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Leah 4.0 - Weihnachten - 06

Geschichte Info
Weihnachte mit Franzi – ein friedlicher Ausklang.
5.9k Wörter
4.64
4.4k
0

Teil 6 der 6 teiligen Serie

Aktualisiert 06/07/2023
Erstellt 10/25/2022
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[Anmerkung: Für alle, die nach Kategorien lesen, Teil 5 ist an anderer Stelle erschienen („Tabus", wahlweise über mein Profil).]

*

Selbst zwei Monate nach Lukas' ungewöhnlichem, wildem und völlig verdrehtem Geburtstag bekam ich noch eine Gänsehaut, wenn ich an die Ereignisse zurückdachte. Was ich mit ihm angestellt hatte, was ich mit Franzi angestellt hatte und wozu ich die beiden dirigiert hatte. Aber es blieb tatsächlich dabei, es war eine Nacht der einmaligen Erlebnisse und soweit wir uns auch zunächst komisch verhielten, wenn wir uns sahen, insbesondere an den ersten Tagen danach, so sehr verdrängten wir das familiäre Intermezzo der beiden. Meine Rolle inklusive.

Bereits nach zwei Wochen hatten wir uns wieder soweit im Griff, dass wir nur bei versehentlichen Berührungen zuckten und uns mit einem entschuldigenden Lächeln zurückzogen.

Etwa eine weitere Woche später versuchten wir die Gesellschaft zu Lukas bzw. andersrum auch nicht mehr künstlich zu verkürzen, so dass es sich irgendwann wieder wie vorher anfühlte. Wenngleich hin und wieder doch mit anderen Bildern im Kopf.

Danach nahm ich mir eine kleine Auszeit und verbrachte mit meiner Schwester Sophie einen ganz anderen Geburtstag. Ihren 18. Geburtstag feierten wir Anfang Dezember in Wien, was aus mehreren Gründen toll war. Man verpasste den ersten Advent und die ganzen Schmückereien, konnte sich an den verschiedenen Weihnachtsmärkten durchstaunen und noch viel wichtiger -schlemmen. Und war so völlig raus aus allem, was einen sonst begleitete. Leider auch aus Franzi, aber die vielen kleinen Nachrichten machten es erträglicher für mich.

Außerdem hatte unser kleines Hotel eine wirklich tolle Servicefee, die uns zum Frühstück an besagtem Morgen einfach mal ein Stück Kuchen mit Kerze brachte. Da hatte ich wirklich nicht meine Finger im Spiel, sonst wäre es vermutlich auch nur wieder in einer Katastrophe geendet.

Es war aber auch der erste Geburtstag ohne unsere Mama, was wie ein kleiner Schatten über uns lag, aber in Summe waren es ein paar tolle Tage, um den Tag von allem frei zu bekommen.

Zuhause wurden wir dann wieder eingefangen, sei es von dem Weihnachtsgrinch Tante Bigge, die aus der Adventszeit ein geordnetes Kommando voller strenger Regeln und Traditionen für Sophie zauberte. Oder meiner plötzlichen Glucke Franzi, die die freien Tage mit einer Wärme, Herzlichkeit und Keksen überkompensierte. Zu meinem Glück waren ihre Finger an der Keksfront ebenso begabt wie an meinem Körper.

Irgendwann überraschte sie mich dann auch auf dem falschen Fuß, als sie Sophie zu Weihnachten einladen wollte. Sich schick zurecht machen, gemütlich am Weihnachtsfeiertag speisen, nett zusammensitzen und das Jahr Revue passieren lassen. Modernes Patchwork-Weihnachten, woran jeder Alternativer-Ratgeberautor seine helle Freude gehabt hätte.

Bis auf wechselseitige Grüße, welche ich jeweils überreichte, hatten die beiden sich auch nicht mehr gesehen, seitdem Franzi nicht mehr bei meiner Mutter ein- und ausging. Lukas war es wohl auch ganz Recht, befürchtete er irgendwie, dass Franzi und ich sonst nur die ganze Zeit turteln würden und er einfach deplatziert wäre.

Als ich meine Frage aussprach, was denn ‚schick zurechtmachen' heißen würde, bereute ich es auch sogleich, bekam ich doch nur ein Lächeln als Antwort. Das würde ich dann schon noch sehen.

Finale. Der Vorteil einer kleinen Schwester mit Führerschein ist, sie kann fahren. Klingt banal, aber es gab Situationen, in denen selbst ich nicht den Bus nehmen wollte. Dies war so eine.

Bereits als wir aus dem Wagen ausstiegen, spürte ich den Wind, so dass ich mir den Mantel sogleich enger um den Körper schlang.

„Weißt du, ich mag deine Franzi. Zumindest früher. Aber diese komischen Weihnachtselfenkostüme sind alles, nur nicht praktisch," warf sie mir zitternd vor als wir von der Parklücke zu Franzis Haus gingen.

Brauchte sie mir nicht zu sagen. Wollen wir es einmal grüne Tunika aus ‚Natur-Polyester' mit roten und goldenen Verzierungen nennen, welche unsere Oberkörper sowie Oberschenkel so halb bedeckte. Die Mütze mit dem Glöckchen wusste jetzt auch nicht wirklich zu wärmen. Zum Glück gab es dazu keine halterlosen Strümpfe, sondern eine grün-rot-gestreifte Strumpfhose. Okay, es war keine Strumpfhose und auch keine Leggings, aber dem Wind war das in dem Moment auch egal und so viel mehr Schutz bot diese dünne Hose auch nicht gerade.

Augenrollend murmelte ich, „ja, bis gerade eben mochte ich sie auch. Ich hoffe nur, sie hat den Kamin angeschmissen, dann leg ich mich da gleich erst einmal rein." Dabei war ich es, die auch noch den Korb mit Schinken, Salami, Nudeln und Wein trug. Selbst zusammengestellt. Ist gleich viel persönlicher und deutlich günstiger. Trotzdem froren meine Finger in der Kälte wie der Rest von mir.

Fußstampfend klingelte Sophie und eine in einem schwarzen Kleid gewandete und plötzlich lachende Gastgeberin öffnete uns die Tür.

„Ihr seht soo süß aus, aber kommt rein, das ist saukalt draußen."

„Ach," schallte es ihr gleich zweifach entgegen, ich drückte ihr den Korb beim Hineinflitzen in die Hände und rubbelte mir die Arme warm. Dann nahm sie mir den Korb ab, half uns beiden aus den Mänteln, nahm uns auch die Mützchen ab und drückte uns beide, nachdem sie alles in der Garderobe aufgehangen hatte. Erst Sophie einmal kurz, dann mich etwas länger.

„Gut schaut ihr aus," sprach sie erneut mit einem Lächeln.

„Ja, mach dich nur lustig. Ich dachte, wir machen hier ein Weihnachtsmenü und würden alle so etwas tragen," gab ich zurück.

Kopfschüttelnd grinsend erwiderte sie nur, „wieso? Weil ich euch die Kostüme mitgegeben habe? Steht euch doch echt gut. Ich find es hübsch." So doppelzüngig engelsgleich war sie nur schwer zu ertragen, weil sie so verführerisch wirkte und ich sie zugleich erschlagen wollte. „Nein, ich meinte eher, dass ihr gut ausseht. Die Kostüme stehen euch sehr, wie ihr euch die Haare geknotet habt. Aber jetzt geht rein, wärmt euch auf."

Dabei ließ meine Schwester mir den Vortritt, was einerseits ungewöhnlich war. Andererseits kannte ich mich besser aus und sie orientierte sich zunächst einmal. Als ich Lukas im Wohnzimmer antraf, zumindest trug er zu seiner schwarzen Hose und dem Hemd noch eine feierliche Nikolausmütze, musste auch er breit grinsen. „Hey, das ist doch mal eine Weihnachtselfe," feixte er, während er mich doch einmal kurz musterte.

„Sophie, du musst echt mal mehr essen, du bist noch dürrer als Leah," hörte ich Franzi von weiter hinten.

Während ich die Augen rollte und etwas auf den einen oder den anderen Kommentar erwidern wollte, hätte ich es dabei fast verpasst. Aber auch nur fast. Lukas' Blick auf Franzi, die sich bisher auch noch nie live getroffen hatten. Wie sein Grinsen sich zurückzog, die Augenbrauen hoben und ein leicht stocksteifes Lächeln sich auf seinen Lippen bildete.

Sophie war da aber schon voll in Weihnachtslaune, nachdem Franzi sie so gedrückt hatte. Ging auf Lukas zu, „hey, freut mich, dass wir uns auch mal persönlich kennenlernen," umarmte ihn kurz lächelnd und marschierte dann an ihm vorbei auf der Suche nach dem Kamin, der dann doch nur ein Heizkörper war. Sich die Finger reibend platzierte sie sich davor und sah sich um. Ihr Blick blieb auf dem Bild mit Meerblick hängen, was mich damals auch kurz gebannt hatte.

Mit einem halben Meter Abstand trat Lukas daneben, „ganz schön kalt draußen, oder? Magst einen heißen Tee?", was Sophie mit einem Lächeln und Nicken bestätigte.

Von der Türschwelle sahen Franzi und ich den beiden zu als sie zu mir murmelte, „was war das denn?"

„Frag mich nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wissen möchte. Aber so handzahm hab ich ihn auch noch nicht..."

Franzi nickte nur schmunzelnd. „Wir nehmen auch einen Tee," rief sie dann rein, wartete zwei Sekunden und ging dann selber zu der offenen Küche rüber, um Wasser aufzusetzen. Nach einem Moment riss ich mich von dem Anblick der beiden los und ging zu Franzi rüber.

„Kann ich dir helfen?"

„Nein, das mit dem Wasser bekomm ich noch so gerade hin." Ihr Grinsen konnte sie sich dabei nicht so wirklich verkneifen.

Genauso wenig wie ich mein nächstes Augenrollen. „Mit deinem Menü, schnibbeln, schrubben und drapieren."

Erneut musste sie grinsen, „aber doch nicht jetzt, du darfst mich später schrubben, drapieren und an mir rum fummeln." Das sagte sie so zuckersüß wie unschuldig, während sie uns eine Teekanne aufsetzte.

Als ich schon befürchtete, vom Augenrollen morgen Muskelkater zu bekommen, ergänzte sie dann aber doch noch, „nein, der Fisch ist soweit vorbereitet, Reis ist schnell gemacht, das Gemüse ist vorbereitet. Das geht gleich eigentlich schnell."

„Nachtisch?"

„Steht schon längst im Kühlschrank, muss durchziehen."

Ein diebisches Lächeln schlich sich auf meine Gesichtszüge, war ich mir zwar nicht sicher, was es letztendlich geworden war. Aber die Möglichkeiten waren alle toll.

Erneut musste ich zu den beiden rüberblicken und sie folgte meinem Blick. In einem noch etwas leiserem Tonfall hauchte ich ihr zu, „so ruhig, friedlich und ausgeglichen, das kennt man sonst ja gar nicht."

„Ja, ich wunder mich auch schon, sonst ist er da," sie suchte nach den passenden Worten, „unbeholfener oder aufgedrehter oder..."

„Steht sich aktiv im Wege mit der tollpatschigen und irgendwie dann auch betont desinteressierten Art? Wobei ich eher Sophie als Lukas meinte." Schweigend sahen wir kurz zu den beiden rüber. „Aber stimmt schon, die beiden scheinen sich da sehr sympathisch zu sein."

„Sympathisch, ja, mindestens das," sprach sie und nahm den Teefilter aus der Kanne.

„Ist das denn okay für dich, wenn die beiden da so?", fragte ich vorsichtig nach und wusste doch nicht genau, was ich selber meinte. Kennenlernten? Beschnupperten?

„Ist es denn für dich okay? Ich hab wohl weniger Furcht um meinen Sohn als du vielleicht um deine kleine Schwester. Und eigentlich ist es auch ganz schön, euch beide um mich zu haben. Zumal ich mir Schlimmere für ihn vorstellen kann als noch eine so wie du," scherzte sie, wofür sie sich einen kleinen Knuff in die Seite, aber auch ein Lächeln einfing.

Dennoch, die Frage war nicht so verkehrt. War es das für mich? Oder für sie? Wobei ich meinte, ein leichtes Funkeln, ein leichtes Schmunzeln um ihre Mundwinkel zu sehen. Aber vielleicht lag es auch daran, wie Sophie Lukas ansah. Den Kopf leicht geneigt, sich eine Strähne gerade hinter das Ohr schiebend und ihm lauschte.

„Wie geht es ihr denn? Sie kommt mir tatsächlich etwas dünner vor. Auch wenn sie jetzt eigentlich recht entspannt wirkt, hatte ich an der Tür den Eindruck, dass da eine leichte Anspannung herrschte." Mit einem Lächeln zur Relativierung schob sie nach, „oder lag das nur an dem Kostüm?"

Auch darüber musste ich kurz nachdenken. „Nein. Ich mein, das war schon saukalt da draußen in dem hier," wollte ich mich erst noch einmal über das Ungleichgewicht in der Kleiderordnung beschweren. Aber Franzi traf den Punkt. „Ich weiß nicht. Sie hatte sich schon ein wenig zurückgezogen und war dann entweder niedergeschlagen oder überdreht, wenn ich bei ihr war. Oder sie bei mir. Der Kurztrip tat ihr ganz gut, glaub ich. Ansonsten. Tante Bigge ist toll und kümmert sich auch um sie, aber sie ist manchmal auch etwas harsch. Nach Wien wurde es nicht gerade besser. Ich will nicht sagen, dass sie sich zurückzog oder einigelte, aber," erneut musste ich kurz überlegen. „Sie war schon etwas weniger ausgelassen," wobei ich mich fragte, wie sehr ich tatsächlich untertrieb.

Sorgenvoll betrachtete Franzi halb mich, halb Sophie. „So schlimm sieht es gerade gar nicht aus, wie du andeutest."

Auch dafür mochte ich sie so, sie hatte ein gutes Gefühl für Zwischentöne und Menschen. Besser als ich. „Nein, ich glaub, der Abend tut ihr gerade richtig gut," gab ich mit einem Lächeln zu und nahm dann zwei frisch befüllte Tassen entgegen. „Danke schön."

Mein Lächeln erwiderte sie auf so typische Weise mit ihrem und einem spielerischen Spruch. „Hey, dafür nicht. Ist nur Tee. Wärmt aber trotzdem. Komm, lass uns die beiden mal etwas stören gehen."

„Na, ihr zwei, jetzt gibt es endlich etwas Aufwärmung," betonte Franzi etwas lauter, als wir zu den beiden rübergingen und sie Lukas eine Tasse von dem schwarzen Tee in die Hand drückte.

Ich reichte meiner Schwester ihre Tasse und schnupperte dann an meiner. Das leichte Aroma von Orange und den Gewürzen wärmte mich fast so sehr, wie die heiße, dickwandige Tasse in meinen Fingern. Aber nicht so sehr, wie Sophies Schmunzeln, als sie den Tee entgegen nahm. Nur, um dann sogleich zu Lukas zu blicken und ihm mit der Tasse fast schon zuzuprosten, um dann im Anschluss eher pflichtbewusst es bei uns in einer kürzeren Bewegung gleichzutun.

Nein, ich hatte nichts dagegen, wenn Sophie sich mit Lukas gut verstand, fast schon flirtete. Auch wenn mir auffiel, dass sie es zurückhaltender tat als wenn wir beide mal gemeinsam aus waren. Schüchtern wäre das falsche Wort gewesen, eher bedachter.

So standen wir eine Weile beisammen und plauderten und Franzi und ich warfen uns ein, zweimal kurze Blick zu, da auch ihr nicht entgangen war, wie die beiden immer wieder sich aufeinander konzentrierten, ohne groß etwas zu sagen. Außer mal das Elfenkostüm zu loben;zumindest ihres. Was Franzi wiederum ein Lächeln entlockte und sie sich zusammenreißen musste, mir in meinem Kostüm nicht ein Charly Brown-Lob hinterher zu werfen. Aber wir wussten beide, dass ich ihr in dem Outfit gefiel.

Als wir uns dann zu dem Fenster raus zum Garten drehten, wirkte es denn auch nicht wirklich wie ein Zufall, als Sophie halb vor Lukas stand, er mit seiner Schulter und Seite dicht hinter ihrer Schulter. Als sie sich dann noch halb zu ihm drehte, über ihre Schulter in seine Augen sah und die beiden locker weiterplauderten, sie fast seine Brust berührte, wurde es mir fast schon zu viel Turtelei. Weihnachtsfrieden hin oder her.

Franzi kam mir zuvor. „So, dann bereite ich mal das Essen vor, bräuchte aber noch von jemanden Hilfe. Wer mag?" Dabei sah sie ihren Sohn an, der etwas ratlos zurückblickte, wollte er in dem Moment doch so gar nicht von seinem warmen Platz weg.

Nach zwei Sekunden hatte ich ein einsehen und konnte auch nicht anders. „Mach ich doch gerne. Was soll ich tun?"

Mit einem süßen Lächeln nickte sie nur, auch wenn ihre Augen sagten, „hey, wenn du es so willst." Auch wenn sie fast glücklich darüber schien, dass ich die beiden rettete.

Als ich ihr dann ein paar Meter weiter zu Hand ging und weiter ihr Lächeln sah, bekam ich so ein Gefühl. „Okay, was ist hier los? Fast hab ich den Eindruck, du hast uns nicht nur eingeladen, damit wir Weihnachten nicht einsam sind." Dabei sah ich zu den beiden wieder rüber.

„Ich weiß gar nicht, was du meinst," erwiderte sie in einem unschuldigen Ton, der so unglaubwürdig klang, wie ich befürchtete.

Bemüht versuchte sie auf meine spöttisch hochgezogene Augenbraue ein Grinsen zu unterdrücken, bevor sie verschwörerisch dann doch zugab. „Naja, ich bin vielleicht nicht so direkt wie du. Aber dennoch weiß ich, wie man kuppeln kann und," dabei sah sie einen Moment zu den beiden rüber, „ich hatte das Gefühl, dass die beiden gut miteinander harmonieren würden."

Für einen Moment hielt ich die Luft an, fühlte ich mich doch wie ein blinder Passagier dabei. Aber was wollte ich, es war Weihnachten, Sophie fühlte sich wohl wie lange nicht mehr und Lukas war, trotz unserer nun noch komplizierteren Vorgeschichte, eigentlich ein guter Fang für sie. Wenngleich ich nicht wusste, wer von den beiden gerade wen fangen wollte. „Bin mir nicht sicher, ob dein Gefühl mir gerade Angst macht, weil es so treffsicher ist. Oder weil es falsch eingestellt ist und die Sache maßlos unterschätzt."

Alles, was ich bekam, war ein selbstzufriedenes Honigkuchenlächeln, gefolgt von ein paar Anweisungen, wie ich mich nützlich machen konnte.

Die beiden hatten es sich inzwischen in dem Knick der Sofaecke gemütlich gemacht. Hin und wieder drangen ein paar Wortwetzen der beiden rüber.

„Du darfst es übrigens zugeben," riss Franzi mich aus den Gedanken.

„Was? Dass es eine gute Idee von dir war?"

„Nein, das weiß ich doch schon. Aber dass du es magst." Auf meinen fragenden Blick hin nickte sie zu den beiden rüber. „Das Haus mit zwei glücklichen Teenagern zu teilen."

„Hey, also technisch gesehen falle ich da auch noch rein."

„Ich weiß, auch wenn ich es manchmal verdränge."

„Manchmal genießt du es aber auch," unterbrach ich sie spontan und vorschnell.

Schmunzelnd ergänzte sie, „ja. Und doch bist du so viel mehr für mich."

Die Worte mit dem anschließenden kurzen, sanften Kuss waren so viel schöner als jedes materielle Geschenk, was sie auch spürte, wusste.

Gemütlichkeit. „Was ist das?", hörte ich Franzi mit Blick auf Lukas' Handy.

„Nichts."

„Sah nicht aus wie nichts."

Ich blickte unauffällig rüber und beide unterhielten sich kurz, gedämpft.

„Aus deiner Klasse? Muss ich eifersüchtig werden?"

Man konnte fast sehen, wie Lukas rot anlief und nicht wusste, was er erwidern sollte, obwohl Sophie ihn offensichtlich neckte und zugleich doch auch neugierig gebannt war.

„Macht ihr das alle?", war das letzte, was ich von den beiden hörte, während sie gemeinsam auf sein Handy schauten.

„Okay, wenn ich das süße Pärchen da vorne dann einmal an den Tisch bitten dürfte", unterbrach Franzi die Runde mit den letzten Handgriffen.

Als die beiden uns ansehen wie zwei Erdmännchen, die man beim Griff in die Kasse erwischt hatte, musste ich mir erneut eingestehen, dass die beiden tatsächlich ein süßes Paar waren. ‚Paar'. Das klang einerseits arg übertrieben. Aber die beiden umflatterten sich jetzt auch schon seit dem späten Nachmittag und wir beide waren maximal geduldet.

Während wir die Sachen zu Tisch brachten und Lukas dann doch einmal kurz seiner Mutter half, flüsterte ich Sophie kurz fragend zu, „was war das denn gerade? Auf dem Handy?"

„Sei nicht immer so neugierig," bekam ich in einem glücklichen Grinsen zurück. „Ich hab schon bemerkt, dass du mich die ganze Zeit beobachtest."

„Wollte nur sichergehen, dass es dir gut geht. Aber du scheinst ja in guter Gesellschaft zu sein. Wenn wir stören, einfach Bescheid sagen," wollte ich sie nun selber aus der Reserve locken.

Ihre Augen funkelten tatsächlich angriffslustig, ungewöhnlicherweise hielt sie sich zurück. „Mag sein. Aber du musst dir keine Sorgen machen, mir geht es gut. Trotzdem danke."

Ich wäre keine gute Schwester, wenn ich es dabei belassen hätte. „Das sehe ich. Wenn ich dir deinen Rat zurückgeben darf. Verbock es ja nicht."

Mit ihrem typisch schiefen Grinsen bekam ich sanft ihren Ellbogen in meine Seite zu spüren, während wir uns dann gemeinsam an den Tisch setzten.

Das Essen war so angespannt wie auch gelöst. Die beiden spielten weiter miteinander, mit ihren Blicken, Worten und Gesten. Reichten sich mit Vorliebe dies und jenes. Ich betrachtete die beiden mit einer Mischung aus Freude für die beiden und Kopfschmerzen, ob sie sich nicht wie zwei kaputte Teile zu schnell aufeinander einschossen. Untermalt mit diesem eklig süßen Aroma, welches die Aura der beiden geradezu zu verströmen schien. Und die glückliche Glucke mir gegenüber freute sich einfach nur über diesen schönen Abend an ihrem Tisch.

Wobei auch sie immer offener einen flirtenden Blick mit mir aufnahm, in der Annahme, die beiden wären so miteinander beschäftigt, dass sie nichts mitbekam. Zumindest Sophie kannte ich aber besser, wenngleich ihre volle Konzentration tatsächlich jemand anderem galt.

Irgendwann fühlte ich Franzis Fuß an meinem, an den beiden bzw. zwischen den beide vorbei geschoben. Kurz zuckte ich zurück. Was aber Quatsch war, wussten doch alle Anwesenden, dass Franzi und ich ein glückliches Paar waren. Glückliches Paar, bei dem Gedanken musste ich dann meinen Fuß auch Franzi entgegen strecken.

Und bekam sogleich einen Stubser von der Seite, als Sophie wohl ähnliches mit Lukas vorhatte. Mit verschmitzten Lächeln zogen wir unsere Füße zurück. Meine Schwester schenkte mir außerdem noch einen Blick, der mir signalisierte, was ich denn hier gerade so stören würde, dass ich mich zurückhalten solle und überhaupt.

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