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Fasching Teil 1 von 8

Geschichte Info
Erotischer Roman über einen Arzt und drei junge Frauen.
6.2k Wörter
4.52
54.1k
21

Teil 1 der 7 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 04/05/2021
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Prolog

Corona hält die Welt nach wie vor im Griff und nach den Beschränkungen der Weihnacht sowie der abgesagten Sylvester-Sause, naht nun mit der bereits laufenden Faschingssaison bereits das nächste gecancelte Fest...

Meine alten Kolleginnen und Kollegen im Krankenhaus beneide ich keineswegs. Schon vor der Pandemie waren die Arbeitsbedingungen unter aller Sau.

Ich hatte die Arbeit immer sehr gern gemacht. Aber sie war der reine Stress, ein wahrer Knochenjob und ich war sehr froh, dass mich Melissa seinerzeit ermutigt hatte, das alles „an den Nagel zu hängen".

Melissa...

Mein Schatz war gerade mit ihren Freundinnen unterwegs -- Mädelsabend und die Kinder lagen beide im Bett.

Ich hatte es mir mit einem Bordeaux im Lehnsessel vor dem Kamin gemütlich gemacht. Die Buchenzweige knackten und die Flammen des Feuers züngelten in den schönsten Farben.

Beinahe alles war genauso, wie an jenem schicksalshaften Abend vor knapp 10 Jahren.

Und doch hatte sich alles geändert.

Das Haus war nicht länger kalt und leer; es lebte jetzt wieder und war ein Ort des Glücks und der Freude.

Ich war mit Melissa verheiratet und wir waren jetzt eine tolle Familie, ich trank nur noch aus Genuss Alkohol und mein letzter Joint lag auch schon ziemlich lange zurück.

Menschen verändern sich und auch ich hatte mich verändert -- zu meinem Besten, hoffe ich?!

Der Rotwein war gut.

Ich war fast ein wenig melancholisch -- im guten Sinne.

Unsere Geschichte hatte wirklich Potential.

Sie war ein wahrer Krimi.

Und zugleich auch eine Lovestory.

Ich sollte sie endlich einmal niederschreiben.

Ja wirklich!

Ich stand auf, holte den Laptop und den höheren Beistelltisch. Eigentlich war es unbequem hier im Sessel zu schreiben. Doch ich wollte jetzt nicht ins Arbeitszimmer gehen.

Der Platz war gut so.

Denn genau hier hatte alles auch angefangen.

Fasching 2011

Heute war ein richtig anstrengender Tag. Nach einem sechzehn-Stunden-Dienst in der Notaufnahme des nahe gelegenen Kreiskrankenhauses war ich mal wieder regelrecht fertig und froh, den Abend auf dem heimischen Sofa gemütlich ausklingen lassen zu können.

Dabei war es eigentlich für einen Faschingssamstag noch recht ruhig -- wenig Alkoholleichen und alkohol- oder streitbedingte Verletzungen. Der Wetterwechsel dieser Tage war eher typisch für Herz- Kreislaufbeschwerden und Asthma. Genau diese Art von Notfällen frequentierte den ganzen Tag beinahe im Minutentakt meine Notaufnahme...

„Herr Doktor Merten? Können sie mal dringend in die Eins? Infarkt!"

„Kai, kommt gleich wieder ein Rettungswagen mit ´nem Schlaganfall..."

So ging das in einem fort.

Am frühen Abend kaum nach Hause gekommen, war ein langes, heißes Bad der erste Luxus den ich mir gönnte. Sonntag und Montag hatte ich frei. Ich musste erst am Dienstag wieder zur Nachtschicht anrücken. Es hatte durchaus Vorteile, viele Stunden am Stück zu arbeiten. Man hatte dann mitunter mehrere Tage hintereinander frei, um sich zu erholen oder eben auch, um etwas zu unternehmen.

Obwohl ich eigentlich ein großer Fan von Fastnacht und Faschingsveranstaltungen war, kam ich dieser Kampagne irgendwie so gar nicht in Fahrt.

Das hing wohl auch damit zusammen, dass ich im September des vergangenen Jahres meine Eltern in einem hiesigen Pflegeheim hatte unterbringen müssen. Ihr Gesundheitszustand hatte sich binnen kurzer Zeit radikal verschlechtert.

Bis dahin hatte ich sie noch in Kooperation mit einem Pflegedienst hier im Haus betreuen können.

Und jetzt?

Jetzt lebte ich alleine hier in einem großen, ehrwürdigen Fachwerkhaus aus dem sechzehnten Jahrhundert mitten im alten Ortskern an der Hauptstraße.

Ich hatte Glück, heute so früh nach Hause gekommen zu sein. So konnte ich noch auf meinem Stammplatz parken. In der Mehrzweckhalle, keine zwanzig Meter Luftlinie vom Haus, fand heute Nacht ein Maskenball statt.

Eigentlich waren die immer legendär und genial. Es wurde nicht an den falschen Stellen gespart und es spielten immer zwei, drei sehr namhafte Bands auf.

In Kombination mit günstigen Preisen war das eigentlich immer eine Erfolgsgarantie, die Jecken und Tanzwütige aus Nah und Fern anzog.

Leider hatte es im vergangenen Jahr ziemlich viele Idioten angezogen, deren Selbstzweck im Komasaufen oder „Streit suchen" und weniger im Fasching und daran, Spaß zu haben, zu bestehen schien, weswegen ich damals die Party für mich einfach vorzeitig abgebrochen hatte.

In Anbetracht meines gerade erst beendeten Dienstes, war für mich die Sachlage heute eindeutig -- Musik, Glühwein, ein gutes Buch, Pasta, Seele baumeln lassen ... Das klang nach einem richtig guten Plan.

Folgerichtig hatte ich es mir hatte ich es mir im großen, behaglichen Wohnraum im Parterre gemütlich gemacht, den Kamin angefeuert und auf dem Sims stand ein offener Topf mit Glühwein. Die Luft war erfüllt mit den Aromen von Buche und Glühweingewürzen.

Musikalisch stand mir heute der Sinn nach ruhigen Rockballaden und eine passende Liste war schnell programmiert. Led Zeppelin, Deep Purple, Rainbow, Metallica, Motörhead und Black Sabbath -- alles was Rang und Namen hatte war vertreten, teilweise mit sehr langen, gefühlvollen Live-Versionen.

Draußen auf der Straße steppte unterdessen der Bär.

Viele waren unterwegs zum Maskenball und stimmten sich in kleinen und größeren Grüppchen, mit Sekt und anderem, bei mehr oder weniger lautstarkem Small Talk enthusiastisch auf den Abend ein.

Sah und hörte sich nicht so aus, als ob ich heute früh Ruhe finden würde.

Obwohl, mit ausreichend Glühwein ... ich musste ja heute kein Auto mehr fahren.

Deswegen packte ich auch meinen „Vaporisier" aus... Ein futuristisch anmutendes und sehr formschönes Gerät. Es war ein gradgenau justierbares elektrisches Heißluftgebläse, das passend temperierte Luft durch eine Glaskammer blies, damit ätherische Öle aus in der Kammer befindlichen Kräutern herauslöste. Diese mit Dämpfen gesättigte Luft konnte dann, wie bei einer Wasserpfeife, nur eben trocken, inhaliert werden.

Nun, man konnte Lavendel, Rosmarin, Thymian, Salbei oder Minze inhalieren -- machte ich auch des Öfteren.

Oder man nahm ein paar andere „Kräuter", wie Marihuana, Hanf oder Cannabis.

Gras in kleinen Dosen gönnte ich mir nur recht selten. Aber, wenn man fast sechzehn Stunden durchgearbeitet hatte, spürte man jeden Knochen. Auch war es schwer, nach so einem Dienst abzuschalten. Mit ein wenig Gras wurde der Kopf wieder frei und vor allem die Knochen wieder leicht und die überbeanspruchten Gelenke hörten auf zu schmerzen. Mir kam es nicht auf einen „Trip" an und wenn mich die Gelenke plagten -- so wie heute -, wirkte es auf mich auch nicht berauschend.

Also machte ich es mir auf der riesigen Couch mit dem achten Buch der „Game of Thrones"- Reihe bequem und kämpfte mich Kapitel um Kapitel, zusammen mit den Protagonisten durch die Welten Westeros. Nebenbei nahm immer wieder einen kleinen Zug. Ich war derart gefesselt von dieser Welt, dass ich gar nicht gemerkt hatte, wie die Zeit vergangen war.

Als ich das Buch aus der Hand legte und auf die Uhr schaute, war es bereits 01:45 Uhr. Ich stand auf, um mich zu erleichtern. Essen wäre jetzt auch gut. Ich hatte es schlichtweg vergessen. (Nein, nicht wegen der Drogen -- wirklich nur wegen des Buches...)

Wieder zurück, schürte ich den Kamin neu an, legte noch ein paar Scheite nach und öffnete die Fenster zum kurzen Stoßlüften. Draußen war es anscheinend etwas ruhiger geworden. Ich lehnte mich auf die Fensterbank und inhalierte die kühle, regenfeuchte Nachtluft.

Direkt vor dem Haus, erwehrten sich wohl gerade drei junge Vampirinnen eines Indianers im Vollrausch, der torkelnd versuchte, auf Tuchfühlung zu gehen.

„Hey du Depp, zieh Leine und lass uns in Ruhe. Wir haben keinen Bock auf dich."

Das Statement ignorierend, legte er seine Hände auf die Schultern einer der Frauen und ich war gerade im Begriff mich vom Fenster aus einzumischen, als ihr auch schon eine ihrer Freundinnen zur Seite sprang, um den Typen wegzuziehen.

Aber genau in diesem Augenblick passierte etwas, womit wohl niemand gerechnet hatte -- die Mädels am allerwenigsten.

Der Typ würgte kurz und erbrach sich schwallartig über die beiden.

Sie hatten keine Chance und der Magen war offensichtlich randvoll mit allem was Bar und Theke ihm geboten hatten.

„Jetz isses besser!" Mit diesen halb dahingelallten Worten ließ der Typ von den Zweien ab, drehte sich um und wankte weiter.

Die Dritte lachte spontan schallend los. Aber es war auch ein göttliches Bild, wie die beiden dastanden... wie sprichwörtlich begossene Pudel.

Oder eher wie „vollgekotzte" Pudel?

Spontan musste ich über beide Backen grinsen.

„Hör auf zu lachen, Elke. Das ist nicht komisch. Ich hab die Kotze im Gesicht, in den Haaren, auf dem Kleid. Es ist nur eklig!" Und diesen Ekel und diese Panik hörte man auch ihrer Stimme an.

Die Dritte, wohl Elke, hörte schlagartig auf zu lachen und sprang zu ihrer anderen Freundin, die sich an meine Hauswand lehnte und ihrerseits würgend, langsam zu Boden ging.

„Hilfe! Kann uns jemand helfen? Hilfe!"

„Kurzen Moment, ich komme und helfe euch!" mischte ich mich, halb aus dem Fenster gelehnt, von oben in den Dialog.

Elke sah kurz zu mir hinauf. „Danke. Kommen sie schnell!"

Bis zur Haustür waren es nur ein paar Schritte. Der Schlüssel hing griffbereit und rasch war ich am Hoftor. Mittlerweile hatte sich auch die eine Vampirin an der Hauswand übergeben.

Es war zwar schon ziemlich eklig, was mir da an Geruch in die Nase stieg, aber als Mediziner war ich einiges gewohnt und hatte eine extrem hohe Toleranzschwelle.

„Hallo, ich heiße Kai Merten und ich bin Arzt... wirklich!"

Ich ließ kurz meinen Blick über die drei zerzausten Geschöpfe der Nacht wandern.

„Ihr kommt am besten kurz mit rein, „verdaut" den Schreck und macht Euch mal frisch."

Ich fixierte kurz die Erste, die sich gerade mit nur mäßigem Erfolg, ein paar Brocken aus den langen roten Haaren und ihrem Gesicht zu entfernen versuchte. Sie betrachte etwas besorgt die anderen beiden.

Kurz nickte ich ihr zu. „Geht´s?"

„Ja. Danke! Ist total eklig. Danke, dass Sie uns helfen."

„Geh schon mal vor. Türen sind offen. Die Treppe hoch ins Hochparterre, den linken Flur nehmen und gleich die erste Tür links - da ist das Bad. Frische Handtücher und Waschlappen findest du im Schrank."

Sie ließ sich das nicht zwei Mal sagen. Und deutliche Erleichterung zeichnete sich in ihrem Gesicht ab.

„Vielen Dank. Ich bin Melissa", sagte sie im Gehen begriffen.

„Wie geht es ihr?" Statt Elke antwortete mir ihre am Boden kauernde Freundin.

„Etwas besser. Tut mir leid mit der Hauswand. Mir ist noch total schwindelig."

„Ist dir noch übel?" Ich beugte mich über sie. Im Licht der Straßenlaterne sah sie schlimm aus.

„Geht wieder."

„Wir sollten rein gehen. Da ist es warm. Du kannst dich setzen, durchschnaufen und dich frisch machen."

Ich wandte mich kurz an die Freundin: „Elke, ja? Ich bräuchte kurz deine Hilfe..."

„Ja, ich heiße Elke und das ist Sandra. Danke, dass sie uns helfen. Ich glaube, ohne sie wären wir jetzt wirklich aufgeschmissen. Was ein Depp! So ein Vollpfosten!!!"

Zu zweit halfen wir Sandra auf und führten sie in Richtung des Hauses. Ich schloss das Hoftor. Sandra war noch etwas wackelig auf den Beinen, sodass wir sie beide zusammen deutlich stützen mussten.

Ich merkte, dass ich mich dabei an Sandra ebenfalls beschmierte. Nur war ich das gewohnt und es machte mir deswegen ebenso wenig etwas aus, wie es Elke etwas auszumachen schien, die sich gerade ebenso einsaute.

Im Haus mussten wir erst einmal fünf Stufen zum Hochparterre überwinden, was aber recht gut ging. Schnell hatte ich mir aus der Küche einen Stuhl geholt und Sandra drauf platziert.

Sie bekam wieder etwas Farbe im Gesicht, aber „Vampirettenkostüm", ihr Gesicht und ihre hellbraunen, langen Haare, sahen nicht gerade sehr appetitlich aus.

Ich blickte an mir kurz runter und schaute Elke an. Irgendwie musste ich schon wieder grinsen.

„Hey, so zum Kotzen kann der Abend doch gar nicht gewesen sein?" Ein wenig Ironie und Süffisanz und schon ist aus so einer Situation die Spitze rausgenommen...

„Doch, eben war er es schon!" Elke musste wieder lachen und selbst Sandra konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

„Und wie geht´s jetzt weiter?"

„Gute Frage Sandra", entgegnete ich.

„Deine Freundin Melissa hat für sich anscheinend schon eine Antwort gefunden. Ich höre die Dusche."

Beinahe ungläubig sah mich Sandra an. „Die kann doch hier jetzt nicht einfach so duschen!"

„Seht euch an, warum denn nicht. Ich wollte es euch gerade anbieten. Mit ein bisschen Wasser und Seife wirst du das hier eher nicht in den Griff bekommen und -- Hand aufs Herz -- die Kleidung solltest du auch dringend wechseln..."

Mein Blick ging wieder zu Elke, die zustimmend nickte.

„Eigentlich betrifft das uns alle", ergänzte ich und zeigte demonstrativ auf meine Jogginghose und Sweatshirt.

„Im ersten Stock ist ein großes Badezimmer. Dort könnt ihr Euch zu zweit in aller Ruhe frisch machen. Ich lege euch noch ein paar große Handtücher raus und drei Bademäntel habe ich auch. Könnten allerdings etwas groß geraten sein. Könnt ihr jemanden anrufen, der euch frische Kleidung vorbeibringt?"

Wie immer, dachte ich eher pragmatisch. Auch hatte ich keinerlei Hintergedanken. Und dass sich mit all der Kotze keiner von uns wohl in seiner Haut fühlte ... das war ja nachvollziehbar. Aber bei dem Vorschlag mit dem Anrufen zuckte Sandra schon ein wenig zusammen.

„Geht´s? Glaubst du, dass du die Treppe schaffst?" hakte ich noch mal kurz nach.

„Schaffe ich!" Sie wechselte einen kurzen Blick mit Elke, die ihr aufmunternd zunickte.

Ich ging vor, die Treppe hinauf und zeigte den beiden „Blutsaugerinnen" das große Bad.

Man sah dem Haus seine Qualitäten nicht wirklich von außen an. Das Badezimmer hatte etwa fünfunddreißig Quadratmeter und war mit anthrazitfarbenem Granit gefliest. Es verfügte über eine große Dusche und eine große Whirlpool-Wanne - für „allerlei Wasserspiele" bestens geeignet. Auch hier gab es einen Kamin für die ganz "speziellen" Momente...

Meine Eltern waren beide Architekten, hatten sich in ihrem „alten Domizil" wirklich selbst übertroffen und ihre ganz eigene Traumwelt verwirklicht.

Ich folgte den Blicken der beiden Mädels, als sie eintraten.

„Ich wusste nicht, dass heute noch Besuch kommen würde. Deshalb habe ich auch nicht eingefeuert."

Was mit etwas humorvoller Ironie gemeint war, fiel den ungläubig dreinblickenden Gesichtern nach zu urteilen, auf ziemlich fruchtbaren Boden. Ich öffnete den Schrank, nahm ein paar große Handtücher und Waschlappen heraus, legte den Föhn bereit und zog den Wäschepuff unter der Waschanrichte hervor.

„Ich hole gerade noch die Bademäntel. Ihr könnt auch den Pool nutzen. Legt die Wäsche einfach in den Puff und stellt ihn vor die Tür. Ich lasse es dann gleich mit Desinfektionswaschmittel im Kurzwaschgang durchlaufen."

„Wo sind ihre Frau und ihre Kinder?" Die Frage kam von Elke.

„Keine lange Geschichte! Ich wohne hier allein. Vorher lebten meine Eltern hier, doch die sind seit Ende letzten Jahres in einer Senioreneinrichtung."

Man konnte eine Spur von Unsicherheit in ihrer Miene sehen. Sie war nach meinem ersten Eindruck die Souveräne von den Dreien.

„Keine Angst, Elke! Ich helfe wirklich nur. Jetzt hole ich mal eure Bademäntel, bringe auch eurer Freundin unten einen, mache mich selbst ein wenig frisch, lege die Wäsche ein und bin dann unten im großen Wohnzimmer. Lasst euch Zeit und kommt dann einfach runter. Ihr könnt die Tür von innen abschließen. Wenn etwas sein sollte, dann ruft kurz. Ich komme dann gleich."

Elke wusste, dass ich damit auf ihre Freundin Sandra anspielte. Aber die wirkte wirklich wieder stabil.

Im Nachgang betrachtet, mag es wirklich seltsam erscheinen, dass sich die drei darauf eingelassen hatten. Wahrscheinlich war es die Selbstverständlichkeit, mit der ich die Sache anging. Aber ich war auch offen und hegte keinerlei Hintergedanken, es war einfach der Situation geschuldet und mitunter verlässt man sich auf Instinkt, Bauchgefühl und auf die Sicherheit, die eine kleine Gruppe bietet.

Das Wasser unten in der Dusche lief noch -- ich hörte es an den im Altbau auf Putz verlegten Leitungen. Ich konnte es gut nachvollziehen. Schock und Ekel, da will man sich nur noch waschen -- wortwörtlich, wie auch im übertragenen Sinne.

Eine Etage höher, unter dem Dach, war mein Reich. Ich hatte verglichen mit dem mittleren, ein eher kleines Bad. Aber ich brauchte auch nicht lange, mich zu waschen, abzutrocknen und kurz umzuziehen.

Wieder unten angekommen hörte ich, wie Melissa gerade die Dusche abstellte. Ich trat vor die geschlossene Tür.

„Melissa? Ich bin´s, Kai Merten, der Mann eben von draußen. Deine Freundinnen sind oben im anderen Bad und nutzen auch die Dusche. Ich lege Dir einen großen Bademantel vor die Tür. Ich habe zwar nicht gesehen, wie deine Kleidung aussah, aber wenn die so wie die von Sandra oder Elke ausschaut und riecht, dann sollte die erst mal gewaschen werden."

„Danke Herr Merten."

„Kai."

„Danke Kai."

„In der oberen Schublade der Holzkommode ist ein Föhn und ein paar saubere Bürsten und Kämme liegen auf der Ablage unter dem Spiegel. Ich habe vor die Tür auch einen Wäschepuff für deine Schmutzwäsche gestellt. Wenn du mit allem fertig bist, kannst du gern ins Wohnzimmer kommen und auf deine Freundinnen warten. Die sollten aber noch einen Moment brauchen."

„Super. Ich will das Zeug auch gar nicht mehr anziehen. Das ist einfach nur noch eklig und stinkt. Aber ich werde mit dem Haar noch einen Moment brauchen."

Ich hatte mir Melissa gar nicht lange ansehen können... Langes rotes Haar, helles Gesicht, Sommersprossen. Langes Haar braucht immer lange. Richtig.

„Kein Problem, Melissa. Ich bin dann im Wohnzimmer. Und keine Angst! Ich werde nicht ins Bad kommen. Ich weiß, dass die Tür keinen Schlüssel hat."

„Glaub mir, das war gerade sowas von unwichtig für mich. Die Dusche... Das war wichtig. Wirklich nochmal Danke für deine Hilfe." Der Stimme war die Erleichterung deutlich anzumerken.

Ich ging kurz ins Wohnzimmer, schloss die Fenster, legte noch ein paar Holzscheite nach, danach kurz in die Küche, stellte schon einmal Tassen und Gläser parat und setzte Wasser für Tee oder Kaffee auf. Ich nahm noch etwas Glühwein aus dem Kühlschrank und füllte den Topf auf dem Kaminsims nach.

Die Musik spielte in Endlosschleife, aber ich hatte eine große Playlist programmiert und ich beließ es dabei. Passte irgendwie zur Situation.

Weshalb auch immer, zündete ich die Kerzen an, die überall im Raum drapiert waren. Das machte ich sonst auch immer -- es tauchte den Raum in ein schönes weiches und lebendiges Licht und zusammen mit dem Kamin und einer dezenten Beleuchtung, war das für mich in Kombination mit der in warmen Holztönen gehaltenen Einrichtung, einfach stimmig.

Nun musste ich noch die Wäsche in die Waschküche bringen. Die stank wirklich grottenerbärmlich, als ich sie einlegte.

Die Mädels hatten alle auch ihre Unterwäsche komplett mit reingelegt. Ich musste grinsen. Hatten sie sich nichts dabei gedacht, oder war die einfach völlig durchgeschwitzt. Na ja, die BHs von Melissa und Sandra hatten wohl auch was abbekommen.

Ich atmete tief durch, versuchte meine „Altherrenphantasien" zu unterdrücken, stopfte alles in die Trommel...

Dabei wurde ich mit einem Mal stutzig. Da war auch frisches Blut?! Seltsam! Was war denn hier los?!

Die noch oben liegende Kleidung von Melissa wies gleich an mehreren Stellen frische, kaum eingetrocknete Blutspuren auf -- und das nicht nur an Stellen, die klassisch mit dem „Frauentum" zu tun hatten.

Kein Kunstblut, wie ich es bei Faschingsvampiren eine Erklärung gewesen wäre. Echtes Blut - ich war Arzt.

Klappe zu, ich machte erstmal weiter und stellte die Waschmaschine an.

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