Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Schiffbruch 10

Geschichte Info
Die Schatzinsel
4.2k Wörter
4.52
5.5k
1
Geschichte hat keine Tags
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

"Da sind wir wohl" Hayat betrachtete die Felsen, drehte sich einmal um die eigene Achse und ließ sich anschließend in den Sand fallen.

Der Strand der Schatzinsel bestand lediglich aus einem kurzen Abschnitt von vielleicht dreißig Metern. Zu beiden Seiten war er eingerahmt von schroffen Felsen. Es sah ähnlich aus wie auf der Insel, auf der sie Schffbruch erlitten hatten, nur alles schroffer, gedrungener, abweisender.

Tarquin löste die Verzurrungen und nahm ihr mitgebrachtes Gepäck vom Floß. Philippe wollte ihm zur Hand gehen.

"Danke, setz dich ruhig hin. Es geht alleine" nickte Tarquin ihm zu. Philippe setzte sich stattdessen in den Sand neben Hayat.

"Ist dieser Strand hier die einzige Möglichkeit, wie man auf die Insel kommt?" Hayat betrachtete die Felsen, die rechts und links des Strandes fast senkrecht in den Atlantik abfielen. Ihr dunkles Haar wehte im Wind, krachend schmetterte die Brandung gegen die Felswände. Sie legte sich ihren letzten Hijab lose um den Kopf und bändigte damit ihr Haar.

"Es gibt zwei Möglichkeiten" Tarquin zog Hayats wasserdichtes Gepäck vom Floß und ließ es in den Sand fallen "ich hatte damals ja kein flaches Floß sondern ein Boot mit zwei Metern Tiefgang. Das konnte ich nicht hier auf den Strand ziehen." Er kletterte auf das Floß und löste mehr von den Verzurrungen. "Da drüben" Tarquin nickte mit dem Kopf in Richtung der Felsen "auf der anderen Seite der Insel ist eine kleine Bucht, nicht wirklich toll aber es reicht dass man dort einen Tag lang ankern kann... sofern man ohnehin keine Wahl hat. Da war ich damals."

"Also... genau genommen ist die Insel ziemlicher Mist, wenn man dort an Land will?" fragte Philippe.

Die Brandung donnerte.

"Genau" nickte Tarquin. Er warf eine der Deckskisten vom Floß, dumpf schlug sie in den Sand. Dann sprang er vom Floß herunter und ging zu Hayat und Philippe "sie ist nahezu unzugänglich, hässlich und strategisch wertlos. Es gibt keinen Grund hierher zu kommen..." er machte eine kurze Pause "... und das ist der Grund warum ich sie ausgewählt habe."

Hayat und Phiippe saßen im Sand, Tarquin stand vor ihnen. Hayat blinzelte und sah zu ihm hoch "und gehen wir jetzt zur Bank Geld abheben? Oder was machen wir, Herr Pirat? Erst mal was essen?" Sie fuhr sich eine Strähne aus dem Gesicht und stopfte sie zurück unter das Kopftuch.

"Ich bin für Essen" Philippe tastete seinen schlanken Bauch ab.

"Ich auch..." nickte Tarquin "danach sollten wir noch eine Pause machen. Wir waren die ganze Nacht wach... und in Eile sind wir jetzt erst mal nicht."

Hayat nickte und stand auf "Okay..." sie ging an Tarquin vorbei, legte ihre Hand auf seine Hüfte und gab ihm einen Kuss auf die Wange "alles für meinen Mann..." sie ließ Tarquin los, drehte sich zu Philippe "und meine Arielle" sie grinste. Philippes Gesicht wurde rot.

Während Hayat und Philippe ihre Essensvorräte zubereiteten, spannte Tarquin das Segel des Floßes wie ein Dach in den Sand. Sie setzten sich in den Schatten darunter und aßen.

Als sie fertig waren, setzte die Müdigkeit einer durchgemachten Nacht ein und sie legten sich im Schatten des Segels in den Sand. Tarquin lag in der Mitte, Hayat links von ihm und Philippe rechts. Innerhalb kürzester Zeit waren sie eingeschlafen.

*****

Als Tarquin aufwachte, lagen sowohl Hayat als auch Philippe eng an ihm. Hayats Kopf lag auf seiner Brust, Philippe eng an seiner Seite. Beide hatten ihre Arme über ihn gelegt. Er blieb noch einen Moment lang liegen und ließ die beiden anderen in Ruhe aufwachen.

Nachdem alle wach waren, brachen sie auf und wanderten den Berg hoch.

Tarquin ging voran. Dann Hayat und als drittes Philippe.

"Weisst du überhaupt noch, wo genau?" fragte sie von hinten.

"Oh ja! Glaub mir das vergisst man nicht" gab Tarquin über seine Schulter zurück, während sie barfuß durch das Gestrüpp den Berg hochstapften. Ihre Füße waren mittlerweile unempfindlich gegenüber schroffem Untergrund.

Schweigsam wanderten sie eine halbe Stunde lang in ihren zerrissenen Klamotten einen kargen Hang hinauf. Tarquin sah regelmäßig nach links zum Berggipfel hoch, nach rechts sah er auf den Atlantik, wo ein paar vorgelagerte Felsen aus dem Wasser ragten. Dann blieb er abrupt stehen und ging zwei Schritte rückwärts, Hayat und er prallten zusammen.

"Au" sieh hielt sich die Nase.

"Entschuldigung... alles okay?" er legte die Hand auf ihre Schulter.

Sie tastete ihre schlanke Nase mit Daumen und Zeigefinger ab "ja kein Problem, nix passiert."

Philippe schloss auf, zu dritt standen sie an einem Ort der sich für Hayat und Philippe rein gar nicht vom Rest der Insel unterschied. Gebüsch und Gräser, irgendwo weiter bergab wuchsen ein paar Bäume aber unmittelbar an ihrem Standort gab es keine magische Höhle, kein beeindruckende Felswand, nichts.

Tarquin sah erneut zum Berggipfel. Dann zu einem Felsen im Atlantik. Er ging wieder einen Schritt nach vorne. Dann noch zwei weitere nach rechts und beobachtete dabei die Felsen im Wasser.

"Lass mich raten... gerade Linie mit einem festen Objekt?" fragte Philippe

Tarquin nickte stumm. Dann sah er vor seinen Füßen auf den Boden.

"Hier... genau hier graben wir."

Hayat und Philippe warfen sich einen ratlosen Blick zu. Es war zu abstrakt. Sie konnten sich nicht vorstellen dass hier irgendetwas sein sollte. Der Ort war entweder völlig willkürlich falsch oder tatsächlich genau deshalb das perfekte Versteck.

Sie machten sich an die Arbeit und rissen erst Sträucher und Gras aus der Erde. Dann begannen sie, mit Stöcken und ihren bloßen Händen die Grasnabe abzugraben. Nach und nach legten sie immer mehr Erde zur Seite. Die Grube wurde größer, sie gruben und gruben. Es wurde Mittag, dann Nachmittag. Seit Stunden standen sie in der glühenden Hitze, gruben mit ihren bloßen Händen und schaufelten mühselig Erde in kleinen Häppchen aus der Grube.

Hayat sah Tarquin skeptisch an.

"Es ist hier" beantwortete er ihren Blick "ich habe beim Vergraben aber eine Schaufel benutzt".

"Die hast du nicht zufällig hier irgendwo gelassen?" stöhnte Philippe, während er sich aufrichtete und seinen Rücken streckte.

Tarquin drückte ebenfalls seinen Rücken durch und machte eine Pause "drei Mal darfst du raten...".

"Versenkt" Hayat warf einen Klumpen Erde aus der Grube und atmete durch "was der Herr mit Beweismitteln so am liebsten macht. Die Schaufel liegt jetzt in ein paar Tausend Metern Tiefe."

Tarquin nickte.

Die Sonne neigte sich gegen Horizont. Sie standen etwa bis zur Hüfte in der Grube.

"Es sollte nicht mehr viel sein... aber trotzdem schaffen wir das niemals heute" Tarquin sah in die Abendsonne "Feierabend für heute. Eine Runde baden gehen, was essen und dann machen wir lieber morgen weiter."

Philippe und Hayat nickten erschöpft. Hayat kletterte als erstes aus der Grube, Tarquin legte die Hände auf ihren Po und schob sie bergauf.

"Hui du Unhold!" sie kicherte, als sie oben angekommen war. Dann kam Philippe, Tarquin schob auch ihn. Anschließend kletterte er selber aus der Grube. Entkräftet stolperten sie in der untergehenden Sonne den Hang hinunter. Als sie unten angekommen waren, ließen sie sich direkt ins Meer fallen und wuschen sich den Dreck von der Haut, aus dem Haar und aus ihren zerrissenen Klamotten.

Als erstes zog sich Tarquin nackt aus. Er wollte den beiden gegenüber nicht hemmungslos wirken, aber seine Sachen waren nunmal nass und er musste sie trocknen lassen. Philippe sah beschämt zu ihm hinüber. Tarquin wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen und überlegte gerade, ob er nicht doch lieber die nassen Sachen wieder anziehen wollte, da zog sich Hayat das Shirt über den Kopf. Anschließend zog sie sich unbekümmert ihre Kurze Hose und Unterhose aus. Splitternackt stand sie im seichten Wasser und wusch sich ihr Haar.

Sie grinste Tarquin an, Tarquin schluckte. Am liebsten wäre er gleich hier und jetzt über sie hergefallen. Dann zog sich Philippe die Klamotten aus. Er drehte sich ein wenig zur Seite, wohl in der Hoffnung dass niemand bemerkte dass er schon wieder eine Erektion hatte.

Es nutzte nichts, sie waren zu müde für Sex.

Anschließend verschlangen sie nackt und ausgehungert ihren Proviant und fielen unter dem Segel in den Schlaf.

*****

Zum ersten Mal wachte Philippe nicht mit einer Erektion auf. Er war noch zu gerädert vom vorherigen Tag.

Der Tag begann genau wie der vorherige. Sie zogen sich ihre getrockneten Klamotten an und frühstückten reichlich. Mit Muskelkater in Armen, Beinen und Rücken, schleppten sie sich anschließend den Hang hoch und machten sich wieder an die Arbeit.

Tarquin sprang als erstes in die Grube und machte sich ans Graben. Anschließend folgte Hayat, dann Philippe. Erneut schaufelten sie Erde mit ihren bloßen Händen. Langsam arbeiteten sie sich vor, Zentimeter um Zentimeter kratzten Sie komprimiertes Erdreich lose und warfen es anschließend aus der Grube.

"Alter... ich wusste nicht, dass Schatzsuche wie Garten umgraben ist" Hayat keuchte, ihr Haar fiel ihr ins Gesicht, der Hijab hing nur noch lose um ihren Hals wie eine unförmige Kapuze. Sie hielt kurz inne und sah Tarquin an "wie konnte ich nur so doof sein, zu glauben Schatzsuche sei irgendwie romantisch".

Tarquin und Philippe grinsten, Hayat lachte und buddelte kopfschüttelnd weiter.

"Ich bin froh, dass wir keine Kartoffeln angepflanzt haben" entgegnete Philippe. Sein lockiges Haar hing ihm in Strähnen vor den Augen.

"Bleibt dran... ihr macht das super" Tarquin kratzte Erde zur Seite "es ist hier, keine Sorge."

Philippe stockte plötzlich.

"Plastikfolie?"

Er sah Tarquin an.

Tarquin riss die Augen auf und sah ihn an "JA! Wo??"

"Hier, da..." Philippe kratzte etwas Erde zur Seite.

Tarquin drängte sich neben ihn, ihre nackten Oberkörper berührten sich, dann quetschte sich Hayat dazwischen. Hektisch schaufelten sie Erde zur Seite und legten eine vergilbte Schicht aus hartem Vakuum Plastik frei.

"Ist es das?" fragte Hayat aufgeregt, während sie Erde mit den Händen nahm und aus der Grube warf. Auf einmal waren sie wieder voll Energie.

"Oh ja meine Liebe... das ist es!" Tarquin grinste und freute sich über ihren und Philippes plötzlichen Eifer.

Stück für Stück legten sie ein Paket frei. Es war etwa einen halben Meter mal einen halben Meter Kantenlänge und zwanzig Zentimeter hoch.

Dann bekam Tarquin das Paket zu fassen, riss es aus dem Dreck und wischte die letzten Reste Erde zur Seite. Erde rutschte herab und fiel ihnen auf die verdreckten Füße.

"Meine Damen... ich präsentiere!" Triumphierend hielt er es in die Luft.

Eingeschweißt in Plastikfolie zeichneten sich Geldscheine ab. Alles Euros, fein säuberlich gestapelt, in Bündeln zu je gleichen Noten.

Tarquin grinste die beiden an. Voller Dreck standen sie seit eineinhalb Tagen in einem Erdloch und auf einmal war es da.

Hayat klappte die Kinnlade herunter, sie starrte auf das Paket.

Philippe blinzelte nur irritiert. Dann schloss er die Augen und kniff sich in den Arm. Als er sie wieder öffnete, klappte ihm ebenfalls die Kinnlade herunter. "Puh... das... " er stockte. Dann sah er Hayat an. Hayat sah ihn an. Wieder wandten sich ihre Blicke Tarquin zu.

"Haha... alles in Ordnung!" Tarquin lachte "das ist nur Geld... es ist bedrucktes Papier. Oder habt ihr eine echte Schatzkiste erwartet und seid jetzt enttäuscht?"

Hayat rang nach Luft "ja... aber Alter!... sie wischte sich Erde aus dem Gesicht und zeigte auf das Paket in Tarquins Hand "das ist echt viel bedrucktes Papier!" Sie brach in Gelächter aus.

Tarquin sah sie skeptisch an "Äh... euch ist klar dass wir jetzt erst anfangen mit der Arbeit?" Tarquin zeigte mit dem Kopf auf das Erdloch "... nicht ein Päckchen sondern eine Euro Palette, ihr erinnert euch?"

Sie nickten beide mit offenem Mund.

"So viel Geld..." Hayat lachte nicht mehr, sie flüsterte.

"Also ehrlich gesagt..." Tarquin räusperte sich "...es sind auch ein paar Waffen dabei".

"Arielle wir sind reich..." sie flüsterte und stupste Philippe in die Seite ohne ihn dabei anzusehen. Unbeirrt starrte sie auf das Paket in Tarquins Händen.

"Es sind auch ein paar Waffen dabei" wiederholte Tarquin, nicht sicher ob sie verstanden hatten, aber die beiden starrten nur stumm auf das Paket mit dem Geld.

Dann brach Philippe die Stille und sah Tarquin an "...damit schockst du jetzt keinen mehr" gab er achselzuckend zurück.

Die Situation war grotesk. Alleine standen sie zu dritt auf einer Insel irgendwo im Atlantik. Bis zur Hüfte eingegraben in einem Erdloch, von oben bis unten voller Dreck und in der Erde vor ihnen so viel Bargeld, dass zählen keinen Sinn machte.

Hayat strahlte Philippe an, ihre Augen leuchteten. "Wa- was..." sie stotterte vor Aufregung "was willst du dir kaufen?". Sie wartete keine Antwort ab sondern fragte stattdessen Tarquin "was machst du als erstes wenn wir irgendwo Geld ausgeben können?"

Tarquin zuckte mit den Schultern und warf das Paket aus dem Erdloch. Es plumpste mit einem dumpfen Geräusch ins Gras. "Zum Friseur gehen, nehme ich an" er sah nachdenklich auf den Ozean und fuhr sich dabei durch das mittlerweile zu lang gewachsene Haar und über den Bart.

Hayat sah aus der Grube heraus auf das Paket im Gras. Dann wanderte ihr Blick zu Tarquin "zum ... bitte was? Zum FRISEUR?!?! Ist das dein Ernst?" Sie lachte "du Geizkragen! Kauf dir was fettes! Oder MIR eine Goldkette, wie sich das gehört, ich bin immerhin Araberin und habe Anspruch auf Gold und Juwelen und so Zeug!"

Tarquin lachte "nein... keine auffälligen Sachen. Keine Juwelen, keine schnellen Autos, keine teuren Hobbies. Unauffälligkeit ist angesagt."

"Mann...haha... ich fasse es nicht. Der Typ will nur 'nen Haarschnitt." Hayat lachte erst, dann wurde ihr Blick ernst. Sie sah ihn mit ihren großen, dunklen Augen an "...du machst dir wirklich mehr aus uns als aus dem Geld?"

Tarquin sah erst Hayat an, dann Philippe. Dann nickte er stumm.

Sie ging auf die Zehenspitzen, umarmte ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann ging sie wieder von den Zehenspitzen runter und sah ihn an für einen kurzen Moment stumm an. Sie nickte voll Anerkennung. Sie zog seinen Kopf zu sich herunter und küsste ihn erneut "Alter..." sie flüsterte "zum Friseur... ich fasse es nicht". Sie wich ein Stück zurück und griff ihm ins Haar. "Ja du brauchst schon einen neuen Haarschnitt..." Hayat ließ Tarquin los, atmete tief durch und drehte sich zu Philippe "und du?" fragte sie neugierig. "Was ist mit dir? Du solltest nicht zum Friseur, dir stehen die längeren Haare gut."

Schmächtig und ratlos stand Philippe da, halbnackt, voller Deck, glücklich und überfordert. Er zuckte mit den Schultern "ich weiss nicht..."

"Brüste!" platzte es aus Hayat heraus "du wolltest doch immer Brüste!" Sie lachte und zog Philippe an sich heran. Philippe sah sie irritiert an und lächelte unsicher. Hayat lächelte zurück und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Arielle..." flüsterte sie. Dann hielt sie mahnend ihren Zeigefinger in die Luft und sah ihn streng an "....aber nicht größer als meine!" Sie gab Philippe einen weiteren Kuss auf die Wange und warf mit gespielter Eifersuch anschließend noch Tarquin einen strengen Blick zu. Tarquin lachte. Philippe wurde rot.

Einen Moment lang schwiegen sie und standen einfach nur da. Der Schiffbruch. Der Kampf ums Überleben der ersten Tage, aufeinander angewiesen sein in einer Schicksalsgemeinschaft und jetzt das Graben im Dreck. Aus Allem hatten sie das Beste gemacht, indem sie fleißig und diszipliniert gearbeitet und gegenüber einander aufgeschlossen waren. In diesem Moment war alle Anspannung weg. Verantwortung fiel von ihren Schultern als hätten sie es bereits zurück in die Zivilisation geschafft.

Hayat und Philippe grinsten unentwegt. Plötzlich hatten sie alle Möglichkeiten für ein neues Leben. Keiner von beiden hatte eine Familie zu der sie zurück wollten. Familie war ihr Gefängnis gewesen und sie hatten durch die Katastrophe eine neue Chance bekommen.

"Wie sollen wir denn das alles auf dem Floß transportieren?" fragte Philippe schließlich.

Tarquin schüttelte den Kopf "ich glaube das wird nichts. Ich denke wir müssen mit ein oder zwei Paketen wieder aufbrechen. Ich habe auch überhaupt keine Lust, die ganze Munition mitzuschleppen. Den Rest lassen wir hier und holen ihn, wenn wir ein besseres Transportmittel haben."

"Und Schaufeln" ergänzte Philippe. Tarquin nickte.

Hayat sah ihn skeptisch an "Munition?" dann schüttelte sie den Kopf als sie seinen nächsten Gedanken erfasste "du...meinst wir klauen ein Boot?"

Tarquin nickte ausdruckslos "joa...so in etwa..." er zuckte lakonisch mit den Schultern.

"Warum kaufen wir nicht einfach eins?" fragte Philippe.

"Kaufen?" gab Tarquin verwundert zurück, als sei es die absurdeste Frage der Welt.

"Ja. Kaufen. Da liegt doch genug Geld rum" warf Hayat ein und zeigte auf das eingeschweißte Paket.

"Weil... weil..." Tarquin überlegte "weil ich keine Ahnung habe, wie man glaubwürdig ein Segelboot für ein paar Hunderttausend in Bar kauft. Ich bin nicht dagegen... also... ist ja nicht so dass wir es nicht bezahlen können aber-- "

"Boah Alter bist du unkreativ!" Hayat unterbrach ihn und gab ihm einen Klaps auf seinen verdreckten Brustkorb. Sie rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf "du warst echt zu lange Gangster ... Du bist knackig braungebrannt, wir färben dir beim Friseur die Haare schwarz, dann kriegste ne Goldkette um den Hals und wir ziehen dir geschmacklose und teure Klamotten an. Anschließend gehst du als reicher Araber in den Yacht-Supermarkt oder wie auch immer das heisst" sie fuhr mit der Hand durch die Luft.

"Makler" warf Tarquin ein.

"...Makler meinetwegen" sie gestikulierte weiter "...und dann legst du einen Koffer mit Geld auf den Tisch. Bumms."

Tarquin sah sie skeptisch an. Sein Blick wanderte zum Geldpaket im Gras, dann zurück zu Hayat "echt jetzt? Einfach so?"

Sie nickte. "Natürlich einfach so. Das ziehen wir so durch. Die krassen Tättoos müssen halt versteckt werden" sie zeigte auf seine Arme "also ein Golf-Araber hat keine verranzten Ankertattoos. Und erst recht keine... Senoritas mit nackten Titten!" sie zeigte auf seinen Oberarm. "Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?" sie tadelte ihn wie einen kleinen Jungen.

"Das waren mal Möwen" entgegnete Tarquin mit Blick auf die verblasste Tinte. Hayat zuckte mit den Schultern "wir nehmen dich wie du bist... und die Armbanduhr musst du dann auch ausziehen, die ist zu billig."

Tarquin sah auf seine Casio mit Metallarmband und nickte unsicher "Alleine? Oder mit dir?"

"Ein reicher Golf-Araber würde sowas natürlich ohne Frau entscheiden aber ich finde da bist du ganz modern und nimmst uns mit, damit wir zusammen aussuchen können" sie grinste.

"Okay... wir kriegen natürlich auch für weniger Geld etwas... irgendwas das irgendwie schwimmt. Vielleicht auch gebraucht..." überlegte Tarquin.

"Neu!" Warf Hayat ein.

"Neu" bestätigte Philippe nickend "und nicht zu klein. Nicht geizig sein!"

Tarquin lachte "okay... also ich bin ein reicher Araber. Du sowieso ... und Philippe? Blonde Locken?" Er zog die Augenbrauen hoch "da ist die Tarnung dahin. Und wie machen wir es mit der Sprache? Du kannst Philippe und mir vielleicht ein paar Wörter beibringen aber das reicht nicht für eine Unterhaltung auf arabisch untereinander."

"Ich bin deine Frau. Ich rede einfach so viel, dass ihr nicht zu Wort kommt!" gab Hayat zurück.

"Da habe ich keine Zweifel" entgegnete Philippe.

Sie nickte, sah Philippe an und griff ihm ins Haar. Dann sah sie Tarquin an: "Hijab. Philippe und ich tragen Hijab, wie sich das für Araberinnen gehört" sie machte eine kurze Pause "...dann hast du zwei junge Frauen. Das stört dich doch sicherlich nicht, oder?" Sie grinste Tarquin an. Philippe lächelte und wurde rot.

Tarquin erinnerte sich, wie Hayat vor ein paar Tagen Philippe ein Kopftuch umgelegt hatte. Er hatte darunter völlig unzweifelhaft wie eine Frau ausgesehen. Es konnte funktionieren.

12