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Haus Schwarzenburg - Kapitel 00 - Prolog

Geschichte Info
Mathias braucht dringend eine Luftveränderung.
3.4k Wörter
4.59
10.2k
4
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[Liebe Leser, meine erste Geschichte "Das Refugium" hat gut geklappt, also beginne ich, mich an einer Horror-Geschichte zu versuchen.

An sich ist mir Splatter und Gore eher zuwider, aber ich befürchte, ohne Elemente daraus gibt es keinen Horror. Und da ist ein gewisser dunkler Trieb in mir, ich bin gespannt, wo ich ankomme, wenn ich ihm ein wenig Raum gebe. Natürlich nur im Rahmen dessen, was Literotica gestattet. Ich starte also eventuell ein wenig vorsichtig aus der Sicht derer, die schon länger dem Horror zugetan sind.

Wie schon beim Refugium release ich kapitelweise, und setze dann am Ende eine geglättete Version zusammen. Wer die umfangreiche Rahmenhandlung nicht mag ... ich setze jedes Kapitel in eine halbwegs passende Literotica-Kategorie.

Zwischen den Kapiteln wird es leider die unvermeidlichen Pausen geben, manchmal wochenlang, weil mich mein Beruf in Anspruch nimmt, oder weil mir schlicht nichts Gutes einfällt. Ich habe einmal versucht, ein "Verlegenheitskapitel" zu machen, da hat dann niemand etwas davon, nochmal mache ich diesen Fehler nicht.

Und nun, viel Spaß, und ich freue mich über eure Kommentare.

Im Sommer 2023,

Sunny]

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Prolog

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Mathias Schwarzenburg folgte den Anweisungen seines Navis, und verließ die Autobahn an der nächsten Ausfahrt. Rundherum zogen sich die bergigen höhen und endlosen Wälder der Steiermark. Die Ausfahrt führte ihn in eine scharfe Rechtskurve, danach folgte sofort eine Ampel an der Einmündung in die Bundesstraße. Sie zeigte ihm ein rotes Licht, und obwohl weit und breit kein anderes Fahrzeug zu sehen war, hielt er den schweren Wagen an.

Während er auf Grün wartete, checkte er routinemäßig sein Handy. Keine Anrufe, keine Nachrichten, kein Netz. Auch beim Versuch, einen Radiosender mit seiner Musik zu finden, scheiterte er. Offenbar gab es hier draußen nur noch wenige Standardsender in der Luft. Routinemäßig blätterte er die Alben seiner gespeicherten Musik auf dem USB Stick durch, und wählte Bruce Springsteen, "Highway to Hell". Es schien ihm irgendwie passend.

Als die Ampel auf Grün umsprang, drückte er das Gaspedal durch, der Motor röhrte los, die Automatik kuppele seidenweich ein, und der Cayenne schob mächtig mit allen vier Rädern an. Mathias mochte diesen Wagen. Er hatte Klasse, Power und signalisierte Status. Hier draußen im Nirgendwo konnte er sich sogar vorstellen, dass der schwere SUV ihm möglicherweise nützlicher sein würde als in Wien, wo einzelne Parkhäuser nicht einmal Parkplätze bereithielten, die breit genug waren für den bulligen Wagen.

Im Anfahren wanderte sein Blick zur Kraftstoffanzeige, der Tank war nur noch zu einem Viertel voll. In Wien hatte er vollgetankt, aber dann den Porsche auf der Autobahn tüchtig laufen lassen, dementsprechend durstig waren seine 350 Pferdchen gewesen. Für die laut Navi noch übrigen 22km bis zum Ziel würde es auf jeden Fall reichen, aber er beschloss trotzdem, zur Sicherheit aufzutanken, wenn sich noch eine Gelegenheit bot.

Bitch. Verfluchte Bitch. Alexandra. Er spürte wieder diesen Stich in seiner Brust. Sie hatte seinem Ego einen empfindlichen Schlag versetzt, und seinem Bankkonto ebenfalls. Bisher war sein Leben eine einzige Erfolgsstory gewesen. Zusammen mit seinem Partner Robert hatte er eine erfolgreiche Werbeagentur geführt. Er war der kreative Kopf, Robert das Finanzgenie, und zusammen zogen sie fette Aufträge einen nach dem anderen an Land. Bis heute Nachmittag.

Mathias war nach der Arbeit noch wie üblich ins Fitnessstudio gefahren, wo sein Personal Trainer ihm half, seinen Modelkörper in Schuss zu halten. Diesmal war es allerdings schwierig, er hatte sich am Tag zuvor beim Tennis eine Zerrung zugezogen, nichts allzu Schlimmes, aber es genügte dem Trainer, das Training auszusetzen, und ihn in häusliche Pflege, wie er lächelnd sagte, zu entlassen.

Schon als Mathias in die Einfahrt zu seiner Villa einbog, bemerkte er, dass etwas anders war wie sonst. Roberts protziger Bentley parkte da, wo eigentlich der Platz seines Porsche gewesen wäre. Sofort war es wieder da. Mathias Misstrauen gegen seinen Partner. Er hatte schon seit einiger Zeit das Gefühl, dass etwas anders war wie früher, als sie gemeinsam durch dick und dünn gegangen waren. Ob das an Alexandra lag? Ja, sie war ursprünglich Roberts Assistentin gewesen, und der hatte sich nicht ungern mit dem ehemaligen Model in Wiens angesagten Locations sehen lassen. Und er hatte sie ziemlich sicher gevögelt, Robert war überzeugter Single und ließ nichts anbrennen.

Auch Mathias hatte sich sofort zu Alexandra hingezogen gefühlt, die süße Brünette mit den großen Augen und dem gertenschlanken Körper entsprach genau seinem Beuteschema. Robert stand eher auf weiblichere Formen, und er lästerte hin und wieder über das "zu wenig obenrum" seiner Assistentin, wobei er sicher nicht ihre geistige Leistungsfähigkeit meinte. Als sie sich schließlich Mathias zuwendete, nahm Robert das sportlich, und tröstete sich mit einer anderen Schönheit aus Wiens Nachtleben.

Trotzdem kam Mathias manchmal der leise Verdacht, dass er möglicherweise nur die zweite Wahl gewesen war, weil Robert sich geweigert hatte, Alexandra beizeiten einen Ring an den Finger zu stecken. Mathias hatte nicht einen Augenblick gezögert, als sie ihm andeutete, dass sie bereit wäre, das Lager zu wechseln.

Mathias Blick schweifte über die Fassade seines Anwesens. Er erwartete, Licht im Wohnraum zu sehen, oder in der Küche, aber beide Fenster waren dunkel. Im Stockwerk darüber sah er allerdings einen schwachen Lichtschein durch die Lamellen einer heruntergelassenen Jalousie dringen, es war das Fenster des Schlafzimmers.

"Ruhig, Mathias, es wird sich alles als harmlos herausstellen.", bemühte er sich, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Dennoch parkte er draußen neben dem Bentley, statt das recht laute Garagentor auffahren zu lassen, und drückte die Fahrertüre, nachdem er ausgestiegen war, leise ins Schloss, statt sie wie sonst selbstbewusst zufallen zu lassen.

Ebenso leise schritt er die breite Treppe zum Haupteingang hinauf, und gab seinen Code ins Zahlenschloss ein. Fast lautlos schwang die Haustüre auf, und er lief so unhörbar es seine lederbesohlten Schuhe zuließen in das Dunkel des Innenraums. Er machte kein Licht an, das Streulicht der Straßenlaternen genügte ihm, seinen Weg zu finden, ohne anzustoßen.

Mathias fand Alexandras Schuhe am Treppenaufgang liegend, ihre Bluse auf der vierten Stufe, die Hose auf der siebten, und den BH auf dem oberen Treppenabsatz. Auf dem Weg zur Schlafzimmertüre stolperte er beinahe über Roberts Kleiderhaufen, und danach fand er Alexandras Slip, unmittelbar vor der Schlafzimmertüre, durch die ein schwacher Lichtschein in den Flur fiel.

Er hörte Alexandras lustvolles Stöhnen, das sie immer hören ließ, wenn man ihre empfindlichen Stellen bearbeitete, und Roberts gedämpftes Schnaufen. Mit einer langsamen Bewegung schob er die Schlafzimmertüre auf, und sah sofort Roberts nackten Arsch. Er kniete hinter Alexandra, und hatte seinen Schwanz in ihrer Rosette versenkt, während seine Finger ihre Knospe massierten. Zwischen Roberts Beinen hindurch sah Mathias den Schaft von Alexandras Lieblingsspielzeug, einem gewaltigen, rosaroten Vibrator, der bis zum Anschlag in ihrer Muschi steckte, und der, dem angestrengten Motorgeräusch nach zu urteilen, auf höchste Stufe gestellt war.

Alexandra hatte ihren Körper durchgebogen, und reckte Robert ihren Hintern einladend entgegen, während sie die Hände auf dem sündteuren Echtholz-Kopfteil ihres Ehebettes aufgestützt hatte. Den Kopf weit in den Nacken geworfen, so dass ihr langes, seidiges Haar ihr wie ein Wasserfall über den Rücken fiel, war sie unverkennbar gerade dabei, einen heftigen Orgasmus zu erleben, während er sie bei den Hüften gepackt hatte und seinen vor Gleitcreme feucht glitzernden Ständer langsam und genüsslich durch ihren Arsch zog.

Als sie kam, war es wie eine Sturmflut, sie schrie ihre Lust hemmungslos hinaus, und er entlud sich stöhnend in ihren Darm, bis sie beide erschöpft auf dem Bett zusammensanken.

Mathias zog sich vorsichtig, um kein Geräusch zu machen, in den Flur zurück, und lehnte sich dort gegen die Wand. In ihm tobte eine wilde Mischung aus Hass, Eifersucht und Selbstzweifeln. Bei ihm war Alexandra nie so abgegangen. Sie hatten sicher guten Sex, meinte er jedenfalls, aber sie hatte ihm nie erlaubt, ihr Hintertürchen zu nehmen. Und jetzt wurde ihm auch klar, wieso sie sich vor einem halben Jahr die Titten hatte aufpolstern lassen, obwohl er sie darum gebeten hatte, es nicht zu tun. Natürlich sahen die Dinger Klasse aus, sie waren ja auch teuer genug gewesen, aber Mathias hatte Alexandras kleinen, festen Busen gemocht wie er war, die neue Pracht erschien ihm dagegen irgendwie zu viel des Guten, und fühlte sich für seinen Geschmack zu kalt und zu nachgiebig an. Robert stand auf große Oberweiten.

Kurz erwog Mathias, in seinen Hobbyraum zu gehen, und seine Pistole zu holen, und dann, ja was dann? Robert sein Gemächt wegzuschießen, das hätte er vermutlich zustande gebracht, aber ein hässliches Loch in Alexandras göttlichen Körper zu machen? Das konnte er sich nicht vorstellen.

Vielleicht ein Schuss durch ihre Silikontitten? Einen Augenblick lang stellte sich Mathias vor, wie sie wie wassergefüllte Party-Luftballons platzen und die gelartige Masse über das Bett und die Wände verspritzen würden. Alexandras Lustschreie würden sich in heiseres Schmerzgebrüll verwandeln. Er würde sie nur kurz leiden lassen, gerade so lange, dass sie voll realisieren konnte, was er getan hatte, und sie dann mit einem Schuss in den Kopf erlösen. Robert dagegen sollte ruhig langsam verbluten, das Schwein hatte es nicht anders verdient.

Aber Mathias war kein Killer.

Leise schlich er zurück durch den dunklen Flur, tastete sich die Treppe hinunter, und verließ ungesehen das Haus. Er klemmte sich hinter das Lenkrad seines Porsche, stellte das Getriebe auf N und ließ den Wagen lautlos die Auffahrt hinunterrollen. Erst als er auf der Hauptstraße angekommen war, machte er Motor und Lichter an, und dann fuhr er ins Büro.

Vier Stunden später befand er sich fast am anderen Ende der Republik auf einer Landstraße und blubberte seinem Ziel entgegen. Vor Jahren hatte ihm Onkel Kurt, der kinderlos gestorben war, das Stammhaus der Schwarzenburgs vermacht. Mathias hatte das Anwesen nie interessiert, er hatte Geld genug, und so hatte er lediglich eine Firma, die Nachlässe aufkaufte und verwertete, beauftragt, die Villa Schwarzenburg einzumotten, bis er Zeit hätte, sich näher mit ihr zu befassen. Sie hatten alles leergeräumt, und ihm danach die Schlüssel und eine geringe Ablöse für das wenige verwertbare Inventar geschickt, abzüglich der Entsorgungskosten für den übrigen Krempel.

Das war vor seiner Heirat mir Alexandra gewesen, und Mathias konnte sich nicht erinnern, ihr oder Robert von seiner Erbschaft erzählt zu haben. Er kam auf die Idee, statt sich in irgendeinem Hotel zu verkriechen, doch endlich einmal sein Erbe näher in Augenschein zu nehmen, und die abgeschiedene Lage des Anwesens zu nützen, um seine Gedanken zu ordnen.

Das Navi zeigte noch eine letzte Ortschaft auf dem Weg zur Villa an. Etwas irritiert sah Mathias, dass der Straßenabschnitt nach dem Ort mit im Navi einer Anmerkung "Privatstraße" versehen war. Mehr als 10km private Zufahrtsstraße zur Villa? Mathias wusste, dass sie etwas abgelegen lag, aber 10km, das musste ein Kartenfehler sein. Da tauchte auch schon das Ortsschild im Lichtkegel seiner Scheinwerfer auf. "Willkommen in Schwarzenburg". Und unmittelbar dahinter leuchteten die Anzeigen einer 24 Stunden Automatentankstelle.

Mathias schwenkte in die Einfahrt, und brachte den Porsche vor den Zapfsäulen zum Stehen. Statt seiner Kreditkarte zückte er ein Bündel Euroscheine, und setzte den Automaten in Gang. Während der Kraftstoff in den unersättlichen Tank des Cayenne gurgelte, beglückwünschte er sich zu der spontanen Idee, die Schwarzgeldkasse der Firma mitgehen zu lassen. Fürs erste wollte er keine Hinweise hinterlassen, wohin er sich zurückgezogen hatte. Er brauchte Zeit zum Nachdenken.

Mit einem satten "Klick" sprang der Hebel der Zapfpistole heraus, und Mathias hängte sie zurück an ihren Platz. Gewohnheitsmäßig zog er die Tankquittung aus ihrem Schlitz. Bevor er seine Fahrt in den nur schwach beleuchteten Ort fortsetzte, dachte er noch daran, den Süßigkeiten- und den Getränkeautomaten zu plündern. Er würde sich erst am Morgen aufmachen können, Vorräte einzukaufen.

Der kleine, tief schlafende Ort lag schnell hinter ihm, und als das Navi es ihm sagte, bog er von der geteerten Hauptstraße ab in eine schmale Kiesstraße. Gleich am Eingang versperrten ihm ein "Privatstraße, Einfahrt verboten" Schild und eine massive Eisenschranke den Weg. Im Licht der Scheinwerfer seines Wagens öffnete er das Vorhängeschloss mit einem der Schlüssel, die er zu dem Haus bekommen hatte. Er fuhr durch die Schranke, und schloss sie wieder hinter sich ab.

Tatsächlich ging es an die 10km weit über die Kiesstraße, und bald konnte der Porsche die Tauglichkeit seiner geländegängigen Technik unter Beweis stellen. Die Straße war offenbar nach Unwettern nie mehr instandgesetzt worden, sie war durchsetzt mit gewaltigen Schlaglöchern und groben Steinen, hier und da lagen Äste im Weg, er musste anhalten und sie zur Seite räumen, wenn er nicht den Lack seines Porsche ankratzen wollte. Die körperliche Arbeit tat ihm als Ablenkung gut, Mathias stellte sich sogar vor, wie er mit dem Abschleppseil umgestürzte Bäume beiseite zerren würde.

Das Gefühl, dass er das tatsächlich könnte, wenn er wollte, legte sich wohltuend wie ein Pflaster auf die gewaltige offene Wunde in seinem Selbstwertgefühl. Roberts Bentley wäre hier schon längst auf der Bodenplatte aufgesessen und würde nun, hilflos wie ein auf den Rücken gedrehter Käfer mit allen vier Rädern in der Luft rudernd, auf den ÖAMTC Abschleppwagen warten.

Der letzte Starkregen war noch nicht lange her, in vielen Pfützen stand Wasser, und der Cayenne wühlte sich tapfer immer weiter durch Dreck und Schlamm, der in langen Fontänen hinter dem Wagen in die Luft geschleudert wurde. Auch der Wagen bekam einiges ab, bis zur Gürtellinie war die schwarze Farbe unter braungrauer Pampe verschwunden. Hoffentlich gab es in dem Nest irgendwo eine automatische Waschanlage.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte Mathias endlich die Villa Schwarzenburg, als erstes tauchte ein altertümliches Torhaus im Scheinwerferlicht auf. Es hätte gut zu einer mittelalterlichen Burg gepasst, mit seinen zwei bröckeligen Türmchen, denen die Dächer größtenteils fehlten, und einer an rostigen Ketten befestigten hölzernen Zugbrücke. Der einzige Hinweis auf moderne Zeiten bestand aus einem verwitterten metallenen Briefkasten, der neben den geschlossenen Torflügeln etwas schief an der Mauer angebracht war.

Eine Klingel konnte Mathias nicht sehen, und schmunzelnd nahm er zur Kenntnis, dass der Schutzwert des Torhauses im Ernstfall wohl eher begrenzt wäre, denn links und rechts schlossen sich nur noch einige Meter einer alten Ringmauer an, der Rest war im Lauf der Jahrhunderte wohl eingestürzt oder abgetragen worden. Statt der Mauer boten nun niedrige Bäume und Gestrüpp wenig mehr als einen Sichtschutz auf das Grundstück.

Mathias hatte kein gutes Gefühl dabei, mit seinem 2 Tonnen schweren Wagen zu testen, ob die alte Holzbrücke noch tragfähig war. Er parkte den Wagen mitten auf der Straße, was solls, es war ja seine Privatstraße. Das Gefühl, zu dürfen was immer er wollte, begann ihm langsam Spaß zu machen. Die Vorräte packte er in seine Sporttasche zu seinen Sportsachen dazu, warf sie sich über den Rücken und dann machte er sich im Schein der Taschenlampe aus dem Pannenset des Wagens zu Fuß auf, das Haupthaus der Villa Schwarzenburg zu erreichen.

Den Versuch, die alten Torflügel zu öffnen, musste er aufgeben. Das Tor war von der anderen Seite fest verschlossen und fühlte sich überraschend solide an. Da Mathias kein Schlüsselloch fand, ging er einfach durch die Botanik um die Mauerreste herum und betrat den Bereich hinter dem Torhaus.

Hier setzte sich die ungepflegte Kiesstraße fort, unter einer Allee aus knorrigen, alten Bäumen, und gesäumt von den Schemen langstieliger Gräser und niedriger Büsche, wo wohl früher vielleicht einmal ein gepflegter Rasen gewesen war. Nach kurzem Fußmarsch erreichte Mathias den Haupteingang der Villa.

Ganz im Gegensatz zu dem mittelalterlichen Baustil des Torhauses fand Mathias hier die Fassade und das Eingangsportal eines typischen Stadthauses aus der Ringstraßenzeit vor, und seit mindestens damals war es auch nicht mehr neu gestrichen worden. Immerhin aber ließ sich das Schloss problemlos öffnen, und Mathias betrat, zum ersten Mal in seinem Leben, die Eingangshalle der Villa "derer von Schwarzenburg", seit April 1919 per Adelsaufhebungsgesetz nur noch "Schwarzenburg".

Innen begrüßten ihn abgestandene Luft, und der Muff alter Teppiche. Er ließ den Strahl seiner Lampe rundherum wandern. An den kahlen, weißen Wänden sah er die verfärbten Ränder, wo früher einmal Bilder und Spiegel gehangen hatten, und auf dem Boden lag noch ein verschlissener, rostbrauner Teppich, der wohl einmal sehr teuer gewesen war, jetzt aber hatte er eine dicke Staubschicht aufgesammelt. Mathias sah eine Laterne von der Decke hängen, und einen Lichtschalter gleich neben der Eingangstüre, er betätigte ihn ein paar Mal, aber nichts passierte, offenbar gab es zwar elektrische Installationen, aber keinen Strom.

Langsam durchwanderte Mathias die Räume des Erdgeschosses, sie waren allesamt größtenteils leergeräumt. In einigen konnte man ihren ursprünglichen Zweck an Hand abgedeckter Möbel noch erraten, es gab eine Küche und einen großzügigen Salon mit Ausgang auf eine im Dunkeln verborgene Terrasse, andere waren einfach nur noch leere Behälter für etwas, was längst nicht mehr vorhanden war.

Mathias probierte hier und da einen Lichtschalter, aber keiner knipste ein Licht an. Dafür fand er aber in einer Nische in der Küche einige dicke Wachskerzen stehen. Er angelte sich das Feuerzeug, das er immer bei sich hatte, aus der Sporttasche, und zündete eine Kerze an, die übrigen steckte er ein. So konnte er die Batterie der Taschenlampe schonen.

Das Feuerzeug. Mathias sah versonnen auf das Zippo in seiner Hand, auf dem polierten Gehäuse das Emblem eines blutenden, von einem Pfeil durchbohrten Herzens. Er selbst rauchte nicht. Alexandra rauchte, wann und wo immer ihr danach war. Mathias dachte daran, wie er eifrig, ihr stets alles recht zu machen, überall Feuerzeuge verteilt hatte, damit er ihr galant Feuer geben konnte. Meistens ignorierte sie das Angebot, und benützte ihr eigenes. Es war ein billiges Ding aus dem Supermarkt, eingepackt in eine teuer aussehende Hülle mit dem Logo einer Nobelmarke. Irgendwie passte das zu dem Bild, das er inzwischen von Alexandra hatte: in einer edel aussehenden Hülle steckte ein billiger Kern.

Nachdem Mathias im Erdgeschoss absolut nichts Interessantes finden konnte, betrat er schließlich die knarrende Treppe, die von der Eingangshalle in den ersten Stock führte. Hier oben hatten sich offenbar die Privaträume der Herrschaft befunden. Es gab mehrere Schlafzimmer, freilich ohne Mobiliar, und angrenzend daran Badezimmer. Mathias probierte die Wasserhähne, natürlich war kein warmes Wasser vorhanden, und aus dem Kaltwasserhähnen lief eine rostrote Brühe, die Mathias irgendwie an gerinnendes Blut erinnerte.

Mathias ging weiter von Raum zu Raum, und erreichte schließlich ein kleines Zimmer mit holzvertäfelter Wand. Als er genauer hinsah meinte er, Schranktüren zu erkennen, und öffnete eine. Zu seiner Überraschung klappte sie herunter und ein Gästebett kam zum Vorschein.

"Wenigstens etwas," murmelte Mathias, der schon befürchtet hatte, die restliche Nacht auf den Liegesitzen seines Cayenne verbringen zu müssen. Nicht dass die unbedingt unbequem gewesen wären, aber sie erinnerten ihn unweigerlich an Alexandra. Auf ihnen hatte sie ihm zum ersten Mal erlaubt, ihren Luxuskörper in Besitz zu nehmen, auf ihnen hatten sie zum ersten Mal leidenschaftlichen Sex miteinander gehabt. Alexandra war sehr sportlich, und hatte als Kind Turn- und Ballettunterricht gehabt, entsprechend wusste sie sich zu bewegen, sie ritt Mathias wie der sprichwörtliche Teufel, und als es ihm in der Tiefe ihrer engen Grotte kam, nahm sie jeden Tropfen in sich auf, ohne auch nur den geringsten Fleck auf dem teuren Lederpolster zu hinterlassen.

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