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Die Sklavin Teil 02

Geschichte Info
Eine ungewöhnliche Liebe in einer fiktiven Welt keine Erotik.
4.6k Wörter
4.55
6.4k
3

Teil 2 der 5 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 09/30/2020
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Nach dem Essen fragte er: „Wie fühlst Du Dich, hättest Du Lust auf einen kleinen Spaziergang bei dem schönen Wetter? Oder möchtest Du Dich erst ein bisschen ausruhen?" Sie war nicht allzu überrascht, da sie die Frage schon fast erwartet hatte, trotzdem fiel ihr die Antwort alles andere als leicht.

Einerseits wollte sie schon sehr gern nach draußen und endlich mal wieder frische Luft schnappen, andererseits, so gestand sie sich ein, war sie doch noch ziemlich geschwächt und ein wenig Ruhe nach dem Essen würde ihr sicher guttun. Die Frage war aber vor allem, konnte sie ihm das so einfach sagen?

Sie kämpfte mit sich und entschied, den Versuch zu wagen ihm zu vertrauen, in dem sie antwortete: „Bitte, sei mir nicht böse, aber ich möchte mich lieber ein wenig ausruhen, wenn ich darf? So richtig fit fühle ich mich noch nicht." Er lächelte sie offen an und erwiderte: „Na klar darfst Du und warum sollte ich Dir böse sein? Ganz im Gegenteil, ich freue mich, dass Du endlich den Mut hattest mir zu sagen, was Du möchtest, unseren Spaziergang machen wir dann eben einfach ein bisschen später, wenn Du magst?"

Freudig stimmte sie zu und dachte sich im Stillen: „Du Gauner, das war doch garantiert wieder ein Test. Jetzt bin ich aber mal gespannt, ob Du Dein Wort nachher wirklich hältst." Er unterbrach ihre Gedanken mit den Worten: „Okay, Du kannst Dich gerne im Schlafzimmer etwas hinlegen, ich setzte mich noch kurz an den Rechner, um etwas zu arbeiten. Ich wecke Dich dann zum Kaffee."

Sie nickte und drehte sich schnell um, damit er ihr grinsen nicht sah und ging ins Schlafzimmer. Sie hatte sofort begriffen, was er mit arbeiten meinte, nämlich nichts anderes, als auf der Couch ein Schläfchen machen. Und genau so war es auch! Er hatte allerdings bemerkt, dass sie ihn durchschaut hatte und dachte anerkennend: „Sieh an, sieh an, sie ist nicht nur nicht auf den Mund gefallen, auf den Kopf zum Glück auch nicht. Du könntest Dich glatt in sie verlieben." Sein Herz war seinem Kopf allerdings längst voraus und hatte den Satz schon mit: „... wenn Du es nicht bereits wärst", vollendet, er wollte es nur noch nicht wahrhaben.

Nach seinem Nickerchen, beseitigte er erst alle verräterischen Spuren und besorgte beim Bäcker um die Ecke noch schnell zwei Stück Kuchen, dann weckte er sie. „Na, wieder ein bisschen erholt? Konntest Du wenigstens etwas schlafen?", fragte er. Katya hatte der Mittagsschlaf sichtlich gut getan und sie antwortete: „Ja, danke, das tat wirklich gut. Ich habe sogar richtig gut geschlafen." „Sehr schön, das freut mich. Ich bin mit meiner Arbeit irgendwie nicht so wirklich weitergekommen", sagte er und versuchte, bei seinen letzten Worten, möglichst ernst zu bleiben, was ihm aber nicht wirklich gelang. Sie nickte und hatte ebenfalls Mühe sich das Grinsen zu verkneifen, als sie erwiderte: „Ja, wahrscheinlich warst Du auch etwas müde."

Er sagte einfach nur: „Erwischt", worauf beide fast gleichzeitig losprusteten. Als sie sich wieder beruhigt hatten, sagte er gut gelaunt: „So genug gelacht, jetzt gibt's Kaffee", ihm war aber deutlich anzusehen, dass er das mit dem genug gelacht alles andere als ernst meinte. Als Katya die beiden Teller mit dem Kuchen sah, glaubte sie zu träumen, so lange hatte sie schon keinen mehr gegessen. Sie erwachte aus ihrer Starre, als er lächelnd sagte: „Setz Dich doch, Kaffee kommt gleich", „Danke", war das einzige, was sie daraufhin herausbrachte.

Er konnte sich denken, was jetzt in ihrem Kopf vorging und ließ ihr einfach etwas Zeit. Schließlich wich die Spannung und sie begann ihr Stück genüsslich zu verspeisen. Anschließend sagte sie: „Das war wirklich lecker, ich hatte ja schon fast vergessen, wie Kuchen schmeckt", und er freute sich, dass sie wieder ein kleines Stück weitergekommen waren.

Grinsend erwiderte er: „Tja, da wirst Du Dich wohl wieder dran gewöhnen müssen. Übrigens, was ist denn nun eigentlich mit unserem Spaziergang?" Sie war kurz verblüfft, das hatte sie beinahe vergessen, sie wollten ja noch nach draußen! Dann strahlte sie und antwortete: „Sehr gern", „Gut, dann lass uns losgehen", sagte er und bemerkte, dass sie jetzt sogar richtig aus dem Häuschen war, so sehr freute sie sich, endlich mal wieder nach draußen zu kommen. Mark musste kurz schlucken, als er daran dachte, wie einfach es doch manchmal sein konnte, jemandem eine kleine Freude zu machen.

Er verscheuchte den Gedanken und zeigte ihr die Schuhe, die er für sie gekauft hatte. Sie war ein bisschen überrascht, als sie die bequem aussehenden Sneaker sah, dann lächelte sie anerkennend, da sie schon befürchtet hatte mit High Heels herumlaufen zu müssen und sagte: „Vielen lieben Dank für die schönen Schuhe." Er erwiderte: „Aber gerne doch, außerdem kann ich Dich ja wohl kaum barfuß gehen lassen." Sie dachte nur: „Wenn Du wüsstest, wann ich zuletzt Schuhe anhatte ..." Seine Befürchtungen, dass die Schuhe nicht passen würden, erwiesen sich zum Glück als unbegründet und so konnte es endlich losgehen.

Er ging mit ihr in den nahe gelegenen Park und sie genoss die frische Luft und das Zwitschern der Vögel in vollen Zügen. Wie sehr hatte sie das die letzten Jahre doch vermisst! An einer Bank setzten sie sich, da vor allem Katya eine kleine Pause brauchte. Sie saßen eine Zeitlang einfach nur schweigend da und ließen ihre Gedanken baumeln, als Katya ihm plötzlich einen Kuss auf die Wange gab und mit leuchtenden Augen einfach nur „Danke", sagte.

Er war so verblüfft, dass er zunächst kein Wort herausbrachte, ihm wurde ganz warm ums Herz und als er sich wieder gefangen hatte, sagte er, lächelnd: „Ich glaube, wir sollten öfter spazieren gehen." Sie erwiderte sein Lächeln und ihr Blick in diesem Moment sagte ihm mehr als tausend Worte.

Kapitel 4

In der Welt ‚draußen' hatte inzwischen eine bedeutsame Entwicklung eingesetzt. Die bisher tot geschwiegene Untergrundbewegung begann, sich immer stärker bemerkbar zu machen, dies aber gänzlich anders, als in der Regierungspropaganda berichtet. Denn anders als behauptet, griff die Bewegung, meist nur ‚die Organisation' genannt, da ihr richtiger Name etwas sperrig ‚Organisation zur Abschaffung der Sklaverei' oder kurz ‚OzAdS' lautete, nur im äußersten Notfall zu Gewalt.

Sie versuchte vielmehr, die Menschen zu überzeugen in dem sie ebenfalls das Mittel der Propaganda einsetzte. Zu diesem Zweck wurden einige regierungstreue Informationskanäle gehackt und quasi zweckentfremdet. Gewalt wurde nur dann eingesetzt, wenn es galt Sklaventransporte in die Arbeitslager zu verhindern und die Unglücklichen zu befreien, allerdings wurde auch hierbei streng darauf geachtet, niemanden von den Wachen ernsthaft zu verletzen oder gar zu töten. So blieb es nicht aus, das selbst unter dem Wachpersonal für die Transporte hier und da Verständnis und Sympathie für die Bewegung aufkam.

Die Regierung unternahm daraufhin große Anstrengungen, um die Transporte zu sichern, allerdings mit eher mäßigem Erfolg. Die Bewegung wuchs beinahe täglich, da es mittlerweile sehr viele Menschen gab, die sich fragten „Wozu Sklaven -- wir könnten doch alle friedlich leben, ohne andere zu erniedrigen?" Selbst innerhalb der Regierung gab es schon eine kleine, aber stetig steigende Gruppe, die das Thema ‚Sklaverei' zumindest schon mal kritisch betrachtete.

Kerstin, wir kennen sie bereits als Frau Haber, war übel gelaunt. Das war bei ihr zwar nichts Ungewöhnliches, die meisten kannten sie gar nicht anders, nicht umsonst nannte man sie ‚die Bulldogge', aber heute ganz besonders. Der Grund war, dass sie den für heute geplanten Sklaventransport kommandieren musste. Sie hasste diese Aufgabe, trotzdem würde sie alles daran setzen den Auftrag gewissenhaft zu erfüllen.

Sie ließ die Wachmannschaft antreten und schnauzte ein paar Männer an, weil diese einen Knopf an der Uniform offen hatten oder die Schuhe nicht gut genug geputzt waren und dergleichen Kleinigkeiten mehr. Einer der Männer sagte leise zu seinem Nebenmann: „Meine Fresse, hat die Bulldogge eine Laune heute, das kann ja heiter werden", „Lass sie das bloß nicht hören", wurde er gewarnt. „War die schon immer so?", fragte ein anderer, bekam aber nur Achselzucken als Antwort.

Nein, sie war natürlich nicht schon immer so, erst seit dem tragischen Tod ihres Mannes vor einigen Jahren, hatte sie sich so sehr verändert. Davor war sie eine lebenslustige junge Frau, die gern und oft lachte, manchmal auch über sich selbst. Was war passiert? Die Sache lag jetzt schon ein paar Jahre zurück und war unter anderem der Aufhänger für die eingangs erwähnten Gesetze, aber der Reihe nach.

Kerstin war frisch verheiratet und glücklich. Dass ihr Mann eine dunkle Seite hatte, bemerkte sie nicht oder wollte es nicht bemerken. Liebe macht ja bekanntlich blind. Es begann, als er eines Tages ein blutjunges Mädchen, sie war höchstens zwanzig, als Sklavin nach Hause brachte. Kerstin war völlig ahnungslos, er hatte nicht ein Wort mit ihr darüber gesprochen.

Sie bemerkte aber sofort, dass ihr Mann das Mädchen sehr grausam behandelte, manchmal hörte sie die Kleine nachts vor Schmerzen wimmern. Nicht einmal einen richtigen Namen hatte er ihr gegeben, sondern sie immer nur mit irgendwelchen Schimpfwörtern belegt. Kerstin hatte Mitleid mit ihr und versuchte, immer wenn ihr Mann es nicht mitbekam, dem Mädchen zu helfen, deshalb kannte sie auch ihren Namen, Bianca hieß sie.

Kerstin wagte aber nicht ihren Mann zur Rede zu stellen oder gar aufzubegehren. So nahm das Unheil seinen Lauf, ihr Mann hatte Bianca wieder einmal gnadenlos ausgepeitscht und anschließend ans Bett gefesselt, um sie brutal und rücksichtslos zu missbrauchen. Sie schrie vor Schmerzen, bis er ihr eine Plastiktüte über den Kopf stülpte, sie drohte zu ersticken und kämpfte verzweifelt um ihr Leben.

Die Todesangst verlieh ihr ungeahnte Kräfte, sie schaffte es eine Hand aus den Fesseln zu lösen und bekam die auf dem Nachtschrank liegende Nagelfeile zu fassen, diese rammte sie ihrem Peiniger in den Hals. Der gab daraufhin ein seltsam gurgelndes Geräusch von sich und ließ von ihr ab. Mit letzter Kraft schaffte sie es noch die Tüte von ihrem Gesicht zu ziehen, dann verlor sie das Bewusstsein.

Der von den Nachbarn alarmierten Polizei und den Rettungskräften bot sich ein grauenvolles Bild. Bianca lag bewusstlos und übel zugerichtet auf dem Bett, ihr mutmaßlicher Peiniger in einer großen Blutlache direkt davor. Für ihn kam aber bereits jede Hilfe zu spät. Bianca wurde befreit und abtransportiert, bei der anschließenden Untersuchung des Tatorts, wurde festgestellt, dass Kerstins Mann das Ganze sogar gefilmt hatte. Die Polizisten waren allerhand gewöhnt, aber was sie da sehen mussten, schockierte sie doch sehr.

Bianca wurde leidlich gesund gepflegt und dann in eine Zelle gesteckt, bis entschieden war, was mit ihr weiter geschehen sollte. Eines war aber jedem der den Film gesehen hatte klar, es war auf jeden Fall Notwehr. Wobei aber nicht abschließend geklärt werden konnte, ob Kerstins Mann wirklich die Absicht hatte, Bianca zu töten. Kerstin selbst konnte dazu nicht befragt werden, sie erlitt einen Nervenzusammenbruch und musste psychiatrisch betreut werden, anschließend verweigerte sie jegliche Aussage.

Sie machte sich schwere Vorwürfe, hätte sie doch nur den Mut gehabt einzugreifen! Ein paar Tage später wollte sie Bianca besuchen, obwohl ihr die behandelnde Psychologin dringend davon abgeraten hatte und sie sollte Recht behalten. Aber die Schuldgefühle trieben Kerstin dazu, sie ging also zu ihr und hier geschah das zweite Unheil, die Wachen ließen sie einfach so in die Zelle, ohne sie vorher zu durchsuchen, wie es eigentlich Vorschrift war. Bianca sah ihr voller Angst entgegen und in diesem Moment hakte es bei Kerstin komplett aus, sie nahm ihren Gummiknüppel und fing an wie eine Furie auf Bianca einzuprügeln.

Zum Glück, griffen die Wachen, durch Biancas Schreie alarmiert, rechtzeitig ein und brachten Kerstin wieder zur Besinnung. Als sie sah, was sie angerichtet hatte, erlitt sie den zweiten Nervenzusammenbruch. Bianca lag verkrümmt und blutend auf dem Boden lebte aber glücklicherweise noch. Eine schnell alarmierte Ärztin ließ sie dann sofort wieder in die Klinik bringen. Kerstin musste für mehrere Wochen in eine psychiatrische Anstalt und war danach nicht mehr dieselbe.

Zwar konnte sie die Arbeit wieder aufnehmen, wurde aber versetzt und musste weiterhin psychologisch betreut werden, zuletzt unter der Obhut von Frau Doktor Schwarz. Zu den starken Selbstvorwürfen kam jetzt auch noch ein zerstörerischer Selbsthass hinzu, jegliche Freude, so schien es, war aus ihrem Leben gewichen. Die schreckgeweiteten Augen Biancas und ihre furchtbaren Schreie, verfolgten sie bis in ihre Träume und ließen sie einfach nicht mehr los.

Von offizieller Seite aus wurde versucht den Vorfall zu vertuschen, aber irgendwie bekam die Öffentlichkeit Wind davon, hierbei machte dann auch zum ersten Mal die Organisation mit ihrer Forderung nach Abschaffung der Sklaverei auf sich aufmerksam. Die öffentliche Meinung stand ganz klar auf der Seite Biancas und forderte erst leise, dann aber vehement ihre Freilassung und Rehabilitierung.

Einige Tage später sollte Bianca dann abgeholt und in eine andere Klinik verlegt werden. Dass sämtliche vorgelegte Papiere erstklassige Fälschungen waren, erwies sich erst später. Bianca war und blieb allerdings verschwunden.

Man vermutete, dass auch hierbei die Organisation ihre Hand im Spiel hatte, beweisen konnte man es aber nicht. Ein gutes hatte der Vorfall aber doch, es wurden jetzt endlich, wenn auch unter starkem Druck der Öffentlichkeit, einige Gesetze zum Schutz der Sklaven erlassen.

Kerstins Glück war, dass keiner der ihr unterstellten Männer diese Vorgeschichte kannte. Die zuständige Behörde hatte ganze Arbeit geleistet und die Spuren weitgehend beseitigt. Man hielt das meiste davon inzwischen nur noch für Gerüchte. Schließlich war Kerstin mit dem Abkanzeln der Männer fertig und es konnte losgehen.

Die Mannschaft bestand aus fünf bewaffneten Männern, sie selbst hatte auf eine Waffe verzichtet und sie sollten insgesamt dreiundzwanzig Sklaven, zwölf Frauen und elf Männer überführen. Da in dieser Gegend bisher keine Überfälle auf die Transporte stattgefunden hatten, hielt man die Bewachung für ausreichend und hatte auf ein weiteres Begleitfahrzeug verzichtet.

Die Männer, von denen einige sogar schon mal einen Überfall der Organisation erlebt hatten, waren trotzdem nervös und angespannt. Der Bus, der als Transportfahrzeug diente, war zwar gepanzert, aber sie wussten, dass das keinen ausreichenden Schutz bot. Die Fahrt begann und verlief zunächst reibungslos, als sie mehr als die Hälfte des Weges und ein gefährliches Waldstück schon fast hinter sich hatten, entspannten sich Kerstin und die Männer langsam. Da geschah es, plötzlich, wie aus heiterem Himmel versagte der Antrieb, dem Fahrer gelang es gerade noch den Bus auf der Fahrbahn zum Stehen zu bringen, gleichzeitig fielen die Funkgeräte aus. Allen war klar, was das bedeutete, ein Überfall!

Da erschienen auch schon etliche vermummte Gestalten und richteten ihre Waffen drohend auf den Bus. Kerstin war kurz geschockt und dieses Gefühl verstärkte sich noch, als sie sah, dass der Truppführer ihrer Mannschaft keine Anstalten machte zu kämpfen. Sie sah ihn völlig entgeistert an und schrie dann schon fast: „Was soll das werden, was haben Sie vor?" Der Truppführer antwortete ganz ruhig: „Na was wohl, wir werden uns ergeben, was sonst?" „Sind Sie komplett wahnsinnig, los macht die Bastarde fertig!", schrie sie. „Die sind uns zahlenmäßig etwa dreifach überlegen, von der Bewaffnung mal ganz zu schweigen", entgegnete er und fuhr fort, „das wäre noch kein Grund sich zu ergeben, ich würde keine Sekunde zögern und kämpfen, wenn es um unser Leben gehen würde. Aber die wollen nur die armen Teufel befreien, uns werden sie nichts tun. Deshalb wäre es völlig sinnlos unser Leben zu riskieren."

Er hatte noch einen weiteren Grund, aber den würde er ihr ganz sicher nicht sagen, er fand es schlicht und ergreifend falsch, was sie hier taten und sympathisierte insgeheim sogar mit der Organisation. Kerstin sah ein, dass hier nichts zu machen war und fügte sich, wenn auch zähneknirschend. Sie schwor sich aber, den Kerl nach ihrer Rückkehr so richtig fertigzumachen.

Die Vermummten hatten den Kreis um den Bus inzwischen enger gezogen und eine Stimme rief: „Werft die Waffen aus dem Fenster und kommt mit erhobenen Händen raus, dann passiert Euch nichts!" „In Ordnung, wir kommen", rief der Truppführer zurück.

Er nickte seinen Männern zu und sie warfen, wie befohlen, die Waffen aus dem Fenster. Dann verließen sie mit erhobenen Händen den Bus. Die Vermummten durchsuchte sie nach versteckten Waffen, fanden aber nichts und gaben dies ihrem Anführer durch ein kurzes Handzeichen bekannt. „Okay, Ihr könnt die Hände wieder runternehmen", sagte er darauf. Kerstin und ihre Männer ließen erleichtert die Hände sinken und verhielten sich ruhig.

Einige der Vermummten gingen in den Bus, um die Sklaven zu befreien. Sie musste anerkennen, dass die Typen ihr Handwerk verstanden, alles war perfekt organisiert. Die Befreiten wurden auf verschiedene Fahrzeuge aufgeteilt und abtransportiert. Die ganze Aktion hatte dabei höchstens ein paar Minuten gedauert.

Der Anführer richtete sich wieder an Kerstin und ihre Truppe: „Ich will, dass Ihr mir kurz zuhört, bevor wir Euch freilassen. Wisst Ihr überhaupt was in den Arbeitslagern mit den Menschen geschieht?" Er bekam keine Antwort und so sprach er weiter: „Nein? Dann will ich es Euch sagen. Zuerst werden alle medizinisch untersucht, dabei werden die Frauen, die geeignet sind ausgesondert und mehr oder weniger gezwungen sich künstlich befruchten zu lassen und die Babys auszutragen. Das ist das geheime Regierungsprogramm, von dem Ihr bestimmt schon gehört habt und das sicherstellen soll, dass der Sklavennachschub nicht versiegt. Der Rest wird, je nach Arbeitsfähigkeit, eingesetzt. Erst wenn sie völlig ausgelaugt und am Ende ihrer Kräfte sind, bekommen sie eine Art Gnadenbrot, bis sie dann sterben, was meist nicht mehr lange dauert. Ich weiß, das klingt grausam und unglaublich, aber das ist leider die bittere Wahrheit! Ich kann es Euch auch beweisen, wir haben Fotos und sogar Videomaterial aus den Lagern."

Nach dieser Ansprache war es eine Zeitlang still, das gehörte hatte sie doch ziemlich schockiert. Zwar waren ihnen einige Gerüchte zu Ohren gekommen, aber das es so schlimm war, hatten sie nicht erwartet. Niemand wollte die Beweise sehen, sie glaubten auch so jedes Wort. Der Anführer sagte: „Ihr könnt jetzt wieder einsteigen, der Antrieb und auch der Funk werden bald wieder funktionieren." Er zeigte auf Kerstin „Du nicht, Du kommst mit uns!", befahl er, sie wurde kreidebleich und hatte plötzlich furchtbare Angst, wagte aber keinen Widerspruch.

Ihre Männer stiegen inzwischen in den Bus und keiner von ihnen rechnete damit, Kerstin noch einmal wiederzusehen. Entsprechend gedrückt war die Stimmung unter ihnen und das, obwohl keiner sie richtig leiden konnte, sie hatte trotzdem irgendwie zu ihnen gehört und wirklich niemand empfand in diesem Moment so etwas wie Schadenfreude. Alle hofften, dass sie die Sache glimpflich überstehen würde.

Der Anführer sagte zu Kerstin: „Wir werden Dir jetzt die Augen verbinden, es hängt von Dir ab, ob wir Dich auch fesseln müssen. Gibst Du uns Dein Wort, dass Du nicht versuchen wirst, die Augenbinde abzunehmen?" Sie war ziemlich erleichtert, umbringen wollte man sie also nicht, sonst wäre die Augenbinde überflüssig und antwortete: „Ihr habt mein Wort! Aber was wollt Ihr eigentlich von mir?" „Das wirst Du noch früh genug erfahren, nur soviel kann ich Dir jetzt schon sagen, Du brauchst keine Angst um Dein Leben oder Deine Gesundheit haben", bekam sie zur Antwort.

Sie entspannte sich und irgendwie imponierte ihr der Kerl sogar, gern hätte sie sein Gesicht mal ohne Maske gesehen. Sie dachte auch keine Sekunde daran ihr Wort zu brechen, soviel Ehrlichkeit hatte sie. Ihr wurden die Augen verbunden und man setzte sie behutsam in einen Wagen und losging es, einem ungewissen Ziel entgegen. Während der Fahrt hatte sie dann Zeit zum Nachdenken, die Ansprache vorhin, hatte sie doch ziemlich aufgewühlt.

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