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Die Neue in der Anwaltskanzlei

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Julias strenger Chef entpuppt sich als Rauchfetischist.
4.6k Wörter
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Die tiefstehende Sonne schien hell und blendend an diesem kalten Januarmorgen, als ich nervös das Stahl-und-Glas-Gebäude der Anwaltskanzlei Becker & Lang betrat. Der erste Tag in meinem neuen Job als angestellte Rechtsanwältin versprach eine Herausforderung zu werden. Ich war stilvoll gekleidet, sorgfältig geschminkt, trug High Heels und ein enges blaues Kleid, das meinen (nach Ansicht vieler Männer) reizvollen Körper betonte und gleichzeitig meine (im Anwaltsambiente wenig karrierefördernden) Tattoos verdeckte. Schließlich wollte ich den Eindruck hundertprozentiger Professionalität und vollem Commitment vermitteln.

Der Empfangsbereich der Kanzlei wirkte modern und steril, und ich konnte meinen Puls förmlich spüren, als ich auf meinen Chef, den prominenten Wirtschaftsanwalt Dr. Uwe Becker, traf.

Dr. Becker, ein attraktiver und (Gerüchten zufolge) frisch geschiedener Mittvierziger, saß an seinem makellosen Stahl-und-Glas-Schreibtisch, umgeben von einem Meer aus Aktenordnern. Seine Augen hoben sich kaum von den Papieren, als er mich bemerkte.

"Julia Wackersdorff, nehme ich an? Setzen Sie sich."

Seine Begrüßung war kurz und geschäftsmäßig. Ich setzte mich auf den von einem Architekten entworfenen Stuhl vor dem Schreibtisch und versuchte, meine Nervosität zu verbergen, während er unvermittelt loslegte.

"Ich erwarte absolute Präzision und Hingabe bei Ihrer Arbeit. Unnötige Fehler werden nicht toleriert. Haben Sie das verstanden?"

Ich nickte demütig. Dr. Becker guckte mich kurz an.

"Gut. Sie sind hier, um Ergebnisse zu liefern. Ich erwarte Effizienz und absolute Diskretion. Ihre persönlichen Angelegenheiten interessieren mich nicht."

Sein Ton war kalt und fordernd, ganz im Einklang mit dem Inhalt seiner Sätze.

"Ich gehe davon aus, dass Sie sich schnell in unsere Arbeitsweise einfinden werden. Ihre Leistung wird darüber entscheiden, wie lange Sie hier bleiben."

Ich nickte erneut.

"Noch etwas. Ich entnehme ihrer Personalakte, dass sie mit vollem Namen Julia Franziska Gräfin von Wackersdorff heißen, richtig?"

Ich nickte zögerlich, leicht genervt, dass er mich auf meinen adligen Namen ansprach.

"Ja, das ist korrekt. Aber ich bevorzuge es, einfach Julia Wackersdorff genannt zu werden."

Dr. Becker schien diese Information jedoch nicht einfach hinzunehmen.

"Ein Adelstitel könnte doch ein gutes Aushängeschild für die Kanzlei sein. Es würde uns einen Hauch von Noblesse verleihen. Daher möchte ich unbedingt, dass Sie Briefe und E-Mails mit Ihrem vollen Namen unterschreiben."

"Lieber nicht. Der ehemalige Familienbesitz ist seit 1945 eine triste Kaserne in Polen. Meine Eltern betreiben einen bescheidenen Zeitungskiosk in Neumünster. Ich möchte nicht, dass mein verstaubter und irrelevanter Adelstitel im Mittelpunkt steht. Ich bin hier, um als Anwältin zu arbeiten."

Dr. Becker schien jedoch überzeugt von der positiven Wirkung meines Adelstitels auf das Image der Kanzlei.

"Irrelevant ist Ihr Titel ja gerade nicht, wenn er für die Kanzlei von Wert sein kann. Ich muss sie daran erinnern, dass Sie sich die nächsten drei Monate in der Probezeit befinden, und dass es klug ist, den Wünschen ihres Arbeitgebers nachzukommen. Gerade in der Probezeit. Daher unterzeichnen sie bitte ihre professionelle Korrespondenz im Namen der Kanzlei Becker & Lang mit Ihrem vollem Namen. Was Sie zu Hause auf ihrem Türschild stehen haben, ist Ihre Sache. Verstehen wir uns?"

"Jawohl. Sie haben sich sehr deutlich ausgedrückt."

"Darum habe ich mich bemüht. Und keine Angst. Im Alltag geht es hier völlig formlos zu. Ich werde Sie mit einem einfachen Sie anreden und die Anrede 'hochwohlgeborene Gräfin' nur bei festlichen Anlässen verwenden."

Dr. Becker lächelte zum ersten Mal während unseres Gesprächs. Ich lächelte verstört zurück ohne zu wissen, ob seine letzte Bemerkung ein Ausdruck seines Humors war. Mein neuer Chef war dann schon beim nächsten Thema:

"Rauchen Sie?"

Die plötzliche Frage überraschte mich. Zuerst dachte ich, dass er mir eine Zigarette anbieten wollte, aber Zigaretten sah ich nirgendwo.

"Nein."

Ich war unsicher, worauf dieses Gespräch hinauslaufen würde.

"Gut. Ich mag es nicht, wenn die Angestellten hier rauchen. Ich finde es ineffizient, wenn die Mitarbeiter ständig zum Rauchen rausgehen."

Ich nickte und grübelte, warum er plötzlich übers Rauchen redete.

"Das wird bei mir kein Problem sein. Ich rauche nicht."

Dr. Becker konnte unmöglich wissen, dass ich vor Jahren eine starke Raucherin war, und ich fand es klug, diese Information für mich zu behalten.

"Haben Sie jemals geraucht?" fragte er.

Ich zögerte. Seine vielen persönlichen Fragen nervten mich langsam, aber wie er schon sagte, hatte ich eine dreimonatige Probezeit vor mir.

"Also... ja... als ich ganz jung war. Aber das ist lange her."

"Lange her? Wieso? Sie sind doch noch ganz jung."

"Ich bin 28."

"Also wie ich sagte: Noch ganz jung. Und wie alt waren Sie, als Sie aufgehört haben?"

Der Typ stellte bohrende Fragen, denen ich schlecht mit einem einfachen "Das geht Ihnen gar nichts an" ausweichen konnte. Also antwortete ich mit einem gedämpften Seufzer wahrheitsgemäß.

"Ich war 20."

"Und als Sie anfingen?" bohrte mein neuer Chef, der zwar zwei Minuten vorher beteuert hatte, meine persönlichen Angelegenheiten würden ihn nicht interessieren.

"Ich habe mit 12 angefangen."

"Mit 12? Das ist aber sehr früh. Wie kam es dazu?"

Dr. Becker klang jetzt direkt vorwurfsvoll.

"Ich weiß nicht. Ich..."

"Sie wissen das nicht? Sie sind doch eine hochintelligente junge Frau. Sie müssen sich doch Gedanken gemacht haben."

"Angefangen habe ich wohl aus den üblichen Gründen. Ich wollte cool und erwachsen sein. Und später stellte ich fest, dass die Zigaretten in stressigen Zeiten eine Hilfe waren. In den Wochen vor meinen Abschlussprüfungen am Gymnasium habe ich geraucht wie ein Schlot."

"Sie rauchen also, wenn Sie unter Druck geraten?"

"Damals, ja. Das ist aber sehr lange her."

"Ich verstehe. Und was haben Ihre Eltern gesagt, als Sie mit 12 anfingen zu rauchen?"

"Meine Eltern sind beide starke Raucher und haben im Kiosk Zigaretten verkauft. Die fanden es sinnlos und heuchlerisch, mir zu verbieten, was sie selber nicht lassen konnten. Sie sagten, es wäre meine Entscheidung."

"Und warum haben Sie aufgehört?"

"Es war eine persönliche Entscheidung. Ich wollte meine Gesundheit verbessern."

Dr. Becker nickte nachdenklich, schien jedoch nicht ganz überzeugt.

"Und seither haben Sie nicht geraucht?"

"Nein."

"Sie besitzen also eine gewisse Willensstärke?"

"Das hoffe ich."

"Ich auch. Rauchen ist hier nicht gerne gesehen. Es gibt einen Balkon draußen, falls Sie wirklich das Bedürfnis verspüren."

"Natürlich, Dr. Becker. Aber ich versichere Ihnen, ich rauche wirklich nicht mehr."

Verärgert sprach er weiter: "Ich habe hier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ständig auf den Raucherbalkon müssen, anstatt sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren."

Seine Kritik an meinen neuen Kolleginnen und Kollegen ließ ich unkommentiert.

"Einer unserer wichtigsten Mandanten ist ein großer Tabakkonzern. Ist das ein Problem für Sie? Jetzt wo sie angeblich Nichtraucherin sind, meine ich?" fragte er.

"Nein. Ich habe da eine sehr professionelle Herangehensweise."

"Das hoffe ich doch. Für Sie wäre es also überhaupt kein Problem, unseren Mandanten gegen die Angehörigen eines an Lungenkrebs verstorbenen Rauchers zu vertreten, die den Konzern verklagen?"

"Nein."

"Das hatte ich auch nicht erwartet. Und noch etwas: Mit Ihrem sehr hübschen Äußeren und der betont... femininen Art, sich zu kleiden, sind Sie es anscheinend gewohnt, Ihre Arbeit lässig anzugehen und auf großes Entgegenkommen zu stoßen - nicht zuletzt unter Männern. Aber Sie sollten wissen, dass es bei Becker & Lang auf das juristische Fachwissen und die harte Arbeit ankommt."

Offensichtlich gehörte Dr. Becker zu jenen bedauernswerten Männern, die sich jeglichem weiblichen Charme entziehen und gegen Dinge wie krasses Make-up, sexy High Heels, tiefe Ausschnitte und enge Kleider immun sind.

"Ich habe nichts anderes erwartet", antwortete ich trocken.

"Gut. Sie können anfangen. Die Akten liegen auf Ihrem Schreibtisch. Machen Sie sich nützlich," entließ er mich mit einer charakteristisch knappen Wortwahl, woraufhin ich sein gläsernes Chefbüro verlassen durfte.

Es war mir klar, dass nicht nur meine juristische Expertise, sondern auch meine persönlichen Gewohnheiten vom Chef genau beobachtet wurden, obwohl er das Gegenteil behauptet hatte.

Die ersten Wochen in der Anwaltskanzlei waren geprägt von einem kontinuierlichen Strom anspruchsvoller Aufgaben. Die Aktenberge auf meinem Schreibtisch schienen nie zu schrumpfen. Ich versuchte, meine Aufgaben zu priorisieren. Der Gang zum Drucker wurde zu einem Sprint, und ständig musste ich auf die Uhr schauen.

Ein typischer Arbeitstag dauerte 12-14 Stunden und begann mit einer Flut von Aufgaben. Die Klienten erwarteten Präzision, die Fristen drängten, und meine Vorgesetzten schienen wenig Geduld für Fehler zu haben.

Lob schien bei Becker & Lang eine Rarität zu sein, und Anerkennung für erledigte Aufgaben war Mangelware. Dr. Becker schien mich kaum zu bemerken, außer wenn ich den kleinsten Fehler beging.

Wenn ich ihm einen Entwurf vorlegte, fand er immer etwas auszusetzen. Die Korrekturen waren penibel und schienen niemals enden zu wollen. Ich bemühte mich jeden Tag, perfekte Arbeit zu liefern, aber selbst wenn mir das gelang, blieb der Blick meines Chefs kalt und distanziert.

In Besprechungen wurde meine Arbeit kaum gewürdigt und meine Ideen ignoriert. Es schien, als müsste ich mich ständig beweisen, ohne dass es wirklich jemandem auffiel.

In den stillen Momenten zwischen den endlosen Aktenordnern stellte ich mir die Frage, ob es überhaupt möglich war, in dieser anspruchsvollen Umgebung die Anerkennung zu finden, die ich mir erhoffte.

Die Tatsache, dass ich gezwungen war, alle meine Briefe und E-Mails mit meinem blöden Adelstitel zu unterzeichnen, machte die Sache nicht besser. Meine neuen Kollegen dachten, ich würde damit angeben, eine vornehme Adelsfrau zu sein, und gaben mir hinter meinem Rücken den Spitznamen "Gräfin".

Ich spürte, wie meine Arbeit mich an den Rand meiner Belastbarkeit gebracht. Ich machte unzählige Überstunden, arbeitete manchmal Nächte durch und hatte kein Privatleben. Wenn ich ausnahmsweise Zeit fand, in den Spiegel zu schauen, ärgerte ich mich über die dunklen Ringe unter meinen Augen.

Irgendwann ertappte ich mich in einem Moment der Schwäche dabei, dass ich eine Zigarette brauchte. Es war ein Gefühl, das ich seit Jahren nicht mehr kannte.

Kurzentschlossen rannte ich in der Mittagspause in den nächtsgelegenen Supermarkt und kaufte mir eine Schachtel Marlboro und ein gelbes Feuerzeug. Ich würde rauchen. Nur eine, dachte ich. Nur die eine, um mit dem Stress fertig zu werden.

Als ich zurück in die Kanzlei kam, lief ich direkt auf den Raucherbalkon und steckte mir eine Zigarette an. Der erste Zug fühlte sich befreiend an. Der Rauch floss in meinen Mund, und ich ließ mir die trockene Bitterkeit auf meiner Zunge schmecken. Ein Geschmack, den ich fast vergessen hatte, aber der sich jetzt mit seltsamer Vertrautheit und großer Intensität der in meine Erinnerung drängte. Die Rauchschwaden füllten meinen Mundraum, und ich konnte die Hitze auf meiner Zunge spüren.

Als der Rauch meinen Rachen erreichte, spürte ich ein leichtes Brennen, ein scharfes Gefühl, das mich kurz zusammenzucken ließ. Ein kleiner Hustenreiz kündigte an, dass mein Nichtraucherkörper versuchte, sich an die veränderte Situation anzupassen.

Die Lungen nahmen den Rauch dankbar auf. Ein gemischtes Gefühl von Füllung und Leere durchzog meine Brust. Die vertrauten, aber fast vergessenen Empfindungen breiteten sich aus. Ich spürte, wie sich meine Lungen mit dem Rauch füllten und ihn nach einigen angenehmen Sekunden wieder freisetzten.

In diesem Moment wurde mir klar, dass der Rauch nicht nur in meine Lungen strömte, sondern auch eine Kette von Erinnerungen und Emotionen freisetzte. Die entspannenden und zugleich anspannenden Augenblicke, die ich mit einer Zigarette verband, tauchten vor meinem inneren Auge auf. Und während der Rauch des ersten Zuges sich mit dem kalten Märzwind verzog, wurde mir klar, dass es nicht bei dieser einen Zigarette bleiben würde. Ich war wieder Raucherin.

Die folgenden Tage bestätigten das. Immer öfter fand ich mich auf dem Raucherbalkon wieder mit einer brennenden Zigarette zwischen den Fingern. Es war, als hätte ich nie aufgehört.

Draußen in der eisigen Kälte des Balkons freundete ich mich mit der eingeschworenen Gemeinschaft mutiger Raucher an, die es wagten, sich Dr. Becker zu widersetzen und weiter zu rauchen. Für die war ich nicht mehr die hochmütige Gräfin von Wackersdorff sondern einfach Julia, eine von ihnen.

Nach einer Woche stellte ich mit Freude fest, dass mir meine mittlerweile 20-25 täglichen Marlboros tatsächlich dabei halfen, für kurze Zeit auf dem Balkon zu entspannen, sodass ich mich mit neuer Energie in die endlose Monsterarbeit am Schreibtisch stürzen konnte.

Und das Rauchen war für mich mehr als nur ein Mittel zur Stressbewältigung, sondern ein echter Genuss. Ich konnte nicht begreifen, wie ich es acht Jahre lang geschafft hatte, Nichtraucherin zu sein.

Es war Freitagabend und die Kanzlei bereits von den meisten Kollegen verlassen. Der Himmel hatte sich in ein tiefes, wolkenloses Dunkelblau getaucht, und die Sterne funkelten, während ich draußen auf dem Raucherbalkon gierig den Rauch der zwanzigsten Zigarette des Tages inhalierte. Der Stress schien sich mit jedem Zug ein wenig zu verflüchtigen.

Plötzlich bemerkte ich aus dem Augenwinkel, dass sich die Glastür bewegte. Dr. Becker beobachtete mich durch die Scheibe. Ein unangenehmer Ruck durchfuhr mich. Am ersten Tag hatte ich ihm versichert, dass ich Nichtraucherin sei, was ihm scheinbar wichtig war. Jetzt hier zu stehen, in der Kälte, während er mich dabei beobachtete, wie ich eine Zigarette nach der anderen rauchte, fühlte sich ominös an. Ich überlegte kurz meine Zigarette wegzuwerfen, aber es machte keinen Sinn. Ich war als Raucherin entlarvt.

Dr. Becker nickte mir freundlich zu und trat nach draußen.

"Julia, ich hoffe, ich störe nicht. Wie geht es dir?"

"Nein, überhaupt nicht, Dr. Becker. Mir geht's gut, danke. Nur eine kurze Pause."

Sein Lächeln war ungewohnt herzlich, und er schien keinerlei Anstoß daran zu nehmen, dass ich hier draußen rauchte und nicht an meinem Schreibtisch schuftete.

"Ich wollte schon immer mal den Raucherbalkon inspizieren. Aber nun zu meiner eigentlichen Frage. Julia, ich dachte, du seist Nichtraucherin?"

Mein Herz schlug schneller, und ich suchte, nervös ziehend an meiner Zigarette, nach einer guten Erklärung, die es nicht gab. Mein Chef musste denken, dass ich ihn an meinem ersten Arbeitstag angelogen hatte.

"Nun ja, ich war es einmal. Aber ich habe wieder angefangen. Ja, ich weiß, es ist total lächerlich, mit 28 wieder mit dem Rauchen zu beginnen."

Er warf mir einen verständnisvollen und besorgten Blick zu.

"Sei bitte vorsichtig, Julia. Rauchen kann süchtig machen."

"Leider schon passiert, Chef", sagte ich mit einem unsicheren Lächeln und hielt meine brennende Zigarette hoch.

Dr. Becker lächelte zurück und zeigte keinerlei Verurteilung.

"Es ist der Stress, nehme ich an?"

"Jeder hat so seine kleinen Rituale, mit Stress umzugehen. Aber mir ist es ehrlich gesagt so peinlich, dass ich wieder rauche. Ich war acht Jahre lang rauchfrei, und seit ein paar Wochen muss ich mindestens alle 60 Minuten auf den Balkon."

"Bei deinem Arbeitspensum ist es kein Wunder, dass du wieder rauchst. Übrigens... du kannst mich ruhig duzen, Julia. Ich denke, wir sind uns in letzter Zeit nähergekommen. Nenn mich einfach Uwe."

Sein Du-Angebot überraschte mich.

"Danke..., Uwe. Ich schätze dein Verständnis."

"Und du rauchst sogar eine Marke unseres Mandanten. Das ist sehr loyal von dir", meinte Dr. Becker und zeigte lächelnd auf die rot-weiße Marlboro-Schachtel in meiner Hand. Ich erwiderte sein Lächeln ohne völlig zu wissen, ob seine letzte Bemerkung als Witz gemeint war.

"Und jetzt denken Sie..., jetzt denkst du vielleicht, dass es total ineffizient ist, dass ich so viel Zeit hier draußen verbringe. Aber es verbessert meine Konzentration und ich arbeite zwischen den Rauchpausen noch fokussierter und effizienter. Ich konzentriere mich intensiv auf die Arbeit, um dann in den Pausen meinen Kopf freizubekommen. Es ist ein Arbeitszyklus, der für mich funktioniert."

Mein Chef schmunzelte.

"Du behauptest also, dass deine vielen Rauchpausen deine Arbeitsleistung sogar verbessern? Rauchpausen sind normalerweise nicht mit einer gesteigerten Arbeitsleistung verbunden. Aber wenn du das so siehst... Du hast in letzter Zeit sehr viel für die Kanzlei geleistet. Ich bin beeindruckt." Dr. Becker lehnte sich gegen das Geländer und schaute in die Dunkelheit. "Der Stress kann merkwürdige Dinge mit uns machen. Warum gerade das Rauchen, wenn ich fragen darf?"

Ich schaute nachdenklich auf die Glut zwischen meinen Fingern. "In stressigen Momenten gibt es mir das Gefühl von Kontrolle, glaube ich."

Dr. Becker nickte verständnisvoll. "Hauptsache es hilft dir. Ich kann den Arbeitsdruck leider nicht verringern. Es ist eine harte Branche. Wenn die Zigaretten dir helfen, deinen Stress zu bewältigen, sei es so."

Meine Sorge, wegen meiner Rauchgewohnheiten gerügt zu werden, war jetzt verschwunden.

Bevor Dr. Becker wieder ins Gebäude ging, lächelte er herzlich: "Weißt du, Julia, ich habe eine große Schwäche für rauchende Schönheiten, wie du eine bist. Genieß deine Zigarette. Wir sehen uns Montag."

Mit diesen Worten verschwand er wieder im Warmen.

Nach unserem unerwarteten Gespräch auf dem Raucherbalkon veränderte sich das Verhältnis zwischen Uwe, wie ich ihn jetzt nannte, und mir grundlegend. Seine bisherige Kleinlichkeit und Intoleranz schienen wie weggeblasen, und stattdessen entwickelten wir eine enge Arbeitsgemeinschaft. Es gab persönliche Gespräche, nicht nur über die Arbeit, und wir teilten Anekdoten und Erfahrungen. Überraschenderweise verzichtete er darauf, dass ich mit meinem vollen Adelstitel unterzeichnete.

"Diesen blöden Titel kannst du ruhig weglassen. Schreib einfach Julia Wackersdorff. Das reicht," sagte er, als er mal wieder zu mir auf den Raucherbalkon kam um zu quatschen.

Erleichtert nahm ich einen tiefen Zug aus meiner Zigarette.

"Danke, Uwe. Das ist mir ehrlich gesagt lieber. Ich fühle mich ja nicht wie eine Adlige. Ich bin schließlich die Tochter eines Kioskbetreibers aus Neumünster."

"Für mich bist und bleibst du eine echte, blaublütige Adlige, Julia. Aber ich kann verstehen, dass du nicht immer damit protzen möchtest", sagte er und respektierte plötzlich meine Entscheidung, diesen Aspekt meines Lebens nicht in den Vordergrund zu stellen.

Die Barrieren schienen weiter zu fallen, und Uwe begann, mir während der Arbeit zunehmend Vertrauen zu schenken. Unsere Zusammenarbeit wurde effizienter, und ich konnte mich in meinem Job besser entfalten. Trotz des nach wie vor hohen Arbeitsdrucks schätzte ich die neuen Seiten meines Chefs, die mir zuvor verborgen geblieben waren.

Uwe kam öfter mit einem freundlichen Lächeln auf den Balkon, während ich eine meiner vielen Zigarettenpausen zelebrierte.

"Julia, darf ich mich zu dir gesellen?"

"Natürlich."

"Wie läuft es für dich in der Kanzlei?"

"Es ist herausfordernd, aber ich lerne viel. Danke für die Gelegenheit, hier arbeiten zu dürfen."

"Ich schätze deine Arbeit. Du machst das wirklich gut."

"Danke."

"Du rauchst ziemlich viel, Julia."

Mir kam kurz der Gedanke, dass das Ausmaß meines Zigarettenkonsums meinen Chef nichts anging, solange ich effizient arbeitete. Ich dachte über eine Antwort nach, während ich meine Zigarette im Sandeimer ausdrückte.

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