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Eine sonderbare Büroaffäre 01

Geschichte Info
Sanfte Komplimente und zarte Berührungen bis zur Verführung.
4.9k Wörter
4.68
52.6k
9

Teil 1 der 5 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 12/01/2019
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Der Entschluss

Es ist ein schöner, lauwarmer Sommermontag. Nicht einer dieser trockenheißen Hitzetage. Die Luft ist morgens noch angenehm kühl und das frischgrüne Laub der Bäume wirft ein beruhigendes Schattenspiel auf die großen Panoramafenster der Betriebskantine. Sie ist groß, schließlich wollen sich täglich fast 1000 Leute die Bäuche vollschlagen. Es ist Mittagszeit, die Leute treffen gruppenweise ein, um sich beim Essen die Ereignisse und Erlebnisse des vergangenen Wochenendes zu teilen.

Heute komme ich ausnahmsweise alleine. Es trifft sich gut, denn ich spüre, dass in meinem Leben ein neues Kapitel aufgeschlagen wird -- oder zumindest ein Unterkapitel. Na gut, sagen wir mal Absatz. Denn da war etwas, als ich heute Morgen aufgestanden bin. Es war, als hätte mich eine Welle neuer Energie erfasst: Energie für ein Abenteuer. Ich möchte eine neue Frau kennenlernen. Ich möchte wieder das spritzige Gefühl der ersten Annäherung erfahren, das Kribbeln der ersten Berührung, die Aufregung bei der ersten gegenseitigen Erregung. Nein, ich bin kein Macho, auch kein Frauenheld. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich tatsächlich Erfolg haben werde, ist verschwindend gering. Aber ich liebe Frauen, ich liebe es, sie zu entdecken. Und ich bin ein ewiger Optimist.

Ich schaue mich um. Das Mittagessen ist eine prima Gelegenheit, um sich ein Überblick über das Angebot zu machen. Die Kantine fasst ungefähr 250 Leute, davon sind ein Viertel Frauen (wir sind ja schließlich ein Tech-Unternehmen). Die etwas hochnäsigen, sich immer in enge Kostüme zwingenden Managerinnen vom Marketing, Kommunikation oder Vorstandsbereich, die jungen, hübschen, bodenständigen Mädels vom HR, die noch jüngeren Werkstudentinnen oder der Rest der Damen, die hier und da für Frauen typische oder weniger typische Rollen besetzen.

Sie sind alle schön, auf ihre Weise anziehend. Die Managerinnen, die oft so fürchterlich wichtig und ernst tun, und dann nach einem anstrengenden Arbeitstag eine schnelle Nummer in einem Besprechungsraum mit einem feschen Werkstudenten oder einem älteren Vorgesetzten schieben. Die Mädels vom HR, die berufsbedingt alle kennen, und besonders jene, die schon mal mit der einen oder anderen etwas hatten. Die Werkstudentinnen? Mit dem Erfahrungsvorteil von mindestens zehn Jahren Altersunterschied ist es keine große Herausforderung einige von ihnen zu verführen. Doch ich befürchte, sie könnten mir mental nicht so viel bieten.

Nein, ich suche etwas anderes. Ich will mich fast schon introvertiert in mein Caesar Salad vertiefen, als ich ein interessantes Gesicht erblicke. Sie kommt mir vertraut vor, ich habe sie schon öfters gesehen, doch weiß ich rein gar nichts über sie. Sie dürfte zwischen 40 und 43 sein und damit einige Jahre älter als ich. Sie ist ungefähr 1,65 groß und schlank, hat schulterlange, dunkelblonde Haare und stahlblaue Augen. Langes Hakennäschen, schmale Lippen, die Linien ihres ansonsten sehr hübschen Gesichts scheinen verhärtet, als hätte sie schwierige Zeiten hinter sich.

Ihr Antlitz fängt mich. Ich muss noch lange nach dem Mittagessen an sie denken, doch die Arbeit lenkt mich ab und sie schwindet aus meinem Kopf -- aber nur bis zum nächsten Tag.

Erste Blicke

Wieder die Kantine, wieder Mittagessen. Dieses Mal sitze ich mit drei Kollegen zusammen. Da eilt sie in Richtung unseres Tisches. Zuerst sieht sie mich nur ganz kurz an, eher ungewollt. Doch mein Blick bleibt an ihr haften, was sie dazu zwingt, mich noch einmal anzuschauen. Und noch ein drittes Mal. Ich schenke ihr daraufhin ein Lächeln, das sie leicht irritiert.

Der nächste Tag. Dieses Mal treffen wir uns, als ich bereits fertig bin und mit meinen Kollegen diskutierend gemütlich zur Abgabe schlendere. Sie dagegen läuft mit vollem Tablett gerade den beliebtesten Fensterplätzen zu. Über viele Meter gehen wir aufeinander zu. Ich blicke sie an. Nein, ich starre sie an. Doch bevor sich Empörung auf ihrem Antlitz breit machen will, lächle ich sie wieder an. Bestürzt senkt sie ihren Blick.

Es vergehen zwei Tage. Am Freitag sehe ich sie wieder, an der Essensausgabe. Sie steht in der Reihe direkt vor mir. Ich kann mich nicht zurückhalten und muss sie immer wieder anblicken. Sie weiß es, sie spürt es. Fast könnte ich meinen, sie fühlte sich unwohl, doch dann blickt sie mich an, als ich gerade der Bedienung meinen Menüwunsch äußere. Aus dem Augenwinkel heraus merke ich, dass die Art und Weise, wie sie mich anschaut, von Neugier geprägt ist. Nach dem Bezahlen entfernen wir uns in unterschiedliche Richtungen.

Die darauffolgende Woche sehe ich sie dreimal. Jedes Mal lächle ich, jedes Mal wird sie verlegen.

Dann vergeht leider eine komplette Woche, in der wir uns nicht über den Weg laufen. Ich habe viel um die Ohren, komme -- wenn überhaupt -- nur kurz vor Kantinenschluss zum Essen.

Doch dann finde ich sie erneut. Es ist jene Zeit, während der die Kantine am wuseligsten ist. Sie sitzt halbwegs mit dem Rücken zu mir, doch immer wieder schaut sie sich um. Dann dreht sie sich in meine Richtung und unsere Blicke treffen sich. Ich meine damit, dass sie sich wirklich treffen wie zwei gegenpolige Magnete. Kurz und intensiv. Dann wird sie fast schon rot und wendet ihren Blick ab. Hat sie mich etwa gesucht?

Fahrrad und weitere Blicke

Der nächste Tag. Ich falle schon früh aus dem Bett und komme daher besonders früh am Arbeitsplatz an. Während ich mich mit meinem klemmenden Fahrradschloss herumärgere, fährt jemand dicht an mir vorbei und bleibt keine zwei Meter von mir stehen. Ich denke mir nichts dabei. Endlich ist mein Rad abgesperrt, ich richte mich auf. In demselben Moment nimmt eine Frau ihren Helm ab. Ja, sie ist es. Wir beide erstarren, denn auch sie hat nicht damit gerechnet, mir hier und jetzt über den Weg zu laufen. Ich muss schnell reagieren.

„Guten Morgen!", sage ich und lächle.

Zeige einer Frau immer, dass ihre Gegenwart angenehm ist, am einfachsten geschieht dies mit einem Lächeln. So hat es mir einst ein alter Frauenheld gelehrt. Und wie recht er hatte!

Schnell eilt sie ins Gebäude, ich schaue ihr nach. Eine sportliche Figur hat sie, stramme Beine, fester Po, gerader Rücken. Man merkt es auch an ihrer Gangart, wie sie sich bewegt und wie ihre Beinmuskeln in der engen Hosen hier und da durchblitzen. Sie ist schlank, nicht gerstenschlank, aber schlank. Ihre Beine sind im Vergleich dazu recht fit. Ich tippe auf Wandern und Schwimmen als Lieblingssportart -- und natürlich Radfahren. Und sie ist Frühaufsteherin, stelle ich fest. Dieses zufällige Treffen hat mir viel von ihr verraten.

Die Tage vergehen. Es gelingt mir nicht, sie erneut am Fahrradabstellplatz zu erwischen. Doch in der Kantine sehen wir uns öfter. Die Augenpaare werden langsam vertraut, die wenigen Sekunden der Blickkontakte zur Gewohnheit. Ich sehe ihr eine gewisse Erleichterung an, wenn sie mich trifft. So eine kleine Erleichterung, die man fühlt, wenn man bei der Wursttheke die schon bekannte Verkäuferin sieht. Es ist nichts Weltbewegendes, aber es tut einfach gut.

Ich spüre, dass ich so langsam auf sie zugehen sollte. Nur wie? Ich muss mehr über sie wissen! Nach kurzer Recherche in internen Adresslisten finde ich heraus, dass ihr Name Beatrice ist und sie 44 oder 45 Jahre alt sein muss. Das ist alles. Was kann ich noch über sie wissen? Sie trägt einen Ehering, aber die Lebensfreude aus einer glücklichen Beziehung und einem erfüllenden Familienleben scheint bei ihr zu fehlen. Verwitwet? Vielleicht. Aber ich tippe eher auf eine unglückliche Ehe, aus der sie nicht heraus kann oder will.

Das erste Kompliment

Es kommt ein Freitag. Wieder esse ich mit Kollegen und wieder halte ich Ausschau nach ihr. Vergeblich. Wir geben gerade unsere Tabletts ab, als ich sie erblicke. Sie sitzt allein an einem Tisch. Sie wartet nicht auf andere und beginnt mit dem Verzehr ihres Mittagessens. Fast schon einsam.

Meine Entscheidung fällt spontan. Ich entschuldige mich bei meinen Kollegen und gehe zurück. Auf meinem Teller ist noch viel übrig, das trifft sich gut. Ich setze mich ohne zu fragen an ihren Tisch. Sie blickt auf und erstarrt.

„Hallo Beatrice!", sage ich mit einem Lächeln.

„Ha-hallo... ähm", stottert sie.

„Daniel", stelle ich mich vor.

„Ah, Daniel", wiederholt sie verlegen.

Sie traut sich nicht weiter zu essen. Mal schaut sie auf den Tisch, mal zur Seite an die Wand, mal kurz auf mich.

„Ich finde, du bist eine sehr attraktive Frau, Beatrice", erkläre ich, als sie gerade wieder die Gabel heben will, um damit grüne Bohnen aufzuspießen.

Sie sieht mich fassungslos an. Ihre Bestürzung ist süß, sie muss schon lange kein solches Kompliment bekommen haben.

„Das wollte ich jetzt nur loswerden. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!"

Damit stehe ich auf und lasse sie zurück. Was ich soeben gemacht habe, fühlt sich einerseits durchgeknallt, andererseits auch befreiend an. Ich schaue nicht zurück. Was ich wohl mit dieser Handlung gesät habe?

Das zweite Kompliment

Montag, 9 Uhr: Frühstückszeit. Ich sitze zwar nicht allein, nehme am Gespräch aber kaum teil. Das Wochenende ist sie mir kaum in den Sinn gekommen, doch jetzt kann ich an nichts anderes mehr denken. Mein Blick schweift über die Kantine. Immer wieder. Dann muss ich aufpassen, dass mir die Marmelade nicht von meinem Brötchen tropft, ich bin einige Augenblicke abgelenkt. Als ich aufschaue, kommt sie plötzlich in meine Richtung. Sie erblickt mich erst, als sie fast schon an mir vorbei ist. Ihre Augen bleiben an mir haften, sie dreht ihren Kopf zu mir herüber, während sie weiterläuft. Erst in letzter Sekunde kann sie einen Frontalzusammenstoß mit einem anderen Kollegen vermeiden. Teller und Besteck klirren laut auf ihrem Tablett, sie rettet ihr Frühstück auf den nächstbesten Tisch und setzt sich hin. Ihre Hände legt sie auf ihre Beine und starrt vor sich hin, als würde sie unter Schock stehen.

Meine Tischnachbarn sind fertig und stehen auf. Ich bleibe, denn diese Chance lasse ich mir nicht entgehen. Ich gehe zu ihrem Tisch und nehme ihr gegenüber Platz. Sie schaut mich an. Das erste Mal, dass wir uns wirklich aus nächster Nähe in die Augen sehen. Sie hat umwerfende Augen, sie sind betörend, fast schon hypnotisierend. Sie sind aber auch etwas grimmig.

„Du kannst so etwas... nicht einfach so sagen", nimmt sie den Faden von Freitag wieder auf.

Sie schüttelt dabei leicht ihren Kopf, als wollte sie ihre Fassungslosigkeit nachmals betonen. Ihre Stimme ist vielschichtig. Ja, sie ist empört, sie fühlt sich aber auch geschmeichelt und selbstverständlich ist sie verwirrt.

„Warum nicht?", lautet meine dumme Rückfrage. „Wenn es doch so ist. Du bist attraktiv, sogar sehr! Du hast faszinierende Augen, die deine Persönlichkeit wunderschön in die Welt hinaus strahlen."

Sie blickt mich ungläubig an und hebt ihr belegtes Brot um hineinzubeißen.

„Ich mag deine Nase!"

Sie erstarrt.

„Und dein Kinn."

Sie legt das Brot wieder auf den Teller. Ich genieße die Situation. Es ist herrlich, sie mit Komplimenten förmlich zu erschlagen. Sie wartet und als ich nichts mehr sage, beißt sie doch noch in ihr Brot. Sie versucht dabei lässig zu wirken, als würde sie sich durch mich nicht beeindrucken lassen.

„Es ist berauschend, wie du deine Lippen befeuchtest, bevor du zubeißt."

Für einen Augenblick scheint es, als würde sie sich verschlucken, doch dann kaut sie weiter, allerdings viel langsamer.

„Entschuldige, ich wollte dich nicht am Essen hindern. Wenn ich störe oder so, kann ich gerne gehen."

Ich zwinge sie, mein Angebot aus Höflichkeit abzulehnen und mich nicht gehen zu lassen. Da ihr Mund voll ist, kann sie nicht reden, stattdessen schüttelt sie ihren Kopf und signalisiert mit ihrer flachen Hand, dass ich sitzenbleiben soll. Ich schmunzle zufrieden.

„Ach, ich hätte es beinahe vergessen: Ich liebe deine Haare. Die Farbe, die Länge, wie sie manchmal ein wenig in dein Gesicht hängen, oder wenn sie vom Wind geweht werden, wenn du nach dem Mittagessen deine Spazierrunde machst."

Damit sind mir die Komplimente ausgegangen, zumindest jene, die noch nicht als Belästigung gelten. Da ich eine peinliche Stille vermeiden will, stehe ich auf, wünsche ihr noch einen guten Appetit, einen schönen Tag und entferne mich. Auf dem Weg zurück zu meinem Arbeitsplatz komme ich ins Grübeln, denn ich habe keinen Plan, was mein nächster Schritt sein soll.

Unerwartete Hilfe

„Es ist nicht zu übersehen", sagt Birgit mit einem verschmitzten Lächeln.

Birgit ist eine Teamkollegin und mittlerweile eine vertrauensvolle Gesprächspartnerin. Wir nutzen viele Kaffee- oder Teepausen, um über Gott und die Welt zu reden. Die meisten Leute hier plappern zwar viel, aber nur oberflächlich. Die Standard-Erlebniszusammenfassungen über ein Wochenende oder einen Urlaub hören sich immer gleich an. Da ist Birgit eine willkommene und zugleich auch intelligente Ausnahme.

„Na ja, sie ist interessant", gebe ich zu und versuche erst gar nicht, die Situation abzustreiten. „Es ist ein interessantes Spiel. Nur weiß ich leider nichts über sie. Da ist es schwer, den nächsten Schritt zu machen."

„Mach doch das, was man immer macht. Lerne sie kennen! Glaub mir, es lohnt sich!"

Ich schaue Birgit verständnislos an, sie lächelt vieldeutig, woraufhin meine Augen aufleuchten.

Sie wimmelt mich ab: „Glaub ja nicht, dass ich hinter ihrem Rücken Persönliches ausplaudere."

Ich schaue traurig: „Das verstehe ich, aber mit einigen grundlegenden Informationen könntest du mich doch versorgen. Dinge, die praktisch jeder wissen könnte. Ich kenne wirklich nur ihren Vornamen und ungefähr ihr Alter."

„Na gut, kostet dich einen Earl Grey!"

Schon springe ich auf und werfe den Wasserkocher an, nehme eine Tasse hervor und ziehe den gewünschten Teebeutel aus einer Schublade heraus.

„Also, die gute Beatrice ist 45 Jahre alt. Sie ist seit über 20 Jahren verheiratet. Als junges Ding verfiel sie dem Charme eines fast 50 jährigen Mannes. Es war lange Zeit alles wunderbar. Nur ist er jetzt alt und sie nicht -- mit allen Vor- und Nachteilen, wenn du verstehst. Sie wird zu ihm halten und bei ihm bleiben, aber das Leben genießen will sie auch. So, nun hast du genug erfahren. Ich möchte meinen Tee schlürfen."

Ich danke Birgit mit einem Lächeln und reiche ihr die Tasse. Sie hat mir viel geholfen.

Das dritte Kompliment

Es vergehen zwei Tage, bis ich Beatrice erneut erblicke. Mit fünf anderen Kollegen sitzt sie am Tisch und verzehrt ihr Mittagessen. Ich selbst esse an diesem Tag allein. Ich beobachte sie, bleibe aber nicht lange unbemerkt. Sie hat nach mir gesucht. Unsere Blicke treffen sich immer wieder. Ich fühle mich wie am Gymnasium, als ich mit 14 oder 15 die Girls nur angeschaut habe und viel zu ängstlich war, hinzugehen und sie anzusprechen. Ein Fehler, aus dem ich gelernt habe.

Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen, gehe an ihren Tisch und bitte sie, sich zu mir zu setzen und etwas zu besprechen. Ihre Kollegen denken sich nichts dabei und halten es für eine Arbeitsbesprechung. Doch Beatrice ist so sprachlos von meiner Aktion, dass sie nickt und brav mitkommt.

Wir setzen uns. Wir blicken uns an. Ich schenke ihr ein Lächeln -- wie immer.

„Ich würde dir gerne weitere Komplimente machen, aber da wir am Arbeitsplatz sind, muss ich vorsichtig sein, besonders in solchen Zeiten von Metoo. Ich möchte nicht, dass du meine Aussagen als Belästigung empfindest. Daher möchte ich um deine Erlaubnis bitten, weiter über dein Äußeres sprechen und dich loben zu dürfen."

Sie sieht mich zuerst mit großen Augen an, doch dann antwortet sie etwas hochnäsig: „Ich werde ja wohl noch ein paar Komplimente vertragen können, ohne mich gleich hinter Belästigungsanschuldigungen zu verstecken."

Ich muss schmunzeln, schaue sie dann aber mit hochgezogenen Augenbrauen an, da meine Frage nicht eindeutig beantwortet wurde.

Sie versteht sofort und erklärt: „Du hast meine Erlaubnis."

„Danke", sage ich. „Die Kantine ist allerdings nicht der richtige Ort dafür. Komm mit!"

Sie ist mit ihrem Mittagessen noch nicht fertig, trotzdem springt sie ohne Gegenwort auf und folgt mir. Ich führe sie ein Stockwerk höher zu einem langen, halbdunklen Gang, der zu einer unbenutzten Bürofläche führt. Am Ende des Ganges sind zwei große Aktenschränke quergestellt. Man kann hinter ihnen unbemerkt bleiben und gleichzeitig einen guten Blick auf den Eingang haben. Dieses Versteck hat mir ein Kollege gezeigt, der so mancher Kollegin hier an die Wäsche gegangen ist. Als er in seiner Abteilung fast alle Damen unter 40 vernascht hatte, brach die kollektive Eifersucht aus und er musste gehen.

Beatrice ahnt, was ich vorhabe. Meine Absicht ist ja sonnenklar. Trotzdem folgt sie mir und macht mit. Will sie es oder ist sie nur neugierig, in welcher Weise ich mich ihr nähern will? Dann kann sie ruhig abwarten, denn ich weiß es nicht. Ich habe keinen Plan. Ich führe sie hinter die Aktenschränke und schaue sie an. Meine langen und tiefen Blicke langweilen sie schnell, sodass sie sich umdreht und durch ein Innenfenster die große, unbenutzte Bürofläche betrachtet.

„Willst du mir etwa diese tolle Aussicht zeigen?", fragt sie.

In ihrem Ton ist keine Ironie. Sie scheint vielmehr nur über meine Konzeptlosigkeit verwundert zu sein. Da sie mir den Rücken zukehrt, bleibt mir Zeit, sie zu bewundern. Erst jetzt bemerke ich ihre kräftigen Schultern. Sie hat -- wie fast immer -- ein einfaches, weißes Poloshirt an. Der Kontrast zwischen dem weißen Stoff und ihrer leicht sonnengebräunten Haut ist verführerisch. Die feinen Härchen an ihren Armen sind durch die Sommerglut verblichen und leuchten förmlich. Sexy! Ich muss sie berühren. Mit der Oberseite meiner Finger streiche ich sanft von oben über ihren Arm bis hin zu ihrem Handgelenk. Dies wiederhole ich auf ihrem rechten Arm. Sie bekommt Gänsehaut.

Ich fahre an ihren Armen wieder hinauf -- diesmal mit meinen Fingerspitzen. Sie hebt ihren Kopf und schließt die Augen. Ein leichtes Zittern fegt über ihren Oberkörper. Ich bin wieder an ihren Händen angekommen und massiere sanft ihre Handinnenfläche. Schließe mache ich den Weg zu ihren Schultern erneut und zwar mit meinen Fingernägeln, die vorsichtig auf ihrer Haut emporgleiten. Ich muss ein Feuerwerk in den Nervenenden ihrer Haut verursachen, denn ihr stockt mehrere Male der Atem.

Ich trete näher und will endlich erotischere Zonen erkunden, da öffnet sich die Tür des Flurs. Ich springe zurück und Beatrice dreht sich schnell um.

Ich muss improvisieren: „Also, dann haben wir alles besprochen für das Meeting morgen?"

Sie nickt.

„Gleiche Uhrzeit, nicht vergessen!"

Sie nickt erneut. Ich hoffe, sie versteht damit die Andeutung, dass ich morgen dort fortfahren will, wo wir gerade aufgehört haben. Dann schiebe ich sie auf den Gang und sie eilt davon. Ich tue nachdenklich, doch der Kollege, der uns aufgescheucht hat, bemerkt, dass er im falschen Gang ist, kehrt um und verschwindet in der Tür.

Das zweite Mal zu zweit

Ich bin neugierig. Wird sie am nächsten Tag dort erscheinen? In der Kantine sehe ich sie nicht. Nach dem Mittagessen gehe ich schnurstracks zu jenem Flur. Eigentlich bin ich etwas zu früh, aber wer weiß, welche Uhrzeit sie sich für unser Treffen gemerkt hat.

Nach einigen Minuten erscheint sie.

„Hallo Beatrice", sage ich -- wie immer mit einem Lächeln. „Ich freue mich, dass du gekommen bist."

„Hallo Daniel. So eine Besprechungseinladung kann man doch nicht absagen, oder?"

Ich öffne für sie die Tür und wir gehen wieder in diesen dunklen Gang. Es ist still. Wir sagen keinen Ton. Nur unsere Tritte sind dumpf zu hören. Es ist noch weit bis zu der Stelle, wo wir gestern waren. Unser Weg dorthin wirkt surreal, fast schon skurril. Ich habe beinahe das Gefühl, mich von außen zu sehen. Und wie ich uns so betrachte, verstehe ich nicht, warum ich das mache, und noch weniger verstehe ich, warum sie dabei mitmacht.

Meine philosophische Hinterfragung dieser Szene endet, als wir ankommen. Beatrice dreht sich zum Fenster. Sie tut das, als würden wir das schon immer machen, als wäre das unser tagtägliches Programm. Als wäre nichts natürlicher als... ja was eigentlich?

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