicht, was ich darunter verstehen sollte. Ich versuchte es noch einmal.

„Lebst du hier in der Nähe?"

„Ich komme aus einem kleinen Dorf hier in den Bergen." Sie antwortete leise, ohne mich anzuschauen.

„Ist das weit weg?"

„Ja, so 2 bis 3 Stunden braucht man da schon."

„Oh, also wohnst du zur Zeit hier in der Nähe?"

Ich schaute sie interessiert an und spürte, wie sie innerlich zusammenzuckte, so als würde sie meine Frage überhaupt nicht verstehen.

Schließlich antwortete sie ganz leise:

„Ich wohne hier."

Hier? Ich verstand nicht ganz.

„Nein, ich meine, wo wirst du heute übernachten?"

Kaum hörbar flüsterte sie völlig verunsichert:

„Na hier..." und deutete auf das große Bett.

Jetzt war ich fassungslos und wusste nichts zu sagen. Ich dachte eigentlich, das Bett wäre für mich gedacht.

In diesem Augenblick klingelte mein Telefon. Mir fiel in der Sekunde auf, dass ich mich noch gar nicht bei meinem Arbeitgeber gemeldet hatte, jetzt war er es, der mich anrief.

„Hallo Rudi,... ja, sorry, ich weiß, aber es war ein ziemlicher Schlauch heute."

Rudi fing gleich an, mir von irgendwelchen Dateien zu erzählen, die ich mir vom Server runterladen sollte. Ich muss gestehen, dass mein Kopf gerade anderweitig beschäftigt war.

Schließlich fragte er mich danach, wie ich denn untergebracht sei, und ob dass alles so in Ordnung wäre.

„Ja du, das ist einfach traumhaft hier, ich hab nur ein kleines Problem: Hier ist so ein junges Mädchen, die scheinbar auch hier wohnt, und ich weiß gerade nicht, wie ich damit umgehen soll."

Schweigen am anderen Ende.

„Rudi...?"

„Ja, ich bin noch dran... Hat dir der Chef denn nichts von ihr erzählt?"

„Nein, wieso? Was hätte er mir denn über sie sagen sollen?"

„He, du Glückspilz. Das Mädel ist für dich da, das gehört zum Service vor Ort. Sie sorgt für Essen und Trinken, Saubermachen und Waschen und, jetzt kommt`s: Sie geht auch ins Bett mit dir."

Stille, das musste erst einmal sacken.

„He, Sven bist du noch da?"

Ich hatte mich inzwischen etwas vom Haus entfernt und reagierte ziemlich erbost.

„Sag mal, wollt ihr mich verarschen, ihr schickt mir hier ne Nutte ins Haus, womöglich auch noch minderjährig, seid ihr eigentlich noch ganz dicht..."

Rudi unterbrach mich lachend.

„Stopp mal, lass dir das erklären, das müsste eigentlich der Chef machen, weil der aus der Gegend stammt, aber der ist gerade in einer längeren Besprechung. Also pass auf: Das Mädchen ist keine Prostituierte und garantiert auch alt genug. Die sind in dieser Gegend etwas anders gestrickt. Du bist da für mehrere Wochen, und da gehört es zur selbstverständlichen Gastfreundschaft, dass man dich mit restlos allem versorgt, was du so im täglichen Leben benötigst. Und dazu gehört nach deren Verständnis nun auch regelmäßiger Sex. Wärst du eine Frau, hätten sie dir einen Mann beigestellt, oder vielleicht auch eine Frau, ganz nach Bedarf. Die macht das auch freiwillig ohne Zwang, für die ist das absolut normal, verlass dich darauf. Natürlich bekommt sie und ihre Familie Geld für das alles, die sind auch dringend darauf angewiesen."

Ich unterbrach seinen Redefluss.

„Sag mal, hörst du dir eigentlich beim Reden zu? Keine Nutte, wird aber bezahlt dafür? Geht`s noch?" Ich war fassungslos.

„Nein... bitte... sie wird bezahlt für alles, was sie da macht, nicht speziell dafür, dass sie mit dir ins Bett geht. Du musst ja auch nicht mit ihr vögeln, wenn du nicht willst. Das solltet ihr dann aber für euch behalten, sonst kriegt sie am Ende noch Ärger, weil die dann denken, das sie dir nicht gefällt. Die haben extra nachgefragt, welchen Typ Frau du so bevorzugst. Ich hatte mir irgendwie mal gemerkt, dass du nicht so sehr auf Riesenmöpse stehst, sondern eher so auf das kleine handliche. Aber wie gesagt, du musst nicht, ich würde es mir an deiner Stelle aber genau überlegen..."

Ich holte tief Luft für eine entsprechend vehemente Antwort, aber in diesem Moment brach die Verbindung ab. Das Handynetz in Vietnam mag zwar gut ausgebaut sein, ist aber störanfällig, und es war ein Gewitter im Anmarsch.

Langsam ging ich bei einsetzendem warmen Regen zurück unter das Dach der Veranda. Dort stand Lien in der Ecke und schaute mich verzweifelt an. Sie hatte zwar nicht mitbekommen, was ich am Telefon sagte, meinen aufgebrachten Tonfall glaubte sie aber sehr wohl interpretieren zu können.

„Es tut mir sehr leid, wenn ich dir nicht gefalle. Ich werde mich gleich bemühen, jemand anderes zu finden, spätestens morgen früh..."

Ich unterbrach sie.

„Nein Lien, bitte, das hast du völlig falsch verstanden." Ich rang verzweifelt nach passenden Worten.

„Du bist ein wunderschönes Mädchen. Ich habe nur eben erst erfahren, dass du... ich meine... dass du auch mit mir... also ins Bett gehen sollst. Aber das kann so nicht laufen, das will ich nicht, verstehst du?"

„Warum denn nicht, sag mir bitte, was dir an mir nicht nicht gefällt, ich werde ein anderes Mädchen finden, kein Problem."

Das darf doch alles nicht wahr sein.

„Nein, noch einmal, du bist traumhaft schön, aber um mit einer Frau Sex zu haben, gehört etwas mehr, zumindest für mich. Vielleicht bin ich doof oder altmodisch. Aber mit dir hat das nichts zu tun. Du bist eine echte Traumfrau, glaub mir."

Ich spürte, dass sie mir irgendwie nicht glaubte, dabei entsprach Lien tatsächlich genau meinem Beuteschema: Groß und schlank mit langen Haaren und augenscheinlich kleinen festen Brüsten.

Aber ich brachte es nicht fertig, meine moralischen Bedenken beiseite zu schieben. Ich hatte ständig diese notgeilen Typen vor Augen, die daheim keine Frau abkriegen, und die dann nach Fernost fliegen, um dort wahllos für billig Geld möglichst junge Asiatinnen zu ficken. Das war und ist nicht meine Welt, dieses Klischee wollte ich auf keinen Fall bedienen.

Im Moment wusste ich keinen Rat, wie mit der Situation umzugehen sei. Zudem überfiel mich schlagartig eine bleierne Müdigkeit, kein Wunder nach mehr als 20 Stunden ohne gescheiten Schlaf. Ich war hoffnungslos überfordert und konnte nicht mehr klar denken.

„Du Lien, sei mir nicht böse, aber ich kann nicht mehr, ich schlafe sonst noch im Stehen ein...lass uns bitte morgen weiterreden."

„Oh bitte verzeih, natürlich, ich richte gleich das Bett her, ich leg mich dann draußen auf die Veranda, ich bin auch ganz leise."

Das war genau der zweite Grund, warum ich mit diesem Mädchen niemals würde Sex haben können: Dieser devote Habitus, diese ständig unterwürfige Grundhaltung. Das kann ich nicht ab, da kann sie aussehen, wie sie will, da würde ich keinen hoch kriegen.

Irgendwie tat sie mir leid, und ich hatte das Bedürfnis, sie etwas aufzurichten.

Ich ging auf sie zu und legte meine Hände auf ihre Schultern.

„Lien, du wirst nicht auf der Veranda schlafen. Dieses Bett ist so riesig, da passen wir beide rein, ohne uns ins Gehege zu kommen. Und noch einmal, ob du es mir nun glaubst oder nicht: Du bist das schönste und verführerischste Mädchen, das mir seit langem begegnet ist."

Und dann wurde ich sehr eindringlich:

„Aber du solltest niemals mit irgendeinem fremden Kerl schlafen, nur weil man es von dir erwartet. Du wirst mal einen Mann finden, den du begehren wirst. Und den wirst du dann nach allen Regeln der Kunst verführen und er wird dir nicht widerstehen können, außer er ist schwul. Und mit dem wirst du dann wunderbaren und erfüllenden Sex haben. Aber WER das ist, und WANN das sein wird, das bestimmst nur DU ganz allein, und niemand ist befugt, dir da reinzureden. Ok?"

Sie sah mich mit ausdruckslosen Augen an.

Und dann ergänzte ich noch:

„Der Mann, der das mit dir erleben darf, ist absolut beneidenswert."

Das war jetzt vielleicht etwas dick aufgetragen, aber ich glaubte, dass sie eine solche Aufmunterung gebrauchen könnte, zumal ich es wirklich ernst meinte. Das Mädchen war eine Augenweide, aber mehr eben auch nicht.

Lien sagte nichts mehr.

Ich putzte mir noch die Zähne, kroch in mein Teil des Bettes und war trotz des heftigen Gewitters auf der Stelle eingeschlafen.

Als ich wieder wach wurde, wusste ich einen Moment lang nicht, wo ich mich befand. So tief, fest und lange hatte ich schon ewig nicht mehr geschlafen. Die Geräuschkulisse der tropischen Vogelwelt begleitete mein langsames Erwachen und ich räkelte mich genießerisch in Vorfreude auf die kommenden Wochen in dieser herrlichen Umgebung.

Ich schaute neben mich, das Bett war leer, sah aber leicht zerwühlt aus, Lien war tatsächlich meiner Anweisung gefolgt und hatte sich nicht zum Übernachten auf die Veranda verzogen.

Ich umfasste meine harte Morgenlatte und stellte mir vor, dass Lien unter anderem auch dazu bestimmt war, sich um die Beseitigung dieser morgendlichen Verhärtung zu kümmern. Und sie ist wirklich bildhübsch und verführerisch, mit ihr lustvoll zu vögeln muss ein wahres Fest sein.

Ich stellte mir vor, sie jetzt zu mir zu rufen, ihr meinen steifen Schwanz zu präsentieren, sie würde verschämt lächeln und sich ausziehen, sie würde ihren wunderschönen Körper auf das Bett drapieren, die Schenkel spreizen, ihren Kopf zu Seite drehen und die Augen schließen.

Und dann würde sie es klaglos erdulden, dass ich sie besteige, sie penetriere und mich an ihr befriedige.

Bei diesem Gedanken fiel meine Erektion in sich zusammen wie ein Souffle, das man zu früh aus dem Ofen geholt hat. Eine gruselige Vorstellung bar jeglicher lustvollen Erotik.

Aber Lien war nun mal da, und ich war fest entschlossen, unser platonisches Zusammenleben auf Zeit in irgendeiner Form zu organisieren.

Niemals wäre ich in dieser Sekunde auf die Idee gekommen, dass ich mich noch im Tagesverlauf gemeinsam mit Lien ins Koma vögeln würde. Eine absolut groteske Vorstellung, und doch sollte es so kommen.

Langsam stieg ich aus dem Bett, ging auf die Veranda, stellte mich ans Geländer und genoss die Aussicht auf den See und die Berge, ein Traum.

„Na, ausgeschlafen?" Lien stand plötzlich neben mir mit einer Tasse Tee in der Hand.

„Willst du auch eine?"

„Ja, gern, muss aber erst mal aufs Klo und mich waschen."

„Na, dann mach." sagte sie mit einem koketten Augenaufschlag und grinste mich an.

Ich machte mich noch etwas verschlafen auf den Weg ins Bad -- auf halben Wege stutzte ich.

War das eben Lien? Ich drehte mich um, sie stand ans Geländer der Veranda gelehnt und winkte mir fröhlich zu. Ich winkte etwas unbeholfen zurück und war irgendwie verwundert angesichts dieses klaren und offenen Auftritts.

Als ich nach einer Weile geduscht und mit geputzten Zähnen zurück auf die Veranda kam, erwartete sie mich schon.

„Kaffee haben wir hier leider nicht, musst mit Tee vorlieb nehmen."

Sie trug ein hellblaues Kleid, das von einem schmalen Gürtel zusammengehalten wurde, ihre offenen Haare umrahmten ihren groß gewachsen, schmalen Körper, einfach wunderschön. Sie hielt mir lachend eine Tasse entgegen.

„Oh danke, ja, kein Problem."

Und sie kam auch gleich zur Sache:

„Weißt du schon, was du heute vorhast?"

„Äh.." ich hatte mich immer noch nicht gefangen. War das wirklich die gleiche Lien, die von gestern Abend?

„Nichts, ich habe mir den ersten Tag bewusst frei gehalten, um mich in Ruhe zu akklimatisieren."

„Sorry, aber daraus wird nichts. Ich bekam gerade einen Anruf, der Gouverneur will dich sehen, und zwar heute Mittag."

„Hä, was will der denn von mir?"

„Na ja, wir sind immer noch ein kommunistisch geprägtes Land. Und da kann nicht irgend so ein Ausländer einfach so herumfahren, ohne dass der Gouverneur ihn kennt. Also, nachher um halb eins zum Mittagessen bei ihm. In einer halben Stunde wirst du abgeholt. Vorher solltest du dir aber noch was gescheites anziehen." und lachte.

„Ich geh kurz schwimmen." sprach´s und ging den Weg zum See hinunter.

Ich stand da, schaute ihr hinterher und kannte mich nicht mehr aus.

Was war da über Nacht passiert? Oder hatte ich das gestern vor lauter Müdigkeit falsch wahrgenommen. Lien war doch vor meinem Tiefschlaf noch ein devotes, unsicheres, kleines Mädchen. Das eben gerade war eine selbstbewusste junge Frau voller Esprit, die jetzt unten am Ufer stand, sich das Kleid vom Körper streifte und sich nackt ins Wasser gleiten ließ.

Ich hatte nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, da plötzlich dieser alte staubige Geländewagen vor der Tür stand, dessen stark übergewichtige Fahrer mich drängte einzusteigen. Der Typ war viel zu früh und ich konnte ihn nur mühsam davon überzeugen, dass ich mich schon noch anziehen müsse, bevor er mich zu seinem Chef kutschieren durfte.

Dieser Termin war dann auch ein ziemliches Desaster. Der Gouverneur war ein echter Unsympat. Er sprach so ein grauenhaftes Französisch, ich weiß bis heute noch nicht, was er eigentlich von mir wollte. Das Essen, zu dem er mich einlud, war eine Mischung aus verbranntem Fleisch und einer höllisch scharfen, undefinierbaren Nudelmasse als Beilage. Nachmittags in seinem Büro konnte ich ihn dann zum Glück noch dazu bewegen, mir einiges an Kartenmaterial aus der Region zu überlassen, so dass dieser Tag nicht ganz für die Tonne war.

Auf der Rückfahrt hätte uns mein Fahrer fast noch in den Graben chauffiert. Der Typ in seinem verdreckten, nach Schweiß stinkendem Hemd hatte es sehr eilig, da er wohl -- wenn ich ihn recht verstand - eine neue Freundin hatte, die er heute unbedingt noch knallen wollte. Ein Wissen, auf das ich gut und gerne hätte verzichten können.

Als ich so gegen halb sechs Ortszeit nach schweißtreibender Fahrt wieder an meinem Domizil ankam, war ich heilfroh, diese Tortur unbeschadet überstanden zu haben.

Lien erwartete mich bereits auf der Veranda und lachte:

„Na, war wohl etwas anstrengend heute, oder?"

„Hör nur auf, das war grauenhaft."

„Ja, unser Gouverneur ist ein alter Parteibonze, schmierig und korrupt. Das hätte ich dir vorher sagen können, was aber nichts genutzt hätte. Das war nun mal ein Pflichttermin."

„Ist abgehakt, ich muss jetzt erst mal unter die Dusche."

Sie lächelte verständnisvoll.

„Mach das, und dann schauen wir mal, ob wir zumindest den Abend noch retten können."

Ich stand ihr einen kurzen Moment lang reglos gegenüber und sah sie mit ungläubigen Augen an. Lien erwiderte meinen Blick mit einem Gesichtsausdruck, der mir Rätsel aufgab.

Als ich wenig später unter der Dusche stand, dachte immer noch über diesen letzten Satz nach, aber letztlich stand ja für mich fest, wie ich mit Liens Anwesenheit umgehen wollte, ich Ahnungsloser.