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Die Wette

Geschichte Info
Dina stellt ihren Körper als Werbefläche zur Verfügung.
7.4k Wörter
4.44
12.5k
3

Teil 1 der 2 teiligen Serie

Aktualisiert 09/21/2023
Erstellt 10/08/2021
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1. Das entscheidende Handballspiel

Ich heiße Dina Aydoğan, und eigentlich sind Wetten nichts für mich. Ich bin eher die rationale, berechnende Jurastudentin. Die Frau, die ihre Chancen im Griff behalten will. Was oft schwer ist, wenn du wettest.

Ich bin Deutsche türkischer Abstammung und studiere Rechtswissenschaften an der Uni Kiel. Im Moment mache ich aber eine Pause im Studium, um nach fünf anspruchsvollen und intensiven Semestern andere Möglichkeiten zu erforschen. Aber ich bin fest entschlossen, irgendwann an die Juristische Fakultät zurückzukehren und meinen Abschluss zu machen.

Ich werde oft als „hübsch" bezeichnet. Dem muss ich, in aller Bescheidenheit, zustimmen. Ich bin 24. Meine Körpergröße ist 176 Zentimeter (auf meinen nackten Füßen stehend), ich habe einen athletischen Körper, große braune Augen mit langen Wimpern und ein ansprechendes Lächeln. Früher hatte ich hüftlanges, schwarzes Haar mit Naturlocken und beschwerte mich dauernd über meine zu kleinen A-Cup-Titten. Das war damals.

Warum also habe ich diese Wette abgeschlossen, wenn ich wirklich so rational bin?

Erstens: Ich war betrunken. Zweitens: Missverstandene und übertriebene Loyalität gegenüber der Herrenhandballmannschaft der SG Flensburg-Handewitt.

Ihr müsst verstehen, dass Handball hier bei uns im sogenannten Echten Norden etwas wirklich Großes ist. Hier in Kiel werden die Profispiele von Tausenden in der Ostseehalle, verfolgt. Das gleiche ist in Flensburg, meiner Heimatstadt, der Fall, wo ich als Jugendliche selbst Elitespielerin war.

In Schleswig-Holstein sind die beiden führenden Handballmannschaften Deutschlands zu Hause, die SG Flensburg-Handewitt und der THW Kiel. Jedes Jahr messen sich die beiden Vereine aus nur 90 Kilometer entfernten Städten um die Deutsche Handballmeisterschaft, ohne Konkurrenten aus anderen Teilen der Bundesrepublik eine Chance zu geben.

Um Jura zu studieren, bin ich von Flensburg in die Landeshauptstadt Kiel gezogen, wo ich mittlerweile von fanatischen Fans von Deutschlands zweitbester Herrenhandballmannschaft umgeben bin. Ja, leider sind sie hier in der Überzahl. Und sie unterliegen seltsamerweise dem Missverständnis, ihre erbärmlichen Idole seien nicht die zweitbesten, sondern die besten.

Jedenfalls war ich in dieser Bar, bekleidet mit T-Shirt, Jeans und meinen Handball Spezial- Sneakers, die ich damals ständig anhatte. Und wie immer trug ich kein Make-up. Ich war zusammen mit meinem Kommilitonen Tobias, ein glühender Unterstützer des THW Kiel, und einigen anderen. Es war die Nacht vor dem meisterschaftsentscheidenden Spiel zwischen Flensburg und Kiel in der Ostseehalle.

Tobias ist ein Kind wohlhabender Eltern. Aufgewachsen ist er in einer Villa in Düsternbrook mit atemberaubendem Fördeblick und privatem Swimmingpool. Also versprach er mir, dass er mich zu einem einwöchigen Pauschalurlaub nach New York einladen würde, wenn Flensburg gegen Kiel gewinnen sollte.

Ich, die Tochter armer, hart arbeitender Einwanderer, war noch nie in Amerika und hatte keine Chance, etwas Ähnliches aufs Spiel zu setzen.

„Was zahlst du mir, wenn die Zebras morgen gewinnen?" fragte er. Die Zebras ist der Spitzname von THW Kiel.

„Das ist sowas von hypothetisch," beharrte ich und trank einen weiteren Schluck Pilsener aus meiner Heimatstadt.

„Dann hast du ja nichts zu verlieren."

„Ich weiß, Tobi."

„Also, was setzt du ein?"

Ich dachte einen Moment nach. Dann fiel mir ein:

„Wenn Flensburg verlieren würde, was nie passieren wird, lasse ich mir das Logo des THW Kiel auf den Rücken tätowieren."

Tobias verstand, dass dies im unvorstellbaren Fall eines Kieler Siegs ein großes Opfer meinerseits wäre. Kurz davor hatte ich ihm einen kleinen Vortrag darüber gehalten, wie sehr Tätowierungen ein Zeichen sehr schlechten Geschmacks sei.

„Wie groß?" schmunzelte Tobias zufrieden.

„Egal. Das entscheidest du. Wird ja eh nicht passieren."

„Okay."

Tobias stand auf, spreizte seine Finger und legte seine große Handballerhand auf den oberen, rechten Teil meines T-Shirt-Rückens.

„Ich möchte hier ein Tattoo in Handballgröße, und dass es den ganzen Sommer sichtbar bleibt," forderte er.

Ich stimmte zu, einen Bikini, einen Top mit sehr tiefem Ausschnitt oder ein rückenfreies Kleid zu tragen, wann immer das Wetter es zuließ. Das hässliche Zebra-Logo müsste mindestens ein Jahr lang auf meinem Rücken draufbleiben und nicht von anderen Tattoos verdeckt werden. Drum herum mussten noch die Worte DEUTSCHER MEISTER in Großbuchstaben gestochen werden.

„Aber ich kann es nach einem Jahr mit einem anderen Tattoo überdecken?" erkundigte ich mich.

„Klar. Aber das Zebra-Logo enthält viel schwarze Tinte. Also wird es leider kaum möglich sein, es zu tarnen," erklärte Tobias mit einem Grinsen und fügte hinzu, dass er mit größtem Vergnügen für mein Tattoo zahlen würde.

Dann drehten wir ein kurzes Video, in dem wir erklärten, was jeder von uns tun würde, wenn wir die Wette verloren würden. Dann haben wir es dummerweise auf Facebook und Instagram veröffentlicht.

Am nächsten Morgen wachte ich mit einem schweren Kater auf.

Sofort fiel mir die blöde Wette ein. Ich schrieb Tobias eine SMS:

„Lasst uns die letzte Nacht einfach vergessen."

Seine Antwort kam sofort:

„Hatten wir Sex?"

Dann, nach 10 Sekunden Pause, schrieb er:

„Just kidding."

„Wir vergessen die doofe Wette!" schrieb ich.

„Auf keinen Fall!"

„Es ist so unfair. Du hast all das Geld und ich darf ein hässliches Tattoo mit diesem lächerlichen Zebra tragen."

„Stimmt! Denn wir gewinnen heute."

„Können wir uns treffen?"

„Klar. Wir sehen uns heute Nachmittag in der Ostseehalle."

„Nein. Vorher!"

Tobias hörte auf, meine SMS zu beantworten. Ich guckte auf Instagram und Facebook. Unser Video hatte hunderte Likes und Smileys von Kieler Unterstützern. Und jede Menge Kotzgesichter von Flensburg-Fans. Und Kommentare wie: „Verräter!" und „Ich kann nicht glauben, dass du das getan hast!"

Die Arena war an diesem Nachmittag gefüllt mit über 10.000 schreienden und singenden Fans, die meisten von ihnen schwarz-weiß verkleidet als blöde Zebras.

Das Flensburger Team hatte einen schlechten Tag. Wir haben 32-27 verloren. Danach trank Tobias noch ein paar Bierchen mit mir zum Feiern, während ich trank, um mich auf das Tattoo vorzubereiten. Nach einer Stunde in einer Bar schleppte er mich zu einem Laden am Hafen namens Förde Tattoo.

2. Das tätowierte Zebra

Der Tätowierer war ein ausgesprochen muskulöser Wikinger-Typ namens Günther mit blonden, lockigen Haaren. Er wiegte bestimmt mehr als 120 Kilo und war über zwei Meter hoch. Abgesehen von Gesicht und Handflächen war die gesamte sichtbare Haut total zutätowiert. Nach den Fotos an den Wänden zu urteilen, war das hässliche Zebralogo des THW Kiel eine seiner Spezialitäten. Zufällig war er, wie Tobias, ein hartgesottener THW-Fan, worüber er scherzte, während er mich mit seiner Tätowiermaschine folterte.

Ich bekam überall Gänsehaut, während er an mir arbeitete. Zuerst spürte ich nur den Schmerz. Dann ertappte ich mich beim Stöhnen, ohne sicher zu sein ob aus Schmerz oder aus Lust. Irgendwann träumte ich davon, von diesem tätowierten Riesen, gründlich gefickt zu werden. Er roch intensiv nach Zigaretten und Männerschweiß. Seine klobigen Hände arbeiteten akribisch und präzise damit, das ekelhafte Zebra-Logo großflächig unter meine Haut zu pressen.

„Gefällt es dir?" fragte Tobias, als ich mein hässliches Tattoo im Spiegel betrachtete, bevor Günther es zum Schutz vorsichtig mit transparentem Plastik bedeckte.

„Was glaubst du?"

„Schade, dass dein Team nur das zweitbeste ist, Dina."

Ich schwieg, da ich seine Beleidigung nicht mit einer Antwort aufwerten wollte.

Tobias zahlte und schüttelte Günther die Hand.

Ich spürte beim Abschied eine Nähe zu Günther und warf mich in seine bärenhafte Umarmung.

„Ich mag das Tattoo nicht. Aber ich mag es, von dir tätowiert zu werden. Sehr sogar," sagte ich.

„Ja?" fragte er überrascht, als er einen Marlboro aus seiner Tasche nahm und uns die Tür öffnete.

Günther zündete sich seine Zigarette an, und wir standen einige Sekunden schweigend vor dem Laden.

„Dann komm doch zurück. Ich steck dir ein Tattoo, das du magst, zu einem guten Preis," bot er an.

„Ich werd drüber nachdenken."

Ich gab Günther einen Kuss auf die Wange, bevor ich mit Tobias wegging.

„Was war das?" fragte Tobias, als wir außer Hörweite waren.

„Was war was?"

„Du scheinst eine ziemlich gute Chemie mit dem Tätowierer zu haben, der dir gerade dieses Tattoo verpasst hat, das du hasst."

„Ist doch ein netter Typ."

„Nett? Ich bin nett. Und gut, wir haben uns mal umarmt... Aber geküsst hast du mich nie."

„Und das werde ich nie im Leben machen, du Arschloch," lachte ich Tobias an.

Die Siegesfeier ging in den Straßen der Kieler Innenstadt weiter und in der Bar, wo wir danach noch hingingen, um das Erlebnis mit noch mehr Bier herunterzuspülen und die Schmerzen von meinem Rücken zu lindern. Die anderen Bargäste applaudierten meinem Tattoo und lachten, als sie die Geschichte dahinter hörten. Am Ende des Abends, nach literweise Pilsener, lachte sogar ich mit. Allerdings mit gemischten Gefühlen.

Am nächsten Morgen weckte mich das Geräusch meines Telefons. Es war Jonas, der Vorsitzende des Fanclubs der SG Flensburg-Handewitt, für den ich den Videoblog auf Instagram und YouTube betreute.

„Du wirst dich doch nicht tätowieren lassen, Dina?"

Einen Moment lang spürte ich die Schmerzen in meiner Schulter noch deutlicher als den Kater.

„Hab ich schon," gab ich zu.

„Du hast ein verdammtes Zebra auf deinem Rücken tätowiert?"

„Tobi bestand drauf. Wir sind direkt von der Ostseehalle zu diesem Tätowierer gegangen, um es zu erledigen."

„Weißt du was, Dina? Du bist gefeuert! Viel Spaß mit deinen neuen Handballhelden. An deiner Stelle würde ich Flensburg echt meiden."

Er legte auf.

3. Die willkommene Ablenkung

Später beim Frühstück fragte mich meine Mitbewohnerin Klara, wie ich zu meinem neuen Tattoo stehe.

„Ich fühle mich echt mies. Wie eine Verräterin."

„Nein doch. Du hast bei der Wette die Ehre unseres Vereins verteidigt. Weil du wirklich daran glaubtest, dass wir die Besten wären, oder?" fragte Klara.

Sie ist auch so'ne Handballfanatikerin und Mitglied der Flensburger Studentenmannschaft, mit der ich an Samstagnachmittagen in einem örtlichen Sportzentrum gegen eine Kieler Mannschaft spielte.

„Das ist lieb von dir. Ich hab mich aber verschätzt."

„Definitiv. Aber Tattoos sind doch cool, findest du nicht?"

Klara hatte schon mehrere und bekam immer wieder neue, soweit sie es sich leisten konnte.

„Eigentlich mochte ich Tätowierungen nie. Ich meine... ich mag deine. Aber ich habe mich nie als eine potentielle Tattoo-Kundin gesehen."

Die Wahrheit war, dass ich Tattoos für extrem geschmacklos hielt. Und darüber hinaus war es für die Tochter zweier türkischer Bauern, die ihr ganzes Erwachsenenleben lang um eine Ausbildung und Karriere für ihre Tochter gekämpft hatten, nicht angemessen, sich tätowieren zu lassen. In ihren Augen waren Tattoos etwas für Prostituierte und betrunkene Matrosen. Aber ich schätze, der Deckel war jetzt ab, da ich das Zebra hatte.

„Ich find ja auch, dass dieses Zebra total hässlich ist," fuhr Clara fort. „Und es ist schade, dass du es ein ganzes Jahr tragen musst. Aber wieso kriegst du nicht einfach noch ein Tattoo? Ein schönes?"

„Noch ein Tattoo?"

„Ja! Du könntest dir ein großes, buntes Tattoo auf der linken Schulter stechen lassen. Und die Leute würden das sehen und nicht das langweilige Zebra. Wenn du neben diesem dummen Zebra ein großes und auffälliges Tattoo hättest, wäre es eine Ablenkung von der Demütigung, mit dem Logo des THW Kiel rumlaufen zu müssen."

„Ein großes Tattoo. Weißt du, wie teuer große Tattoos sind? Tobi hat 300 Euro bezahlt. Und es ist schwarz auf weiß."

„Ich bin mir die Preise schmerzlich bewusst. Aber vielleicht kriegst du es kostenlos."

„Kostenlos?"

„Ja. Hör mal! Du bist eine wunderschöne Frau. Deine Haut wäre doch das perfekte Schaufenster für einen ambitionierten Tätowierer."

Als nächstes telefonierte ich mit Günther, dem Wikinger von Förde Tattoo.

„Hier ist Dina. Weißt du noch? Du hast mir gestern das THW Kiel-Logo auf die Schulter tätowiert."

„Ach ja. Das Mädchen aus Flensburg. Wie geht's? Hast du dich dran gewöhnt?"

„Nun..., wie soll ich sagen... es fühlt sich ein wenig asymmetrisch an..."

„Ja?"

„Ich meine... nur auf der einen Seite meines Rückens tätowiert zu sein. Und ich hab mich wirklich wohl gefühlt, während du mir das angetan hast."

„Tatsächlich. Das freut mich aber. Die meisten sagen, es tue höllisch weh."

„Na klar. Versteh mich nicht falsch. Aber gleichzeitig war es... aufregend und... anregend"

„Ich steche keine Flensburg-Handewitt-Logos, wenn du das wolltest."

„Nee. Und das kann ich laut meinem Vertrag mit Tobias nicht haben. Ich dachte eher daran, meinen Rücken als Werbefläche zu nutzen."

„Als Werbefläche? Welche Werbung denn?"

„Bitte sag mir, wenn das albern klingt... Aber ich wollte dir meine linke Schulter anbieten. Du könntest mir ein paar deiner schönsten Kunstwerke stechen und dann Förde Tattoo und deine Handynummer und E-Mail-Adresse hinschreiben. Und ich bin durch meinen Vertrag mit Tobias verpflichtet, den ganzen Sommer rückenfreie Kleider zu tragen, damit das Zebra gut sichtbar ist. Deine Werbung würde ich dann auf Instagram posten, wo ich 800 Follower habe und hoffe, bald mehr zu bekommen."

„Und was müsste ich dir dafür bezahlen?"

„Die Werbefläche kriegst du umsonst."

Günther staunte.

„Im Ernst jetzt?"

„Ich will kein Geld von dir."

„Bist du sicher?"

„Völlig."

„Dann ist das ein Deal. Kannst du heute Nachmittag vorbeikommen, Dina?"

„Na sicher."

Beim zweiten Mal war meine Erfahrung mit Günthers Tätowierhandwerk noch intensiver. Ich bekam Gänsehaut und verspürte ein tiefes Begehren, während er mich mit seiner Maschine quälte. Es dauerte diesmal mehr als dreimal so lange, da er viele Farben für seine sehr detaillierte Blumenmalerei mit Förde Tattoo in großer Schreibschrift mit der Telefonnummer und der E-Mail-Adresse darunter verwendete.

Mit dem Ergebnis war ich sehr zufrieden. Das Zebra-Tattoo rechts wirkte auf einmal unauffällig und blass. Genau was ich wollte.

Wir gingen vor den Laden, damit Günther rauchen konnte.

„Möchtest du eine?"

Er hielt mir seine Marlboro-Schachtel hin.

„Nein danke. Ich rauche nicht. Ich bin dieses gesunde, sportliche Mädchen. Ich spiele Handball, weißt du."

„Ich verstehe. Wahrscheinlich klug von dir."

Günther zündete sich seine Zigarette an. Ich verspürte einen starken Drang, mit ihm Sex zu haben, fand aber nicht die richtigen Worte, um es dort und in dem Moment vorzuschlagen. Und ich musste schnell nach Hause.

Klara und ich hatten den Plan gemacht, dass ich die Follower des Videoblogs ansprechen sollte, bevor Jonas das Passwort änderte. Ich würde erklären, wie ich eine Wette verloren hatte, um die Ehre des Vereins zu verteidigen, mein zweites Tattoo zeigen und die Follower zu meinem persönlichen Instagram einzuladen.

Ich küsste Günther auf die Wange und schaffte es bald, ein Video auf den Instagram- und YouTube-Accounts des Fanclubs zu übertragen. Zwei Stunden später war das Passwort geändert worden. Aber ich hatte 300 neue Follower auf meinem eigenen Instagram. Und die Zahl wuchs in den folgenden Tagen.

4. Das neue Geschäftsmodell

Drei Tage später aßen Klara und ich in unserer Küche zu Abend.

„Günther geht mir wirklich unter die Haut," stellte ich fest.

„Meinst du jetzt buchstäblich, weil er dich tätowiert? Oder im übertragenen Sinne, weil du gefickt werden willst?"

„Beides. Nachts träume ich von ihm und wache mit dieser klatschnassen Muschi auf."

„Wenn du Zeit mit ihm verbringen willst, solltest du dir mehr Tattoos stechen lassen."

„Ich weiß. Vielleicht sollte ich ihn neue Körperteile als Werbefläche für seinen Laden anbieten."

„Ich denke, das eine Blumen-Tattoo reicht als Werbung für seinen Laden. Aber vielleicht kannst du als Werbefläche Geld verdienen."

„Wie meinst du?"

„Guck dir mal die Trikots und Shorts der Handballer an. Die haben Logos von fünf oder sechs verschiedenen Sponsoren."

„Und?"

„Warum machen die das?"

„Na... um an Sponsorengelder ranzukommen, schätze ich."

„Genau."

„Warum machst du nicht das gleiche?"

„Du meinst... mit Tattoos?"

„Ja."

„Aber die Spieler sind im Fernsehen und spielen jedes Wochenende vor Tausenden. Warum sollten Sponsoren dafür zahlen, dass sie mich mit ihren Logos und Werbesprüchen tätowieren?"

„Social Media, Mädchen. Du hast eine starke Instagram-Präsenz. Und sie wächst. Warum gibst du nicht einfach bekannt, dass auf deinem Rücken noch freie Werbeflächen sind?"

„So groß ist mein Rücken ja auch wieder nicht."

„Ich weiß. Aber auf deinen Beinen und Armen ist noch viel Platz."

„Du schlägst also vor, dass ich mein ganzer Körper von Werbung bedecken lasse."

„Warum nicht? Es ist leicht verdientes Geld."

Tags darauf achtete ich darauf, ganz zufällig an Günthers Laden vorbei zu spazieren. Er stand draußen und rauchte.

„Hallo. Was ist los? Nix los im Laden?" fragte ich und versuchte, mich an die vorbereiteten Sätze zu erinnern. Ich war nervös und gleichzeitig total scharf auf ihn.

„Das könnte man so sagen," stimmte er zu und nahm einen tiefen Zug von seinem Marlboro.

Dann machte ich ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte: Ich würde Werbeflächen auf meiner Haut an Kunden verkaufen. Sie würden mich für den Platz bezahlen und Günther fürs Tätowieren.

„Ich würde einen Exklusivvertrag mit dir machen und wir machen das Geschäft zusammen," schlug ich vor.

„Du riskierst, mit vielen hässlichen Tätowierungen rumlaufen zu müssen, Dina."

„Egal. Hässlicher als das Zebra können die gar nicht sein."

Günther kicherte, und ich redete weiter.

„Ich hab natürlich ein Vetorecht. Ich lass mich zum Beispiel nicht mit Hakenkreuzen volltätowieren."

„Sowas würd ich auch nicht stechen."

„Genau. Also was sagst du?"

„Ich sage ja," antwortete Günther und warf seine Zigarette auf den Bürgersteig.

Wir gingen in den Laden und drehten schnell ein Video für meinen Instagram-Account, um die freien Werbeflächen zu zeigen und unser Geschäftsmodell der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Trendige Bars und schicke Klamottenläden aus Kiel kauften schon in den ersten Stunden Areale meiner Haut für ihre Werbebotschaften. Innerhalb einer Woche hatte ich Tätowierungen an beiden Armen und beiden Beinen, rauf und runter. Günther war mit dem zusätzlichen Einkommen zufrieden, hatte aber Mühe, Zeit für die Arbeit zu finden. Wir mussten hin und wieder eine Nachtschicht einlegen, um die Nachfrage zu decken.

5. Die politisierte Glatze

Als Günther eines Nachmittags an meiner linken Wade arbeitete, klingelte sein Handy.

„Für dich, Dina," sagte er und gab mir das Telefon.

„Ja?" sagte ich und stöhnte vor Schmerzen und sexueller Erregung, als Günther wieder an die Arbeit ging.

„Wie bitte?" fragte eine Männerstimme.

„Entschuldigung. Ich werde gerade tätowiert. Mit wem hab ich das Vergnügen?"

„Hier ist Phillipp Graf Lambsdorff. Ich nehme an, Sie wissen, wer ich bin?"

„Oh, ja. Wir hatten zusammen Seminare an der Uni. Und du kannst mich ruhig duzen. So unter Kommilitonen, meine ich."

Ich wusste sofort, wer dieser Typ war. Ein nerviger Jurastudent in der fünften Generation mit politischen Ambitionen.

„In Ordnung. Und nicht nur bin ich dein Kommilitone. Ich bin auch der Direktkandidat der Freien Demokraten hier in Wahlkreis 5."

„Herzlichen Glückwunsch. Aber was hat das mit mir zu tun?"

Ich wusste, dass ich dieses neoliberale Arschloch unter keinen Umständen wählen würde.