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Grober Sand 03

Geschichte Info
Endlich duschen. Herrlich. Fuck.
4.9k Wörter
4.26
7.4k
1
Geschichte hat keine Tags

Teil 3 der 9 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 08/18/2021
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Oh Gott, wo bin ich, was ist ...

Ich will aufspringen, aber mein Körper gehorcht mir nicht. Da bewegt sich gar nichts.

Arme ... Da sind Arme, die sich um mich schlingen. Die Panik in mir sagt, dass ich sie los werden muss! Aber eigentlich ist es doch angenehm ... Das Adrenalin verebbt wieder.

Ordne deine Gedanken. Erinnere dich. Ich lehne mich gegen den warmen Körper hinter mir.

Das erste, was mir in den Sinn kommt, sind Elektroschocks.

Oh ... Peinlich. Ich ... Hm. Sein Name ist Chuck. Nachdem sie meinen verletzten, kahlgeschorenen Folterknecht mitgenommen hatten, kam der zurück, der Chuck heißt. Ich mag ihn nicht. Er tut mir weh.

Ich will den Kopf schütteln, um den Nebel zu vertreiben und einen klaren Gedanken zu fassen, aber mir fehlt die Kraft. Stromschläge ... Ja, die Erinnerung kehrt doch langsam zurück. Er hat Kabel an die Gitterstäbe gebunden und dann ... Oh nein. Schmerz, Schmach ... Ich habe auf den Boden gepisst.

Das war seine Schuld. Meine Muskeln haben unkontrolliert gezuckt, der Schmerz hat alles erstickt, die Kontrolle ging verloren ... Seine Schuld.

Meine Augen fallen wieder zu.

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Sie schaudert und weckt mich damit auf. Mein Körper ist völlig steif. Nur mit Mühe kann ich die Lider öffnen, und ich versuche mich zu orientieren.

Ah, ja. Ich bin in der Zelle. Das Mädchen liegt in meinen Schoß, sie bewegt sich ein wenig, aber scheint noch zu schlafen. Vorsichtig taste ich nach ihrer Halsschlagader. Der Puls hat sich beruhigt, sie hat die Nacht überstanden.

„Bane, was zur Hölle tun Sie da?"

Wie ich diese Stimme hasse. Meine Nackenhaare stellen sich auf. Elender Scheißkerl, seine Lieblingsbeschäftigung besteht darin, seinen Untergebenen das Leben zur Hölle zu machen.

Ruhig bleiben. Nicht schnippisch werden.

„Sir, wäre es Ihnen lieber, wenn sie am Schock gestorben wäre?" Ich höre selbst, dass meine Stimme ätzend klingt. Wie war das mit dem nicht schnippisch werden? Was ist nur aus meiner Selbstbeherrschung geworden, auf die ich früher so stolz war?

Der Colonel seufzt. „Nein, Sergeant. Das heißt aber nicht, dass Sie mit Ihrem Subjekt kuscheln sollen."

Subjekt? Ich spüre die Wut zurückkehren. Noch bin ich ein wenig benommen, aber der Gefühlsteppich aus Angst, Frust und Hass nimmt nach wenigen Augenblicken erneut die Dicke an, die er sich in den letzten Monaten erarbeitet hat. Ich sehe wieder klarer. Diese psychische Belastung war es, die mich dazu getrieben hat, alle Moral über Bord zu werfen und meine Aggressionen an der Frau auszulassen, die er als Subjekt bezeichnet. Aber nach dieser Nacht, nachdem ich erkannt habe, was sie mit ihr gemacht haben, während ich weg war, und nachdem sie mich sediert haben, bin ich wieder mehr ich selbst.

Vorsichtig schiebe ich die Frau von meinen Beinen und halte einen Moment inne, um meiner Blutzirkulation die nötige Zeit zur Widererlangung der vollen Versorgung aller Körperteile zu gönnen. Ich schaffe es, mich ohne größere Verzögerung aufzurichten und verlasse die Zelle. Der Colonel baut sich vor mir auf, aber ich habe nicht die Geduld, ihm den nötigen Respekt zu zollen.

„Was erwarten Sie überhaupt von mir?"

Er verzieht den Mund. „Erfüllen Sie Ihren Auftrag."

Zumindest weiß ich jetzt, dass der Befehl für diese Scheiße von ihm kam. Woher auch sonst?

„Mit welchen Mitteln?" Oh, das klang wirklich etwas feindselig. Aber ein wenig Aggression in der Stimme verleitet ihn vielleicht zu ein paar ehrlichen Antworten.

Die Augen des Colonels verengen sich zu Schlitzen. „In aller Frühe schon so streitlustig, Sergeant?"

Ich kalkuliere seinen Reizbarkeitslevel anhand seines Gesichtsausdrucks. Es scheint, als ließe er sich noch ein bisschen weiter treiben. „Immer, Sir." Ich nehme Haltung an. Wie gern würde ich ihm ins Gesicht spucken.

Er starrt mich unverwandt an. „Nun, Sergeant, Sie haben völlig freie Wahl in Ihren Mitteln."

Tatsächlich. „Keine Regeln? Kein ... Völkerrecht?"

Für den Bruchteil einer Sekunde weicht der Colonel meinem Blick aus. Das ist für mich Antwort genug. Wenngleich ich keine offene Bestätigung erwartet habe, kostet es mich einige Überwindung, mich nicht zu einer heftigen Reaktion hinreißen zu lassen. Aber ich brauche Informationen. „Sir? Ich habe gestern bereits alle Einsatzregeln überschritten. Wollen Sie, dass ich weiter gehe?"

Ah, er zögert. Er weiß ganz genau, dass er mir das nicht bejahen, geschweige denn mir solche Befehle erteilen darf. Aber er verneint meine Frage auch nicht.

„Colonel, Sir, wie weit soll ich gehen?"

Er macht einen plötzlichen Schritt auf mich zu. Ich bewege mich keinen Millimeter, starre ihm ins Gesicht. Komm schon, sprich es aus!

Ich höre seine Zähne knirschen. „Sie werden alles tun, alles, um Ihrem Subjekt die Antworten zu entlocken, die wir haben wollen. Wir müssen wissen wo sie war, was sie weiß und wer sie ist. Egal wie! Es gelten keine Vorschriften, kein Völkerrecht!" Das letzte Wort kotzt er regelrecht aus.

Er packt meinen linken Oberarm, und ich weiß, dass er seine Finger mit voller Absicht in die Wunde gräbt. „Bane, reißen Sie sich zusammen! Die Sicherheit all Ihrer Kameraden hängt von Ihnen ab, von dem, was Sie von ihr erfahren. Sie ist keine von uns. Dieses Weib ist der Feind!"

Er dreht sich auf dem Absatz um und stürmt hinaus. Bevor er die Tür hinter sich zuwirft, zischt er mir noch eine letzte Anweisung zu: „Paragraph 14-2 hat Sie nicht zu interessieren!"

Ich bleibe sprachlos zurück.

Der ultimative Freischein.

--------------

Ist es möglich, seinen Ohren nicht zu trauen und zur gleichen Zeit nicht überrascht zu sein?

Paragraph 14-2. Ich kenne den genauen Wortlaut nicht, es ist eigentlich nur ein winziger Absatz in dem Monstrum von Regelwerk für den Einsatz in bewaffneten Konflikten. Dennoch ist es ein kleiner heiliger Gral der zivilisierten Nationen, der gerade zu Scherben zertreten wurde. Ich weiß in jedem Fall, dass mein Folterknecht sich jetzt nicht mehr am Riemen reißen muss. Der Colonel hat ihn gerade quasi dazu aufgefordert, seine aufgestaute sexuelle Frustration abzubauen. An mir.

Ich warte darauf, dass sich Angst einstellt. Ich sollte mich in der hintersten Ecke zusammenkauern und die Beine zusammenpressen. Doch ich liege einfach nur da, beobachte den Sergeant, der zu Stein erstarrt ist und die Wand ansieht, mit einen Ausdruck absoluter Leere in den Augen. Ich glaube es dauert fast zwei, drei Minuten, bis er tief Luft holt und sich zu mir umdreht.

„Hast du Hunger?"

Ich nicke automatisch. Er geht nach draußen und die Tür fällt zu.

Vorsichtig bewege ich eine Gliedmaße nach der anderen. Als ich mir sicher bin, dass alles noch da ist, raffe ich mich auf die Beine und hebe eine Decke auf. Unschlüssig halte ich sie einen Moment lang in der Hand. Einerseits will ich meine Blöße bedecken, andererseits gäbe ihm das etwas, das er mir vom Leib reißen kann. Das Zittern, das mich plötzlich erfasst, nimmt mir die Wahl ab. Ich wickle mir den rauen Stoff um den Körper und setze mich auf die Pritsche.

Mein Magen knurrt, mir ist übel. Ich betrachte die Toilettenschüssel in der Ecke. Doch sie erscheint mir sogar zu widerwärtig um auch nur reinzukotzen. Ich springe auf und tigere die zwei Meter meiner Zelle auf und ab.

Denk nach! Was ist zu tun?

Meine Ausbildung kommt mir in den Sinn. „Psychische Belastungserfahrung" haben sie es genannt. Ich fand dieses Möchtegern-Foltertraining damals schon lächerlich und jetzt noch viel mehr. Wie können gefahrlose Rollenspiele in engsten Grenzen einen Soldaten auf das hier vorbereiten? Damals - es kommt mir vor wie eine Ewigkeit -- habe ich meinen Ausbildern ins Gesicht gelacht. Jetzt betrachte ich meine zitternden Hände und erinnere mich an die Worte meines Hauptfeldwebels: „Als Frau ziehen Sie in einer solchen Situation immer die Arschkarte. Im Feld interessiert sich niemand für Paragraph 14-2.". Genau das war wohl der Grund, aus dem er mich später noch viel, viel weiter „ausgebildet" hat.

Der Sergeant ist wieder da. Er öffnet meine Zellentür, kommt herein und wirft mir eine braune Papiertüte und eine Flasche Wasser zu. Ich kann die Flasche gerade noch auffangen, aber die Tüte erwische ich nicht mehr. Der Inhalt verteilt sich über die Bretter.

Ich beobachte ihn lauernd, wie er sich einfach auf den Boden setzt, die Beine verschränkt und sich an das Gitter lehnt. Raschelnd fischt er zwei Scheiben Toast aus seinem eigenen Lunchpaket.

Verbissen sammle ich mein Frühstück auf und ich sehe aus dem Augenwinkel, dass er sich ein Grinsen nicht verkneifen kann, während ich einem Keks hinterherkrabble. Ich möchte ihm die ebenmäßig weißen Zähne ausschlagen.

Als ich mein Essen zusammengekramt habe, setze ich mich ihm gegenüber an die Wand und puste den Sand von einer Scheibe Brot. Unter der Pritsche finde ich noch eine Portion Honig und nachdem ich das kleine Plastikding endlich aufbekommen habe, verstreiche ich den Inhalt mit der Hand.

Ich lecke meine klebrigen Finger ab und im gleichen Moment fällt mir auf, dass das vermutlich die denkbar dämlichste Geste ist, die mir in diesem Augenblick in den Sinn kommen konnte. Er sieht mich an und schüttelt nur schmunzelnd den Kopf. Völkerverständigung in Reinform.

Meine Übelkeit lässt schnell nach, als ich das Brot verschlinge. Kohlenhydrate sind genau das, was ich brauche. Immer bei Kräften bleiben. Eine Plattitüde, aber eine der sinnvolleren.

Während ich esse, betrachte ich ihn. Er entspricht nur oberflächlich dem Stereotyp eines GIs. Der kahlgeschorene Kopf und sein muskelbepackter Körperbau lassen ihn zwar bedrohlich aussehen, aber seine Gesichtszüge verraten ihn. Die Lachfalten um seine Augen sind zu ausgeprägt, als dass man ihm Kaltblütigkeit unterstellen könnte. Seine Körpersprache ist selbstbewusst, doch sein gesamtes Verhalten vermittelt mir das Gefühl, dass er sich gegen die Rolle sträubt, die ihm der Colonel aufstülpen will. Er ist kein Folterknecht. Er könnte einer sein, wenn er es selbst wollte. Aber ich glaube, es liegt nicht in seiner Natur.

Er taxiert mich immer wieder unauffällig, während er so tut, als würde er sich auf sein Essen konzentrieren. Ich bin satt. Zeit, ihn herauszufordern.

Ich lege mein Lunchpaket zur Seite und greife nach der Wasserflasche. Wachsam verfolgt er jede meiner Bewegungen. Ich nehme einen kleinen Schluck. Nicht zu viel trinken. Vielleicht kommt Chuck mit seinen Kabeln wieder. Der Gedanke lässt mich kurz schaudern. Aber nur innerlich.

Ich sehe dem Sergeant ins Gesicht.

„Wirst du es tun?"

Er hält inne und starrt mich einen Moment lang regungslos an. Dann lässt er den Apfel sinken, in den er gerade beißen wollte, und legt nachdenklich den Kopf schief.

Ich warte. Er verzieht keine Miene. „Paragraph 14-2. Wirst du es tun?" Na komm schon, Soldat. Raus mit der Sprache.

Der Muskel an seiner rechten Wange zuckt ein wenig, ansonsten ist er völlig ruhig. Er sieht mir in mir die Augen. „Wenn du mich zwingst -- ja." Er nimmt einen Schluck aus seiner Wasserflasche.

Ich glaube ihm nicht. Er hat nicht das Zeug dazu. Die Sache mit dem Gürtel ist das eine. Er stand unter Stress, hat die Kontrolle verloren. Aber eine Vergewaltigung ist eine ganz andere Geschichte.

Es sei denn ... „Wie lange bist du schon hier?"

Ein kaum merklicher Schatten von Traurigkeit legt über sein Gesicht. „Zweieinhalb Jahre."

„Heilige Scheiße!", entfährt es mir. Okay, diese Zeitspanne in diesem Land würde vielleicht jedem „das Zeug dazu" verleihen. „Warum so lange?"

„Es gibt keinen Nachwuchs. Sie verlängern uns einfach immer wieder." Er zuckt mit den Schultern. „Ich kenne einen Kameraden, der schon fast vier Jahre hier ist."

Jetzt verstehe ich woher seine Wut kommt und weshalb er sich überhaupt dazu durchringen konnte, Gewalt anzuwenden. Aber ich muss weiter bohren.

„Glaubst du, dass die Informationen, die du von mir bekommen kannst, diesen Krieg verkürzen würden?"

Er lacht leise. „Nein, sicher nicht. Dieser Krieg wird nie enden."

Ich weiß was er meint. Es ist ein Kampf der Zivilisationen. Niemand wird gewinnen. Aber er kann seine Befehle nicht ignorieren, egal was er fühlt oder glaubt. Der Code wird mir wohl nicht mehr helfen, dennoch versuche ich es.

„Ich muss mit einem Aufklärungsoffizier sprechen, Sergeant."

Ganz langsam schüttelt er den Kopf. „Du erzählst mir, was du weißt, sonst niemandem." Krachend beißt er in seinen Apfel.

Hm. Das gefällt mir gar nicht. „Nur dir, okay ..." Ich trinke noch einen Schluck „Chuck darf ich also nichts erzählen? Nicht einmal dem Colonel?"

Er murmelt etwas. Ich glaube, es war „smart ass".

„Chuck hat mir gestern Nacht auch die ein oder andere Frage gestellt." Ich beobachte sein Gesicht, wie es sich plötzlich für den Bruchteil einer Sekunde verzerrt, um dann wieder gleichgültig zu werden. Als er nichts erwidert, schweigen wir. Nach einer Weile rafft er sich auf und sammelt die Reste des Frühstücks ein. Ich kann gerade noch einen Müsliriegel hinter eine lose Diele schieben.

Er steht auf und sieht auf mich herunter. „Du hast gehört, was der Colonel gesagt hat. Du weißt, was dir bevorsteht. Warum redest du nicht einfach?"

Ich sehe ihn an und Resignation macht sich breit. Ja, ich weiß, was mich erwartet. Aber ich bezweifle, dass ich es verhindern kann. Es ist auch egal, ob er es über sich bringt, seinen Auftrag auszuführen, denn in diesem Lager gibt es noch tausende andere Soldaten, von denen etliche diese Aufgabe wohl liebend gerne übernehmen würden. Wenn sie alle schon so lange hier sind ... Oh my.

„Die Geschichte ist zu unspektakulär, als dass ihr sie glauben würdet."

„Lass' uns das beurteilen."

Er zieht die Zellentür hinter sich zu und sieht sich langsam im Wachraum um. Er geht dazu über, einen Schrank nach dem anderen zu öffnen und wieder zu schließen, wobei er mich geflissentlich ignoriert. Ich frage mich, wonach er sucht. Ich betrachte ihn und mir drängt sich das Gefühl auf, dass er einen inneren Kampf mit sich ausficht. Immer wieder streift er mit den Fingern über die Bandage an seiner linken Schulter, während seine Augen jeden Gegenstand im Raum mustern. Schließlich gibt er es auf, zumindest die Geschichte mit den Schränken. Bevor er die Baracke verlässt, prüft er noch einmal das Schloss meiner Zelle und sagt: „Ich kann dich nicht schützen und ich kann meine Befehle nicht ignorieren. Überlege dir gut, ob dein Geheimnis es wirklich wert ist."

Nachdem er gegangen ist, lasse ich mich schwer auf die Pritsche sinken.

Ich weiß nicht, was ich tun soll. Es ist ein zutiefst beunruhigendes Gefühl. Eigentlich kann ich nur der Dinge harren, die da kommen. Aber ob es das alles wert ist, weiß ich wirklich nicht.

Ich glaube, dass die meisten Nationen, die in dieser Wüste kämpfen, allen voran die Amerikaner, Leute wie mich haben: Einsame Wölfe, die dort draußen herumstreichen und die Drecksarbeit erledigen, die eigentlich nicht getan werden darf. Alle wissen es, keiner sagt es. Warum soll ich ein Geheimnis wahren, das keines ist? Die Amerikaner nenne ihre Leute „Rogues". Wir nennen sie - vielmehr uns -- „Erlkönige". Wir Deutschen waren noch nie sonderlich gut darin, Dingen coole Namen zu geben.

Ich könnte mich gerade selbst ohrfeigen. Warum musste ich unbedingt die erste sein, die in feindliche Hände gerät? Wenn mein Gesicht erst mal auf CNN erscheint, ist es völlig egal, welchen Dienst ich unserer Seite in diesem Krieg erwiesen habe. Ich werde die nächste Lynndie England sein ... Heilige Scheiße. Zum Glück habe ich keine Familie.

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Ich habe, was ich brauche. Es sind nur ein paar Seile, Kabelbinder und ein alter Stuhl. Während ich zurück zur Gefängnisbaracke laufe, wird mir schlecht. Das, was ich vorhabe, ist so dermaßen FALSCH! Doch ich habe einen Plan. Es muss nicht auf das herauslaufen, was der Colonel will, aber ich kann sie es wenigstens glauben lassen. Ihr ordentlich Angst machen, ohne es wirklich durchzuziehen.

Sie sitzt auf ihrer Pritsche, noch immer eingewickelt in die Felddecke, obwohl die Temperatur schon längst über fünfundzwanzig Grad geklettert ist. Ich lege meine Ausrüstung ab, ziehe meine Uniformjacke aus und setze mich an den Schreibtisch in der Wachstube.

Bevor ich anfange, nehme ich mir etwas Zeit, um mich zu sammeln und die Frau zum ersten Mal wirklich zu betrachten.

Sie ist dünn, aber nicht abgemagert. Eigentlich überraschend, nach vier Monaten Gefangenschaft. Ihre Haare hängen ihr wirr und strähnig um das bleiche Gesicht. Wie kann sie so fahl sein, wo doch jeder in dieser Wüste zwangsläufig braungebrannt ist? Sie beobachtet mich, sieht mir direkt in die Augen. Wie alt sie wohl ist? Sicher noch irgendwas Mitte zwanzig. Die meisten Rogues, wenn sie denn eine ist, sind jung, sonst würden sie es dort draußen nicht durchstehen. Welche Wahnsinnigen schicken eigentlich eine Frau da raus? In diesem Land, in dem Frauen kaum mehr wert sind als Vieh. Sie muss zäh sein, sonst hätte sie es nie lebend hierher geschafft. Ihr hübsches Gesicht ist staubig, nur auf der Stirn glänzt ein wenig Schweiß.

Ich raffe mich auf und öffne die Zellentür. Sie reagiert kaum. Sitzt einfach da und sieht mich ausdruckslos an. Ihre Augen starren durch mich hindurch, sie ist ganz ruhig.

„Willst Du duschen?"

Sie zuckt ein wenig mit dem Kopf und runzelt die Stirn. „Was?"

„Duschen. Du weißt schon. Fließend Wasser, Seife und so."

Unschlüssig kneift sie die Augen zusammen. Sie unterstellt mir sicherlich Hintergedanken und ich kann es ihr nicht verübeln.

„Okay." Langsam steh sie auf und hält die Decke fest. Dann zieht sie einen Schmollmund und entblößt sich. Ganz Soldat, faltet sie das unförmige graue Ding und legt es akkurat ans Fußende der Pritsche. Als sie das militärische Ritual beendet hat, hält sie mir die Hände entgegen. Ich frage mich was sie von mir will, dann dämmert es mir. „Die Dusche ist gleich durch die Tür dort. Ich denke für die Paar Meter sind Handschellen etwas übertrieben."

Ich lasse sie vor mir her durch die besagte Tür gehen. Sie bleibt stehen und sieht sich um. Es ist eine ganz gewöhnliche Gemeinschaftsdusche, abgesehen von den fehlenden Trennwänden. Sie dreht sich zu mir um. „Warum so viele Duschen für nur drei Zellen?"

Ich deute auf die Stahltür am anderen Ende des Raums. „Da hinten ist der eigentliche Gefängnisblock, in dem die normalen Gefangenen sitzen."

Sie quittiert die Information mit einer erhobenen Augenbraue. „Gibt es auch die versprochene Seife oder nur klares Wasser?"

Ich öffne einen Spind und gebe ihr ein Fläschchen Shampoo und Duschgel. Sie grinst. „Ist ja wie im Hotel!"

„Nur dass du hier beim Duschen bewacht wirst."

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Natürlich meint er das völlig ernst. Ich könnte zwar nirgendwo hin, aber das hält ihn nicht davon ab, mir dabei zuzusehen, wie ich das Wasser aufdrehe und mich unter den Strahl stelle. Ich entdecke den nächsten Unterschied zum All-Inclusive: Kein warmes Wasser. Doch als ich das sandige Rinnsal betrachte, das im Abfluss verschwindet, fühle ich mich tatsächlich etwas besser.

Nun, da ich schon mal die Gelegenheit habe, koste ich den Luxus aus. Genüsslich verteile ich das Shampoo in meinen Haaren. Es riecht ziemlich männlich, aber das ist mir scheißegal. Es ist Shampoo! Das Wasser läuft kühlend und reinigend über meine Haut, und wenn ich die Augen schließe, kann ich mir fast einbilden, dass ich zuhause bin. Hochsommer, eine kalte Dusche und der Geruch der Zivilisation. Das Duschbad begeistert mich noch viel mehr, zumindest bis ich es mir gedankenverloren auf den Rücken reibe.

Sofort setzt das Brennen ein. Die Striemen sind heftiger, als ich dachte.

Im selben Moment werde ich mir auch wieder schmerzlich der Gegenwart des Sergeants bewusst. Er steht einfach da, ganz entspannt an die Wand gelehnt, und hält mir ein Handtuch bereit. Meine anerzogenen Reflexe bringen mich beinahe dazu, die Arme vor der Brust zu verschränken, bevor mir auffällt, wie lächerlich das wäre.

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