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Metamorphosen 11v32

Geschichte Info
Eine FemDom, DWT, SheMale, ... Fetischgeschichte.
5.5k Wörter
4.67
26k
2
3
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Vorwort allgemein _ Es ist an der Zeit, meinen Nachlaß zu ordnen. Aus den verschiedensten Gründen standen meine Geschichten auf unterschiedlichen Seiten mit wechselnden Pseudonymen. Nun möchte ich die Arbeit von Jahren bündeln. Eine Nachbearbeitung findet nur rudimentär statt.

Alle Personen in dieser Story sind über 18 Jahre alt

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Vorwort speziell _ Die Teile 1 bis 16 dieser Serie, damals noch unter dem Titel " Muskeln, Mösen, Modepüppchen", erschienen zwischen 2005 und 2008. Das unveröffentlichte Material zu dieser Serie umfaßt weitere 16 Folgen, die allerdings noch überarbeitet werden müssen (Korrekturlesen usw.).

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Acht Jahre später ...

*

Das Wetter war zum junge Hunde kriegen. Am Novemberhimmel hingen schwere Regenwolken, die sich in immer kürzeren Zeitabständen sintflutartig entluden. Ein nicht nachlassender Wind zerrte an den Flaggen der Uferpromenade und ließ sie maschinengewehrartig knattern. Irgendwo dort draußen, am Ende der aufgewühlten See, und verborgen vom alles umhüllenden Grau, würde jetzt gerade die Sonne untergehen.

Egon zog den Kragen seiner Windjacke enger und stampfte den Strand entlang. Er hatte es im Haus nicht mehr ausgehalten. Seit seinem Unfall überkamen ihn manchmal solche Panikattacken. Dann mußte er hinaus. In die Weite und die frische Luft. Fort vom Geräusch sich verformenden Blechs und dem Geruch von auslaufendem Benzin.

Vor ein paar Jahren hatte er zum ersten Mal Urlaub auf Sylt gemacht. Alleine. Und er verliebte sich Hals über Kopf in die Insel. Am Ende des Urlaubes war er Hausbesitzer geworden. Nicht dort, wo die wohnten, für die Geld kein Thema war. Sondern am Rand von Westerland. In einer vom Tourismus wenig beachteten Enklave, stand seine Fluchtburg.

Egon blieb stehen und suchte in den Tiefen seiner Taschen nach den Zigaretten. Auch ein Laster, von dem er nicht los kam. Geschützt im Schatten des Mantelkragens ließ er sein Zippo aufspringen. Der Wind riß ihm den Rauch vom Gesicht und er spürte die feine Gischt auf seiner Haut. Aufgeworfen von der rauhen See. So mochte er das! Gedankenverloren starrte er auf das Meer. Er liebte diese Urgewalt, weil sie rein war. Auch wenn sie seine Insel langsam auffraß. Wie die Zeit sein Leben auffraß.

Eine halbe Stunde stampfte er den Saum zwischen den Elementen entlang, ohne dabei einem einzigen Menschen zu begegnen. Die saßen beim Abendessen, vor dem Fernseher, im Kreis von Freunden, oder vergnügten sich an den unzähligen Verführungen, die die Insel Touristen und Einheimischen bot. Vielleicht liebten oder stritten sie sich auch. Egon wußte es nicht, und es war ihm auch egal.

Der Regen war heftiger geworden. Ein dünnes Rinnsal lief seinen Nacken hinunter und die feinen Salzkristalle, die der Wind in sich trug, schmirgelten auf seiner Haut. Er wollte schon umkehren, als er in einiger Entfernung eine Person, bis an die Knie im Wasser stehend, erblickte. Welch eine Unvernunft, dachte Egon, und beschloß sich das genauer anzuschauen.

Es war eine junge Frau, die dort mitten in der Brandung stand. Ihr langes, pechschwarzes Haar war der steifen Brise hilflos ausgeliefert. Ihr dünnes Jäckchen blähte sich wie ein Segel auf und flatterte heftig um ihren Körper. Sie reagierte auf nichts. Nicht auf das Wasser, das ihr bis hoch auf den Oberkörper spritzte, nicht auf den Wind, der sie mal zu der einen, dann wieder zur anderen Seite schwanken ließ. Und auf Egons Zurufe reagierte sie ebenfalls nicht. Bis es Egon zu unheimlich wurde und er auf sie zuging. Das Wasser war eiskalt, lief in seine Schuhe und kroch seine Beine hoch. Von alledem merkte er nichts. Er wußte nur, daß hier jemand seine Hilfe benötigte.

Egon packte die Frau an den Schultern und drehte sie zu sich um. Erschrocken atmete er einmal tief durch. Erschrocken von ihrer Schönheit. Das zerzauste Haar, das verlaufene Make-up, ihre von Tränen geröteten Augen, nichts davon konnte dieses Engelsgesicht entstellen. Egon sah ihre hohen Wangenknochen und ihre vollen, sinnlichen Lippen. Nie hatte er eine schönere Frau gesehen. Dann, mit einem Schlag, wurde er sich der Situation, in der sie sich befanden, wieder bewußt. Er nahm die Frau an die Hand und zog sie hinter sich her den Strand hinauf. Hastig zog Egon seine Jacke aus und legte sie der Fremden um die Schultern. Sie weinte immer noch, aber er meinte in ihrem Blick so etwas wie Dankbarkeit zu erkennen.

Ohne ein Wort zu sagen folgte sie Egon, bis sie vor seinem Haus standen und Egon das Garagentor auffahren ließ. Er zog seine Schuhe aus und stellte sie auf einen Stapel alter Zeitungen. Dann kniete er sich vor der Fremden auf den Boden und band ihre Schuhe auf. Als er in ihr Gesicht schaute, sah er kein Anzeichen von Furcht. Er sah überhaupt keine Gefühlsregung, die er irgendwie hätte deuten können. Folgsam ließ sie sich ins Haus führen und setzte sich in der Küche auf den Stuhl, den Egon ihr zurechtrückte. Es tropfte von ihr herab und auf den Fliesen bildeten sich erste kleine Pfützen. Sie schaute hoch und blicke Egon an. Ihre Tränen waren versiegt und im Licht war ihr Gesicht noch schöner geworden.

Egon war nach oben gelaufen. Aus seinem Kleiderschrank hatte er eine Jogginghose und einen dicken, warmen Norwegerpullover genommen. Als er wieder in die Küche kam, sah er, wie die junge Frau am ganzen Körper zitterte und ihre Zähne laut aufeinander schlugen. Erschrocken legte er die Sachen zur Seite und reichte der Frau beide Hände.

Im ersten Stock, direkt neben seinem Schlafzimmer, hatte er ein Gästezimmer eingerichtet. Das Bad war zwar deutlich kleiner als sein eigenes, aber für Besuch tat es gut seine Dienste. Sanft schob Egon die völlig durchnäßte Frau in das Bad. Er zeigte ihr, wo die Handtücher lagen und sich weitere Utensilien befanden. Dann schloß er die Tür hinter sich. Als er Minuten später ihre Anziehsachen aufs Bett legte, er hatte noch ein Shirt und ein paar warme Socken dazugelegt, hörte er das Plätschern der Dusche.

*

Egon saß vor dem Kamin und starrte in das knisternde und knackende Feuer. Ab und an nippte er an seinem Wein. In dem Moment, als er sich eine Zigarette anzündete, sah er seinen Gast die Treppe hinunter kommen. Er schätzte sie auf Anfang bis Mitte 20, und ihm war vorher nicht aufgefallen, wie groß sie war. Seine Sachen, immerhin maß er selbst über 190 Zentimeter, paßten ihr wie angegossen. Zumindest was die Länge betraf. Sie setzte sich neben ihn auf den Boden und hielt beide Hände Richtung Feuer.

"Daniela", sagte sie nach einer Weile, ohne Egon dabei anzuschauen.

"Egon" Und dann fragte er sie: "Möchtest du etwas essen? Oder trinken?"

Daniela drehte langsam ihren Kopf und Egon blieb für einen Moment das Herz stehen. Sie hatte nicht nur das Gesicht eines Engels, sie mußte wirklich ein Engel sein. Etwas anderes war gar nicht möglich. Sie hatte ihr Haar gefönt und es war so leicht und luftig, daß es sich in der warmen Luft, die vom Kamin aufstieg, sanft bewegte. Auch ohne Make-up strahlten ihre Augen und ihre Lippen waren voll und blutrot. Selbst jetzt, wo sie weder Lippenstift noch Lipgloss trug.

"Warum tust du das?", fragte sie mit leicht rauchiger Stimme.

Egon antwortete nicht sofort. Was genau hätte er auch sagen sollen? Er beugte sich vor und warf einen weiteren Holzscheit in die Flammen. Glut spritzte auf und es knackte mehrere Male laut hintereinander.

"Ich weiß es nicht", sagte er ohne sie anzuschauen. Dann stand er auf und ging zur Küche hinüber. Ein Grog würde ihnen beiden jetzt gut tun.

*

"Erzähle mir deine Geschichte!", sagte sie in die Stille des Raumes hinein, während sie ihre Hände um das Glas mit dem heißen, nach Rum riechenden Tees geschlossen hielt.

Egon hätte eigentlich überrascht sein sollen. Aber die Situation war so unwirklich, wie sein Leben wirklich war. Die Geister der Vergangenheit, die ihn nicht loslassen wollten! Sollte er sie wirklich heraufbeschwören? Und dann tat er etwas, was er selbst damals, in der Therapie, die er nach dem Unfall begonnen hatte, nicht hatte tun können.

Er erzählte Daniela von Karola. Wie sie an seine Schule kam und seine Klasse in Sport unterrichtete. Wie er sich Hals über Kopf in sie verliebte -- und sie seine Liebe erwiderte. Er erzählte von Monika und N'Dami, die besten Freundinnen von Karola. Als er von den langen Liebesnächten zu Viert berichtete, schaute Egon für eine Sekunde ängstlich in Danielas Augen. Seine Vorliebe für zarte Wäsche verschwieg er ebenso wenig, wie das mühsame und oft schmerzhafte Training mit den High Heels. Ein zartes, wissendes Lächeln huschte über Danielas Gesicht und für einen ganz kurzen Moment berührte sie sein Knie.

Und dann erzählte Egon von dem Tag, an dem er mit Karola und Monika auf dieser Feier war. Es war eine schöne Veranstaltung gewesen. Sie drei tanzten und flirteten bis zum Morgengrauen.

Egon hatte sich für diesen Tag angeboten, daß Fahren zu übernehmen. Er hielt den beiden Frauen, wie ein Chauffeur, lachend die Türen auf, dann setzte er sich hinter das Steuer des schweren Wagens. Die Fahrt zur Villa Rosenholz führte sie über eine gut ausgebaute Landstraße, und die Kilometer flogen nur so an ihnen vorbei.

Egon hielt sich die Hände vors Gesicht, als ob er nicht sehen wollte, was danach geschah. Er erzählte Daniela, daß er an diesem Tag besonders vorsichtig und langsam fuhr, weil Monika, die hinten saß, bei schnelleren Kurven leicht seekrank wurde. Egons Stimme vibrierte, als er den Trecker erwähnte, der von einem Seitenweg urplötzlich auf die Fahrbahn einbog. Wie er die langen Gabeln, die von der Vorderseite des Treckers abstanden, auf sich zufliegen sah. Vom knirschen verbeulendem Blechs, vom Splittern der Scheiben und vom Geruch des auslaufenden Benzins.

Daniela hatte nach seiner Hand gegriffen und hielt sie stumm fest.

Mit brüchiger Stimme nahm Egon seine Geschichte wieder auf. Er erzählte, wie Karolas Kopf unnatürlich auf ihrer Schulter lag. Eine der spitzen Gabeln hatte ihren Hals aufgerissen. Wie Monikas Körper zwischen den Sitzen nach vorne geflogen kam und ihr Kopf durch die Windschutzscheibe brach. Und wie er sich in diesem Moment geschämt hatte, weil er sich naß gemacht hatte. Dann erst wurde er ohnmächtig.

Die Feuerwehr brauchte über eine Stunde, um Egon aus dem Wrack zu schneiden. Im Krankenhaus hielt man ihn zwei Wochen in einem künstlichen Koma, um ihm danach zu sagen, daß er wahrscheinlich nie mehr würde laufen können. Er erzählte Daniela von den vielen Monaten Reha. Von den quälenden Albträumen, und der Todessehnsucht, die ihn zu dieser Zeit quälte.

Daniela steckte eine Zigarette an, die sie an Egon weiter gab. Dann nahm auch sie eine.

Egon blies den Rauch gegen die Zimmerdecke, räusperte sich und berichtete über das Schreiben eines ihm unbekannten Notars. Über Karolas Testament und die Versicherung zu seinen Gunsten.

Eine ganze Weile sahen beide in die knisternde Glut, bis Egon seine Geschichte zu Ende brachte. Er gestand seine Selbstvorwürfe, die er sich immer noch machen würde. Wenn er eine andere Strecke gefahren wäre, oder noch langsamer, oder ...

Dicke Tränen liefen über sein Gesicht und Daniela nahm seinen Kopf in die Arme und presse ihn an ihren Busen.

Nach einer Weile trennten sich die Beiden und sahen sich an.

"Heute geht es mir gut. Oder sagen wir besser: Ich habe ausgesorgt. Die Pläne, die ich hatte, begrub ich, wie ich Karola und Monika begrub. Vom Erbe und der Versicherung habe ich mir dann eine aufgegebene Industrieimmobilie gekauft. Und darin ein Studio eingerichtet. Ich wollte einfach nur alleine sein. Ich wollte meinen Körper wieder aufbauen und dazu brauchte ich Ruhe und viel Platz für mich." Egon lachte gequält auf. "Meine Wohnung hat über 1.600 Quadratmeter ... Und fast keine Wände ... Stell dir das nur mal vor ... ." Daniela lächelte ihn verstehend an und Egon begann aufs Neue. "Ich weiß nicht genau wie es passiert ist, aber auf einmal waren Menschen da, die mit mir trainieren wollten. Die mit mir etwas für ihren Körper tun wollten. Nach und nach stellte ich immer wieder neue Fachkräfte ein. Rückenschule, Schwangerschaftsgymnastik, Bodybuilding, du weißt schon ... Und der Laden brummte und brummte."

Daniela rutschte näher ans Feuer heran. Sie schob die Ärmel des Pullovers bis zu den Ellenbogen hoch und Egon sah ihre schlanken Unterarme. Am linken Handgelenk klimperten einige dünne Goldreifen. Ringe trug sie keine. Sie warf den Kopf nach hinten und trank den Rest ihres Grogs.

"Eine traurige Geschichte", sagte sie und schaute Egon dabei in die Augen.

"Ja. Traurig." Dann räusperte er sich und sah Daniela lange an. "Wenn du magst, kannst du die Nacht hier bleiben."

Daniela schien überrascht. "Ich habe aber ein Zimmer in einer Pension. Ganz in der Nähe ... ."

"Ich hole dir gerne ein Taxi."

"Nein, nein." Daniela schüttelte energisch den Kopf und ihre Haare wirbelten herum. "Ich bleib gerne!"

Daniela war hochgegangen und Egon rauchte eine letzte Zigarette. Er dachte über den Abend nach, und auf unerklärliche Weise fühlte er sich erleichtert. Zum ersten Mal hatte er jemandem so viel aus seiner Vergangenheit erzählt. Warum nur, fragte er sich. Und was waren das für merkwürdige Gefühle, die in ihm rumorten? Egon schüttelte den Kopf und stand auf. Er löschte das Licht und ging die Treppe hoch. Vor ihrer Tür blieb er einen Moment stehen, dann öffnete er die Tür zu seinem Schlafzimmer und drückte sie leise hinter sich zu.

Als er wenig später im Bett lag und durch das Fenster blickte, gegen das der Wind wahre Sturzbäche warf, wurde ihm mit einem Schlag bewußt, was mit ihm los war. Er hatte sich verliebt!

*

Egon wurde wach, als sich die Sonne aus dem Meer erhob. Er stand auf und ging ins Bad um sich zu erleichtern. Dann kroch er wieder in sein Bett zurück, lehnte sich mit dem Oberkörper ans Kopfteil und versuchte seine Gedankenwelt zu ordnen. In der Lade des Nachttischchens fand er eine alte, zerdrückte Zigarette, die er sich mit Widerwillen ansteckte. Der ausgetrocknete Tabak reizte seine Lungen und er mußte husten. Angewidert ließ er die Zigarette in das Wasserglas auf dem Tischchen fallen.

Ein leises Klopfen an der Tür ließ ihn aufhorchen! "Ja ...?"

Die Tür öffnete sich einen kleinen Spalt und Danielas Kopf erschien. "Ich habe gehört, daß du wach bist. Darf ich ...?"

Egon nickte und rutschte ein wenig zur Seite, damit sich Daniela auf die Kante setzen konnte. Sie reichte ihm einen Becher mit dampfendem Kaffee. "Ich wußte nicht, wie du ihn am liebsten trinkst ... ."

"Wenn er heiß ist, dann ist er gut", lächelte Egon und betrachte Daniela.

Ihr Haar glänzte, als ob sie es lackiert hätte. Sie trug immer noch seine Jogginghose, hatte aber auf den warmen Pullover verzichtet und trug sein Shirt. Das mit dem Schriftzug 'Egons Gym' und dem Bodybuilder, der eine sich biegende Hantel hielt. Natürlich war es ihr um einige Nummern zu groß, und je nach dem wie sie sich drehte, sah Egon den zarten Ansatz ihrer Brüste. Die füllten, wenn überhaupt, gerade mal seine Hand. Ihre Brustwarzen stachen wie kleine Radiergummistummel durch den dünnen Stoff. Sie lächelte ihn an, während sie in ihren Kaffee blies.

Eine Weile sprachen sie kein Wort, bis Daniela die Hand ausstreckte und mit der Spitze des Zeigefingers über seine Brust fuhr. Jede Narbe, die sich dort abzeichnete, malte sie zärtlich nach. Dabei lächelte sie Egon an.

"Fährst du mich gleich nach Hause?", fragte sie.

Egon brauchte eine Sekunde, um von der anderen Welt in diese zurückzukommen. Er nickte traurig.

"Natürlich!" Dann nahm er allen Mut zusammen und fragte: "Darf ich dich wieder sehen?"

Danielas Mine ließ Egon nichts Gutes erahnen, aber dann sagte sie zu seiner großen Freude: "Am späten Nachmittag vielleicht ...?"

*

Egon wartete, bis Daniela die Eingangstür der Pension hinter sich geschlossen hatte, dann fuhr er weiter in die Innenstadt, wo er den Wagen abstellte und zielstrebig auf einen Juwelierladen zuging. Er hatte sich nie um Schmuck gekümmert, und so konnte er sich nicht für einen der unzähligen Goldreifen entscheiden, die die Verkäuferin vor ihm auf dem schwarzen Samttuch ausgebreitet hatte. Letztlich überließ er der Dame hinter dem Tresen die Entscheidung. Das sie sich für den Teuersten entschied, war Egon in diesem Moment unwichtig. Hauptsache schön eingepackt würde er sein. Mit Schleifchen und so ...

Die Stunden krochen nur so dahin, und egal was Egon tat oder anfaßte, seine Gedanken waren bei Daniela. Er brauchte die doppelte Zeit im Bad -- völlig überflüssigerweise war er kurz zuvor noch zum Frisör gefahren -- und als er sich endlich für die passende Kleidung entschieden hatte, lag der übrige Inhalt seines Kleiderschrankes auf dem Bett oder dem Boden.

Mit dem kleinen Päckchen in der Hand stand er vor der Pension. Wie ein Pennäler beim ersten Rendezvous kam er sich vor, als er die Glocke läutete.

"Ich wollte Frau Daniela abholen ... ."

"Das junge Fräulein ist aber abgereist, junger Mann! Am frühen Morgen schon!", sagte die freundliche ältere Dame im Türrahmen stehend. "Sie schien es ziemlich eilig zu haben!" Dabei nickte sie heftig.

Egon hatte das Gefühl, als ob ihm jemand den Boden unter den Füßen wegziehen würde. Seine Knie wurden weich und die Beine zitterten. "Aber wir waren doch für heute verabredet ...!", stammelte Egon hilflos. Er mußte sich zusammenreißen um Haltung zu bewahren.

"Ja, lieber Mann! Da kann ich Ihnen jetzt aber auch nicht wirklich weiter helfen!"

Egon nickte traurig. "Dann entschuldigen Sie bitte die Störung. Vielleicht habe ich mich ja auch nur vertan ... ."

Er wollte gerade das Gartentürchen öffnen, als hinter ihm die Pensionstür erneut geöffnet wurde und ihm die Wirtin hinterher rief: "Hallo! Sie da! Ich habe hier einen Brief vom Fräulein. Sind Sie das vielleicht?"

Aufgeregt ging Egon zurück und nahm den Brief in die Hand. Mit geschwungener Schrift stand sein Namen auf dem Kuvert. "Ja, das bin ich. Dankeschön!" Und dann hatte er es auf einmal fürchterlich eilig zu seinem Wagen zu kommen. Hastig riß er den Briefumschlag auf.

Lieber Egon! Bitte sei nicht böse auf mich! Ich bin ausgerissen, weil ich keinen anderen Ausweg gesehen habe. Der gestrige Abend am Kamin hat tiefe Spuren in mir hinterlassen. Deine offene Art, dein liebevoller Blick, deine wenigen, dafür um so zärtlicheren Berührungen haben meiner Seele geschmeichelt. Und als ich heute morgen deine Narben berührte, da wurde mir mit einem Schlag bewußt, daß ich mich in dich verliebt habe. Aber das darf nicht sein! Niemals! Ich will dir nicht noch mehr Schmerzen zufügen, als du ohnehin schon in dir trägst. Verzeih mir bitte! Daniela

Egon war wie vor den Kopf geschlagen. Benommen stieg er aus dem Wagen und ging noch einmal zur Pension hinüber. Er läutete, und als ihn die Dame erkannte, lächelte sie.

"Ja ...?"

"Haben Sie vielleicht die Adresse von Daniela? Auf dem Anmeldeschein vielleicht ...?"

"Aber junger Mann! Das machen die doch heute im Büro! Mit Computern und so ...!", lächelte die Wirtin nachsichtig.

"Ach so. Na, dann entschuldigen Sie nochmals."

Egon saß wieder in seinem Wagen und überlegte fieberhaft. Im Tourismusbüro brauchte er gar nicht erst zu fragen. Die Holzköpfe dort waren sturer als sonst was. Die verrieten einem ohne Kurtaxe doch noch nicht einmal die Uhrzeit. Und die Bahn zum Festland, die Daniela mit ziemlicher Sicherheit genommen hatte, war natürlich schon lange weg. Er hatte den Fahrplan seit Jahren im Kopf. Mist, dachte er und hieb auf das Lenkrad, so daß es fast zerbrach. Aber dann fiel ihm eine letzte Möglichkeit ein, an Danielas Adresse zu kommen.

*

"Moin, moin, Egon", strahlte Knut, als er Egon die Tür öffnete. "Komm rein. Hab grad frischen Tee gebrüht!"

Kurze Zeit später saßen die Beiden am Küchentisch und schlürften heißen Tee. Knut hatte seinen ein wenig 'veredelt', Egon hatte dankend abgelehnt. "Watt kann ich denn für dich tun, mein Jung?", strahlte Knut. "Siehst ein bißchen mitgenommen aus ... ."

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