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Die Besten Jahre - 12

Geschichte Info
Whistleblowing
5.7k Wörter
4.59
13.6k
3
0

Teil 12 der 36 teiligen Serie

Aktualisiert 01/30/2024
Erstellt 03/20/2022
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Am Samstag passieren interessante Dinge, eher wenig Sex.

Die Besten Jahre -- 12 -- Whistleblowing

Seine Uhr weckte ihn lautlos vibrierend aus dem Schlaf. Marie hatte sich wohl im Lauf der kurzen Nacht von ihm weggedreht und er konnte so aufstehen, ohne sie wecken zu müssen. Er lauschte ein paar Minuten ihrem leisen und regelmäßigen Atem, stand dann aber leise auf, legte ein frisches Handtuch ins Bad und stand kurz darauf in der Küche, einen starken Kaffee für seine Bettgenossin der letzten Nacht aufzusetzen.

Kaffeeduft waberte kurze Zeit später durch die Wohnung und er hörte ihr Smartphone eine peinliche Weck-Melodie spielen. Sie betrat die Küche gerade, als er den fertigen Kaffee auf zwei Pötte verteilte.

„Guten Morgen", murmelte sie, offensichtlich war sie sich nicht sicher gewesen, wie bekleidet sie am Besten in der Wohnung herumlaufen sollte, sie kam nämlich mit der kleineren Bettdecke um ihren Körper gewickelt angelaufen.

„Das brauchst Du hier nicht", und er nahm ihr die Decke ab, ihren hübschen Körper zum Vorschein bringend.

„Du rennst ja auch nackig hier rum", nahm sie verschlafen zur Kenntnis.

„Milch? Zucker?"

„Ja und Ja", er stellte ihr beides neben ihre Kaffeetasse und nahm sich selbst Milch.

„Wie kannst Du so frühmorgens schon so aktiv sein?"

„Ich kann meinen Übernachtungs- und Vögelgast doch nicht einfach so verschwinden lassen, so ganz ohne Kaffee wäre nicht gastfreundlich"

„Erzähl einer Hotelfachfrau was von Gastfreundschaft", er wusste das nicht zu deuten aber beschloss, es einfach mal so stehen zu lassen.

Er setzte sich auf sein Sofa in die Ecke, stellte seine Tasse auf dem Beistelltisch daneben ab.

„Willst Du auf meinen Schoß kommen? Und dich anlehnen?", sie nickte und kuschelte sich an seinen Körper, ihr Kopf an seiner Schulter, er streichelte ihr über ihre Haare.

„Was machst Du jetzt noch am Wochenende?"

„Heute kommt Besuch und morgen habe ich noch keine Pläne, und Du? Arbeitest Du auch morgen?"

„Heute habe ich bis abends Schicht, morgen habe ich frei und ein Date", das konnte er jetzt nicht direkt einsortieren.

„Du hast ein Date, jemand... wichtiges?"

„Jaaa... ich mag ihn"

„... und dass Du zwei Abende vorher einen wildfremden Typen vögelst..."

„Ja, das mag Dir seltsam erscheinen, aber ich war mir so überhaupt nicht sicher, wie ich so sein würde und da habe ich mir gedacht, Du bist sicher da locker. Bist Du jetzt sauer?"

„Nein, vielleicht überrascht, aber es macht auch Sinn", insgeheim war er froh, wenn jetzt Marie noch irgendwas mit einer Beziehung mit ihm vorgehabt hätte, wären seine Gefühle echt kompliziert geworden.

„Hast Du das so ein bisschen als Generalprobe gesehen?"

„Ja, schon irgendwie. Ich bin jetzt total froh, dass wir Beide gestern Abend Spaß hatten, dass Du so schön mit mir den Morgen anfängst und freue mich auf den Typen morgen"

„Wie heißt er denn?"

„Marc, wir haben damals zusammen gelernt und wir sind uns zufällig wieder begegnet, er arbeitet bei einem anderen Hotel in der Stadt und wir wohnen sogar an der gleichen S-Bahn-Linie"

„Und Du denkst, du magst ihn?"

„Jaaa... er war damals schon total nett und ein super-Kumpel und Kollege und wenn wir jetzt miteinander telefonieren ist es immer super-schön", sie war also eigentlich über beide Ohren verliebt.

„Dann freue ich mich, wenn ich Dir ein wenig helfen konnte, das Lampenfieber zu dämpfen", sie kicherte.

„Schau, hier ist ein Bild von uns beiden damals", sie zeigte ihm ein altes Bild, „und hier, das haben wir letzte Woche gemacht, als wir uns in der S-Bahn getroffen und das Date ausgemacht haben", er sah sich das aktuelle Bild an, auch Marc sah sie verliebt an, wenn sie keine völlig verklemmten Idioten waren, würden sie sicher ein süßes, glückliches Paar werden.

„Ich wünsche Euch, dass ihr Beide zusammenkommt, glücklich werdet, zusammenzieht und ganz viele süße Kinder bekommt"

„Du bist süß", sie drehte sich zu ihm und umarmte ihn, ihm einen Kuss auf die Lippen drückend, „aber jetzt gehe ich duschen" und sie wackelte mit ihrem Hintern, als sie das Wohnzimmer in Richtung Bad verließ.

Er stand mit seiner Kaffeetasse in der Hand in der offenen Terrassentür und lauschte den Geräuschen der aufwachenden Stadt an einem Samstagmorgen. Dumpf hörte er das Plätschern der Dusche aus dem Badezimmer.

Auf seinem Smartphone sah er ein paar Nachrichten der vergangenen Nacht, er hatte gestern Abend nicht mehr darauf geschaut und sah, dass Julia ihm Bilder geschickt hatte, allerdings normal und nicht über die Sexting-App, er öffnete sie und sah Bilder von seiner Tochter und vermutlich Lars. Auch diese Beiden waren ein hübsches Paar.

Er sah in der Sexting App, dass da doch ein paar neue Bilder ihrer Betrachtung harrten und er öffnete auch diese. Dort hatte Julia ein Bild von sich freigegeben, ihr Gesicht und Dekolletee war mit Sperma übersäht, vermutlich von Lars, als Kommentar stand darunter „Wenn Du Lars als Kontakt hinzufügst, können wir Dir auch Bilder von uns Beiden freigeben", zusammen mit seiner Benutzernummer in der App, ebenso sah er zwei Kontaktanfragen, eine war offensichtlich Lars, das Alter, Geschlecht , Postleitzahl und natürlich die Benutzernummer passten, das andere war eine Frau in seinem eigenen Alter, vielleicht Lars Mutter? Er würde das noch herausfinden, jetzt war vermutlich sowieso niemand wach.

„Was hast Du da für einen Messenger?", Marie war aus der Dusche gekommen, sie hatte auch schon ihre Straßenklamotten von gestern an.

„Das ist ein Dating und Sexting-Messenger"

„Was macht ihn da so besonders?"

„Dass man da kein Risiko eingeht, wenn man Nacktbilder verschickt, dass sie weitergeleitet oder rumgezeigt werden", von dezentraler Datenspeicherung auf den Smartphones der Benutzer erzählte er ihr nicht, wahrscheinlich würde sie das gar nicht interessieren.

„Wie soll das gehen?", er öffnete ein Bild von Julia.

„Schau, wenn mein Gesicht nicht mehr alleine in die Kamera schaut, verschwindet das Bild"

„Schlau, aber Screenshot kann man doch immer noch machen?"

„Kann man nicht, aber das zeige ich Dir nicht, weil dann geht bei der Absenderin des Bildes ein Alarm los"

„So gleich, wie heißt die App denn?", er zeigte Ihr den Eintrag im Appstore.

„Ich habe ja kein iPhone, aber Moment...", sie suchte die App bei sich und fand sie. Sie meldete sich auch gleich an und er gab ihr seinen QR-Code, dass sie sich gleich das erste Mal bestätigen lassen konnte.

„Und damit kann ich Dir jetzt Nacktfotos schicken, und Du kannst damit kein Schindluder betreiben?"

„Nur Leute, die Du freigibst, können es ansehen, und Du kannst sowas auch zurückziehen"

„Hört sich klug an, mal sehen, ob ich es mit Marc benutzen werde", sie lachte, „Aber jetzt breche ich mal auf in die Arbeit"

„Hast Du Deine Uniform dort?"

„Ja, da haben alle Angestellten einen Spind", sie umarmte Markus noch einmal, „Vielen Dank für den Fick, den Abend, die Nacht und den Kaffee", er drückte ihr einen schnellen Kuss auf ihre Lippen.

„Es war sehr schön mit Dir, Marc und Du werden ein super-verliebtes Paar aber ladet mich nicht zu Eurer Hochzeit ein", er grinste.

„Keine Sorge! Aber vielleicht lass ich Dich ja wissen, wie es gelaufen ist, ich habe ja Deinen Kontakt in der Supersex-App"

Sie gingen gemeinsam zur Wohnungstür, sie griff sich ihre Badetasche, sie stieg in den Aufzug und weg war sie.

Er stand noch in der offenen Wohnungstür und wurde sich erst bewusst, dass er ja immer noch nackt war, aber das war auch kein Problem, er bewohnte da oberste Stockwerk alleine, und außerdem würde um diese frühe Tageszeit niemand kommen.

Sollte er vielleicht heute Semmeln holen fahren, oder vielleicht richtig frühstücken gehen? Letzteres war verlockend, er würde sich noch duschen und sich anziehen, bis dahin waren Frühstückslokale dann auch auf.

Er verbrachte den größten Teil des Vormittages in der Stadt, zuerst frühstückend, dann durch seinen Lieblingsbuchladen stöbernd, dabei in einer Leseecke ein paar Bücher durchblätternd und sogar zwei davon kaufend. Beides waren Thriller mit viel Agenten, viel Gut gegen Böse und garantiert mit Happy-End.

Julia und Laura hatten mit ihm ein paar Nachrichten ausgetauscht, er hatte von Marie erzählt, inklusive, dass er nur für einen Übungsfick gut war, dass er aber hoffte, sie würde mit ihrem eigentlichen Schwarm glücklich werden. Sie fanden das Detail mit dem Sekt interessant und Julia wollte das gleich am Wochenende mit Lars ausprobieren, er schlug vor, damit bis zu ihrem gemeinsamen Wochenende zu warten, zumindest Laura und Ben waren damit einverstanden, während Julia nichts dazu schrieb.

Er hatte vorgezogen, nichts über Sandras Telefonat und ihren bevorstehenden Besuch zu erwähnen, erst wollte er herausfinden, was für terroristische Aktivitäten seiner Tochter nachgesagt wurden.

Gegen elf hatte ihm Sandra geschrieben, dass sie auf dem Weg seien und gegen zwei in der Stadt sein würden, er hatte angekündigt, dann auch zu Hause zu sein. Auf dem Heimweg hatte er sich noch ein kleines Mittagessen besorgt und war schlussendlich vor seinem Haus, war mit dem Aufzug nach oben gefahren und hatte sich an den Laptop gesetzt, um sich die Wartezeit mit einem seiner privaten Software-Projekte zu vertreiben.

Gegen halb drei klingelte es bei ihm, Jasmin meldete sich und er ließ sie nach oben, die Wohnungstür wie immer angelehnt lassend und so klopften sie und er empfing sie im Flur.

Jasmin umarmte ihn kurz, Sandra tat es ihrer Frau gleich und sie betraten sein Wohnzimmer, nachdem sie ihre Jacken abgelegt hatten.

Wann hatte er das letzte Mal Besuch, der sich nicht sofort nackig gemacht hatte, oder wo es schon klar war, dass sie ficken würden? Wahrscheinlich Janina, die ihm das Bett abgekauft hatte, aber selbst das führte zu seinem ersten Abenteuer nach seiner Ex.

Er bot ihnen zu trinken an, sie sortierten sich auf sein Sofa und Sandra holte einen Stapel Papier aus ihrem Rucksack, er musterte sie, war sie so altmodisch?

„Papier ist glaube ich das sicherste, mit einem Laptop oder was Anderem würde ich ja Spuren hinterlassen", sie hatte wohl seine Verwunderung gemerkt.

„Aber die Zugriffe und Ausdrucke führen doch eh zu Dir?" er erinnerte sich an die NSU2.0 Drohbriefe, wo man schnell ermittelt hatte, von wo aus den entsprechenden Anfragen gemacht wurden.

„Das ist an sich noch kein Problem, ich bin ja in der kriminellen Forensik, da gehören manchmal... wie soll ich sagen... ‚kreative' Anfragen täglich bei mir dazu. Und die Ausdrucke, da kann ich immer sagen, ich bin aus Versehen auf den Druckjob gekommen, das ist eine völlig plausible Erklärung bei uns", er wollte sich gar nicht genauer vorstellen, wie man bei der Polizei im Allgäu arbeitete.

„Also das erste ist das, was ich Dir am Telefon schon gesagt habe, das ist die Akte zu Deinem Auto, also dass Du kontrolliert wurdest, dass alles in Ordnung war, dass Du eine Julia bei Dir hattest, die Jasmin natürlich sofort erkannt hat."

„Ist das normal, dass auch gleich die Personalien von Mitfahrern ermittelt werden?"

„Nein, so eine Kontrolle soll ja eigentlich auf Verkehrssicherheit, gestohlene Autos, Schlepperei und sowas abzielen, aber schau, hier steht, dass das Auto eventuell als Unterschlupf von Terroristen genutzt werden könnte"

„Naja, ich habe aber nicht vor, es anzuzünden", Sandra lachte.

„Ja, das ist alles sehr lächerlich, und es wird noch lächerlicher", sie blätterte ein paar Seiten weiter und eine Akte kam zum Vorschein mit seinem Passfoto und er fand seine Daten.

„Ok, das ist also meine Verbrecherkartei"

„Ja, alles Mögliche, aber eben auch, Du hast Verbindungen zu einer Julia, die Jasmin ja auch schon kennenlernen durfte, Du wurdest am Freitagabend am Hauptbahnhof kontrolliert, als ebenjene Julia auch kontrolliert wurde", hatte sie nicht weiter geforscht, dass Julia seine Tochter war?

„Ja, und was hat es jetzt mit Julia auf sich? Ist sie überhaupt die Terroristin, um die es hier geht?"

„Ja, es geht um Julia, schau hier...", sie blätterte ein bisschen weiter, „das ist Julias Akte, geboren hier vor paarundzwanzig Jahren, Studentin in einer Stadt in Baden-Württemberg und so weiter", sie blätterte weiter, „hier geht's los, dass sie auf dem Radar erschienen ist, sie hat sich bei den Friday-for-Future-Demos in ihrer Stadt engagiert, schlussendlich irgendwann angefangen, die Demos anzumelden, hat sehr kooperativ mit der Polizei und Ordnungsamt zusammengearbeitet"

„Das hört sich aber erst mal eher... äh... ‚unterroristisch' an, oder?"

„Ja, spannend wird es hier, schau, da gab es einen Vermerk des Sächsischen Verfassungsschutz, dass sie in Chemnitz auf einer Demo, erkennungsdienstlich behandelt wurde"

„Und das macht sie zur Terroristin?"

„Das alleine noch nicht, aber dann ist dort wohl die Maschinerie angelaufen, und sie wurde bundesweit auf eine stille Beobachtungsliste gesetzt, offensichtlich hat ein Richter in Dresden das genehmigt, man hat angefangen, Funkzellen- und Providerabfragen zu machen, ihre Bankbewegungen wurden quasi tagesaktuell beobachtet", sie suchte wohl nach etwas Speziellen, währenddessen fragte er.

„Ist sie denn IRGENDWO mit Gewalt oder was Illegalem aufgefallen, nicht einmal ein Päckchen Cannabis oder Schwarzfahren oder Raubkopierte Filme auf dem Laptop?"

„Nein, alles das nicht, sie scheint die gewaltloseste, ehrlichste, regeltreueste Frau auf diesem Erdball zu sein, und...", sie sah zu ihrer Frau, „Jasmin meint, sie leckt göttlich", er musste kurz nach Luft schnappen.

„Ihr Liebesleben steht aber hoffentlich nicht in ihrer Akte?"

„Sie führt eine Beziehung mit ihrem Mitbewohner, ein Lars, ich hoffe, das wusstest Du, nicht dass ich Eure Beziehung hier kaputt mache, weil ich ein Geheimnis ausplaudere"

„Neneee... Lars kenne ich schon", beeilte er sich, zu sagen.

„Aber ist es nicht so, dass ganz viele der Klima-Aktivisten ähnlich beobachtet werden?"

„Genau das habe ich mir auch gedacht und habe nach ein paar bekannten Gesichtern gesucht und da ist es fast überall genau gleich. Es sind aber nicht immer die gleichen Bundesländer, aber nie das Bundesland, wo die Person wohnt, oder gar Verbindungen hinhat, und es sind immer Bundesländer mit Unions-Innenministern"

„Ein Schelm..."

„Ja, natürlich, und es gibt auch eine interessante Sache, die ganzen Beobachtungen haben alle vor ungefähr einem halben Jahr angefangen, schau hier...", sie hatte ein weiteres Blatt ausgedruckt. Es hatte eine Tabelle mit vielen Namen, Städten und einem Datum, er fand schnell den Namen seiner Heimatstadt und dabei die Namen der drei Anführer der Klimabewegung.

„Wie hängt das zusammen?"

„Eigentlich hätte ich am besten hier aufgehört, aber es wurde gerade spannend. Eine Woche vorher war eine Videokonferenz der Innenminister, da ging es um Querdenker-Demos und diese Aufmärsche vor Privathäusern und so weiter", er erinnerte sich, das war durch die Medien gejagt worden.

„Und ich habe mal ein bisschen mit einer Freundin telefoniert, die bei dem RND arbeitet, das Redaktionsnetzwerk Deutschland", er hatte davon schon gehört, „sie wollte sich umhören und ein bisschen Recherche betreiben, und sie hat mir dann erzählt, dass sich eben ein Teil der Minister wohl bei einer Kaffeepause darüber unterhalten hat, wie man die Klimaaktivisten davon abhalten kann, nach der Pandemie wieder aktiv zu werden. Natürlich kann man das nur ganz schwer unabhängig bestätigen, aber schau, ich habe Dir hier die Telefonnummer aufgeschrieben, falls Du oder Julia sie anrufen wollen"

Ihm war schwindelig und er war erleichtert zugleich. Wenigstens war Julia keine Terroristin, es war lediglich die Angst von konservativen Politikern, dass ein ihnen unliebsames Thema nach der Pandemie wieder relevant werden könnte.

„Was macht Ihr jetzt mit diesen Informationen?"

„Ich? Gar nichts, offiziell sind diese Papiere Fehlausdrucke und gleich wieder geschreddert. Ich werde natürlich nicht meine Karriere aufs Spiel setzen, da irgendwie weiter zu recherchieren", das verstand er.

„Aber du lässt mir diesen Papierstapel da?"

„Ja, aber speichere diese Papiere um Himmels Willen nirgendwo ab, also wirklich nirgendwo" er nickte.

„Das ist mir klar, ich werde auch Julia nichts elektronisch davon erzählen, immerhin müssen wir davon ausgehen, dass auch ihr Telefon überwacht wird"

„Vermutlich keine Gesprächsaufzeichnung, sondern lediglich die Gesprächsmetadaten"

„Vermutlich auch von mir und Lars und so weiter?"

„Zu Dir gibt es keinen Eintrag, also noch nicht, ist ja alles erst eine Woche her, dass sie Dich da reingezogen hat"

„Also einen Burner besorgen"

„Ja, wenn Du weißt, wo Du so etwas herbekommst, solltest Du das machen, genau genommen gleich zwei, einen für Dich, einen für Julia"

„Klar", er würde das gleich am Wochenende machen.

„Aber verändert nicht zu sehr Eure Gewohnheiten, sonst fällt das ja auch auf, wenn ihr auf einmal nicht mehr normal telefoniert und Euch nicht mehr trefft", auch logisch.

„Wie kann ich mich bei Euch bedanken? Das sind für uns unermesslich wertvolle Informationen"

„Kommt mal wieder zu uns und gebt uns vorher Bescheid, dann sind wir beide da und haben dann auch noch ein paar Mädchen dabei, die auch auf Männer stehen. Fürs Erste ist das einfach ein Dienst an Mitmenschen. Ach ja, die Handynummer, die Du vermutlich gestern in Dein Telefonbuch gespeichert hast, ist auch ein Burner und Du erreichst mich darüber schon nicht mehr"

„Aber Du kannst ja meine Handynummer haben", er dachte kurz nach.

„Wie wäre es, wenn Ihr eine echte Dating-Sexting-App hernehmt? Da geht's dann völlig anonym", er war sich nicht sicher, ob eine Polizistin vielleicht keine besonders richtige Teilnehmerin wäre, aber jetzt war es schon zu spät. Beide horchten auf und ein paar Minuten später hatten sie beide die App drauf, er hatte sie verifiziert, sie waren seine Kontakte.

„Wir fahren jetzt noch in die Stadt, da sind wir zu einer Party verabredet"

„Ok, vielen Dank fürs Vorbeikommen und das da", er zeigte auf den Stapel Papier.

„Keine Ursache, komm Jasmin, die Anderen warten sicher schon", und sie waren gleich schon wieder weg.

Er saß auf seinem Sofa, trank sein Wasser aus und dachte nach. Was hatte er da jetzt für Informationen bekommen? War das etwas Brisantes, was eventuell sogar Minister stürzen könnte? Er sah die Papiere an, das Format war kein normales A4, er stellte fest, dass Sandra wohl die Kopf- oder Fußzeile weggeschnitten hatte. Vermutlich war dort eine Kennzeichnung mit ihrem Benutzernamen oder ein Druckername zu sehen gewesen.

Wie schon einmal hätte er sich am liebsten ins Auto oder einen Zug gesetzt und wäre zu Julia gefahren. Er schaltete den SWR ein, dort gab es Nachrichten, gerade wurde von den Demos im Sendergebiet berichtet und auch Julias Heimatstadt kam dabei vor, aber es gab kein Interview.

Wie sollte es jetzt weiter gehen? Eigentlich musste Julia diese Papiere so schnell wie irgendwie möglich bekommen, aber jegliches elektronische Versenden war nicht verhandelbar. Man musste davon ausgehen, dass Sandra manche Überwachung einfach nicht gefunden, oder ihm einfach nicht erzählt hatte. Die Sexting-App? Das war zumindest eine Idee. Am besten fuhr er morgen zu ihr, mit der Bahn war das an einem Tag hin und zurück zu schaffen, oder sollte er jetzt noch aufbrechen? Er rief die möglichen Verbindungen ab und konnte in einer Dreiviertelstunde mit dem Zug fahren, und wäre dann ungefähr um halb zehn bei Julia.

Er rief Julia an.

„Hallo Papa!"

„Hallo Schatz, ich muss zu Dir kommen und Dir was erzählen"

„Das kannst Du doch..."

„Nein, glaube mir, das geht nur direkt, ich kann in einer Stunde im Zug zu Dir sitzen, wenn Du mit Lars Deine Ruhe haben willst, nehme ich mir ein Hotelzimmer"

„Neinneinnein, Papa, das ist es nicht, ich weiß nur nicht, was..."

„Mach Dir keine Sorgen, es ist nichts Schlimmes passiert, nur...", er überlegte, wie er es sagen sollte, „bei manchen Dingen muss man halt altmodisch sein"

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