Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Alle Kommentare zu 'Die Vernissage'

von Kirdneh

Filtern nach:
  • 2 Kommentare
Auden JamesAuden Jamesvor etwa 10 Jahren
Doppelt hält (nicht in jedem Fall) besser

Der deutschlandweiten Genitivschwäche dadurch zu begegnen, dass – vorsorglich? – zum Genitiv-s auch gleich ein Apostroph ans Wort gefügt wird, mag dem grundsätzlichen Ziel nach löblich sein, in der Lesung schließlich aber stört dieses Vorgehen des Autors im vorliegenden Text nicht weniger als ganz und gar fehlende Genitivkennzeichungen oder das populäre Idiotenapostroph (und in der Tat könnte jemand mit weniger Sympathie für die kreativen Bemühungen der dt. LIT-Autorenschaft auch die Apostrophverwendung im vorliegenden Fall als eine Abart des Idiotenapostrophs werten). Und überhaupt scheint dem Autor ein recht eigenes Verständnis eigen zu sein, was das Apostroph und seine Verwendung anbelangt, die sich im vorliegenden Text – ich sage mal – recht ‚unkonventionell‘ ausnimmt, wenn beispielweise gewöhnliche Wörter wie „mal“ mit einem hübschen Apostroph am Anfang verziert werden und sw. usf.

Was den Lesegenuss jedoch weit mehr stört als die unkonventionelle Apostrophierung, ist der viel zu hohe Füllwörteranteil: horrende 13,89 % stehen im vorliegenden Text zu Buche; und in der Folge zerrt von den ersten Absätzen an eine ungehörige Geschwätzigkeit an den Nerven des geneigten Lesers, der in einem in gezwungen wird Füllwörter und ganze Füllwortgruppen ohne Relevanz für das Erzählte zu überlesen, um nicht den roten Faden der Geschichte zu verlieren. Zur Illustration eine kleine Auswahl der beliebtesten Füllwörter des Autors: doch (15), etwas (15), einfach (10), ganz (18), immer (19), mal (18), nur (21), schon (23), wieder (30).

Diese Geröllmassen an verbalem Material gedanklich beiseite geräumt kommt – mit den Worten des Autors „leicht untertrieben“ gesagt – eine eher schlichte und submaximal motivierte Handlung zum Vorschein, die sich ohne Verlust darauf reduzieren lässt, dass zwei vorgeblich Fremde beiderseits ungewollt eine Vernissage besuchen, Blicke tauschen und im Nu beiderseits gewillt die Vernissage verlassen, um eine „versext[e] Nacht“ miteinander zu verbringen. Mag i. O. erscheinen, so als kurzer Abriss; die vorliegende Ausarbeitung des Autors aber ist diesem – ich sage mal – ‚Minimalismus‘ nicht gewachsen, nicht im Geringsten.

Und so darf sich der geneigte Leser zudem über das bereits erwähnte Füllwörtergeröll hinaus an auch secunda facie unverständlichen Sätzen wie dem folgenden stoßen: „Während eine Hand ausgiebig ihre Brüste suchte, rieb seine zweite Hand vor was sein knallsteifer Schwanz spürbar kaum noch erwarten konnte.“ Oder sich an den – ich sage mal – ‚auffälligen‘ Wortschöpfungen und Formulierungen erfreuen, die z.B. glauben machen, dass es sich beim Protagonisten um einen medizinisch vielleicht nicht ganz uninteressanten Fall von Polyorchie handelt, wenn es heißt: „Seine Säcke [sic!] und Eichel pochten immer schneller [...].“ Oder der Autor vom „sexten Element“ und über eine „durchsexte Nacht“ zu berichten und diese sprachlichen Kuriosa um Wörter wie „instantan“ und „hypersteif“ zu ergänzen weiß – oder, oder, oder.

Genug!

Abschließend erweckte die Lektüre des vorliegenden Texts in mir den Eindruck, dass sein Autor irgendwie noch total viel wird üben müssen, bis er eines Tages – vielleicht! – ein Mal eine formal vernünftig geschriebene, inhaltlich substantielle und – das Wichtigste zum Schluss – überhaupt (im eigentlichen Sinne) l e s e r l i c h e Geschichte wird schreiben können.

Auf dem (voraussichtlich) langen Weg dahin mag dem Autor ein Zitat von Stephen King, Autor mit weltweitem Erfolg, als Motivationsgeber dienen: „Talent ist billiger als Tafelsalz. Was das talentierte Individuum vom erfolgreichen unterscheidet, ist eine Unmenge harter Arbeit.“*

–AJ

* Übersetzung von mir, englisches Original: „Talent is cheaper than table salt. What separates the talented individual from the successful one is a lot of hard work.“

helios53helios53vor etwa 10 Jahren
Oder ...

... schlichter ausgedrückt: Die absichtlich schwülstige Ausdrucksweise wirkt eher unfreiwillig komisch und vermag weder den mageren Inhalt, noch die faktischen Schwächen in OGI zu übertünchen.

Anonymous
Our Comments Policy is available in the Lit FAQ
Posten als:
Anonym