Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Die erste Freundin von Michael

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Es kam allerdings zu einem früheren Schluss, als ich gedacht hatte. George konnte nicht so lange bleiben, weil er am nächsten Tag Verpflichtungen hatte, wie er sagte. Er setzte Babette und mich ab, und wollte danach Jo nach Hause bringen, weil es ja nicht weit weg von ihm war. Jo umarmte mich und flüsterte mir zu:

„De Babette un de George wisse scho, wo de bist, gelle?"

War das eine indirekte Aufforderung, ob wir uns wiedersehen sollten? Ich war mir nicht klar darüber, ich hatte sie nicht so recht verstanden. Und ich wusste an diesem Abend auch nicht, ob ich das sollte. Da hatte ich widersprüchliche Empfindungen.

Der Ausflug in den Wald

Am Montag war ein Ausflug in die Pilze mit Jockel angesagt. Zu meiner Überraschung kam auch George mit, der sich unerwartet frei nehmen konnte. Ich war irritiert, als Jockel errötete, als er mich sah. Was war denn mit dem los? George lachte und erklärte einfach, dass man hier in der Pfalz schon mal geneckt werden konnte, wenn man sich mit Norddeutschen oder Preußen herumtreibe.

Jockel war ziemlich stumm, während George die vorgesehene Wanderung erläuterte. Ein Rundweg durch die Hügel und Berge im Pfälzer Wald sollte gleichzeitig zum Sammeln von Pilzen dienen. Mein Cousin sagte erstmals mehr als drei Wörter hintereinander, als wir eine gute Stelle gefunden hatten:

„Da sind sie: Ein schöner Steinpilz und einige flockenstielige Hexenröhrlinge! Das ist was Gutes für die Pfanne!"

Er sprach überdeutlich und sehr langsam, so als ob ich ihn sonst nicht verstehen würde. Gut, flockenstielige Hexenröhrlinge sagte mir auch wenig. Und der Anblick der Pilze war auch nicht gerade vertrauenerweckend. Unter dem braunen Pilzhut war ein rötlicher Stiel sichtbar. Die Röhren auf der Unterseite des Hutes waren flammend rot. Da hatte ich meine Zweifel, ob ich diese über meine Lippen bringen würde, oder gar als gut ansehen würde. Es sah eher tatsächlich wie Hexenwerk aus!

Er bückte sich, um die Pilze abzuschneiden. Er musste tatsächlich viel in der Küche probieren, wenn die Kalorien sich so zeigten. Sein Hintern war für seine relativ kleine Gestalt gut ausgeprägt. Ich musste mir ein Lächeln verkneifen. Andererseits beeindruckte es mich, mit welcher Sicherheit er die Pilze erkennen konnte und kannte. Die roten Dinger wären niemals in meinem Pilzkorb gelandet!

Einen Moment später lächelte er erfreut, als er auf ein paar kleine Sträucher zeigte:

„Michael, Walderdbeeren! Probieren, so süß!"

Er hatte Recht. Sie waren wunderbar süß und eine echte Delikatesse, die er mir großzügig überließ. Nach gut der Hälfte der Wanderung kehrten wir in einem Gasthof ein. George bestellte eine Brotzeit mit Schlachtplatte für uns alle. Dazu musste ich diesmal die saure Schorle probieren. George bestand darauf. Und tatsächlich, an diesem warmen Sommertag erfrischte mich das Getränk mehr als ich erwartete. George sprach als Amerikaner mehr Pfälzer Dialekt als Jockel. Das war schon erstaunlich. Bei Jockel hatte ich den Eindruck, dass er unbedingt zeigen wollte, wie gut Hochdeutsch er konnte. Auf eine Art gewann ich jedoch auch den Eindruck, dass es ihm schwerfiel. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wie es vor zwölf Jahren gewesen war, als wir uns zum letzten Mal gesprochen hatten.

Der zweite Teil des Weges erwies sich als weniger steil aufwärts, sondern mit mehr Abschnitten, die auch bergab führten. Er sollte weniger anstrengend sein. Die Wanderlust hatte nur bei mir nach dem Essen abgenommen. Es ging also nicht schneller voran. George und Jockel waren mehr geübt. Es wunderte mich, wie mein wohlbeleibter Cousin sich so leichtfüßig bewegte. Wendig war er ja!

Nach einer gewissen Weile machte sich der Alkohol, der in der Weinschorle einen nicht unbeträchtlichen Anteil gehabt hat, entsprechend bemerkbar. George musste pissen. Als er das sagte, wirkte es ansteckend auf Jockel. Sie suchten sich alle zwei jeweils einen Baum und bewässerten jeweils die Wurzeln. Mir fiel auf, dass George etwas nervös aussah, als Jockel auch musste.

Es ging weiter auf die Piste zurück. Es war ein wunderschöner Tag, die Sonne schien hell und der Himmel war weitgehend blau. Plötzlich sang Jockel ein Wanderlied. Es war verblüffend, wie hell und klar seine Stimme in dem stillen Wald klang. George lächelte und ich schloss mich dem an. Jockel klang so sorgenfrei und vergnügt, dass es regelrecht ansteckend war.

Jockel strahlte mich an, als ich leise mitsummte. Seine Stimme stieg in eine reine helle Höhe, als er den Refrain anstimmte. Dann verblüffte er mich total, als seine linke Hand mit einem beschwingten Lächeln meine Rechte ergriff und sie gut gelaunt drückte. Er ließ sie gleich wieder los, als ihn George ebenfalls verblüfft anschaute. Aber er machte keinen zerknirschten Eindruck.

Ich konnte das nicht so richtig einordnen. Was war das für einen Moment gewesen? Mir schien es so, als ob er auch als Kind so gefühlsbetont gewesen war, aber wir waren jetzt bald 19 und junge Männer. Das konnte man doch nicht vergleichen! Bis zur Ankunft war das allerdings auch vergessen.

Der krönende Abschluss des Tages bestand da drin, dass uns Jockel eine hervorragende Pilzmahlzeit zubereitete. Wir waren satt und zufrieden nach diesem körperlich anstrengenden Tag. Ich ging früh ins Bett an diesem Tag.

Das zweite Treffen

Der Ausflug nach Heidelberg mit Babette und George war ein Erlebnis gewesen. Ich war den beiden dankbar. Am Sonntagmittag fuhren wir von Heidelberg zurück. Irgendwie kam das Gespräch auf der Rückfahrt auf Jo Muller. Abrupt dachte ich an den Kuss mit ihr, als der Name fiel. Da fiel mir etwas ein:

„Wieso hat Joanne Muller einen Adoptivvater? Was ist denn mit ihren leiblichen Eltern?"

Es herrschte auf einmal absolute Stille in dem Wagen. Unwillkürlich fragte ich mich, ob ich etwas Falsches gesagt hatte. George räusperte sich, aber nur um Babette anzuschauen. Auch diese zögerte, bevor sie auf meine Frage einging.

„Der Vormund ist ... Also Joanne hat Probleme mit ihren Papieren, ihrem Ausweis. Das ist alles nicht so einfach."

Das machte es nur noch mysteriöser. Ich wurde neugierig. Und bevor ich nachdenken konnte, rutschte mir einfach eine Frage heraus.

„Können wir sie nicht einfach am Nachmittag besuchen? George muss doch sowieso in die amerikanische Siedlung. Ist doch kein großer Umweg!"

Die darauffolgende Stille war noch länger und merkwürdiger. Vor allem deshalb, weil sie plötzlich dann zu zweit losredeten.

Babette: „Ja, für eine kurze Stippvisite ist das mög—"

George: „Nein, das ist keine gute Idee, sie wird..."

Ich starrte sie beide überrascht an. So eine eigenartige Reaktion hatte ich nicht auf eine doch harmlose Frage erwartet. Was war hier los? Die beiden schauten sich an. Sie schienen sich wortlos abzustimmen, als dann Babette das Wort ergriff:

„Gut, Michael, wir können sie sehen, aber es muss kurz sein, da sie noch üben muss."

Wenn diese Aktion auf meine Frage schon eigenartig war, dann wurde es der Eindruck bei dem Besuch noch etwas mehr. George ging zuerst vor, um an zu klopfen und um anzufragen, ob unser Besuch denn überhaupt genehm war. Offensichtlich war es, denn er winkte uns, dass wir hineinkommen sollten. Wir wurden von dem Hausherrn begrüßt. Danach lief Babette die Stufen in das erste Stockwerk hoch.

Zuallererst war es der Eindruck von dem sogenannten Vormund, der mir eigenartig erschien. Er war garantiert weit über 50 Jahre alt, wenn nicht gar über 60 Jahre alt. Das war schon erstaunlich, aber zudem machte er auch den Eindruck, als ob er schon leicht senil war. Es war bizarr.

Babette kam wieder die Stufen herunter und lächelte etwas gezwungen:

„Joanne wollte sich erst noch rasch umziehen. Sie wird gleich da sein! Sie wollte sogar noch ihre Brille gegen Kontaktlinsen tauschen, das habe ich ihr aber ausgeredet!"

Dann kam Joanne an und sie wirkte ziemlich anders als beim Tanzen. Sie freute sich offensichtlich, aber sie war auch schüchtern, als sie schnell eine Brille mit dicken Gläsern ablegte. Sie war ungeschminkt und ganz einfach gekleidet, was sie jünger erscheinen ließ. Das weiße Hängerkleid mit blauer Bestickung wirkte wie aus einer griechischen Sage, weil sie keine Nylonstrümpfe und Schuhe trug, sondern nur einfache Sandalen und unlackierte Fußnägel sichtbar waren. Es war ein kurzes Kleid, das noch nicht einmal bis zur Mitte der Schenkel reichte. Es unterstrich so die feisten, nackten Schenkel von dem Mädchen. Es war eine eigenartige Mischung aus subtiler erotischer Wirkung und einer beinahe schon ordinär erscheinenden Einfachheit.

Es gab einen intensiven Moment der Befangenheit, als ich sie erblickte. Sie errötete. Der Alte starrte sie an, als ob er sie so noch nie gesehen hätte. Dafür reagierte Babette.

„Jo, warum zeigst du Michael nicht den Garten des Hauses? Die schönen Obstbäume? George und ich reden hier noch im Wohnzimmer mit Mister Muller."

Sie nickte und kam aus ihrer Erstarrung heraus. Sie drehte sich schnell um und ging durch das Wohnzimmer zur Terrassentür und öffnete diese einladend:

„Michi, magst net met mir in de schee Gaarde gugge?"

Dieser Dialekt ging mir in gewisser Hinsicht auf die Nerven. Gleichzeitig fand ich das auch bezaubernd, wie geradeheraus und einfach sie mich ansprach. Die zumeist schlanken Mädchen von den Oberschulen, die ich aus Lübeck kannte, konnten alle geschliffen hochdeutsch reden und waren gewandt im Umgang. Im Vergleich zu denen erschien die pummelige Jo als ungebildet und schlicht. Aber keines der attraktiven Mädchen hatte mich jemals mit einem zweiten Blick bedacht oder war gar mit mir ausgegangen. Keines hatte mich jemals so angestrahlt wie sie. Jo hatte mich sogar geküsst...

Ich folgte ihr ohne Zögern, als sie zur Tür vorausging. Ich beobachte fasziniert das Schwingen ihres Kleid-Saumes, der um die Hinterseite ihrer stämmigen Schenkel spielte. Jo war gewiss keine klassische Schönheit, aber sie strahlte eine verdeckte Sexualität aus, die mir unter die Haut ging. Dabei konnte ich mir nicht richtig erklären, woher das kam. Irgendetwas an ihr weckte jedenfalls eine Vertrautheit in mir, die ich mir nicht begreiflich machen konnte.

„Mechst mi fihre zu dänne Abblbääm? Ich kann halt net so richdich gugge uhne Brill..."

Für einen Moment war ich versucht zu antworten, warum sie dann ihre Brille abgesetzt hatte, aber das konnte ich mir gerade noch verkneifen. Ich hakte mich mit meinem rechten Arm bei ihr unter und führte sie langsam zu den Apfelbäumen. Sie lehnte sich vertrauensvoll bei mir an. Mir wurde es eng in der Brust, als sie sich ganz auf mich verließ. Sie lächelte schelmisch, als sie auf einen Apfel zeigte und sich mir dann zuwandte.

„Haan net de Eva ihrm Mann die Ebble vum Bääm de Erkenntnis gäwwe?"

Ich war verblüfft, wie kokettierend und schäkernd dies aus ihrem Mund klang. Sie blickte mich dabei intensiv aus ihren kurzsichtigen Augen liebevoll an. Nein, das hatte sie garantiert nicht aus Zufall gesagt und sie war sich auch voll der damit verbundenen Anspielung bewusst. In einer Aufwallung von Gefühl nahm ich sie sofort in die Arme und hielt sie so für einen Moment. Sie bot mir prompt ihre Lippen an. Das Angebot ließ ich mir nicht entgehen. Ihre Lippen schmeckten süß.

Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und schlang ihre Arme um meinen Hals. Der Kuss vertiefte sich und sie öffnete willig ihre Lippen. Meine rechte Hand wanderte über ihren Rücken, bis sie auf ihrem fülligen Hintern landete. Er war knetbar und fühlte sich grandios durch den Stoff des Kleides an. Das anregende Gefühl reizte mich aber, mehr davon zu kosten. Ich hatte aber auch Bedenken, dass ich sie damit vielleicht verärgern oder befangen machen könnte. Also ging ich vorsichtig vor. Ich ließ meine Hand bis zum Rocksaum wandern und ließ meine Finger damit spielen. Erst nach einigen Momenten ließ ich meine Hand ganz langsam darunter wandern. Die weiche, nackte Haut ihrer Schenkel löste eine noch größere Erregung in mir aus. Joanne atmete nur schneller durch die Nase, ansonsten zeigte sie keine Zeichen einer Abwehr. Ich wurde mutiger. Meine Hand krabbelte langsam höher, bis sie die beginnenden Rundungen ihres drallen Popos trafen. Sie schnaufte leise, aber sie unterbrach weder ihren Kuss noch war der Griff ihrer Arme um meinen Hals weniger fest. Im Gegenteil, sie drückte ihren ganzen Körper fest gegen mich.

Ich bekam plötzlich den unteren Saum ihres Höschens an meinen Fingerspitzen zu spüren. Meine Aufregung stieg... - und das schien sie zu merken. Sie kicherte auf einmal:

„De Bibble wäärd jo schdeif wi ä Braätt."

Ich konnte mir schon denken, was sie als steif wie ein Brett bezeichnete, auch wenn ich das Wort ‚bibble' bisher nie gehört hatte.

„Joanne und Michael, es ist Zeit. Joanne muss gleich am Harmonium üben."

Wir fuhren auseinander, als die Stimme von Babette erklang. Die Stimme von Joanne klang etwas enttäuscht, aber gefasst.

„Michi, mechst mi fihre zu de Babette? Wannich dess gwisst hett, dasch Du dohär kummsch, jo, da hett ich mich doch viel schääna gmacht!"

„Joanne, Du hast auch so reizend ausgesehen. Allein Dein strahlendes Lächeln war den Besuch schon wert gewesen!"

Joanne wurde tiefrot und drückte meine rechte Hand mit Nachdruck, die sie auch nicht mehr losließ, bis wir bei Babette angekommen waren. Aber beim Baum noch streichelte sie mit ihrer freien Hand mein Gesicht, da wo die Narbe war, die vom fehlenden Ohr sich über meine Backe bald bis zur Nase zog.

„Michi, Du bisch dä liebdsch!"

Neben dem Grundstück der Mullers stand eine kleine Kapelle, in die Joanne verschwand, als George ihr die Brille brachte. Keine Minute später erklang das Harmonium mit einem fulminanten Kirchenstück, das bald wie mit der Orgel gespielt klang. Ich war baff! Joanne konnte derart gut spielen?? Ähnlich Gekonntes hatte ich nur von dem Organisten in der Marienkirche in Lübeck gehört -- und der hatte ein Musikstudium hinter sich!

Der Alte zeigte eine entzückte Miene und wirkte auf einmal viel lebendiger und präsenter. Babette drängte auf Abfahrt. Der Besuch war leider vorbei.

Die letzte Woche

Mehr als drei Wochen Ferien waren nicht drinnen. Ich hatte noch den Dom in Speyer sowie die Weinstraße in Bad Dürkheim und Römerbauten in Trier gesehen. Joanne hatte leider keine Zeit mehr gehabt -- das hatte mir zumindest Babette gesagt. Sie hätte noch am Harmonium zu üben - für eine Aufführung am Wochenende. Babette klang stolz, als sie das sagte. So als ob es auch ihr Verdienst sei. Wahrscheinlich weil ihr Verlobter den Muller kannte.

Das mit der Aufführung hatte ich sofort geglaubt. Das Stück, was ich bei dem Muller gehört hatte, war derart gut gewesen, dass ich immer noch wie von den Socken war. Das hatte ich Joanne nicht zugetraut, die mit mir nur Dialekt gesprochen hatte und die mir gesagt hatte, dass sie ein angelerntes ‚Kellnemädel' sei und damit noch nicht einmal eine Lehre absolviert hatte. Das war eine ziemliche Überraschung gewesen.

Am Freitag musste ich wieder zurück in den Norden. Am Donnerstagabend hatte sich Jockel frei genommen, damit es ein Abschiedsessen geben konnte. George würde auch kommen. Ich war allen dankbar für die schöne Zeit. Es gab Leberknödelsuppe und danach Flammkuchen mit Pfälzer Wein. Ich lobte ausdrücklich den gelungenen Flammkuchen, der für mich neu war.

Jockel war sichtlich stolz, als er das hörte. Er trug eine weite Kochhose in blau und eine etwas hellere Kochjacke. Er bedankte sich in langsamen Hochdeutsch mit einer zögernden Wortwahl. Danach sollte es Nachtisch geben. Er summte eine Melodie vor sich hin, als er mir das letzte Stück Flammkuchen anbot. Die Melodie ließ mich stutzen. Das kannte ich doch. Woher bloß? Dann fiel es mir ein. Es war das Stück auf dem Harmonium gewesen. Er summte es weiter, als ich ihn überrascht ansah. Dann fiel mir auf einmal die Form seiner Lippen auf. Die kam mir auch bekannt vor -- und zwar von Joanne. Ich fragte sofort George:

„Kann es sein, dass Joanne viel näher mit uns verwandt ist als gedacht? Die Ähnlichkeit..."

Weiter kam ich nicht. Im nächsten Moment hielt mir George die Hand vor den Mund und Babette bellte los mit einem derartigen Kommandoton in ihrer Stimme, dass nicht nur ich, sondern alle im Raum zusammenfuhren:

„Jockel -- Du gehest sofort auf Dein Zimmer! Keine Widerrede! Los, schnell! Ab ins Bett!" Der trabte auch sofort los, mit einem erschreckten Blick, der selbst durch seine dicke Hornbrille erkennbar war. Was lief denn hier ab?

„Michael, wir müssen reden... sofort."

Hatte ich etwas derart Falsches gesagt? Ich war konsterniert, als alle im Wohnzimmer bis auf Babette den Tisch abräumten und den Raum verließen.

„Was ist denn nur los, Babette? Ist das mit der Ähnlichkeit schlimm, oder was ist sonst ..." Meine Cousine, die elegante Chefsekretärin, die immer mit jeder Situation zurecht zu kommen schien, sah mich etwas ratlos an.

„Michael, damit haben wir nicht gerechnet. Du hättest keine Ähnlichkeit bemerken sollen. Es tut mir leid. Wir haben Dich als Testobjekt benutzt, ohne Dein Wissen. Jetzt wirst Du es so und so früher oder später begreifen. Also sage ich es Dir lieber selbst, damit Du begreifst, dass Du darüber schweigen musst."

So allmählich begann eine Ahnung in mir hoch zu kriechen, dass dies mit der Ähnlichkeit nicht alles war. Das bestätigte sich, als Babette weiter fortfuhr:

„Dieses ganze Problem geht auf den Zeitraum zurück, als Jockel geboren wurde. Du hast recht mit der Ähnlichkeit. Jockel ist Joanne und Joanne ist Jockel. Das muss aber geheim bleiben!"

Die Ahnung bewahrheitete sich. Ich war verwirrt und schockiert. Ich begriff es einfach nicht:

„Ich habe mit Joanne getanzt. Ich, ich habe sie geküsst. Und es war die ganze Zeit Jockel, mein Cousin?"

Babette presste ihre Lippen zusammen und sah mich kritisch an:

„Michael, ja - es war die ganze Zeit dieselbe Person. Es ist aber eigentlich Deine Cousine, auch wenn wir sie seit der Geburt als Johann-Joachim nennen und ausgeben mussten. Die Gründe dafür möchte ich lieber nicht diskutieren. Wir haben das aber nicht freiwillig gemacht."

Jetzt begriff ich noch weniger. Ich schüttelte meinen Kopf und erinnerte mich an den Wald:

„Das kann nicht sein. Hör mal, Babette, ich habe doch eindeutig im Wald gesehen, wie sich Jockel an dem Baum gestellt wird und den dann angepinkelt hat. Das kann kein Mädchen sein!"

Jetzt war sie es, die den Kopf streng schüttelte. Sie zuckte mit den Schultern und erklärte es:

„Jockel lebt seit rund achtzehn Jahren so, als ob sie ein Junge sei. Diese Tarnung war nötig, weil ihre Papiere auf diesen Namen lauten und lauten müssen, wenn wir nicht unangenehme Dinge aus der Vergangenheit hochkommen lassen wollen. Sie kannte bis vor kurzem gar nichts anderes. Ich habe ihr von klein an beigebracht, wie man im Stehen pinkelt und da sie eine Klitoris-Hypertrophie hat, ist das glaubhaft gewesen. Die Leute sehen dann das, was sie sehen wollen, also einen Penis."

Jetzt verstand ich es noch weniger. Gut, ich verstand, dass der Kitzler von Joanne so groß war, dass man ihn für ein Glied halten konnte. Aber was wollte mir Babette damit sagen? Wozu dann ...?"

„Babette, warum dann das Tanzen mit mir? Was sollte das dann?"

Babette seufzte tief auf. Sie war eindeutig nicht glücklich über die Entwicklung der Dinge.

„Natürlich würde es irgendwann Probleme geben. Das wussten wir. Dabei hatten wir noch Glück, wenn man das so nennen kann. ‚Jockel' hat das, was man pubertas tardes nennt - eine Spätentwicklung der Pubertät. Seit einigen Monaten hat die normale Entwicklung verspätet eingesetzt -- sie bekommt Brüste und alles sonst. Wir mussten uns etwas überlegen. Sie hat keine Erfahrung, wie sich ein Mädchen benimmt. Wir haben alles versucht, damit sie sich wie ein Junge benimmt. Wir wollten das Problem so weit wie möglich herausschieben."

Das alles kam mir merkwürdig vor. Warum kam das Ganze und wieso? Warum ich darinnen?

„Babette, wer ist denn ‚wir'? Und warum sollte ich mit Joanne tanzen?"