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Die Liebesschaukel

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Nach dem Essen überraschte Paul Laura mit der Liebesschaukel.
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Ein Montagvormittag im Aufenthaltsraum des Medizinischen Labors Dr. Stein und Partner. Laura saß zusammen ´mit ihrer Kollegin Diana in der verspäteten Frühstückspause. Die anderen Kolleginnen waren schon wieder bei der Arbeit. Die junge Laborantin grübelte über das zurückliegende Wochenende, die Männer in ihrem Alter und ihr seit einiger Zeit nicht existentes Liebesleben nach.

Sie schaute auf ihre Kollegin, die ihr gegenüber saß und merkte an deren Gesicht, dass sie spähend ansah, dass gleich Fragen kämen, die zielgerichtet in ihre Gemütslage treffen würden.

„Wie war dein Wochenende?" Da, es ging schon los. Aber Laura war danach, dass sie sich über ihre Situation mitteilen konnte.

Laura antwortete leise: „Nee, war ganz nett. Aber wenn du Männer meinst? Ich lerne nur noch langweilige Weicheier kennen." Diana musste kurz auflachen: „Das Wort Weicheier in Verbindung mit dem sogenannten starken Geschlecht höre ich von dir nicht zum ersten Mal. Manchmal hat man als Frau im Leben eine Zeit, da will einem keiner gefallen. Aber die Männer haben es auch schwer mit deiner starken Persönlichkeit mitzuhalten."

Laura zuckte mit den Schultern und sagte: „Ich bin wie ich bin und es gab seit Lukas schon ein paar Jungs, mit denen ich eine schöne Zeit hatte, aber keinen, der mich auf Dauer glücklich gemacht hätte."

„Der Leichtsinn der Jugend hat diese Jungs in das Reich der verflossenen Erinnerungen weg geweht."

Laura entgegnete dazu traurig: „Wie schön du das sagst. Vielleicht hätte ich auf Lukas besser aufpassen sollen. Aber der ist lange wieder in festen Händen. Er hat mich irgendwann enttäuscht. Aber ich bin auch selbst schuld gewesen. Es kann nicht immer so sein, wie am Anfang, wenn man im Rausch ist. Irgendwann muss man an sich und der gemeinsamen Liebe arbeiten." Es tat ihr gut, über das Thema in den Redefluss gekommen zu sein.

Laura und ihre Kollegin hatten trotz der über zehn Jahre, die sie unterschieden, ein mehr als kollegial gutes Verhältnis.

Diana sah ihr gegenüber nachdenklich an und legte ihren Kopf auf die Faust ihrer aufgestützten Hand und dann durchzuckte sie so was wie ein Geistesblitz und sie sagte resolut: „Vielleicht versuchst du es einmal bei den Männern meines Alters. Vielleicht ist so ein Mann, der zehn Jahre älter ist, das Richtige für dich. Die stehen ein ganzes Stück mehr im Leben als deine Jungs und können mit deinem Feuer und deinem Anspruch besser umgehen. Also ich habe ein paar Bekannte in meinem Alter, die gerade wieder solo sind. Vielleicht kann ich da mal was vermitteln?"

Laura schaute auf die Wanduhr des Raumes und meinte nach etwas Nachsinnen: „Wenn das so weitergeht, dann könnte ich mir das glatt noch mal überlegen. Aber ich glaube, wir müssen mal wieder ran." Da schaute auch Diana in Richtung Uhr: „Lass mal, fünf Minuten können wir schon noch, die anderen arbeiten weniger als wir. Also wenn du auf mich, wegen meiner Idee von eben zurück kommen willst. Gerne jederzeit. Du weißt ich kenne viele Leute. Und Kopf hoch, vielleicht steht der richtige Kerl schon morgen vor dir."

Ihre junge Kollegin sinnierte über den Vorschlag wegen der reiferen Männer nach, aber dann musste sie grinsen. Der Vorschlag hatte was. Ihre braunen Augen leuchteten keck unter ihrem leicht welligen goldblonden Haar und ihr engelsgleiches Gesicht strahlte.

Diana sah sie beruhigt an, das war wieder die Laura, die sie gut kannte und dann sagte sie: „Jetzt kennen wir uns auch schon seit etwa sechs Jahren. Ich erinnere mich noch, wie du als Praktikantin hergekommen bist. Du warst in manchen Dingen reifer und zielstrebiger als ich selbst in dem Alter war. Ich war glücklich, dass Dr. Stein und Frau Dr. Wenz, dir eine Stelle nach deiner Berufsfachschule angeboten haben."

Laura, die Deutsch-Italienerin und ihre badisch bodenständige Kollegin verband mit der Zeit eine spezielle Freundschaft. „Ja, dass du zwölf Jahr älter bist als ich, war für mich schon spannend, da du mich ernst genommen hast und ich Dinge mit dir besprechen konnte, wegen der Beziehung zu Lukas und anderes, für die meine Freundinnen zu naiv waren."

Diana lachte auf und erwiderte: „Und jetzt bist du mit deinen frischen dreiundzwanzig Jahren bereits in der Quarterlife Crisis. Weißt du noch, wie ich dich damals wenige Wochen nach deinem Achtzehnten in den Erotikshop in der Bürgerstraße mitgenommen habe, weil du dein Liebesleben mit Lukas aufpeppen wolltest?"

„Ja, das war genau das Richtige für mich. Das Massageöl und ich habe zum ersten Mal richtig erotische Wäsche gesehen und gekauft und heute laufe ich wie ganz normal in eine dieser Dessousläden rein. Und dann als mir Marianne die Liebesschaukel zeigte und mir erzählte, was man da alles als Paar damit anstellen könnte. Ich habe mit Lukas oft über die gesprochen, aber er wollte nie. Brauchen wir doch nicht, meinte er. Und zu teuer war sie auch für mich. In meinen Fantasien träumte ich immer, wie ich mich vor der Schaukel hinknie und mich beuge und Lukas schwingend mich von hinten und tief eindringend nehmen würde, bis ich den totalen Orgasmusrausch erleben würde, Oder einfach nur, wie ich über ihm schaukeln würde und er auf meine Pussy starren würde und ich ihn voll geil mit diesem Anblick gemacht hätte. Herrlich!" Laura redete sich in einen langen begeisterten Rausch. Ihre Augen leuchteten vor Sehnsucht nach dieser erotischen Vision. Da war sie wieder, die Erinnerung an dieses Sexmöbel, das damals unerreichbar war. Und heute? Da brauchte sie es nicht. Laura seufzte auf und antwortete leise und resigniert: „Dafür habe ich eine kleine Sammlung an Dildos."

Diana winkte ab und meckerte: „Ach dieser Lukas. Er sagte ja immer, dass ihr euer Geld lieber für einen Urlaub sparen solltet."

Laura wischte die alte Erinnerungen wie lästige Fliegen von sich.

„So toll war der gemeinsame Urlaub dann doch nicht. Wenn ich an unseren ersten richtigen Krach denke. Aber ich glaube wir sollten jetzt wieder an die Arbeit." Das Thema war ihr langsam unangenehm und sie liebte es, pünktlich zu sein. Dann beeilte sie sich zu sagen: „Danke, dass du mir etwas zugehört hast und dafür, was für eine gute Freundin du für mich bist."

Drei Tage später, kurz vor Acht Uhr morgens. Wie immer stand Laura genervt mit ihrem betagten, aber zuverlässigen Polo im Stau der Rheinstraße, der sie noch einen Kilometer entfernt von der Arbeit trennte. Heute war sie besonders ungeduldig und fluchte leise vor sich hin. „Madonnna -- Mamma mia!" Auf der linken Straße der zweispurigen Stadtstraße, die durch das Zentrum dieses Stadtteiles führte, schien es auf einmal schneller voran zu gehen, und so trat sie flink aufs Gas. Mit quietschenden Reifen und ohne Blinker schoss sie in eine Lücke auf die andere Spur -- und da hörte sie einen lauten Entsetzensschrei.

An ihrer Windschutzscheibe sauste etwas Grellgelbes vorbei. Erschrocken und zitternd bremste Laura und hielt an. Sie stieg vorsichtig und benommen aus.

„Auaaa!", hörte sie eine jammernde Stimme. Vor ihrem Auto zappelte ein junger Typ, vielleicht so Mitte Zwanzig, auf dem Straßenpflaster. Dem Aufdruck auf seinem T-Shirt nach ein Fahrradkurier. Den hatte sie bei ihrem blitzschnellen Wechsel der Spur wohl erwischt. Aber zum Glück sah es nicht übel um ihn aus. Er bewegte sich auf dem Boden neben seinem Rad ganz munter, während er vor sich leise jammerte. Erst mal aufatmen bei Laura, aber dann die Furcht, dass sie jetzt garantiert zu spät ins Labor kommen würde.

Aufgebracht, wie sie auf einmal wieder war, ging mit ihr das Temperament durch. „Verdammt noch mal kannst du nicht aufpassen!" Sie funkelte ihn mit ihren wütenden Augen an und dennoch betrachtete sie ihn aufmerksamer. Eigentlich war er ja ganz süß: braune Knopfaugen, strahlend weiße Zähne, ein muskulöser Körper und dazu weizenblonde Haare.

Mit einem bangen Seitenblick auf die alte Standuhr beim Kiosk neben der Straße, wurde sie wieder an ihr sicheres Zuspätkommen erinnert und die explosive Mischung aus Wut und Schock gewann über ihre Emotionen erneut Kontrolle. Sie dachte, was musste der Depp auch ohne zu schauen zwischen den Autos herum rasen. Sie hatte die Vermutung, wenn er vorsichtig geschaut hätte, dann läge er jetzt nicht da vor ihrem Polo. Jedenfalls redete sie sich das ein, denn es kam alles so schnell. Sie donnerte ihn an. „Wozu gibt es wohl einen Radweg?"

Der junge Mann schaute zu ihr auf und reagierte: „Sorry! Echt. Ich hab dich nicht gesehen!"

Er schaute sie mit Hundeblick an und lächelte erstaunlich charmant für einen, der gerade angefahren wurde. Laura staunte und bevor sie wieder etwas sagen konnte, raffte er sich überraschend schnell auf, schnappte sich sein Fahrrad und fuhr eilig davon. Die anderen Fahrer hinter ihr begannen zu hupen und sie setzte sich schnell in ihren Wagen. Aber ihre Gedanken drehten sich noch die ganze Fahrt, bis sie am Labor ankam, um den Vorfall und um den hübschen Kurierfahrer.

Aber kaum im Labor angekommen, musste sie, um dem Schock durch ein seelisches Ventil zu entkommen, schnell alles ihren Kolleginnen brühwarm erzählen. Nach einer kurzen Sprachlosigkeit der anderen Frauen begannen Laura und ihre Kolleginnen bald und herzlich über die verweichlichten Männer von heute zu lachen, die schnell vor den Frauen kuschten. Da stand der Chef, Herr Dr. Stein hinter ihnen. „Was ist denn das für ein Getratsche, meine Damen. Und sie Frau Lombardo? Heute zu spät, das kenne ich gar nicht von Ihnen. Wo wir heute doch soviel Arbeit vor uns haben!"

Laura war peinlich berührt und alles wegen dem unvorsichtigen Trottel. Schnell war er auf und davon und das Mitleid mit ihm schwand auch. So schnell war sie dann auch wieder nicht auf die andere Spur gewechselt und mit diesen Gedanken beruhigte sie sich selbst.

Es war eine Woche später, da klingelte es an der Tür des Labors, als Laura eilend zur Kellertreppe lief, um in das Laborlager zu gelangen. Am heutigen Donnerstag sollten besonders viele Proben wieder raus an die Kunden und Dr. Stein hatte ihr zudem aufgetragen, bestimmte Akten aus den 2000er Jahren aus dem Archiv für ihn zu holen. Auch das noch!

Und jetzt wurde sie durch Klingeln an der Tür zum Labor aufgehalten. Als sie aufmachte, blieb sie vor der offenen Tür wie angewurzelt stehen : Das stand doch tatsächlich der trottelige Fahrradkurier mit einem Paket vor ihr, der letzte Woche vor ihren Polo stürzte. Und spontan gingen die Emotionen mit ihr durch. „Du schon wieder!" Sie fauchte ihn an und dann setzte sie hinzu: „Hoffentlich ist das Paket wenigstens heil!"

Dann kam er zu Wort und sprach unerschüttert freundlich zu ihr: „Hallo! Ich habe hier ein eiliges Paket für Dr. Stein. Also das wegen letzter Woche tut mir leid. Ehrlich. Sonst passe ich immer sehr auf. Ich hatte noch nie einen Unfall, weißt du!" Laura musste erst mal vor Erregung Luft holen, da sprach der nette Kurier schon wieder weiter auf sie ein: „Als Wiedergutmachung lade ich dich zum Abendessen ein. Ich kann ganz gut verschiedene internationale Küchen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem italienischen Menü?"

Italienisches Menü? Der Clown erwischte es aber genau auf den Punkt. Laura lachte ihn aus. Mit ihrem italienischen Vater, der ein passionierter Hobbykoch war, musste so einer erst mal mithalten können. Aber immer noch unbeeindruckt stand er vor ihr und wartete offensichtlich auf eine Antwort von ihr. Seine Augen blitzten sie schelmisch an und Laura wurde milder, sie schaute sich nach hinten in den Gang um. Dann schaute sie ihm fest in die Augen und sagte jovial: „Na gut, wenn du dich schon so nett entschuldigt hast. Warum nicht? Ich komme."

„Schön, dass du meine Einladung annimmst!" Dann fügte er eilig hinzu: „Morgen Abend! Freitag! Schillerstraße 34. Klingel bei Hofmeister. Ähm, sieben Uhr?" Laura nickte beflissen. Dann drehte er sich schnell um und lief rasch zu seinem Kurierrad.

„Frau Lombardo! Wo bleiben die Akten von 2003 bis 2005 mit den Abrechnungen an die Allgemeinmediziner." Hinter ihr stand Dr. Stein. „Ja, Herr Stein! Halt, hier ist noch ein Päckchen gerade für Sie abgegeben worden. Deshalb bin ich noch nicht in den Keller gekommen." Dr, Max Stein ein blendend gut aussehender Mann in den Fünfzigern, nahm Laura schneidig das Päckchen aus der Hand. „Ah, die neuesten Unterlagen der KBV zur Laborreform. Auf die habe ich schon dringend gewartet. Ja auf Frau Lombardo. Wir müssen heute alle schneller abliefern!" Blitzschnell beeilte sich Laura in Richtung Kellertreppe. Zum Glück wartete nach dem Archivgang die Mittagspause auf sie und ihr leckerer selbstgemachter Reis-Paprika-Auflauf.

Am darauffolgenden Abend sah Laura die ganze Angelegenheit völlig entspannt. Eigentlich war er zu nett in ihrer Erinnerung und in seiner Flut an Entschuldigungen irgendwie auch unterwürfig. Schlimmstenfalls war er ein langweiliger Softie und sie stellte sich vorsichtshalber auf einen stinklangweiligen Abend ein. Eigentlich wusste sie nur seinen Nachnamen und die Adresse. Seinen Vornamen vergaß er gestern vor lauter Hast.

Sie leistete sich die Frechheit, erst um halb acht, statt um Sieben vor der Schillerstraße 34 zu stehen. Es war eines der alten Mietshäuser mit Hinterhof. Aber schon auf der Klingelreihe des Vorderhauses fand sie den Namen Hofmeister. So ein wenig schmuddelig war dieser Altbau aber schon in ihren Augen. Ob dieser Herr Hofmeister den Fahrradkurier als Hauptjob machte? Oder er dem neben einem Studium nachging? Na, jedenfalls sollte der nicht glauben, dass ich irgendwas von ihm will. Hoffentlich war wenigstens sein Essen lecker.

Wollen wir doch Herrn Hofmeister endlich von seiner Ungeduld gnädig befreien und diese Klingel drücken, dachte sie in sich hinein kichernd. Und schnell nach ihrem Drücken erklang der Summer.

Sie stapfte in den dritten Stock hoch und in der offenen Tür stand er in einem engen, schwarzen Muskelshirt, das seinen zugegeben heißen Body betonte. Sein Lächeln war schon eine Spur kecker als gestern. War das der gleiche Mann? Laura bemühte sich um unverbindliche Freundlichkeit: „Hallo, ich bin die Laura." „Schön Laura, dass du gekommen bist, ich heiße Paul. Ich habe mich gestern ja nur mit meinem Nachnamen vorgestellt." Sie lächelte verlegen: „Ja, diese Eile wegen der Arbeit. Nicht wahr!"

Sie folgte ihm durch den Flur, der Geruch nach Pauls italienischem Essen war sehr vielversprechend, als ihr die Fotos an den Flurwänden auffielen. Fotos aus einem südlichen exotischen Land und auf ein paar war Paul zu sehen. Er bemerkte Lauras neugierige Blicke auf die Bilder. „Ja, das sind alles Aufnahmen von meiner einjährigen Reise durch Südamerika." Laura ging alle Bilder langsam und betrachtend durch.

Paul stand sehr nahe neben ihr und fing an zu erzählen: „Das sind alles Aufnahmen aus Peru, Chile und Argentinien. Ich habe da nicht nur Urlaub aus Abenteuerlust und zum Chillen gemacht. Sondern hin und wieder irgendwo mitgearbeitet. Das hier ist in einer kleinen Stadt namens Laredo in der peruanischen Provinz Trujillo. Dort habe ich bei der Avocadoernte geholfen." Er stand nicht nur sehr nahe neben ihr, er legte für einen flüchtigen Moment eine Hand auf ihre Schulter. Laura sah ihn kurz von der Seite an und da war auf einmal ein weiches, sehnsüchtiges Gefühl in ihr. Längst fühlte sie, dass mehr in ihm steckte, als ein schlichter Fahrradkurier. Es schien so, dass er schon mehr erlebte, als sie mit ihren Ferienaufenthalten bei den italienischen Verwandten oder ein paar Urlauben in Lloret de Mar und Barcelona.

Selbstsicher erzählte er weiter: „Und hier war ich in einem wahnsinnig billigen Hotel in Buenos Aires. Keine Luxusgegend der Stadt. Was ich da gesehen habe und erlebte."

Er hielt das Erlebte in geheimnisvoller Spannung und unausgesprochen. Laura überlegte fantasievoll : Vielleicht wollten ihn Taschendieben berauben und er hatte sich erfolgreich gewehrt oder man hatte ihm an einer Straßenecke Drogen angeboten, die er natürlich ablehnte. Und schon wieder spürte sie seine sanfte Hand, diesmal auf ihrem Rücken. Ein leichter Schauer der begehrlichen Wonne überkam sie. Sie schielte nach dem kräftigen Bizeps seines Oberarms.

Und dazu noch sein sonniges Lächeln, mit dem er auf ihre staunende Sprachlosigkeit reagierte. „Komm, lass uns in mein Wohnzimmer gehen." Paul brachte Entspannung in diese latent erregte Situation.

Er lief voran bis an das Ende des Flurs. Die weiße Tür stand leicht geöffnet. Nachdem sie ihm in den Raum folgte, da sah sie ein Wohnzimmer vor sich, das durch einen fast herunter gelassenen Rollladen leicht dunkel war. Auf einem Tisch inmitten des kleinen Raums war eine schneeweiße Tischdecke ausgebreitet. Laura war recht beeindruckt Paul hatte da in ihren anspruchsvollen Augen ein total romantisches Candle Light Dinner vorbereitet. Die Kerzen standen auf schlanken versilberten Kerzenständer im Art Deco Design. Auf dem Tisch standen zwei Porzellanteller mit appetitlich aussehender Lasagne, zwei Rotweingläser und eine Flasche eines Amarone della Valpolicella.

„Mmh, mein Lieblingsessen!", entfuhr es Laura in spontaner Offenheit und sie lachte ihn an. Eigentlich hatte Laura kein bestimmtes Lieblingsessen der italienischen Küche, aber es kam einfach gerade so aus ihr raus.

„Weißt du, das ist einfach mein Stil und mein Anspruch, wenn ich für Gäste koche und als Entschuldigung für das von letzter Woche, dass ich so leichtsinnig war, ist es angemessen." Laura hob die Hände und lachte wieder und wandte ein: „Ich glaube das war eher meine Schuld. Ich hätte, als ich die Lücke sah, nicht so schnell auf die andere Spur fahren dürfen." Paul fasste sie sachte über ihre obere Hand, zog sie so flüchtig wie er sie berührte, wieder zurück und sagte: „Einigen wir uns auf einen Vergleich, wie die Juristen sagen, wir können und wollen heute nicht mehr aufklären, wer von uns mehr Schuld an meinen Sturz hatte. Setzen wir uns besser und essen und trinken. Genießen wir diesen schönen Abend." Laura nickte begeistert und beide setzten sich an den Tisch.

Paul schenkte sachte zuerst Laura und dann sich ein. Eifrig nahm sie das Gespräch auf. „Mein Vater ist Italiener und ein sehr guter Hobbykoch. Lasagne macht er auch oft und sehr gerne. Ihr Gastgeber lächelte und entgegnete: „Dann bin ich mal auf das Urteil der Kennerin der italienischen Küche gespannt."

In der folgenden halben Stunde erzählte Laura angeregt über ihre Ferienaufenthalte in Italien und gab Anekdoten aus dem Laboralltag zum Besten.

Angeregt nahm Paul an ihren ausführlich und lebhaft gestalteten Erzählungen teil und fragte hin und wieder interessiert was. Nebenbei während sie langsam und genussvoll aßen und Laura munter erzählte, schenkte er immer wieder Wein nach. Der Amarone mit seinem präsenten, fruchtigen Duft tat sein Übriges, um die Stimmung zu lockern.

Laura ließ sich von einer anfangs steif aufrechten Sitzhaltung immer mehr lässig in den Stuhl senken, Ihre lebhafte Fröhlichkeit füllte den Raum sehr gegenwärtig sehr charismatisch aus. Und Paul?. Sein Lächeln, seine ruhige Anteilnahme und kluge Fragen, entfalteten einen Charme, gegen den sie sich nicht mehr erwehren konnte.

Laura beugte sich vor und legte ihren Kopf auf ihre rechte Hand und lächelte Paul an und fragte etwas, was sie sich vor seiner Haustür bereits fragte: „Arbeitest du eigentlich den ganzen Tag für deinen Kurierdienst?" Paul ergriff seine Serviette und putzte sich den Mund ab und dann antwortete er ruhig: „Vorerst mal! Seit ich wieder in Deutschland bin, da fahre ich für den Radkurier. Ab Herbst mache ich aber im Fernstudium eine Ausbildung zum Fremdsprachenkorrespondent IHK. Dann fahre ich nur noch in Teilzeit, um mir etwas dazu zu verdienen. Mein Vater hätte es lieber gehabt, wenn ich das Jurastudium nicht geschmissen hätte. Aber das war mir zu theoretisch und zu trocken. In Südamerika habe ich mich endgültig dazu entschlossen, den neuen Weg zu gehen." Paul legte die Serviette zur Seite. Sie sahen sich gegenseitig und wie zufällig in einer direkten und voneinander erotisierten Art an, die Laura sinnlich erregte. Aber dann reagierte sie auf die sich aufbauende Spannung zwischen ihnen mit einem schnellen Kommentar zu seinem Lebensweg: „Das ist doch gut, dass du deinen beruflichen Weg gehst. Und wenn Jura nicht deine Welt ist, dann würdest du nie erfolgreich und überhaupt glücklich werden mit diesem Beruf." Sie musste durchatmen.