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Sie war wirklich furchtbar durstig, und der Gedanke an eine kühle Cola hellte ihre erschöpfte Miene sichtlich auf. Mit wenigen Schritten hatte sie die niedrigen Stufen der Treppe vor der Metzgerei erklommen und trat über die Türschwelle.

Benjamin schloss die Tür hinter ihr ab und ließ anschließend die Jalousien herunter.

„Wie soll ich denn jetzt wieder raus kommen?", wollte Layla wissen und sah Benjamin mit gerunzelter Stirn an. Die leichte Panik, die sich ihrer habhaft machen wollte, schüttelte sie eilig ab. Aber trotzdem: Irgendwie verunsicherte es sie, in einem Raum mit ihm eingesperrt zu sein.

Tapfer schluckte Layla den engen Kloß herunter, der sich in ihrer Kehle ausbreiten wollte, und verdrängte das beklemmende Gefühl in ihrem Bauch. Sie sah vermutlich Gespenster, schalt sie sich selbst.

„Durch den Hintereingang, natürlich, den Oliver und ich auch immer nutzen", antwortete Benjamin lapidar auf Laylas Frage. „Was ist jetzt, möchtest du eine Cola? Ich kann dir auch eine Kleinigkeit zum Essen anbieten, wenn du möchtest."

„Das ist lieb von dir, aber ich hab schon gegessen. Trotzdem danke." Layla ließ ihren Blick unsicher über das Inventar des Verkaufsraums schweifen. In den gläsernen Auslagen reihte sich für gewöhnlich Keramikschale an Keramikschale mit den unterschiedlichsten Dingen: Speck, Schinken, Pasteten, diverse Arten von Würsten, Steaks, Koteletts, Gehacktem...

Nun waren die Vitrinen leer, stattdessen lag vereinzelnd mal hier mal da ein Messer auf der Arbeitsfläche hinter den Auslagen. Durch die weit geöffnete Tür an der Rückseite des Tresens konnte Layla in den dahinterliegenden Raum spähen, wo Oliver soeben damit beschäftigt war, den Boden zu wischen. Er nickte ihr einmal knapp zu, als er ihren Blick bemerkte, und widmete sich dann wieder seiner Arbeit.

Mit leichtem Schaudern wandte Layla sich ab. Hoffentlich beeilte Fabian sich, sie abzuholen... Ihr behagte es hier nämlich nicht.

„Ach, stimmt. Wie konnte ich das nur vergessen", murmelte Benjamin ironisch und drückte ihr eine Dose Cola aus dem Automat neben der Tür in die Hände. „Du hast dich ja wieder ausführen lassen von deinen feinen Freiern..."

Sein hämisches Auflachen schmerzte Layla in den Ohren. Wieso war er plötzlich so... so gemein zu ihr? Hatte sie ihm irgendetwas getan?

„Du lässt dich von diesen ekligen Typen in die teuersten Restaurants abschleppen und danach geht's dann gleich weiter ins Hotel, was?" Benjamin nahm im Vorbeigehen eines der Messer von der Arbeitsfläche und verschwand damit im Hinterraum. „Die alten Knacker, die dir ordentlich was zahlen, lässt du ohne mit der Wimper zu zucken einfach ran, während ich dich auf Knien darum anflehen muss, damit du nur ein verdammtes einziges Mal mit mir ausgehst!"

Da stand er, im Türrahmen, das scharfe Schlachtermesser in den Händen. „Du lässt dich von diesen kranken Wichsern durchficken, egal was sie von dir verlangen. Aber mir verweigerst du dich! Dabei verlange ich doch gar nichts von dir!"

Er brach ab, richtete den Blick auf die metallene Messerspitze. Dann, als hätte er einen plötzlichen Entschluss gefasst, ruckte sein Kopf hoch. Sein Blick stach in Laylas Augen, und sie war es, die als Erste wegsah.

„Nenn mir einen Grund, weshalb du mich ablehnst!", verlangte Benjamin leise. Die Kälte in seinen Worten ließ Layla schaudern. „Ist es, weil ich dich nicht bezahlen will? Ist es das? Bist du nur scharf aufs Geld?"

Er stieß sich vom Türrahmen ab, umrundete den Verkaufstresen und kam Layla dann bedrohlich näher, einen irren Glanz in den blauen Augen, das Messer angriffsbereit in der Rechten.

„Sag mir, warum ich mir nicht einfach nehmen soll, was du mir nicht geben willst!"

Und dann ging alles schnell.

Mit zwei Sätzen stand er vor ihr, und ehe sie reagieren konnte, hatte er sie zwischen sich und die Wand gedrängt.

Layla wollte sich unter seinem eisernen Griff hinwegducken, aber da hatte er ihre Hände bereits mit seiner Linken gepackt und hielt sie über ihrem Kopf fest, während er ihr mit der rechten Hand das Messer an die Kehle drückte.

„Ein Mucks aus deinem süßen Mund", flüsterte er drohend, „und ich steche zu. Überleg's dir gut, Püppchen. Du kommst hier nicht raus und ich bin geübt mit dem Messer."

Mit weit aufgerissenen Augen starrte Layla ihm in die Augen. In ihr tobte die irrsinnige Hoffnung, dass er zur Vernunft kommen und von ihr ablassen würde... aber sie spürte, dass es Wunschdenken war. Ihr Herz schlug ihr vor Angst schmerzhaft gegen den Brustkorb. Zitternd und unfähig, auch nur einen Ton herauszubringen, sah Layla hilflos mit an, wie Benjamin das Messer zu Boden warf und sich langsam am Reißverschluss seiner Jeans zu schaffen machte...

In einem flüchtigen Moment, da sie ihn unaufmerksam wähnte, versuchte Layla sich loszureißen, um an das Messer zu ihren Füßen heranzukommen. Doch Benjamin war schneller als sie.

„Ich hatte dich gewarnt, Püppchen!", zischte er. „Ich schrecke garantiert nicht davor zurück, dich zu beseitigen! Also, wenn dir dein Leben lieb ist..."

„Du Scheusal!", flüsterte Layla erstickt. „Du widerliches Scheusal!"

Benjamin lachte trocken auf. „Meinst du wirklich, damit kannst du etwas ausrichten? Indem du mich beleidigst?"

Amüsiert über so viel Naivität schüttelte er den Kopf.

„Du kleine Schlampe bist doch sonst so abgebrüht", raunte er und küsste sie auf die linke Wange. „Du bist doch selbst schuld, wenn du mich nicht freiwillig ran lässt."

Mit der freien, rechten Hand stupste er ihr gegen die Nasenspitze -- eine Geste, die in jeder anderen Situation durchaus als Zärtlichkeit gegolten hätte. Jetzt aber drehte Layla angewidert ihr Gesicht weg. Benjamin stieß verärgert die Luft aus und riss ihr Gesicht herum, sodass sie ihm wieder in die Augen sehen musste.

„Ich hab dich oft genug gefragt, ob du Lust darauf hättest, mal mit mir was essen zu gehen. Du kleine Schlampe hast mich jedes verdammte Mal abgelehnt. Du hättest ja bloß einmal mit mir ausgehen müssen! Ins Kino, zum Schwimmen, sonst wohin! Was immer du gewollt hättest! Aber du bist dir ja zu fein, wenn der Kerl dich nicht bezahlt! Selbst schuld, dass ich mir jetzt mit Gewalt nehme, was ich von dir will!"

„Das ist doch gar nicht wahr", flüsterte Layla mit tränenerstickter Stimme. „Ich wollte doch nur nicht, dass du dir irgendwelche falschen Hoffnungen machst... Ich flehe dich an, Benjamin, bitte lass mich los!"

„He, was treibt ihr denn hier?"

Benjamin zuckte zusammen. Unwillig warf er einen Blick über seine Schultern.

In Layla allerdings glimmte ein schmaler Funken Hoffnung auf. Oliver! Er war ihre Rettung. Bestimmt konnte er seinen Bruder zur Vernunft bringen.

Der Ältere der beiden Brüder kam auf Layla und Benjamin zu. Seine blutverschmierte Schürze ließ darauf schließen, dass er gerade mit dem Säubern der Schlachtkammer fertig war.

Benjamin grinste seinen älteren Bruder überheblich an.

„Die kleine Hure hier will sich für meine Großzügigkeit revanchieren, weil ich ihr eine Cola ausgegeben hab." Er warf Layla einen eindringlichen Blick zu. „Nicht wahr, Püppchen? Und Oliver würdest du dich auch gern dankbar zeigen. So ist es doch, Layla?"

„Lass mich los", wiederholte sie kraftlos. Ihre Hoffnung war in dem Augenblick dahingeschmolzen, als sie den gierigen Ausdruck in Olivers Augen gesehen hatte. Von ihm konnte sie keine Hilfe erwarten. Im Gegenteil -- sobald Benjamin mit ihr fertig war, würde Oliver nur zu gern für ihn übernehmen.

Lähmende Fassungslosigkeit breitete sich wie ein Lauffeuer in Layla aus, als Benjamin sich ungeduldig an ihrem Oberteil zu schaffen machte. Mit warnendem Knacksen reagierten die Nähte auf das grobe Vorgehen. Sie würden Benjamins Gier nicht mehr lange standhalten... aber daran dachte Layla lieber nicht.

Irgendwann, als ihr ruppig der Rock heruntergerissen wurde, wich ihre Fassungslosigkeit einer bangen Verzweiflung und schließlich, als sie Benjamin rüde in sie eindringen spürte, blanker, entsetzlicher Panik. Übelkeit überschwappte sie wie eine Woge dunkles Schmutzwasser, das ihren Körper und ihre Seele verdreckte.

Layla biss sich auf die Lippen, um nicht zu schreien.

Sie ahnte, dass es genau das war, was Benjamin wollte: Sie sollte schreien, sie sollte ihn anbetteln, sie sollte sich zu seiner Befriedigung vor ihm erniedrigen. Aber den Gefallen würde sie ihm nicht tun, nur über ihre Leiche! Noch besaß sie genug Stolz, um sich ihm nicht freiwillig zu unterwerfen.

Der brennende Schmerz in ihrem Unterleib ließ sie leise wimmern. Layla kniff die Augen zu, in der irrsinnigen Hoffnung, dass sie damit irgendwie ausblenden konnte, was ihr widerfuhr. Es half jedoch nichts.

'Oh Gott, hilf mir doch', flehte sie in Gedanken.

Aber Gott erhörte sie nicht.

* * *

Was danach geschehen war, konnte Layla später nicht mehr sagen.

Erinnerungen wirbelten durcheinander, verschwammen in ihrem Kopf zu einem kalten Gefühl von Schuld, von Schande, von Scham...

Zitternd, die Arme um ihren schmerzenden Bauch geschlungen, stolperte sie einen etwas entlegenen Weg entlang heimwärts. Sie hatte absichtlich einen Umweg eingeschlagen, denn sie wollte niemandem begegnen.

Ihre Gedanken kreisten. Wieso war Fabian nicht gekommen und hatte sie gerettet? Wieso hatte sie sich nicht gegen Benjamin und Oliver gewehrt? Weshalb war sie ein solch hilfloses Häuflein Elend geworden? Selbst im Angesicht des Todes...

Layla biss sich auf ihre Lippen, bis sie süßliches Blut hervorperlen schmeckte.

Hätten Benjamin und Oliver ihre Drohung doch nur wahrgemacht und sie umgebracht! Dann müsste sie jetzt diesen erdrückenden Gefühlen nicht standhalten... Scham brannte in ihr, und Schuldgefühle nagten an ihrer Seele. Sie fühlte sich schmutzig und benutzt. Sie ekelte sich vor sich selbst.

Layla schloss für einen winzigen Moment die Augen.

Sie hätte sich einfach wehren müssen. Es war ihre Schuld, dass man sie vergewaltigt hatte...

Abrupt blieb Layla stehen. Sie zitterte immer noch, und ihr war übel. Speiübel. Unablässig liefen ihr Tränen über das Gesicht, verschmierten ihren Mascara und malten absurde Schatten auf ihre totenbleiche Haut.

Ja, Benjamin hatte Recht, erkannte sie: Es war doch ihre eigene Schuld, dass man sie missbraucht hatte... Oh Gott, sie durfte niemandem etwas davon sagen! Sie war schmutzig. Niemand würde sie haben wollen. Fabian würde sie verstoßen, ihre Freundinnen Dušanka, Jovanka und Nadežda würden sich angeekelt von ihr abwenden...

Layla schluckte hart, als ihr all das bewusst wurde. Sie würde allein sein, sobald herauskam, was geschehen war. Also durfte niemand etwas davon erfahren. Es musste ihr Geheimnis bleiben. Ihr schreckliches, schmutziges, widerliches, kleines Geheimnis.

Layla fühlte erneut den Brechreiz in sich aufsteigen, schlug sich die Hand vor ihren Mund und stürmte ins nächstbeste Gebüsch, wo sie sich herzhaft übergab. Anschließend wischte sie sich zitternd über die kaputten Lippen und schleppte sich müde nach Hause.

Wie genau sie es zurück ins Versteck der Bande von Fabian geschafft hatte, wusste sie später nicht mehr.

Auf halber Höhe der Treppen zum zweiten Stock, wo die Räume der Bande lagen, begegnete ihr ein sichtlich aufgelöster Fabian. Erschrocken hielt er inne, doch kaum dass er Layla in ihren zerrissenen Klamotten im Halbdunkel des nackten Flures erkannt hatte, lag sie schon in seinen Armen. Fabian presste das zitternde Mädchen fest an sich.

„Es tut mir so leid", flüsterte er in ihre langen Locken. „Es tut mir so leid, dass ich dich nicht abgeholt hab. Aber mein Auftragsgeber hat mich aufgehalten, und als ich es schließlich irgendwann zum Bahnhof geschafft hatte, warst du nicht mehr da..."

Layla klammerte sich wortlos an ihn, unfähig, irgendetwas darauf zu erwidern. Sie weinte lautlos, nur ab und an bebten ihre Schultern, wenn sie versuchte, ihr trockenes Schluchzen zu unterdrücken.

Und Fabian merkte, dass da etwas Schlimmes passiert sein musste.

* * *

„Iss etwas Suppe, bitte, Layla."

„Nein, ich mag nicht."

„Dann wenigstens einen Bissen Brot!"

„Nein, ich will wirklich nicht. Bitte lass mich in Ruhe."

Apathisch vor sich hinstarrend, kehrte Layla ihrer besten Freundin den Rücken.

Sie hockte auf ihre Matratze, die Beine angezogen und ihre Arme um die Knie geschlungen.

Dušanka kauerte hilflos vor ihr, in den Händen die Reste des kargen Abendessens: Wässrige Kohlsuppe und hartes Brot, das sie vor zwei Tagen aus den Abfällen der Bäckerei in der Stadt gerettet hatte.

Aber Layla verweigerte jegliche Nahrung.

Ihr zerrissenes Lieblingsshirt lag achtlos über den einzigen Stuhl geworfen, den Layla besaß. Der Rest ihrer Klamotten stapelte sich in einem unordentlichen Haufen direkt darunter.

Stundenlang, so schien es ihr, hatte sie unter dem eisigkalten, harten Strahl der provisorisch errichteten Dusche gestanden, die im Badezimmer am Ende des Flurs lag. Wieder und wieder hatte Layla versucht, sich den Schmutz mit Seife und Shampoo aus der Seele zu waschen. Vergebens. Diese Art von Schmutz ließ sich nicht mit Wasser davonspülen... die seelische Verschmutzung, der physische Pein und der psychische Schmerz würde nie wieder verschwinden.

Layla tastete nach ihrer Decke, rollte sich auf ihrer zerschlissenen Matratze zusammen wie eine kleine Katze und kämpfte erfolglos gegen ihre Tränen an.

Sie war auf Ewig dazu verdammt, schmutzig zu sein. Hätten sie sie doch umgebracht! Hätten sie sich ihrer doch entledigt, statt ihr einzubläuen, dass ihr ohnehin niemand glauben würde. Weil es ihre eigene Schuld war, was man ihr angetan hatte. Die Polizei würde sie auslachen, wenn sie mit ihren lächerlichen Anschuldigungen zu ihnen lief, hatte Benjamin ihr erklärt, und tief in sich spürte Layla, dass er Recht hatte.

„Layla, bitte", setzte Dušanka noch einmal an, aber Layla fauchte nur barsch: „Verschwinde!"

„Ja, entschuldige...", stammelte Dušanka erschrocken. Sie war ein scheues, zurückhaltendes Mädchen von knapp sechzehn Jahren, und sie betete Layla an. Laylas abwesendes Verhalten irritierte sie, und sie sorgte sich um ihre beste Freundin.

Behutsam stellte Dušanka den Teller mit Suppe und den Kanten Brot vor Laylas Schlafplatz ab, falls Layla es sich noch einmal anders überlegen sollte, ehe sie sich erhob und Layla nochmal einen hilflosen Blick zuwarf. Aber Layla beachtete sie gar nicht.

Mit leisem Seufzen verschwand Dušanka hinter dem blutroten Vorhang und Layla flüchtete sich in unruhigen Schlaf.

Wo war Fabian gewesen, als sie ihn am Dringendsten gebraucht hatte? Er hatte versagt... Er hatte sie nicht schützen können. Layla wollte ihn nie wieder sehen. Er würde sich von ihr abwenden, wenn er erfuhr, was ihr passiert war. Sie hatte sich nicht selbst beschützen können, und sie hatte zugelassen, dass man sie vergewaltigt hatte -- wie konnte sie Fabian jemals wieder unter die Augen treten, ohne vor Scham zu sterben?

Sie war schuldig.

Sie war schmutzig.

Layla weinte sich in den alptraumdurchwachsenen Schlaf.

FLASH.BACK EN.DE

* * *

Sie hatte ihn nicht sehen wollen, als er sie hatte trösten wollen.

Sie hatte ihn zu Recht beschuldigt, er hätte sie im Stich gelassen.

Fabian wischte sich über die tränennassen Augen. Seine Schuldgefühle lasteten schwer auf seinen Schultern.

Die Pistole lag kühl in seiner linken Hand. Es war Laylas Waffe. Sie hatte sich geweigert, den schwarzen Stahl mit sich zu tragen. Trotz der Gefahr, der sie als Mädchen, das allein durch die Stadt zog, ständig ausgesetzt war und um die sie nur zu gut Bescheid wusste.

„Ich kann niemanden verletzen, Fabian. Ich könnte niemals jemanden umbringen", hatte sie lächelnd gesagt, als er ihr die Waffe letztes Weihnachten geschenkt hatte. Eine Ewigkeit hatte er darauf gespart, und stolz hatte er Layla das Geschenk überreicht.

„Ich kann niemanden umbringen.", wiederholte Fabian leise. „Ich kann niemanden umbringen..."

Die Trauer in seinem Herzen, der Schmerz über den Verlust, die Gewissheit, dass Layla unendliche Qualen ausgestanden haben musste... Fabian zerriss es schier vor Selbstvorwürfen und Hass auf die beiden, die Layla solch verachtenswerte Dinge angetan hatten.

„Verdammt, Layla. Wieso mussten sie ausgerechnet dich so brutal vergewaltigen?! Du warst der liebste Mensch, den ich gekannt habe..."

Er ließ die Hand mit der Waffe sinken, kraftlos, fertig, innerlich genauso zerstört wie Layla.

Die schlanke Pistole in seinen Händen hatte zwei Menschen das Leben genommen. Etwas, das Layla nie gewollt hätte.

Doch sie hatte nun keinen Willen mehr. Heute frühmorgens hatte sie Fabians Schusswaffe genommen -- die erste Pistole in dem abrissfälligen Haus, die sie hatte finden können -- und war damit in den Keller geschlichen, wo sie sich erschossen hatte.

Wenn die Last der Schamgefühle, der brennenden Angst und des seelischen Pein zu unerträglich wurden...

„Layla", flüsterte Fabian. „Es tut mir so Leid, dass ich dich im Stich gelassen habe..."

Ein letzter Blick gen Himmel, ein müdes Lächeln auf den Lippen des Blonden. „Verzeih mir, mein Engel."

Und er nahm die Pistole wieder auf, setzte sie sich an die Schläfe und drückte zum dritten Mal heute Nacht ab.

Ende.

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3 Kommentare
AnonymousAnonymvor mehr als 9 Jahren
Wow..

Einfach nur Wow!

Ich konnte mich richtig in die Personen rein versetzen...

Mir ist sogar eine Träne gekommen am Ende.. :')

Großes Lob an dich!

galdranorngaldranornvor mehr als 10 JahrenAutor
... ?

uhm, mir fällt auch nach längerem nachdenken nichts zum antworten ein, also: danke für deinen kommentar! ich werte ihn einfach mal als lob, ich hoffe, das geht klar.

liebe grüße!

KojoteKojotevor fast 11 Jahren
...

...

Sehr gut.

Zu gut, wenn man es so betrachtet.

Zu verdammt gut...

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