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Dunkler Abgrund Ch. 07

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Im Schlaf drückte sich Alec näher an ihren angespannten Körper und massierte ihren verkrampften Rücken, bis Grace leise seufzte. Er schlug kurz die Augen auf, küsste ihre Wange und schlief weiter.

*

Lukans Schritte beschleunigten sich wieder, während er Holly folgte. Offensichtlich hatte die Imbissbesitzerin keinesfalls vor, einen einfachen Einkauf zu erledigen. Vielmehr war sie auf dem Weg, die Innenstadt hinter sich zu lassen. Die Frage war allerdings, was sie im Wald wollte.

Schon vor ein paar Minuten hatte sie die Hauptstraße verlassen und einen kleinen, platt getretenen Waldweg genommen. Lukans Blick glitt kurz durch die sprießenden Baumkronen zum Himmel. Er hatte noch eine Weile Zeit, um herauszufinden, was sie vorhatte, allerdings würde die Sonne früher oder später aufgehen. Nur sehr ungern würde er sich ein schmutziges Versteck im Wald suchen, statt das gemütliche Bett in seiner Wohnung zu nutzen. Auf der anderen Seite wich Holly erstmals von ihrem normalen, strikten Tagesplan ab. Und das machte ihn neugierig.

Heute schien eine ganze Menge anders abzulaufen, als gewöhnlich. Zunächst war er die ganze Nacht auf kein einziges waches Opfer in den nächtlichen Straßen gestoßen und musste schließlich sogar mit seinem Auto in die nächste Stadt fahren, um trinken zu können. Als er wiederkam, war Holly zusammen mit dieser rothaarigen Frau beim Aufräumen gewesen, denn der Laden sah aus, als habe eine Bombe eingeschlagen. Alles roch nach einer großen Gruppe von Frauen und nach verbranntem Plastik.

Vielleicht hatte die örtliche Kirchengruppe einen Ausflug in die Großstadt geplant. Die Busfahrt nach New Orleans dauerte gute fünf Stunden, deshalb könnten sie sich vor der Losfahrt am frühen Morgen bei Holly gestärkt haben. In New Orleans feierte man heute oder morgen Mardi Gras, soweit er sich erinnerte, und das war ein beliebtes Reiseziel. Allerdings waren Lukan keine Busse aufgefallen, die die Frauen benutzen könnten. Und Mardi Gras war keine Veranstaltung für stockkonservative Kirchengruppen.

Der Lichtkegel von Hollys kleiner Taschenlampe zuckte über den Waldboden, als sie unvermittelt den Waldweg verließ und zwischen zwei Bäume glitt. Ein kurzes Lächeln huschte über Lukans Gesicht, als ihm klar wurde, wohin ihr Weg führte. Im Wald gab es eine kleine, beliebte Lichtung in der Nähe eines Sees, das besonders gern junge Liebespaare - und am Tag wohl auch Familien - aufsuchten. Er blieb stehen. Nun wusste er, was sie vorhatte. Er kannte ihr Ziel und das war alles, was er hatte wissen wollen. Doch dann erlosch das Grinsen.

Traf sie sich dort mit einem Mann? War dies ein... Date? Vielleicht ein romantisches Frühstück zum Sonnenaufgang am See?

Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und seine Füße bewegten sich wieder. Wenn er vor Holly die Lichtung erreichte, könnte er dem Kerl eine Lektion erteilen. Für einen Moment bewegte er sich noch schnell, dann übermenschlich rasant. Panik, Wut und Eifersucht trieben ihn an, scheuchten ihn über abgestorbene Baumreste und glitschige Moosgewächse. Schneller als erwartet stand er am Rand der Waldlichtung und erstarrte.

Das Licht von vielen Feuerschalen erleuchtete das Geschehen. Drei- oder vierdutzend Frauen errichteten gerade einen Sitzkreis aus verschiedenen Decken um ein nur halbwegs brennendes Feuer. Es könnte aussehen wie eine Campingnacht unter freiem Himmel, doch Lukan brauchte nur einen Augenblick, um die Hinweise zu sehen. Die hohen Schalen, gefüllt mit brennendem Öl, hatten eine bestimmte Anordnung; ein Sternbild, das nur noch von wenigen erkannt werden konnte. Zwischen dem Feuer in der Mitte und dem Sitzkreis aus Kissen und Decken, hatten die Frauen ihre Utensilien ausgebreitet. Messer, Schalen, Kräuterbündel und zahllose Philolen lagen auf dem Gras und warteten auf ihren Einsatz.

Lukans Kehle zog sich zusammen. Hexen! Sie trafen sich für ein Ritual und Holly war auf dem Weg zu ihnen. Ihm wurde schlecht, als ihm langsam klar wurde, was das bedeutete. Vorsichtig wich er in die schützende Dunkelheit der Bäume zurück und warf einen Blick auf den Weg, den Holly bald beschreiten würde. Holly war eine Hexe. Er schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten. Plötzlich machte alles einen Sinn. Plötzlich war Lukans krankhafte Sucht nach einer einfachen, wenn auch bildschönen Dinerbesitzerin nicht mehr nur verrückt, sondern... das Ergebnis eines Zaubers. Sie hatte ihn gewollt; das war ihm schon beim ersten Treffen aufgefallen. Vielleicht war dieser Wunsch in ihr ein wenig zu groß gewesen, dass sie sich der Magie bedient hatte und ihn verzauberte. Und dieses Ritual auf dieser Lichtung würde seine letzte Selbstkontrolle zerschmettern. Dieses kranke Miststück!

Lukan hatte noch nie etwas mit Hexen zu tun gehabt, doch er wusste durch seinen Erschaffer, dass sie gefährliche und unkontrollierbare Wesen waren. Außerdem liebten sie es, Spielchen mit den Toten zu spielen. Als Beschützer, Wahrer und Anbeter der Natur und des Lebens verhexten sie besonders gerne alles, was unnatürlich oder tot war. Unter anderem Vampire, die den Tod überlistet hatten und als Untote durch die Welt wandelten.

Hatte Holly ihn deshalb für diesen Obsessionszauber ausgesucht? Weil er ein Vampir war? Oder weil sie ihn zudem auch noch zwischen ihren sahnigen Schenkeln haben wollte? Als kleines i-Tüpfelchen für seine Qual?

Er konnte nicht fassen, in was er hineingestolpert war, als er vor drei Monaten einen Milchkaffee in Hollys Diner bestellte. Er war nur auf Durchreise gewesen auf der Suche nach einem geeigneten Versteck vor seinem Erschaffer. Doch seit er Holly gesehen hatte, war der Wunsch in ihm einfach nicht abgeflaut sie wieder zu sehen. Und wieder. Und wieder. Obwohl er wusste, wie gefährlich es war, auf der Stelle zu treten und seinen Erschaffer immer näher kommen zu lassen, war er in ihrer Nähe geblieben. Er hatte gewusst, dass er sich verrückt verhielt. Und jetzt erkannte er endlich den Grund für seine kranke Obsession.

Sie hatten ihn gemeinsam verhext. Einige Herzschläge lang versuchte er tief in sich durch diese Erkenntnis das Verlangen nach Holly zu ergründen und hinter sich zu lassen. Doch es blieb. Er wollte sie immer noch sehen, fühlen, schmecken, ficken. Wie tief ging dieser Zauber? Wie viel eigenen Willen hatte er noch?

Er konnte sich nicht daran erinnern, ein Haar oder sonst etwas in Hollys Nähe verloren zu haben. Er hatte nicht einmal seine Scheckkarte rausgerückt, als sie danach bat. Jede Spur von sich hatte er akribisch gelöscht, damit sein Erschaffer ihn und sie nicht fand. Wie hatte Holly ihn dann an sich binden können? Hatte sich sein Erschaffer geirrt, als er ihm erzählte, dass Hexen immer einen persönlichen Teil ihrer Opfer brauchten?

Gottverdammte Scheiße, fluchte er lautlos. Jetzt war nicht nur sein verfluchter Erschaffer hinter ihm her, sondern auch noch eine Hexe. Sie hatte ihn verzaubert und der Trubel auf der Wiese sah ganz danach aus, dass dies dem kleinen Miststück nicht reichte. Vielleicht hatte sie nach seiner Abfuhr die Frauen aufgefordert zu kommen, um sein Schicksal zu besiegeln. Aber... Was genau hatte sie vor? Ihn vollkommen willenlos zu machen? Ihn in einen Zombie verwandeln? Oder ihn vor Verlangen krepieren zu lassen?

Er wischte sich aufgebracht durchs Haar und erstarrte, als er im Augenwinkel Holly sah. Vorsichtig setzte sie einen Schritt vor den anderen auf dem unebenen Waldboden und leuchtete immer wieder um sich herum. Dieses Miststück war der Grund für die Gefahr, in die sich Lukan seit Monaten begeben hatte! Drei Monate war er um sie herumgeschlichen und hatte seinem Erschaffer alle Zeit der Welt gegeben, ihn zu finden. Gott, was für eine kranke Frau war dermaßen verrückt?

Es dauerte nur einen Wimpernschlag, da stand Lukan vor ihr und packte ihre Kehle so fest, dass sie nicht nach Hilfe schreien konnte.

Holly gab ein erschrecktes Gurgeln von sich und ließ ihre Taschenlampe fallen, bevor sie panisch nach seinen Handgelenken griff und an ihm zerrte. Verwirrt stellte Lukan fest, dass kein Zauber ihn aufhielt. Er konnte einfach zudrücken und ihr das Genick brechen. Nur ein gewisses Unbehangen befiel ihn, als er sich tatsächlich vorstellte, wie es wäre, sie umzubringen. Er wollte sie nicht umbringen. Immer noch nicht. Sogar sein schmerzhafter Griff um ihren Hals tat ihm irgendwie leid. Verfluchte Hexe! Er tat ihr nicht einmal richtig weh und ihm wurde schon schlecht, als er die Angst in ihrem Blick sah. Trotzdem ließ er sie nicht los.

„Lass mich frei", sagte er leise und beugte sich zu ihr. Der süße Duft ihrer Vanillelotion schlug ihm entgegen und ließ ihn vor Verlangen schaudern, seine Nase in ihrem Haar zu vergraben. Wenn das nur ein einfacher Liebeszauber war, was würde erst passieren, wenn diese dreckigen Hexen ihr Ritual durchgeführt hatten? Allein ihre Nähe und das Gefühl ihrer weichen, zarten Kehle in seiner Hand ließ ihn trotz der Wut, die ihn ihm brodelte, hart werden.

Sein Blut schoss träge durch seinen Körper und sammelte sich schwer in seinen Lenden. Unter seinem Daumen fühlte er ihren immer schneller werdenden, köstlichen Puls und biss sich auf die Lippen. Ihre grünen, klaren Augen weiteten sich, während ihre Finger weiterhin an seinen Handgelenken zerrten. Immer schneller schnappte sie nach Luft, bis nur noch ein Röcheln aus ihrer Kehle kam. Vorsichtig lockerte seine Umklammerung, bis sie in der Lage war, genügend Luft zu bekommen. Doch der Griff blieb eng genug, damit ihr klar war, dass ihr Leben in seinen Händen lag. „Du wirst nicht schreien, wenn ich dich jetzt loslasse", sagte er leise an ihrem Ohr und schloss die Augen, als eine Strähne tatsächlich über seine Wange glitt. Wie ein zartes, samtiges Spinnennetz, das sich um das Opfer legt.

Er wartete, bis sie nickte. „Und du wirst mich sofort freilassen, kapiert?"

Sie runzelte die Stirn und bohrte ihre Fingernägel in sein Handgelenk. Ihr Mund öffnete und schloss sich, doch sie rang nur nach Atem.

Vorsichtig ließ er sie los und ließ seine Fangzähne aufblitzen, damit sie nicht auf dumme Gedanken kam, sondern den Ernst der Lage begriff. Sie starrte ihn an. Lange. Wortlos. Dann: „Du hast... Hast... Ha-hast... Fa-fa-fangzähne." Ihre Stimme bebte und ihre Augen wurden immer größer. Vorsichtig trat sie einen Schritt zurück und hob die Hand, als wolle sie ihm klar machen, wo diese Zähne saßen. Als ob er das nicht wüsste.

„Lass mich frei", zischte er zwischen zusammengebissenen Fangzähnen. „Mach den Zauber rückgängig, oder..." Er beleckte seine Lippen und trat einen Schritt auf sie zu.

Sie erstarrte für einen winzigen Augenblick, schien etwas fragen zu wollen, doch dann warf sie sich herum und rannte los. Ihr Schrei nach Hilfe gellte durch den Wald, während sich Lukan von hinten auf sie schmiss und sie zu Boden warf. Der Schwung riss die beiden herum und sie kullerten den kurzen Abhang hinunter, bis sie vom Schein der Ölschalen beleuchtet wurden.

Fauchen hob er den Kopf, packte nach ihrem Hals und schnellte hoch, während sein Blick über die Hexen glitt. Hollys Rücken ruhte an seiner Brust, während seine Hand sich um ihre Hals anspannte. Wie ein Schutzschild hielt er sie zwischen sich und die Hexen. Alle Frauen hatten sich erhoben und starrten ihn fassungslos an. Zwei Frauen kreischten kurz und laut, während die anderen schnelle Blicke wechselten und sich langsam auf ihn zu bewegten.

„Keinen Schritt weiter, oder ich bringe sie um!" Lukan starrte sie nacheinander an, während er gleichzeitig den Drang bezwang, den Griff um Hollys Kehle sanfter zu gestalten. Er brauchte einen weiteren Moment, bis er in der Lage war, den Griff sogar noch zu verstärken. Hollys Keuchen schmerzte in seiner Brust. Gott, er hasste es, ihr wehzutun. Viel lieber würde er ihre weiche Wange küssen, diese großen Brüste an seinem Gesicht betten. Den weich gerundete Bauch mit Küssen bedecken... Plötzlich war er sich peinlich bewusst darüber, dass sein Schritt bei jedem Atemzug über ihren Arsch rieb. Trotz dicker Jeans schien diese Berührung wie ein Stromschlag durch seinen Schwanz bis zu seiner Schädeldecke zu knallen. Er schnappte nach Luft und konzentrierte sich auf seine plötzlich zitternden Finger.

Eine Hexe trat mit erhobenen Händen vor. „Wenn du sie freilässt, lassen wir dich unbehelligt gehen."

Lukan lachte leise. „Das kommt wohl etwas zu spät, nicht wahr?" Er nickte zu den Vorbereitungen des Rituals. „Ihr werdet hiermit aufhören und mich freilassen. Dann lasse ich sie gehen."

Die Hexen wechselten verwirrte Blicke.

„Freilassen?", fragte eine. Sie zögerte einen Moment und fügte hinzu: „Dich?"

„Der Liebeszauber!", fauchte Lukan. „Entbindet mich von Holly und ich werde gehen."

Alle Augen senkten sich auf Holly.

„Du weißt, wie ein Liebeszauber funktioniert?", fragte die Hexe Holly überrascht und nickte dann stolz. „Ich habe doch gesagt, du kannst es!"

Holly schüttelte in seinem Griff den Kopf und sah sie mit großen, ehrlichen Augen an. „Ich..." Sie keuchte langsam. „Kann... gar nichts."

Die Frau, die eben noch gesprochen hatte, schüttelte an Holly gerichtet den Kopf. „Ich hab's doch gesagt! Und ob du Kräfte hast!" Sie klatschte beigeistert. „Eine Trankmacherin haben wir in unserer Cove vermisst. Hast du ihm was in den Kaffee geschüttet, oder wie?"

Holly atmete noch schwer, während sie antwortete. „Ich habe absolut gar nichts getan! Mein Gott, seid ihr jetzt alle vollkommen verrückt geworden?"

„Wer war es dann?", fragte eine andere nach einer kurzen Pause.

Einen Augenblick herrschte Schweigen.

„Wann hat die Wirkung denn eingesetzt?", fragte eine weitere Hexe.

Lukan ließ keinen der Hexen aus den Augen, deshalb brauchte er einen Augenblick, um zu merken, dass sie mit ihm sprach, statt ihn anzugreifen. „Vor drei Monaten."

Schweigen breitete sich aus. Dann hustete eine Hexe. - Einen Moment später ein chaotischer, allgemeiner Lachkrampf aus. Während sich die Hexen vor Lachen kugelten, trat Holly gegen sein Schienbein. Er zischte leicht und verstärkte seinen Griff.

„Was ist es dann?", fragte er aufgebracht. „Gott, ich habe keine verfickte Zeit für diesen Scheiß! Wenn dieser Dreck nicht aufhört..." Er verstummte und fuhr herum. Zwischen den Bäumen war nichts zu sehen, doch in seinem Nacken richteten sich alle Härchen auf. Sein Erschaffer war dort. Irgendwo in diesem Wald. Und er beobachtete ihn.

Lukan reagierte vollkommen instinktiv. Mit einer schnellen Bewegung ließ er von Hollys Hals ab, stieß sie hinter sich und baute sich schützend vor ihr auf. Erst dann wurde ihm klar, dass er eine Meute von Hexen nun in seinem Rücken hatte. Doch er würde lieber zu einem Leben als Kröte verdammt werden, als zuzulassen, dass Jean Antoine ihn und Holly in die Finger bekam.

Er sah nicht, was hinter ihm vorging, doch er fühlte, dass sich Holly nicht von ihm entfernte und die Hexen plötzlich aufmerksam lauschten. Er knurrte leise, als er im Augenwinkel eine Bewegung sah, und drehte sich leicht, bis Holly wieder in seinem Schutz stand.

Seine Finger krümmten sich, während er versuchte zwischen den Baumstämmen etwas zu sehen. Die Dunkelheit machte ihm nichts aus, auch wenn ihn die Ölwannen blendeten; nur die Bäume waren ein Problem. Sein Blick zuckte in die andere Richtung, dann nach oben. Ein Rascheln auf der anderen Seite der Lichtung ließ ihn herumfahren. Auch die Hexen hatten sich plötzlich formiert und gaben sich stille Zeichen.

„Wer ist das?", wisperte Holly hinter ihm.

Ein Lachen ließ ihn erstarren, als Jean Antoine aus dem Schatten der Bäume trat und seine Hände in seine Hosentaschen tauchte. Er sah aus wie ein kleiner, blonder Junge von achtzehn Jahren und verhielt sich meist auch so, um seine Opfer in Sicherheit zu wiegen. Seine schlanke Gestalt war weder muskulös noch dünn, sondern einfach ohne jedes Gramm Fett. Nur rasieren musste er sich, das wusste Lukan, denn er hatte ihn einige Male dabei beobachten können. Kurz nachdem er ihn gegen seinen Willen verwandelt hatte, hatte er noch die Macht über Lukan besessen, ihn in seiner Gegenwart zu halten. Doch mit der Zeit hatte Lukan es geschafft, sich von dem Blutband zu befreien. Immer noch würde Jean Antoine ihn auf ewig und überall finden, aber bisher hatte Lukan immer einen Fluchtweg gefunden. Jean Antoine konnte ihn nicht für immer zwingen, bei ihm zu bleiben, ohne ihn umzubringen.

Doch als Jean Antoines Blick hinter Lukan zu Holly glitt, biss er die Zähne zusammen. Jetzt hatte Jean Antoine eine Möglichkeit, Druck auf ihn auszuüben.

„Ich", sagte Jean Antoine und verbeugte sich galant, „bin Lukans Erschaffer."

Lukan erkannte die Stimme der Rothaarigen, die heute Morgen in Hollys Laden gewesen war: „Mr. Orgasmusgarantie hat also tatsächlich einen Namen?"

„Schhhht!", machte Holly peinlich berührt.

Lukan verstand weder die eine noch die andere Reaktion. Deshalb ignorierte er beide und konzentrierte sich auf Jean Antoine, der langsam zu ihm schlenderte.

„Lukan", raunte er leise und schloss die Augen, um tief einzuatmen. Ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel, als er wieder aufsah. „Du riechst immer noch wie bei unserem letzten Treffen."

Hinter ihm hörte er, wie Holly ebenfalls Atem holte, als wolle sie testen, ob er in dieser Zeit geduscht habe. Gleichzeitig wurde ihm peinlich bewusst, dass seine letzte Dusche eine Weile her war. Hoffentlich stank er nicht, dachte er noch, bevor er innerlich erstarrte. Hier ging es um verdammt noch mal mehr als nur seinen Geruch!

„Seitdem hat sich vieles nicht geändert", spie er aus.

Jean Antoine lächelte. „Ich merke es. Immer noch derselbe aufbrausende, wütende, hasserfüllte, verbitterte Lukan." Er schnalzte missbilligend und trat langsam näher. „Allerdings gibt es sehr wohl eine kleine Neuheit. Madame", begrüßte er Holly und nickte anmutig.

Lukan richtete sich zur vollen Größe auf und schob sich langsam vor Holly. Deutlich fletschte er seine Zähne. „Bedingungen?", fragte er, ohne weiter auf das Spiel einzugehen.

„Wovon redest du, Lukan?", fragte sein Erschaffer leise und hob eine blonde Augenbraue. „Welche Bedingungen?"

Wieder versuchte Jean Antoine sein Spielchen. Das tat er immer. Seit sie sich kennengelernt hatten. „Du weißt, von was ich rede."

Ein Lächeln breitete sich auf Jean Antoines Gesicht aus. „Ach, die Bedingungen." Er seufzte leise. „Das Problem ist allerdings, Lukan, dass ich es leid bin. Du nimmst dir jedes Mal zu viel raus. Welche Bedingung war an das letzte Mal geknüpft?" Er wartete nicht auf Lukans Antwort. „Richtig; ein Jahr und danach wirst du wieder zu mir kommen. - Doch das bist du nicht. Du bist wieder geflohen." Er senkte den Blick auf Holly, die hinter Lukans Schulter hervorsah. „Vielleicht kommen wir dieses Mal zu einem anderen Arrangement." Er lächelte. „Aus dem du nicht fliehen kannst."

Lukan erstarrte. „Nein." Jean Antoine hatte schon früh erkannt, dass er Lukan nicht für immer an seiner Seite halten konnte. Deshalb trafen sie bestimmte Abmachungen. Lukan verbrachte einige Zeit mit seinem Erschaffer und tat... gewisse Dinge für ihn, solange Jean Antoine ihn wiederum danach für eine Weile vollkommen in Ruhe ließ. Der letzte freie Zeitraum für Lukan war acht Monate gewesen. Acht schwer verdiente Monate in Freiheit. Und er hatte durch seine Flucht zwei weitere Monate gewonnen. Bis jetzt. Früher oder später fand Jean Antoine ihn doch wieder.

„So eine entschiedene Antwort. Dabei weißt du mein Angebot noch gar nicht", spöttelte Jean Antoine. Er fing Hollys Blick ein. „Eine Hexe, richtig? - Hexen leben für gewöhnlich etwas länger als Menschen. Aber auch nicht ewig. Du wirst jede Möglichkeit zur Flucht nutzen, um jeden Augenblick mit ihr auszukosten." Ein Schatten der Erinnerung fiel über Jean Antoines junges Gesicht. Es dauerte lange, bis er sich wieder zusammengerissen hatte. Trotzdem blieb der Ausdruck in seinen Augen... seltsam. „Deshalb brauchen wir ein anderes Arrangement. Du wirst mir bei einer Sache helfen, bei der ich deine Unterstützung brauche. Danach kannst du zu ihr zurückkehren."