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Der Pianist und das Mädchen

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Der Typ machte den Hocker frei und wies mit übertrieben eleganter Geste auf die Sitzfläche. Jean-Luc lächelte unbehaglich und setzte sich. Vor ihm die Tasten, altvertraut, wie die Innenseiten seiner Zähne für die Zunge. Alles andere trat beiseite, verschmolz zum Hintergrund. Zum notwendigen Begleitumstand einer dreidimensionalen Welt, die für die ordentliche Ausbreitung von Schallwellen nun mal erforderlich ist.

Dort, wo sonst die Noten lagen, glänzte nur schwarzer Lack. Für einen Augenblick verfiel er in Panikstarre. Was sollte er spielen? Er hatte noch nie einfach so drauflos gespielt, irgendein Lied, aus dem Kopf.

Nicht weil er es nicht beherrschte -- viele Partituren waren so tief in seinem Gedächtnis verankert, dass er im Schlaf jede Note hätte benennen können. Sondern weil Dr. Moreaux, sein erster Musiklehrer, immer „freies Spiel" mit dieser besonderen, leicht abfälligen Betonung ausgesprochen hatte. Seine Mutter hatte das übernommen und konnte heute noch „freies Spiel" genauso aussprechen wie Dr. Moreaux früher.

Er bemerkte, dass ihn alle erwartungsvoll ansahen. Vier Gesichter blickten zu ihm auf, fragend, neugierig. Das des hübschen Mädchens leuchtete förmlich, sie nickte ihm ermunternd zu und lächelte. Sie hatte eine tief ausgeschnittene Bluse an. Von seinem erhöhten Standort aus konnte er die helle Haut ihrer gut entwickelten Brüste und das Tal dazwischen einsehen. Sofort sah er anderswohin und schluckte.

Instinktiv griff er in die Tasten und brachte einen Auftakt von Bach. Seine Hände, seine Finger arbeiteten selbständig, lieferten fehlerfrei Note auf Note, in exakt der richtigen Dynamik und der passenden Betonung. Alles war so, wie es immer war. Wie es sein musste.

Und dennoch empfand er eine ungewohnte Unzufriedenheit mit seinem Spiel. Etwas fehlte.

Mit einem gewagten Tonartwechsel schwang er über zu einer Sonate von Mozart. „Mozart passt immer", hatte Dr. Moreaux oft gesagt. Aber jetzt passten die vertrauten Akkorde nicht. Nicht ganz, nicht so nahtlos wie sonst. Perfekt perlten die Töne aus den Tasten, doch unter der makellosen Oberfläche blieb eine seltsame Leere zurück. Verwirrt fragte er sich, ob diese Leere sonst nicht anwesend war oder ob er sie nur nicht wahrnahm. Nicht einmal das unbeholfene Kinderlied seines Vorgängers vor ein paar Minuten hatte dieses seelenlose Loch aufgewiesen.

Vielleicht...

Seine linke Hand trieb den Basslauf weiter, variierte ihn unmerklich. Die rechten Finger spielte die ersten Töne von „Happy Birthday".

Ah!

Jean-Luc lächelte erfreut. Das war leicht! Mit wachsender Begeisterung erschuf er aus dem Nichts eine beschwingte Mozartversion des Geburtstagsliedes. Schnelle, ornamentale Läufe rankten sich um die simple Melodie wie Lilienranken um ein Wappen. Wie von selbst fand sich eine zweite, eine dritte Stimme zum Grundmotiv.

Ein Ausruf, ein kurzes Klatschen lenkte ihn für einen Moment ab. Die vier Gesichter strahlten, da sie das Lied erkannt hatten, und nickten im Takt. Das blonde Mädchen wippte ein wenig. Sie war groß und schlank und erinnerte ihn an einen Gepard.

Es gefiel ihnen! Aus unerfindlichen Gründen war ihm das wichtig. Viel wichtiger als alles, was seine Professoren vom Konservatorium sagen mochten. Oder die Kritiker in den Zeitungen, oder seine Kollegen. „Freies Spiel" war wohl doch nicht so schlimm.

Mit wachsendem Selbstvertrauen ging er zu Tschaikowski über, zu Debussy, zu Händel. Jeder der alten Meister gab ihm seine eigene, spezielle Variante von „Happy Birthday", schenkte Töne und Taktmaße, Läufe und Kontrapunkte.

Als Jean-Luc beherzt weiterspielte, da bemerkte er nicht einmal, dass sein inneres Konzert leise geworden war, fast verstummt.

***

Aurie sah mit offenem Mund zu dem dünnen jungen Mann hoch. Er hatte so komisch ausgesehen, als er sich so ernst und gesammelt an das Klavier setzte. Für einen Moment hatte sie eine hämische Bemerkung von Claude beinahe herbeigesehnt. Sie wollte lachen, wollte sich ablenken vom eigenen Schmerz, der nach wie vor unter ihrem Brustbein wühlte.

Dann fing er an zu spielen. Die ersten Töne waren noch zurückhaltend, doch gleich darauf orgelte der Flügel los wie ein hochdrehender Sportwagen. Die ungewohnte Flut von klanglichen Eindrücken überforderte sie fast. Zu weit war diese Art von Musik von dem entfernt, was sie sonst hörte oder kannte. Aber als zwischen dem melodischen Rauschen die vertraute Folge von „Happy Birthday" aufschien, da war es wie ein Rätsel, das sich unvermittelt von alleine löste. Sie lachte auf, klatschte in die Hände, und verfolgte atemlos, wie sich das Lied weiterentwickelte, drehte, tanzte, und sich dabei in raffinierten Endlosschleifen um sich selbst zu schlingen schien.

Claude stand hinter dem Pianisten, die Fäuste in die Hüften gestemmt und das Gesicht zu einer analytisch-kritischen Maske verzogen. So als müsste er noch abwägen, ob er dem Treiben zustimmen sollte. Ob er dem Können des anderen Respekt zollen würde. Doch gleichzeitig war seine Geste schon vertrocknet, verdorrt, zur Bedeutungslosigkeit zerfallen. Er war raus. Er hatte in diesem neuen, musikalischen Universum keinen Platz, er gehörte nicht zu dieser allumfassenden Schöpfung. Und er wusste es, das zeigten seine herabhängenden Schultern deutlich.

Auf einmal hatte Aurie den Eindruck, Claude zum ersten Mal so zu sehen wie er tatsächlich war. Ein sehniger junger Mann, der seine Hilflosigkeit mit Getue übertünchte und damit ein Reich regierte, das nur in seiner Einbildung existierte. Der andere, noch schwächere Geister brauchte, um seine haltlosen Fantasien zu stützen. Dem im Grunde nichts und niemand etwas bedeutete, außer seinem eigenen falschen Stolz.

In ihrem Kopf toste der nicht endende Strom der Musik wie ein Gebirgsbach durch eine Schlucht. Die klingende Woge spülte alles hinweg, was nicht felsenfest verankert war. Sie verstand nichts mehr. Weder ihre Idee, in jemand wie Claude verliebt zu sein, noch was sie mit der Gang verband. Oder was sie überhaupt wollte. Was sie suchte. Auf dieser weiten Welt musste es doch mehr für sie geben als nur Herumhängen, Drogen ausprobieren, und Gemüsekisten schleppen?

Der Pianist hieb wie besessen in die Tasten und trat gleichzeitig unten auf den Pedalen herum. Der Flügel donnerte und hallte und füllte den Palais so dicht mit ineinander verwobenen Klängen, dass sie kaum Luft zum Atmen bekam. Aurie spürte ein bekanntes Brennen in den Augenwinkeln und blinzelte heftig. Auch das verstand sie nicht -- sie hatte noch nie wegen Musik weinen müssen.

Mit letzten, klagend langgezogenen Akkorden kam er zum Schluss. Die Töne verhallten einzeln in dem Saal. Sie blieben wie mit Widerhaken im Gehirn haften, lange nachdem wieder die tiefe, abendliche Stille herrschte.

Niemand bewegte sich, für ein paar Sekunden.

Endlich räusperte sich Claude, was sich fürchterlich falsch anhörte, und hieb dem Unbekannten auf die Schulter.

„Nicht schlecht, nicht schlecht!", meinte er lärmend. „Kannst echt spielen, Alter! Echt!"

Der Musiker zuckte zusammen und drehte sich um. Er schien vergessen zu haben, dass die ganze Zeit jemand hinter ihm gestanden hatte.

Claude sprang schon nach vorne von der Bühne, dicht neben Jac. Er rieb erwartungsvoll die Hände, als könne er die nächste Attraktion des Abends kaum erwarten.

„So! Was machen wir jetzt? Sollen wir uns eine DVD besorgen? Den neuen Besson vielleicht?" Er sah seine Truppe aufmunternd an.

„Ja... warum nicht?", meinte Pilli dumpf und schüttelte den Kopf. Anscheinend hatte auch er das Problem mit den Widerhaken. Aus seiner Stimme sprach wenig Begeisterung, doch die automatische Bestätigung von Claudes Plänen war für ihn zur Gewohnheit geworden.

„Also schön, los geht´s! Tschüss Alter!" Sein flüchtiger Gruß zurück zur Bühne enthielt höchstens einen halben Blick.

„Ich... ich bleibe", hörte Aurie sich sagen, zu ihrer eigenen Überraschung. „Ich will noch ein bisschen zuhören."

Die anderen starrten sie an. Und ohne dass ein weiteres Wort gewechselt worden wäre, war Aurie klar, dass sie ab sofort nicht mehr zur Gang gehören würde.

„Na schön. Ist ja dein Geburtstag heute. Du kannst tun und lassen was du willst. Bis später dann", brachte Claude heraus, bevor er sich mit einem Ruck umdrehte und mit in den Taschen vergrabenen Händen hinaus stapfte. Die übrigen drei folgten ihm wie die Reste einer geschlagenen Armee. Aurie empfand kein Bedauern.

Zurück blieb nur sie selbst, und der junge Mann, der den Abschied mit unbewegter Miene verfolgte. Er hatte ein ernstes Gesicht mit fein gezeichneten Zügen. Unbestimmbar fremdländisch, fand Aurie. Ähnlich wie diese Comics aus Japan. Mangas, oder wie die hießen. Da sahen die Leute auch immer so anders aus, ohne dass man sagen konnte, wieso.

Er sah sie nur an, wortlos. Aurie lächelte schüchtern.

„Hallo", sagte sie. „Ich bin Aurie. Aurelia eigentlich. Das war schön, was du da für mich gespielt hast."

„Oh", antwortete er. „Danke. Äh -- ich heiße Jean-Luc. Ich, äh, ich bin Pianist." Gleich darauf biss er die Zähne zusammen, als ärgere er sich über seine eigenen Worte. Aurie nickte ernsthaft.

„Soll ich noch was für dich spielen?", fragte Jean-Luc eilig.

„N-nein", zögerte sie. Plötzlich wusste sie genau, wie das andere Geschenk aussah, das sie heute bekommen würde. Sie musste tief Luft holen. Ein leises Prickeln durchzog ihren Körper.

„Nicht?"

„Lass uns lieber einen Spaziergang im Park machen, ja?"

„Äh -- gut."

Jean-Luc erhob sich und wandte sich schon nach links, um wieder das Treppchen herabzusteigen. Dann verhielt er, ging vor zur Bühnenkante und sprang ein wenig ungeschickt neben sie.

„Hallo", wiederholte sie und lächelte ihn an. So aus der Nähe sah er richtig gut aus. Er war größer, als er zunächst gewirkt hatte, und überragte sie um einen halben Kopf. Der dunkle Anzug und die Fliege verliehen ihm eine eigentümliche Würde. Wie bei einem Pfarrer oder so. Umso besser, das passte auf eine ganz eigene Art zu ihren Vorstellungen.

„Hallo." Er lächelte schüchtern zurück und wagte kaum, sie anzusehen. Sie ergriff seine Finger.

„Komm."

Der Park lag da wie ein verzaubertes Nachtparadies. Die Scherenschnitte der Bäume standen schwarz vor einem Indigo-Himmel, dahinter schimmerte der See im Licht des Mondes. Die Sterne glitzerten als Lichtpünktchen, die ein ungeduldiger Maler mit einem einzigen, grandiosen Pinselstrich über das Firmament verteilt hatte.

Schweigend trotteten sie den Weg entlang, sahen sich nicht an. Nur die Hände hielten sich umfangen. Ein Schutz, ein wortloser Ausdruck, ein Versprechen. Aurie fühlte sich eigentümlich leicht. Fast als könne sie fliegen, wenn sie nur ernsthaft wollte.

***

Jean-Luc kam sich vor wie in einem Film. Ein Streifen für Jugendliche vielleicht. Hübsch gemacht, aber nicht ganz ernst zu nehmen. In der Wirklichkeit nahmen einen attraktive Mädchen nicht einfach so bei der Hand und zogen einen in die Nacht hinaus. Ihm jedenfalls war das noch nie passiert, und er war immer davon ausgegangen, dass es anderen Männern ebenso wenig passierte. Wobei er sich nicht zu hundert Prozent sicher war. Schließlich wusste er nicht viel von anderen.

Von der Umgebung bekam er nichts mit. Er war zu sehr damit beschäftigt, dem Druck von Auries Fingern nachzuspüren und ihr ab und zu einen Blick aus den Augenwinkeln zuzuwerfen. Sie war kleiner als er, und auch jetzt zog der Ansatz ihrer runden Brüste seine Augen immer wieder magisch auf sich. Der hauchfeine Duft eines Parfums schien direkt von dieser Quelle aus aufzusteigen und seine Nase zu umtanzen.

Eine Landzunge ragte in den See, der Weg endete dort bei einer Bank. Über die schwarzen Silhouetten der Bäume schimmerte ein fast voller, weißer Mond und tauchte den Park in Silbertraumlicht. Das passte perfekt zu dem Film, in dem Jean-Luc sich empfand. Die Realität spielte hier keine Rolle, sie war meilenweit entfernt. Sicher hinter der Glasscheibe ausgesperrt.

Sogar den Soundtrack konnte er hören. Seine innere Musik untermalte die Szene mit einzelnen, locker zusammenhängenden Tönen. Weiche Anschläge, zart verklingend. Nur seine eigene Rolle erschien ihm seltsam unklar. Sollte er wirklich ...?

Aurie verhielt am Ende des Weges und wandte sich ihm zu, hob das Gesicht. Die glatten, blonden Haare glänzten silbern, sie sah ihn aus dunklen Augen an, mit leicht geöffneten Lippen.

Und plötzlich wusste er, wie seine Rolle aussah, was dazu im Drehbuch stand. Wusste es so genau, als hätte er es selbst geschrieben. Er fasste das Mädchen mit beiden Händen um die Mitte -- er erschauerte innerlich, als er die sanfte Rundung ihrer Taille unter seinen Fingern spürte -- und küsste sie auf den Mund.

Warm. Zart. Herzergreifend süß.

Der Film verschwamm, wurde unscharf, unwichtig, und er schloss die Augen. Ihre Lippen bewegten sich. Sie schmeckten nach Beeren, und nach unbekannten Früchten. Arme schlangen sich um seine Schultern, weiches Fleisch drückte sich von vorne an ihn. Brüste, Bauch, Schenkel. Automatisch bog er seinen Unterleib zurück, wich aus. Was, wenn sie die halbe Erektion bemerkte, die sich schwer pochend in seiner Hose entwickelt hatte?

Aurie stieß einen unterdrückten Laut aus und presste sich enger an ihn. Sie musste sein Glied an ihrem Unterbauch spüren.

Für eine Sekunde schwang Beklommenheit in seinem Herzen und er holte tief Luft. Was, wenn er es versaute? Wenn er etwas Falsches tat? Wenn er sie auf eine Art berührte, die sie nicht wollte? Sie würde böse auf ihn sein! Bei diesem Gedanken versteifte er sich am ganzen Körper.

Das Mädchen bemerkte es und löste den Kuss mit einem leisen Geräusch. Sie sah fragend zu ihm hoch.

„Was ist?", fragte sie.

„N-nichts.", meinte er und schluckte. Was tun? Was tun? Hastig suchte er mit den Lippen erneut die ihren und küsste sie. Das war sicher, das war erprobt. Das mochte sie, soweit war er auf dem richtigen Pfad, oder?

Ja, das musste stimmen. Sie umarmte ihn mit neuer Verve, und irgendwie war ihr Mund plötzlich offen und ihre Zungen berührten sich, tasteten gegeneinander. Ihr Atem mischte sich mit seinem, unbeschreiblich süß und verlockend.

Jean-Luc ließ sich mitziehen, mitreißen, mitfließen. Der Kuss wurde zu einem lebendigen Ding zwischen ihnen. Zu einem quirligen, feuchten, kleinen Tier. Es suchte und wollte und brauchte. Dazu passte es gut, die Arme um Auries Rücken zu schlingen, sie enger zu fassen, näher. Seine rechte Hand lag auf einmal auf etwas unverkennbar Weichem, Rundem.

O Gott! Er hatte ihren Po umfasst!

Wieder traf ihn die Unsicherheit wie ein nasses Laken ins Gesicht. Wieder erstarrte er, verwirrt und fast paralysiert. Gefangen zwischen dem sehnlichen Wunsch seiner Hand, diese unwiderstehliche Form weiter zu erkunden, und seiner Angst davor, einen falschen Ton zu spielen. Davor, dieses unfassbar schöne Konzert von einer Sekunde auf die nächste zu ruinieren und sie davon zu treiben.

Der Gedanke an sein Klavier führte dazu, dass seine Finger ein eigenes Leben entwickelten. Die Kuppen drückten sanft hinein in das weiche Fleisch unter dem Jeansstoff. Aurie reagierte, bewegte sich leicht.

Und plötzlich fiel alle Furcht, alle Besorgnis von ihm ab, wie Schneematsch von einem losfahrenden Auto. Fast hätte er aufgelacht vor Erleichterung.

Das war genauso wie Klavierspielen! Er konnte sie spüren, konnte sie lesen, sie verstehen. Das Spiel seiner Finger und der Klang, den er damit in ihr erzeugte, das bezog sich aufeinander. Sie wirbelten umeinander, tanzten zusammen, verschmolzen und wurden eines. Als er seinen Griff verstärkte und fest um ihre linke Pobacke fasste, da brauste in seinem Kopf ein majestätischer Akkord auf, zu dem sie sich wand und drehte und unter seinen Lippen sehnsüchtig aufseufzte.

Mit traumwandlerischer Sicherheit tastete seine andere Hand nach ihrer rechten Brust und nahm sie, streichelte über die volle Form. Wie von selbst fanden seine Fingerspitzen die harte Knospe, die sich ungeduldig durch den Stoff bohrte, und rieben spielerisch darüber. Ihr Leib war wogendes Gras in seinen Armen, sie gab sich seinem Streicheln hin, schwang mit. Das Ensemble folgte diesem Lauf. Ein Dutzend Streicher bewegten ihre Bögen im Takt seiner Berührungen. Die schmelzenden Töne schmeckten wie ihre Zunge, fühlten sich an wie diese fantastisch geformte Kurve unter seiner Handfläche.

Wie sie auf dem Boden landeten, bekam er nicht richtig mit. Das musste bei diesem Stakkato-Einsatz des ganzen Orchesters passiert sein. Ihre Hüften pressten sich in einem langsamen Metrum gegeneinander und mahlten, und ihre Schenkel öffneten sich bereitwillig -- nein, sehnend. Dann lag sie keuchend auf dem Rücken im Gras, neben einem Blumenfeld, er halb auf ihr, sie immer wieder küssend. Mit einem ungeduldigen Laut riss sie das Oberteil über den Kopf und nestelte es von den Armen, als würde es ihre Haut verbrennen. Jean-Luc erhaschte einen kurzen Blick auf vom Mondschein silbern übergossenen Brüste in einem zu knappen, weißen BH.

Da fasste sie ihn schon um den Nacken und drückte ihn darauf hinunter. Sein Gesicht traf auf weiches Fleisch. Er bekam den verwirrend feinen Duft ihres Körpers in die Nase. Mit einem eigentümlich lockenden, dunklen, Heißhunger auslösenden Ton darin. Gierig schlossen sich seine Lippen über der nachgiebigen Halbkugel und er stellte fest, dass er nicht nur mit seinen Fingern Musik erzeugte. Die sanften Fanfarenstöße stammten eindeutig von seinen Küssen auf Auries Busen.

Sein Mund berührte Stoff, einen dünnen Saum. Fieberhaft drängte er das beiseite, seine Zunge tauchte darunter, fand den hart geschwollenen Kegel der Spitze. Leckte, saugte. Er spielte kein Klavier mehr, sondern ein exotisches Blasinstrument. Einen ätherischen Dudelsack, der sich um ihn wand und rieb, und der so unvergleichlich reiner und harmonischer hallte als alle seine schottischen Vettern.

***

Aurie zerrte erregt an dem BH. Irgendetwas riss, und das Hindernis war aus dem Weg. Ihre Brustwarze fand sofort hinein in die saugende, kitzelnde, knabbernd aufstachelnde Höhlung seines Mundes.

Sie stöhnte hemmungslos und erbebte. Fahrig streichelte sie den auf und ab gehenden Hinterkopf und lachte lautlos in den Nachthimmel. Jean-Luc hatte so gehemmt, so unerfahren gewirkt, als sie ihn bei der Hand nahm. Sie hatte sogar vermutet, dass er noch niemals eine Freundin gehabt hatte. Dass sie es ihm zeigen musste, ihn führen, einweihen in die Geheimnisse der Körper. So wie sie eingeweiht worden war, vor Jahren.

Nun legte er unvermutete Expertise an den Tag und berührte sie mit so viel Kenntnis. Bedachtsam, aber keineswegs ängstlich. Sie fühlte sich so geborgen und behütet in seinen Armen wie in einen Traum. Er würde nicht zulassen, dass es schieflief. Dass ein Misston die herrlich aufflammende Erregung erstickte. Dass ihr zweites Geburtstagsgeschenk weniger fehlerfrei, weniger überwältigend sein würde als das erste, das er ihr mit seinem Klavierspiel dargebracht hatte.

Er umfasste beide Brüste und liebkoste sie eindringlich, mit Händen und Lippen. Aurie bog das Rückgrat durch, wollte ihm mehr ihrer schwelenden, ungeduldigen, hungrigen Fülle in den Mund stopfen, sich von ihm verschlingen lassen. Kantige Zähne drückten in nachgiebiges Fleisch und um hart aufgetriebene Knospen. Die Reize fachten den brodelnden Aufruhr in ihrem Leib weiter an.

Dann trafen erste Küsse ihre Rippenbögen, ihren angespannten Bauch, ihren Nabel. Mit einem Maunzen griff sie um sein Gesicht herum, nestelte hektisch Knopf und Reißverschluss der Jeans auf und hob den Hintern vom Grasboden, um die Hose über die Hüfte zu schieben. Sein Mund folgten dem weichenden Stoff wie ein Hütehund der Herde, berührten ihren Unterbauch, die Fuge zwischen Leib und Schenkel, und schließlich die flauschigen Haare auf dem harten Kamm ihres Schamknochens.

Die halb herabgezogene Hose hielt ihre Beine fest zusammen. Aurie jammerte. Sie wand und drehte sich, um die Schenkel zu öffnen für diese vordringenden, lockenden, suchenden Lippen. Endlich halfen andere Hände, und mit einem erlösten Knurren klappte sie die Knie auseinander und schob den Unterleib nach vorne. Gleich darauf fand ein Mund die Stelle dort, die vor Ungeduld pulsierte. Seufzend streckte sie den Kopf zurück, weit in den Nacken, und sah mit einem entrückten Lächeln zu den Sternen auf. Wie im Traum lauschte sie den Schmatzlauten von unten und gab sich den Liebkosungen von Jean-Lucs Mund und Zunge hin.