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Haus Schwarzenburg - Kapitel 06

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Charlotte
6.2k Wörter
4.58
6k
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[Warnung. Das hier ist die Kategorie "Horror", Detailbeschreibung: "Bizarr-entsetzlich-unheimlich". Hier wird gemetzelt, entführt, gefoltert, getötet, knietief in Blut und Exkrementen gewatet. Wer das nicht lesen möchte, überspringt die mit diesem Disclaimer versehenen Kapitel besser.

Lustvoller Sex findet sich in diesem Kapitel erstmals auch ein wenig. Ab der Mitte wird's dann aber endgültig übel für alle mit schwachen Nerven, wer weiterliest, ist selber schuld.

Sunny]

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Kapitel 06 -- Charlotte

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Johann-August von Schwarzenburg stand aufrecht in seinem Beobachtungsposten, direkt hinter ihm sein aus Holzstämmen und Erdaufschüttungen improvisierter Befehlsstand. Gespannt sah er durch sein Scherenfernrohr hinüber in zu den Stellungen der Franzosen. Der Wind trug leise Geräusche zu ihm herüber, und seine Nackenhaare sträubten sich. Er kannte diese Vorzeichen schon aus vielen anderen Schlachten. Ein Angriff stand bevor, die Gegner besetzten ihre Posten, brachten ihre Sturmleitern in Position, und bereiteten ihre Waffen vor. Sie waren mehr, viel mehr. Sollten sie nur kommen.

Neben ihm kauerte Paulsen, der Maschinengewehrschütze, hinter seinem nagelneuen "Gerät 08", der Patronengurt war eingelegt, der Verschluss gespannt, und das schwere MG feuerbereit. Die Waffe war erst vor wenigen Tagen geliefert und in aller Stille aufgebaut worden, und würde, so hoffte Johann-August, den Franzmännern gehörig einheizen.

"Bereitmachen," gab er seinen Befehl an die Soldaten neben ihm, und diese flüsterten ihn weiter. Die gesamte Besatzung des Schützengrabens war still in Alarm versetzt worden. Johann-August von Schwarzenburg war eine Legende unter seinen Soldaten, nicht zuletzt, weil er einen untrüglichen Instinkt hatte, das Verhalten des Feindes vorherzusehen.

Plötzlich erhob sich im gegnerischen Graben ein infernalisches Gebrüll, und schon kletterten die feindlichen Soldaten wie die Ameisen über den oberen Rand ihrer Schützengräben und begannen, schießend und schreiend auf Johann-August und seine Leute zuzulaufen. Johann August wunderte sich. Keine Artillerievorbereitung? Wie dem auch sei, er wartete, bis der Feind auf etwa fünfzig Meter herangekommen war, dann gab er den Feuerbefehl. Aus den Gewehren seiner Soldaten peitsche die erste Salve, und stoppte die vorderste Reihe des anstürmenden Feindes, als wäre diese gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen.

Fast gleichzeitig setzte das schwere MG ein. Wo es hin schoss, wurden die feindlichen Soldaten wie Gliederpuppen herumgerissen, manchmal flogen einzelne Gliedmaßen davon, bevor sich der Kugelhagel ein neues Ziel suchte. Diese vorzügliche Waffe hackte große Lücken in die Reihen der anstürmenden Feinde. Eine halbe Minute dachte Schwarzenburg, sie kämen noch einmal davon, aber unaufhaltsam schoben sich die vordersten Angreifer immer näher an ihre Stellung, bevor sie fielen. Der Feind schien über endlose Reserven zu verfügen, egal wie viele das MG niedermähte, sofort rückte ein anderer an die Stelle des Gefallenen und trieb den Angriff weiter voran auf Schwarzenberg und die Seinen zu. Gleich würden sie in Handgranaten-Wurfweite sein, dann begann auch in den eigenen Reihen das große Sterben.

Schon wollte Schwarzenburg den Befehl zum Aufpflanzen der Bajonette geben, der den Übergang zum blutigen Nahkampf Mann gegen Mann einleitet, da wurde die Erde vor seiner Stellung jäh in den Himmel gerissen, und mit ihr dutzende von Feinden, Steinen, Erdklumpen und Baumstümpfen, um als blutige Masse aus dem Himmel über das Schlachtfeld und seine Stellung herunterzuregnen. "Anfänger." Schwarzenburg lächelte grimmig. Sie hatten ihren Artillerieeinsatz völlig versaut. Entweder waren die feindlichen Soldaten zu früh vorgeprescht, oder die Artillerie hatte zu spät gefeuert. Jedenfalls zerlegte gerade die eigene Artillerie die Feinde in blutige Fleischklumpen. Ihm sollte es Recht sein.

Der nächste Feuerschlag der feindlichen Artillerie lag einige Meter näher an seiner Stellung, und der übernächste noch näher, so nah, dass Schwarzenburg bereits Erde, Steine und Holzsplitter, vermischt mit menschlichen Überresten, auf seine Pickelhaube prasselten. "Feuerwalze!", brüllte er. "Alles sofort in volle Deckung!". Dann wurde plötzlich oben zu unten, und unten zu oben. Eine unsichtbare Hand riss Schwarzenberg von den Beinen und schleuderte ihn, zusammen mit Dreck, Steinen, Trümmern seines Unterstands und Teilen seiner Kameraden den eigenen Schützengraben hinunter, um ihn an der nächsten Biegung hart an die Grabenwand zu schmettern. Schwarzenburg drehte mühsam den Kopf, neben sich sah er die grotesk zerfetzten Überreste von Paulsen von der Grabenwand auf den Boden plumpsen. Einen Moment lang dachte Schwarzenburg, er hätte wieder einmal Glück gehabt, er konnte seine Arme und Beine fühlen und bewegen. Dann kam der Schmerz, Schwarzenburg griff sich in den Schritt, und starrte entsetzt auf seine blutige Hand. An seiner Hose, da wo er einmal ein Mann gewesen war, breitete sich schnell ein nasser Blutfleck aus. Johann-August von Schwarzenburg sank auf den schlammigen Boden des Grabens und verlor das Bewusstsein.

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"Sie haben großes Glück gehabt." Der grauhaarige Lazarettarzt, dem das Grauen und die Erschöpfung der letzten Tage noch deutlich ins Gesicht geschrieben waren, saß auf seinen Stuhl neben Schwarzenburgs Bett. "Wir konnten das meiste retten. Sie werden vielleicht eine Weile unbedeutende Schmerzen beim Wasserlassen haben, aber die Funktion ist grundsätzlich gegeben, und ich bin sicher, dass Ihre Ärzte die Beschwerden mit der Zeit völlig zum Verschwinden bringen können. Auch Ihre Fähigkeit zur Erektion ist erhalten geblieben."

"Und was konnten Sie nicht retten?"

"Sie werden niemals Kinder zeugen können. Ihre Hoden wurden beide völlig zerstört. Wir mussten sie als zerfetzte Masse amputieren. Es tut mir leid, wo nichts mehr ist, können wir auch nichts mehr reparieren."

Schwarzenburg ließ sich in seine Kissen zurücksinken. Charlotte. Geliebte Charlotte. Sein Herz krampfte sich zusammen und Tränen stiegen dem ansonsten so unerschütterlichen Mann in die Augen. Die verfluchten Franzmänner hatten es geschafft. Ihre Ehe würde nie mit Kindern gesegnet werden. Er würde sein Versprechen, ihr sofort nach Ende des Kriegs in langen, leidenschaftlichen Nächten den ersehnten Erben in den Ofen zu schieben nicht einhalten können.

Er, der letzte von Schwarzenburg, konnte keine Nachkommen mehr zeugen. Das Geschlecht der Schwarzenburgs würde mit ihm aussterben.

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"Johann, mein Geliebter, das war himmlisch." Schweiß rann von Charlotte von Schwarzenbergs nacktem Körper, und sie fiel völlig erschöpft in die Laken, wo sie noch den letzten Zuckungen ihrer Venusspalte hinterherfühlte. Ihr Atem ging schwer, und ihre Haut hatte diesen süßen Rotton am Hals und an den Schultern, wo sich außerdem die Male seiner Liebesbisse und seiner saugenden Küsse deutlich abzeichneten. Johann-August folgte ihrer Bewegung und achtete darauf, seinen immer noch geschwollenen Liebesstengel in ihr zu belassen. Wie jedes Mal, wenn sie sich geliebt hatten, genoss er den Anblick seiner jungen Frau, ihren zarten Körper, ihre weiblichen Rundungen und das einladend breite Becken mit dem dunklen Dreieck, aus dem einmal sein Stammhalter hätte schlüpfen sollen. Der Gedanken legte sich wie eine dunkle Wolke über sein Gesicht, und Charlotte bemerkte es. Sie zog ihn zu sich heran, nahm ihn fest in die Arme, und küsste ihn leidenschaftlich.

"Ich weiß, was du denkst, Geliebter, aber für mich bist du ein vollwertiger Mann, der Beste, den es auf der Welt gibt. Ich werde dir immer gehören."

"Das weiß ich, Liebste, das ist es nicht. Das Zusammensein mit dir ist schön, und du wirst immer die Sonne meines Lebens sein. Aber ich bin unfähig, einen Erben zu zeugen. Das Geschlecht der Schwarzenburgs wird mit mir aussterben. Das ist das größte Versagen, das einem Mann von Stand passieren kann. Scheiß auf Gott, Kaiser und Vaterland und die verfluchten Tapferkeitsmedaillen. Mit meinem Tod endet unsere Blutlinie, und die Güter der Familie Schwarzenberg werden an den Staat fallen."

Charlotte traten Tränen in die Augen, sie spürte den Schmerz ihres geliebten Mannes ebenso heftig, als wenn es ihr eigener wäre. Sie hatte, als er zeugungsunfähig aus dem Krieg zurückgekehrt war, und ihr freigestellt hatte, ihre Verlobung zu lösen, keine Sekunde gezögert, ihr Eheversprechen ihm gegenüber zu erneuern. Sie liebte ihn mehr als ihr Leben, und sie hätte alles dafür gegeben, ihn heilen zu können. Tröstend wischte sie ihm eine vorwitzige Locke aus der Stirn, und kuschelte sich an seine Schulter, damit er ihre Tränen nicht sehen konnte.

Nach einer Weile schob sie ihn von sich. "Es muss einen Weg geben. Könnten wir nicht ein Kind adoptieren?"

"Es wäre nicht erbberechtigt. Ehemals vom Kaiser vergebene Lehen werden nach der Abschaffung des Adels zwar nicht eingezogen, aber sie sind erbtechnisch an die männliche Blutlinie gebunden, so wie das schon zu Kaisers Zeiten war. Wenn die männliche Blutlinie ausstirbt, fallen die ehemaligen Lehen an den Staat.

"Und wenn jemand anders einspringen würde? Ich meine, Abraham hat doch mit Saras Magd Hagar ein Kind gezeugt, weil Sara keines bekommen konnte. Gott hatte scheinbar nichts dagegen."

"Das ist ein Unterschied. Abraham war ein Mann. Dass Männer Kinder mit anderen Frauen als ihren Ehefrauen haben ist zwar gesellschaftlich nicht gern gesehen, aber mein Gott, beinahe jeder Reiche und Mächtige in diesem Land hat ein paar Bastarde gezeugt. Viele davon sind nicht einmal übel geraten und werden in der Nähe der ehelichen Kinder aufgezogen, teils sogar mit dem Wissen der Gattinnen. Frauen, die Kinder von anderen Männern empfangen, werden dagegen gesteinigt."

"Das ist ungerecht."

"Wie so vieles, wenn alte Männer die Regeln machen. Aber ich kann es nicht ändern. Der Staat hat ein Interesse daran, die großen Ländereien der alten Adelsgeschlechter einzuziehen, um sie dann aufzuteilen und an die neuen Eliten zu verteilen."

Eine längere Pause entstand.

"Charlotte?"

"Ja, mein Geliebter?"

"Würdest du wirklich, ich meine, nur angenommen, würdest du wirklich mit einem anderen Mann schlafen, um mir einen Erben zu schenken?"

Charlotte sah ihm fest in die Augen. "Ja, ich würde es tun. Wenn du es mir erlaubst, würde ich mich jederzeit einem anderen Mann hingeben, damit er einen Erben in mich pflanzen kann. Wir würden dann einfach sagen, es ist von dir."

"So einfach ist das nicht. Meine Kriegsverletzung ist offiziell in meinen Armeeakten dokumentiert, und ich wurde nach dem verlorenen Krieg, als die Schmierblätter auf das ehemalige Offizierskorps losgingen, in praktisch allen als der "Medaillen- und auch sonst nicht schlecht behängte Schwarzenburg ohne Eier" verspottet. Jeder weiß, dass es von mir keine biologischen Nachkommen geben kann."

"Du könntest doch vor dem Krieg einen Bastard gezeugt haben. Wir suchen ein Kind im richtigen Alter, das dir entfernt ähnlichsieht, und nehmen es zu uns. Niemand kann das Gegenteil beweisen."

"Mit einem Baby konnte das eventuell gehen. Aber ein Kind von mir müsste jetzt etwa zehn, fünfzehn Jahre alt sein. Es hat bisher irgendwo gelebt, es hat leibliche Eltern, es gäbe viel zu viele Mitwisser. Es ist nicht mehr wie früher, wo die Leute den Adel fürchten mussten. Heutzutage flüstert jeder, der etwas weiß, es in dunklen Ecken in die Ohren sensationsgieriger Reporter, und gewissenlose Verleger würden alles tun für eine fette Schlagzeile. Staatsbeamte, verpflichtet dem Staat die Aussicht auf unsere Ländereien zu erhalten, würden zu schnüffeln und zu wühlen beginnen. Der Schwindel würde sehr wahrscheinlich schnell aufgedeckt."

"Dann ist es also hoffnungslos? Willst du es nicht einmal versuchen."

"Es gäbe da vielleicht eine andere Möglichkeit, aber sie ist gefährlich. Ich fürchte sie wie sonst nichts auf dieser Welt."

Charlotte sah ihn fragend an.

"Ich habe dir etwas verschwiegen. Ich bin nicht der einzige noch lebende Schwarzenburg. Es gibt noch Friedrich. Er ist mein jüngerer Bruder. Seine Kinder wären ebenso erbberechtigt wie meine. Bisher ist er ohne Nachkommen, aber soweit ich weiß, könnte er noch Kinder zeugen."

"Das ist doch ausgezeichnet! Wo lebt er? Warum hast du ihn nie erwähnt?"

"Da ist noch etwas, Charlotte. Friedrich ist... anders. Wir waren Zwillinge. Meine Eltern haben oft gesagt, Gott hätte es gefallen, uns als Antipoden zu erschaffen. Ich bin eher zart gebaut, er ist ein Bär von einem Mann. Ich kann mit Verlaub sagen, ich bin intelligent und habe von allen guten Seiten eines Menschen etwas mitbekommen. Friedrich, nun, er bekam wohl das, was noch übrig war. Er ist von schlichtem Gemüt, aber dennoch das Böse in Menschengestalt, skrupellos, mordlüstern und gefährlich. Schon als Kind war er auffällig, weil er für sein Leben gerne andere Kinder und Tiere quälte. Kaum hatte seine Pubertät eingesetzt, hat er sich an mehreren weiblichen und männlichen Bediensteten aufs Brutalste vergriffen. Es gab Verletzte, und schließlich eine Tote. Unsere Eltern wussten sich am Ende nicht anders zu helfen, als ihn wegzugeben. Nun sitzt er in Wien in einer "Heilanstalt", aber sein Leiden ist unheilbar. Es ist keine Krankheit, es ist eine mächtige, dunkle Veranlagung in Verbindung mit einem völlig zurückgebliebenen Gehirn. Er ist als schwachsinnig eingestuft, und muss sicher weggesperrt werden für den Rest seines Lebens, zur Sicherheit aller übrigen Menschen."

Charlotte sah ihrem Ehemann fest in die Augen.

"Die einzige wichtige Frage ist: kann er mir ein Kind machen? Er hätte das richtige Blut in seinen Adern. Rechtlich wäre das Kind als Erbe unanfechtbar. Mit der Schande könnte ich leben, denn du wüsstest ja um meine Motive Bescheid, und was die Leute sagen, ist mir nicht wichtig. Wir könnten es sogar offen zugeben, und unsere engen Freunde würden es verstehen und gutheißen. Die anderen können uns egal sein."

"Das würdest du für mich tun?"

"Ja, mein Geliebter." Charlotte sah ihm zärtlich an. "Du bist mein Leben, und dein Glück ist meine Bestimmung."

"Es wäre vermutlich nicht einfach." sagte Johann-August nach längerem Nachdenken. Beim Gedanken, seine Charlotte in Gefahr zu bringen krampfte sich eine eiserne Faust um sein Herz. Aber Charlotte hatte Recht. Ein Kind von seinem Bruder, gezeugt mit wem auch immer, wäre ein legitimer Erbe. Friedrich war entmündigt und weggesperrt, er würde also niemals seine Vaterrolle beanspruchen können. Würde das Kind noch dazu mit Charlotte gezeugt, würde sie automatisch bis zu seiner Volljährigkeit sein gesetzlicher Vormund.

"Wir werden einen Weg finden, mein Geliebter. Solange wir zusammenhalten, sind wir unschlagbar und können auch aussichtslose Probleme lösen." Charlotte war Feuer und Flamme. Endlich hatte sie die Möglichkeit, Johann-August ihre unendliche Liebe zu beweisen.

"Gut. Ich werde, wenn ich das nächste Mal in Wien bin, mit seinen Ärzten reden."

Charlotte drückte ihm einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen.

"Ich glaube fest, das ist die richtige Entscheidung und jetzt liebe mich noch einmal so wie vorhin, es war der Himmel."

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"Das ist völlig unmöglich, Herr Schwarzenburg. Ich verstehe Ihre schwierige Situation, aber Ihr Bruder ist ein Dämon in Menschengestalt. Wir haben ihn dank Ihrer Zahlungen, so wie Sie es gewünscht haben, in einer geräumigen und komfortablen Einzelzelle untergebracht, aber diese betritt seit Jahren niemand mehr freiwillig. Es gab da mehrere Vorfälle. Einmal in der Woche treiben wir ihn durch eine extra angebrachte Türe in den kleinen Innenhof und sperren ihn für eine Stunde aus, damit seine Zelle sauber gemacht werden kann. Die Reinigungskräfte berichten von unglaublichen hygienischen Zuständen, obwohl er über einen eigenen Abort verfügt. Danach treiben wir ihn wieder zurück, und schließen ihn ein. Niemand, der nicht lebensmüde ist, geht in seine Nähe."

Schwarzenburg saß in Professor Handlingers komfortabel eingerichtetem Büro in der Wiener Nervenheilanstalt auf einem bequemen Stuhl, ihm gegenüber, hinter einem mächtigen Schreibtisch, saß der Herr Professor, und wand sie wie ein Aal, um sich vor der Entscheidung zu drücken.

"Ist er zeugungsfähig?"

"Das allerdings will ich meinen. Da er Kleider verweigert, ist deutlich zu sehen, dass die Natur seinen Körper auch in sexueller Hinsicht absurd reichlich ausgestattet hat. Er ist im besten Mannesalter, strotzt vor Kraft, und hinterlässt mehrmals am Tag eindeutige Flecken sowohl in seinem Bettzeug als auch an allen anderen möglichen Stellen in seiner Zelle. Keine Frage, er kann ejakulieren, und ich sehe keinen Grund, warum er unfruchtbare Spermien produzieren sollte."

"Was kann schlimmstenfalls passieren, wenn Charlotte zu ihm geht, um sich von ihm begatten zu lassen?"

"Sie erinnern sich doch, was er mit der Magd ihres Herrn Vater gemacht hat. Er hat sie nicht nur mehrfach vergewaltigt, er hat sie dabei förmlich zerfetzt. Er ist ein zwei Meter großes Muskelpaket mit dem Gehirn einer Eidechse. Seine Kräfte reichen aus, um einem zart gebauten Menschen wie Ihrer Frau Gemahlin den Kopf zu zerdrücken. So schwachsinnig er ist, sein Trieb ist direkt und kompromisslos, so wie auch sein Sadismus. Er würde ihr, außer Rand und Band, mit seinem überdimensionalen Organ schwere innere Verletzungen zufügen. Er ist in diesem Sinne zeugungsunfähig, weil es keine Frau gäbe, die einen Geschlechtsakt mit ihm überleben kann."

"Könnten wir ihn irgendwie sedieren?"

"Herr Schwarzenburg, davon rate ich entschieden ab. Die Auswirkung von Beruhigungsmitteln auf die Qualität von Spermien ist nicht gut genug erforscht. Für einen Riesen wie Ihren Herrn Bruder müssten wir eine unerforscht hohe Dosis einsetzen. Es gibt Hinweise, dass durch diese Substanzen Nachkommen oft massiv geschädigt werden. Sie wollen doch nicht zu ihrem schwachsinnigen Bruder auch noch ein schwachsinniges Kind hinzubekommen? Außerdem wissen wir nicht, ob er in sediertem Zustand überhaupt zum Erguss kommen würde. Und es wäre rein rechtlich ein Samenraub, die Stellung des Kindes als legitimer Erbe wäre damit unter Umständen angreifbar."

Schwarzenburg hatte sich vor seiner Reise mit Charlotte abgesprochen, wie sie in dem Fall, dass der Professor nicht helfen konnte, weiter vorgehen würden.

"Herr Professor, ich habe beschlossen, dass mein Bruder Friedrich in häusliche Pflege kommt. Er ist immerhin mein Bruder."

"Das kommt gar nicht in Frage. Er ist nicht sicher transportfähig."

"Ich habe bereits mit dem Polizeichef gesprochen. Man wird mir eine verstärkte und speziell gesicherte Kutsche zur Verfügung stellen, mit der er zur Villa Schwarzenburg transportiert werden kann. Dort werden wir ihm Zimmer herrichten lassen, die seinen Besonderheiten entsprechend ausgestattet sind. Er wird bestmögliche Pflege erhalten, und wir stellen sicher, dass er so verwahrt wird wie hier, so dass er bis zu seinem Tod keine Gefahr für die Öffentlichkeit werden kann."

"Ich protestiere! Das ist viel zu gefährlich."

"Ich bin sein Bruder und gerichtlich bestellter Vormund, und ich bestimme, wo er gepflegt wird. Herr Professor, ich bezahle seit Jahren jährlich beträchtliche Summen an diese Institution, und unterstütze darüber hinaus großzügig Ihre privaten Projekte. Ich erwarte, dass Sie dieser Lösung zustimmen. Ich übernehme schriftlich die volle Verantwortung."

"Nun, wenn das so ist, wie Sie wünschen, Herr Schwarzenburg. Ich habe Sie gewarnt. Wann wollen Sie reisen?"

"In wenigen Tagen, sobald die Vorbereitungen abgeschlossen sind."

"Einverstanden. Wir werden ihn so gut wir können auf die Reise vorbereiten."

Die beiden Männer standen auf, schüttelten sich die Hände, und Schwarzenburg verließ die Klinik. Zum ersten Mal seit seiner Kriegsverletzung sah er wieder zuversichtlich in die Zukunft, es gab einen hellen Silberstreif am Horizont. Johann-August von Schwarzenburg stieg beschwingt in seinen Reisewagen.