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Die Doppelhammer Hütte (25)

Geschichte Info
Neue Entwicklungen und alte Geschichten.
4.4k Wörter
4.5
1.2k
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Geschichte hat keine Tags

Teil 25 der 36 teiligen Serie

Aktualisiert 06/16/2023
Erstellt 09/10/2022
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Vor der Tür wollte sich Vinzenz eine Zigarette anzünden, fand sie jedoch nicht.

"Ach die sind Ihnen gerade aus Ihrer Bauchtasche gefallen, als sie nach Ihrer Visitenkarte gesucht haben!"

Herr Marquardt übergab Vinzenz die Schachtel.

"Vielen Dank. Möchten Sie auch eine?"

"Wenn Sie mich nicht verraten?"

"An wen sollte ich Sie denn verpetzen?"

"Na an meine Frau zum Beispiel. Die hasst es, wenn ich rauche!"

"Das kenne ich, meine war auch so!"

"War, also sind sie nicht mehr verheiratet?" fragte Herr Marquardt ziemlich frei heraus und schaute auf Vinzenz´ Finger und suchte nach einem Ring, als der ihm eine Zigarette anbot.

"Nein, ich bin Witwer!"

"Oh, das tut mir leid."

"Ist schon lange her."

"Und nie wieder die Passende gefunden?"

"Nein, ich lebe seit dem lieber a la carte, wenn Sie verstehen was ich meine?" sagte Vinzenz ungehemmt mit einem noch unverschämteren Lächeln als zuvor.

Und mit genau diesem Lächeln hatte er schon unzählige Kerle rumgekriegt und es schien ihm, als wenn dies auch die gewünschte Wirkung auf Herrn Marquardt hatte.

"Sie scheinen es ja faustdick hinter den Ohren zu haben!" grinste der mit einem Augenzwinkern zurück.

"Ja, den guten, alten Vinzenz sollte man niemals unterschätzen!"

"Gut zu wissen!" entgegnete Herr Marquardt, als Vinzenz ihm Feuer geben wollte, doch sein Feuerzeug war auf einmal leer.

"Gehen wir zu meiner Maschine rüber, in der Satteltasche müsste ich noch ein Ersatzfeuerzeug haben."

Herr Marquardt nickte und folgte ihm, während er auf seinen knackigen Arsch in der Kombi schaute und sich, ohne dass Vinzenz es sehen konnte, über seine Lippen leckte und dabei lautlos einen Pfiff andeutete. Schnell schaute er sich um, ob sie auch niemand beobachtet hatte, als sie so zusammen über den Marktplatz liefen.

Vinzenz suchte nach dem Feuerzeug und gab Herrn Marquardt Feuer, der zum Schutz vor einem Luftzug dabei seine Hände auf Vinzenz´ Hände legte. Als er den ersten Zug nahm, änderte sich sofort seine Stimmlage und seine Körperhaltung.

"Ist das eine Harley Nightster?"

Vinzenz nickte anerkennend.

"Ah, ein Kenner. Fahren Sie auch Motorrad!"

"Oh ja, ich habe eine BMW 1600GT!"

Und schon begann Herr Marquardt sämtliche technischen Details zu besprechen.

"Wollten Sie nicht etwas anderes mit mir besprechen?" unterbrach ihn Vinzenz und blies ihm ganz lässig den Rauch seiner Zigarette mitten ins Gesicht.

"Ach ja, ja natürlich, Sie haben Recht. Wegen des Rasierstuhls. Mir kam da vorhin so eine Idee. Wenn Sie doch vom Fach sind, vielleicht könnten Sie Frau Vossheider davon überzeugen, dass sie sich das Ganze nochmal überlegen könnte. Vielleicht wüssten Sie ja sogar jemanden, der mit einsteigen könnte oder zumindestens eine professionelle Rasur tageweise hier in Feuchtmoos anbieten könnte."

"In der Tat, da wüsste ich schon jemanden." überraschte Vinzenz Herr Marquardt mit seiner Aussage.

"Das wäre ja ganz fantastisch. Können Sie mir seinen Namen und seine Nummer geben, damit ich Kontakt zu ihm aufnehmen kann?"

"Habe ich doch schon!"

Herr Marquardt blickte verwirrt auf Vinzenz, denn er verstand in dem Moment nur Bahnhof. Vinzenz setzte sich lässig auf die Harley und winkelte ein Bein an, während sein Gegenüber ihn immer noch unwissend anstarrte. Freilich nicht ohne auch auf seine gut sitzende Kombi und dabei besonders auf seinen Schritt zu schauen.

"Wirklich nicht?"

"Nein, Herr Doppelhammer, ich verstehe ehrlich gesagt nicht, worauf Sie hinaus wollen?"

"Habe ich Dir nicht gerade schon meine Visitenkarte gegeben?"

Herr Marquardt bemerkte vor lauter Überraschung gar nicht, dass Vinzenz ihn einfach geduzt hatte.

"Sie selbst würden mit einsteigen wollen? Aber Sie sagten doch, dass Sie einen Barbershop in Rohrbach haben? Was wird dann aus dem?"

"Den würde ich natürlich dann verkaufen!"

"Wirklich, das wäre ja phänomenal? Ich meine, wenn Sie Ihre Dienste bei Frau Vossheider anbieten würden."

"Ich stelle mir das so vor. Anfangs würde ich nur freitags und samstags das Ganze anbieten, vielleicht noch montags und die restlichen Tage, bis ich einen Käufer gefunden habe, meinen Laden weiterführen!" fuhr Vinzenz weiter fort und stützte dabei selbstbewusst seine Arme auf seinen Oberschenkeln ab.

Herr Marquardt trat einen Schritt näher an Vinzenz und seine Maschine heran und begann nervös an den Armstützen des Lenkers zu reiben.

"Und das wollen Sie wirklich machen? Entschuldigen Sie, als Banker kann ich nicht anders, als Sie darauf anzusprechen. Ich meine, tauschen Sie da nicht Ihre finanzielle Sicherheit gegen einen Aushilfslohn ein?"

"Das sicherlich, aber und das kannst Du ja nicht wissen, ich bin nach dem Tod meiner Frau aus Feuchtmoos wegegangen, man könnte fast sagen, ich bin geflohen, aber nun bin ich bereit zurückzukommen und mich hier wieder niederzulassen. Mein Sohn lebt hier und ich habe immer noch eine Menge guter und enger Freunde. Und was das Finanzielle angeht, ich bin nicht wirklich darauf angewiesen, ich bin ganz gut abgesichert, habe mein Haus vermietet und alleine davon kann ich ganz gut leben. Aber vielleicht kannst Du mir im Gegenzug helfen, den Laden bestmöglich an den MANN zu bringen?"

Und das Wort "Mann" betonte Vinzenz ganz besonders, während er Herrn Marquardt ganz direkt in die Augen sah, der dabei nervös zusammen zuckte.

"Na klar, da bin ich Ihr Mann!" stammelte er verdattert, denn er konnte nicht begreifen, dass Vinzenz seine fixe Idee sofort in die Tat umzusetzen bereit war und sogar noch besser, dass er selber der Barbier in Frau Vossheiders neuem Frisörsalon werden würde.

"Schön, ich sehe wir verstehen uns. Das freut mich. Aber eine Bitte hätte ich vorab."

"Natürlich, alles, was Sie wollen!" hauchte Herr Marquardt, den es offensichtlich total von den Socken gehauen hatte.

Und dabei legte er seine freie Hand auf die von Herrn Marquardts Schulter, der immer noch total aufgeregt an den Armstützen herumfingerte.

"Du nennst mich ab sofort Vinzenz!"

Nun schien ihm ein erleichtertes und absolut glückliches Grinsen entgegen.

"Sehr gerne, Vinzenz, dann bin ich aber auch für Dich ab sofort Paul!"

"Schön Paul, dann sind wir uns also handelseinig. Du kümmerst Dich um den Verkauf meines Ladens und ich steige bei Vroni ein."

"Meinst Du, Du kannst sie denn umstimmen!"

"Lass mich nur machen, ich kann sehr überzeugend sein, wenn ich will!"

"Das glaube ich Dir glatt!" entfuhr es Paul, der restlos glücklich in Vinzenz´ Gesicht strahlte.

"So und nun hock Dich mal auf meinen Bock, ich mach ein Bild von Dir!"

"Gerne!" entgegnete Paul und kaum, dass er Platz genommen hatte und Vinzenz mit seinem Handy Bilder machte, hörten sie wie ein weiterer Biker lautstark neben ihnen zu stehen kam.

"Servus die Herren!" grüßte der, als er seinen Motor abgestellt und den Helm abgenommen hatte.

"Servus!" entgegneten die beiden verdutzt und unterbrachen ihre "Fotosession" kurz.

"Soll ich ein Bild von Euch beiden machen?"

"Wieso?" fragte Vinzenz und schaute äußerst angetan auf den jungen Biker in seiner Lederkombi vor ihm. Ein richtiger Lederbulle. Während Vinzenz schon gut seine Kombi ausfüllte, so schien der hier in seine zuvor hinein genäht worden zu sein, so eng schien sie. Überhaupt war der junge Kerl höchstens 25 und erinnerte ihn total an Bam-Bam, einen ebenso muskulösen Biker mit hautenger Kombi, den er einmal bei einer Ausfahrt im Schwarzwald kennengelernt hatte.

"Na dann seid Ihr auch mal beide drauf. Ist doch besser, als wenn ihr Euch nur gegenseitig fotografiert."

"Magst Du, Paul?"

"Ja, warum eigentlich nicht?"

Und schon stieg Vinzenz hinter Paul auf sein Bike und die beiden alberten sofort vor der Kamera herum und der unbekannte Biker machte viele Bilder von ihnen.

Vroni hatte die ganze Zeit Vinzenz und Herrn Marquardt aus den Augenwinkeln beobachtet und Gino hatte ihre kurzzeitige Unaufmerksamkeit immer wieder mitbekommen, aber war nicht drauf eingegangen und hatte weiter geredet. Nun wurde es ihm zu bunt, denn Vroni hörte ihm irgendwann überhaupt nicht mehr zu.

"Hey, Frau Vossheider, was ist denn mit Ihnen los."

"Entschuldigen Sie Herr di Tazzi, ich bin etwas abgelenkt."

"Das sehe ich!"

Vroni wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte und schaute ihn schuldbewusst an, sodass Gino Mitleid bekam.

"Ihr Freund ist aber auch ne Sahneschnitte!"

Überrascht schaute sie ihn an.

"Nein, das ist nicht so, wie Sie denken!"

"Wieso, da ist doch nichts dabei!"

Irritiert schaute sie ihm ins Gesicht.

"Ich fürchte nur, Sie machen sich da falsche Hoffnungen!"

"Ich würde diesen Herrn Doppelhammer jedenfalls garantiert nicht von der Bettkante stoßen!"

"Vinzenz steht aber nicht auf Männer!"

"Schatzi, wenn der nicht der absolute Stecher vor dem Herrn ist, dann will ich für alle Zeiten keusch leben. Allerdings fürchte ich, dass der sich an Paul die Zähne ausbeißen wird. Der ist doch sowas von hetero und außer nem Stock im Arsch, wird da nie was drin stecken!"

Über diese flapsige Bemerkung musste sie unfreiwillig laut lachen.

"Ihr scheint Euch ja ziemlich gut zu kennen?"

"Na, wir arbeiten schon eine ganze Weile zusammen und der ist immer sowas von korrekt."

"Ja, den Eindruck hatte ich bisher auch immer. Aber schau, jetzt machen Sie sogar zusammen Selfies auf dem Motorrad zusammen."

"Stimmt, aber da ist ja noch so ne Sahneschnitte in Leder aufgetaucht."

"Freundchen, das ist Rico und meiner. Finger weg!"

"Oh, Schwester, dann kann ich Dich nur beglückwünschen. Der hat nicht noch zufällig nen alleinstehenden älteren Bruder."

"Nein, da muss ich Dich enttäuschen."

"Das Leben ist einfach nicht fair. Aber diesen Vinzenz könntest Du mir doch wenigstens überlassen?"

"Du, wenn der wirklich auf Männer steht, dann schnapp ihn Dir. Aber Du solltest wissen, dass sein Sohn mindestens 15 Jahre älter als Du ist."

"Dann können die mich auch beide nehmen!" grinste Gino frech. "Vater und Sohn und ich!" seufzte er verträumt.

Die beiden verfolgten aufmerksam die Fotosession auf dem Bike, als Rico das Handy an Vinzenz zurückgab und sich verabschiedete.

"So, Männer, ich muss jetzt mal, meine Freundin wartet!"

"Oh, dann aber mal schnell, Frauen warten nicht gerne."

"Wem sagst Du das!"

"Aber Danke für die Fotos!"

"Gern geschehen!" verabschiedete sich der Unbekannte und da Vinzenz und Paul sich gleich die Bilder anschauen wollten, sahen sie zunächst nicht, dass dieser auch in den Friseurladen ging.

Vinzenz umschlang von hinten Paul und hielt ihm sein Handy vor´s Gesicht, damit sie die Fotos gemeinsam anschauen konnten.

"Sind doch ganz gut geworden!"

"Schickst Du sie mir auch?"

"Klar, schreib mich an, Du hast ja jetzt meine Handynummer!"

Während sie sich die Fotos anschauten, hatte Vinzenz auf ganz natürliche Art und Weise permanent Körperkontakt und während sich Paul nur auf die Fotos konzentrierte, versuchte Vinzenz etwas ganz anderes zu erkunden.

Paul stieg irgendwann vom Bike herunter.

"Vielleicht sollten wir jetzt wieder reingehen?" schlug Paul vor.

"Ja klar, ich muss ja auch noch Vroni von unserem Plan überzeugen. Aber vorher würde ich noch gerne etwas anderes mit Dir klären!"

"Na sag schon, Vinzenz, worum geht es?"

"Machst Du Vroni auch einen guten Preis?"

"Natürlich, wo denkst Du hin!"

"Ich kenne Euch Banker, Ihr seid doch so richtige Schlawiner!"

"Na gut, Vinzenz, ich besprech mich noch mal mit der Zentrale, ob wir die Konditionen noch etwas verbessern können. Aber dafür bekomm ich meine erste Bartbehandlung kostenlos bei Dir."

"Worauf Du einen lassen kannst."

Vergnügt betraten die beiden den Laden und fanden Herr di Tazzi, Vroni und den unbekannten Biker, der zuvor die Bilder von ihnen gemacht hatte, alle über die Baupläne gebeugt. Besonders bei dem Biker sahen sie beim Reinkommen nur eines, nämlich dass seine Kombi über seinem Hintern knalleng saß und diesen so richtig schön betonte.

"Ja Hallo, wen haben wir denn da?" begrüßte Paul die 3 und sah, wie sich Vroni bei dem Biker, der sie gerade fotografiert hatte, eingehakt hatte.

"Ich hatte ja keine Ahnung, dass es sich bei unserem Fotografen um Ihren Sohn handelte." polterte Paul los, worauf eisiges Schweigen ihm entgegen hallte.

"Herr Marquardt, Rico ist mein Lebenspartner, nicht mein Sohn."

"Oh, ich bitte vielmals um Entschuldigung!"

Vinzenz konnte sich das hämische Grinsen kaum verkneifen. Na gut, Vroni war mit ihren 50 Jahren gut und gerne doppelt so alt und er hätte durchaus ihr Sohn sein können. Aber wer war er, sie dafür zu verachten, schließlich war er damals, als das mit Frank losging, auch mindestens 20 Jahre älter als der. Und die Vater-Sohn Geschichten hatten schließlich auch ihren Reiz, allerdings niemals auf Dauer, da hatte er sich mit Max einen Partner ausgesucht hatte, mit dem er noch eine, wenn auch nicht mehr allzulange, Zukunft aufbauen konnte.

Auch Gino war total angetan von Rico, jetzt wo er ihn aus der Nähe sah, doch der ignorierte ihn völlig. Er konnte mit so künstlichen Schnöseln sowieso nichts anfangen, er war eben der bodenständige Typ, der der anpacken kann. Und mit Männern hatte er ja sowieso nichts am Hut. Er hatte ja auch mit Vroni seine Traumfrau gefunden. Sicherlich war der Altersunterschied nicht gerade klein, aber sie taten einander gut und das war alles, was für ihn zählte. Da stand er über eine Bemerkung wie die von dem Banker einfach drüber.

Vroni registrierte jedoch genauestens wie Gino ihren Rico anschaute und ihr Blick, dem sie ihm zuwarf, wiederholte non-verbal, was sie ihm vorhin schon persönlich gesagt hatte: Finger weg!

Der verabschiedete sich rasch, da er zu seinem Folgetermin musste.

"Herr...?"

"Gonzales, Rico Gonzales."

"Herr Gonzales, lassen Sie uns doch nach draußen gehen und eine Zigarette rauchen und dabei kann ich mir dann noch Ihr Motorrad ansehen."

"Ja gerne, wenn Du mich nicht mehr brauchst, Schatz?"

"Nein, nein, geh nur."

Im Rausgehen tauschten Vinzenz und Paul noch Blicke aus und Vinzenz verstand, dass er sie bewusst alleine ließ, damit er Vroni seinen Vorschlag unterbreiten sollte.

"Weißt Du, was das jetzt soll? Ich meine, er benimmt sich die ganze Zeit schon so ganz anders und jetzt will er mit Rico über Motorräder sprechen. Das passt gar nicht zu ihm?"

"Vielleicht will er sich ja wegen seiner unüberlegten Bemerkung entschuldigen."

"Ach Schwamm drüber, wenn eine alte Frau wie ich sich so einen Lover nimmt, der halb so alt wie sie ist, dann muss man damit eben leben. Das geht mir eigentlich am Arsch vorbei."

"Ein immer noch sehr schöner Arsch übrigens!" lockerte Vinzenz die Stimmung.

"Ach, das fällt Dir also doch noch auf!"

"Ja klar, ich bin doch nicht blind."

"Aber mittlerweile auf anderen Pfaden unterwegs, wie mir scheint?"

Vinzenz musste grinsen.

"Wenn ich Dich nicht so lange kennen würde, hätte ich gemeint, dass Du mit Herrn Marquardt auf Teufel komm raus geflirtet hast."

"Wieso, er ist doch ein netter Mann!"

"Ja und dann hat Gino mich in dem Glauben bestätigt."

"Welcher Gino?"

"Gino di Tazzi, mein Innenarchitekt."

"Ach der ist auch ne Tunte?"

"Bist Du denn ne Tunte?"

"Ich fürchte schon, aber lass uns davon ein anderes Mal reden. Meinst Du nicht, Du solltest über den Extrastuhl für Bartkunden nochmal nachdenken?"

"Hat Dich Herr Marquardt etwa darauf angesetzt?"

"Und wenn schon, ich finde, er hat Recht. Die Männer heutzutage tragen wieder mehr Bart und viele können sie nicht schneiden oder trimmen, da ist wirklich ein Extrageschäft drin und ich weiß wirklich wovon ich spreche!"

"Ja, ich weiß, Vinzenz und ich habe mir das auch schon hundert Mal überlegt, aber es gibt so viele Gründe, die dagegen sprechen!"

"Dann sag mir welche, vielleicht kann ich Dich dann vom Gegenteil überzeugen."

"Ok, weil Du es bist. Ich sagte ja schon, ich müsste dafür andere gutgehende Aufträge aufschieben, solange die Azubine nicht alles übernehmen kann. Für eine Bartbehandlung kann ich 30 - 40 € nehmen, für Aufdrehen, Färben und Dauerwelle locker das Doppelte, wenn nicht mehr. Und dann müsste ich noch jemanden einstellen, selbst wenn der auf 400 € erstmal anfängt, müsste ich einen Stuhl und diverse Scherrmaschinen und all das ganze Zeug anschaffen."

"Dann kann ich Dir doch helfen, ich kenne Lieferanten und Du könntest von meinen Konditionen profitieren."

"OK, das klingt alles recht überzeugend. Aber wo soll ich einen Barbier denn herkriegen, der nur ein paar Stunden arbeiten will? Kennst Du so einen?"

"Klar, kenn ich einen und Du kennst ihn auch!"

"Wen?"

"Na mich?"

"Du?"

"Ja, ich könnte doch einen meiner Stühle mit nach Feuchtmoos bringen und freitags oder samstag oder montags ein paar Stunden für Dich arbeiten für den Anfang."

"Und Dein Laden?"

"Den würde ich dann nur an den anderen 3 oder 4 Tagen öffnen?"

"Ja und reicht Dir das denn? Und dann noch die ganze Fahrerei, das sind doch bestimmt an die 100 km?"

"150 km um genau zu sein, aber die fahre ich ja eh in Zukunft jede Woche!"

"Du willst also wieder zu Deinem Sohn nach Feuchtmoos ziehen?"

"Nach Feuchtmoos schon, aber nicht zu Valentin!"

"Zu wem dann?"

"Tja, wie soll ich es sagen, es ist noch nicht so ganz spruchreif, denn derjenige weiß noch gar nichts von seinem Glück, aber ja, ich will zurück nach Feuchtmoos."

"Derjenige? Jetzt spann mich nicht so auf die Folter, es ist also wirklich ein Mann wegen dem Du zurückkommst, wer ist es?"

"Es ist Max, Max Hodenberg!"

"Der Bullenzüchter?"

"Ja genau, wir mochten uns früher schon gut leiden, als mein Sohn bei ihm auf dem Hof gearbeitet hat und ich war öfter bei ihm um ein paar Bierchen zu kippen."

"Aber da hat doch noch die Hertha gelebt?"

"Ja, das war das Jahr vor ihrem Tod."

"Und so lange geht das schon mit Euch?"

"Nein, nein. Wir waren nur Kumpels. Er war vielleicht schon früher interessiert, aber ich war noch nicht so weit. Aber auf meinen Reisen hab ich eben auch erfahren, wie es mit einem Mann ist und bin irgendwie dabei geblieben. Ja und jetzt haben wir uns bei Frank Pichlers Geburtstagsfete letztes Jahr oben am See wiedergetroffen, stundenlang geredet, eins führte zum anderen und dann sind wir in der Kiste gelandet."

"Und jetzt willst Du gleich bei ihm einziehen?"

"Ich bin seitdem an fast jedem Wochenende da, auch wegen Valentin und Frank. Und es klappt gut, also ich frag ihn natürlich noch, deswegen halt so lange bitte noch die Klappe. Aber ich könnte mir gut vorstellen, für Dich zu arbeiten, auf Provision. Du zahlst mir nur das, was ich leiste."

"Und das reicht Dir?"

"Ja, auf jeden Fall. Was habe ich schon für Kosten? Und außerdem habe ich noch ne Menge Geld von Herthas Lebensversicherung und die Mieteinnahmen vom Haus. Und wenn ich den Laden gut verkauft bekomme, bin ich sowieso mehr als flüssig. Paul will mir übrigens beim Verkauf helfen!"

"Soso, Paul. Du und mein Banker, ihr seid also schon beim Du? Dann hast Du also doch mit ihm geflirtet und was sagt Max dazu?"

"Du, bei uns Schwulen ist das etwas lockerer, als bei Euch!"

"Wieso ist das anders?"

"Ja, wir gönnen uns im Gegensatz auch mal ein bisschen Spaß außerhalb der Beziehung, ohne dass es gleich Stress gibt."

"Das könnte ich nicht."

"Das habe ich gesehen, als Du vorhin den Typen so finster angeschaut hast, als der wegen Deinem Rico gesabbert hat."

"Du verblüffst mich wirklich, Vinzenz, weißt Du das?"

"Es soll nicht Dein Schaden sein. Ich habe Paul übrigens nahegelegt, ob er Deine Konditionen für den Kredit nicht etwas verbessern kann."

"Warum sollte er das machen?"

"Na, weil ich eben mit ihm geflirtet habe und ich offensichtlich sein Typ bin."

"Aber der ist doch verheiratet mit einer Frau?"

"Hast Du ne Ahnung, wie viele meiner Kunden, die glücklich verheiratet sind, mich nach einem Termin nach Ladenschluss fragen, wo ich dann nicht nur den Bart oder die Haare schneide!"

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