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Der Witwer Teil 01

Geschichte Info
Sonntags morgens ließ es sich herrlich träumen.
5.8k Wörter
4.36
60.2k
5
Geschichte hat keine Tags

Teil 1 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 08/21/2022
Erstellt 11/08/2012
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Sonntags morgens ließ es sich herrlich träumen. Kein Wecker riss mich aus dem Bett. Niemand erwartete mich pünktlich im Büro. Kein Straßenlärm störte. Das einzige Geräusch war der Regen.

Der hatte sich durch beträchtliche Schwüle längst angekündigt. Seit dem Gewitter am Samstagnachmittag hatte es nicht mehr aufgehört zu regnen. Diese Tatsache machte mir einen Strich durch die Rechnung.

Mir blieb nichts anderes übrig, als zu träumen. Seit dem Tod meiner Frau war ich allein. Ihr Bett war mir für ein Betthäschen zu schade. Hatte ich es nötig, amüsierte ich mich lieber außer Haus.

In der letzten Zeit hatte dieses Vergnügen allerdings einen sonderbaren Akzent bekommen. Früher war ich mir meiner Potenz gar nicht bewusst gewesen. Vielleicht hatte es in den letzten Tagen auch nur an der Schwüle des Wetters gelegen.

Als ich am Sonntagmorgen im Bett und mit Abstand von den Ereignissen über diese nachdachte, kam ich mir vor wie ein „lustiger Witwer". Die Erinnerung genügte schon, um das Samenrohr strammstehen zu lassen.

Das heißt, der Kerl hatte seinen eigenen Kopf. Er reckte sich neuerdings viel öfter an mir, als ich es eigentlich wollte. Umgekehrt ließ er mich jedoch nie im Stich: wenn ich es wollte, stand er. Aber allein im Bett konnte ich nichts mit ihm anfangen. Aus dem Alter war ich heraus, dass mir Handbetrieb Spaß gemacht hätte.

Wenn es gar nicht anders ging, brauchte ich nur anzurufen. Auf dem Umweg über eine naive Blonde war ich an eine äußerst scharfe Schwarzhaarige geraten. Jasmin, so hieß sie, wartete nur darauf, dass meine kräftige Y - Chromosomen -- Schleuder ihr X -- Chromosomen -- Auffangbecken spaltete.

Plötzlich klingelte das Telefon. Sein Schrillen riss mich aus meinen lüsternen Träumen -- und das am Sonntagmorgen!

Ich hatte eine Mordslatte. Der vorwitzige Bursche drängte sich aus dem Schlitz der Schlafanzughose, noch ehe ich richtig auf den Beinen war. Das Bild im Spiegel zwang mich zu grinsen. Mann im Schlafanzug mit steifem Schwanz am Telefon!

„Zander hier. Guten Morgen, Herr Burgmüller" hörte ich vom anderen Ende, nachdem ich mich gemeldet hatte. Die Tatsache, dass mein Chef persönlich anrief und das am Sonntagmorgen, verwirrte mich. „Ich möchte von Ihnen nur verbindlich wissen, ob wir heute mit Ihnen rechnen dürfen und wann."

Mir rutschte das Herz in die Hose. Meinen steifen Lümmel dagegen vermochte der Schreck, den ich bekam, nicht zu beeindrucken. Es sah aus, als grinse er mich an.

„Hm, na ja", stotterte ich. „Wann? Falls Sie keinen besseren Vorschlag haben, komme ich nach dem Essen. Im Restaurant geht es oft bis halb zwei. Bis ich dann draußen bin, ist es sicherlich zwei, halb drei."

„Ach richtig, daran hatte ich nicht gedacht. Gehen Sie doch zusammen mit uns essen! Sie sind unser Gast. Wir sind gegen ein Uhr im Restaurant „Graf Yosta". Einverstanden?"

Ich sah Sterne. In der kurzen Zeit für eine schnelle Entscheidung konnte ich nicht alle Konsequenzen überdenken.

„Sicherlich, was soll ich sonst sagen? Unter uns, Herr Doktor Zander, was für Blumen liebt Ihre Frau?"

„Blumen? Kommt gar nicht in Frage", redete Zander los wie ein Wasserfall. „Sie bringen nichts mit außer sich selbst. Das heißt, wenn Sie sich unbedingt als Kavalier zeigen wollen: sie bevorzugt Weinbrandbohnen, am liebsten mit Eierlikör oder Zwetschgenwasser. Bis dann um eins im Restaurant."

Ich hatte ein merkwürdiges Gefühl im Magen. Zanders Bemerkung über die Vorliebe seiner Frau klang sehr zweideutig. Doktor Zander wusste, unter welchen Umständen seine Frau und ich uns kennen gelernt hatten. Er ahnte zumindest, welche Folgen das gehabt hatte. Das Ereignis war für Zander erst der Anlass gewesen, mich einzuladen.

Im Betrieb wusste niemand, dass die hübsche, vollbusige Chefsekretärin Evelyne Fritsch in Wahrheit Zanders Frau war. Ich wusste es auch erst, seit wir kürzlich zufällig längere Zeit im Fahrstuhl eingesperrt gewesen waren.

Bei dieser Gelegenheit hatten wir gleich hemmungslos gevögelt.

Evelyne faszinierte die Männer. Ich war darauf und dran gewesen, mich bis über beide Ohren in sie zu verlieben. Und das genau war die Misere.

Sie hatte mir zu verstehen gegeben, dass sie mich liebe. Trotzdem sei sie um keinen Preis der Welt bereit, sich scheiden zu lassen. Ich musste sie als Geliebte akzeptieren.

Verworrener ging es nicht mehr!

Ich besaß andere Ansichten über Moral. Vor allen Dingen störte mich, dass Evelynes Mann ausgerechnet mein Chef war. Das war für mich ein unlösbares Problem.

War das alles nicht Grund genug, verwirrt zu sein? Die Einladung Zanders lag mir auf dem Magen.

Hätte ich mich nur in sie verliebt, würde die Einladung auf ein unmissverständliches Wort zwischen Männern hinauslaufen: Alfons Burgmüller, lass die Finger von meiner Frau!

Dr. Zander hatte aber erfahren, dass ich seiner Frau meinen Stammbaum zwischen die Schamlippen gejubelt hatte. Wahrscheinlich wusste er auch, dass Evelyne ihre helle Freude daran gehabt hatte.

Mich plagten Gewissensbisse: Wäre ich der gehörnte Ehemann, würde ich Konsequenzen ziehen. Damit rechnete ich auch seitens Dr. Zanders. Der würde seinem ersten Designer in einem Gespräch nahe legen, sich einen anderen Job zu suchen.

Und ich sagte mir: Ein Feigling, wollte ich dem Unvermeidlichen ausweichen.

Womöglich vermittelte sogar Zander mir einen neuen Job? Ich hielt ihn für so hinterhältig, dass er mir anbot, den führenden Posten einer Auslandsabteilung seines Werkes zu übernehmen: Südafrika, Kalkutta, Japan oder Buenos Aires. Schließlich war ich ungebunden.

Um halb eins stieg ich missmutig in mein Auto. Zum Glück lenkte mich der geisttötende Landregen ab. Den Kummer hatte ich mir selbst eingebrockt. Meine Laune war wie das Wetter -------.

Das First-class-Hotel „Graf Yosta" lag außerhalb der Stadt. Ich betrat das Restaurant wenige Minuten nach eins. Dr. Zander und seine Frau saßen an einem Tisch am Fenster. Sie rauchten und taten gelangweilt.

Der graumelierte Fünfundfünfzijährige erhob sich sofort und reichte mir die Hand. Er verkörperte den typischen agilen Manager. Dabei trug er zum einfachen Sakko in Blau nur eine Flanellhose und Rollkragenpullover.

Zander war die Freundlichkeit in Person. Leger kannte ich ihn nicht in seiner Eigenschaft als Firmenboss.

„Meine Frau kennen Sie ja schon recht gut, Herr Burgmüller!" Er überließ es mir, ihr artig die Hand zu reichen.

Evelynes braune Augen im schönen Puppengesicht musterten mich mit Schlafzimmerblick durch lange, gebogene Wimpern. Dieser Blick war es, der mir durch Mark und Bein ging. Sie bewegte tonlos ihre bezaubernden, sinnlichen Lippen, als wollte sie ausdrücken, ich solle ihr gegenüber Platz nehmen.

Die schwache Spannung zwischen uns ging von mir aus. Zander gab sich gelassen und privat. Einleitender Gesprächsstoff zwischen der Auswahl des Menüs und der Getränke war das Wetter.

Da vornehmlich Zander die Unterhaltung bestritt, wagte ich kaum, Evelyne genauer anzusehen. Ihr Blick dagegen brannte in meinem Gesicht.

Sie trug ein geschmackvolles, beiges Jackenkostüm. Über den weiten Kragen fiel gepflegt ihr langes, braunes Haar herab. Ihr großer Busen füllte die Jacke so sehr, dass es zeitweise aussah, als ob sie die Brüste auf den Tisch legen wollte -- oder, als hätte sie unter der Jacke nichts an.

Bevor die Vorspeise serviert wurde, spendierte Zander als Aperitif Zwetschgenwasser zum Bier. Zwischen Hors d`oeuvre und Hauptgericht lenkte er die Unterhaltung zum geschäftlichen Teil. Ich registrierte Warnsignale: aha, jetzt kommt es! Mir blieb trotzdem nichts anderes übrig, als aus der Sicht des leitenden Technikers Stellung zu beziehen.

„Sehen Sie, Herr Burgmüller", wurde Zander direkt, „die Störung in der Energieversorgung kürzlich hatte etwas Gutes: Unsere geplante Konferenz kam nicht zustande."

„Wieso?" Ich erschrak. Mein Gesicht glühte. Die Anspielung konnte sich nur auf mich und Evelyne beziehen, denn es war nicht Zanders Art, Selbstverständlichkeiten zu erwähnen. Die ausgefallene Konferenz war so eine Selbstverständlichkeit.

„Sie sind schon einige Zeit Witwer, Herr Burgmüller", sagte Zander beiläufig. „Sie sind jung, voller Tatkraft, intelligent und ideenreich. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, Ihnen die Technische Direktion in Johannesburg zu übertragen".

Ich war knallrot geworden. Das war es also! Ich stolperte über ein Wort: „Hatte?"

Zander nickte grübelnde. Er musterte mich wie ein Gemälde, von dem man nicht weiß, was es darstellen soll. „Richtig, Johannesburg übernimmt Dr. Voß".

„Dr. Voß ist doch unser technischer Leiter hier?" platzte ich heraus. Mit ihm hatte ich täglich zu tun. Ich durchschaute sofort, woher die Sinnesänderung stammte. Voß war mit Zander befreundet. Bevorzugte Posten überlässt man immer Freunden.

„Dr. Voß und ich fliegen heute Nacht nach Johannesburg", redete Zander weiter, als hätte er den Einwand nicht gehört. „Zuerst wollte ich mit Ihnen dorthin. Ich dachte, seine Stelle übernehmen Sie, vorerst natürlich vertretungsweise, bis feststeht, dass Voß tatsächlich in Johannesburg bleibt."

Ich saß da wie vom Donner gerührt. Mein Blick streifte das Gesicht Evelynes. Sie lächelte fein und musterte mich wieder mit ihrem Schlafzimmerblick.

Ich wusste, jedes Wort, das ich darauf sagen würde, wäre falsch gewesen. Deshalb schwieg ich.

Dr. Zander sah mich prüfend an. „Ich gehe davon aus, dass Sie damit einverstanden sind, Herr Burgmüller. Ob nun in Johannesburg oder hier: der jüngste Technische Direktor sind dann Sie!"

Ich brachte endlich den Mund auf: „Kann ich darauf noch ein Zwetschgenwasser haben?"

„Gewiss". Zander lächelte, als wunderte er sich über meine Überraschung. Er bestellte gleich zwei. „Haben Sie nicht gewusst, dass Sie schon länger im Gespräch waren? Sie, Herr Wagner und Dr. Ullmann. Bei der ausgefallenen Konferenz hätten wir Ihnen Johannesburg angetragen."

„Nein, das habe ich nicht gewusst."

Inzwischen servierte man den Schnaps. Wir führten uns den gleich zu Gemüte. Ich war froh, keine weiteren Erklärungen abgeben zu müssen.

Unmittelbar darauf kam die Hauptmahlzeit. Für eine Weile war ich mit vollem Mund meinen Gedanken überlassen. Ich zerbrach mir den Kopf, ob hinter dieser Entscheidung Evelyne stehen könnte.

Vor dem Dessert kam Zander darauf zurück: „Wir sind von der Überlegung ausgegangen, dass Sie die hiesigen Verhältnisse kennen. Es fällt Ihnen leichter, sich hier einzuarbeiten, als in einer fremden Umgebung. Dr. Thorsten, der Verwaltungsdirektor, steht Ihnen während meiner Abwesenheit mit Rat und Tat zur Seite. Auch meine Chefsekretärin steht ihnen zur Verfügung. Sie ist nach mir am besten über alles unterrichtet."

Ich brauchte abermals einen Schnaps, aber ich wagte es nicht zu sagen: Meine Chefsekretärin steht Ihnen zur Verfügung! In meinen Ohren hatte der Satz nämlich eine ganz andere Bedeutung.

„Ist alles klar?" fragte Zander nach dem Dessert jovial. Als ich nickte, rief er die Bedienung: „Aller guten Dinge sind drei -- noch mal dasselbe!"

Zusammen mit dem dritten Zwetschgenwasser kam die Rechnung. Als wir ein letztes Mal die Gläser hoben, sagte Zander genau so jovial: „Damit vergessen wir für heute den geschäftlichen Teil, obwohl" -- er wiegte den Kopf -- „Sich in unserer Lebenslage da eine vom anderen schlecht trennen lässt. Meine Frau hat dazu noch gar nichts gesagt! Wie stellst du Dich denn dazu, Eve?"

Das kurze schwache lächeln war kaum wahrzunehmen. Ihre braunen Augen schauten von Zander zu mir und wieder zurück. „Ich bin überzeugt, dass es optimal geregelt ist, Walt."

Zander kippte das Glas in den Hals und küsste sie flach an die Schläfe. „Ausgezeichnet, deine Zustimmung zu finden. Dann sollten wir aufbrechen. Dürfen wir Sie als Passagiere begleiten, Herr Burgmüller? Wir sind mit dem Taxi

hergekommen."

Das war selbstverständlich. Als wir uns erhoben, sah ich Evelyne i n voller Größe. Der Rock reichte ihr bis zu den Waden und darunter trug sie Stiefel. Sie war so groß wie ich.

Unwillkürlich erinnerte ich mich, wie ich sie kennen gelernt hatte: Langbeinig im Mini und darunter -- nichts!

Um die Gedanken zu verscheuchen, bemühte ich mich, beflissen Türen zu öffnen einschließlich der meines Wagens. Der anhaltende Regen ließ auch gar nichts anderes zu. Evelyne setze sich in den Fond und Zander neben mich.

Ich wusste nicht, wie ich mir vorkommen sollte: Zander ging auf Reisen, übertrug mir einen führenden Posten und delegierte mir seine Frau als Sekretärin. Dabei musste er wissen, was zwischen uns vorgefallen war!

Und ob Zander das wusste!

Wir fuhren noch keine zwei Minuten, als er nüchtern, fast schon gelangweilt fragte: „Sie lieben meine Frau, Herr Burgmüller, nicht wahr?"

Mir platzte fast der Kopf vor Verlegenheit -- mir, dem jüngsten und frischgebackenen technischen Direktor in Zanders Firma!

Die regennasse Straße kam mir vor, als führte sie in die Hölle. Ich riss mich zusammen-. „Ja."

„Eve liebt sie auch, soviel ich davon verstehe, „ stellte Zander mit nüchterner Stimme fest. Dabei blickte er sich lächelnd zu ihr um.

Ich sah sie im Rückspiegel. Ihr Puppengesicht wirkte gelassen und entspannt. Sie bewegte kaum die Lippen: „Ja."

Zander musterte mich beifällig von der Seite. Ich spürte seinen Blick, obwohl ich stur geradeaus auf die Fahrbahn starrte.

„Das ist das gute Recht junger Leute. Ich liebe meine Frau auch, aber wohl anders als Sie, Herr Burgmüller. Ich bin über ein Vierteljahrhundert älter als Eve. Sie wissen ja, dass Eve erst achtundzwanzig ist?"

Also nur ein Jahr älter als die schwarzhaarige, scharfe Jasmin, fiel es mir ein. Mi ihr hatte ich aus lauter Verzweiflung über die Aussichtslosigkeit eines Verhältnisses mit Evelyne eine stürmische Nacht verbracht. Seither wartete sie auf mich.

„Nein, das wusste ich nicht."

Zander lächelte immer noch. „Sie wissen aber, dass Sie sie nicht heiraten können, höchstens als Witwe. Ich habe allerdings nicht die Absicht, so schnell das Zeitliche zu segnen. Ich habe im Leben noch einiges vor."

„Das weiß ich." Ich lachte auf einmal, denn mir fiel etwas Kurioses ein. „Sie brauchen nicht zu befürchten, dass ich Sie umbringen will."

Zander lachte auch. „Das befürchte ich auch nicht, Herr Burgmüller. Eve ist meine zweite Frau. Das hat sie Ihnen sicherlich erzählt."

„Nein, das habe ich nicht", mischte sie sich ein. Ihr etwas scharfer Ton sollte klarstellen, dass sie keineswegs aus dem Haus geplaudert hatte. „Ich habe Alf auch nicht erzählt, dass du einen sechsundzwanzigjährigen Sohn hast, der sich als Blumenkind haschrauchend in Nepal herumtreibt, und eine einundzwanzigjährige Tochter -----„

„O la", machte Zander betroffen. „Mit ihr verstehst du dich doch vorzüglich, meine Liebe. Weshalb also der bissige Ton? Wir beide vertragen uns sonst auch, Eve?"

„Entschuldige, Walt", erwiderte sie demütig, und zu mir: „Karin und Lutz entstammen natürlich Walters erster Ehe. Auch Karin ist selten im Hause."

Der gelinde Misston lag nicht in meiner Person begründet. Ich grübelte, um den wieder aus der Welt zu schaffen.

„Evelyne hat mir nur erzählt, dass sie Sie auf ihre Art lieben würde und sie sich deshalb und auch wegen eines Ehevertrages nie scheiden lassen will."

Diesmal errötete Zander. „Hm, ich gebe zu, dass ich Eve manchmal unterschätze. Das steckt noch in mir von meiner ersten Frau. Im Gegensatz zu ihr, ist Eve eine durch und durch emanzipierte Frau. Wirtschaftlich gesehen ist unsere Ehe also eine reine Zweckgemeinschaft."

„Und sexuell?" fragte sie lauernd.

Sein Blick flackerte kurze Zeit unstet. Er erwies er sich aber als ein ehrlicher Mann: „Hat Eve Ihnen auch nicht gesagt, dass ich -- nun" -- er druckste einen Moment verlegen -- „etwas anders bin?"

„Kein Wort." Ich erinnerte mich, dass sie mir etwas ganz anderes einreden wollte. Jedenfalls hatte ich es ganz anders verstanden. Zander erweckte nicht den Eindruck, homosexuell zu sein.

Anscheinend erriet Zander meine Gedanken. „Nicht so sehr im herkömmlichen Sinne. Ich habe schöne Frauen sehr gern um mich. Ich möchte nicht nur aus Gründen des Verstandes weitgehend den Umgang mit solchen Männern meiden. Eve wiederum ist nicht dafür zu erwärmen. Aber ich habe aus Gründen, auf die ich nicht eingehen möchte, leider eine furchtbare Aversion gegen jede Berührung mit ----- ehm-----„

„Fotzen", schmetterte Evelyne zynisch.

„Warum musst du das so hart formulieren, Eve?" röchelte er, peinlich berührt.

„Weil ich nun einmal eine Fotze habe und du nicht nur mit mir deutsch zu reden pflegst", murmelte sie.

Mir behagte das nicht. Ob Liebe zu Evelyne oder nicht: Einen Streit zwischen ihnen ertrug ich nicht, lieber verzichtete ich auf alles. Mir war sowieso nicht klar, was der bevorstehende Sonntagnachmittag bringen sollte.

Ich entschloss mich: Angriff war die beste Verteidigung, und ich würde wissen, woran ich war.

„Habe ich Sie richtig verstanden, Dr. Zander, dass Sie als Ehemann von Evelyne keine Einwände und Bedenken gegen ein intimes Liebesverhältnis zwischen ihr und mir haben?"

Zander schaute mich an und lächelte seltsam: „Ich dachte, das ist längst klar? Ich bin froh, dass ich dadurch Eve wieder glücklich weiß. Wir beide haben keine Heimlichkeiten voreinander."

Mir war das zu hoch.

„Und was sagst du dazu, Evelyne?"

Es klang gelangweilt: „Dass wir aufhören, davon zu reden, bevor wir es z --e- r- reden. Wenn du an der nächsten Ampel links abbiegst, kürzen wir ein Stück ab, und ihr könnt eure Duz-Freundschaft begießen."

Walter drehte sich sich lächelnd zu ihr um: „Du willst damit sagen, dass wir bisher mit jedem Direktionschef mehr oder weniger eng befreundet sind, das heißt, sogar mir ihren Frauen und Familien."

„Und keiner weiß, dass Evelyne Ihre Frau ist?" wunderte ich mich.

„Es sind die einzigen, die es wissen", gab Walter zu. „Und natürlich unser Hauspersonal. Übrigens spricht es sehr für Eve, dass Torsten und Voß von ihr wesentlich stärker beeindruckt, ja gefangen genommen sind als von meiner ersten Frau."

„Fange nicht wieder an, ins Geschäftliche abzugleiten, Walt", warnte Evelyne. „Sonst bitte ich Alf, dich vor der Haustür abzusetzen, und ich fahre mit ihm in seine Wohnung. Ich kann den Sonntag mit ihm auch allein verbringen."

„Entschuldige", reagierte er demütig. „Ist am Nachmittag außer uns überhaupt jemand im Hause?"

„Ja, Sarah ist da. Es muss uns ja jemand Kaffee machen, bevor wir dich zum Flughafen bringen. Paul und Rita habe ich bis morgen freigegeben. Die Anderen sind sowieso nur während der Woche da."

Ich kurvte in die abzweigende Straße. Bei schönerem Wetter war die Villengegend auf dem hügeligen Gelände ein Paradies.

„Am Ende der Straße wieder rechts und dann noch einmal links", wies Zander mich ein. „Dann stoßen wir direkt auf die Seestraße. Es bleibt Ihnen überlassen, Herr Burgmüller, ob Se während meiner Abwesenheit oder auch anschließend zu uns übersiedeln. Denn im Werk bleibt Eve das unnahbare Fräulein Fritsch."

„Sie meinen: Ehe zu dritt?" konnte ich mir nicht verkneifen, zu sagen.

„Selbst du würdest nicht verhindern können, Walt, dass wir im Büro oder sonst wo vögeln, wenn uns danach zumute ist"; plapperte Evelyne drauflos. „Es gibt Möglichkeiten genug, dass niemand dahinter kommt."

Walter Zander errötete. Er überging aber diese Frivolität, um sich nicht herausfordern zu lassen. „Betrachten Sie das nicht unter einem solchen Gesichtspunkt, Herr Burgmüller. Ich könnte Eves Vater sein."

Ich vermutete noch einen Haken bei der Sache. Die angedeutete Toleranz überstieg mein Begriffsvermögen. Hätte ich mich nicht hoffnungslos in Evelyne verrannt, wäre ich nie darauf eingegangen.

Als Lichtblick für die nahe Zukunft sah ich Zanders Reise. Die bevorstehende Nacht gehörte in jedem Falle Evelyne und mir -- so wie ich es sah. Unser Liebesleben begänne, sobald wir Walter am Flughafen abgesetzt hatten.

Diese Vorfreude machte es mir leichter, den sicherlich tristen Nachmittag mit mehr oder minder langweiligen und geistreichen Dialogen zu verbringen. Meine Hoffnungen auf den bevorstehenden Abend machten sich sogar in meiner Hose bemerkbar.

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