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Der Pornograf IV - 09

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Am Sonntag gab es, in einer Styroporkiste, das schwäbische Sonntagsmahl. Das war bestimmt die Idee von Renate. Es machte mir Spaß das Essen warm zu machen und das Fleisch für die Zwillinge in für sie mundgerechte Portionen zu schneiden.

Der Schnee war verharscht, wir machten große Spaziergänge. Die Zwillinge zog ich mit dem Schlitten hinter uns her. Wir genossen die Ruhe der Winterlandschaft. Pele entdeckte an der Balkontüre, dass Rehe und Hasen einen bestimmten Platz im Garten öfters aufsuchten. Dort hatten sie gescharrt. Ich sah nach: Es war eine Futterstelle mit Salzlecke. Mit den Kindern holte ich aus dem Keller Äpfel und Kartoffel, Mohrrüben gab es auch welche. Wir füllten die Futterstelle wieder auf. Dann entdeckte ich noch Meisenringe und Vogelfutter. Die kleine Rasselbande hockte von da ab stundenlang auf ihren kleinen Schemel und bestaunten die Tierwelt. Die, zuerst scheu, ließen sich bald von dem heftigen jauchzenden Gebaren der Kinder nicht mehr stören. Lis hatte inzwischen Bratäpfel in einer Alugrillschale am flackernden Kamin gemacht. Mir kam die Idee, ein Glühwein sei jetzt angebracht. Für die Kinder zauberte ich einen aus Tee und Johannisbeersaft. Dann saßen die Kinder wieder auf dem Flokati und spielten mit Bauklötzen. Lis und ich studierten das Logbuch der Tiefkühltruhe.

Die Tage vergingen, es gab keine Zeitung, kein Radio und schon gar kein Fernsehen. Wenn wir Unterhaltung brauchten, bestritten wir sie selbst. Inzwischen konnten die Kinder, wenn sie wollten, auch alleine vor dem Haus spielen. Meist nach einer halben Stunde waren sie durchgefroren. Sicher bin ich mir da aber nicht, ob es nicht doch nur der Wunsch von ihnen war, von uns gewärmt zu werden.

Das Telefon schrillte. Wir alle erschraken fürchterlich, denn diesen Klang hatten wir schon lange aus dem Kopf - ja, in der Zwischenzeit sogar die Notrufnummer vergessen. Ich ging nach einigem Zögern dran. Es war Renate, unsere Gastgeberin.

„Tut mir Leid, Paul. Es ist schwerer Schneefall angekündigt. Soll euch Hans nicht schon heute abholen?“

„Heute, mein Schatz? Was haben wir für einen Tag?“

„Samstag, euere zwei Wochen sind morgen um.“

„Ach du meine Güte. Schon? Können wir uns nicht einschneien lassen? Können wir nicht ... Blödsinn. Wir hatten eine wundervolle Zeit hier. Das erste Mal, dass ich mit meiner Frau und den Kindern wirklich ganz privat zusammen war. Wie damals wir beide, vor vielen, vielen Jahren, wenn auch ohne Kinder, erinnerst du dich noch?“

„Nur zu gut und zu oft. Inzwischen haben wir, Gott sei Dank, die Hütte. Sie hat Hans und mich wieder sehr viel enger zusammengebracht. Ich kann dich daher sehr gut verstehen.“

„Gut, holt uns ab. In einer Stunde sind wir bereit.“

„Schade“, meinte Lis. „Aber es ist wie mit allem, einmal ist Ende damit.“ Dann stürmte sie mir in die Arme. „Schön war es aber doch“, weinte sie dann leise in meinen Armen. Dann riss sie sich zusammen: „Ich werde jetzt packen, kümmere dich um die Kinder, die würden mir nur zu gerne helfen. Dann werde ich in einer Stunde aber nie fertig sein.“

Das Leben hatte uns wieder, frisch regeneriert, wie man so schön sagt. Ich sagte laut „Scheiße!“

„Man sagt nicht Seiße“, wurde ich von Pele belehrt, während Lis ihre Tränen trocknete. Saya hat unsere Kinder voll im Griff. Das hinderte aber weder Pele noch PH daran, einen unsäglichen Radau zu machen, als sie merkten, dass wir aus der Hütte auszogen. Es war nur der Schlittenfahrt zu verdanken, dass bald wieder Freude aufkam.

Wir bekamen für die letzte Nacht eine nette kleine Suite mit Verbindungstüre zu einem normalen Gästezimmer. Dort schliefen die Zwillinge; von einem Kindermädchen bewacht, als wir zum Abendessen gingen. Danach, das ließ sich Lis nicht nehmen, besuchten wir die Bar bei Kitty. Auch dort war es urgemütlich. Dass man in einem Bordell ist, darauf würde keiner kommen.

Auch die Gäste machten nicht den Eindruck von Bordellbesuchern. Lis meinte gar „Kittys Gäste scheinen sich wohl gegenseitig zu kennen. Das hier macht doch mehr den Eindruck eines großen Familienfestes, als das Treffen in einem Kontakthof.“

„Erinnere dich an Teheran, als uns Kitty eröffnete, was sie hier vorhat“, gab ich meinem Weib den entscheidenden Tipp. „Sie wollte, für alle ihre Mädchen, nur feste, wiederkehrende Kundschaft. Drei bis vier Herren, die für die Miete und die Grundbedürfnisse sorgen. Nur wenig Laufkundschaft – und die nur aus dem Hotel.“

„Ja, diesen Eindruck könnte man fast haben. Allerdings scheint es auch so, als hätten da manche der Gäste, gleich mit mehreren der Mädchen angebandelt.“ Kitty, die nach einer Stunde Zeit für uns hatte, bestätigte es.

Am nächsten Tag schneite es, wie ich es noch nie erlebt hatte. In Stuttgart ist so was eher selten. Wir verzichteten darauf, wieder den Leihbus anzumieten, sondern fuhren mit der Eisenbahn. Gerlinde und ihr James kamen mit.

Wir hatten schon gestern, beim Abendessen, gequatscht. Beide hatten offensichtlich ebenfalls eine schöne Zeit. Sie wanderten viel, James schlug sehr bei den Schwarzwälder Spezialitäten zu, das brachte ihm 2 Kilo Mehrgewicht ein, im Übrigen turtelten sie wohl mächtig in ihrer Suite. Ebenfalls ganz privater Familienurlaub.

Noch ’ne Party

In Stuttgart brachten mich meine Eulen darauf, dass wir nun bereits über ein Jahr zusammen sind. Grund genug, eine kleine Party in der belle Etage zu veranstalten, meinten sie. Ich konnte dem nur zustimmen, die Arbeit fraß uns nicht auf. Nachbarn sind zu unserem Glück auch nicht jederzeit greifbar, warum also nicht.

Doris trug alle Magazine zusammen, für die wir in diesem Jahr gearbeitet hatten, es war eine erstaunliche Menge. Das wollte sie damit natürlich auch dokumentieren, denn wir kamen eigentlich selten dazu, eine Rückschau zu halten. Unser Blick musste nach vorwärts gerichtet sein – neue Aufgaben, neue Forderungen, die Leser der Magazine wollten neue Gesichter sehen.

Mikel, den wir zu diesem Anlass, ebenso wie Willi, einluden, brachte die neueste Nachbarn und die deutsche Ausgabe von Abenteuer der Bräute mit. Und, noch einen nicht so kleinen Bonusscheck des Verlags für jeden. Sogar Pop bekam einen, weil er doch die Studenten so gut betreute, während Gerlinde und ich für den Verlag tätig waren.

Das allerdings kam nicht von ungefähr, der Verlag hatte um fast 140% im Wachstum zugelegt. Aus den USA kamen ebenfalls erfreulich hohe Gewinnmeldungen. Es war halt die Zeit, wo Magazine, mit nackten Mädchen, boomten, selbst bei den Familienzeitschriften. Wenn man bedenkt, dass Gerlinde und ich, für den Verlag, rund 45% der dazu notwendigen Bilder gemacht haben, konnten auch wir Stolz auf uns sein. Die Zahlen von Kim sprachen dazu eine ebenfalls sehr deutliche Sprache.

Es war ein verdammt gutes Jahr für uns alle. Dass es verdammt viel Arbeit, auch für uns alle, war, das glich sich damit aus, dass wir auch sehr viel Spaß dabei hatten. Das war unüberhörbar, als wir in Erinnerungen daran schwelgten.

Unsere Eulen kamen sich nicht zu schade vor, von dem einen oder anderen Abenteuer zu berichten, dass sie in Italien hatten; auch auf Hawaii. Die Vier waren längst völlig normale Mädchen, von ihrer enormen Tüchtigkeit (und ihrem kleinen Handykap) abgesehen. Alle, auch unsere Sara und Saya, kamen offensichtlich mit ihrem Liebesleben bestens zurecht. Einen Drang zu heiraten hatte jedoch keine. Alle waren inzwischen viel zu selbstständig um sich in irgendeine Abhängigkeit zu begeben. Sara war das absolute Vorbild für alle, was Freunde anging. Diese dienten dem eigenen Vergnügen, nicht sie dem Vergnügen der Jungs. Sie war das positive Beispiel einer Emanze, und hatte sichtlich kein Problem mit Jungs; umgekehrt wohl sehr viel eher. Trotz gewisser Auswahlkriterien, hielten es die Eulen genauso.

Wir hatten heute keine branchenfremden Gäste, auf die Rücksicht genommen werden musste. Das führte natürlich unweigerlich dazu, dass die Themen auch mal auf die Arbeit abschwenkten. Obwohl wir wirklich sehr gut verdient haben, ein Schwabe wird das niemals zugeben.

So murrte Mom heute, dass ihr Honorar schon ganz in Ordnung sei, sie aber schon wieder eine zusätzliche Schreibkraft brauche. Sie käme sich wie eine Bienenkönigin vor. Nur noch Ideen produzierend. Die Recherchearbeit, mit Kikki zusammen, auf Hawaii, das sei doch wenigstens mal was gewesen, dass Spaß gemacht habe. Nur aus Notizen der Freunde, Ideen sprudeln zu lassen, das sei ihr einfach zu wenig, auch wenn Danielle inzwischen gut funktionieren würde. Sie fühle sich unbefriedigt. Sie wurde hübsch rot, kaum hatte sie das gesagt. Unbefriedigt in und mit ihrer Arbeit, präzisierte sie dann.

Mikel erschrak natürlich gewaltig. Mom war immerhin ebenfalls zu einem Großteil an dem immensen Gewinn des Verlages beteiligt. Seit sie auch noch für Girlz schreibt, hat dieses Magazin ebenfalls einen großen Schritt vorwärts gemacht.

„Und wie, glaubst du, können wir dir da helfen, liebe Beatrix?“, fragte er daher Mom, sehr mitfühlend. Pop grinste gar.

„Wenn ich das mal wüsste, dann hätte ich längst Forderungen gestellt. So was wie Hawaii, mit Kikki, wie ich schon sagte. Dieses Thema ist nun leider schon abgeschlossen. Ich denke, im Laufe des Sommers wird der Roman fertig. Er wird noch größer, gewaltiger, als ich dachte. Ich schätze über 1000 Seiten. Ich habe ihn so konzipiert, dass einzelne Kapitel, auch in Kurzfassung, in den Magazinen erscheinen können. Paul und Gerlinde haben dazu passende Bilder für mich gemacht und beiseite gelegt ...“

„Du meinst es gibt noch weitere Fotos aus Hawaii?“, biss Mikel sofort an. „Womöglich ...“

„Es gibt weiter Bilder“, lachte Mom. „Du brauchst dir aber gar nicht die Mühe zu machen, sie mir abzuschwätzen. Ich sagte ja schon, diese Bilder wurden für mich gemacht.“

„Entschuldige Beatrix. Also deine Bilder.“ Mikel sah richtig zerknirscht aus. „Hawaii wurde uns halt einfach aus der Hand gerissen. Dieser Hochzeitsrummel, den deine Schwiegertochter da veranstaltete, und zu dem du auch so fantastisch recherchiert hast, die USA- Ausgabe wird gerade nachgedruckt, die deutsche Auflage haben wir schon hoch angesetzt, ich hätte aber nie geglaubt, dass die, trotz Weihnachten, so unglaublich gut geht.“

„Gut geht?“, lachte Willi. „Bei mir im Büro steht das Telefon nicht mehr still. Lore zeigt erste Anzeichen eines Nervenzusammenbruches. Unsere Kunden schreien nach Bildern. Die italienischen Mädchen sind schon lange ein Thema. Heirate mich! war eine Sensation und die Abenteuer das Chaos. Da kommt alles zusammen, was eine Frau in den Wahnsinn treiben kann. Schönheit, Hochzeit, Hawaii, dass so viel schöne deutsche Wäsche vorkommt, trifft nur das Unterbewusstsein. Dass Frauen in den Laden kommen, ein Bild vorzeigen, und verlangen, genau diesen Badeanzug, diese Dessous, dieses Sommerkleid zu wollen, das haben wir in diesem Extrem aber noch nie erlebt. Es war für alle ein Novum, auf das wir nicht gefasst waren.“

„Du meinst, die Leute kaufen mit den Bräuten in der Hand?“, fragte Gerlinde überrascht.

„Ja, sage ich doch“, lachte Willi. „Im Direktorium haben wir bereits darüber gesprochen, ob wir die Prospekte der einzelnen Mitglieder nicht drastisch umstellen müssten. An Anzeigen wird schon gebastelt. Der Trend geht eindeutig zu ... Nein, Hawaii ist es nicht alleine, Italienerinnen auch nicht – höchstens zu der These weg von Blond. Wenn wir es nur genau wüssten ...“

„Wäre dir vielleicht mit exotisch, mit luxuriös und exotisch, mit weg von hausbacken, hin zu wohltuend anders, geholfen?“, ließ sich Lis vernehmen. Es hätte mich gewundert, wenn sie dazu nichts zu sagen gehabt hätte. „Ich habe mit Magdalena darüber gesprochen“, fuhr sie fort. „Ich denke niemand hier im Raum, wird ihr Eleganz und Stil absprechen wollen. Sie sagte mir, und ich zweifelte keinen Augenblick daran, Paul und Gerlinde hätten auf Anhieb erkannt, dass Frauen, mit schöner Wäsche, am Besten in schöner Umgebung wirken. Auf Hawaii hätte sie gesehen, elegante Wäsche, würde aber auch in so exotischer Umgebung wie einer Erdhütte – denkt an die Hochzeitszeremonie - auch da würde sie wirken. Das sei doch ein sehr primitives Zeremoniell gewesen, die Bräute hätten aber jederzeit ansehnlich gewirkt. Sie seien alle, wirkliche Damen geblieben, auch das Paar, das da etwas missverstand. Sie hatte es also auch bemerkt.“

„Mhm, du meinst also ...“ Willi war sichtlich verwirrt.

„Willi, stell dir mal vor, du würdest sündhaft teuere, und sündhaft schöne Unterwäsche tragen ...“ Gerlinde lachte laut auf. „Nein, Willi, das will ich dir natürlich nicht zumuten. Obwohl ... nein, Blondi würde es wohl doch nicht so sehr gefallen. Wie will ich dann aber meinen Gedanken ...“

„Willi“, unterbrach Kim. „Stelle dir Folgendes vor. Verzeih Gerlinde, ich, denke, ich habe deinen Gedanken begriffen. Nun stell dir vor, Blondi hätte das schönste, das teuerste, das verwegenste euerer Unterwäsche an. Sie stehe vor einer Weißwand, meinetwegen auch Schwarzwand, wegen des Kontrastes. Hast du es?“ Man sah Willi an, dass der Gedanken ankam.

„Nun, sie ist, wie Paul sagt, ein netter Käfer. Dein Blick gleitet schnell auf lieb gewonnene Körperteile. Diese blöde Wäsche, warum zeigt sie mir nicht, wie ich sie kenne, wie ich sie liebe?“

„Mhm. Ja, das könnte ich mir auch vorstellen“, gestand Willi.

„Nun, das gleiche Bild. Ganz krass. Blondi, cool, elegante Haltung. Blick in die Ferne, aufgenommen mit Blondi auf ...“ Kim lachte kurz auf. „Aufgenommen auf einem deutschen Bauernhof und Blondi auf dem Misthaufen. Was denkst du jetzt?“

„Mhm. Schwachsinn“, knurrte Willi gar ein wenig.

„Denk nochmals nach“, bat Kim.

„Bauerntrampel? Doch nicht Blondi.“ Willi verstand nichts.

„Wow“, entfuhr es dagegen Mikel. „Dame auf Abwegen. Dame, weil unzweifelhaft gute, gepflegte Erscheinung und sie trägt keine billige Wäsche. Die Umgebung spielt nur als Synonym eine Rolle. Die Dame wird nur indirekt mit dem Bild in Zusammenhang gebracht. Abgesehen davon, dass genau dieses Bild nur von Gerlinde oder von Paul stammen könnte, völlig pervers aber 100% gut. Das Bild ist gekauft, als Titelseite.“

Es bedarf keiner Frage; ein großes Gelächter war die Antwort auf dieses Statement von Mikel. Nur Willi krauste die Stirn.

„Also alles, aber nicht Blondi auf dem Misthaufen. Ich liebe sie, und auf Abwege, vor allem auf synonyme Abwege geht sie nicht.“

Sara kitzelte Pop am Rücken, sein Lachen brach abrupt ab, der Rest von uns lachte deshalb noch lauter.

„Armer Willi“, keuchte Gerlinde. „Das mit Blondi war doch nur, um dir zu verdeutlichen, was ich sagen wollte.“ Sie fasste sich. „Was ich meine ist, und das haben Paul und ich natürlich abgesprochen, der Meister hat nun mal solche Ideen, es ist, dass ein Model für Wäsche, nicht vor einem langweiligen Hintergrund als – und das sagte Paul genau so – als Sexobjekt da steht, es bringt viel mehr, wenn sie in einer Situation fotografiert wird. Es müssen für den Betrachter Assoziationen her; Assoziationen zwischen Model, Umgebung und Unterwäsche. Es brauchte etwas, bis ich es begriff, was Paul meinte. Dann hatte ich es – zugegeben, mir als Frau fiel es leichter als dir Willi. Sieht man als Frau so ein Bild, versetzt sich in die Situation, dann fühlt man sich in dieser tollen Unterwäsche völlig gegen die Umwelt geschützt. Gleichzeitig ist man sich des Reizes bewusst, den man ausstrahlt. Die Umgebung ist sekundär ...“ Warum sie ausgerechnet jetzt einen kleinen Lachkrampf bekam, ich fürchte, das war nur mir klar. Wenn du, verehrter Leser aufmerksam warst, dann dir auch.

Gerlinde fing sich wieder. „Paul hatte mit der Idee, Wäschemodels in extremen Situationen zu zeigen, einen doppelten Salto geschlagen. Frauen und Männer sehen diese Bilder völlig anders. Sie haben halt andere Assoziationen, andere Vorstellungen, was da passiert. Als wir das, damals besprachen, da habe ich erst so richtig erkannt, was für ein toller Kerl Paul ist. Seine Erfahrung mit Frauen, war keine verschenkte Investition. Es mag da viel Sexuelles mitspielen, Hauptsache aber ist, Paul hat gelernt, wie er mit der Psyche einer Frau umzugehen hat. Ich, als Frau, gestehe, er weiß das viel zu gut – er wird auch noch unsere letzten Geheimnisse entschleiern und verdammt noch mal, er wird sie ins Bild bannen. Ein Tag, vor dem ich mich heute schon irgendwie fürchte.“

Es herrschte einen Augenblick Ruhe. Zeit der Verdauung, fiel mir dazu ein. Zeit meine heißen Ohren abzukühlen. Ich fühlte mich unwohl in meiner Haut. Anerkennung, Lob - ich tue doch nur meine Arbeit. Dafür bekomme ich gutes Geld, das ist wichtig.

„Ich fürchte, ich habe es fast Begriffen“, sagte Mikel. „Meister Paul arbeitet bei seinen Fotos nicht nur mit Können, sondern auch mit Psychologie. Noch schlimmer, du Gerlinde inzwischen auch. Ich fürchte, unsere armen Redakteure haben da noch ein derbes Problem. Die sehen das Ganze nur aus dem Aspekt des Kunden. Was ein Glück, dass wir nur Sex verkaufen. Du, Willi, du bist da schon viel schlechter dran. Vielleicht solltest du ein paar Semester Psychologie studieren?“

Auch das war ein Lacher wert. Dann folgte ein Run zur Open Bar. Der Durst brach aus. Auch Häppchen vom Buffet waren wieder gefragt. Allen fiel ein, wir hatten ja eine Party, keine Geschäftsbesprechung. Spaß an der Party schienen aber alle zu haben.

„Beatrix“, kam Mikel auf Moms anfängliches Gejammer zurück. „Wir sind jetzt irgendwie von deinen Sorgen abgekommen. Hast du denn wenigstens eine kleine Idee, mit was wir dir helfen können. Ich meine, einen Zuschuss für dein Schreibbüro, kann nicht das Thema sein. Sag mir wie viel, ach Quatsch, schicke uns eine Rechnung. Eine Beatrix Mai sollte sich um solche Trivialitäten gar nicht erst kümmern. Wenn ich du wäre, ich hätte meine Finanzen sowieso an Kim abgegeben. Wenn ich allerdings daran denke, wie sie den Verlag, für Paul aussaugt, dann bin ich zwiegespalten. Der Verlag sieht in Kim das, was sie ist, ein blutrünstiger Moskito. Zum Glück ist für mich und die meisten Mitarbeiter, der Verlag ein Neutrum, dem auch wir gerne ein paar Tropen Blut abzapfen.“