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Seltsame Tage #09

Geschichte Info
Die ersten Tage als echte Frau und Entscheidungen...
5.6k Wörter
4.7
2k
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Teil 9 der 9 teiligen Serie

Aktualisiert 10/28/2023
Erstellt 04/26/2022
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Woche 2 -- ein neues Leben startet

Ich werde wach und habe das Gefühl, jemand durchbohrt mich mit einem Messer. Meine letzte Erinnerung ist, dass mir übel war und alles schwarz um mich herum wurde. Ich hatte mich entschieden, dass Michael Geschichte ist und ich als Frau ein neues Leben haben würde und jetzt fühle ich mich, als müsse ich sterben.

„Na, alles klar?" höre ich eine Stimme und taste nach der kleinen Lampe neben dem Bett.

Auf der Kante sitzt der Typ, dem ich das Ganze hier zu verdanken habe und grinst mich an. Ich setze mich auch auf und stelle dabei fest, dass meine Haut nicht mehr dunkel, sondern schneeweiß ist. Als ich zu ihm hinüber schaue, sehe ich die Harre auf meiner Schulter, welche Feuerrot sind.

Was geht hier vor?

„Was... Ahhhhhhh...." stöhne ich auf, denn gerade fährt wieder ein stechender Schmerz durch meinen Bauch.

„Was geht hier vor?" frage ich, nachdem der Schmerz wieder etwas weniger wird.

„Naja, du bist jetzt eine echte Frau, mit allem was dazugehört." antwortet er.

„Was meinst du?"

„Wie es ausschaut, hast du wohl gerade deine Tage." klärt er mich auf „Und wie es auch ausschaut, hast du wohl ein paar Probleme damit."

„Was meinst du mit Problemen?"

„Einige haben es leichter und andere, so wie du wohl etwas schwerer, wenn der Körper alles rausschmeißt."

„Na super..." bedanke ich mich zynisch.

„Übrigens, stehen im Küchenschrank deine Pillen, falls du die nehmen willst."

„Schmerztabletten?" frage ich, aber er schüttelt den Kopf.

„Nein, Dummerchen. Verhütung. Wild Losficken ist jetzt nicht mehr."

Ach ja, das hatte ich total verdrängt. Irgendwie müsste ich ja verhindern, dass ich schwanger werde, wenn ich jetzt Sex habe. Noch nie hatte ich über etwas Anderes nachgedacht, als Gummi oder, dass die Frau das erledigt. Meistens war es ja so, dass die Frauen sagten, sie nehmen die Pille und, dass es so reicht. Und wenn nicht, hatte ich ja immer Gummis dabei.

Also gut, erst mal rüber und diese Dinger raus suchen.

In der Küche mach ich mir erst mal einen Kaffee und, als dieser durch die Maschine blubbert fällt mir wieder ein, dass ich ja jetzt doch einen ganz anderen Körper habe. Schnell flitze ich ins Schlafzimmer und positioniere mich vor dem Spiegel dort.

Sofort erkenne ich mich und innerhalb von Sekunden sind alle Erinnerungen an mich in meinem Kopf. Also die Erinnerungen, die ich als Michael an mich habe. Wir sind Cousin und Cousine und ich kann mich an alles erinnern. An Alles, was eigentlich ja nie so war. Ich erinnere mich an beide Seiten. An mein ganzes Leben, als Michael und auch an das von Melinda, bis hierher.

Das ist sehr verwirrend.

Wie groß ich bin, weiß ich: 1,74. Schlanke Figur, rote lange Haare, viele Sommersprossen und graue Augen. Meine Brust ist, für meine Figur ziemlich groß mit einem C oder D Körbchen, je nach BH-Anbieter.

All diese Informationen sind in meinem Kopf und ich erinnere mich an mein ganzes Leben bisher, als hätte ich es selbst erlebt. Es ist total verrückt und irgendwie Surreal. Auch weiß ich jetzt, dass ich mich bereits mehrfach an Frank ran gemacht hatte, wobei er mich aber irgendwie immer abblitzen ließ, obwohl er mein Flirten immer erwiderte.

Eine weitere Erinnerung kommt hervor.

Ich bin noch Jungfrau.

Mit fast 22.

Also, ich erinnere mich an den Sex als Mann und auch an den, als die andere Melinda in den letzten Tagen, aber in diesem Körper bin ich Jungfrau. Es wird immer verrückter.

Mein Handy klingelt und ich schaue drauf, wer das ist. Frank steht im Display und ich hebe ab.

„Hey Süße. Wo ist dein unzuverlässiger Cousin? Er wollte mich am Flughafen abholen, geht aber nicht ans Handy." fragt er direkt.

„Hey, Moin. Keine Ahnung. Ich bin nicht sein Babysitter." antworte ich und fange an zu grübeln.

Wenn heute der Tag ist, an dem ich ihn vom Flughafen abholen wollte, dann ist die Woche noch gar nicht passiert. Das bedeutet auch, dass ich heut früh noch bei den beiden Mädels im Bett lag. Und es bedeutet wohl, dass Frank bei dem Unfall gar nicht dabei war.

Ich hole gerade Luft, als es an der Tür klingelt. Ich sage Frank, dass ich ihn gleich zurückrufe und gehe rüber zur Sprechanlage.

„Ja, Hallo?"

„Melinda Meier?" fragt eine Frauenstimme.

„Ja, wer ist da?" frage ich.

„Polizei, können wir rauf kommen?"

Ich drücke die Türtaste und flitze schnell ins Schlafzimmer, wo ich mir einen Jogger überziehe. Dann gehe ich zurück zur Tür, öffne sie und warte. Als erstes kommt eine Polizistin, mit der ich wohl eben gesprochen habe, und spricht noch kurz mit ihrem Kollegen, bevor sie weiter geht. Der Polizist wartet unten, vor meiner, beziehungsweise Michaels Wohnungstür.

„Darf ich kurz rein kommen?"

Ich bitte sie in die Küche, wo wir uns setzen und ich sie erwartungsvoll anschaue, obwohl ich ja schon weiß um was es wohl gehen wird. Sie holt Luft und legt dann los.

„Sind sie mit Michael Meier, der unter ihnen wohnt verwandt?" fragt sie und ich nicke.

„Er ist mein Cousin." Füge ich meinem Nicken noch hinzu.

„Es tut mir leid, aber ihr Cousin hatte heute früh einen tödlichen Autounfall." Sagt sie dann, ziemlich schnell.

Ich starre sie nur an, da ich wirklich nicht weiß, was ich dazu sagen sollte. Anscheinend ist das wohl eine Reaktion, die relativ normal zu sein scheint.

„Gibt es weitere Verwandte, die wir informieren sollten?" fragt sie schließlich nach einem kurzen Moment.

„Nein, wir hatten nur noch uns." Sage ich leise, was ja auch stimmt.

Ich hatte keine Verwandten mehr und nun bin ich wieder alleine. Irgendwie auch nicht so toll, wenn ich recht drüber nachdenke. Dann fällt mir noch ein, dass es jetzt ja weiter gehen muss mit meiner Leiche.

„Und jetzt? Muss ich ihn identifizieren?" frage ich.

„Nicht unbedingt, aber sie sollten zum Krankenhaus fahren und seine Sachen abholen und den Papierkram erledigen. Das muss leider sein. Wir können sie auch hin bringen."

„Nein, ist schon gut. Ich hole gleich seinen besten Freund ab und dann hoffe ich, dass er mich unterstützt." Sage ich und begleite sie zur Tür.

Als sie verschwunden ist, nehme ich mein Handy und wähle Franks Nummer. Es klingelt eine gefühlte Ewigkeit, bevor er abnimmt.

„Na, hast ihn erreicht?" fragt er direkt.

„Frank?"

„Ja?"

„Ich hol dich gleich vom Flughafen ab."

„Warum du?"

„Kann ich dir das erklären, wenn ich dich abgeholt habe?"

„Okay, bis gleich."

Gerade als ich mich umziehen will, bemerke ich, dass es zwischen meinen Beinen feucht ist. Mist, ich hab ja meine Tage und so schnappe ich mir einen der Tampons und stöpse mich zu, nachdem ich mich gesäubert habe. Seltsamerweise weiß ich genau wie das funktioniert.

Schnell schlüpfe ich in eine Jeans und ein Shirt. Dann noch Turnschuhe und schon flitze ich hinab zum Parkplatz. Im Vorbeihuschen sehe ich die beiden Polizisten durch meine alte Wohnungstür, wie sie einige Sachen verpacken. Unter anderem einen Kamm und meine Zahnbürste. Egal.

Unten starte ich und fahre rüber, wo Frank ja schon wartet. Er steht am Parkstreifen, winkt bereits und, scheiße, ich bin schon dabei mir auszumalen, was ich mit ihm machen könnte. Jetzt fällt mir auch wieder ein, dass ich solche Gedanken vorher schon oft, ihn betreffend hatte. Irgendwie finde ich ihn ziemlich sexy.

„Na, hat er die Nacht durchgemacht und kommt jetzt nicht hoch?" fragt er, nachdem er seinen Koffer hinten reingeworfen und sich neben mich gesetzt hat.

„Er ist tot." Sage ich ganz kurz und direkt, bevor ich langsam los fahre.

„Was?" erwidert er nur.

„Er hatte heut früh einen Unfall. Und ich würde es schön finden, wenn du mich jetzt zum Krankenhaus begleiten könntest." Sage ich und biege schon in die Richtung auf die Schnellstraße.

„Ja, natürlich. Das ist... Wow... Scheiße..." stammelt er und tut mir wahnsinnig leid, da ich ihm nichts von mir sagen kann.

„Würdest du mir helfen, bei allem, was ich jetzt erledigen muss?" frage ich ihn.

An das Alles, was ich jetzt zu tun habe, hab ich gar nicht gedacht. Durch unsere letzten Verwandten, die wir beerdigt hatten weiß ich ja, wie aufwändig und auch teuer so was werden kann. Naja, als Michael hatte ich ja Einiges angespart, was ich jetzt wohl erben werde. Immerhin weiß ich, dass ich meine Cousine, also mich als Alleinerbin eintragen lassen hab, obwohl das ja gar nicht nötig wäre. Immerhin gibt es ja keine Anderen mehr.

Auf dem Weg stoppe ich abrupt, denn wir müssen dabei an dem kleinen Bistro vorbei, wo Mailin arbeitet. Irgendwie bin ich neugierig, ob es hier auch alles so ist, wie in meinen Erinnerungen. Ich bitte Frank kurz zu warten und sehe sie drinnen an der Bar. Die Tür ist noch zu, weshalb ich klopfe. Sie kommt rüber.

„Hey. Wir machen erst heut Nachmittag auf." sagt sie und will gerade wieder die Tür schließen.

„Ich weiß, aber kennst du einen Michael? Von letzter Nacht?"

„Bist du seine Freundin oder Frau?"

„Nein. Seine Cousine."

„Okay. Ja, ein Michael hat die letzte Nacht mit mir und meiner Freundin verbracht. Ist aber heut früh verschwunden... noch vor dem Frühstück. Und ans Telefon geht er auch nicht."

„Ich weiß... er wollte jemanden abholen. Er hatte mir von euch geschrieben..." ergänze ich und atme einmal tief durch.

„... er schwärmte so von deiner Freundin, da wollte ich nur, dass ihr wisst, dass er heut früh einen Autounfall hatte. Er ist tot."

Mailin starrt mich an.

„Dein ernst?"

Ich nicke und sie deutet mir an, rein zu kommen. Ich deute Frank an, dass ich gleich wieder komme und er nickt zustimmend.

„Kein dummer Scherz?" fragt sie mich.

„Leider nicht. Da ich auf dem Weg ins Krankenhaus gerade hier vorbei fahre, dachte ich mir, ihr solltet das wissen. Er schrieb mir noch was vom süßen Sommersprossengesicht heut früh. Schätze mal das ist deine Freundin, die auch dabei war?"

„Ja, das ist Mareike. Können wir Nummern tauschen, damit du wegen der Trauerfeier Bescheid sagen kannst? Denke Mareike würde da gerne kommen... und ich auch."

Ich nicke und wir tauschen. Dann verabschiede ich mich und gehe wieder raus zu Frank der, wie ein Häuflein Elend auf dem Beifahrersitz sitzt. Irgendwie würde ich ihm doch gerne davon erzählen, aber irgendwie auch wieder nicht. Irgendwie hab ich auch das Bedürfnis mich an ihn zu kuscheln.

Schweigend fahren wir weiter und kommen einige Minuten später an, wo wir uns dann auf die Suche machen, wo wir hin müssen. Der Campus der Uniklinik ist ziemlich groß und wir folgen den Schildern zum Empfang. Dort teilt man uns mit, dass wir uns im Untergeschoss, in der Pathologie melden müssen.

Dort geht dann alles ziemlich problemlos. Ich muss ein paar Zettel ausfüllen und darf dann seine Sachen, zum größten Teil mitnehmen. Einiges hat die Polizei wohl mitgenommen. Auch erfahre ich jetzt, dass ich meine Leiche durch einen Bestatter abholen lassen muss. Daran kann ich mich bei meiner Tante, oder besser gesagt jetzt ja meiner Mutter auch gut erinnern, dass man die Leiche schnell weg haben wollte. Da das damals sehr gut klappte, werd ich diesen Bestatter wohl nachher noch anrufen und ihn beauftragen.

Mit den Sachen fahren Frank und ich zurück zu mir nach Hause. Dort warten schon einige Nachbarn um zu fragen, warum heute die Polizei im Haus war. Alle sind ziemlich geschockt und sprechen uns ihr Beileid aus. Auch Tobi ist dabei und ich frage mich wirklich, ob er wohl genauso reagieren würde, wie in dieser anderen Woche. Aber nein, diesmal wohl eher nicht.

Oben angekommen, mach ich uns erst mal einen Kaffee und rufe dann bei dem Bestatter an. Ich spreche ihm auf Band und schon wenige Sekunden, nachdem ich aufgelegt habe, ruft er zurück. Er sagt mir zu alles in die Wege zu leiten und meine Leiche abzuholen, sobald sie freigegeben ist. Wir machen einen Termin für Dienstag ab um alles Weitere zu erörtern. Frank sagt zu, mich zu begleiten.

Hätte nie gedacht, dass es dann doch so schwer werden würde und, dass ich mich quasi selbst zu Grabe tragen werde. Einerseits ist es schön und beruhigend, dass Frank mir hilft, aber Andererseits ist es auch schwer für mich, da ich ihm ja nicht sagen kann, dass ich es bin. Und noch schwerer ist es für mich zu erkennen, dass er, nicht nur jetzt aus meiner weiblichen Sicht, sondern auch schon vorher mehr als ein Freund für mich war und ist.

Am liebsten würde ich ihm jetzt einfach alles darüber sagen, was in mir vorgeht.

Am liebsten würde ich noch viel mehr mit ihm machen, aber ich weiß auch, dass es ihm wohl jetzt eher schlecht geht. Und das will ich nicht ausnutzen. Auch nicht, als Frank fragt ob er hier schnell unter die Dusche springen darf und es mich schon einiges an Überwindung kostet nicht heimlich durch einen Türspalt zu spannen.

Ich kann, bis in die Küche hören, wie er nach dem Duschen telefoniert und sich die Woche frei nimmt. Damit weiß es dann auch die gesamte Firma, da er ja auch bei mir im Hause arbeitet.

Es ist bereits später Nachmittag und ich frage ihn, ob wir nicht irgendwo was essen gehen wollen, um aus dieser Umgebung raus zu kommen. Ich kann mich erinnern, dass mir das damals gut getan hat, als ich zuletzt jemanden verloren habe. Frank stimmt zu.

Wir fahren nicht, sondern gehen zu Fuß die Straße runter und dann durch den kleinen Park. Zuerst hatte ich überlegt in das kleine Bistro von Mailin zu gehen, aber dann dachte ich, dass das wohl doch etwas seltsam wäre. Vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt.

Am Ende des Parks angekommen suchen wir nicht lange sondern setzen uns in das erstbeste Lokal, was dort ist. Eine Mischung aus Asiatisch und Deutsch, wie es ausschaut. Spannend. Da es hier eh einen Imbisscharakter hat, bestellen wir uns Beide eine Currywurst.

Während wir warten ist Frank sehr still, wie ich ihn gar nicht kenne. Kein Wunder eigentlich, denn schließlich ist ja gerade sein bester Freund gestorben. Ich selbst bin aber auch sehr ruhig und still. Mir gehen so viele Dinge durch den Kopf, was die letzte Woche betrifft und wie es jetzt weiter geht.

Ich weiß alles über mein Leben als Melinda und auch über Michael, was sich sehr seltsam anfühlt.

Im Herbst startet mein Studium in Kunstgeschichte, nachdem ich gerade ein soziales Jahr hinter mir habe.

Das weiß ich irgendwie alles.

Auch sexuell kann ich mich an alles erinnern.

Ich weiß genau, wie es als Micha war Sex zu haben und auch daran, wie es sich als Melinda anfühlte. Aber diese Melinda hatte noch nie Sex. Rum geknutscht hab ich und auch an zwei Situationen kann ich mich erinnern, wo ich nem Typen einen runtergeholt habe. Mehr aber nicht. Sollte es mit Frank was werden, dann würde er mich also quasi entjungfern.

Diese Vorstellung ist noch verrückter.

Endlich kommt unser Essen und wir schweigen irgendwie weiter, was ich aber jetzt nicht mehr aushalte.

„Alles Okay?" frage ich erst mal vorsichtig.

„Ja, alles gut... obwohl... eigentlich nicht."

„Ich weiß. Und ich würde dich bitten, mich vielleicht etwas die nächsten Tage zu unterstützen. Wenn das für dich okay ist..."

„Das mach ich gerne. Immerhin schulde ich ihm ja noch nen Fuffi..." meint er und lacht sogar kurz.

„Den kannste bei mir abarbeiten. Schließlich erbe ich ja alles." erwidere ich.

Jetzt grinsen wir beide kurz und endlich löst sich die gedrückte Stimmung etwas. Am liebsten würde ich mich zum ihm setzen und mich anlehnen, was ich aber irgendwie als gerade unpassend empfinde.

„Würdest du heute Nacht bei mir bleiben?" frage ich ihn und schiebe schnell ein „... auf dem Sofa." hinterher.

Frank nickt, da er sich gerade eine Portion Pommes in den Mund gesteckt hatte. Auch, wenn die Situation nicht ideal ist, hoffe ich auf mehr mit Frank. Wenn auch nicht unbedingt sofort.

Die nächsten Tage erledige ich einige Behörden und Bankengänge. Dann organisiere ich noch alles für meine Trauerfeier und lade alle Leute ein, wo es mir als richtig erscheint, dass diese kommen und sich quasi verabschieden.

Und bei Allem habe ich Franks Unterstützung.

Mittlerweile ist es Freitag, der Tag vor der Trauerfeier. Eine Beisetzung steht noch nicht fest, da der Bestatter noch keinen Termin für die Verbrennung hat, was mir aber egal ist. Von mir aus kann mein alter Körper gerne irgendwo landen. Ich bin mehr als zufrieden mit meinem neuen Leben.

An diesem Abend bin ich das erste Mal in Franks Wohnung, die ich auch als Micha noch nie zu sehen bekommen hatte. Ich weiß gar nicht, wie oft ich ihn dort abholte oder hinbrachte. Und trotzdem war ich noch nie bei ihm oben.

Ich klingle und er holt mich an der Haustür ab, was er damit begründet, dass der Fahrstuhl etwas eigenwillig wäre. Der Eingang schaut etwas anders aus, wie ich es aus der letzten Woche kenne. Am Fahrstuhl bleibe ich kurz stehen, denn er schaut wirklich beeindruckend aus. Er ist, für ein solches, ehemaliges Industriegebäude nichts Besonderes, aber ich bin immer wieder von so was fasziniert.

Es rumpelt und wir setzen uns in Bewegung.

Oben angekommen schaue ich mich erst mal um.

Rechts ist eine offene Küche, was ich ja sehr mag. Gerade zu ist eine große Fensterfront mit Blick auf die umliegenden, kleineren Gebäude. Obwohl es keine echte Fensterfront ist, sondern eine Wand aus Glasbausteinen, welche aber trotzdem einen guten Ausblick bieten. Links ist dann eine Tür, die wohl zum Bad führt und davor eine Wendeltreppe. Dahinter ist ein Sofa mit Fernseher davor und einer weiteren Tür dahinter.

Alles nicht so, wie ich es als die andere Melinda in Erinnerung habe. Ähnlich, aber eben nicht gleich.

„Wohin gehts denn da?" frage ich und zeige auf die Treppe.

„Zur Dachterrasse. Möchtest du was trinken?"

„Ein Wasser. Darf ich mal oben schauen?" frage ich weiter und steige hinauf, nachdem er zustimmend nickte.

Ich trete oben hinaus und hier sieht es wirklich so aus, wie ich es in Erinnerung habe. Da ich mir so was erhofft habe, hab ich extra einen roten Bikini drunter gezogen und lege mich in genau diesem auf eine der Liegen. Frank kommt mit unseren Getränken hoch.

„Ich hoffe das ist okay, dass ich mich hier etwas in die Sonne lege?"

„Ja... ähm... alles gut." antwortet er und dabei fällt mir ein, dass er mich ja noch nie in Badeklamotten gesehen hat.

Er ist sichtlich etwas unsicher. So kenne ich ihn gar nicht und irgendwie finde ich das ziemlich süß. Als ich das letzte Mal mit mir und Frank am Strand war, da war ich ja erst 13 und die Beiden, also eigentlich Frank und ich hatten anderes im Blick.

Es ist total verwirrend wenn ich darüber nachdenke, dass ich ja in meiner Erinnerung alles irgendwie doppelt hatte. Selbst in meinen Gedanken spreche ich von mir, Micha jetzt schon in der 3ten Person. Bedeutet vielleicht, dass ich schon gänzlich als Melinda angekommen bin.

„Kommst du auch her?" frage ich und versuche irgendwie ganz unschuldig zu schauen.

Frank setzt sich endlich in Bewegung und stellt die Getränke zwischen uns auf das kleine Tischchen. Dann legt er sich auf die andere Liege und zieht sogar sein Shirt aus, das er nur noch in seiner kurzen Jeans da liegt. Irgendwie finde ich das ziemlich sexy mit dem Büschel auf seiner Brust.

Ich überlege, wie ich ihn schon etwas aus der Reserve locken könnte und entscheide mich für einen Klassiker im 1 mal 1 des Flirtens. Simpel, aber hat bei mir des öfteren zum Erfolg geführt.

„Kannst du mir den Rücken mit Sonnenschutz eincremen?" frage ich und sehe, genüsslich, wie Frank wohl etwas mit seiner Antwort ringt.

„Okay...." sagt er schließlich und kniet sich neben meine Liege, wo ich mich auf den Bauch drehe.

Langsam und ziemlich vorsichtig beginnt er die kühle Sonnenmilch auf meinem Rücken zu verreiben.

„Warte, ich mach das Oberteil auf, damit du nicht drum rumcremen musst."

Völlig überrascht stelle ich fest, wie nervös ihn das macht. Ich kenne ihn nur als sehr selbstbewusst und immer mit sicherem Auftreten. Aber jetzt ist er sichtlich nervöser. Warum das so ist, frage ich mich dann doch schon.

„Alles klar?" frage ich

„Warum fragst du?"

„Du bist irgendwie anders. So kenn ich dich gar nicht."

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