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Neuanfang Teil 05

Geschichte Info
Amy wird entführt.
5.8k Wörter
4.68
34.5k
20
Geschichte hat keine Tags

Teil 5 der 5 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 11/04/2019
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Kapitel 16

„Was ist hier los?", erkundige ich mich.

Fred und ich haben das Bürogebäude soeben betreten, da hören wir den Tumult. Ich eile in den Gemeinschaftsraum der IT-Abteilung, wo zahlreiche Mitarbeiter versammelt sind. Im Zentrum stehen Hismann und Günther. Sie sind extrem aufgebracht.

„Was soll los sein? Sie haben unsere Profile gelöscht. Es ist so, als hätten wir nie in diesem Unternehmen gearbeitet", beklagt sich Hismann.

„Ihr Profil wurde gelöscht?", frage ich unschuldig. „Das ist aber ein riesen Verlust für das Unternehmen."

„Spielen Sie nicht die Unschuldige. Sie haben das gemacht."

„Ich?"

„Sie haben sich gestern ins System gehackt."

„Ich war das nicht", antworte ich scheinheilig.

„Sie haben das doch angekündigt."

„Da habe ich mich wohl überschätzt."

„Wer war es dann? Jemand muss im System gewesen sein."

„Kann es nicht einfach sein, dass die Profile aus Versehen von jemandem gelöscht wurden?", frage ich.

„Von wem denn? Nur ich habe die Berechtigung dazu", fährt mich Hismann an.

„Welche Profile fehlen?"

„Soweit ich das im Moment überblicke, sind es nur meines und jenes von Günther."

„Gibt es Spuren, wer das getan hat."

„Nein, das ist es doch. Es sieht so aus, als sei es niemand gewesen. Höchstens ein Geist", meint Günther niedergeschlagen. „Entweder da war jemand verdammt gut oder es war wirklich ein Zufall."

„Das kann kein Zufall sein. Meine sämtlichen Daten sind weg. Da war jemand dran. Außerdem hat jemand ein privates Foto aus einer meiner Dateien an alle Mitarbeiter des Haues verschickt", braust Hismann auf.

„Könnte jemand von außen Interesse daran gehabt haben, Daten zu klauen?", frage ich und stelle mich nichtsahnend. Dabei übergehe ich seine Bemerkung wegen des Fotos.

„Wer?"

„Keine Ahnung? Amerikaner, Chinesen, Inder, irgendjemand, der Interesse an unserer Arbeit hat?", mutmaße ich.

„Sie glauben ...?", meint Günther.

Er bricht plötzlich ab und beendet den Satz nicht. Ich habe ihn auf der Fährte, auf der ich ihn haben wollte. Er gibt Hismann einen Stoß mit dem Ellbogen. Offenbar will er ihm zu verstehen geben, er soll den Mund halten.

„Haben Sie einen Verdacht?", frage ich scheinheilig.

„Nein, ich wüsste nicht, wer das gewesen sein könnte", antwortet er genauso scheinheilig.

„Und Sie, Herr Hismann?"

„Ich?", erkundigt er sich. „Das waren sicher die Amerikaner."

„Die NASA?", erkundige ich mich. „Arbeiten die an einer Marsmission?"

„Keine Ahnung, aber es kann doch auch ein Geheimprojekt sein", spielt er den Unwissenden.

„Ich werde mir das System anschauen", sage ich. „Außerdem werden wir die Sicherheit stark verbessern müssen."

„Was ist jetzt mit unseren Profilen?", will Hismann wissen. „Ich hatte dort Daten gespeichert, die sehr wichtig sind."

„Für Sie, für das Unternehmen oder für andere Leute?", frage ich.

Ich schaue ihm dabei direkt in die Augen und kann erkennen, dass er ein klein wenig erschrickt. Für einen Außenstehenden dürfte das nicht erkennbar sein. Nur ich, die ich darauf achte, bemerke die leichte Röte in seinem Gesicht. Hismanns Blick zeigt mir, dass er unsicher ist, ob ich Informationen über seine Absichten und Aktivitäten habe oder ob meine Bemerkung reiner Zufall ist. Ich lasse das bewusst offen. Er soll nervös werden. Das macht unvorsichtig und dann macht man Fehler.

„Für mich persönlich und für das Unternehmen."

„Shit happens!", antworte ich. „Weg ist weg."

„Da Sie uns sowieso heute verlassen, brauchen wir nicht mehr lange neue Profile anlegen", mischt sich nun auch Fred ein.

„Wenn ich Spuren ihrer Profile oder Daten finden sollte, melde ich mich bei Ihnen", sichere ich überfreundlich zu. „Da ich es nicht geschafft habe, ins System einzudringen, braucht Herr Hismann das Abschiedsessen nicht zahlen."

Ein enttäuschtes Raunen geht durch die Menge. Sie hatten sich offenbar schon darauf gefreut. Deshalb lege ich nach.

„Wettschulden sind Ehrenschulden und da ich meinen Teil nicht erfüllen konnte, lade ich ein. Wir gehen also alle zusammen essen und verabschieden unseren geschätzten Herrn Hismann."

„Super!", freut sich Kerstin.

„Das ist ein Wort", meint auch ein anderer aus der Abteilung.

„Herr Hismann, Günther, damit ist für Euch der Moment des Abschieds gekommen. Da ihr keine Profile mehr habt, braucht ihr die noch verbleibenden Tage nicht mehr zu arbeiten. Bezahlt werden sie trotzdem. Räumt bitte Eure Büros und gebt Eure Schlüssel und Unterlagen ab. Der Wachdienst wird Euch zum Ausgang begleiten", wende ich mich an die Angesprochenen.

Die beiden holen hörbar Luft. Sie wissen nicht recht, wie sie sich verhalten sollen.

„Sie schmeißen uns raus?", beklagt sich Hismann. „Die Praktikantin schmeißt mich raus? Das ist doch unerhört."

„Trennungen sind immer schmerzhaft", antworte ich. „Aber wir sehen uns glücklicherweise noch zum Abschiedsessen."

Ich nicke den beiden freundlich zu und gehe in mein Büro. Fred folgt meinem Beispiel und kommt mir nach.

„Warum hast du nicht gesagt, dass du das System gehackt hast?"

„Mir ist es so lieber. Wenn ich zugebe, dass ich im System war, kann der eine oder unserer Mitarbeiter sich ausrechnen, dass ich die Profile gelöscht habe und seinerseits vorsichtig werden. Außerdem hinterlässt so etwas keine gute Stimmung. So aber bleibt der Zweifel."

„Das ist ein Argument", meint er. „Ich muss ins Büro. Wir sehen uns später."

Ich schaue Fred hinterher. In Gedanken versunken schaue ich zu, wie er die Tür zu meinem Büro schließt. Ich muss die Sache erst verdauen. Ich bin nun die Chefin. Das wird bestimmt kein Honigschlecken. Hismann hat die Abteilung abgewirtschaftet. Knapp die Hälfte der Mitarbeiter ist illoyal oder demotiviert. Aus diesem Grund mache ich mich sofort auf die Suche nach neuen und fähigen Leuten. Ich rufe einige Bekannte und frühere Arbeitskollegen an, von denen ich weiß, dass sie gut sind und, dass sie an einem Job interessiert sein könnten.

Immer wieder kommen Mitarbeiter zu mir. Einige wollen mir nur gratulieren, andere wollen sich beklagen und drei überreichen mir die Kündigung. Damit fehlen mir bis zum Abend insgesamt sechs Mitarbeiter. Genau genommen sind es sieben, wenn man Hismann mitrechnet.

Allerdings war ich nicht untätig und auch nicht erfolglos. Ich habe acht Top-Leute an der Angel. Vier von ihnen können sofort anfangen, der Rest im Laufe der nächsten Wochen.

Kapitel 17

„Die Arbeit läuft, wie am Schnürchen, kein Vergleich zu früher", lobt Werner.

Wir sitzen zusammen, um die Projekte zu besprechen, die dringend sind und in der kommenden Woche abgearbeitet werden müssen. Diese Besprechung zwischen mir und ihm am Freitagabend ist inzwischen Tradition. Damit läuft die Zusammenarbeit zwischen IT und Entwicklung wesentlich einfacher. Jeder weiß, was er zu tun hat.

„Ich habe inzwischen ein unglaublich gutes Team. Die Neuen haben richtig Schwung in die Bude gebracht und die Alten mitgezogen. Es herrscht ein hervorragendes Arbeitsklima."

„Bewundernswert! Und das alles in nur sechs Wochen", schwärmt Werner. „Kurz bevor du gekommen bist, war ich am Verzweifeln. Lange hätte ich die Situation nicht mehr ausgehalten."

„Hast du mir deshalb Zugang zu allen Entwicklungsarbeiten gewährt?", will ich wissen.

„Das hat mir Fred befohlen."

„Das war nur ein Grund von mehreren", mutmaße ich.

„Glaubst du?"

„Wenn du gewollt hättest, hättest du mir vieles vorenthalten können. Fred hätte das nie mitbekommen."

„Das kann schon sein."

„Aber warum ausgerechnet ich?"

„Die Gelegenheit war gut und ich wusste auf Anhieb, dass du es draufhast."

„Das hast du gesehen?"

„Du warst und bist so voller Energie. Ich glaube, du könntest die Welt aus den Angeln heben."

„Jetzt übertreib mal nicht!", wehre ich ab. „Ich muss nach Hause zu Fred. Der müsste gleich aus Paris zurückkommen. Er hat wegen der Trägerrakete verhandelt."

„Ich weiß. Er war erfolgreich. Wenn es so weitergeht, können wir in einem Jahr zum Mars starten. Langsam sollten wir die Auswahl der Kandidaten angehen, die fliegen."

„Das wird ein Himmelfahrtskommando."

„Warum? Wir planen doch mit der Möglichkeit zur Rückkehr", wirft Werner überrascht ein.

„Trotzdem wird es ein Himmelfahrtskommando. Wenn irgendwann auf der Reise etwas nicht nach Plan läuft, besteht die Gefahr, dass es kein Wiedersehen auf der Erde gibt."

„So pessimistisch?"

„Ich denke immer positiv, aber bei einer solchen Mission nicht damit zu rechnen, dass es auch schief gehen könnte, wäre purer Leichtsinn."

„Naja, die Möglichkeit ist groß", gibt auch er zu.

„Darüber können wir uns noch in den nächsten Monaten die Köpfe zerbrechen. Ich muss jetzt nach Hause."

„Gute Nacht, Amy!"

„Gute Nacht, Werner!"

Ich gehe und nehme in meinem Büro noch schnell meinen Laptop mit. Ich schreibe Fred noch eine kurze Nachricht, dass ich mich auf den Weg mache. Es ist schon spät, kurz vor 22 Uhr. Für mich keine ungewöhnliche Zeit. Es macht mir nicht viel aus, lange zu arbeiten. Vor allem, wenn ich weiß, dass Fred noch nicht zu Hause ist, nütze ich die Zeit. Was soll ich ohne ihn auch schon machen?

Ich gehe zu meinem Wagen, der sich entsperrt, sobald ich näherkomme. Ich öffne die Tür und will einsteigen, da steht plötzlich ein Mann hinter mir. Er hat eine Pistole. Scheiße!

„Keinen Muchs! Steig ein und fahr los!", befielt er in perfektem Deutsch.

„Was wollen Sie von mir?", erkundige ich mich.

„Ich habe gesagt, steig ein und fahr los!"

Er geht dabei auf die andere Seite und öffnet die Beifahrertür. Die Waffe ist nach wie vor auf mich gerichtet. Der Mann wirkt entschlossen, aber gleichzeitig ist mir klar, dass er mir nichts antun wird, sofern er nicht dazu gezwungen wird. Er braucht mich. Das beruhigt mich. Ich steige also ein und fahre los. Er dirigiert mich zu einem Parkplatz, wo ich anhalten muss. Wir steigen aus. Aus dem Dunkel der Nacht kommen zwei weitere Männer auf uns zu. Sie tragen, wie schon der erste Angreifer, einen Hoody und eine Sturmkappe.

„Was machen wir nun?", frage ich.

„Schnauze!", fährt mich mein Entführer an. Die beiden anderen sagen kein Wort.

Sie stülpen mir einen Jutesack über den Kopf und fesseln meine Arme. Dann verfrachten sie mich in einen Wagen. Es muss ein Van sein. Das erkenne ich am Einsteigen. Mein Auto bleibt auf dem Parkplatz zurück. Mit ihm auch mein Handy und die Handtasche. Auch wenn Fred die Polizei verständig, so kann mich niemand orten oder sonst irgendwie finden. Ich bin auf mich allein gestellt.

Die Fahrt dauert eine geschätzte Stunde. Niemand sagt ein Wort und auch ich verhalte mich ruhig. Bevor ich nicht weiß, mit wem ich es zu tun habe und worum es geht, ist es vermutlich das Beste, mich ruhig zu verhalten.

Endlich bleibt der Wagen stehen und der Motor wird ausgemacht. Wir sind also am Ziel angekommen. Die Tür des Vans geht auf. Deutlich erkennbar ist das Geräusch der Schiebetür. Zwei Männer packen mich links und rechts unter den Achseln und führen mich über einen Hof. Mit dem Jutesack auf dem Kopf und der uns umgebenden Dunkelheit kann ich beim besten Willen nichts sehen. Ich stolpere mehrmals, werde aber von den Männern, die mich stützen, gehalten.

„Pass doch auf, du dumme Kuh!", brummt einer der beiden missmutig. Die Stimme kommt mir sofort bekannt vor.

Sie schleifen und zerren mich durch eine Tür in ein Haus. Wir gehen in einen Raum und dort werde ich auf einen Stuhl gesetzt. Ich habe immer noch den Jutesack über dem Kopf und kann nur einen schwachen Lichtschimmer durch den Stoff hindurch sehen. Erkennen kann ich nichts.

„Wir rufen ihren Alten an. Er soll die Programme herausrücken, dann bekommt er sein Schätzchen zurück", meint einer.

„Was für Programme?", frage ich.

„Halts Maul!", fährt der Mann mich an.

„Herr Meisner kennt die Programme nicht. Er kann ihnen nicht helfen", erkläre ich. „Ich bin für die Software zuständig."

„Nur du?"

„Im Wesentlichen schon. Meine Mitarbeiter kennen einzelne Teile und einzelne Programme, aber den Überblick und die Koordination der Arbeiten obliegt mir."

„Dein Alter kennt sich da nicht aus?"", brummt der Mann. „Ich dachte, der hat den Überblick?"

„Meisner macht die Verwaltung, von IT versteht er so viel, wie eine Klosterfrau vom Sex."

„Naja, es soll auch Klosterfrauen geben ...", meint ein anderer Mann.

„Sei still, uns interessieren nicht die Klosterfrauen", meldet sich der erste der drei wieder zu Wort. „Was tun wir jetzt?"

„Sagen Sie mir, was sie wollen. Kann sein, dass ich Ihnen helfen kann", biete ich an.

„Ist das Profile von Hismann wirklich verlorengegangen?", will der wissen, dessen Stimme mir bekannt vorkam.

Als er den Namen ausspricht, wird mir klar, dass es Hismann selbst sein muss. Daher also weht der Wind.

„Ich habe es gefunden", antworte ich.

„Wie kommen wir nun an die Daten?"

„Keine Ahnung", gebe ich mich unwissend.

„Wir brauchen aber auch die Steuerung für den Antrieb", flüstert der erste Hismann zu.

„Wir könnten uns ins System hacken", schlage ich vor.

„Du hast es damals also doch geschafft und bist uns auf die Schliche gekommen?", platzt Hismann heraus.

„Du blöder Hund, jetzt weiß sie, wer du bist", fährt ihn der mir unbekannte Mann an. „Du hast es damals verbockt und bist auf dem besten Weg, es wieder zu verbocken."

„Beruhigen Sie sich", mische ich mich ein. „Wir finden eine Lösung."

„Was für eine Lösung?"

„Ich sage nichts. Denn, wenn Sie Hismann ein Alibi geben, dann steht mein Wort gegen Eures. Da habe ich keine Chance."

„Du bist ein schlaues Köpfchen. Du willst mich aus der Reserve locken. Wenn ich aussage, weißt du, wer ich bin", grinst er. „Aber das wird dir nicht gelingen."

„Mann, Sie sind aber auch nicht der Hellste. Dass Günther mit in der Sache steckt, weiß ich doch schon. Wenn er Hismann das Alibi gibt, reicht doch auch. Dann bleiben Sie der große Unbekannte."

„Spiel nicht die Neunmalkluge!", fährt mich der Typ an. „Ich puste dir gleich den Kopf weg!"

„Na dann, Adieu Software!", necke ich ihn. Er nervt!

Der Typ schnauft verärgert. Er weiß, dass ich Recht habe und ärgert sich, weil ich ihn in der Hand habe. Offenbar ist er der Anführer dieser drei Musketiere. Ich habe den Verdacht, dass er der ursprüngliche Auftraggeber von Hismann und Günther ist. Vermutlich hat er die beiden nochmal kontaktiert und sie sind auf die dumme Idee gekommen, mich zu entführen. Allerdings haben sie offenbar keine Ahnung, wie der Hase läuft.

Mir ist allerdings aufgefallen, dass sie wissen, dass die Steuerungssoftware für den Antrieb fertig ist. Sie müssen also immer noch Informationen aus dem Unternehmen haben. Sie haben eindeutig Insiderwissen, da wir die Software zum Steuern des Raumschiffes erst seit gestern soweit haben, dass wir sie anwenden könnten. Alle Testläufe sind perfekt gelaufen.

Was die drei aber offenbar nicht wissen ist, dass ich nachträglich einen Fehler gefunden habe. Das war heute reiner Zufall. Ohne die Behebung dieses Problems kann es sein, dass die Zündung der Steuerungstriebwerke nicht funktioniert. Die Startsequenz funktioniert perfekt und auch die Triebwerke, um das Raumschiff auf den richtigen Kurs zu bringen oder Kursänderungen vorzunehmen, zünden im Normalfall ohne Fehler. Nur, wenn ganz spezifische Voraussetzungen gegeben sind, kann der Zündmechanismus versagen. Dann blockiert das gesamte Programm und es läuft gar nichts mehr.

Deshalb ist mir der Fehler lange nicht aufgefallen. Trotz unzähliger Tests sind die ungünstigen Gegebenheiten nie aufgetreten. Das ist im Trockentraining auch kaum möglich. Erst als ich die Sequenzen nochmals auf dem Papier durchgegangen bin, ist mir das Problem aufgefallen. Ich habe es zwar behoben, diese neue Version liegt allerdings noch auf meinem Rechner und nur Werner weiß von der Korrektur.

„Du kannst also auf das System von außen zugreifen?", will der Anführer wissen.

„Ja!"

„Von hier aus auch?"

„Wenn ich einen Laptop und eine Internetverbindung habe."

„Dann bringt ihr einen Laptop", fährt der Typ seine Kumpane an.

„Ich habe aber Bedingungen", stelle ich klar.

„Du bist nicht in der Lage, Bedingungen zu stellen."

„Dann brauche ich auch keinen Laptop."

Einen Moment herrscht Schweigen. Ich bin offenbar nur mit dem Anführer allein im Raum. Die anderen sind schon weg, den Laptop holen und er denkt nach.

„Was für Bedingungen?"

„Du lässt mich am Leben."

„Warum sollte ich?"

„Weil du die Programme willst."

„Aber dann verpfeifst du mich."

„Dich oder Hismann?", frage ich. „Er kann dir doch egal sein sobald du die Programme hast. Er ist sowieso nicht der Hellste."

„Du bist ganz schön kaltblütig."

„Der Typ hat dir nur Probleme gemacht."

„Da hast du Recht", stimmt er zu. „Aber nicht mehr lange. Dann brauche ich ihn nicht mehr."

„Was danach mit ihm geschieht ...?", lasse ich meine Frage offen.

„Das ist mir egal."

„Andererseits, je glatter die Sache über die Bühne geht, umso besser für dich. Wenn ich als Leiche auftauche, gibt es Ermittlungen. Die könnten gefährlich werden."

„Da hast du Recht", meint der Typ nachdenklich.

„Und ich bin mir nicht sicher, ob ich Hismann anzeige. Was habe ich davon?"

„Vermutlich nichts."

„Du bist mit den Programmen über alle Berge und er wird dichthalten."

„Er kennt mich gar nicht."

„Na dann erst recht."

„Du bist ein kluges Mädchen. Mit dir hätte ich die Geschäfte machen müssen, nicht mit diesen Nieten."

„Naja, ohne Pistole würde ich dir die Programme nicht geben. Geld interessiert mich nicht."

„Lassen wir das"; meint er. „Dann sind wir uns einig?"

„Ich werde unbehelligt zu meinem Auto zurückgebracht und du bekommst die Programme. Deal?"

„Deal!"

In diesem Moment geht die Tür auf und man hört die Schritte von zwei Personen. Jemand nimmt mir den Jutesack vom Kopf. Meine Augen müssen sich erst an die Helligkeit gewöhnen. Blinzelnd schaue ich mich um. Es muss ein altes Bauernhaus sein, in dem wir uns befinden.

Mein Stuhl wird an einen Tisch herangerückt, auf dem ein Laptop steht. Der Mann, den ich für den Anführer halte, schneidet den Kabelbinder an meinen Handgelenken durch. Dann geht er um den Tisch herum und nimmt mir gegenüber Platz.

„Nun mach schon."

„Deal?"

„Ja, habe ich doch schon gesagt."

„Was Deal?", mischt sich Hismann ein.

„Ihr wird kein Haar gekrümmt", antwortet der Anführer.

„Aber sie hat mich erkannt."

„Das ist dein Problem. Sie sagt aber nichts den Bullen."

„Und das glaubst du ihr?"

„Sie hat mir plausible Argumente geliefert."

„Die wären?"

„Dass sie nichts davon hat, wenn sie dich verpfeift."

„Aber es wirbelt Staub auf und schadet dem Image der Firma", werfe ich ein.

„Das glaube ich nicht", kontert Hismann.

„Es ist aber so und damit basta! Hier bestimme immer noch ich", beendet der Anführer den Streit.

Da der Laptop inzwischen hochgefahren ist, mache ich mich daran, das System zu hacken. Dabei achte ich darauf, dass Hismann nicht mitkriegt, wie ich das mache. Er ist auch nicht klug genug, es wissen zu wollen. Seine Trägheit ist ihm wieder einmal im Weg. Er denkt nicht so weit, dass er eventuell später auch selbst einsteigen könnte, wenn er erst einmal weiß, wie es geht. Allerdings würde ich dem schon einen Riegel vorschieben.

Ich arbeite zügig und schon nach wenigen Minuten bin ich im System. Wenige Klicks später bin ich in der Kopie von Hismanns Profil.

„Was soll ich mit den Programmen tun? Haben Sie einen Stick oder soll Hismann sie herunterladen?", frage ich.

Der Anführer beobachtet mich von der anderen Seite des Tisches her sehr interessiert. Wenn ich über den Bildschirm des aufgeklappten Laptops hinwegschaue, blicke ich geradewegs in sein Gesicht. Er hat den Kopf in eine Hand gestützt, in der anderen hält er -- inzwischen ausgesprochen lässig -- die Waffe.

„Gib ihr einen Stick", weist er den dritten Mann an.

Dieser reicht mir das Gewünschte und ich stecke es ihn eine USB-Buchse. Ich öffne das Fenster für den Stick. Er hat eine Kapazität von 64 Giga. Das reicht locker.

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