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Grober Sand 09 - Ende

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Ja, ich weiß was er meint. „Warum folgt ihr ihm dann?"

Scotty sieht mich verwirrt und halb weggetreten an. „Weil ... Wenn er dich haben will, dann hast du keine Wahl." Er lacht und hustet. „Er hat einen verdammt langen Arm." Aus seiner Schulter kommt immer mehr Blut und auch das Rinnsal zwischen den Lippen wird dicker. Ich kann nicht mehr warten. „Ich muss dich zu den Sanis bringen, Scott." Als ich versuche, ihn hochzuziehen, schreit er auf.

„Nein! NEIN! Lass mich runter ... Ich will nicht ..." Er wehrt sich mit erstaunlicher Kraft. „Wenn sie mich flicken ... Der Colonel ... Lass mich doch einfach jetzt verrecken!"

Scheiß auf sein Delirium. Entschlossen packe ich zu und schleife ihn aus der Deckung, um loszusprinten, aber plötzlich schlägt er wild um sich und trifft die Schiene an meinem gebrochenen Arm. Vor Schmerz muss ich ihn fallen lassen.

Als ich zähneknirschend versuche, ihn wieder hochzuzerren, spüre ich noch, dass etwas in meinem Brustkorb einschlägt.

Das Letzte, was ich sehe, ist der Heli, der unter Beschuss abhebt. Dann kommt der Sand auf mich zu und es wird schwarz.

--------------------------------

„Es war nur von dem Mädchen die Rede!"

„Scheiß egal, beweg uns hier raus!"

„Aber der Colonel ...„

„FLIEG, DU IDIOT!"

Der Helikopter löst sich vom Boden und schwenkt über das Lager. Ich blicke nach unten. Überall brennt es, wird gekämpft. Die Überreste eines geplatzten, qualmenden Tanklasters liegen dort, wo das Haupttor sein sollte. Es muss ein massiver, konzertierter Angriff gewesen sein.

Als wir über das schwelende Loch im Boden fliegen, das vor gefühlten Sekunden noch die Gefängnisbaracke war, reiße ich meinem Hauptfeldwebel in einem spontanen Impuls die Hundemarke vom Hals, breche ich sie auseinander und werfe die Hälften in den Krater.

Erschöpft sinke ich in die Gurte. Die Männer um mich herum mustern mich, aber sie stellen keine Fragen. Der bunten Ausrüstung nach wohl Black Ops. Als sie beginnen, meinem Hauptfeldwebel Verbände anzulegen, schreckt einer von ihnen zurück.

„Oh Mann, der Typ ist noch wach!"

Ein belustigtes Schnauben. „Der Typ? Weißt du nicht, wer das ist? Das ist Thor."

Plötzlich tritt Schweigen ein. Ehrfurcht.

Nach einigen Minuten in der Luft weist der Anführer einen der Männer an, ihm eines der Päckchen zu geben, die im hinteren Teil lagern. Er schneidet es auf und pult eine braune, klebrige Masse heraus.

„Das wird die Kunden nicht freuen, wenn was fehlt."

„Scheiß drauf." Das Päckchen wird wieder verstaut. „Der Mann hat mir mehr als einmal den Arsch gerettet. Da rechtfertige ich mich im Gegenzug gern für ein Paar Gramm."

„Der Ty... Thor. Er kriegt doch eh nichts mehr mit, so wie er aussieht."

Der Anführer lacht bitter. „Er ist hellwach." Aus dem braunen Zeug drückt er zwei kleine Plättchen zurecht, die er meinem Hauptfeldwebel hinter die Unterlippe schiebt. „Irgendwas ist bei ihm falsch programmiert, irgendwelche Synapsen nicht richtig verdrahtet. Er kann nicht ohnmächtig werden. Und glaub mir, der Colonel hat es oft genug versucht. Ein bisschen Betäubung ist das mindeste, was ich für ihn tun kann."

Er wendet sich mir zu. „An unserem Ziel bringe ich euch erst mal zu jemandem, der ihn wieder zusammenflickt. Ich schicke dir einen Kontakt, der euch dann die Weiterreise organisieren kann. Und Pässe."

Ich nicke nur stumm. Nicht mehr aufnahmefähig. Das Dröhnen der Rotoren ist angenehm. Beruhigend.

Einer der Männer fängt an zu grinsen. „Die Kleine könnte uns doch für den Transport entlohn...„

Ein Faustschlag. „Krankes Arschloch! Wir sind keine Tiere."

Gesprächsfetzen, die an mein Ohr dringen. Mir egal.

------------------------

Hier scheint die Sonne. Jeden Tag. Und es gibt Sand. Aber er hält sich in Grenzen. Liegt am Strand, da wo er hingehört.

Ich könnte dem Rauschen des Meeres stundenlang zuhören. Einfach nur dasitzen. Lauschen.

Nachts ist es hier ziemlich hell. Deswegen war die alte Frau wohl so froh, diese Hütte endlich loszuwerden. Über den Hügeln am anderen Ende der Bucht, wo amerikanisches Staatsgebiet liegt, leuchten die Scheinwerfer jede Nacht. Das amüsiert mich herzlich.

Amerikanische Dollars kaufen auf dieser Insel alles. Die „Hütte", eigentlich eine regelrechte Finca, in der wir jetzt wohnen, ist rustikal, aber irgendwie ... heimelig. Alles was man braucht. Am Meer, Sandstrand, rauschende Wellen. Rum und Cola. Vergessen. Heilen.

Wir sind jetzt hier seit ... Lass mich überlegen. Ja, es dürften schon so um die zwölf Wochen sein. Zeit spielt hier nur eine nebengeordnete Rolle. Die Sonne scheint, das Meer brandet.

Am Anfang schweigen wir. Tagelang, wochenlang kein einziges Wort. Er hasst mich. Er hasst mich, weil er nicht in der Wüste sterben durfte, wie er es geplant hatte. Nun, sein Pech.

Das Konto war gut gefüllt. Mit Drogengeld, wie ich jetzt weiß. Damit kann man sich hier verdammt viel leisten.

Das Meer rauscht.

Jeden Abend setzt er sich an den Bettrand und ich wickle die Bandagen ab. Besehe die Stiche. Sie heilen vor sich hin. Ich versorge seine Wunden, dann bedecke ich sie mit frischen Verbänden.

Meine Welt war schon immer sehr klein, wenige Menschen darin. Seit fast fünf Jahren gab es eigentlich nur noch ihn. Und ich fühle mich wohl, nur mit ihm.

Jeden Abend, bei diesem Ritual, entdecke ich neue Narben. Das meine ich nicht metaphorisch. Nein. An seinen Handgelenken, auf seinem Rücken, an seinem Hals, auf seiner Brust. Narben von Schnitten, von Verbrennungen, von Fesseln. Schusswunden. Jedes Mal. Er sagt nichts, wenn ich die Fingerspitzen über die entstellte Haut gleiten lasse. Er erträgt es stumm. Vielleicht genießt er es sogar, dass ich Körperteil um Körperteil ein Stück seiner Vergangenheit erkunde.

Aber dann gibt es diese Nächte, in denen ich aufwache und er nicht mehr neben mir liegt.

Am Anfang geriet ich in Panik. Irrte durchs Haus, jede Nacht befürchtend, eine Blutlache zu entdecken oder seinen erkalteten Körper an einer Schlinge.

Schließlich stellte ich aber fest, dass ich nur seinen Fußspuren im Sand folgen muss. Dann finde ich ihn am Wasser. Da sitzt er zusammengekauert, mit hängenden Schultern, und sieht aufs Meer hinaus. Ich bleibe in diesen Nächten einfach auf den Stufen vor dem Haus sitzen und warte.

Irgendwann, ich weiß nicht mehr wie viel Zeit wir damit verbracht haben, uns anzuschweigen, habe ich eines Morgens in der Küche ein Glas fallen lassen. Vor Wut habe ich gleich noch ein zweites an die Wand geschleudert. Dann habe ich mich auf dem Boden zusammengerollt und versucht, nicht mehr weiterzuleben.

Nach einer Weile, vielleicht auch Stunden -- es war schon dunkel -- hat er mich so gefunden. Hat sich neben mich gekniet und mir einen Arm um die Schultern gelegt. Mit der andern Hand hat er mir die Splitter aus der Haut gepflückt. Dann saßen wir da. In unserem Scherbenhaufen.

Stumm hat er mich an sich gezogen, meine Wange an seine Brust gedrückt. Und ich habe geflennt. Wie ein Kind. Die ganze Nacht lang. Er saß einfach da, hat mich festgehalten, bis seine Verbände und mein Haar von Tränen durchweicht waren.

Und jetzt? Jetzt leben wir hier so vor uns hin. Und heilen.

Ab und zu sehe ich die Listen durch. Bones hat die große Schlacht um das Lager nicht überlebt. Chucks Name tauchte ein paar Wochen später auch auf, ohne Angabe der Umstände. Also ein Unfall. Oder Selbstmord.

Er hat mir von ihnen erzählt. Von Bones, der eigentlich Bernard Holmes hieß, ein gutmütiger Kerl war und bei der Army Medizin studieren wollte, bevor er dem Colonel begegnete. Von Jolly, dem Piloten und ursprünglichen Mitglied des Rat Packs, der immer zu Scherzen aufgelegt war und mit dem man Pferde stehlen konnte, bis er auf einer „Lieferung" mitsamt seinem Hubschrauber abgeschossen wurde. Und von Scott. Sein richtiger Name ist Sean McLear. Er und mein Hauptfeldwebel waren nicht nur Waffenbrüder, sie waren durch eine tiefe Freundschaft verbunden. Zusammengeschweißt im Kampf, gefestigt über Jahre. Bis der Colonel die Spritze ansetzte. Mein Hauptfeldwebel hat es sich nie verziehen, dass er der Droge nichts entgegenzusetzen hatte. Und der Colonel sorgte systematisch dafür, dass Scott das nie erfuhr. Vielleicht war es der letzte Funke dieser alten Freundschaft, die Scotty dazu bewegt hat, Bane dabei zu helfen, uns die Flucht zu ermöglichen.

Bane. Was wohl aus ihm geworden ist? Ich kenne seinen richtigen Namen nicht, also kann ich ihn nicht in den Listen suchen. Ich hoffe er ist sicher nach Hause gekommen. Ich hoffe, dass er vergessen kann, dass seine Schulter verheilt ist, der Arm nicht mehr weh tut. Ich hoffe. Aber ich werde es wohl nie erfahren. Ich halte sein beiges T-Shirt in Ehren. Es ist schon völlig zerknittert und verheult, aber ich gebe es nicht mehr her.

Schließlich schalte ich den Computer aus. Nachdem ich einige Minuten meinen Gedanken nachgehangen habe, gehe ich hinaus auf die Veranda und sauge das Salz in die Lungen. Es riecht nach Regen, ein Gewitter zieht auf. Er hockt auf der Treppe, zu seinen Füßen der Streuner, der uns vor Tagen zugelaufen ist und ihm nicht mehr von der Seite weicht. Gedankenverloren krault er dem Tier die Ohren. „Gehst du laufen?"

„Hm." Ich bereite mich auf seinen Blick vor.

Er dreht sich zu mir um, ganz langsam und mit einem Ausdruck in den Augen, der genau dahin trifft, wo ich ihn nicht haben will. Als ich an ihm vorbei die Treppe hinunter gehe, streichen seine Fingerspitzen über meinen Handrücken. „Komm zurück, bevor es dunkel wird, okay?"

Ich trete wortlos auf den Strand hinaus und fühle den weichen Sand unter den Fußsohlen. Seit Wochen sagt er das jeden Tag.

Ich laufe los, am Ufer entlang, und lasse die Brandung um meine Knöchel spülen. Vom Himmel fallen die ersten kühlen Tropen auf meine Haut und ich genieße das friedliche Gefühl, das sich einstellt, wenn sich der Kopf leert und der aufkommende Wind mein Gesicht peitscht.

Mit dem Wetterleuchten kehrt die Dämmerung ein. Ich setze mich auf einen Felsen und lasse die Füße ins Wasser hängen.

Es wird dunkel. Ich weiß, dass er mir gefolgt ist. Das tut er immer, wenn ich abends noch laufen gehe.

Ich habe irgendwann angefangen, Spielchen zu treiben. Bin bei Sonnenuntergang losgerannt und so lange weggeblieben, bis es dunkel wurde. Und wenn ich zurückkam, fand ich ein Häufchen Elend im Sand. Als er dann schließlich wieder genug Kraft hatte, um einige Schritte zu gehen, ist er mir gefolgt. Jeden Tag ein Stückchen weiter. Inzwischen ist er nicht mehr viel langsamer als ich und fungiert als mein Schatten.

Er hat genau soviel Angst wie ich, irgendwann ohne den anderen in dieser beschissenen kleinen Welt zurückzubleiben.

Wieder kommt mir dieser Gedanke. Ich frage mich, ob ich nicht vielleicht schon seit fast fünf Jahren in Stockholm wohne.

Als ich mich nach ihm umdrehe, hockt er friedlich auf der Kaimauer und wartet. Das Meer rauscht.

Na wenn schon. Stockholm ist doch ganz okay. Ich bin ja nicht allein hier.

-Ende-

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4 Kommentare
sublerasubleravor mehr als 1 Jahr

krasse story, die einen ratlos zuruecklaesst. sehr gut geschrieben. eine echte seltenheit. good work!

Fritz850Fritz850vor mehr als 2 Jahren

Tolle Geschichte. Sehr krass, aber auch sehr beeindruckend und gut beschrieben.

Wer vor vielen Jahren die Spezialausbildung auf der KTS gemacht hat, kann es besser nachvollziehen.

Herbert61Herbert61vor mehr als 2 Jahren

Krasse Geschichte, bitte mehr davon

xRed_eyexRed_eyevor mehr als 2 Jahren

Schade das die Story zuende ist.

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