Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Grober Sand 09 - Ende

Geschichte Info
Schuld & Syndrome.
4.9k Wörter
4.47
3.4k
3
Geschichte hat keine Tags

Teil 9 der 9 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 08/18/2021
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Eine schallende Ohrfeige reißt mich aus meinem Delirium.

„Wer wird sich denn hier ausruhen? Du willst doch den Spaß nicht verpassen!" Bones grinst mich breit an. Ein Klaps gegen den Hinterkopf weckt mich vollends. Ich funkle ihm hinterher, als er um mich herumgeht, verkneife mir jedoch eine bissige Antwort, die mich nur in Schwierigkeiten bringen würde.

Aber die braucht es gar nicht. Auch so nimmt er mir die Seile ab und hievt meinen Körper unter den Achseln in die Höhe, um ihn sofort mit dem Bauch voraus auf die Tischplatte zu befördern. Nicht nochmal ...

Scheiße, ich hätte nicht einschlafen dürfen. Jetzt bin ich reizbar und weinerlich. Das Geräusch von Bones' Gürtel, der geöffnet wird, stürzt mich in ein gewisses Maß an Verzweiflung. Reiß dich zusammen! Gnnn ... Ich muss wieder Herr meiner Sinne werden! Oder mich ablenken.

Ich schaue zum Hauptfeldwebel. Der ist noch immer im Dämmerzustand und nimmt nicht wahr, was um ihn herum passiert. Am Rand meines Blickfelds taucht Scotty auf. Er hat ein Dreiecktuch in der Hand, in das er gerade einen dicken Knoten macht. Dann geht er in die Zelle, greift durch das Gitter und hält ihm das Tuch vors Gesicht. Er packt das Seil, das um seinen Hals liegt. Zieht.

Mit einem gurgelnden Geräusch krampft sich der Hauptfeldwebel zusammen. Er reißt an den Fesseln, der Mund öffnet sich im Reflex. Blitzschnell wird ihm der Knoten zwischen die Zähne geschoben. Mit einem kalten Lächeln wartet Scott ab, lässt sich Zeit, und erst als die Vene an der Schläfe hervortritt, lässt er das Seil wieder los.

„Es sind inzwischen eine Menge Leute hier unten, die aufgrund der aktuellen Bedrohungslage allesamt sehr angespannt sind."

Ich will den Kopf nach der verhassten Stimme verrenken, bleibe aber regungslos und beobachte aus dem Augenwinkel, wie der Colonel auf den Hauptfeldwebel zutritt und den Knebel begutachtet. „Wir wollen die Männer ja nicht auch noch durch laute Schreie alarmieren."

Lächerlich. Das Tuch würde Schreie nicht dämpfen. Es dient nur der Erniedrigung.

De Colonel zieht meinem Hauptfeldwebel das Messer aus der Schulter und im gleichen Moment versenkt sich Bones in meinem Arsch.

Der Versuch, die Stirn auf den Tisch zu schlagen und so mittels Schmerzreiz alles Gefühl aus dem Rest meines Körpers zu verdrängen, wird von Scott unterbunden. Der kleine Pisser hat es vorhergesehen und mich an den Haaren gepackt, zwingt mich damit, dem Colonel zuzusehen, wie er das Kampfmesser in der Hand dreht und sich die nächste Stelle aussucht.

Der Hauptfeldwebel versucht sich vorzubereiten. Er beißt auf den Knebel und spannt sämtliche Muskeln an. Der analytische Teil meines Hirns fragt sich, ob es nicht sinnvoller wäre lockerzulassen. Aber was weiß ich schon.

Dann hat der Colonel sein Ziel gewählt. Er packt das Messer fester. Holt aus. Und rammt ihm die Klinge schräg unterhalb des Brustbeins in den Leib.

Der Hauptfeldwebel krümmt sich. Keucht.

Als er sich mit aller Kraft wieder aufrichtet, hat sich das Seil erneut um seinen Hals geschlossen. Krampfhaft versucht er einzuatmen, kämpft mit seinen Lungen, bis der Colonel die Schlinge endlich lockert.

„Keine Zeit zum Durchatmen, Thor."

Das Messer erhält nicht einmal die Gelegenheit zu tropfen. Es wird unter dem linken Rippenbogen ins Fleisch gebohrt. Er reißt an den Fesseln, rammt den Schädel gegen das Gitter, und seine Augen zucken in meine Richtung.

Verbissen halte ich seinem Blick stand. Ich sehe die Qualen, die er aussteht, sehe, dass er nicht mehr lang durchhält. Er versucht wieder ruhig zu werden, doch das Gesicht entgleist ihm, und er presst vor Schmerz die Lider zusammen. Seine Kiefermuskeln treten hervor.

Aber der Colonel ist noch nicht fertig. Statt den nächsten Stich zu setzen, wendet er sich ab. Richtet das blutverschmierte Messer auf mich. „Mund auf."

Bones hält still, und Scott zerrt mir den Kopf in den Nacken. Ich beiße die Zähne zusammen.

„Gehorche." Der Colonel starrt mich kalt an. „Oder ich schneide deinem geliebten Hauptfeldwebel irgendein nutzloses Körperteil ab."

Was soll ich dem entgegensetzen? Es ist alles andere als eine leere Drohung. Also tue ich was er sagt.

Er schiebt mir die Klinge in den Mund. Ich kann die Spitze am Rachen fühlen. Mit dem glatten, körperwarmen Stahl streicht er mir über die Zunge, dann dreht er sie und wiederholt die Bewegung. Der Geschmack von Eisen lässt mich beinahe würgen. Gerade rechtzeitig zieht er zurück, bevor ich mir den Gaumen aufschneide.

„Wie niedlich. Du willst ihn beschützen." Mit einem Knall rammt er das Messer neben meinem Gesicht in die Tischplatte. Unwillkürlich zucke ich. „Weißt du eigentlich, was du bist?", fragt er mich amüsiert.

Ich blicke hasserfüllt auf seine Brust und würde ihm gern sagen, dass die kommende Psychoanalyse mich einen Scheiß interessiert, aber da sind keine Worte. Nur das Blut des Hauptfeldwebels.

Mit der Hand im Nacken raunt er mir sein Gift ins Ohr. „Du bist der geprügelte Hund. Du bist das Tier, das seinen Herrn desto bedingungsloser verehrt, je mehr es geschlagen und getreten wird." Mitleidig streichelt er mir über die Wange. „Wer weiß. Wenn wir hier fertig sind, habe ich vielleicht die Muße, mir den gleichen Gehorsam von dir zu erarbeiten."

Das Würgen lässt sich nicht mehr unterdrücken. Es ist zu viel. Das Blut im Mund, die ätzende Berührung des Colonels. Bones beugt sich über mich, presst die Hand auf meine Lippen und hält meinen Kopf fest, so dass ich nur hilflos prusten, aber nicht spucken kann. Galle kommt hoch, ich muss dagegen anschlucken, der Geschmack wird unerträglich. Tränen. Es ist zu viel.

Bones fickt mich weiter, dabei zwingt er mein Gesicht wieder zum Colonel, der mit nun saubergelecktem Messer auf meinen Ausbilder zugeht.

„Vier aus sieben, Thor. So wie du aussiehst, wirst du die letzten drei nicht überstehen, ohne zu brechen." Seine Stimme trieft vor Hohn „Und dabei warst du so stark bisher."

Auf der unversehrten Gesichtshälfte des Hauptfeldwebels ist durch die dauernde Drosselung der Schlinge eine Ader in seinem Auge geplatzt. Das Weiße weicht dem dunklen Rot des sich ausbreitenden Blutes. Der Colonel legt ihm das Messer an den Hals. Sekundenlang verharrt er dort. Angst packt mich. Er kann nicht ....

Mit einem Ruck schneidet er das Seil durch und der Hauptfeldwebel saugt panisch Luft ein. Doch es bleibt ihm keine Zeit, die Fassung zurückzuerlangen. Der Colonel krallt die Finger um seinen Kehlkopf und setzt die Spitze der Klinge neben dem Hüftknochen an. Dann stößt er zu und das Messer dringt ein, um sofort wieder herausgezogen zu werden.

Der Hauptfeldwebel beginnt unkontrolliert zu zittern. Kalter Schweiß tritt auf seinen Körper und er schließt fest die Augen. Als er sie wieder öffnet, sucht er noch einmal meinen Blick.

Er kann nicht mehr. Er ist am Ende. Ich könnte nicht wegsehen, selbst wenn ich es wollte.

Der Colonel folgt dem Augenkontakt zwischen uns. Ein eisiges Lächeln tritt auf sein Gesicht. „Es ist also soweit." Er legt die flache Hand auf das Brustbein des Hauptfeldwebels und presst ihn gegen das Gitter.

Behutsam drückt er die Spitze des Messers über dem Schambein in die Haut. Eine kleine Kuhle bildet sich, die tiefer wird. Und tiefer. Ein Blutstropfen tritt hervor, der langsam anschwillt und nach unten rinnt. Das Messer arbeitet sich Millimeter um Millimeter vor, dringt träge und kontrolliert ein. Die Haut öffnet sich weiter, die hervorquellende rote Flüssigkeit wird dicker. Die Klinge schiebt sich in das Fleisch. Die Wunde klafft auf. Und dann geschieht es.

Der Blickkontakt bricht ab.

Er wirft den Kopf nach hinten, der Schädel knallt gegen das Gitter, und ein Stöhnen entweicht durch die zusammengepressten Zähne. Als die breiteste Stelle des Messers in seinen Bauch dringt, schließt er die Augen. Er beißt auf das Tuch, fletscht die Zähne, sein Gesicht verzerrt sich, und als die letzten Zentimeter der Klinge seinen Körper penetrieren, reißt er den geknebelten Mund auf.

Was daraus hervorkommt, ist ein gellender, markerschütternder Schrei.

Der Körper des Colonels spannt sich, erbebt, dann lässt er die Luft zischend zwischen den zusammengepressten Zähnen entweichen. Mit einem gutturalen Knurren breitet sich ein befriedigtes Lächeln auf seinen Zügen aus.

Er lässt den Schaft des Messers los und krallt ihm die Finger um das Kinn. Er sieht ins das blut- und schweißüberströmte Antlitz, starrt ihm in die Augen, und mein Hauptfeldwebel hält ihm nicht stand. Er senkt den Blick, und als der Colonel die Hand von seinem Gesicht nimmt, fällt sein Kopf kraftlos nach vorn.

Der Colonel lächelt. Erschöpft. Zufrieden.

Er hat gewonnen.

Ein letztes Mal betrachtet er das, was von Thor übrig ist, dann wendet er sich ab. „Werdet hier fertig und kommt in die Zentrale." Das Schott fällt hinter ihm zu.

Bones zieht seinen weich gewordenen Schwanz aus meinem Arsch und verstaut ihn schweigend und reichlich betreten in der Hose. Sogar ihm ist in den letzten Minuten alles vergangen. Chuck und Scotty vermeiden es tunlichst, in Richtung meines Ausbilders zu sehen, und auch mich würdigen sie keines weiteren Wortes. Also lasse ich mich auf den Boden rutschen.

Ich kann nicht mehr stehen, nicht mal mehr sitzen. Taub und leer kauere ich mich zusammen. Ich wünschte, ich könnte meine Hände hinter dem Rücken befreien, nur um mir die Ohren zuzuhalten, damit ich sein Giemen nicht mehr hören muss.

Scotty räuspert sich. „Können wir bitte sofort aus diesem Raum raus?"

Bones brummt nur zustimmend und richtet seine Uniform, Chuck ist überhaupt nicht mehr in der Lage zu sprechen. Sie sehen alle kalkweiß aus.

Wenn es denn möglich ist, weicht ihnen sogar noch etwas mehr Farbe aus den Gesichtern, als eine dröhnende Detonation durch die Wände des Bunkers vibriert.

„Was zur Hölle?" Sie sehen erschrocken zur Decke, dann fällt ihnen wieder ein, dass sie Soldaten sind, und geraten in Bewegung. Sie stürmen raus auf den Gang. Die Schutztür verriegelt sich.

Es folgen keine weiteren Explosionen. Zumindest keine, die hier unten fühlbar wären. Von draußen dringen wie aus weiter Ferne Rufe und das Geräusch von zahlreichen Menschen durch das Schott. Es kommt Bewegung in den Bunker außerhalb meiner eigenen kleinen Neun-Quadratmeter-Hölle. Doch hier drin herrscht bleierne Stille, nur durchbrochen von den rasselnden, schmerzerfüllten Atemzügen meines Hauptfeldwebels.

Die Minuten ziehen sich wie Kaugummi, werden zu einer nicht enden wollenden, zähen Masse. Mal Rufe, mal Stille von draußen. Ich habe schon lange jedes Zeitgefühl verloren und mein Hirn stellt sich auch die Frage nach den achtzehn Stunden nicht mehr. Irgendwann wird es wieder völlig ruhig vor dem Schott. Es könnte gerade eine gewaltige Schlacht über uns toben oder alles Leben könnte ausgelöscht worden sein. Keine Ahnung. Es interessiert nicht.

Dann setzt ein tropfendes Geräusch ein. Erst langsam und unregelmäßig, schließlich stetig. Es wird fast ein wenig nervtötend, als es sich auch nach einiger mit einem Mal wieder wichtig gewordener Zeit weigert aufzuhören.

Plopp.

Einundzwanzig, zweiundzwanzig.

Plopp.

Einundzwanzig, zweiundzwanzig.

Plopp.

Es dauert, bis mein Hirn sich dazu durchringt, mir den Ursprung zu erklären.

Ich zwinge mich, den Kopf zu heben. Aus meiner Position kann ich seine Beine sehen, die Uniformhose, die sich mittlerweile bis zu den Knien rot gefärbt hat. Die Hüfte. Den Unterbauch. In dessen Mitte das Messer steckt.

Plopp.

Einundzwanzig, zweiundzwanzig.

Plopp.

Vom Schaft tropft es auf den Steinboden. Eine kleine dunkle Lache bildet sich vor seinen Stiefeln.

Plopp.

Ich kann mich von diesem Anblick nicht mehr losreißen. Es ist zu entsetzlich. Wie ein Autounfall. Ich kann nicht wegschauen.

Der Riegel des Schotts wird geöffnet. Die Tür schiebt sich auf. Immer noch starre ich die rote Pfütze an.

Zwei Paar Kampfstiefel betreten den Raum. Eines davon bleibt neben mir stehen. Ich werde hochgezogen und auf den Stuhl gesetzt.

Plopp.

„Scheiße, ich hab keine Ahnung, wer die Schlüssel hat. Ich muss die Handschellen aufschießen." Eine Pistole wird gezogen und entsichert.

Plopp.

„Bist du wahnsinnig? Nicht hier unten!" Die Stimme kenne ich. Es ist eine gute Stimme.

„Oh, ja ... Richtig."

Ich schaue zu meinem Hauptfeldwebel hinüber. Er wird verdeckt von einer breiten Gestalt, die sich gerade die Uniformjacke auszieht. Den Körper kenne ich. Den Mann kenne ich. Er wird meinem Hauptfeldwebel nichts tun. „Oh Gott, er ist noch bei Bewusstsein." Der Mann zieht sein Shirt aus und wirft es in meine Richtung, dann schlüpft er wieder in die Jacke.

Ein Sturmgewehr hängt von seiner Schulter. Ich will es haben. Das Shirt wird mir übergestülpt. Ich muss kichern, es ist vieeeel zu groß!

„Ich fürchte, die Kleine ist durchgedreht."

Hey, nenn mich nicht so. Blödmann. Nur der Hauptfeldwebel darf Kleine zu mir sagen.

„Sie fängt sich wieder. Los jetzt!"

Als ich über eine Schulter geworfen werde, kann ich gerade noch sehen, dass die Seile zerschnitten am Boden liegen und Bane meinen Hauptfeldwebel auf die Füße hievt. Dann werde ich weggetragen.

Es geht die Treppe hoch, scharf links. Ein Gang, hier war ich schon, weiter durch eine schwere Stahltür. Duschen. Kenne ich auch. Dann noch eine Stahltür. Dahinter ... Fuck. Gefängnistrakt. Er hat nicht gelogen. Nur sind die Zellen alle aufgesprengt und leer.

Das Geräusch von Schüssen und kleinen Explosionen dringt an mein Ohr. Also doch nicht alle ausgelöscht. Als wir endlich im Freien sind, ist es schließlich der Geruch, der mich zurück in die Realität reißt. Es stinkt nach Feuer, nach Kerosin und Sprengstoff. Und sofort bin ich hellwach.

Meine Beine tragen mich von allein, als ich abgesetzt werde. „Streck die Arme nach hinten, ich zerschieße die Kette!" Ich tue, was er sagt, und kurz darauf klingeln mir zwar die Ohren, aber ich kann mich endlich wieder bewegen. Als ich mich nach meinem Befreier umdrehe, kann ich kaum glauben, dass ausgerechnet er es ist.

Scott packt mich am Handgelenk. „Komm schon, der Transport wartet nicht ewig!"

Ich ramme die Fersen in den Sand. „Nein! Der Hauptf-„

„Bane bringt ihn mit! KOMM JETZT!"

Ich reiße mich los und renne zurück in den Zellenblock. Doch Scott hat die Wahrheit gesagt. Bane taucht am anderen Ende auf, er hat sich meinen Hauptfeldwebel über die Schultern gelegt. „Diana, nimm meine Waffe!"

Das muss er mir nicht zweimal sagen.

----------------

Thors Blut hat meine Uniformjacke schon durchtränkt und trieft mir den Rücken hinunter, bevor ich die Treppe ganz oben bin. Es ist mir ein Rätsel, wie er in diesem Zustand überhaupt noch bei Sinnen sein kann.

Diana stürmt mir entgegen. Sie sieht mich panisch und gleichzeitig erleichtert an. Doch als ich ihr zurufe, dass sie das Gewehr übernehmen soll, verändert sich der Ausdruck. Sofort ist sie bei mir und reißt es mir regelrecht von der Schulter. Sie entsichert, spannt und postiert sich schräg vor uns. Wir rücken vor.

Draußen durchdringt mich wieder der Geruch des Gefechts, aus dem ich mich ausgeklinkt habe, um eine Frau zu befreien, die ich nicht kenne und die mir vielleicht das Ende meiner Tage beschert hat. Und eben diese Frau steht jetzt neben mir, nur mit meinem Shirt und meiner M16 bekleidet, und doch fühle ich mich nackter als sie. Denn ich muss mich jetzt auf sie und Scotty verlassen, uns sicher zum Transport zu bringen.

Scott läuft voraus, Diana bleibt an meiner Seite. So wie sie sich bewegt, die Augen überall gleichzeitig hat, sehe ich mich endlich in dem Wissen bestätigt, dass sie eine von uns ist.

Das Epizentrum des Gefechts liegt am Haupttor, fast 500 Meter entfernt. Wir arbeiten uns hinter den Baracken entlang und bleiben unentdeckt. Der Hauptfeldwebel gibt keinen Laut von sich, obwohl er Qualen leiden muss. Ich bewege mich so geschmeidig wie möglich, aber als Schüsse neben uns im Sand einschlagen, kann ich mich nur in Stellung werfen, und er stöhnt auf.

Diana braucht keine Sekunde, um die Quelle auszumachen und zu feuern. Zwei Kugeln, zwei Schreie. Der Beschuss endet.

„Wo ist Bones, wenn man ihn braucht? Morphium wäre jetzt echt hilfreich." Scotty späht um die Ecke. Wir bleiben einen Moment an Ort und Stelle, um sicherzugehen, dass nicht noch mehr Rebellen in der Nähe sind.

„Es wäre schon hilfreich, wenn er einfach nur ohnmächtig wäre wie ein normaler Mensch!", zische ich.

Diana gibt uns ein Zeichen und wir bewegen uns in geducktem Laufschritt weiter.

Nach wenigen Metern zieht Scott mich hinter einen Container und bedeutet uns anzuhalten. „Bewegung auf drei Uhr." Diana sprintet hinter die nächste Deckung und sichert in die angegebene Richtung. Sie wartet, lauscht. Dann signalisiert sie weiterzugehen.

Wir schleichen uns am Rand des Geländes entlang. Jetzt wird es haarig, denn wir sind am Munitionslager angekommen. Schüsse und gebrüllte Befehle werden lauter. Der Helikopter ist in Sichtweite, die Rotoren sind bereits angelaufen, doch zwischen unserer Stellung und dem Helipad liegen hundert Meter freies Feld. Wir sitzen fest. Fuck.

„Scotty, du musst uns Feuerschutz geben."

Er zeigt mir einen Vogel. „Ihr schafft es nie zu dritt da rüber, ohne abgeknallt zu werden!"

„Na schön." Ich lasse Thor zu Boden gleiten, lehne ihn an die Wand und spähe um die Deckung. „Von hier aus erkenne ich acht Mann von uns am Depot, drei oder vier Tangos hinter der Baracke. Wir warten, bis ..."

„Dann ist der Heli längst weg!" Scott wird aggressiv.

Thors Hand schließt sich um meinen Arm. „Nur sie. Jetzt. Sofort." Er funkelt Diana unter schweren Lidern an. „Geh!"

„Schnauze!", faucht sie. „Ihr haltet die Towelheads nieder, ich trag ihn rüber."

Die Power hat sie nicht. „Nein, ich mach d-"

„Diskutiert nicht!" Sie drückt mir mein Gewehr in die Hand und greift nach dem Hauptfeldwebel, will ihn auf ihren Rücken ziehen -- und fängt sich einen Schlag von ihm ein.

Es reicht. Ich zerre ihn von ihr weg und packe ihn wieder auf meine Schultern. Mir scheißegal, was die beiden für ein Problem haben, das hier dauert schon viel zu lang. Der Transport hebt jeden Moment ab und für eine Seifenoper ist keine Zeit. „Scott, FEUER!"

Ich sprinte los. Sie ist zum Glück geistesgegenwärtig genug, die Waffe wieder an sich zu reißen, und beginnt zu schießen, während sie mir zum Helipad folgt. Scott ballert hinter uns aus der Deckung, und endlich sehen uns die Männer im Hubschrauber. Sie beginnen ebenfalls in Richtung Feind zu entladen, über unseren Köpfen bricht das absolute Chaos los, aber wie durch ein Wunder schaffen wir es.

Sie sitzt auf und zieht ihn hoch. Aus Scottys Richtung kommt ein Schrei. Ich fahre herum und sehe noch, wie er getroffen zu Boden geht. Scheiße ... Ein letztes Mal wende ich mich Diana zu und ergreife ihre ausgestreckte Hand. „FLIEGT LOS!"

Sie hält mich fest. Fuck, was tut sie denn?

„Bane, komm mit!"

Nein, ich kann nicht! Ich muss Scotty helfen! Also reiße ich mein Handgelenk aus ihrer Umklammerung und renne los. Achtzig, sechzig, zwanzig Meter ... geschafft. Ich werfe mich neben Scott in den Sand und ziehe ihn hinter die Deckung.

Er blutet aus zwei Treffern an der Schulter, aber er lebt noch. „Scotty, durchhalten!" Während ich seine Wunden notdürftig abdecke, krallt er sich mit letzter Kraft an meinen Unterarm.

„Bane, du musst verschwinden! Der Colonel ... Er wird uns umbringen!"

„Wird er nicht. Er ist nicht allmächtig." Er muss weiterreden, sonst verliert er das Bewusstsein. Also frage ich ihn: „Warum hast du mir geholfen, sie rauszubringen?"

Er lacht. „Keine Ahnung. Es schien ..." Er fängt an zu husten. „Es schien .... Ich wollte einfach mal ... einfach mal ..."

Der Beschuss in unsere Richtung hat aufgehört, aber das Gefecht am Depot ist zu heftig, als dass ich ihn direkt zum San-Zelt bringen könnte und der Weg außenrum ist zu weit. Wir müssen ausharren. Und er muss weiterreden. „Was? Was wolltest du?"

„Ich wollte ... das Richtige tun. Der Colonel ist wahnsinnig. Er ist zu weit gegangen. Er wird ..." Ein Hustenkrampf schüttelt ihn und er spuckt Blut. „Er hat uns alle ... zugrunde ..."

12