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Die Riggerin

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Altersunterschied-Liebesgeschichte und Einstieg ins Bondage.
4k Wörter
4.56
9.3k
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Mit einem fragenden Blick sah Marc den Hafenmeister an. Der schaute über das Wasser in die Ferne, zuckte mit den Achseln und behauptete: „Ihr Onkel hat die Amphora in diesem Zustand hier verankert."

Marc hatte erhebliche Zweifel daran, dass das Boot, auf dem sie standen, ausgeschlachtet in den Hafen gesegelt wurde. Er vermutete eine Plünderung, während der langen Liegezeit. Es wurde geentert, oder wie immer das in der Seemannssprache hieß. Er hatte keine Möglichkeit es nachzuprüfen. Das Boot musste neu ausgestattet werden, wenn er damit segeln wollte.

„Ich kann einen Wohnwagen für den Campingplatz ausrüsten, aber was gehört in ein Segelboot?", fragte er und zog die Augenbrauen zusammen.

Der Hafenmeister schaute an Marc rauf und runter. Hochdeutsch sprechende Landratte in Jeans und schwarzen Turnschuhen und ohne jede Ahnung. „Sie brauchen alles, von der Taschenlampe bis zum Fender. Vor allem brauchen Sie einen Bootsführerschein. Was halten Sie davon, wenn Sie die Amphora verkaufen und campen gehen?"

„Meister, der Gedanke, nach dem BWL-Studium ein Jahr lang in der Welt herumzureisen, hat mich an Leben erhalten. Warum sollte ich die Reise nicht mit einem Boot machen, das mir in den Schoß gefallen ist? Ich habe es nachgelesen, für den Bootsführerschein braucht man kaum länger als für den Autoführerschein. Das Geld dafür habe ich."

Marc hatte während seines Studiums in einem Labor Geräte geputzt und Proben sortiert. Er hatte sich nichts gegönnt. Nicht einmal eine Freundin. Wobei er mit den Kommilitoninnen ohnehin nichts anfangen konnte. Er tendierte mehr zu den Professorinnen, aber an die war kein Herankommen.

Einige Tage nach seinem Abschluss traf die Nachricht ein, dass sein Patenonkel gestorben war und Marc das Boot geerbt hatte. Mehr allerdings nicht. Nur ein schmutziges, ausgeschlachtetes Segelboot. Das war Karma. Alles, was dich im Leben trifft ist leider kein Zufall und nicht zu umgehen. Deshalb war Marc entschlossen, segeln zu lernen und sein Urlaubsjahr auf einem Boot zu verbringen.

Der Hafenmeister hob seine Schirmmütze an und kratzte sich am Kopf. „Dat geiht nich goot, mien Jung", murmelte er und ging.

Putzmittel und Lappen konnte der Boots-Neubesitzer aus seiner kleinen Studentenwohnung mitbringen. Was er an Boots-Ausstattung benötigte, konnte er gebraucht kaufen und damit sein Jahres-Budget schonen. Alles war machbar. Er setzte sich auf eine der seitlichen, hölzernen Bänke und durchstöberte Kleinanzeigen.

„Wegen Hobbyaufgabe: Seile, Paddel usw. 2 Kartons", las er. „Na also", sagte er zu sich selbst, „das ist genau das, was ich brauche." Er wählte die angegebene Handynummer. Eine Frau meldete sich mit „Charlotte Weier", der Stimme nach war sie etwas älter.

„Wissen Sie", erklärte sie, „mein Mann ist verstorben. Ich hebe die Sachen schon zu lange auf. Ich wäre froh, wenn Sie sie abholen. Kennen Sie sich denn aus?"

„Ich lerne gerade, was ich wissen muss", antwortete Marc, „ich habe einen Kombi, ich kann die Kartons gleich mitnehmen. Wo stehen die Sachen?"

„Bei mir zu Hause, im Kinderzimmer", antwortete Charlotte.

Erst als ihre Kinder aus dem Haus waren, hatten Hans und Charlotte Weier die Möglichkeit, ihrer Leidenschaft Raum zu geben. Sie richteten sich das leere Zimmer für ihre Zwecke ein. Wenn die Kinder zu Besuch kamen, schlossen sie die Tür ab und sagten: „Das ist unsere Rumpelkammer, lasst die Tür besser zu."

Marc wunderte sich, weshalb man Segelzubehör in einem Kinderzimmer aufbewahrte. Bevor die Dame am Telefon womöglich beschloss, das er nicht qualifiziert genug war, das Material im Sinne ihres verstorbenen Mannes zu verwenden, fragte er nach ihrer Adresse. Sie gab sie ihm erst, nachdem sie seinen Namen, seine Adresse und seine Handynummer notiert hatte. Die Dame war sehr vorsichtig.

Das Navi des alten Kombi führte ihn in ein Wohngebiet mit Mietwohnungen. Er stieg in den zweiten Stock und klingelte. Die Verkäuferin war eine kleine zierliche Frau, Anfang sechzig. Ihre weiß-blonden Haare waren gewellt und im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihr Gesicht war klein, puppenhaft. Sie trug ein dezentes Make up, einen rot-braunen Lippenstift und Perlenohrringe. Marc verschlug es kurz den Atem. Was für eine bildhübsche Frau.

„Marc Papantoniou, ich komme wegen der Anzeige."

Frau Weier hatte es viel Zeit gekostet, den Raum zurückzubauen, abgenutzte Sachen zu entsorgen und die Kartons zu füllen. Sie freute sich, dass sie den Nachlass an einen attraktiven Mann übergeben konnte. Wie gut gebaut er war, schmale Hüften und breite Schultern. Eine leicht gebräunte Hautfarbe, schwarze volle Haare, braune Augen. Sie hätte ihn gern fotografiert. Wie sie es mit Hans gemacht hatte, als sie noch jung waren.

Mit beiden Händen griff Marc in einen der Kartons und holte heraus, was er greifen konnte: Etwas das aussah, wie mit Leder gepolsterte Handschellen. Irgendwelche Seile. Haken. Gürtel. Oder waren das keine Gürtel? Ein Stab mit Federn. Was? Knebel. Knebel? Ganz sicher, sowas hatte er schon gesehen. Ein Ball, der in den Mund gesteckt wurde, hinter dem Kopf wurde ein Lederband geschlossen. Verdammte Kiste, das war Sado-Maso Zeug. In welcher Kategorie hatte diese Anzeige gestanden?!

Er stand auf und sah Charlotte Weiner an. Seine Ohren waren feuerrot.

„Es braucht Ihnen nicht peinlich zu sein. Wir haben doch die gleichen Interessen, junger Mann."

„Ich heiße Marc", sagte er überflüssigerweise und fühlte sich völlig desorientiert.

„Als mein Mann und ich damals anfingen, waren wir jünger als sie, Marc. Wir mussten es heimlich machen, im Schlafzimmer, wenn die Kinder im Bett waren. Wenn etwas mit den Kindern war, musste ich hingehen, denn Papa war gefesselt." Frau Weier lachte ein sympathisches, helles Lachen. „Wenn wir fertig waren, habe ich Hans fotografiert. Möchten Sie die Fotos sehen?"

„Gern", antwortete Marc, in der Hoffnung, sie würde den Raum verlassen und er konnte seine Ohren abkühlen lassen. Was war er für ein dämlicher Idiot.

Sie ging tatsächlich hinaus und Marc hielt sich ein Edelstahl-Dings an die Ohren, dessen Verwendung er nicht kannte. Er schaute in den Karton. Bei näherem Hinsehen erkannte er einige Gegenstände aus den kurzen Clips wieder, die er sich auf Porno-Portalen anschaute. Seine Stichworte waren aber nicht BDSM, sondern MILF und GILF und Mature Women.

Die Verkäuferin kam mit einem Fotoalbum wieder. Es war aus schwarzem Leder und hatte ein winziges Schloss, wie ein Tagebuch. Sie schlug es auf und hielt ihrem Kunden eine Doppelseite hin. Die Fotos waren alt, schwarz-weiß und deshalb umso schöner. Sie zeigten einen Mann, Mitte Zwanzig bis Dreißig, nackt bis auf eine Jeans. Er stand im Halbdunkeln, Schatten lagen auf seinem Gesicht. Um seine Brust waren Seile geschlungen, sie bildete einen Zier-Knoten. Marcs Blick blieb darauf haften. Wahnsinn, das war echt Kunst.

„Ich würde das gern können", sagte er.

„Das lernt sich nicht so leicht", antwortete die Verkäuferin. „Ich habe Jahre dafür gebraucht. Hans war sehr geduldig."

„Können Sie es noch?", fragte Marc.

„Natürlich. Vielleicht nicht mehr so schnell wie früher, aber genauso sorgfältig. Ich kann mir Videos aus dem Internat auf meinem Fernseher ansehen. Die Technik ist heute noch dieselbe, aber es gibt mehr Möglichkeiten. Die Fesselungen sind ideenreicher geworden. Heutzutage wäre ich eine Riggerin. Den Ausdruck kannte ich damals nicht. Wir hatten wenig Kontakt nach außen."

„Es wäre schade, wenn Sie damit aufhören würden. Diese Fotos sind großartig. Ihr Mann sieht unglaublich stark und männlich aus." Der Mann war so alt wie er. Er wollte auch so aussehen und fotografiert werden. Das sah hammermäßig aus.

Charlotte Weier lächelte verschämt. „Danke, ich konnte die Fotos bisher wenigen Menschen zeigen." Ihre blauen Augen strahlten, ihre Wangen waren rosig. Marc hätte sie am liebsten mit den Fingern berührt, ihre Haut sah zart und weich aus. Er schluckte.

„Würden Sie mir eine Fesselung zeigen? So eine, die um die Brust geht?"

„Marc", antwortete die Riggerin, „das geht nicht. Ich kann keinen völlig Fremden fesseln. Zumal das Material verpackt ist und ich nicht weiß, wo die Sicherheitsschere ist. Geben Sie mir den Kaufbetrag, der in der Anzeige stand und nehmen Sie die Kartons mit."

Die Kartons waren schwer und Marc mühte sich damit ab, sie ins Auto zu wuchten. Wieso nahm er sie eigentlich mit? Was sollte er damit? Er brauchte Segel-Zubehör, keine Knebel. Er sah zum zweiten Stock hinauf. Frau Weier stand hinter dem Fenster und winkte. Selbst durch die Scheibe war sie anmutig wie eine Königin. Er brachte es nicht fertig, die Sache aufzuklären. Marc hob die Hand und winkte zurück.

Er schleppte die Kartons ins Boot. In seiner Wohnung war kein Platz dafür. Das Boot war leer. Leer. Er dachte nach. Das war's. Das war die Lösung. Marc fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Kein Segelturn. Kein Bootsschein. Es konnte etwas anderes tun. Etwas prickelndes.

In den folgenden Tagen schrubbte er Böden, Wände, Glas. Als er einen Eimer Wasser über Bord kippen wollte, entdeckte er einen schmutzigen Hund, der auf dem Steg saß und ihm zusah. Marc hatte nie einen Hund besessen und kannte die Rasse nicht. Falls der Hund einer Rasse angehörte. Er war kniehoch, grau-braun und schaute ihn mit großen traurigen Augen an.

„Bist du ein Streuner, Buddy? Bei mir bist du falsch. Ich bin Veganer."

Der Hund legte den Kopf schief.

„Das soll heißen, du verzehrst Fleisch. Von welchem Tier eigentlich? Ich jedenfalls kaufe das nicht ein. Kein Dosenfutter, verstehst du?" Marc leerte den Eimer aus und wollte unter Deck gehen. Buddy blieb unbeweglich sitzen. „Obwohl, gebrauchen könnte ich dich. Du könntest nachts das Boot bewachen. Na ja, egal, finde einen anderen Menschen."

Marc arbeitete weiter. Das Schlimmste war das WC. Er griff auf sein Erspartes zu und kaufte eine neue Boots-Toilette. Die Installation war kniffelig. Er musste viel lernen. Er hatte unterschätzt, was er sich vorgenommen hatte. Aber er schaffte es. Einige Holzgegenstände hatte er weiß gestrichen. Das Boot war blitzsauber.

Nun begann er mit der Innenausstattung. Was ihm aus den Kartons zum Bondage-Bereich zu gehören schien, räumte er in die Kajüte ein. Er fand zwei Bondage-Scheren. Kein Wunder, die Verkäuferin achtete sehr auf Sicherheit. Eine versah er mit einem neonfarbigen Anhänger. Die Andere band er an einer Schnur fest und hängte sie auf. Sie sollte in den Videos deutlich zu sehen sein. Die Kameras installierte er, wie es in der Gebrauchsanweisung stand. Sein Plan nahm mehr und mehr Form an.

Die Kombüse richtete er mit pastellfarbenen Utensilien und Blümchenstoff her. Er stellte sich vor, dass sie älteren Damen gefallen würde. Er kaufte Grundnahrungsmittel und einen Kuchen. Leider gab es im Hafen-Supermarkt kein veganes Gebäck. Er machte eine Ausnahme und kaufte den am hübschesten aussehenden Rührkuchen. Da er ohnehin eine Ausnahme machte, nahm er einige Dosen Hundefutter mit.

Er räumte die Kombüse ein. Sie war zu klein und unbequem, um darin Kaffee zu trinken. Deshalb stellte er einen Klapptisch und -stühle auf das Deck. Buddy saß auf dem Steg. Er schaute täglich bei Marc vorbei. „Ich rufe jetzt an, wünsch mir Glück", forderte Marc ihn auf und der Hund drehte sich einmal um sich selbst. Marc musste lachen. Das übertrug sich auf die Stimmung, in der er telefonierte. Er rief Charlotte Weier vom Bootsdeck aus an.

„Ich würde Sie gern zum Kaffeetrinken einladen. Damit Sie sehen können, was aus dem Nachlass geworden ist," sagte er fröhlich und schloss die Augen, hoffend. Sag ja, Charlotte, sag ja.

Charlottes Antwort war zögerlich: „Ich weiß nicht. Ich kann Sie doch nicht einfach zu Hause besuchen."

„Das Material ist nicht dort, wo ich wohne, sondern auf einem Boot, das im Hafen liegt. Verankert und öffentlich, Sie können es jederzeit wieder verlassen." Er hätte gern ein Geheimnis daraus gemacht, wohin er sie einlud, aber er musste Charlotte Sicherheit geben, sie schwankte.

„Nein, tut mir leid, das kann ich nicht machen."

Marc presste die Lippen zusammen. Was bedeutete das? Sie hatte ihn in ihre Wohnung gelassen, sie hatte ihm Erotik-Spielzeug verkauft. Aber Kaffeetrinken wollte sie mit ihm nicht?

„Was kann ich tun, damit es für Sie möglich wird?", fragte er.

„Ich brauche eine feste Adresse. Ich hinterlasse immer einer Freundin die Information, wo ich hingehe. Ein Boot hat keine Adresse."

„Das Boot heißt Amphora, es hat einen Liegeplatz. Ich schicke Ihnen die Daten, einen Lageplan und ein Foto auf Ihr Handy. Wäre das in Ordnung?"

„Das könnte gehen. Schreiben Sie die Uhrzeit dazu, dann habe ich alles zusammen."

„Danke, Frau Weier. Ich freue mich sehr."

Er legte auf und wuselte sich durch die Haare. Geschafft, sie würde kommen.

Die Nervosität ließ seine Hände zittern, als er auf Charlotte wartete. „Meine Güte, ich muss mich zusammenreißen", stöhnte er. Er sah einen roten Flecken näherkommen, der sich langsam in die kleine, im sportlichen Schritt gehende Charlotte verwandelte. Sie trug einen weißen Rock und ein rotes Oberteil mit weißen Punkten. In ihr Haar war ein rot-weißes Tuch gebunden. Ihr Lippenstift war diesmal leuchtend Rot. Zauberhaft sah sie aus. Marcs Bewunderung überlagerte seine Nervosität. Er half ihr sicher an Bord.

„Darf ich Charlotte sagen? Charlotte, möchten Sie zuerst Kaffeetrinken oder die Kajüte sehen?", fragte er. Insgeheim nannte er die Kajüte den „Seil-Raum" und Frau Weier schon lange Charlotte.

„Lassen Sie uns in die Kajüte hinuntersteigen, vielleicht kann ich Ihnen anschließend beim Kaffeetrinken ein paar Tipps geben", schlug sie vor.

Das war genau das, was Marc wollte.

Er nahm ihre Hand und half ihr beim Abstieg. Ihre Haut war samtweich. Sie roch unglaublich gut, wie blühende Rosen. Aber ihr Blick war kritisch. Sie inspizierte den Seil-Raum. Hier und da befühlte sie die Ausstattung. Sie seufzte: „In einem anderen Licht, in einer anderen Örtlichkeit fällt mir auf, dass Einiges nicht mehr so gut im Schuss ist, wie ich dachte. Anderes ist völlig fehl am Platz. Es fehlen grundsätzlich Befestigungen. Außerdem weiß ich nicht, ob ein Boot wirklich der richtige Ort ist. Es kann schwanken, das macht zumindest Hängebondage riskant."

„Ich dachte, dass Sie mir ein Beispiel Ihrer Kunst zeigen könnten. In sicherer Position. An mir. In aller Ruhe. Wann immer Sie möchten. Ich würde es aufzeichnen, nachvollziehen und üben, wie es gemacht wurde."

Charlotte zog die Augenbrauen hoch. „Sie wollen es filmen? Wie die Videos, die ich mir auf den Fernseher ansehe?"

„Vorerst nur für Sie und mich. Wenn Sie meinen, dass es anderen helfen könnte, können wir die Videos ins Internet stellen."

„Aber ich bin auf den Videos zu sehen", protestierte Charlotte.

„Sie tun nichts Schlimmes", konterte Marc. „Sie üben eine künstlerische Tätigkeit aus. Außerdem sind Sie eine schöne und erfahrene Frau. Sie können Wissen weitergeben."

„Hm", machte Charlotte. „Lassen Sie uns Kaffeetrinken und eine Liste erstellen, was geändert werden muss. Das will ich Ihnen auf jeden Fall mit auf dem Weg geben. Den Rest kann ich mir eher nicht vorstellen."

„Frauen", sagte Marc eine Weile später zu Buddy, der seine erste Portion Hundefutter an Deck fraß, „sind schwierig. Manche Menschen sagen, Karma sei eine Frau. Frau Charlotte will es sich überlegen. Ich habe das Gefühl, ich biete ihr das Schönste an, was ich ihr geben kann. Mein Innerstes will, dass sie sich mir vor Freude an den Hals wirft. Aber sie muss nachdenken. Wenigstens habe ich dich, Buddy. Wir beide warten, bis sie sich meldet. Zusammen, in vereinter Einsamkeit. Ohne dich, würde ich hier sitzen und heulen, du Hund du."

Marc zog die Nase hoch und sah die Liste durch. Im ersten Teil stand, was er im Seil-Raum entfernen oder montieren musste. Der zweite Teil war eine Einkaufsliste. Zu Hause suchte er die Artikel in einem BDSM-Shop und füllte den virtuellen Warenkorb. Die Bestellung traf innerhalb von zwei Tagen ein. Der Karton war genauso groß, wie die, die er von Charlotte bekommen hatte. So wirklich gespart hatte er mit dem Gebraucht-Kauf wahrscheinlich nichts. Egal. Dafür hatte er Charlotte kennengelernt. Er konnte ihren zarten Duft riechen, wenn er an sie dachte.

Charlotte rief nicht an. Marc meldete Buddy auf dem Bezirksamt an, kaufte ihm ein Halsband und ein Hundebett. Er trug ihn in eine Tierarztpraxis, weil er sich steif auf den Boden legte und nicht hineingehen wollte. Beim Hafenmeister erledigte er eine Unmenge Formalitäten. Charlotte rief immer noch nicht an. Er las Bücher über Bootspflege und Bondage. Pornos machten ihm keinen Spaß mehr. Die Frauen sahen nicht aus wie sie. Er hörte nichts von ihr. Sie rief einfach nicht an.

Sie hatte ihn im Stich gelassen. Er saß buchstäblich auf einer Bootsladung voll BDSM-Material, das er nie haben wollte. Anfangen konnte er damit nichts. Er hatte keine Kenntnisse und keine Partnerin. Dafür hatte er einen Hund, den er auch nie haben wollte. Marc schluchzte total unmännlich in sein Kopfkissen. An Charlotte zu denken tat so weh. Ihre schmalen Schultern, ihr gewölbter kleiner Bauch, diese seidigen langen, fast weißen Haare. Er wollte sie gern zu einem Zopf flechten. Während sie nackt war. Flechten konnte er.

Er ging jeden Tag auf das Boot und wartete. Buddy leistete ihm Gesellschaft. Marc drehte sein Handy hin und her. „Soll ich sie anrufen", fragte er zum hundertsten Mal. Wie immer antwortete Buddy mit einem traurigen Blick. „Ich weiß jetzt, wie du dich gefühlt hast, als du ein Streuer warst. Alleingelassen, auf der Suche nach Zuwendung. Grauenhaft war das, stimmts? Was hast du getan? Du hast dir einen Menschen ausgesucht und belagert. Bist immer wieder gekommen, hast nicht aufgegeben. Okay, Buddy, ich rufe an." Er wählte Charlottes Nummer.

Ihre Stimme klang schön, er hörte nicht was sie sagte. Er hörte nur, dass sie sprach. Was er sagen wollte, hatte er vergessen. Sein Herz schlug an seinem Halsansatz. Warum hatte er sich nicht sorgfältig vorbereitet. Dieses Telefonat würde ein Desaster werden. Im Geiste hatte er doch jeden Abend Gespräche mit Charlotte geführt. Jetzt stammelte er ins Telefon wie ein Depp.

„Was haben Sie gesagt?", hakte Charlotte nach. „Sie klingen so komisch. Ich habe heute Abend ein Treffen mit meinen Söhnen, dann kann ich mehr sagen. Soll ich morgen vorbeikommen und meine Entscheidung mitteilen?"

„Ja!", schrie Marc ins Telefon. „Entschuldigung, ich meine ja, bitte kommen Sie vorbei. Ich bin sehr gespannt." Er ging davon aus, dass sie zum Kaffee kommen würde und nutzte den Vormittag, um einige letzte Verbesserungen im Seil-Raum zu machen.

Es war ein weiterer sonniger Sommertag, nicht zu heiß. Marc hatte in Bermuda-Shorts und mit nackten Oberkörper Haken in die Decke gedreht und räumte das Werkzeug weg, um etwas zu essen. Er sah Buddy die Treppe zum Deck in einem Satz hochspringen. Der Hund strich um zwei Beine in blauen Sandalen und einer knielangen weißen Capri-Hose.

„Charlotte!", schrie Marc und sprintete los. Er zog die Riggerin in seine Arme, an seinen bloßen Oberkörper, sie lachte schallend. „Hey, nicht so wild, du bist ja stürmischer als der Hund. Ups," fügte sie hinzu, „jetzt habe ich du gesagt." Ihr Blick war auf Marcs Oberkörper geheftet. Glatte, haarlose Haut. Gebräunt und mit sichtbaren Muskeln. Wie unglaublich sexy konnten Männer in seiner Altersklasse sein. Die Shorts, na ja. Eine Hose wäre angebracht gewesen.

„Lass mich die Kajüte anschauen. Bist du fertig?"

„Alles nach Ihren Wünschen erledigt, Lady Charlotte." Marc stand das Grinsen breit im Gesicht. Er führte die Riggerin nach unten. Ihr Gesichtsausdruck war wieder kritisch, sie untersuchte jeden Gegenstand, jedes Seil, jeden Haken.

„Darf ich auch du zu dir sagen?", fragte Marc zwischendurch. Er stellte sich abwechselnd auf die Zehen und die Fersen.

„Natürlich", erwiderte Charlotte, ohne sich ablenken zu lassen, „und zieh eine Jeans an."

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