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Eugen K.Lauer - Schreibwerkstatt

Geschichte Info
Besuch bei einem Autor.
1.3k Wörter
3.4
1.4k
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Teil 2 der 2 teiligen Serie

Aktualisiert 06/30/2023
Erstellt 06/21/2023
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Heute ist Eugen K.Lauer zu Besuch bei einem bemühten und angestrengten Autor. Dieser hat sich bereit erklärt einen Blick über die Schulter zuzulassen, um interessierten Personen einen Einblick zu verschaffen, wie aus Stichworten, Satzfragmenten und anderen Notizen eine Geschichte entsteht. Die Vorgehensweise ist immer gleich, erfährt Eugen. Egal ob es sich um Abenteuergeschichten, Sachbücher oder wie in diesem Falle erotische Literatur der derberen Form handelt.

Der Autor, dessen Name der Diskretion wegen nicht genannt wird, hat seine Entwürfe versucht im Vorwege zu sortieren und übersichtlich in seiner 'Schreibwerkstatt' zu präsentieren. Die 'Schreibwerkstatt' ist ein etwa zwanzig Quadratmeter großer Raum. In der Mitte steht ein Schreibtisch. Auf dem Schreibtisch stehen zwei moderne Flatscreen-Monitore. Unter dem Tisch summt ein Computer. An den Wänden stehen in loser Reihenfolge weitere Tische, übersät mit Zetteln in allen Formen, Farben und Größen, sowie mehrere deckenhohe Regale, gefüllt mit Büchern.

Eugen wird freundlich begrüßt und dann erstmal herumgeführt. Mit Interesse studiert er die Buchrücken und blättert aufmerksam durch die Zettelwirtschaft. Dann steuern beide auf eine Sitzgruppe zu und setzen sich. Eugen beginnt das Interview mit der Frage woher die Ideen kämen.

"Sehen sie, Herr Lauer, die fliegen mir so zu. Ich sehe etwas, ich höre etwas, ich lese etwas. Und dann kann es passieren, daß dies oder das assoziiert wird. Es gab da mal eine Werbung, da ging es um eine Hausfrau, und daß ihre Männer -- Sohn und Ehegatte -- gern Fleisch essen. Ich krieg das nicht mehr zusammen. Aber irgendwie kreiste Ehefrau -- Männer -- Fleisch im Kopf. Und schon hatte ich den Grundgedanken für eine Story wo Sohn und Gatte die Mutti zurechtmachen. Ich habe dann das Projekt fallen lassen, weil ich den Werbeslogan nicht mehr in den Kopf bekomme."

"Aha. Sowas passiert also auch? Wie versuchen sie das zu vermeiden?"

"Ich habe meist Stift und Zettel in der Tasche. Hin und wieder schicke ich mir aber auch eine Email."

"Eine Email?"

"Das ist doch heute ganz einfach vom Smartphone aus zu machen. Ich schicke mir vom einen Account eine an den anderen. Manchmal fällt mir auch ein, daß es eine Memo-Funktion gibt. Und sogar ein Diktiergerät. Ein Bierdeckel in der Kneipe tuts aber auch. Sehen sie hier."

Er springt auf und holt mehrere lose Zettel und, tatsächlich, Bierdeckel.

Eugen liest halblaut vor: "Schlagerkönigin...... Candy came from out on the island, in the backroom she was everybody's darling, but she never lost her head even when she was giving head. Mein Englisch ist zwar eher schlecht, aber daß Candy jedem im Hinterzimmer einen bläst, habe ich mir dichten können...... Comeback....... Darsteller und sonstige Staff aus der Pornobranche........ gutes Personal......"

"Wie klingt das?"

"Auf jeden Fall interessant. Der Song ist doch von Lou Reed."

"Genau. Walk on the wild Side. Mir kam die Idee als ich mal genauer zuhörte bei dem Stück, und was noch an Zweideutigkeiten im Radio so läuft."

"Das bedeutet also, daß sie sich so Stück für Stück etwas zusammenpuzzeln."

"Richtig. Manchmal habe ich den perfekten Schluß im Kopf. Aber keine Ahnung, wie ich dahinkommen soll. Dann lege ich den Schluß erstmal beiseite und warte auf Inspiration. Hier ist beispielsweise so ein Ende."

Er reicht Eugen einen weiteren Zettel.

>Yvonne stand vor Didiers Haustür, den Zeigefinger auf dem Klingelknopf. Sie hörte erst auf zu klingeln, als er die Tür öffnete.

"Bist du bekloppt? Warum nimmst du nicht den Schlüssel? Und was ist in dem Koffer?", fauchte er sie an.

"Ich wollte deine ungeteilte Aufmerksamkeit. In dem Koffer sind einige meiner Klamotten. Ich ziehe bei Dir ein. Nicht ganz, aber ein bißchen", fauchte sie zurück und schlängelte sich an ihm vorbei in den Wohnungsflur.<

"Das sieht tatsächlich schwierig aus. Klingt nach dem dramatischen Schluß einer Liebesgeschichte."

"So in der Art. Und nu kriegen sie da mal Porno und Erotik vorneweg hin."

"Ja.... neeee....... also.......", stammelte Eugen.

"Sehn sie. Aber sehr viele Leser denken, das schreibt sich von selbst. Pustekuchen. Erinnern sie sich noch an die Deutscharbeiten, wenn es hieß 'Wir schreiben einen Aufsatz'? Jaahaaaa, da ging regelmäßig ein Stöhnen durch die Klasse. Manchmal brauche ich mehrere Tage für einen Absatz. Glücklicherweise schreibt man heute am Computer. Kein Papierverbrauch mehr, und wenn man merkt, daß es Schrott ist, dann einfach markieren mit der Maus und.... DELETE."

"Ja da kenn ich was von", pflichtete Eugen bei, "mein Team und ich brüten auch oft über Videoaufnahmen und überlegen, wie man einen sinnvollen Beitrag hinbekommt. Mal haben die Leute Stuß geredet, mal hast du Wind im Audio. Dann lief einer durchs Bild oder die Kamera wackelte. Hin und wieder könnte man wahnsinnig werden."

Als Zustimmung bekommt er das Daumen-hoch-Signal gezeigt.

"Aber ihnen glückt doch auch mal etwas?"

"Ach na klar. Oft genug sogar. Ich habe auch schon Geschichten innerhalb eines Tages fertig geschrieben. Erst kürzlich, da gehts um einen Sommertag in der Stadt. Oder hier...... hören sie...... >Plötzlich spürte er, daß der Wagen auf der Vorderachse schwammig wurde. Ihm schoß der Gedanke, daß ein Luftverlust an einem der Vorderreifen jetzt äußerst unangebracht wäre, durch den Kopf. Da schmierte der Wagen auch schon nach rechts weg. Bevor er auch nur das Geringste tun konnte, hob sein kostbarer Spitfire über die Seite ab........ < Das ist ein Teil des Anfangs."

"Klingt jetzt aber eher nach einer Actionkomödie."

"Ich weiß", grinste sein Gegenüber, "und es endet damit, daß Frau beim Mann einzieht. Was dazwischen passiert, können sie sich denken. Und wenn sie es genau wissen wollen, lesen sie es nach. Die Geschichte wird in naher Zukunft ins Internet gestellt. Heißt übrigens >Du mich auch, du Trottel<"

"Danke", Eugen notiert den Titel, und den Namen der Webseite. Vom Hören-Sagen kannte er sie.

Anschließend studiert er noch einige Zeit die Notizen und Schmierzettel, und machte die eine oder andere Notiz für seinen Artikel.

>Tochter überläßt Mutti den Schlüssel zur Einliegerwohnung

Sie soll gelegentlich nach dem Rechten sehen, daß es dem Ehemann gutgeht und an nichts fehlt.

Mutti wundert sich und kuckt nach.

Der Ehemann liegt angebunden über dem Bock, nackt mit Augenbinde. Spreizstange.

Mutti überlegt nicht lange und beschließt die Gelegenheit zu nutzen, ruft ihre Kegelschwestern an (Telefonkette)<

Eugen zieht nachdenklich eine Augenbraue hoch.

>Inspiriert von Killing Eve (The Villanelle Files) im TV. Die Staffeln werden gerade sukzessive in die Mediathek eingestellt.

Eve kommt langsam wieder im Hierund Jetzt an.

....

....

....

Villanelle ..... Eve zuhause in London. Du hast nichts verstanden und jetzt zeige ich es Dir (Cunnilingus) (Folge 6 Staffel 1)

Vorweg die Wannenszene (abduschen) etc..... dann das Essen....... dann wird der Tisch brutal abgeräumt und Eve darauf fixiert mit vier Küchenmessern in Ärmel und Hosenbeine. Villanelle schneidet ihr die Wäsche vom Leib und ......... <

"Was mich noch interessiert. Wieso haben sie diese Mengen von Büchern hier stehen?"

"Zuerst einmal.... Lesen bildet per se. Und dann finde ich in den Büchern Inspirationen für meine Elaborate. Oder einfach nur eine Formulierung, ein Wort das mir fehlt, irgendwas wenn ich einen Hänger habe. Es sind nicht nur Romane aller Art. Dazwischen stehen Sachbücher und Biografien. Irgendwo muß auch ein Duden sein und ein Fremdwörterlexikon. Auch wenn Nachschlagewerke vom Internet abgelöst wurden. Ach ja, ein altes Grammatikbuch aus der Schulzeit habe ich auch noch rumliegen."

"Ein Grammatikbuch. Oha. Aber um auf die anderen Bücher zu kommen. Haben sie alle gelesen?"

"Ich habe nicht alle gelesen. Manche dafür mehrmals. Aber immerhin überflogen habe ich alle mindestens, und mit Spickzetteln versehen. Eines meiner Lieblingsbücher ist übrigens 'Die Briefstellerin'. Eine Liebeserklärung an die Sprache. Und im Keller lagern noch alte Filme auf Videokassetten. Auch eine gute Hilfe manchmal."

"Puuuhhhh. Videokassetten. Das ist ja aus Kaisers Zeiten."

"So in der Art. Aber mit den heutigen Angeboten im Fernsehen verzweifeln sie. In den alten Klamotten finden sie aber noch Galanterie, eleganten Wortwitz. Einfach genial."

Eugen dankt schließlich dem Autor für das Gespräch und wünscht ihm alles Gute und viel Erfolg.

Er hat die Hoffnung, daß er mit seinem Beitrag dem Mythos vom schreibenden Genie ein Ende bereiten könnte, und daß stattdessen jedwede Schriftstellerei als das anerkannt wird, was sie ist.

Mühsames Handwerk.

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