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Die Familientherapie 01

Geschichte Info
Eine Entwicklungsgeschichte.
4.5k Wörter
4.59
24.1k
10
Geschichte hat keine Tags

Teil 1 der 9 teiligen Serie

Aktualisiert 03/21/2024
Erstellt 01/09/2024
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Hanna öffnete die Tür. Trotz Flecken auf ihrer Küchenschürze fiel sie David um den Hals, begrüßte ihn mit Küsschen und bat ihn herein. Erich stand im Flur, auch er drückte David an sich und rief:

„Mann, ist das gut dich wieder zu sehen."

„Ja", grinste David, „ist schon ein Weilchen her."

Erich legte ihm eine Hand auf die Schulter:

„Komm auf die Terrasse, auf uns wartet ein Apéro."

Hanna tänzelte hinter ihnen her und entschuldigte sich:

„Julia wird auch bald da sein, sie ist noch im Yogakurs. Sie hat sich ja so gefreut dich zu sehen, David."

„Ich bin auch gespannt", erwiderte dieser, „das hübsche Mädchen von damals ist sicher erwachsen geworden."

„Und wie", schwärmte Hanna, „wir sind richtig stolz auf sie."

Als David durch die Terrassentür trat, sagte er mit gespielter Missbilligung:

„Meine liebe Frau Sommer, mein lieber Herr Sommer, wo ist denn der Sommer geblieben?"

Das Ehepaar lachte auf, und Erich erklärte:

„Na gut, es regnet. Aber es ist immer noch Sommer und schön warm. Die Terrasse ist gedeckt, wir werden nicht nass."

Die drei nahmen in Korbstühlen Platz, prosteten sich zu und nippten an ihren Gläsern, plauderten einer Weile, bis Hanna murmelte:

„Irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen, dass wir dich erst jetzt eingeladen haben."

David winkte ab:

„Kann ich nur zu gut verstehen, die letzten Jahre waren etwas unruhig."

Erich gab kleinmütig zu:

„Du weißt ja, wie das ist. Nach deiner Scheidung wussten wir nicht so recht, wie wir uns verhalten sollten, dann noch meine Frau, die deine Ex auch danach regelmäßig getroffen hat."

„Kein Problem", fand David, „ich hege Karin gegenüber keinen Groll."

Er lächelte:

„Ist auch schon viel zu lange her. Wir waren jung und unerfahren und wussten nicht so recht, wie wir all unsere Wünsche unter einen Hut bringen konnten."

Erich schüttelte den Kopf:

„Wir haben nie verstanden, warum ihr euch habt scheiden lassen."

„Ja", meldete sich Hanna, „ihr wart stets so sein quicklebendiges Paar."

David räusperte sich:

„Na ja, um es in einem einzigen Satz zu sagen, ich bin zu hundert Prozent unfruchtbar. Karin aber wollte Kinder, deshalb ist sie weitergezogen."

Er lachte:

„Dafür habe ich da unten andere Qualitäten."

Während sich Hannas Wangen dunkelrot verfärbten, grinste Erich breit. Er fragte:

„Und? Wie sieht's aus? Hast du eine neue Beziehung?"

„Wie soll ich sagen", suchte David die Worte, „vorerst bleibe ich Junggeselle und genieße das Leben. Befriedigende Kontakte zu anderen Menschen habe ich reichlich."

„Ja, was machst du denn heute?"

„Ich habe den früheren Job vorerst mal an den Nagel gehängt."

„Dann nimmst du eine Auszeit?" erkundigte sich Hanna.

„Nicht ganz. Im Moment bin ich eine Art Berater, nicht ein Therapeut mit Abschluss und so. Meistens begleite ich Paare, oft mit heranwachsenden Kindern."

„Erziehungsprobleme?"

„Nicht so, wie du denkst."

„Mit welcher Art Familienproblemen wirst du denn konfrontiert?" wollte Erich wissen.

„Oh, mit ganz verschiedenen. Meistens zeigen sich die Verwicklungen im Intimleben der Familien."

„Verstehe ich nur zu gut", murmelte Erich, und David fuhr fort:

„Ich helfe den Familien herauszufinden, wo der Knoten liegt. Oft sind es gleich mehrere Knoten, doch die können eigentlich fast immer gelöst werden."

„Mit dir konnte man immer gut reden", fand Erich, „ich meine als Mann. Ich denke, du bist ziemlich erfolgreich als Therapeut."

„Ich verstehe mich nicht als Therapeut, eher als Begleiter. Und ja, meine Arbeit macht richtig Spaß, dafür werde ich nicht nur mit Geld entlohnt."

„Und wie machst du das?" fragte Hanna.

„Eigentlich mache ich nicht viel. Du musst dir das so vorstellen, du sitzt in einem Auto und möchtest irgendwo hin fahren, aber das Ding funktioniert nicht. Ich helfe, bis der Anlasser anspringt, und der Rest ergibt sich von selbst."

„Klingt simpel", lachte Erich, „ich denke allerdings, dass es schon etwas komplizierter ist."

„Du hast Recht", stimmte ihm David zu, „stell dir mal vor, du hast einen heimlichen Wunsch, für den du dich vor der Gesellschaft oder gar vor der Familie schämen müsstest."

Hanna stutzte:

„Du denkst an etwas Obszönes?"

David lachte auf:

„Das Obszöne gibt's nur in deinem Kopf, Hanna. Wenn du das mal verstanden hast, ist nur noch obszön, was Schaden anrichtet."

Erich erkundigte sich:

„Hast du eine Praxis?"

„Ich habe bei der Scheidung die Wohnung übernommen. Dort habe ich mir einen Praxisraum eingerichtet, aber Praxis nenne ich es eigentlich nicht."

„Sprichst du auch mit den Leuten bei ihnen zu Hause?" fragte Hanna.

„Wenn es die Umstände erfordern, ja. Aber meistens spreche ich mit den Personen einzelnen in meiner Praxis. Gerade Ehepaare genieren sich oft über Dinge zu sprechen, die sie voreinander lange Zeit verheimlicht haben."

„Du meinst... so richtig Persönliches?"

„Ja, deshalb fällt es meinen Kunden leichter, wenn sie in meiner Praxis darüber sprechen."

Hanna wollte mehr wissen:

„Was machst du denn mit deinen Klienten?"

„Vor allem zuhören."

„Oh ja", rief Hanna aus, „du warst immer ein guter Zuhörer."

„Ja, wirklich", stimmte ihr Erich zu, „mit dir konnten wir über alles sprechen."

Hanna fügte hinzu:

„Sogar über Dinge, die wir sonst niemandem sagten."

Sie überlegte:

„Aber sicher hörst du nicht nur zu."

„Nein, natürlich stelle ich Fragen, viele Fragen. Und wenn den Klienten meine Fragerei unangenehm wird, so weiß ich, dass ich mich dem Problem nähere."

Erich wurde neugierig:

„Und dann?"

„Ich brauche Zeit, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Erst danach sind sie bereit, über ihren eigenen Schatten zu springen und ihre geheimen Wünsche und Ängste in Worte zu fassen."

„Ich möchte nur allzu gerne wissen", fand Erich, „was andere Familien so plagt."

David lachte:

„Details über bestimmte Leute kann ich euch nicht erzählen, da bin ich selbstredend der Verschwiegenheit verpflichtet. Ich hoffe, ihr versteht das."

Hanna fragte:

„Wie lange geht das, bis den Paaren geholfen ist?"

„Ist ganz unterschiedlich, aber eines haben sie alle gemeinsam, sie sind wie Popkorn."

„Popkorn?" staunte Erich. David erklärte:

„Am Anfang geht alles recht schleppend, doch wenn sich der Knoten gelöst hat und die Menschen die neue Freiheit spüren, dann überborden sie regelrecht."

Er lächelte versonnen:

„Ist schön mitzuerleben."

Sie hörten Schritte im Wohnzimmer. Julia trat auf die Terrasse und jubelte:

„Du da, Onkel David?"

Sie rannte ihm entgegen und umarmte ihn innig. David legte gerührt die Wange an ihren Kopf. Er fasste Julias Schultern und schob sie von sich:

„Lass dich anschauen, Mädchen. Das ist eine Ewigkeit her, dass ich dich zum letzten Mal gesehen habe."

„Ich habe meinen Eltern ständig gesagt, sie sollen dich wieder einladen", schmollte Julia.

„Braucht alles seine Zeit", lächelte David, „egal, jetzt bin ich ja da."

Er kannte Julia seit ihrer Kindheit und hatte sie zum letzten Mal als Teenager erlebt.

„Wie alt bist du eigentlich geworden?"

„Zwanzig. Ich studiere an der Uni, wohne aber noch bei den Eltern."

Sie grinste:

„Ist viel billiger so."

David hielt sie eine Weile auf Abstand, musterte sie und stellte fest, dass aus dem Mädchen eine attraktive junge Frau geworden war, mit blondem Haar, ebenmäßigen Gesichtszügen, und trotz ihrer schlanken Figur mit diesem niedlichen Babyspeck in den Wangen, der sie als damaliges Mädchen erkennen ließ.

Was er bei ihrer Mutter festgestellt hatte, sah er auch an ihr. Sie trug einen schlichten Faltenrock mit Pulli, als wäre sie eine Studentin aus den fünfziger Jahren. Ihre Ausstattung passte nicht zu ihrem hinreißenden Körper, einzig ihre einladende Oberweite machte ihre bescheidene Garderobe wett.

Hanna war ähnlich gekleidet, mit einem enganliegenden Rock und passender Bluse, aber irgendwie bieder, wie eine Hausfrau, deren wilde Zeiten längst hinter ihr lagen. Dabei hatte er sie damals als atemberaubende Frau wahrgenommen, schlank und mit betörenden Kurven. Immerhin, Hanna war nach wie vor eine Schönheit mit erstaunlich straffem Körper. Es lag wohl an ihrer ermatteten Ausstrahlung, die das Bild etwas trübte.

Er betrachtete beide Frauen. Tatsächlich, die Tochter wurde ihrer Mutter immer ähnlicher. Ein Blick zu Erich, ihm war anzusehen, dass er stolz war auf die zwei Schönheiten an seiner Seite. Er war zwar nicht mehr der Athlet von damals, hatte sich aber körperlich gut gehalten. Ähnlich wie seine Frau schien auch er etwas gemütlicher geworden zu sein, vielleicht etwas zu gemütlich für einen Mann von gut vierzig Jahren. Julia entschuldigte sich:

„Eigentlich möchte ich bleiben, doch ich muss dringend unter die Dusche. Ich hatte Yoga."

Sie legte David beim Gehen die Hand auf den Arm, schaute ihm wehmütig in die Augen, als würde sie sich für eine längere Reise verabschieden. Er rief ihr hinterher:

„Na, so lange wird die Dusche nicht dauern."

Hanna wandte sich an David:

„Ich habe noch in der Küche zu tun. Vielleicht nehmt ihr beide ein Bierchen und kümmert euch um den Grill."

Erich griff in eine Kühlbox und holte zwei Flaschen Bier hervor. Er prostete David zu, warf einen kritischen Blick in den Himmel und meinte:

„Soll es nur regnen. Der Grill steht im Trockenen, so können wir uns das Vergnügen trotzdem leisten."

Er legte die Fleischstücke auf den Rost und sagte:

„Wirklich schade, dass du und Karin nicht mehr zusammen seid. Das waren stets tolle Abende, und nach den Gesprächen hatten wir uns immer prächtig gefühlt."

Er grinste:

„Um ehrlich zu sein, jedes Mal, wenn ihr gegangen seid, sind wir beide im Bett gelandet."

David lachte auf:

„Das klingt so, als hätte unsere Konversation damals nur aus Dirty Talk bestanden."

„Nein", erwiderte Erich, „so gerade nicht, aber wir sprachen über recht intime Dinge, über Probleme, und sogar über Gefühle, eigentlich nicht so mein Ding. Die Stimmung am Tisch war immer gut. Wirklich, Hanna und ich fühlten uns danach frei und entspannt."

Er atmete durch:

„Das waren noch Zeiten."

David stupste ihn an:

„Du klingst ja, als wäre jemand gestorben."

Erich winkte ab:

„Nein, so meine ich das nicht. Nur, du weißt ja, wie das ist, wenn eine Ehe in die Jahre kommt."

„Du denkst, man kennt sich bereits lange, alles wird ein bisschen routinierter, und... wie soll ich sagen... etwas flauer?"

„Ja, ungefähr so. Ich habe mir gedacht, dass das eigentlich eine Chance wäre. Ich meine, man vertraut sich, man fühlt sich in der Familie geborgen, da sollte es doch möglich sein, mit der Zeit neue Dinge auszuprobieren."

„Du meinst zu zweit? Im Bett und so?"

„Wo denn sonst?" grinste Erich, „in der Küche probieren wir andauernd neue Rezepte aus, in dieser Hinsicht klappt es wunderbar."

Nach einem weiteren Seufzer:

„Aber ich will mich nicht beklagen. Im Grunde genommen möchte ich nichts anderes, als mit meiner Frau und meiner Tochter zusammen sein."

Er drehte sich zu David:

„Jedoch, uns fehlt halt schon..."

„... das Salz in der Suppe?"

„Ja, etwa so."

David vermutete:

„Hanna ist wohl etwas zurückhaltend, wenn es um neue Ideen im Schlafzimmer geht."

„Zurückhaltend ist gut. Bereits seit Jahren reagiert sie panisch, wenn ich etwas vorschlage."

Erich überlegte:

„Liegt vielleicht daran, dass sie in einem super religiösen Haushalt aufgewachsen ist. Dann war sie auch noch in einem katholischen Internat. Oder anders ausgedrückt, während ihrer Jugend existierte sie im Kopf nur bis zur Gürtellinie, und erst ab den Knien weiter abwärts."

„Hat dir Hanna gesagt, dass sie damit vielleicht ein Problem hat?"

„Angedeutet hat sie es schon, aber bisher hat sie keine Anstrengungen unternommen, daran etwas zu ändern. Mindestens wüsste ich nichts davon."

Hanna rief aus der Küche:

„Kann mir jemand helfen?"

David klopfte Erich auf die Schulter:

„Ist mein Job, du bleibst am Grill."

Er ging in die Küche und fragte, wie er helfen konnte.

„Mir wär's recht, wenn du in diesem Topf rührst, ich muss hier noch den Salat schneiden."

David ergriff den Kochlöffel, begann in der Pfanne zu rühren und schnupperte:

„Mann, duftet das gut. Erst jetzt merke ich, dass ich Hunger habe."

Er blickte zu Hanna:

„Ich bin richtig begeistert von deiner Tochter. Wie sie gewachsen ist, ich meine, sie ist eine richtige Frau geworden, und so hübsch wie ihre Mutter."

„Ach du Charmeur", nahm Hanna das Kompliment entgegen. David bemerkte:

"Für euch Eltern muss es ein Geschenk sein, dass die zwanzigjährige Tochter immer noch zu Hause wohnt."

„Ja, wir sind überglücklich darüber... andererseits scheint mir, dass Julia ein bisschen an uns klebt. Sie geht samstags selten aus."

Hanna zuckte mit den Schultern:

„Das wäre eigentlich der Abend, an dem Erich und ich Zeit füreinander hätten."

„Kann ich gut verstehen", nickte David, „ich sehe das oft in meinen Beratungsgesprächen. Männer werden rastlos, wenn sie zu Hause zu kurz kommen."

„Genau das macht mir ja Sorgen. Erich ist in den letzten Jahren etwas unruhig geworden. Manchmal fürchte ich, es könnte unserer Ehe schaden."

„Du meinst, dein Mann ist oft schlecht gelaunt?"

„Nein, nicht wirklich, aber dann und wann kommt er mit komischen Vorschlägen."

„Was willst du damit sagen?"

„Ach, so Zeug."

Hanna schluckte leer:

„Schweinekram halt."

„Du denkst an Sachen im Bett?"

„Ja, dort auch. Und in der Küche, im Garten, und sogar im Wald möchte er es, wo es alle sehen könnten."

David überlegte:

„Natürlich verstehe ich nicht, wo genau bei euch der Schuh drückt, aber bei den Paaren, die ich begleite, steckt das Problem selten in einer einzelnen Person."

Er lachte:

„In diesem Punkt herrscht schon seit Jahrzehnten Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern."

„Ich glaube, ich weiß, was du meinst", murmelte Hanna, „ja, wahrscheinlich hast du Recht. Irgendwie fällt es mir schwer, mit Erich über all das da unten zu sprechen. Ich hatte ziemlich strenge Eltern, für sie war das Ehebett nur dafür da um zu schlafen und für Nachwuchs zu sorgen..."

„... und sich dabei erst noch zu schämen."

„Ja, genau. Dann war ich auch noch in einer Klosterschule. Du Lieber, die vertrockneten Ordensschwestern waren mir ein Gräuel. Unterdessen sind so viele Jahre vergangen, trotzdem schleicht in mir die Angst hoch, ich werde genauso wie sie."

„Schon versucht, etwas dagegen zu unternehmen?"

„Ein paar Sachen vielleicht, ja. Ich war einmal in einem Yogakurs, wie ich Erich sagte, aber es war eine Art Tantra-Yoga. Trotzdem, bis heute ist es mir nicht gelungen, mit meinem Mann den richtigen Ton zu finden."

„Warum fällt es dir so schwer? Mit mir sprichst du darüber."

„Jetzt, wo du's sagst? Ja, wirklich komisch, bei dir fällt's mir leicht."

Sie lachte auf:

„Du bist ja auch nicht mein Ehemann, bei dir kann ich nichts falsch machen."

Sie ließ die Schultern hängen:

„Na ja, könntest du das Durcheinander in meinem Kopf sehen, würdest du sicher gleich Reißaus nehmen."

Schritte auf der Treppe, dann Julia, die sich in die Küche lehnte:

„Nach dem Yoga bin ich immer hungrig wie ein Bär. Wann gibt es zu Essen?"

„Wir haben's gleich", antwortete Hanna und ergriff die Salatschüssel.

***

Die vier saßen am Tisch und tauschten Erinnerungen über Davids frühere Besuche aus. Er stellte fest, dass die anfänglich zurückhaltende Stimmung einem fröhlichen Gespräch Platz gemacht hatte. Als er früher mit Karin zusammen bei Sommers zu Besuch gewesen war, wuselte die kleine Julia stets um sie herum, und nun war dieser Knirps zu einer strahlenden Frau herangewachsen. Für das Mädchen war er immer der Onkel gewesen, auf den sie vor der Tür auf und ab hopsend gewartet hatte, wenn er mal vorbeikam. Beim Kaffee wandte sich David an Julia:

„Weißt du noch? Als kleines Mädchen bist du jedes Mal mit einem Album voller Ferienfotos hereingestürmt, hast dich auf meinen Schoß gesetzt und mit mir zusammen die Bilder betrachtet."

Er wandte sich an die Runde:

„Ach übrigens, wo wart ihr in den Ferien?"

Julia rutschte von seinen Schenkeln und verschwand, während Hanna und Erich von ihrem Urlaub in Süditalien schwärmten. Nach kaum zwei Minuten war Julia mit einem Fotoalbum zurück, setzte sich grinsend auf Davids Schoß zurecht und begann in den Bildern zu blättern.

Sogleich schwelgte David in alten Erinnerungen, guckte über Julias Schulter und hörte ihren Worten zu. Wie früher hielt er sie mit den Händen auf ihrem Bauch zurück, damit sie ihm nicht von den Knien rutschte. Aber das kleine wackelige Mädchen von damals konnte längst sicher sitzen, und ihr wohlgerundeter Hintern schwang leise auf seinen Schenkeln hin und her.

David atmete ihren Duft ein, ein frisches Jungmädchen-Parfum, das ihn daran erinnerte, dass eine erwachsene Frau auf seinem Schoß saß, die sich bei jedem Foto zu ihm drehte, um ihm etwas zu veranschaulichen, dabei drückte ihr Po sanft auf seine wachsende Erektion.

Die Eltern saßen ihm gegenüber am Tisch und schenkten ihnen ein wohlwollendes Lächeln, als erinnerten sie sich auch daran, dass ihr Kind früher auf Onkel Davids Schenkeln saß, um ihm die Welt zu erklären. Allerdings schienen sie nicht zu bemerken, dass ihre Tochter längst groß geworden war und sich mit dem Rücken immer enger an ihren Onkel schmiegte.

Es hatte aufgehört zu regnen. Hanna unterbrach den Fotoreigen, indem sie vorschlug, den Ausklang des Abends auf der Terrasse zu verbringen. Die Platten auf dem Gehweg dampften noch, aber es war herrlich warm. Hanna reichte allen ein Gläschen Sekt, und die vier stießen auf ihr Wiedersehen an. Sie setzten sich im Kreis in ihre Korbstühle und sprachen über Julias Teenagerjahre, die David während seiner langen Abwesenheit entgangen waren. Bald wechselte Hanna das Thema:

„Du hast uns erzählt, du würdest bei deinen Beratungen viel mit deinen Klienten sprechen. Was machst du sonst noch?"

„Wie ich bereits gesagt habe", erwiderte David, „ich höre zu, stelle Fragen, und ab und zu mache ich auch eine Entspannungsübung."

Erich meldete sich:

„Was für Übungen?"

„Ganz einfache, zum Beispiel lege ich die Hände auf die Knie der Klienten. Ein zwei Minuten genügen, dann senkt sich ihr Puls, und das Durcheinander in ihrem Kopf beruhigt sich."

Julia wurde neugierig:

„Kannst du es mir mal zeigen?"

Als sich David vor ihr auf den Boden kniete, presste sie die Beine zusammen und legte die Hände auf ihre Oberschenkel. David grinste:

„Du musst deine Knie einen Fingerbreit auseinander schieben, sonst haben meine Daumen nicht Platz."

Sie tat wie geheißen, und David bedeckte mit den Händen ihre Kniescheiben. Während zweier Minuten sprudelten die Fragen wie ein Wasserfall aus Julias Mund, und David antwortete geduldig. Als er sich aufrichtete, wollte es Hanna auch ausprobieren. Seine Hände ruhten auf ihren Knien, als Julia gluckste:

„Es funktioniert, es funktioniert! Ich fühle mich auf einmal ganz anders."

Sie bekräftigte ihre Worte mit einem tiefen Seufzer. Nun war auch Erich interessiert, etwas skeptisch zwar, aber da er kurze Hosen trug, ließ er sich von David die Hände auf die Knie legen. Wieder verstrichen zwei Minuten, bis auch Hanna leise zu kichern anfing. Als sich David zurück in seinen Stuhl gesetzt hatte, bemerkte Erich:

„Tatsächlich, geschadet hat das ganz und gar nicht. Irgendwie fühle ich mich wie nach einigen Gläsern Schampus."

David musterte die drei, die schweigend und selbstzufrieden in ihren Korbstühlen saßen, dann und wann zu den anderen Familienmitgliedern lächelten, als würden sie sich fragen, ob sich in den anderen auch dieses angenehm kribbelnde Gefühl ausgebreitet hatte. Schließlich entsann sich Hanna:

„Wir sitzen immer noch in den gleichen Korbstühlen, in denen ihr früher gesessen habt, Karin und du."

Erich lachte:

„Sie haben sogar das Gewicht überlebt, wenn die kleine Julia vor dir auf und ab gehopst ist, bist du sie auf den Schoß genommen hast."

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