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Grober Sand 07

Geschichte Info
Stunde der Wahrheit.
5.3k Wörter
4.5
3.5k
1
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Geschichte hat keine Tags

Teil 7 der 9 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 08/18/2021
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Ich warte darauf, dass Niedergeschlagenheit eintritt. Verzweiflung. Wenigstens ein bisschen Melancholie. Aber da ist nichts dergleichen. Nur Gewissheit. Sie wollen mich nicht zurück.

Mein Hauptfeldwebel sieht mich an und forscht in meinem Gesicht. Er mustert die Hämatome, und seine Augen verengen sich zu Schlitzen. Es ist der Ausdruck der Wut, den ich so gut von ihm kenne. Dann erdet er sich. Sein Blick nimmt diese Färbung an, das Ruhige und Kalte.

„Ich bin nicht hier, um dich mit nach Hause zu nehmen."

Das wusste ich schon, als er ohne meine Uniform durch die Tür kam. Aber es aus seinem Mund zu hören tut weh.

„Sobald du diese Zelle verlässt, werden sie dich festnehmen."

Ironie. Dennoch nicht überraschend. Ich habe es geahnt. Nicht wahrhaben wollen.

„Du weißt warum?"

Ich nicke nur. Ich hatte Zeit, so viel Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, was passiert, wenn ich heimkomme. Ich bin das, was die Amerikaner disavowed nennen. Es gibt mich, aber ich darf nicht existieren. Sie haben mich ausgewählt, trainiert und losgeschickt. Aber nun, da ich meinen Auftrag ausgeführt habe, soll ich verschwinden. Die Öffentlichkeit darf nichts von mir erfahren.

Ein schiefes Grinsen tritt auf mein Gesicht. „Wo gehe ich jetzt hin? Guantanamo?"

Er stößt ein schnaubendes Lachen aus und sagt mir damit, dass ich recht habe, dass es wohl so laufen wird. Hochsicherheit, irgendwo, wo niemand Fragen stellt. Ich atme tief durch. Fahre mir über die Lippen, die sich zu einem düsteren Lächeln verzerrt haben. Ich spüre Risse, Schmirgelpapier. Eine Frage drängt sich auf: „Was tun Sie dann überhaupt hier?"

Er runzelt die Stirn. „Glaubst du, ich lasse dich einfach so über die Klinge springen?"

Ein kleiner Keim Hoffnung will sich regen, tief in mir, dann wird mir klar, dass er ein ebenso kleines Licht ist wie ich. Was will er schon ausrichten gegen den Staatsapparat, vertreten von ein paar hochrangigen Offizieren, die beschlossen haben, mich zu begraben. Er wird wahrscheinlich als Beigabe mit verscharrt.

Ich will diesen Gedanken in schonende Worte kleiden, doch mir fällt nichts ein. So zucke ich nur mit den Schultern und lege einen möglichst gleichgültigen Ausdruck auf . „Haben sie das mit den anderen Erlkönigen auch gemacht? Sie verhaftet?"

Sein Gesicht gefriert. „Das mussten sie nicht."

Es dauert einige Sekunden, in denen ich ihn dumm anglotze, bis die Bedeutung der Worte durchdringt. Tick, tick, tick ... Fuck. Denny und Tom. Die beiden sind vor mir aufgebrochen. Die Mission sollte jeweils nur zwei Monate dauern. „Sie sind nicht zurückgekommen."

Er schüttelt den Kopf.

Meine Erziehung sagt mir, dass ich jetzt Schock und Trauer fühlen sollte. Zwei Menschen, die ich kannte, sind tot. Aber alles, was ich empfinde, ist Ärger darüber, dass zwei gute Männer gefallen sind. Ich frage mich kurz, ob es daher rührt, dass sie „nur" Kameraden waren, oder daher, dass der Hauptfeldwebel sie als Instrumente für meine Ausbildung eingesetzt hat und ich sie deswegen ... nicht mochte.

Er knackt mit den Halswirbeln. Ich hasse diese Geräusch. Es verheißt nichts Gutes. Er sieht zu Bane hinüber, der ziemlich weggetreten in der Ecke liegt. „Hat er dir wehgetan?"

Die Frage klingt so absurd aus seinem Mund. Ich will ihn nicht anlügen, aber ich will auch nicht, dass er seinen Frust an ihm auslässt. „Der Colonel ... Er hat ihm irgendwas gespritzt. Erst dachte ich, er kratzt ab. Aber dann ist er ... Er hat sich selbst ans Gitter gekettet, bevor ..."

Mein Hauptfeldwebel nickt nur und gestattet mir damit, nicht weitersprechen zu müssen. Sein Blick ruht auf Bane. Ich sehe, wie die Kiefermuskeln arbeiten. Was geht gerade in ihm vor? Unvermittelt dreht er sich um, holt den Papierkorb aus der Wachstube und stellt ihn neben dem regungslosen Mann auf den Boden. Dann geht er in die Hocke und zieht etwas aus der Tasche. Er dreht das kleine Ding zwischen den Fingern, während er meinen verhinderten Folterknecht argwöhnisch betrachtet. Erst als er ihm den Gegenstand in die schlaffe Hand legt, sehe ich, dass es der Schlüssel zu den Handschellen ist, den er vorhin in der Wachstube aufgelesen hat. Er schließt Banes Finger darum.

Mein Hauptfeldwebel ist ein seltsamer Mensch. Ich kann ihn kein bisschen lesen, und das treibt mich in den Wahnsinn. Wenn ich nur drei Worte hätte, mit denen ich ihn beschreiben sollte, dann sind es diese: Kalt, arrogant und grausam. Aber so, wie er jetzt vor dem Sergeant kauert, entdecke ich eine ganz neue Seite an ihm. Er zeigt Respekt. Vielleicht ist es Einbildung, aber in diesem Moment scheint es mir, als würde er das Haupt senken.

Der Augenblick ist schnell vorbei. Er wendet mir den Kopf zu und fragt tonlos: „Du hast den Colonel also schon kennen gelernt?"

„Ja." Mehr kann ich nicht antworten. Ich habe den Colonel gesehen, seine Stimme gehört, seine ...- Moment. Das klingt ... Das klingt, als wüsste mein Hauptfeldwebel, wer der Colonel ist. Als würde er den Colonel kennen. Was geht hier vor sich? Was ... Wieso ... Ich strauchle hier im Dunkel und alle um mich herum wissen, was für ein Spiel läuft.

Verwirrung und Frustration lassen kleine Funken in meinem Kopf tanzen. Ich lege die Ohren an und starre meinem Ausbilder ins Gesicht. Er antwortet mir mit Misstrauen. „Dia, was hast du ihnen erzählt?"

Die Frage macht mich wütend. Ich habe ihnen NICHTS erzählt. Nun gut, von der Gefangenschaft. Aber nichts von Bedeutung. „Sie wissen meinen Vornamen."

Er zuckt mit den Schultern. „Den kannten sie ja schon."

Ich will bereits automatisch nicken, als plötzlich ein eisiger Klotz in meinem Bauch gefriert. Es braucht einen Moment, bis seine Aussage da ankommt, wo die Logik stattfindet. -Den kannten sie ja schon.- Meine Augen weiten sich. „Bitte was?"

Er zieht die Stirn in Falten. Erforscht meinen Gesichtsausdruck. Dann erkennt er die Fassungslosigkeit, die ihm entgegen kommt. „Sie wissen, wer du bist. Sie wussten es schon, als du durchs Tor gekommen bist."

Ich fühle in diesem Augenblick, ja, ich nehme es ganz bewusst und in aller Deutlichkeit wahr, dass mein Gesicht die Konsistenz verliert. Mein Unterkiefer gibt der Schwerkraft nach und folgt damit der Bewegung meines Magens. Dafür finden meine Hände plötzlich ihre Kraft wieder und ballen sich zu Fäusten.

Die letzten sechsundreißig Stunden spulen sich im Zeitraffer vor meinem geistigen Auge ab. Ohmacht, Aufwachen, Fesseln, Gürtel, Schläge. Finger. Schwänze in meinem Mund, Kiefersperre, mehr Schläge, irgendwas in meinem Arsch. Und Fragen, die ich nicht beantwortet habe.

Alles umsonst. Ich habe die Fresse gehalten, mitgespielt, und alles umsonst.

Das soll wohl ein Witz sein.

Er sieht, dass ich die Kontrolle verliere. Dass mir alles abhandenkommt, alles ... Er packt mich und zieht mich auf die Beine. Ich kann ihn nur ansehen und sein Gesicht hilft mir nicht. Eigentlich macht es alles nur noch schlimmer. Sie haben mich gequält und benutzt und jetzt soll ich noch den braven Soldaten geben? Er schüttelt mich, aber es ist nicht mehr viel in mir, das er wecken kann. Ich will nicht mehr mitspielen. Ihr habt mich alle verraten.

Mein Körper will nachgeben und zu Boden gleiten wie ein nasser Sack, aber er wird aufgefangen. Arme umfangen mich und halten mich fest. NEIN. Ihr könnt alle verrecken, lasst mich in Ruhe! Ich will nicht mehr.

Er wickelt mich ein in seine Umarmung und als ich mich wehre, nach ihm schlage und trete, ringt er mich zu Boden. Reißt mich zurück in die harte Realität.

„Ich habe dich nicht verraten. Ich bin immer noch hier." Mein Kopf wird auf den Boden gedrückt. Er liegt auf mir. „Du bist noch nicht fertig."

Ich will nach ihm krallen und mich endlich an jemandem rächen, mich an ihm rächen. Aber ich habe ihm nichts entgegenzusetzen. Hatte ich nie. Er lässt einfach sein Gewicht auf mir lasten und zwingt mich zur Ruhe.

Ich überzeuge meinen Körper weiterzuatmen. Sandkörnchen reiben an meiner Wange. Ich konzentriere mich auf das schabende Gefühl und erlange ein Minimum an Selbstbeherrschung zurück.

Er erkennt es und hebt sich ein Stück. Nachdem er sich versichert hat, dass ich nicht wieder ausraste, steht er auf und streckt mir die Hand hin. Ich ergreife sie, widerwillig, aber von alleine komme ich nicht wieder auf die Beine.

Mit den letzten Reserven kann ich mich aufrecht halten. Er betrachtet mich und er erkennt ganz genau, dass ich nur menschlichen Instinkten folge, die es nicht gern haben, am Boden zu kriechen. Es kommt nicht aus meinem Willen, dass ich aufgestanden bin. Es ist nur Psyche. Mir selbst wäre es bewusst scheißegal, ob ich immer noch im Dreck liegen würde. Es ist vorbei.

Er packt mein Kinn. Seine Finger graben sich in meine Wangen. „Diana."

Ich kann nicht ... Ich weiß, was er will. Ich soll ihm in die Augen sehen, aber ich kann nicht.

Er drückt meinen Kopf in den Nacken, und ich taumle rückwärts. Er lässt es geschehen. Ich stoße mit dem Rücken gegen die Gitterstäbe. Eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf fragt sich, warum ich denn nicht einfach aus der offenen Zellentür gehe und in der Wüste verschwinde. Keine Ahnung. Keine Lust.

Wieder greift er nach meinem Gesicht. „Diana, du musst mir jetzt zuhören."

Du kannst sagen was du willst, mir egal.

„Dia, du musst noch ein bisschen durchhalten."

Ich höre ein raues Lachen. Es kommt wohl aus meinem Mund, emotionslos und ohne Würde. Ich höre meine Stimme, die sagt: „Was willst du denn jetzt noch von mir?"

Seine Hand streicht über meine Wange und er sieht fast liebevoll auf mich herunter. „Dass du noch ein bisschen durchhältst. Du kannst es. Wenn es jemand kann, dann du." Seine Fingerspitzen fahren durch mein Haar.

„Es wird erst noch schlimmer, bevor es besser wird, Kleines." Er zieht mich an sich und hält mich nur durch seinen Körper aufrecht.

Ich habe ihm nichts mehr entgegenzusetzen. Als hätte ich das jemals. Draußen höre ich die Tür aufgehen. Egal. Solang er mich nur festhält.

Sein Blick geht an mir vorbei und der Griff um mich wird noch etwas enger.

Chucks Stimme zerreißt die Hitze. „Sicherheitsstufe Bravo."

Mein Hauptfeldwebel nickt. „Bunker."

Da lässt er mich los. Mein Rücken fällt gegen das Gitter. Ich sehe ihm in die um Verzeihung heischenden Augen, als mich jemand wegzieht und mir die Hände auf den Rücken fesselt. Wie durch einen Nebel beobachte ich, dass mein Hauptfeldwebel Chuck die Arme entgegenstreckt und sich ebenfalls Handschellen anlegen lässt. Mein Hirn will diesen Anblick nicht verarbeiten, also folge ich einfach dem Wink des Gewehrs, das auf mich gerichtet ist, und gehe durch die Tür auf den Gang zu den Duschen. Links neben mir ist eine weitere Tür, die mir gestern nicht aufgefallen ist. Sie öffnet sich und eine Treppe führt nach unten. Es gibt keinen anderen Weg, den ich gehen könnte.

...

Ich lasse mich die Stufen hinunter scheuchen, und eigentlich ist es gar nicht so schlecht. Ein wenig Kühle schlägt mir entgegen. Gierig sauge ich die modrige Luft in meine Lungen.

Unten angekommen passieren wird zwei weitere, diesmal schwere Stahltüren, bevor Chuck uns in einen winzigen Raum schiebt. Eine Zelle nimmt ein Drittel des Raums ein. Drei Wände und ein Gitter, drei auf ein Meter. Davor ein kleiner Wachraum mit Schreibtisch und Stuhl.

Ich frage mich, warum ich nicht kämpfe. Wäre das nicht die perfekte Gelegenheit zur Flucht? Nein, die hatte ich schon vor ein paar Minuten, als meine Zelle oben weit offen stand. Keine Lust. Keine Energie.

Chuck schließt die Gittertür hinter mir und meinem Hauptfeldwebel.

Was macht er hier? Ich muss ihn fragen. „Warum lassen Sie sich einsperren, mit mir? Sie werden doch auch verhaftet, Sie wissen genauso viel über dieses ... Projekt."

Er sieht mich an. Völlig gelassen. „Ich habe nicht vor, mich einsperren zu lassen."

Es kostet mich einige Überwindung, nicht lauthals zu lachen. Was entgeht mir gerade? Hat er Superkräfte, mit denen er einfach hier heraus wandert? Ich kneife mir in den Oberschenkel. Nicht lachen.

„Ich werde außerdem alles tun, was ich kann, damit du nicht in einer Zelle wie dieser endest."

Ich lasse die Finger über das kühle Metall des Gitters wandern. Schwermut überkommt mich. Es kostet mich alle Konzentration und doch kann ich meine Gefühle nicht ordnen.

Mein Hauptfeldwebel. Ich betrachte ihn. Sein geschorenes blondes Haar. Die Narbe an der Augenbraue. Ich wollte ihn schon lange fragen, woher sie stammt. Vielleicht ist dies die letzte Gelegenheit. Wie kann er in diesem Moment so ruhig sein? So distanziert wie immer. Er hält sich vielleicht für allmächtig, aber was will er noch tun. Es ist vorbei.

Seine kalten, blauen Augen bohren sich in mein Gesicht. „Dia. Du musst mir jetzt zuhören."

Seine Stimme ist eindringlich. Kein Befehlston. Und doch fokussiert sich mein Geist sofort auf ihn. Was hat er vorhin zu Scotty gesagt? ‚Lauf zu deinem Herrn'? Er ist mein Herr. Mein Meister. Wenn er dieses Ton anschlägt, sauge ich die Worte von seinen Lippen. So war es schon immer, und auch jetzt konzentriere ich mich auf seine Stimme, weil sie alles ist, das ich noch habe.

„Dia, es wird erst noch schlimmer, bevor es besser wird"´, wiederholt er und legt die Hände auf meine Schultern. Wann hat Chuck uns die Fesseln abgenommen? Ich kriege nichts mehr mit. Das ist schlecht. Ich muss wieder klar werden, Kontrolle zurückerlangen.

„Ich kann dich hier rausbringen. Aber du musst genau tun, was ich dir sage."

Ich nicke nur. Ich tue immer, was er sagt. Die Konsequenzen, es nicht zu tun, sind zu furchtbar.

„Ganz egal, was ab sofort passiert, ganz egal, was du hörst und siehst, du wirst den Mund halten, außer du wirst etwas gefragt. Du wirst mir nicht widersprechen. Du wirst nichts tun, du wirst nicht einschreiten. Und was auch immer passiert: Du wirst dich nicht wehren."

Plötzlich bin ich ganz wach. Du wirst dich nicht wehren. Diesen Satz kenne ich. Ich hasse ihn.

Seine Hände wandern von meinen Schultern zum Hals. Er packt mich und drückt die Daumen unter mein Kinn, so dass ich ihn ansehen muss. „Hast du verstanden?"

Ich nicke schwach. „Ja." Es ist nur ein Flüstern, aber es reicht ihm.

Er lässt mich los und wendet sich ab.

Seine Körpersprache irritiert mich. Mein sonst so unnahbarer Hauptfeldwebel ist auf einmal nervös. Er beginnt betont entspannt auf- und abzutigern. Er wartet auf irgendetwas. Ich drücke den Rücken an das Gitter und versuche, mich nicht anstecken zu lassen. Tiefe Atemzüge. Schließlich bleibt er stehen. Mit einem Seufzen lehnt er sich an die Wand und lässt sich zu Boden rutschen. Es sieht aus, als wäre er erschöpft, so wie er sich mit den Händen über den Kopf fährt und die Schultern hängen lässt. Er schaut mich an. Ich soll mich zu ihm setzen. Also gut. Ich lasse mich neben ihm nieder. Sofort legt er mir einen Arm um die Schultern.

Es ist ein seltsames Gefühl. Nicht die Berührung an sich, vielmehr die Erinnerungen, die sie weckt. Vier Monate in der Wüste und man vergisst so viel. Wie sich ein Mensch anfühlt. Zuneigung.

Ich gebe dem Impuls nach und lasse mich gegen ihn sinken. Seine Wange schmiegt sich an meinen Kopf. Es ist fremdartig. Ich betrachte mich kurz von außen. Hm. Sieht nicht falsch aus. Also nehme ich es an.

Er atmet tief ein. Und wieder aus. „Ich hab dich vermisst."

Hmm. Ich dich auch. Ich sauge seinen Geruch in mich auf. Vertraut. Beruhigend.

Ich bin schon dabei, mich in diesem Moment zu verlieren, da geht die Tür auf.

Chuck kommt wieder, und er hat Bones mitgebracht. Als sich das Stahlschott hinter ihnen schließt, muss ich schlucken, um den Druck in den Ohren auszugleichen. Bones bleibt vor der Zelle stehen. Mustert meinen Hauptfeldwebel und fletscht die Zähne. „Der verlorene Sohn."

Der Hauptfeldwebel lächelt kalt.

Bones starrt ihn an. Sein Gesicht verrät unzählige Emotionen. Die vorherrschende ist Schadenfreude. „Es war eine verdammt dumme Idee, hier aufzutauchen." Ein boshaftes Grinsen. „Er wird dich in deine Einzelteile zerlegen."

Mein Hauptfeldwebel zuckt nur mit den Schultern. Es ist kaum wahrnehmbar, aber ich glaube seine Finger drücken sich ein wenig fester in meine Schulter.

Chuck sieht zwischen den beiden Männern hin und her. Er hat offensichtlich genauso wenig Ahnung, was hier vor sich geht, wie ich. Aber er fragt nicht.

Ich habe nicht so viel Selbstbeherrschung. „Ihr kennt euch?"

Mein Hauptfeldwebel lacht trocken. „Oh ja." Ich sehe zu ihm auf. und sein Blick wird dunkel. Er entfernt sich, erinnert sich. Dann, endlich, liefert er.

„Vor acht Jahren wurde ich ausgewählt für eine Spezialeinheit. Es war der Vorläufer von dem, was du jetzt als Codename „Erlkönig" kennst. Es hat harmlos genug angefangen, als verschärfter Einzelkämpferlehrgang. Aber letztendlich mussten sie feststellen, dass unsere Ausbildung nicht weit genug ging. Also haben sie sich an die Amerikaner gewandt. Es war nur ein Gerücht, dass sie Leute hatten, die als Assassinen operieren sollten. Es stellte sich als wahr heraus."

Ich versuche, mich nicht von dem Gedanken ablenken zu lassen, dass ich keine neue Kreation bin. Es gab schon andere vor mir, vor uns, die diese Arbeit erledigt haben. Ein-Mann-Kommandos. Ausgesandt, um gezielt zu töten.

„Wir wurden trainiert, um unsichtbar und ohne Spuren präzise Schläge gegen den Feind zu führen. Aber sie hatten Skrupel. Wir wurden nie eingesetzt. Die Sicherheitslage war stabil genug, dass sie uns nicht unbedingt brauchten. Das hat sich in den letzten zwei Jahren geändert, mit den Politikern und Stammesführern, die jetzt das Sagen haben. Also haben sie eine neue Generation gezüchtet, wie dich. Männer, die sich in der Truppe noch keinen Namen gemacht haben und deren Verschwinden deswegen unauffällig wäre. Soldaten ohne familiäre Bindungen, ohne Verwandte und Freunde, die Fragen stellen würden."

Das ist ein ... schmerzhaftes Resümee, das er da von meiner Existenz zieht. Obgleich wahr. Keine Familie, keine Freunde, kein Leben. Nur Dienst. Es ist mir egal, ich wollte es ja so haben. Ungebunden sein, mein Ding machen. Anderseits ist es genau diese Existenz als einsamer Wolf, die mich jetzt an die Wand stellt. Wie dem auch sei -- er hat mir meine Frage noch immer nicht beantwortet. Woher kennen sie sich?

Ich registriere, wie er dir Arme vor dem Körper verschränkt. „Wie lang ist es her?" Er stiert Scott an. „Wann haben wir uns kennengelernt?" Scott schürzt die Lippen, als er unberührt fortfährt. „Jolly, Bones und Scott. In der Grundausbildung hatten wir uns schnell an der Spitze der Gruppe etabliert, wir waren die Besten. Dadurch haben wir die Aufmerksamkeit des Colonels erregt. Er nahm uns unter seine Fittiche und hat uns weiter trainiert. Wir wurden zum Rat Pack."

Ich zucke ein wenig mit dem Kopf. Runzle die Stirn. Der Colonel hat meinen Hauptfeldwebel ausgebildet. Ich lausche in mich und muss feststellen, dass mir schlecht wird.

Die Spezialeinheit ... das Rat Pack ... Alles was ich in meiner Ausbildung von ihm ertragen musste. All das kam schon aus der der Hand des Colonels. Ich habe plötzlich einen Brocken im Hals. Ich blicke von Chuck zu meinem Hauptfeldwebel und ...

Mein Körper wird zu Boden geschmettert. Er ist über mir. Hände legen sich um meinen Hals. „Du wirst dich nicht wehren." Er drückt das Knie zwischen meine Beine. Mit mit einer Hand öffnet er die Hose. Er reißt sie weit genug herunter, um die Finger zwischen meine Beine zu schieben. Sein Unterarm presst sich gegen meinen Kehlkopf . Ich versuche zu kämpfen, aber es ist zwecklos. Er ist zu stark. Er zieht den Finger zwischen meinen Schamlippen hindurch. Sein Atem wird schwer und er springt auf, reißt meinen Körper herum. Ich komme auf dem Bauch zu liegen. Ich will ihn abwehren, davonkriechen, aber er ergreift meinen Knöchel und zieht mich wieder zu sich. „Hör auf, dich zu wehren, Kleines. Du kannst nirgendwo hin."

Ich verdränge die Erinnerung. Es gibt zu viele Fragen, die ich im Hier und Jetzt beantwortet haben will.

Chuck kommt mir zuvor. Er ist aufgestanden und tritt vor das Gitter. Sein Blick ist geradezu ehrfürchtig. „Du bist Thor?"

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