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Die Agentin 02 - Kein Ausruhen

Geschichte Info
Sam und Anastasia geraten in Gefahr.
70.4k Wörter
4.86
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Die Agentin

Keine Zeit zum Ausruhen

Kapitel 1

„Ich treffe mich heute mit Leuten vom Geheimdienst. Sie wollen mir alles, was sie über den Tod von Popov wissen, berichten. Möchtest du dabei sein?", erkundigt sich Sam so nebenbei. Wir sitzen beim Frühstück.

Bisher war ich noch mit meinen Gedanken in den Wolken. Zu schön war der Sex am Morgen. Mein Körper kribbelt immer noch wohlig und am liebsten wäre ich gar nicht aufgestanden. Doch seine Ankündigung sorgt dafür, dass er schlagartig meine gesamte Aufmerksamkeit besitzt. Ich bin nur noch neugierig.

„Darf ich denn dabei sein?"

„Du bist meine Beraterin und gehörst damit zum Stab des Außenministers", grinst er. Der Schuft weiß genau, wie sehr mich dieses Thema interessiert.

„Wenn das so ist, komme ich natürlich gern mit", grinse auch ich schelmisch.

„Da musst du dich aber benehmen", grinst er. „Das Treffen findet im Weißen Haus statt."

„Na hör mal! Ich bin doch immer brav und weiß mich zu benehmen", antworte ich gespielt empört.

„Beim Treffen mit der Führung der Episkopal-Kirche - was war denn da mit dir los?"

„Oh, da habe ich doch nur den Außenminister etwas zu stürmisch geküsst. Kann ich wissen, dass die Pfaffen so prüde sind und eine unverheiratete Frau einen unverheirateten Mann in der Öffentlichkeit nicht küssen darf", ziehe ich etwas den Schmollmund.

„Sie darf nicht einen verheirateten Mann küssen, sondern nur ihren Ehemann."

„Aber ich habe keinen Ehemann. Noch nicht zumindest."

Ich blicke gespielt traurig drein. Er aber lacht nur und steckt sich das frisch geschmierte Brötchen in den Mund, um herzhaft hineinzubeißen. Ich hingegen hänge noch immer an meiner Tasse Kaffee. Die ist für mich lebensnotwendig. Ich brauche unbedingt Koffein, um am Morgen wach zu werden.

Wenig später fahren wir gemeinsam ins Weiße Haus. In einem eigenen Raum, der völlig von der Außenwelt abgeschirmt ist und von dem aus, sichere Verbindungen in die ganze Welt aufgebaut werden können, warten bereits einige Männer auf uns.

„Meine Herren, darf ich Ihnen Anastasia Serinskaya vorstellen. Sie ist meine Beraterin in allen Fragen zu Ukraine und Russland", stellt mich Sam den Anwesenden vor.

„Herr Außenminister, Frau Serinskaya", grüßen die Anwesenden freundlich.

Sam stellt mir die Herren vor. Es sind dies der Leiter der CIA mit einem Assistenten, der Direktor des FBI sowie ein wichtiger Mann der Heimatschutzbehörde. Sie alle mustern mich eingehend.

„Hat denn Frau Serinskaya die entsprechende Sicherheitsfreigabe, um an solch geheimen Treffen teilzunehmen?", will der Mann vom FBI wissen.

Ich halte augenblicklich die Luft an, weil mir in dem Moment klar wird, dass ich davon zwar gehört habe, dass es in den USA ein sehr strenges System gibt, wer welche Geheiminformationen und vertrauliche Unterlagen bekommen und einsehen darf. Bisher hat sich mir diese Frage allerdings nie gestellt, ich nehme aber an, dass ich nichts dergleichen besitze.

„Frau Serinskaya hat die höchste Freigabe - von mir persönlich", höre ich eine Stimme laut hinter mir.

Es ist der Präsident persönlich. Er muss von mir und wohl auch von den anderen unbemerkt den Raum betreten haben. Dabei hat er wohl auch die Frage mitbekommen und diese gleich beantwortet.

„Herr Präsident, ich wollte nur sicher sein, dass ...", rechtfertigt sich der FBI-Mensch.

„Herr Präsident", grüße ich freundlich.

„Anastasia, schön sie wiederzusehen", erwidert er meinen Gruß.

Ich bemerke, dass ihn die Umstehenden überrascht anstarren. Ich nehme an, das liegt daran, dass er mich beim Vornamen anspricht.

„Was ist, meine Herren, legen wir los? Zeit ist Geld!", meint der Präsident. Dabei nimmt er mich um die Taille. „Kommen sie, setzen wir uns. Haben sie sich gut eingelebt?"

„Ja, danke der Nachfrage."

„Sam hat aber auch ein Glück", meint er. „Fast könnte ich ihm neidisch sein."

„Ich habe mit ihm aber auch großes Glück, sehr großes Glück sogar", antworte ich.

Inzwischen sitzen wir. Ich bin zwischen dem Präsidenten und Sam, dann kommen alle anderen. Mir gegenüber sitzt der CIA-Chef.

„Wie sieht es aus?", will der Präsident von seinen Geheimdienstleuten wissen.

„Popov ist in einem wahren Raketenhagel ums Leben gekommen", beginnt der CIA-Chef. „Das war nur möglich, weil eine ukrainische Rakete im Anflug die russischen Systeme aktiviert hat, welche sie abfangen sollten. Aus bisher unerklärlichen Gründen haben sich allerdings die Abfangraketen gegen das Ziel und nicht gegen die Rakete gerichtet. Sie haben den Wagen von Popov anvisiert. Die Feuerkraft muss gewaltig gewesen sein."

„Wie konnte es zu so etwas kommen?", will der Präsident wissen.

„Wir haben keine Ahnung. Selbst die Ukraine weiß nicht, warum die Rakete im Anflug auf den Wagen Popovs war. Sie hatten zu dem Zeitpunkt auch keinen Agenten in der Nähe. Es war nur eine einzige Rakete, die aber verheerende Folgen für die Russen hatte.

Was keiner sich erklären kann, ist, warum die Rakete genau dorthin abgefeuert wurde, wo sie den russischen Präsidenten getroffen hat. Niemand konnte wissen, dass Popov auf dem Weg zur FSB-Zentrale war. Auch weiß bis heute keiner, was er dort wollte. Selbst die Russen stehen vor einem Rätsel. Er hat sich aus heiterem Himmel dazu entschieden, dorthin zu fahren. Das konnten nicht einmal die eigenen Leute vorher wissen und deshalb scheint ein gezielter Anschlag auf den russischen Präsidenten auch unwahrscheinlich zu sein."

„Was denken die russischen Behörden?", will ich wissen.

„Die gehen auch von einer fehlgeleiteten Rakete und einem Zufallstreffer aus."

„Dann ist nicht mit Konsequenzen zu rechnen?", bohre ich nach.

„Konsequenzen? Warum? Außerdem befinden sich die Russen derzeit in einem internen Machtkampf. Jeder will jetzt an die Macht. Deshalb ist noch völlig unklar, wer auf Popov folgen soll. Erst dann wäre mit einer Reaktion zu rechnen. Aber ich glaube nicht, dass es eine geben wird."

„Wann wird die Beisetzung sein?", will nun wieder der Präsident wissen.

„Noch steht kein Datum fest. Lange kann es aber nicht mehr dauern. Zu lange dürfen sie nicht mehr damit zuwarten. Das Machtvakuum muss so schnell wie möglich geschlossen werden", antwortet der Mann von der CIA.

„Gut, gibt es sonst noch etwas?", will der Präsident wissen.

Alle schütteln nur den Kopf. Offenbar sind die Informationen dürftig, aber alles was man besitzt. Deshalb hoffen die Leute von den Diensten, dass nicht viele Fragen gestellt werden, die sie in Verlegenheit bringen könnten. Mir jedoch soll es recht sein. Ich bin vor allem froh, dass auch die Russen im Dunkeln tappen.

„Dann lassen sie uns bitte allein. Ich möchte mit meinem Außenminister und Frau Serinskaya noch etwas besprechen", sagt der Präsident. Er bleibt ruhig neben mir sitzen.

Die Geheimdienstler stehen auf, verabschieden sich bei uns und machen sich auf den Weg. Mir fällt auf, dass sie mich genauso freundlich und aufmerksam grüßen, wie den Präsidenten und Sam. Offenbar hat der freundliche Umgang, den der Präsident mit mir pflegt, alle Bedenken ausgeräumt.

„Sie werden Sam nach Moskau begleiten, wenn es dann soweit ist, dass Popov beigesetzt wird", wendet sich der Präsident an mich.

„Das war so geplant."

„Sie beide waren wohl die letzten Ausländer, die mit Popov gesprochen haben."

„Sollen wir es ihm sagen?", flüstert mir Sam ins Ohr.

„Das musst du wissen", raune ich zurück.

„Was habt ihr beiden zu tuscheln?"

„Wir sollten dir etwas erzählen", meint Sam. „Als Präsident der Vereinigten Staaten hast du wohl ein Recht darauf, es zu erfahren."

„Das wäre?"

„Ich hin Schuld daran, dass Popov jetzt tot ist", gestehe ich.

Der Präsident schaut mich einige Zeit lang an, sagt aber nichts. Ein sonderbares Schmunzeln spielt um seine Mundwinkel.

„Schuld oder Verdienst?", meint er schließlich. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir so etwas bereits gedacht. Und ich denke, auch die Russen und unsere Geheimdienste haben sie im Verdacht. Die Sache ist allerdings, dass niemand auch nur den geringsten Hinweis oder gar Beweis dafür hat. Aber, sagen sie, wie haben sie es angestellt?"

„Ich hatte für meine Aktion auf der Krim fünf Peilsender bekommen. Vier davon habe ich bei meinen Einsätzen verwendet, einer war mir übriggeblieben."

„Und den hat sie Popov bei unserem Besuch in die Brusttasche gesteckt", erzählt Sam weiter.

„Du wusstest davon?", wendet sich der Präsident an meinen Freund.

„Sie hat er mir erst gestanden, als wir bereits in der Luft waren."

„Das hat sie gut gemacht", grinst der Präsident.

„Einmal aktiviert war klar, drei Stunden später schlägt die ukrainische Rakete ein und lenkt die russischen Abwehrraketen auf das gleiche Ziel."

„Aber warum ist Popov so unerwartet zur FSB-Zentrale aufgebrochen?"

„Wir sind von ihm empfangen worden und die Gespräche kamen nicht vom Fleck. Da wollte er überraschend mit mir unter vier Augen sprechen und mich dabei zum Aufgeben meiner strikten Position bewegen. Er wurde dabei handgreiflich, als ich nicht auf seine Forderungen eingegangen bin. Als er mich daraufhin sogar gewürgt hat, habe ich ihm einen Tritt in sein Gemächt versetzt, was ihn etwas geärgert hat."

„Das kann ich mir gut vorstellen", lacht der Präsident.

„Er hat mir daraufhin gedroht, mich fertig machen zu lassen."

„Das war sein Verhängnis."

„Die Rakete hätte ihn so oder so getroffen. Das ist nicht der Punkt. Seine Abreise war jedoch ein großes Glück für die Menschen im Kreml. Da er unterwegs war, schlugen die Raketen nicht dort, sondern in seinem Wagen ein."

„Das hast du gut gemacht", sagt der Präsident. Er ist einfach zum Du übergegangen. „Ich bin übrigens William."

„Ich bin Anastasia, aber das weißt du ja schon", lächle ich etwas verlegen.

„Du solltest in Moskau aber vorsichtig sein. Man kann nie wissen."

„Machst du dir Sorgen, um mich?"

„Mein Außenminister arbeitet doppelt so gut, seit du mit ihm zusammen bist. Ich habe zwar noch nicht verstanden, warum das so ist, aber ich denke es liegt an deiner guten Beratung."

Beide schauen wir schelmisch grinsend zu Sam.

Kapitel 2

„Ich habe nichts zum Anziehen!", jammere ich.

„Das sagen Frauen immer", kontert Sam.

„Du bist gemein. Ich habe wirklich nichts anzuziehen", protestiere ich.

„Ich sehe dich sowieso lieber nackt", grinst er schelmisch. Manchmal kommt er mir vor, wie ein kleiner Junge.

„Nackt? Bei Popovs Beerdigung?", antworte ich gespielt empört.

Gut zwei Wochen sind seit dem Tod des russischen Präsidenten inzwischen vergangen und übermorgen sollen wir los, um an den Trauerfeierlichkeiten teilzunehmen. Das Programm ist ganz schön umfangreich. Die Leiche wird zunächst im Kreml aufgebahrt. Das bedeutet, wir müssen dort vorbei.

Am Tag darauf findet dann die offizielle Trauerfeier statt. Mit einem großen Staatsakt soll sich die Welt vom großen Herrscher verabschieden. Im Anschluss daran sollen die sterblichen Überreste in seine Heimatstadt Sankt Petersburg übergeführt und dort am Freidhof im kleinsten Kreis beigesetzt werden.

Wir sind also zwei Tage in Moskau und dafür brauche ich die passende Kleidung. Ich bin nur mit dem, was ich am Leib trug in die USA gekommen. Ich habe zwar Einkäufe gemacht und im Schrank ein paar Kleider hängen, aber viel ist es nicht. Vor allem habe ich nichts für einen so wichtigen Anlass eingekauft.

Sam hat uns beide für den Staatsakt angemeldet. Die Russen wissen also, dass ich dabei bin. Die Warnung des Präsidenten hat mich ein wenig beunruhigt. Er kennt schließlich die russische Seite. Aber kneifen werde ich auf keinen Fall.

„Dann gehen wir einkaufen", meint Sam ungerührt.

„Wir?"

„Ja, ich begleite dich, damit du nicht etwas kaufst, das nicht angemessen ist. Immerhin bezahlt die Staatskasse deine Kleider."

„Die Staatskasse?"

„Es ist ein offizieller Anlass und du vertrittst zusammen mit mir den Präsidenten der Vereinigten Staaten."

„In solchen Fällen zahlt die Staatskasse?", frage ich ungläubig.

„Natürlich, du kannst doch solche Kleider nicht aus der eigenen Tasche bezahlen."

„Gibt es da ganz bestimmte Läden?"

„Nein, man geht zu Designern."

„Ich brauche doch kein Designerkleid", antworte ich etwas empört.

„Anastasia, das hat mehrere Gründe, warum wir bei Designern einkaufen, vor allem die Frauen."

„Die wären?"

„Zum einen werden auf diese Weise junge aufstrebende Modeschöpfer gefördert, weil sie ein Kleid verkaufen, aber auch weil jemand dieses in der Öffentlichkeit trägt und damit indirekt Werbung dafür macht. Andererseits geht es aber auch darum, dass unsere Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen, sich so etwas leisten können."

„Ich bin also prominent?"

„Du vertrittst den Präsidenten der Vereinigten Staaten. Hast du eine Ahnung, wie die Augen auf dich gerichtet sein werden?"

„Auf dich aber auch."

„Ja, auf mich auch", grinst er.

„Nun dann, lass uns shoppen gehen. Wann hast du Zeit?"

„Heute Nachmittag würde dir passen?"

„Ich kann es mir einrichten."

„Gut, dann hole ich dich um 14 Uhr ab."

Ich gebe Sam noch einen innigen Kuss, dann macht er sich auf den Weg. Ich bleibe in der Wohnung, um einige Unterlagen durchzusehen. Ich stehe inzwischen in Kontakt mit dem ukrainischen Geheimdienst. Ich darf dazu sogar die geheime Kammer für sichere Verbindungen im Weißen Haus nutzen, ganz für mich allein.

Ich habe meinen Landsleuten nicht verraten, dass ich für die Rakete verantwortlich bin, die Popov getroffen hat. Sam hat mir geraten, dieses Detail auch vor den eigenen Leuten geheim zu halten. Es sollten nicht zu viele Leute davon wissen, weil die Gefahr einer undichten Stelle zu groß sein könnte.

Was mich beunruhigt ist, dass die Verbindung zu Ekaterina in Sewastopol auf der Krim abgebrochen ist. Seit mehreren Tagen hat sie sich, meinen Kontakten zufolge, nicht gemeldet. Sie war meine Ansprechperson, als ich auf die Krim beordert wurde, und ist in der Folge zu einer Freundin geworden. Ich mache mir deshalb Sorgen, große Sorgen sogar.

Es ist zwar nicht ungewöhnlich, dass für ein oder zwei Tage der Kontakt zu einer Außenstelle ausfällt. Bei Ekaterina sind es nun aber schon zu viele Tage und das ist beunruhigend.

Ich habe nur durch Zufall davon erfahren, weil ich mich nach ihr erkundigt habe. Ich wollte ihr einen schönen Gruß ausrichten lassen. Schon bei einem früheren Kontakt mit dem SBU habe ich darum gebeten, der Leiterin der Modelagentur auf der Krim ausrichten zu lassen, dass es mir gut geht und, dass ich noch lebe. Nach dem Raketeneinschlag in das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte hatte sie, wie erwartet, angenommen, dass auch ich unter den Toten wäre, weil ich mich nicht mehr zurückgemeldet habe. Sie konnte nicht wissen, dass ich nicht ganz freiwillig an Bord eines russischen U-Bootes gegangen bin.

Pünktlich um 14 Uhr fahre ich mit dem Aufzug hinunter in die Garage, begleitet von zwei Sicherheitsleuten. Sam hatte angerufen, dass er pünktlich sein werde und wir uns in der Garage treffen.

Ich muss auch nicht lange warten und schon rollt die Wagenkolonne auf mich zu. Ich steige ein und wir fahren los.

„Wohin bringst du mich?"

„Zu einer völlig unbekannten Modeschöpferin, die aber echt schöne Kleider macht", antwortet er nach dem Begrüßungskuss.

Ich lehne mich im Wagen gegen ihn und genieße seine Nähe. Er legt den Arm um mich und spielt durch meine Bluse hindurch mit meiner Brust. Ich lasse ihn gewähren, auch wenn der Fahrer uns im Rückspiegel beobachtet und grinst.

„Ich hoffe, wir finden bald das richtige Kleid", sage ich verträumt. Ich genieße seine Zärtlichkeiten.

„Ein Kleid?"

„Was sonst?"

„Du kannst nicht immer das selbe Kleid tragen. Das würde aussehen, als könnten es sich die USA nicht mehr leisten, dich angemessen einzukleiden."

„Dann eben zwei."

„Mindestens drei!"

„Wie, mindestens drei?", frage ich überrascht.

„Ein Kleid für den Besuch am Sarg, eines für das Abendessen und ein drittes tags darauf für den Staatsakt", zählt er auf.

„Kann ich nicht zumindest am ersten Tag nur ein Kleid tragen?"

„Wo denkst du hin. Du kannst mit mir doch nicht in einem schwarzen Kleid zum Abendessen gehen."

„Mann, ist das kompliziert", jammere ich.

Ich bin ein einfaches Mädchen vom Lande und komme zudem aus der Ukraine. Da hat man nicht so viele Kleider, zumindest nicht für jeden Anlass ein anderes. Trotzdem gebe ich mich ohne Widerworte geschlagen und lehne mich wieder an seine Schulter. Ich kenne diese Welt noch nicht so gut und verlasse mich wohl lieber auf Sam.

Die Fahrt dauert zu meinem Leidwesen nicht lange und schon hält die Wagenkolonne an. Ich muss mich schon wieder von Sam lösen. Ich hätte noch gerne etwas länger gekuschelt, aber da die Sicherheitsleute schon alle ausgestiegen sind und die Türen unseres Wagens öffnen, wird daraus nichts.

Wir steigen beide auf der jeweiligen Seite aus und ich umrunde schnell das Fahrzeug, um mich bei Sam unterzuhaken, der mich dann zu einem Laden führt, der ausgesprochen schlicht aussieht.

„Das ist ein Mode-Label?", frage ich etwas überrascht.

„Ich habe dir doch gesagt, es ist eine noch völlig unbekannte Modeschöpferin."

„Und woher kennst du sie dann?"

„Sie ist mit meiner Schwester befreundet."

„Du hast eine Schwester? Davon hast du mir nie erzählt!"

„Du weißt nicht alles von mir, wie du siehst. Ein Mann muss sich ein paar Geheimnisse bewahren."

„Sagt man dies nicht eher bei Frauen?"

„Ich bin für Gleichberechtigung", grinst er schelmisch.

Wir haben die Tür erreicht und einer der Sicherheitsleute öffnet sie. Zunächst blickt er sich drinnen um und gibt dann erst den Weg frei. Mich nervt diese Kontrolle, als ob ich nicht selbst auf mich aufpassen könnte. Aber es ist nun mal die Pflicht dieser Männer, also lasse ich sie gewähren.

„Was für eine Überraschung! Bist du es wirklich?", quietscht eine Frau, als wir den Laden betreten.

Zunächst bin ich etwas überrascht von diesem Empfang, auch weil ich nicht weiß, ob sie mich oder Sam meint. Mir wird aber recht schnell klar, dass es nur um meinen Freund gehen kann, weil ich diese Frau noch nie zuvor gesehen habe.

Tatsächlich ist es dann auch so. Sie läuft auf Sam zu und fällt ihm um den Hals. Als einer der Sicherheitsleute eingreifen will, gebe ich ihm ein Zeichen, dass er sich zurückhalten soll. Er war wohl von der Frau überrascht worden, die so plötzlich auf den Außenminister zugestürmt war. Um ehrlich zu sein, kann ich es ihm auch nicht verübeln. Er hat schließlich nicht mitbekommen, was ich vorher mit Sam gesprochen hatte, und war damit nicht ganz im Bilde.

Plötzlich hält die mir fremde Frau inne und löst sich etwas von Sam. Ein wenig peinlich berührt, schaut sie mich an. Immerhin hatte Sam meine Hand loslassen müssen, als sie in angesprungen ist.

„Darf ich vorstellen", meint Sam. Ihm ist der Blick wohl auch aufgefallen. "Das ist Ava Greenwood, eine Freundin meiner Schwester und das ist Anastasia Serinskaya, meine Freundin."

Die Frau, von der ich nun weiß, dass sie Ava heißt, kommt auf mich zu und hält mir die Hand entgegen, die ich freundlich lächelnd schüttle. Sie ist nur wenige Jahre älter als ich. Ich nehme deshalb an, dass Sams Schwester jünger ist als er.

„Ich habe schon viel von dir gehört. Das Fernsehen berichtet ja öfters über dich."

„Öfter als mir lieb ist", lächle ich.

„Du bist im Moment eine der bekanntesten Persönlichkeiten im Land. Du hast dir diesen eingefleischten Junggesellen geschnappt, kommst aus der Ukraine und hast Heldentaten vollbracht. Das ist eine unfehlbare Mischung, um in die Schlagzeilen zu kommen."

„Obwohl mir das nicht besonders angenehm ist."

„Das kann ich mir vorstellen. Als Agentin bleibt man lieber unerkannt", grinst Ava.

Sie hat sich inzwischen bei mir untergehakt und mich zu einer Sitzecke geführt. Das Möbel ist etwas älter, aber sauber. Man sieht, dass Ava es nicht leicht in der Branche hat. Ich nehme an, dass ihr Sam dadurch unter die Arme greifen will, indem er mich bei ihr einkleidet.