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Die Beute

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Ein Dieb stößt auf unerwartete Beute.
4.3k Wörter
3.95
19.5k
3
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Mit einem Klicken gab das elektronische Schloss die Türverriegelung frei. Eric grinste zufrieden und steckte die manipulierte Chipkarte in die Brusttasche seiner eng anliegenden, schwarzen Jacke. Ohne Zugangscode hätte ihm das State-of-the-Art-Sicherheitssystem den Zutritt eigentlich verwehren müssen; zu seinem Glück nahm es die Herstellerfirma mit der Sicherheit ihrer Computersysteme aber nicht ganz so genau. Er vergewisserte sich durch einen Blick auf sein Mobiltelefon, dass nicht wider Erwarten doch der stille Alarm ausgelöst worden war, dann stieß er die schwere Eingangstür einen Spalt auf und schlüpfte hindurch. Einen Augenblick lang verharrte er auf der anderen Seite und lauschte. Abgesehen vom Pochen des Blutes in seinen Ohren blieb alles ruhig.

Der Lichtkegel seiner Taschenlampe tanzte über den dunkelgrauen Marmor, als er zielsicher den Eingangsbereich des alten Herrenhauses durchquerte. Er wandte sich nach links, bis er vor einer weiteren Tür stand. Dahinter befand sich die steile Treppe, die hinunter in den Keller führte. Sorgfältig zog er die Tür hinter sich zu, betätigte den Lichtschalter und wartete ab, bis sich seine Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatten. Ohne Hast stieg er die schmalen Stufen hinab. Am Fuß der Treppe blieb er kurz stehen und orientierte sich. Rechter Hand öffnete sich ein Durchgang zu dem kleinen Raum, in dem der Serverschrank des Sicherheitssystems stand. Links schloss sich der großzügige Weinkeller an und geradeaus erwartete ihn am Ende des kurzen Korridors eine massive Stahltür.

„Eins nach dem Anderen!", ermahnte er sich und wandte sich zunächst dem Serverschrank zu, dessen simples Schloss ihm keinen ernsthaften Widerstand leistete. Er zog den Tastatureinschub heraus und seine behandschuhten Finger flogen über die Tasten. An der Systemkonsole gab er die vorbereiteten Kommandos ein, die alle angeschlossenen Alarmsysteme deaktivierten. Zu gegebener Zeit würde das Programm seine Backdoor ins System wieder löschen und alle Spuren seines nächtlichen Besuchs verwischen. Zwischenzeitlich konnte er sich nach Belieben umschauen.

Als er sich gewohnheitsmäßig eine Auflistung aller am System angeschlossenen Meldepunkte anzeigen ließ, stutzte er. Die Konfiguration der Anlage war gegenüber den Originalplänen, auf die er sich Zugriff verschafft hatte, massiv erweitert worden. Ein ganzer Netzwerkstrang war neu hinzugekommen. Eine weitere Abfrage lieferte Eric die Standortdaten der neuen Sensoren. Da er nur eine Textkonsole zur Verfügung hatte, musste er sein exzellentes räumliches Vorstellungsvermögen bemühen, um die Daten zu interpretieren. Nachdenklich pfiff er durch die Zähne.

Offenbar gab es nicht nur jenseits der Tresortür am Ende des Korridors Schätze zu entdecken. Wie es schien, existierte noch ein weiterer, recht großzügig bemessener Kellerraum, der interessanterweise in keinem offiziellen Plan verzeichnet war. Nach Erics langjährigen Erfahrungen mit seiner Klientel war in solchen Verstecken lukrativere Beute zu finden als in den „offiziellen" Tresoren oder Stahlkammern, zu denen sich neugierige Steuerfahnder oder sonstige Staatsdiener jederzeit Zutritt verschaffen konnten. Auch zogen es seine unfreiwilligen Benefaktoren vielfach vor, den Verlust von in solcherart Verstecken gelagerten Vermögenswerten lieber stillschweigend hinzunehmen, als Polizeibehörden damit zu belästigen.

Eines aber war merkwürdig: Warum waren Sensoren, darunter laut den gelisteten Geräte-IDs auch Kameras und Mikrophone, im Inneren des Geheimverstecks aufgestellt worden? Eric runzelte die Stirn. Er rekapitulierte das Wenige, was seine Recherchen im Vorfeld des Einbruchs über sein Opfer, Prof. Dr. Reinhard Hartmann, zu Tage gefördert hatten: Ein Mann mittleren Alters, Arzt und Kunsthändler, sagenhaft reich, seit langen Jahren etabliert und mit besten Verbindungen in höchste gesellschaftliche Kreise, dabei immer darauf bedacht, jegliche Publicity zu vermeiden. Heute morgen war er nach Osteuropa abgereist, was auch der Anlass für Erics unangemeldeten Besuch in seinem burgartigen Domizil war. Was würde so ein Mann vor den Behörden geheim halten wollen? Vor Erics geistigem Auge zogen Visionen geraubter Kunstschätze vorbei. Schwierig an den Mann zu bringen, doch für jemand mit den richtigen Connections potentiell sehr einträglich. Dennoch nichts, was die vorgefundene Überwachungstechnik rechtfertigen würde. Andererseits waren gerade Leute, die auf zweifelhafte Art zu Reichtum gekommen waren, für eine bestimmte Art von Paranoia anfällig ...

Spekulationen brachten ihn nicht weiter. Er vergegenwärtigte sich erneut die Koordinaten der Meldepunkte, bis ihm klar war, wo er zu suchen hatte. Die rückwärtige Wand des gegenüberliegenden Weinkellers wurde von einem mannshohen, scheinbar durchgängigen Regal eingenommen, aber Eric wusste es mittlerweile besser. Etwa drei Schrittlängen von der linksseitigen Wand entfernt begann er, systematisch die Reihen verstaubter Rotweinflaschen zu untersuchen. Beim Burgunder wurde seine Mühe schließlich belohnt: Die Staubschicht auf einem 1995er Corton erschien ihm weniger ausgeprägt als jene benachbarter Flaschen. Der Lichtkegel seiner Taschenlampe offenbarte in der Wand dahinter einen unscheinbaren, schmalen Schlitz.

Sein Jagdinstinkt war geweckt. Eric zückte wieder die präparierte Chipkarte und führte sie in den Schlitz ein. Ein leises Klicken ertönte und bewies ihm, dass er auf der richtigen Fährte war. Probehalber rüttelte er an dem Weinregal. Ein etwa einen Meter breiter Abschnitt ließ sich jetzt mühelos nach vorne ziehen und zur Seite schwenken. Im dahinter liegenden Mauerwerk zeichneten sich schwach die Umrisse eines schmalen Rechtecks ab. Eric drückte dagegen und die getarnte Tür schwang lautlos auf, wobei sie den Zugang zu einer kleinen, vom Weinkeller her nur schummrig beleuchteten, aber offenbar leeren Kammer freigab. Die eigentlichen Schätze mussten hinter der schweren Stahltür lagern, welche in die dem Eingang gegenüberliegende Wand eingelassen war.

Als Eric die Kammer betrat, flammte plötzlich das Licht auf. Er zuckte zusammen. Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück, wobei seine Schulter mit dem Türrahmen kollidierte, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle. Leise fluchend rieb er sich die schmerzende Schulter. Mit einem Mal war seine Hochstimmung verflogen und einer gewissen Beunruhigung gewichen. Normalerweise konnte ihn so schnell nichts aus der Fassung bringen, aber für seinen Geschmack hatte diese Nacht schon genug Überraschungen bereit gehalten. Dabei hasste Eric Überraschungen: In seinem Metier bedeuteten Überraschungen einen Mangel an Planung und damit selten etwas Gutes.

Er beschloss, vorsichtiger vorzugehen, und sah sich erst einmal gründlich um, bevor er den nächsten Schritt wagte. Die Stahltür, die den Zugang zum nächsten Raum versperrte, machte einen sehr soliden Eindruck. Glücklicherweise war sie ebenfalls mit einem elektronischen Schloss gesichert, das seinem virtuellen Generalschlüssel vermutlich nichts entgegenzusetzen hatte. In Augenhöhe befand sich ein schmaler, mit einer Klappe gesicherter Sehschlitz, durch den Hartmann seine Schätze in Augenschein nehmen konnte, ohne dafür die Tür öffnen zu müssen. Diese mussten allerdings warten. Getreu seinem Vorsatz, nichts zu überstürzen, wandte sich Eric zunächst dem flachen Metallschrank zu, der die rechte Schmalseite des Vorraums einnahm.

Er zog die Schranktür auf und sah sich unvermittelt mit einem Waffenarsenal konfrontiert, das es zwanglos mit der Ausrüstung eines Sondereinsatzkommandos aufnehmen konnte. Neben Pistolen jeden Kalibers fanden sich martialisch wirkende, automatische Waffen, deren Besitz von keinem ihm bekannten Waffenschein gedeckt war, aber auch ein Taser, diverse Messer und sogar ein japanisch anmutendes, jedenfalls sehr scharfes Schwert lagen bereit.

Eric kam aus dem Staunen nicht heraus. Entweder war der gute Professor einer jener Waffennarren, die sich einbildeten, gut bewaffnet im eigenen Kellerbunker den dritten Weltkrieg überstehen zu können, oder er betätigte sich in seiner Freizeit als eine Art maskierter Rächer à la Batman. Beide Vorstellungen erschienen Eric gleichermaßen absurd. Als schießwütigen Gangsterboss konnte er sich Hartmann aber noch weniger vorstellen. In dessen gesellschaftlichen Sphären zog man es vor, das Recht nötigenfalls zu beugen anstatt es zu brechen, zweifellos aus Ehrfurcht vor der „majestätischen Gleichheit des Gesetzes, das Reichen wie Armen verbietet, unter Brücken zu schlafen, auf den Straßen zu betteln und Brot zu stehlen." (Anatole France)

Nachdenklich schloss er den Schrank wieder. Es war Zeit, einen Blick in den Raum hinter der Stahltür zu werfen. Mit einem unbestimmten Gefühl des Unbehagens öffnete er die Verriegelung der Klappe und spähte durch den Sehschlitz. Im ersten Augenblick glaubte er, das Labor eines späten Nachfahren Dr. Frankensteins vor sich zu haben. Als sich seine Augen an die schwache Beleuchtung gewöhnten und er weitere Ausstattungsdetails der im Raum verteilten Gerätschaften wahrnahm, korrigierte er seinen Irrtum. Was er vor sich hatte, entsprach weit mehr der modernen, klinisch anmutenden Version einer Folterkammer.

Langsam ließ Eric seinen Blick durch den großen, weiß gefliesten Raum schweifen. Eine Art Behandlungsstuhl wie aus einer Zahnarztpraxis dominierte das Zentrum der Kammer. Stählerne Bügel zum Fixieren des „Patienten" ließen vermuten, dass die „Behandlung" auch gegen dessen Widerstand erfolgen konnte. Gleich daneben befand sich eine Liege, ausgestattet mit ähnlichen Fesselvorrichtungen und außerdem Beinstützen wie bei einem gynäkologischen Stuhl. An der rechten Wand stand ein breiter Tisch, auf dem einige technische Geräte aufbaut waren, die tatsächlich aus einem Labor stammen mochten, davor ein Rollhocker. Am rückwärtigen Ende des Raums war im Halbdunkel ein solider Stahlkäfig zu erkennen. Die linke Wand zierte ein Metallgitter, von dem zahlreiche Ketten herab hingen. Weitere Ketten baumelten von der überraschend hohen Decke, an der ein elektrischer Flaschenzug montiert war.

Eric riss sich vom Anblick der Foltergeräte los und dachte nach. Hartmann pflegte zweifellos ein exotisches Hobby. Der Aufwand den Hartmann betrieben hatte, um seinen „Hobbyraum" zu tarnen, legte nahe, dass es sich um weit mehr als das Spielzimmer eines verkappten Sadomasochisten handelte. In was war er hier hineingeraten? Nutzte Hartmann seine Folterkammer, um im Auftrag der CIA „erweiterte Verhörmethoden" an „ungesetzlichen Kombattanten" zu praktizieren?

Ein gedämpftes Klirren ließ Eric herumfahren und lenkte seinen Blick zurück zum Käfig am anderen Ende des Raums. Das Spiel matter Reflexe in seinem Inneren ließ eine Bewegung mehr erahnen als erkennen.

„Verdammt!"

Eric fluchte gewohnheitsgemäß leise, aber leidenschaftlich. Er hatte es augenscheinlich weder mit einem modernen Viktor Frankenstein noch einem Agenten, sondern einem Josef Fritzl oder Marc Dutroux zu tun. Eric hatte bereits seine Chipkarte in das Lesegerät des Türschlosses gesteckt, ehe ihm bewusst wurde, was er da gerade tat. Er stand im Begriff, einen seiner ehernen Grundsätze zu verletzen: Keine Komplizen, keine Zeugen!

Andererseits war es bereits zu spät, er steckte schon mittendrin. Er konnte nicht einfach die Tür der Geheimkammer wieder hinter sich schließen und zur Tagesordnung übergeben. Sein Gewissen zwang ihn zum Eingreifen.

Das Klicken des Türschlosses setzte seinem Hadern ein Ende. Ohne weiteres Zögern drückte er die schwere Tür auf und trat durch die Öffnung. Wieder flammte das Licht auf, aber diesmal hatte Eric damit gerechnet. Unbeeindruckt eilte er weiter auf den Käfig am anderen Ende des Raums zu. Im Schein der Deckenstrahler war die schlanke Gestalt in seinem Inneren jetzt gut zu erkennen. Den Proportionen nach handelte es sich um eine Frau, die von Hartmann in einen hautengen, schwarzen Latexanzug gezwängt worden war, der jede Kontur ihres Körpers nachzeichnete. Es war kein Millimeter Haut zu sehen. Ihre Füße steckten in hochhackigen Stiefelletten, ihr Kopf war von einer Maske umschlossen. Sie kniete zusammengekrümmt in dem engen Metallgefängnis, dessen massive Streben ihr keinerlei Spielraum ließen, die unbequeme Haltung auch nur ein Jota zu ändern. Nichtsdestotrotz hatte ihr Peiniger es für nötig befunden, sie noch zusätzlich mit Ketten zu fixieren.

Eric erfasste die Details ihrer grausamen Fesselung nur nach und nach. Gleichzeitig zerschlug sich seine schwache Hoffnung, dass er es vielleicht doch mit einem zwar extremen, aber dennoch einvernehmlichen SM-Spielchen zu tun hatte. Er hatte hinreichend Erfahrung mit solchen Praktiken, um zu wissen, dass man eine hilflose Person in so einer Lage keinesfalls allein lassen durfte, es sei denn, man nahm das Risiko ihres Todes billigend in Kauf

Die Handgelenke der Frau waren mit breiten, matt schimmernden Stahlmanschetten auf dem Rücken zusammengeschlossen und über eine kurze Kette mit ihrem massiven Halsreif verbunden, so dass ihre Arme hoch zwischen die Schulterblätter gezogen wurden. Damit nicht genug, die offenbar zur Faust geballten Hände steckten in engen Hohlkugeln aus dem gleichen Stahl. Selbst befreit von ihrer strengen Armfesselung wäre es ihr unmöglich, nach irgendetwas zu greifen, geschweige denn, das Schloss ihres Käfigs zu öffnen, sollte sie irgendwie in den Besitz des Schlüssels gelangen.

Metallschellen umfingen auch ihre schlanken Fesseln und waren mittels eines Bügelschlosses an einer stabilen Öse im Boden des Käfigs befestigt. Von einer weiteren Öse an seinem vorderen Ende spannte sich eine Kette zu einem Ring an der Frontseite ihres Halsreifs und zwang ihr den Kopf auf die Knie. Überhaupt ihr Kopf!

Der war von einer eng anliegenden Maske umschlossen, die das Gesicht der Frau inklusive ihrer Augen unter einer Schicht aus schwerem, schwarzen Gummi verschwinden ließ. Über Mund und Kinn spannte sich der Maulkorb eines strengen Kopfgeschirrs, dessen Riemen sich tief in ihre offenbar von einem überdimensionierten Knebel geblähten Backen eingruben und ihren Kopf unnachgiebig einschnürten. Einzig das pechschwarze Haar der Frau entkam dem Helm; als dicker Zopf war es durch eine Öffnung am Hinterkopf nach außen geführt. In den Zopf hatte Hartmann eine lange Kette eingeflochten und ebenfalls an die Öse für ihre Fußgelenke geschlossen, so dass sie ihren Kopf in den Nacken legen musste und keinen Millimeter zur Seite drehen konnte.

Eric zwängte seine Hand durch die Gitterstäbe und berührte die Eingeschlossene sanft an der Schulter. Sie zuckte heftig zusammen, als hätte sie einen elektrischen Schlag erhalten, und versuchte seiner Berührung zu entkommen, so gut es ihre Ketten erlaubten. Natürlich, blind wie sie war, musste sie ihn zwangsläufig für ihren Peiniger halten.

„Keine Angst, ich bin hier, um Dir zu helfen", versuchte Eric, die Frau zu beruhigen, leider ohne Erfolg. Vielleicht konnte sie ihn unter ihrer Maske nicht hören? Oder war sie durch ihren Aufenthalt in Hartmanns Höllen-Spa völlig traumatisiert? Er zog die Hand zurück und schaute sich nach einer Möglichkeit um, ihren Käfig zu öffnen und ihre Fesseln zu lösen. Passende Schlüssel waren nirgends zu entdecken. Vermutlich hatte Hartmann sie bei sich. Seufzend zog Eric sein Werkzeug aus der Jackentasche. Zwar musste er nur noch selten auf seine Fertigkeiten als Schlossknacker zurückgreifen, dennoch hatte er es sich zum Prinzip gemacht, seine Technik durch beständiges Üben immer weiter zu verfeinern. Eine kurze Untersuchung der Schlösser bestätigte seine Einschätzung, dass diese - obwohl von höchster Qualität - seinem Können nicht lange standhalten würden.

Wenig später schwang die Tür an der Vorderseite des Käfigs zur Seite. Nach weiteren fünf Minuten hatte er die Vorhängeschlösser geöffnet, welche die Frau im Käfig fixierten. Als sie durch gutes Zureden allein nicht zum Verlassen desselben zu bewegen war, brachte er sie durch behutsamen, aber nachdrücklichen Zug an der Führungskette ihres Halsrings dazu, den fragwürdigen Schutz der Gitterstäbe ihres Gefängnisses aufzugeben. Wieder fragte er sich, was Hartmann ihr angetan haben musste, dass ihr der Verbleib im Käfig offenbar als das kleinere Übel erschien. Es dauerte eine knappe Minute, in denen sie sich mühevoll auf ihren Knien vorarbeitete, bis sie dem beengten Raum entkommen war. Einmal draußen ließ sie sich sofort auf die Seite kippen und streckte langsam die Beine aus, begleitet von einem selbst durch Knebel und Maske deutlich hörbaren Stöhnen.

Eric kniete sich neben sie und begann, die Schnallen des Kopfgeschirrs zu öffnen. Diesmal kooperierte die Frau und drehte den Kopf bereitwillig in die Positionen, die er durch sanften Druck seiner Hände vorgab. Offenbar hatte sie gegen das Abnehmen des Latexhelms keine Vorbehalte. Dafür leistete ihm ihr Knebel Widerstand: Er weigerte sich beharrlich, den angestammten Platz in ihrer Mundhöhle zu räumen. Nachdem alle Riemen gelöst waren, zog Eric zunächst vorsichtig, dann mit zunehmendem Krafteinsatz am Kopfgeschirr, ohne Fortschritte zu machen. Schließlich packte er das Mundschild des Knebels mit beiden Händen und zerrte daran, bis es ihm gelang, die riesige Hartgummibirne mit kleinen Dreh- und Kippbewegungen aus ihrem Mund zu winden.

„Nnngahhh!"

Das unterdrückte Stöhnen, mit dem die Frau seine Bemühungen begleitet hatte, ging in ein erleichtertes Seufzen über. Unter dem Maulkorb kam ein Paar blutroter Lippen zum Vorschein, umrahmt vom schwarzen Gummi der Maske, das weiterhin den Rest ihres Gesichts verdeckte. Vorsichtig bewegte die Frau ihren von der langen Knebelung steifen Unterkiefer hin und her und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen.

Eric setzte sich in der Zwischenzeit mit dem Verschluss des Helms am Hinterkopf auseinander. Über eine Doppelreihe Ösen wurde die Maske wie ein Korsett geschnürt. Hartmann hatte dazu statt einer gewöhnlichen Schnur einen stabilen Draht verwendet, dann dessen Enden untrennbar miteinander verdrillt und zusätzlich mit einer Quetschhülse gesichert. Glücklicherweise gehörte zu Erics Ausrüstung auch ein Seitenschneider, so dass auch dieses Hindernis nicht unüberwindlich blieb. Nur leider hatte er nicht bedacht, dass die Maske durch die strenge Schnürung unter offenbar erheblicher Spannung stand: Kaum hatte er den Draht durchtrennt, als dieser auch schon durch die Ösen der Maske schnellte und über seinen Handrücken peitschte.

„Ahh ... Verdammt!", machte er seinem Ärger Luft. Eine Schramme zeigte sich an seinen Fingerknöcheln, wo das Ende des Drahts die Haut aufgerissen hatte. Immerhin klaffte jetzt ein breiter Spalt in der Nackenpartie der Haube. Eric beeilte sich, die Maske vom Kopf der Frau zu streifen und ihr blasses, von den Abdrücken des Kopfgeschirrs gezeichnetes Gesicht freizulegen. Sie setzte sich auf, blinzelte ein paar Mal im hellen Licht, dann wandte sie sich in einer blitzschnellen Bewegung zu Eric um. Es brauchte ein paar Anläufe, bevor sie ihre Stimme soweit unter Kontrolle hatte, dass er ihr heiseres Flüstern verstand.

„Wer seid ihr?"

Im durchdringenden Blick ihrer grünen Augen lag etwas Zwingendes. Eric ertappte sich dabei, wie er unwillkürlich wahrheitsgemäß antwortete:

„Eric Rennfeld."

„Hat er euch geschickt?"

Die besondere Betonung ließ bei Eric keinen Zweifel aufkommen, auf wen ihre Frage abzielte.

„Nein, Hartmann ist außer Landes, er weiß nicht, dass ich hier bin."

„Ihr seid also kein Freund von ihm? Wie konntet ihr dann wissen, dass ich hier gefangen gehalten werde?"

„Ich hatte keine Ahnung. Ich war auf der Suche nach seinen Kunstschätzen, als ich dich fand."

„Du bist ein Dieb", stellte sie ohne Vorwurf, aber mit leichter Verwunderung fest.

„Ja", gab Eric zu. „Aber hab' keine Angst, ich werde dich befreien."

Sie hielt einen Moment länger seinen Blick fest, dann seufzte sie tief und schloss die Augen. Ein Zittern durchlief ihren Körper, als sich ein Teil ihrer krampfhaften Anspannung löste. Eric erwachte wie aus einer Trance. Er nutzte die Gelegenheit, die Frau eingehender zu studieren.

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