Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Ian und Marvin

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier
calli24
calli24
4 Anhänger

* * *

* * *

"Ian, verlass mich nicht!"

Marvin umklammerte die bläulich kühlen Finger Ians, als könne er die Wärme davon abhalten, ihnen zu entweichen.

"Ich weiß, dass du mich liebst", flüsterte er.

"Wir gehören doch zusammen, wir sind eins. Ich... ich hab es immer gewusst."

Heiße Tränen brannten in seinen Augen, malten schmerzende Spuren auf ihrem Weg, sein zerfurchtes Gesicht hinab.

"Du bist die Liebe meines Lebens, du warst es immer, wirst es immer sein. Alles andere, alles andere war mein Fehler, meine Dummheit, meine..."

Ein Schluchzen entrang sich seiner Kehle.

"Wir haben so viel Zeit verschenkt, so viel verpasst, so viel vertan..."

Seine Nase tropfte, doch er merkte es nicht.

Die Momente, die vergangen, die entschwunden waren, sie kehrten zurück, wuchsen und stiegen in seinem Bewusstsein, färbten sich bunt und wild, in Formen und Farben, die er niemals hätte erwartet, die er niemals sich vorzustellen erlaubt hätte.

Erste Blicke, erstaunt und voller Wunder.

Erste Berührungen, zart, leicht und unschuldig. Vorsichtig und unsicher, zögernd und liebevoll, neu und verboten, geheim, versteckt und ungeplant, vergleichbar am ehesten mit versehentlichen Verstößen gegen ungeschriebene Vorschriften, die nirgends existierten, denn in den Köpfen derer, die aus keinen ersichtlichen und nachvollziehbaren Gründen das Sagen hatten, und die dennoch in riesigen, unübersehbaren Lettern über ihre Stirnen gezeichnet waren, unverrückbar, und hinderlich, zerstörerisch, tödlich für jedes aufflammende Begehren nach Freiheit, nach einem offenen Erleben ihrer Leidenschaften.

Die erste Begegnung ihrer Lippen, der erste Kuss, erfüllt von Hunger und Durst, spontan und plötzlich, beinahe brutal in der Plötzlichkeit des Angriffes, in dem unvermittelten Aufbegehren gegen die selbst auferlegte Abstinenz von dem Ersehnten, in dem überfallartigen, gegenseitigen Bedürfnis nach Nähe, nach dem ersten, körperlichen Ausdruck eines Gefühls, eines Verlangens, dem sich keiner von ihnen entziehen konnte, so sehr auch sie beide es versucht hatten.

Es war in einer dunklen Ecke gewesen, einem finsteren Winkel, geschützt vor den Blicken und den Beobachtungen der Kameraden, die betrunken in Richtung ihrer Schlafstätten torkelten.

Auch sie hatten getrunken, und das war wohl auch der Grund dafür gewesen, dass sie das getan hatten, wovon sie beide geträumt, doch das sie im nüchternen Zustand niemals ausgeführt hätten.

Ians Blick war mit dem seinen Verschmolzen, als sie wie Raubkatzen in die Dunkelheit entschlüpften, sich den anderen entzogen, eine Nische für sich entdeckt hatten, ohne zu wissen, was sie dort taten.

Und bevor er hatte in den schwarzen Augen ertrinken können, war er von starken Armen gegen die Wand gestoßen, mit einem warmen Körper an die harten Bretter gepresst, mit gierigen Lippen, deren Zurückhaltung mit dem Verschwinden des Lichtes, ebenfalls verschwunden war, gekostet worden, verschlungen, unter seinen Händen zu weicher Butter geworden, die harten, durchtrainierten Muskeln, sanft und nachgiebig, weich und empfangend, zu einer empfindsamen Masse, die sich danach sehnte, den anderen in sich aufzunehmen, zu erfassen, zu lieben, sich mit Haut und Haaren an ihn zu verschreiben, ihm zu gehören, ohne Einschränkungen, ohne Hindernisse, ohne Trennung oder Missverständnisse.

Und doch war es nur bei diesem Kuss geblieben, diesem einen heißen, alles verzehrenden Kuss, der noch Tage später auf seinen Lippen aufflammte, wann immer er Ians dunkle Locken, in die er seine Finger vergraben hatte, unter den anderen Haarschöpfen entdeckte, wann immer er seines hochgewachsenen Körpers ansichtig wurde, wann immer er den Kupferton seiner Haut im Sonnenlicht bemerkte, dessen Anblick ihn von innen heraus wärmte, dessen Weichheit im Gegensatz zu dem Spiel der harten Muskeln, die unter der samtenen Haut verborgen blieben, seine Sinne lähmte, sein Herz stocken ließ, seine Gedanken bannte, zurückbrachte zu diesem kostbaren Moment, an dem sich Körper gegen Körper, Glieder gegen Glieder, ungestilltes Verlangen gegen bedingungslose Leidenschaft gepresst hatten.

Er wollte ihn, wollte ihn mehr als alles andere, und Marvin wusste, dass Ian ihn auch wollte, die Erregung, die in ihnen beiden kochte, deren Aufsteigen unmissverständlich gewesen war, sprach deutlicher, als jede Äußerung ihrer Münder es hätte tun können.

"Ich liebe dich", wisperte er wieder, und platzierte einen sanften Kuss auf die Hand, die er immer noch fest in der Seinen hielt.

"Ich liebe dich", wiederholte er, als könnte es jetzt noch einen Sinn machen, als würde es noch etwas bedeuten, dass er ihm versicherte, wie sehr er ihn brauchte, wie nutzlos seine Existenz ohne ihn, ohne Ian, ohne den anderen Teil seiner Seele sein würde.

Über alle Gegensätze, über alle Hindernisse, über jeden trennenden Ozean hinweg, hatten sie sich gefunden, hatten sich erkannt, hatten sich geliebt, und jeder von ihnen hatte gewusst, dass es wahrhaftig war, dass es das war, das sie beide brauchten, dass dagegen anzukämpfen vielleicht ein Ausdruck der Zeit in der sie lebten, jedoch ein Unterfangen gegen jede Natur, gegen die Bestimmung ihrer Selbst war.

Sie waren auseinander gerissen worden durch ein Geräusch, die plötzliche Drohung einer Entdeckung, deren Ausmaß sie damals nicht wagten zu erfassen, und das dennoch ausreichte, um sie mit pochendem Herzen, schmerzender Sehnsucht zusammenzucken, voneinander lösen und erschrocken in die kalte Einsamkeit ihrer eigenen Welten, zurückkehren zu lassen.

Sie hatten nicht mehr gewagt, sich anzusehen, blieben getrennt und allein, nur für einen Augenblick, bis sie sich endgültig auseinander bewegt und schließlich stumm und rasch voneinander entfernt hatten, für diese Nacht und für die folgenden Nächte, während derer das Verlangen wuchs, die Begierde anstieg und an Macht über sie gewann, über ihre Körper, so wie über ihre Seelen, bis sie es nicht mehr hatten ertragen können, bis jede zufällige Begegnung einer unmenschlichen Qual gleichgekommen war, bis jede Sekunde durch den Schmerz der Sehnsucht regiert, von purem Verlangen erfüllt und gesättigt, sich in unerträgliche Ewigkeiten ausdehnte, die keine Erlösung, kein Heilmittel, keine Erleichterung versprach.

Solange hatten sie gelitten, bis es schließlich stärker gewesen war, als alles, das sie noch voneinander trennen wollte, ihnen die Steine in den Weg warf, die sie, in diesem Moment, beflügelt von ihrer Entschlusskraft, ergriffen und gepackt von der Wahrhaftigkeit ihrer Empfindungen, der Klarheit, die es ihnen ermöglichte, diese zu erkennen, dem zu folgen, das ihnen bestimmt war, die Bindung einzugehen, auf die sie immer gewartet hatten, nicht mehr als Barrieren hatten akzeptieren können.

Sie hatten die Felsen aus dem Weg geräumt, als wären sie Watte gewesen. Einst, als die Erkenntnis sie erschütterte, konnten die rohen Klippen ihrer Leidenschaft nichts mehr entgegensetzen, waren die Hindernisse keine mehr gewesen, zumindest in den Augenblicken, in denen sie nichts und niemandem mehr erlaubt hatten, zwischen sie zu kommen, in diesem Rausch der Vollendung, der Erfüllung, der stärker und mitreißender über sie hinweg strömte, als jede Ekstase, der sie sich bisher unterworfen hatten, die bisher Einlass in ihr von Stolz und Selbstdisziplin beherrschtes Leben gefunden hatte.

Der Grund für ihre beiderseitige Niederlage war die Kälte gewesen, die unerbittliche, eisige, nordische Kälte, der sie sich ausgesetzt sahen und die doch letztendlich nichts anderes als ein Vorwand, als die längst fällige Entschuldigung für ihr Aufgeben, für ihre Kapitulation gegenüber den Kräften waren, die sich als stärker erwiesen hatten, als jede Selbstbeherrschung es jemals sein konnte.

Auf den Einsatz zu warten war die eine Sache, der Gefahr zu trotzen, der ständigen Bedrohung ins Auge zu sehen, die andere, doch sie hatten nicht damit gerechnet, nicht damit rechnen können, sich schließlich alleine wiederzufinden, auf verlassener Ebene, ohne die Hoffnung auf Errettung, ohne das Wissen oder die Sicherheit eines morgendlichen Erwachens.

Unerwartet, plötzlich auf sich gestellt, mit keiner lebender Seele in Reichweite, mit keiner lebenden Seele, die ihren Standort würde erahnen können, die überhaupt imstande wäre zu erraten, dass sie sich auf verlorenem Posten im arktischen Eis wiedergefunden hatten, auf der Flucht und ohne Hilfe, mit nichts als den eigenen Körpern, dem technischen Wissen, das Überleben sichern sollte und mit der verborgenen Leidenschaft in den Herzen, die durch das ständige Ankämpfen gegen ihre alles durchdringende Wucht, die mühsam aufrecht erhaltenen Schutzpanzer durchdrungen, durchlöchert und schließlich den Sieg über ihre Angst, die nicht zu vergleichen war, mit der nackten Angst ums Überleben mit der sie sich tagtäglich konfrontiert sahen, sondern die, ganz im Gegenteil zu ihrem ständigen Begleiter, dem ständigen nagenden Getier, das sich an ihre Seelen klammerte, geworden war, das ihnen immer wieder, mit sanfter Stimme versuchte die endgültige Wahrheit einzuflüstern, an ihrer Rüstung knabberte, hoffte, und doch nicht geahnt hätte, dass es dort, auf der schneebedeckten Ebene, unter dem Firmament funkelnder Sterne geschehen wäre.

Auf einmal hatte es keine Zögern mehr zwischen ihnen gegeben, keine Verlegenheit, keine falsche Scham, keine Zurückhaltung.

Wärme zu suchen war eine Frage des Überlebens geworden, Erfüllung zu finden jedoch nicht minder.

Die Kälte war verdampft im Angesicht der Hitze ihrer glühenden Leiber, die sich in dem ewigen Tanz der Leidenschaften vereinigten, die sich in dem nie enden wollenden Rhythmus des Lebens und der Liebe bewegten, verschmolzen, die Welt um sie herum zum Versinken brachten, das Universum, dessen kleinster Teil sie waren, in ihnen zur letzten und endgültigen Explosion.

Nichts danach hatte noch irgendeine Bedeutung, nichts anderes zählte, als die Hingabe an den anderen Körper, als die heiße Haut, über die suchende, schlanke Finger fordernd glitten, der dünne Schweißfilm, der es erlaubte, dass Körper sanft gegeneinander rieben, ihre Säfte verschmierten, ihren Tanz zu einer eleganten, fließenden Perfektion führten, die besser war, richtiger, als jede andere Vereinigung, die Marvin jemals erlebt hatte.

Sobald die Situation klar gewesen war, hatte Ian umgehend gehandelt, die Initiative ergriffen, die Vorbereitungen getroffen, die hatten getroffen werden müssen.

Er hatte den kleineren Mann umfasst, noch ehe er Zeit gehabt hätte zu reagieren, noch ehe er irgendeinen Einwand hätte erheben können, hatte rasch und doch mit unendlicher Sanftheit die Knöpfe, die Verschlüsse seiner Kleidung gelöst, die unter dem klammen Sternenlicht bleich schimmernde Haut von ihrem Gefängnis befreit, ihn nur für den Bruchteil eines Momentes der gnadenlosen Arktis offenbart.

Nicht einmal die Zeit dazu, erschrocken zusammenzuschrecken, war ihm geblieben, bevor der Dunkelhaarige seine eigene Kleidung abgestreift, ihn in die festen Arme genommen, ihn zärtlich umschlungen, mit seinem Körper beschützt und in einer einzigen, fließenden Bewegung hinab und unter den Schutz der Decken gezogen hatte.

Die Hitze hatte Flammen geschlagen, die weißen Atemwolken verwandelten sich in Feuerstöße, in Rauchzeichen, die nur einen Inhalt, einen Sinn enthielten.

Körper schmiegten sich aneinander, passten perfekt, ergänzten sich in ultimativer Perfektion, in endgültiger Ekstase.

* * *

* * *

'Nur noch ein eine einzige Sekunde, nur noch einen Moment, in dem sie sich lieben konnten', flehte Marvin stumm, vergrub seinen Kopf in den Händen und schluchzte erbärmlich.

Was würde er darum geben nur noch ein einziges Mal in seinen Armen liegen zu können, nur noch ein einziges Mal seine Stimme zu hören, die ihm süße Belanglosigkeiten sanft in sein Ohr flüsterten. Nur noch einmal das Gefühl seiner glatten Finger auf der Haut, die jeden Millimeter seines Körpers erforschten, jeden Spalt, jede Ritze, jede Narbe, jede Falte, die von dem Leben berichtete, das er geführt hatte, liebkoste und streichelte, als wäre sie das Kostbarste, das auf der Welt existierte.

Wie hatte er es geliebt, wenn sich der Druck seiner Hände verstärkt, wenn sein Atem sich beschleunigt, sein Herzschlag dem dumpfen Trommeln der Erregung, die in seinem Blut anwuchs, Ausdruck verlieh, wenn die mühsam aufrechterhaltene Selbstbeherrschung, auf die Ian stets so viel Wert gelegt hatte, zerfiel, zerbröckelte im Angesicht der aufkochenden Leidenschaften.

Nie hatte er ihm mehr bedeutet, als in diesem Augenblick, in dem der dunkelhaarige Agent, den sonst nichts hatte aus der Ruhe bringen können, vor ihm kapituliert hatte, in welchem er der Macht gewahr wurde, die sein Körper über den anderen ausüben konnte, in welchem er gleichzeitig Sieg und Niederlage erlebte.

Er hatte es geliebt von ihm genommen zu werden, hart und grob, als hätte Ian ihm beweisen wollen, dass die Entscheidung immer die Seine gewesen war, als hätte er ihn strafen wollen für seine Auflehnung, für seine Versuche zu fliehen, ihm und seiner Liebe zu entkommen.

Und dann wieder zärtlich und weich, so sanft und behutsam, dass es ihm die Tränen in die Augen getrieben hatte.

Er hatte ihn auf Tausende verschiedener Weisen geliebt, jedesmal neu, jedesmal wieder wie das erste Mal.

Er war in seine Wohnung gekommen, hatte ihn roh gegen die Wand gedrängt, sein hungriger Kuss eine erste Warnung für das, was unweigerlich kommen würde, hatte ihm die Kleidung vom Leib gerissen, und war an Ort und Stelle, ohne weitere Vorbereitung in seinen willigen Körper eingedrungen, bis trotz der harten Lippen, die seinen Mund verschlossen hatten, schrie, ohne zu wissen ob es die Leidenschaft oder der Schmerz war, der ihm die Laute entlockte.

Marvin hatte es geliebt, wenn Ian die Kontrolle über sich verloren, wenn er der Wildheit in sich Raum gegeben und ihm keine Wahl, keine Entscheidung mehr überlassen hatte, wenn er die Erfüllung seiner geheimen Sehnsüchte tief in sich explodieren fühlte, wenn der animalische Laut, den der andere ausstieß herrlicher und melodischer in seinen Ohren klang, als die schönste Musik es hätte tun können.

Und er hatte es geliebt, wenn Ian seine Begierden beherrscht hatte, wenn er ihn langsam und geduldig erforscht, seine Haut mit Küssen bedeckt, feuchte Spuren entlang seines Körpers gemalt, jede Öffnung, die er ihm bot, geneckt und gereizt hatte, bis Marvin glaubte, den Verstand zu verlieren.

Zunge und Lippen liebkosten die empfindlichsten Stellen, die dünne, empfindliche Haut an Hals und Achseln, den kleinen Ort hinter dem Ohr, der, einmal stimuliert, seine Brustwarzen erigierte, noch bevor Ian sich ihrer widmen konnte.

Leichte Bisse zwischen Hals und Schulter, zu zärtlich und hingebungsvoll, um Spuren hinterlassen zu können, wurden zur geduldigen Wanderung über Brust und Leib, bis sie sich dem Zentrum seines Seins näherten, seine pochenden Lenden umkreisten, seine Hüften umspielten, bis er den Gipfel der Ekstase bereits erklommen hatte, ohne dass sein Geschlecht auch nur berührt worden wäre.

Doch war das erst der Beginn des Tanzes, nur der Auftakt zu einer Reise, die seine Sinne in unbekannte Höhen, in unfassbare, erderschütternde Feuerwerke verwandelte, die ihn in weitere Fernen und doch in tiefere Einsichten katapultierte, als er jemals für möglich gehalten hätte.

Wenn seine Lippen, die fähig waren, die unbarmherzigsten Befehle, die schonungslosesten Kommandos auszuteilen, sich endlich um seinen Penis schlossen, wenn die weißen Zähne ihn wohlig erschauern ließen, wenn die Zunge seine Spitze zärtlich umspielte, wenn er langsam und geduldig an ihm saugte, ihm seinen Rhythmus aufzwang, und ihn schließlich ganz in sich aufnahm, ihn wieder und wieder dazu brachte, in die weiche und doch fordernde Höhlung seines Mundes hineinzustoßen, ohne auszuweichen, ohne ihm entgehen zu wollen, im Gegenteil, mit jedem Stoß nur noch hungriger, noch gieriger sog, dann gab es keinen Zweifel mehr, dann war alles wahr und richtig. In diesen Augenblicken wusste Marvin, dass es nicht falsch sein konnte, dass sie das taten, wofür sie geschaffen worden waren, dass ihre verschmelzenden Körper weiter waren, als ihre zögerlichen Gedanken, die immer wieder von neuem Wälle und Hindernisse erfanden und sie damit zu ersticken drohten.

Doch wenn die weißen Blitze ihn durchzuckten, wenn Ian die bittere, cremige Flüssigkeit, die seine Erlösung bedeutete, bis zum letzten Tropfen trank, und wenn er ihm dann seine Beine spreizte, mit heißen Fingern und Lippen Zugang zu seinem Innersten, zu dem verborgenen Geheimnis tief in ihm, das er geschworen hatte, niemandem zu offenbaren, wenn er ihn öffnete und befeuchtete, wenn er mit Zunge und Händen den schmalen Eingang weitete, bis Marvin aus seiner Erschöpfung erwacht vor Verlangen und Erwartung zu zucken begann, sich nach nichts anderem mehr sehnend, als nach dem langen, harten Schaft, der ihn ganz ausfüllen sollte, dann erstarben auch diese Gedanken, dann existierten nur noch ihre Körper die sich vereinigen, die gemeinsam den Gipfel der Leidenschaften erklommen, deren Bewegungen perfekt ineinander griffen, deren Körper sich ergänzten, keine Frage zu stellen ermöglichten, ob sie je füreinander geschaffen worden.

Nichts zählte mehr, als die pilzförmige, heiße, leckende Spitze, die nur für einen kurzen Moment an dem Ring der Muskeln bremste, doch die endlich kein Warten mehr kannte, wenn Marvin die Leere in sich nicht mehr ertragen konnte, und das pochende Glied des anderen an seiner Wurzel umfasste, und bestimmt und gierig in sich einführte.

Ians Stöhnen vermählte sich mit dem Seinen, wenn er ihn ganz und gar in sich fühlte, wenn sie eins waren, ein Körper und eine Seele, untrennbar verbunden in Perfektion.

Und dann, wenn der Tanz begann, wenn Ian begann sich in ihm zu bewegen, wenn er tiefer und tiefer in ihn hineinstieß, sich wieder zurückzog, seinen Schaft wieder und wieder über Marvins Prostata gleiten ließ, bis dieser zitterte, wenn er dann das Tempo erhöhte, ihre Leiber erschauerten, schweißbedeckt glänzend übereinander, ineinander hinweg fuhren, wenn ihr Blut brodelte, ihre Herzen rasten, und sie sich bebend ineinander verkeilten, die langen, tiefen Stöße abgelöst wurden von den letzten kurzen Feuern der Batterien, dann sahen sie beide das Licht und die Wahrhaftigkeit klarer, denn jemals zuvor oder jemals danach.

Und wenn Ian dann kollabierte, nachdem er tief in ihm gekommen, ihn mit seinem heißen, stickigen Samen gefüllt hatte, wenn er ihn festhielt, und sich wünschte, dass er sich niemals würde aus ihm zurückziehen müssen, spätestens dann flutete die Wirklichkeit wie ein Orkan zurück zu ihm und durchfuhr ihn mit seiner Gewalt.

Die alten, doch verflogenen Zweifel tauchten wieder aus ihren Winkeln auf, er spürte, wie sie ihm auflauerten, er spürte es an der plötzlichen Kälte, die Ian erfasste, dass sie auch auf ihn gewartet hatten, und es blieb ihm nichts anderes übrig, als ihn fester und fester zu halten, so lange, und so stark, wie es ihm nur möglich war, den Moment auszudehnen, und damit den Augenblick, der mit dem Schmerz in ihren Augen nur der Vorbote ihrer baldigen Trennung sein sollte, herauszuzögern, solange es irgend möglich sein sollte.

Marvin weinte. Wie sollte er weiterleben können in dem Wissen, dass der andere Teil seiner Seele, die Ergänzung seines Leibes, nicht mehr existierte. Wie sollte er in der Lage sein, den Verlust, die Trauer, den Schmerz zu ertragen, konnte er doch nicht einmal den Gedanken daran aushalten ohne wahnsinnig vor Verzweiflung zu werden.

Wie konnte Ian ihn verlassen, wie konnte er ihn alleine lassen inmitten all dieser Grausamkeiten.

Die Tränen flossen ohne Unterlass.

So etwas hätte nicht passieren dürfen. So etwas dürfte niemals passieren. Welches Schicksal, welcher Gott konnte es zulassen, dass ihm der einzige Grund zu leben, genommen würde.

Er sank nach vorne, umfasste den erkaltenden Leib auf dem weißen Laken mit seinen Armen, versuchte ihn zu wärmen, die Wärme in ihn zurück zu rufen, ohne Rücksicht, ohne Hinblick auf die Menschen, die um ihn herum waren, die ihn sehen konnten.

calli24
calli24
4 Anhänger