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Passt dir Donnerstag?

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Sie überwinden ihre Angst, um sich ihrer Geilheit hinzugeben.
7.8k Wörter
4.67
51k
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Sie seufzte wohlig, stöhnte sogar manchmal leise.

„Er macht das gut, er macht das richtig gut", dachte sie, „warum kann das mein Mann nicht auch?"

Seine Finger lösten wohlige Schauer aus, als sie sich in die eingruben, ihr Fleisch kräftig und doch zärtlich massierten. Seine ersten Griffe waren noch tastend gewesen, vorsichtig sich vortastend, aber schnell schien er sich sicher zu sein, jetzt schien er genau zu wissen, was er tun musste, was ihr gut tat. Die Schmerzen in ihrem verspannten Nacken, über die sie sich beklagt hatte, schwanden langsam dahin. Dirk hatte ihr angeboten, ihn zu massieren, und sie wusste selbst nicht mehr, warum sie es überhaupt zugelassen hatte. Sie hatte keine Hoffnung gehabt, dass es was bewirken würde, und Berührungen durch fremde Männer mochte sie normalerweise überhaupt nicht. Dirk war für sie ein fremder Mann, auch wenn sie seit Jahren Kollegen waren, die im selben Großraumbüro arbeiteten. Aber zu ihrer Überraschung konnte er massieren. Seine Hände kneteten und streichelten ihre Schultern und ihren Hals, als würden sie sie seit langem kennen und genau wissen, wo und wie er zupacken müsste, was ihr gut tat.

„Das hätte ich dir gar nicht zugetraut!" seufzte Astrid.

Er stand zwar hinter ihrem Schreibtischstuhl, aber seiner Stimme hörte sie an, dass er grinste:

„Was traust du mir denn sonst noch nicht zu?"

„Ich trau' dir alles zu!", beteuerte sie.

Er lachte und massierte sie weiter.

„Mmmmh, das fühlt sich gut an. Dir kann man sich richtig hingeben..." „Hingeben klingt nach etwas deutlich aufregenderem...?"

Sie wurde plötzlich rot, als ihr bewusst wurde, wie sehr sie die Berührung seiner Hände genoss, wie sehr sich ihre anfängliche Verkrampfung in Hingegeben-Sein verwandelt hatte. Plötzlich meinte sie fast, bereits ein wenig feucht geworden zu sein. Das durfte doch nicht sein, sie war immer noch verheiratet, auch wenn es schon wieder einige Monate her war, dass ihr Mann mit ihr geschlafen hatte. Und das lag nicht an ihr.

Sie war verwirrt und versuchte es anders zu sagen:

„Du kannst dich gut in mich einfühlen..."

„Keine Zweideutigkeiten, bitte. Ich muss mich auf meine Rolle als Vertreter der medizinischen Heilberufe konzentrieren."

„Es war überhaupt nicht zweideutig gemeint."

„Eindeutig war es aber auch nicht..."

Das wurde ihr jetzt zu gefährlich. Sie richtete sich auf und sah ihn über ihre Schulter hinweg an:

„Danke, jetzt geht es mir schon viel besser."

Das war nicht gelogen, aber trotzdem hatte sie eigentlich nicht den Wunsch gehabt, dass er damit aufhören solle. Aber ihr war jetzt bewusst, wie verfänglich die ganze Szene erschienen wäre, wenn sie jemand dabei gesehen oder gehört hätte -- gut, dass sie allein im Büro gewesen waren, die anderen schon längst zuhause.

Seit diesem Tag fühlten sie sich deutlich vertrauter. Und dass es ihr seit seiner Nackenmassage besser ging, stimmte einfach.

An einem der nächsten Abende saßen sie auch wieder beide als die letzten noch im Büro. Astrid kam Donnerstags morgens immer viel später als die anderen, weil ihr Jüngster da erst zur dritten Stunde Unterricht hatte und sie ihn zur Schule fahren musste, und Dirk war sowieso ein Morgenmuffel, der immer schlecht aus dem Bett herauskam und jeden Tag erst gegen Neun im Büro auftauchte.

Dirk war, wie sie dem allgemeinen Bürotratsch entnommen hatte, frisch geschieden, und Astrid dachte in letzter Zeit öfter über die Frage nach, ob das nicht auch das Richtige wäre für sie und ihren Mann. So weitergehen wie jetzt konnte es jedenfalls nicht, das würde sie auf Dauer nicht durchhalten, soviel zumindest war ihr klar. Woran es bei Dirk gelegen hatte, wusste sie nicht; nach ihrem Eindruck könnte sich doch jede Frau alle Finger nach ihm abschlecken. Was das Problem in ihrer Ehe war, wusste sie nur zu gut.

Dirk fährt seinen Laptop herunter und schließt den Schreibtisch ab. Offensichtlich wird er jetzt nach Hause gehen, dann wäre sie die allerletzte im Büro. Er kommt zu ihr, bleibt neben ihr stehen, um sich zu verabschieden, wie man das so macht unter Kollegen, und sie wünscht ihm schönen Abend, wie man das eben so macht. Aber dann gibt er zu:

„Naja, etwas einsam..."

Das hatte er noch nie zugegeben.

„Ich beneid' dich fast, ich will eigentlich gar nicht nach Hause. Ich bin bloß deshalb noch hier und versuch' was zu arbeiten, um es hinauszuschieben."

Und das hatte sie noch nie zugegeben, noch nicht mal sich selbst gegenüber, es ist ihr spontan herausgerutscht.

„Das klingt aber gar nicht gut. Ehekrach?"

Sie nickt nur. Er setzt sich auf den leeren Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches, ihr gegenüber. Sie ist ihm dankbar, dass er auf diese Weise nicht mehr auf sie herabschaut. Und er scheint sich Zeit nehmen zu wollen.

„Was ist los? Geht er fremd?"

Wieder hat er genau den richtigen Punkt erspürt, wie beim Massieren. Es hat gar keinen Sinn, ihm was vorzumachen.

„Er hat sich halt eine jüngere, schönere gesucht..."

Er stahlt sie freundlich an: „Noch schöner? Gibt's das?"

Sie lächelt etwas gezwungen, ist sich nicht sicher, ob er sie auf den Arm nehmen wollte oder ob es ein ernstgemeintes Kompliment war. Dann kullern doch ein paar Tränen über ihre Wange. Er kommt zu ihr, kniet neben ihr und legt sanft einen Arm um sie. Sie fühlt sich plötzlich geborgen, schluchzt auf, lässt die Tränen fließen, weint sich aus, endlich, es hat sich seit Wochen angestaut.

Dann hat sie sich wieder im Griff; ihr wird plötzlich bewusst, dass sie ein anderer Mann umarmt und ihr Kopf in seiner Halsbeuge liegt, die nass ist von ihrem Geheule. Sie richtet sich ruckartig wieder auf, ist völlig verwirrt, am meisten über sich selbst, dass sie sich so hat gehen lassen. Er scheint auch diese Reaktion zu verstehen, setzt sich wieder auf den Stuhl gegenüber.

„Willst du darüber reden?"

Sie könnte auch nein sagen, er lässt ihr die Freiheit, aber sie entscheidet sich und schildert ihm die Misere: ihr Verdacht, die Gewissheit, sein Geständnis, ihre Verzweiflung. Sie erzählt erst langsam, stockend, dann kommen die Worte immer flüssiger. Sie frägt Dirk nicht um Rat, aber er fühlt, dass sie welchen braucht, und sie weiß, dass er es weiß.

Er denkt nach. Er ist der geborene Analytiker, das ist in der Abteilung allgemein bekannt. Nur, dass er auch gut massieren kann, das weiß bisher nur sie.

„Du hast jetzt folgende Möglichkeiten: Du kannst sagen: das Tuch ist zerschnitten, Trennung, Scheidung, klare Verhältnisse. Viele schrecken davor zurück, weil sie das ihren Kindern nicht antun wollen."

Sie nickt dazu. Genau das ist ihr Hauptproblem.

„Zweitens kannst Du in Dich gehen und überprüfen, ob Deine Gefühle für ihn nicht trotzdem so stark sind, dass Du sagst, Schwamm drüber, dass er eine andere gefickt hat, ist zwar ärgerlich, aber die Gesamtbilanz bleibt trotzdem positiv. Uns verbindet so viel, unsere Beziehung ist so stark, die verkraftet das. Da solltest Du Dir aber sicher sein, sonst wird das zu Option 3: ihr bleibt zusammen, lebt nebeneinander her und geht euch möglichst aus dem Weg. Momentan scheint ihr grade diesen Weg zu gehen."

Sie nickt traurig. Ja, so ist es.

„Vierte Möglichkeit ist natürlich das, was immer als offene Ehe bezeichnet wird: Ihr sagt, ok, wir sind eine Familie, wir haben drei Kinder, wir lieben uns, aber wir räumen uns gegenseitig das Recht ein, es auch mal mit jemand anderen zu treiben. Kenn ich aber nur aus der Theorie; ich weiß von niemanden, der das praktiziert. Aber vielleicht sagt's mir halt auch keiner, weil alle meinen, ich wär' zu spießig, um das zu verstehen."

Sie will protestieren, sagen, sie halte ihn überhaupt nicht für spießig, aber er redet schon weiter:

„Dann gibt's natürlich noch die Möglichkeit: Rosenkrieg, ewiger Streit, gegenseitiges Terrorisieren, die Kinder mit reinziehen et caetera. Das ist aber die Variante, bei der wirklich niemand was davon hat. Das solltet ihr auf gar keinen Fall machen."

„Meinem Mann wäre die vorherige Variante ja am liebsten..."

„Das hat er Dir vorgeschlagen?"

„Ja. Das Fiese ist bloß: er weiß genau, dass das für mich ziemlich schwierig ist."

„Vielleicht unterschätzt er die Schwierigkeit und meint, es würde Dir leichter fallen?"

„Nein, es gibt eine ganz praktische Schwierigkeit, überhaupt jemand geeigneten zu finden, und das weiß er genau."

Er lacht:

„Ich bin sicher, es wäre für dich ganz einfach, jemanden zu finden, der mit dir ins Bett ginge... Du bist eine wunderschöne Frau! eine tolle Frau! Die Männer würden..."

„Nein, das ist es nicht..."

Astrid zögert, es ist ihr unangenehm, irgendwie intim, dann sagt sie es doch:

„Ich hab' eine Latex-Allergie. Safer Sex ist nicht bei mir. Ich kann nicht einfach in eine Bar gehen und mir irgendeinen Mann aufreißen, und den dann ohne Kondom vögeln. Das wäre total fahrlässig, das weiß er genau!"

„Ah, das reduziert die Auswahl also auf Männer, die Du schon gut kennst und die Du gut einschätzen kannst."

„Ja..."

„Oder du sagst ihm nur, dass du auch jemanden hast. Vielleicht erwacht dann die Eifersucht und lässt ihn mit neuer Leidenschaft entbrennen?"

„Nein, wenn ich eines ganz schlecht kann, dann mich verstellen. Er würde es mir sofort anmerken, wenn ich ihm bloß was vormache. Ich kann einfach nicht gut lügen."

„Also wenn, dann richtig..."

„Ja - wenn, dann richtig."

Wieder richtigen Sex haben, richtig durchgevögelt werden. Ein verführerischer Gedanke.

„Kennst du niemanden, der in Frage käme?"

Astrid bleibt stumm.

„Lass mich raten: euer ganzer Bekanntenkreis besteht aus lauter Paaren in eurem Alter, mit Kindern im Alter von den euren...?"

Sie seufzt: „Genau..."

„Kein geschiedener Vater dabei? Kein Witwer?"

„Nein. Gar keiner."

„Und sonst? Ehemalige Verehrer? Alte Schulfreunde?"

„Nein, zu niemandem mehr Kontakt. Sonst kenn' ich nur noch die Kollegen hier..."

„Vorsicht! Das Problem mit Kollegen ist, wenn man dann am nächsten Tag aufwacht und es total bereut, dann läuft man sich noch jahrelang jeden Tag ständig über den Weg, und es einem nur peinlich."

Sie sieht ihn lange forschend an, dann sagte sie mit ernster Miene: „Du könntest Dich ja selber empfehlen? Versprechen, dass ich es mit dir nicht bereuen würde."

Er lächelt: „Da wäre ich ein ziemlich parteiischer Ratgeber."

Astrid setzte zu einer Erwiderung an, aber er ist schneller: „Ich glaub' nicht, dass ich es bereuen würde, ich bin mir bloß bei Dir nicht sicher."

„Du willst mich nicht, oder? Vorhin hast Du gesagt, ich sei hübsch."

„Vorhin hab ich gesagt, dass Du wunderschön bist, und das war nicht bloß dahergeredet. Ich finde, Du bist eine Super-Frau, aufregend, total sexy. Und Du hast auch eine Klasse Figur -- ich hab' Dir schon öfters hinterhergesehen, als Du an meinem Schreibtisch vorbei den Gang zwischen den Schreibtischen entlanggelaufen bist."

Das hatte sie nie bemerkt, und auch nie vermutet. Im Gegenteil hatte sie sich immer als eine Frau gesehen, der die Männer nicht hinterherschauten. Sie hatte eine Brille gehabt, seit sie denken konnte, in der Schule hatte man sie als Brillenschlange gehänselt, und sie hatte sich nie als wirklich schön sehen und empfinden können. Sie hielt sich für langweilig und bestenfalls durchschnittlich aussehend. Ihr Mann hatte ihr in der Anfangszeit das Gefühl gegeben, etwas Besonderes zu sein, aber das war schon lange her und hatte nie dazu geführt, dass sie sich für wirklich begehrenswert gehalten hätte. Deswegen glaubte sie das Dirk jetzt auch nicht -- wenn er sie tatsächlich so toll fände, wie er behauptet hatte, hätte er jetzt auf ihr Gedankenspiel begeistert anspringen müssen -- und das sagt sie ihm auch:

„Also warum nicht? Du schiebst doch jetzt bloß mich vor und tust so, als wärst du um meine Gefühle besorgt, und in Wirklichkeit gefalle ich dir gar nicht wirklich."

Aber selbst wenn er ihr gar nicht hinterhergesehen hatte und es jetzt nur so sagte: ein schönes Kompliment war es trotzdem, auch wenn es nur erfunden wäre.

„Meine Sorge wäre überhaupt nicht, dass ich es mit dir bereuen würde, und weniger", (er grinst dabei selbstbewusst) „dass du es mit mir bereuen würdest, aber hauptsächlich, dass du es überhaupt bereuen würdest. Ich bin mir nicht sicher, ob du es deinem Mann wirklich mit gleicher Münze heimzahlen willst. Möglicherweise bist du jetzt gerade wütend genug, aber danach wärst du vielleicht totunglücklich -- und ich würde dich glücklich machen wollen!"

Astrid öffnet den Mund, aber dann sagt sie doch nichts. Darüber muss sie erstmal nachdenken. Sie muss sich über ihre Gefühle klarwerden.

Wenigstens fühlt sie sich mal wieder von jemandem verstanden. Bei Dirk hatte sie das Gefühl, alles sagen zu können, ohne dass er es gegen sie wenden würde. Sie vertraute ihm, ohne zu wissen, warum eigentlich. Es war eben so. Warum sich seine Frau, oder Ex-Frau, nicht glücklich geschätzt hatte, ihn bekommen zu haben, war ihr schleierhaft. Vielleicht war er ein schlechter Liebhaber? Was anderes blieb doch fast nicht übrig an Gründen. Andererseits: wer so viel Geduld mit einem hatte, und so einfühlsam massieren konnte, der musste doch auch im Bett gut sein, oder?

Ein paar Tage später vergingen, ohne dass etwas Besonderes zwischen den beiden vorfiel, aber dann kam sie plötzlich zu ihm, als alle Kollegen rund um seinen Schreibtisch gerade in einer Gruppenrunde waren und sie unbeobachtet und unbelauscht miteinander sprechen konnten. Sie flüsterte ihm zu: „Ich hab' mit meinem Mann gesprochen. Er ist Freitagabend zuhause und kümmert sich um die Kinder - ich kann so lange wegbleiben, wie ich will. Ich hab' ihm gesagt, ich treff' mich mit ein paar Kolleginnen."

Dirk war verblüfft. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet, und er war sich auch nicht sicher, ob es das hieß, was es heißen konnte.

„Und das bedeutet?"

„Ich kann zu Dir kommen."

„Meinst du nicht, dass ihm die Geschichte komisch vorkommt?"

„Soll es doch. Du hast doch selbst gemeint, ich könnte ja mal versuchen, ihn eifersüchtig zu machen!"

Er war sich immer noch nicht sicher, worauf das hinauslief, was sie vorhatte, aber er stimmte zu:

„Freitag ist gut."

Es ist Freitag. Angeblich machte sie jetzt mit irgendwelchen Kolleginnen einen drauf. Da ihr das nicht ähnlich sah, hatte sie präzisiert, es wäre eine Geburtstagsfete, ein runder Geburtstag, etwas Besonderes. Das erhöhte die Glaubwürdigkeit, und wenn sie es trotzdem unglaubwürdig erzählt haben mochte, hatte er nichts dazu gesagt. In Wirklichkeit steht sie jetzt vor Dirks Wohnungstür und klingelt.

Er öffnet die Tür. Gegenseitige Befangenheit, sie haben beide keine Erfahrung in solchen Situationen. Sie macht einen Schritt in den Flur hinein, er schließt die Tür hinter ihr, dann küsst er sie zärtlich auf die Wange. Sie schlingt spontan die Arme um ihn, lehnt sich an seine Schulter, ganz still. So stehen sie eine Weile, bis sie sich wieder voneinander lösen. Sie ist plötzlich verlegen, und um es zu kaschieren, sieht sie sich um und lässt ihre Blicke schweifen in Richtung Wohnzimmer, wo Kerzen flackern. Dahin führt er sie. Erst jetzt sprechen sie die ersten Worte.

Auf dem Wohnzimmertisch hat er ein kleines Buffet mit Fingerfood aufgebaut. Alles sieht lecker aus und ist geschmackvoll dekoriert. Und nichts davon sieht nach einem Catering-Service aus. Er war heute schon mittags aus dem Büro verschwunden, ganz gegen seien Gewohnheit, und anscheinend hatte er den ganzen Nachmittag mit Vorbereitungen verbracht.

„Du gibst Dir ziemlich viel Mühe."

Ja, es war schon ein Aufwand gewesen, denkt er, aber er will schließlich, dass sie wiederkommt. Ihr das zu sagen, wäre jetzt aber zu früh, würde sie zu sehr unter Druck setzen, also sagt er stattdessen:

„Man muss sich einfach Mühe geben bei einer so tollen Frau wie Dir!" Und das stimmt ja ebenfalls.

Sie wird etwas verlegen, antwortet dann, sie würde sich gern umziehen. Er hat seine langweiligen Büroklamotten (die Standarduniform der Männer in der Firma: kariertes Hemd und Blue Jeans) bereits gegen ein elegantes, einfarbiges Hemd und eine schwarze Abendhose eingetauscht, steht barfuß im wohlig warmen Zimmer, aber sie hat noch das gleiche wie auf der Arbeit an und fühlt sich neben ihm und der festlich vorbereiteten Wohnung wie eine graue Maus. Er zeigt ihr den hinteren Teil der Wohnung, wo die Türen zu Bad und Schlafzimmer offen stehen. Erst jetzt fällt ihm die große Umhängetasche auf, die sie vormittags im Büro nicht dabei gehabt hatte. Dort hatte sie sie aber auch nicht benötigt: die hatte sie für den Abend zusammengepackt.

Sie geht zum Umziehen ins Bad und schließt die Tür hinter sich, und er frägt sich, ob sie sein Schlafzimmer bewusst meidet oder nur den Badezimmerspiegel zum Nachschminken braucht.

Als sie wieder zu ihm zurückkommt, trägt sie Riemchensandaletten mit langen Stilettos und ein ziemlich kurzes, hauteng anliegendes Kleid, genauso leuchtend rot wie ihr neu aufgetragener Lippenstift. Ihr langes, blondes, sonst immer zu einem Pferdeschwanz gebundenes Haar hat sie hochgesteckt.

„Ja halloo..."

Mehr fällt ihm vor Überraschung erstmal nicht ein. Im Büro hatte er sie einfach nur schön gefunden, aber jetzt sieht sie absolut umwerfend aus.

Sie lächelt und weiß, dass sie im Büro immer nur in Jeans und Shirt und bequemen Alltagsschuhen (meist Sneaker oder Ballerinas) herumlief, und niemand dort ihr den Mut für so ein kurzes Kleid zutrauen würde, aber da er behauptet hatte, sie habe eine tolle Figur, konnte sie für ihn ja auch ein figurbetontes Kleid anziehen. Und wenn ihm ihre Figur doch nicht gefiele, wäre es besser, es gleich festzustellen und einen Rückzieher zu machen, solange sie noch angezogen war.

Bei ihrem Mann hatte das Kleid keine bewundernde Reaktion hervorgerufen. Sie hatte es gekauft, um es anzuziehen, wenn er mal wieder spät nach Hause kam, spät genug, dass die Kinder schon im Bett waren und sie Gelegenheit gehabt hätten, übereinander herzufallen, aber er war auf diese unausgesprochene Einladung überhaupt nicht angesprungen. Er hatte sich damals nur ein Bier aus dem Kühlschrank geholt und gebrummt, er werde noch eine halbe Stunde fernsehen, um sich zu entspannen. Im Nachhinein fragte sie sich allerdings, ob es tatsächlich an ihr gelegen hatte, wie sie an jenem Abend dachte, an ihrer eben nicht mehr gertenschlanken Figur, und daran, dass er sie schon zu lange kannte, sie ihm langweilig geworden war, oder ob er nicht schon damals mit der anderen ins Bett gegangen und an diesem Abend bereits leergefickt nach Hause gekommen war.

Heute ist es die zweite Chance für das Kleid. Wenn es wieder nicht klappte, würde es keine dritte geben, nur den Weg in die Altkleidersammlung. Bald wird sie es wissen.

Sie stellt sich vor ihn und sieht ihm lange forschend in die Augen. Sie überlegt: Gefällt sie ihm? Wäre ihm ein romantisches Blümchenkleid lieber gewesen? Steht er auf Lack und Leder? Begehrt er sie? Oder zeichnet das Kleid in seinen Augen nur gnadenlos die Veränderungen nach, die drei Schwangerschaften an ihrem Körper hinterlassen haben? Sie hat Angst vor der Antwort. Sie kennt ihre Unzulänglichkeiten, zumindest einige: die verbreiterten Hüften, den schlaffen Bauch, die sackenden Brüste, ob sie wirklich alle kennt, darüber ist sie sich unsicher.

Er sieht an ihr herunter. Sein Blick gleitet von ihrem forschenden Gesicht in ihr Dekolletee, über ihre Hüften, die Beine entlang, wieder zurück. Er kann sich nicht sattsehen.

„Du bist der Hammer", sagt er.

Er sieht nichts, was ihm nicht gefiele. Er ist begeistert von ihr. Als er „Du bist der Hammer" gesagt hatte, war ihm fast der Atem weggeblieben. Langsam glaubt sie ihm, dass seine Bewunderung echt ist, keine Schmeichelei. Seine Hände zucken, als wären sie begierig, sie anzufassen, als könnten sie es kaum noch erwarten. Das gibt ihr Selbstvertrauen, den Mut, zu sagen:

„Du weißt, wofür ich gekommen bin, oder?"

Er sagt zögernd:

„Ich habe eine bestimmte Hoffnung, aber gleichzeitig befürchte ich, dass nur der Wunsch der Vater des Gedankens ist und wir uns total missverstehen..."