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„Es war köstlich. Danke!", meint sie.

„Möchtest du jetzt schon die Nachspeise oder setzen wir uns erst mal auf die Terrasse?", frage ich.

„Du hast Nachspeise gemacht?"

„Schokolademus, ganz etwas Feines."

„Das klingt echt köstlich. Allerdings bin ich für den Moment zu satt, noch etwas zu essen", gesteht Lea.

„Dann setzen wir uns auf die Terrasse und verdauen ein wenig", schlage ich vor. „Wie wäre es mit einem Armagnac?"

„Du hast so etwas hier?", staunt sie. Dann lächelt sie. „Säufer?"

„Nein, ich trinke selten, dann aber nur gute Sachen", beschwichtige ich.

„Danke, dann gerne", antwortet sie.

Ich öffne die Schiebetür der Glasfront und biete Lea Platz auf der Couch im Freien an. Ich hole noch eine Decke, in die sie sich sofort kuschelt. Es ist eine laue Sommernacht, doch hier in den Bergen kann man trotzdem eine Decke überwerfen. Ein sanfter, kühler Wind weht vom Berg herunter.

Ich hole zwei Gläser mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit und reiche ihr eines davon. Dann setze ich mich neben sie und proste ihr zu.

„Interessiert dich nicht, wie ich zu meinem Job gekommen bin?", will sie wissen.

„Mich interessiert alles an dir. Was du mir erzählen willst, das wirst du mir erzählen. Ich dränge dich zu nichts", antworte ich.

Lea schaut mich nachdenklich an. Ich kann ihre Unsicherheit förmlich spüren.

„Ich habe das noch keinem anderen Menschen erzählt", meint sie.

„Ich dränge dich ganz bestimmt nicht dazu. Aber wenn du es erzählen möchtest, bin ich ein aufmerksamer Zuhörer. Du kannst dir auch sicher sein, ich werde es für mich behalten. Das kann ich dir versichern."

Sie blickt in die Ferne, so als wolle sie dort einen bestimmten Punkt fixieren. Sie nimmt die Decke und wickelt sie noch etwas enger um ihren Körper, fast so, als würde sie frösteln.

„Ich war gerade neunzehn geworden und hatte mein Abi gemacht, da ist meine Mutter gestorben. Nach kurzer schwerer Krankheit, sagt man. Für mich war es schwer, meine Mutter leiden zu sehen. Sie war der einzige Mensch, den ich hatte.

Mein Vater hat sie verlassen, da war ich noch nicht einmal geboren. Ich habe ihn nie kennengelernt und verspüre auch kein Bedürfnis dazu. Doch nach dem Tod meiner Mutter hatte ich von einem Moment auf den anderen niemanden mehr", beginnt sie. „Ich war ganz allein auf dieser Welt."

Lea hält kurz inne. Ich kann den Schmerz über den Verlust ihrer Mutter förmlich spüren. Er ist immer noch da. Sie hat diesen Schlag noch immer nicht verwunden.

„Wegen ihrer Krankheit haben sich Schulden angesammelt. Sie konnte die letzte Zeit nicht mehr arbeiten. Nach ihrem Tod musste ich schauen, wie ich diese Schulden zurückzahlen konnte. Ich hätte auch so tun können, als würde mich das nichts angehen, aber so bin ich nicht. Ich habe mir deshalb eine Arbeit gesucht und auch wirklich gespart. Doch das hat alles nicht gereicht."

Erneut macht sie eine Pause. Ich kann körperlich spüren, wie schwer es ihr fällt, darüber zu reden. Ich will schon etwas sagen, da erzählt sie weiter.

„Eine Freundin hat mir den Tipp gegeben, bei einer Produktionsfirma nachzufragen, die Erwachsenenfilme produziert. So hat sie es genannt. Ich müsse keine harten Pornos drehen, hat sie mir versichert. Ich bräuchte doch nur bei erotischen Filmen mitzumachen, wo nicht wirklich gefickt wird. Sie habe gehört, dass man auch dabei wirklich gutes Geld verdienen könnte.

Ich habe mir das lange überleget. Allein schon der Gedanke, nackt vor der Kamera zu stehen, hat mich anfangs abgeschreckt. Doch je enger es mit der Rückzahlung der Schulden wurde, umso öfter habe ich mit dem Gedanken gespielt, doch einmal nachzufragen und habe es schließlich auch getan", macht sie weiter.

Erneut legt sie eine Pause ein. Ihr Blick ist immer noch in die Ferne gerichtet. Mir ist nicht klar, ob sie mir die Geschichte erzählt oder ob sie das alles für sich revuepassieren lässt.

„Der erste Film war tatsächlich nur ein Softporno. Ich musste mich zwar nackt vor der Kamera räkeln aber Sex war keiner dabei. Mein Produzent und der Regisseur waren begeistert. Zumindest haben sie so getan und mich glauben lassen, ich sei ein Naturtalent. Sie haben mir auch gleich einen Exklusivvertrag für zwanzig Produktionen vorgelegt. Es war, wie mir erst später klar wurde, ein Knebelvertrag.

Auf den ersten Blick sollte ich zwanzig Softpornos drehen. Ich durfte in dieser Zeit nicht zur Konkurrenz wechseln und ich war gezwungen, die zwanzig Filme innerhalb von drei Jahren zu drehen. Im Vertrag versteckt war jedoch ein Freibrief für Produktion und Regie die Drehbücher auch während des Drehs zu ändern. Wenn ich mich weigern würde, müsste ich sämtliche Produktionskosten zahlen, hieß es darin. Eine Summe, die ich nie hätte stemmen können.

Natürlich habe ich bei der Unterzeichnung des Vertrages nicht Böses geahnt. Ich bin schließlich keine Juristin und habe das Spiel nicht durchschaut. Doch schon bei der ersten Produktion kam das bittere Erwachen."

Lea fällt es sichtlich schwerer darüber zu sprechen. Erstmals dreht sie den Kopf und schaut mich an. Diese Augen werde ich nie mehr in meinem Leben vergessen. Ihre Augen sind komplett leer. Sie tut mir in dem Moment so unendlich leid. Ganz spontan rücke ich zu ihr hin und nehme sie in den Arm. Dankbar darüber legt sie den Kopf auf meine Schulter.

Erst nach einer Weile spüre ich, wie es in meiner Halsbeuge feucht wird. Lea weint! Das trifft mich tief in meinem Herzen.

„Ich bin da", versichere ich ihr.

„Ich weiß", bringt sie unter Tränen hervor. „Ich weiß!"

Sie schmiegt sich noch enger an mich. Leise rinnen die Tränen. Auf einer Seite benetzen sie meine Haut, auf der anderen kullern sie über die Wange und tropfe dann auf meine Brust.

„Das war echt schlimm", meint sie. „Ich hatte keine andere Wahl. Sie haben es so schlau eingefädelt, dass meine Szenen die letzten waren, die sie abgedreht haben. Ich hätte nie alles zahlen können."

Erneut bricht ihre Stimme. Sie tut mir unglaublich leid. Man hat ihre Naivität und ihre Ahnungslosigkeit schamlos ausgenutzt. Ich sage ihr nicht, dass der Vertrag auf wackeligen Füßen stand und sie sich auf unmoralischen Inhalt hätte berufen können, doch das hilft jetzt auch nichts mehr. Ich drücke sie mitfühlend an meine Brust und versuche ihr das Gefühl zu geben, für sie da zu sein.

„Möchtest du jetzt das Schokolademus?", frage ich. Ich will ihr bewusst die Möglichkeit geben, aus dem Erzählen auszusteigen. Ich weiß nicht, ob sie es weiter verkraftet.

„Nein, ich möchte weiter erzählen. Endlich hört mir jemand zu. Das hat mir so gefehlt und ich bin dir unendlich dankbar dafür", antwortet sie. „Jetzt will ich es auch zu Ende bringen."

„Ich bin da", biete ich an. Sie hebt den Kopf und schenkt mir einen dankbaren Blick.

„Sie haben sich wohl gedacht, wir führen sie so richtig in den Job ein. Zureiten nennt man es in Fachkreisen, wie ich später erfahren habe. Ich musste mich von fünf Männern drei Stunden lang in allen Positionen ficken lassen. Es war grauenhaft. Sie haben Sachen mit mir gemacht, die ich nie freiwillig getan hätte. Teilweise hatte ich drei Schwänze gleichzeitig in mir.

Schlimm war auch, wie sie über mich geredet haben, wie sie mich angefeuert haben. Es war unglaublich erniedrigend für mich. Fünf Männer, die dich rücksichtslos, teilweise sogar bewusst brutal vögeln und dabei über dich sprechen, als wärst du eine dreckige Nutte, die noch lernen muss, wie man es sich richtig besorgen lässt, das ist unglaublich heftig.

Was mich besonders schockiert hat war, wie sie mich behandelt haben. Die Männer haben mir ganz offen gezeigt, dass ich nur zum Vögeln da bin und man von mir nichts anderes erwarten kann, als dass ich die Beine breit mache. Es war schrecklich!

Nach diesem Dreh habe ich drei Tage lang geweint. Ich bin nicht aus dem Haus gegangen, ich war wie tot. Ich wollte mich nur noch verkriechen. Nur langsam habe ich mich ins Leben zurückgekämpft. Es war jedoch echt hart für mich."

Ich halte sie immer noch im Arm. Mir versetzt das, was sie mir erzählt, immer wieder einen heftigen Stich ins Herz. Ich frage mich, wie man mit einem so reizenden Geschöpf, wie Lea es ist, so umgehen kann. Menschlichkeit ist in diesem Gewerbe wohl fehl am Platz.

„Es ist auch später nicht leichter geworden. Es war jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung für mich. Natürlich war kein Softporno mehr dabei. Jeder Dreh war auf seine Weise hart. Aber immer war es echt Hardcore", erzählt sie.

„Da hast du wohl auch den Glauben an die Männer verloren?", frage ich.

„Der war weg, das stimmt. Für die männlichen Akteure sind wir Frauen nur Fickfleisch, sie sind die großen Künstler. Auch die Produktion und die Regie bedienen sich bei den Mädchen. Wenn die Typen abends ihren Spaß haben wollen, dann müssen die Mädchen herhalten. Wer nicht spurt, bekommt beim nächsten Dreh den härtesten Streifen. Wenn du einmal abgelehnt hast, mit einem Produzenten oder einem Freund von dem ins Bett zu steigen, dann lernst du es schnell. Da kommt sicher ein Schmuddelstreifen auf dich zu, in dem du nicht nur hart rangenommen wirst. Das sind dann meistens SM-Filme, wo du richtig brutal geschlagen wirst. Einer davon reicht dir garantiert und du lehnst nie wieder ab, mit einem Typen zu pennen, der Einfluss hat.

Dazu kommt, dass alle Männer, die wissen, was du beruflich machst, nur noch davon träumen, dass du für sie die Beine breit machst. Sie glauben auch, dass das ganz normal sei und du nur darauf wartest. Jeder glaubt, er habe dich eh schon so gut wie gevögelt, weil er mal einen Film mit dir gesehen hat. Dann ist es doch logisch, dass man es auch tatsächlich zusammen treiben kann, man kennt sich doch schließlich. Es ist unglaublich!"

„Komm, reden wir von etwas anderem. Für heute ist genug!", bestimme ich. „Du bist in Urlaub und solltest nicht an solche Sachen denken."

Lea schaut mich fast dankbar an. Langsam wird es auch ihr zu viel. Ihre Augen beobachten mich mit Interesse.

„Ich habe das Gefühl, als würdest du mich sehr gut kennen. Es hat gut getan, mit jemandem über das alles zu sprechen. Ich habe sonst ja niemanden. Seit dem Tod meiner Mutter bin ich ganz allein", gesteht sie. „Aber du hast absolut Recht, es reicht. Mehr ertrage ich im Augenblick nicht."

„Jetzt Schokolademus?", frage ich.

„Ja gerne", antwortet sie. „Wenn du keine Ruhe gibst."

Sie lächelt mich zufrieden an. Ich habe das Gefühl, sie fühlt sich trotz der heftigen Gespräche wohl bei mir. Sie vertraut mir.

Ich husche in die Küche und bereite zwei Teller vor. Ich versuche das Mus in der Eile so gut wie möglich zu dekorieren und bringe es auf die Terrasse. Als ich nach draußen komme, schläft Lea tief und fest.

Ich überlege kurz, nehme sie in den Arm und trage sie ins Gästezimmer. Ich ziehe sie bis auf das Höschen aus und decke sie zu. Dann räume ich auf und gehe zu Bett.

Als ich von der Morgensonne erwache, die mich in der Nase kitzelt, spüre ich etwas Weiches, das sich sehr eng gegen meinen Hintern und meinen Rücken schmiegt. Ich werfe einen Blick über die Schulter und sehe Lea, die sich eng an mich kuschelt. Sie schläft. Doch warum in aller Welt liegt sie bei mir im Bett? Ich denke scharf nach. Es besteht kein Zweifel, ich habe sie gestern Abend ins Gästezimmer gebracht.

Ich bleibe eine Zeitlang ganz ruhig liegen, ich will sie nicht wecken. Lea schläft, tief und fest. Sie macht keine Anzeichen, aufzuwachen. Deshalb versuche ich, mich vorsichtig aus ihrer Umklammerung zu befreien. Ich würde gerne das Frühstück vorbereiten und sie verwöhnen. Es gelingt mir allerdings nicht und Lea schlägt die Augen auf.

„Wo bin ich?", erkundigt sie sich. Sie ist noch ganz verschlafen.

„Du bist bei mir", antworte ich.

„Haben wir?", will sie wissen. Ihr Blick wird plötzlich ernst.

„Nicht dass ich wüsste. Ich habe dich ins Gästezimmer gelegt. Wie du in mein Bett kommst, weiß ich nicht", antworte ich.

Sie schaut sich im Zimmer um, das vom Tageslicht erhellt wird. Sie schaut an sich hinunter und stellt mit sichtbarer Verwunderung fest, dass sie nur den Slip trägt.

„Hast du mich ausgezogen?"

„Es blieb mir nichts anderes übrig", erkläre ich. „Du hast geschlafen, wie ein Murmeltier."

„Nur ausgezogen?"

„Nein, zugedeckt habe ich dich auch noch", antworte ich belustigt.

„Einfach zugedeckt?", meint sie staunend.

„Was denn sonst?"

„Du hast eine nackte Frau vor dir liegen und deckst sie einfach zu?", bohrt sie nach.

„Mit dir war nichts mehr anzufangen", stelle ich klar. „Außerdem habe ich dir versichert, dass ich nichts tue, was du nicht möchtest. Fragen konnte ich dich gestern beim besten Willen nicht mehr."

Sie reibt sich die Augen und streckt sich genüsslich. Sie schaut mir in die Augen und lächelt.

„Ich habe herrlich geschlafen", meint sie. „Langsam kann ich mich auch wieder erinnern. Ich bin mitten in der Nacht aufgewacht und war allein, ganz allein. Ich habe dich vermisst und mich auf die Suche gemacht. Ich war dann richtig froh, als ich dich gefunden habe und bin sofort zu dir ins Bett gekrochen."

Dabei krabbelt sie etwas umständlich auf mich drauf und legt sich über mich. Sie schaut mir verträumt in die Augen und küsst mich ganz sanft auf die Lippen. Ich spüre, wie ihre herrlichen Brüste auf mir plattdrückt werden und mir wird schlagartig klar, dass mein Freund zu reagieren beginnt.

Lea verharrt noch kurz auf mir drauf, springt dann auf und marschiert in die Küche. An der Tür dreht sie sich noch einmal um und lächelt mich verschmitzt an.

„Süß, deine Reaktion", lächelt sie. „Habe schon lange keinen Mann mehr gesehen, der deswegen einen roten Kopf kriegt."

Sie muss also meine Reaktion mitgekriegt haben. Sowohl die eine, als auch die andere. Ich bin sonst wirklich nicht schüchtern und kann mir meine Reaktion selbst nicht genau erklären. Entweder ich habe verlernt mit Frauen umzugehen oder es liegt an Lea. Sie ist aber auch unglaublich süß.

„Wo finde ich den Kaffee", ruft sie. Sie scheint sich in der Küche zu schaffen zu machen.

„Warte, ich komme", brülle ich zurück.

Ich springe sofort aus dem Bett, ziehe schnell eine Jeans und ein Shirt an und mache mich barfuß auf in die Küche. Lea steht an die Möbel gelehnt da und beobachtet, wie ich aus dem Zimmer gestürmt komme.

„Du hättest dich nicht anziehen müssen. Habe schon alles von dir gesehen", neckt sie mich. „Gefällt mir, was du zu bieten hast."

Ich überspiele ihre Neckereien, reiche ihr das Kaffeepulver und bereite den Rest des Frühstücks zu. Ich pfeife fröhlich vor mich hin. Durch die Glasfront lacht die Sonne, es ist strahlend blauer Himmel, es verspricht ein wunderschöner Tag zu werden. Vor allem, weil Lea bei mir ist.

„Wollen wir heute etwas gemeinsam unternehmen?" frage ich.

„Gerne", antworte Lea. „Was machen wir?"

„Bist du gut zu Fuß?", frage ich.

„Es geht", meint sie.

„Dann fahren wir zum Pragser Wildsee. Das wird es dir gefallen", bestimme ich.

„Ok!", sagt sie nur.

Während des Frühstücks schweigen wir. Ich muss an heute Morgen denken und auch Lea scheint ihren Gedanken nachzuhängen. Ich esse mit echtem Genuss, in Gesellschaft schmeckt es tatsächlich ganz anders. Als ich satt und zufrieden bin, lege ich mein Besteck auf den Teller und schaue sie an.

„Warum ziehst du nicht ganz zu mir? Du hättest dein eigenes Zimmer und brauchst nichts zu bezahlen", biete ich an.

„Das wäre super", antwortet sie. „Danke!"

Wir fahren zu ihrer Pension und packen ihre wenigen Habseligkeiten zusammen. Lea zahlt für die paar Tage, die sie dort gewohnt hat. Mit ihrer Sporttasche im Kofferraum starte ich in Richtung Pustertal. Lea ist vom Panorama begeistert.

Bei unserer Ankunft staunt sie über den wildromantischen See, an dessen Ufer direkt die Berge in die Höhe wachsen. Es ist ein wunderschöner Bergsee, der vor allem mit seiner smaragdgrünen Farbe besticht. Die leichte Wanderung am Seeufer entlang ist genau das Richtige für sie. Lea kommt etwas ins Schwitzen, aber sie strengt sich auch nicht sonderlich an.

Am Anfang der Wanderung suche und finde ich ihre Hand. Es ist eine instinktive Handlung. Lea wirft mir einen überraschten Blick zu, zieht ihre Hand aber nicht zurück. Wir starten Hand in Hand los. Im Laufe der Wanderung müssen wir uns öfter loslassen, wenn uns Leute entgegenkommen oder, wenn es eng wird. Doch kaum, dass es wieder geht, finden sich unsere Hände wie von selbst wieder. Zuerst geht die Suche nach ihrer Hand eher von mir aus, später sucht immer öfter auch sie nach meiner Hand.

Leas Nähe tut mir gut. Es ist inzwischen eine Ewigkeit her, dass ich mich in der Nähe eines anderen Menschen so wohl gefühlt habe. Wir lachen und blödeln zusammen, wir necken und suchen uns. Es ist ein wunderschöner Nachmittag. Ein Außenstehender, der uns während der Wanderung beobachtet, könnte meinen, wir wären ein Paar.

Auf der Rückfahrt machen wir bei einem Restaurant in der Nähe unserer Unterkunft halt. Ich will heute nicht mehr kochen, ich will Leas Gesellschaft voll auskosten.

„Bist du mutig und abenteuerlustig?", frage ich beim Aperitif.

„Wie meinst du das?", erkundigt sie sich.

„Was hältst du von einem Flug mit dem Paragleiter?"

„So etwas ähnliches, wie einem Fallschirm?", erkundigt sie sich.

„So ähnlich", bestätige ich.

„So etwas habe ich noch nie gemacht", stellt sie fest.

„Dann wird es aber Zeit dafür", bestimme ich.

„Meinst du?", zweifelt sie einen Moment. „Ach, mit dir mache ich alles."

Ich gehe kurz vor das Restaurant, um für morgen zu buchen und bekomme es auch tatsächlich hin. Ich bin froh, dass es klappt und ich ihr so etwas bieten kann, das nicht alltäglich ist und das vor allem auch zu ihrer Jugend passt.

„Das wäre eingetütet", informiere ich sie bei meiner Rückkehr an den Tisch.

„Du machst, was dir Spaß macht?", erkundigt sie sich. „Das muss schön sein."

„Ich habe in den letzten Jahren eigentlich nur gearbeitet. Spaß hatte ich kaum. Ich habe mir eingeredet, das muss eben so sein, wenn man sich eine Existenz aufbauen will. Allmählich frage ich mich, ob das wirklich alles sein kann, was das Leben zu bieten hat. Je länger ich in Urlaub bin, umso stärker drängt sich mir die Frage auf, ob ich mein Leben besser ändern sollte?"

„Diese Frage stelle ich mir auch manchmal", gesteht Lea.

„Wovon hast du immer geträumt? Wolltest du Prinzessin werden?", frage ich.

„Prinzessin, guter Witz", lacht Lea. „Davon bin ich wohl weit entfernt."

„Du hast doch sicher Träume und Wünsche", erkundige ich mich.

„Natürlich habe ich das", antwortet sie. „Das hat doch jeder Mensch."

„Und? Was ist es bei dir?", bohre ich nach.

„Was ist das?", wiederholt sie meine Frage. Als ob sie ihre Träume schon lange verdrängt hat und erst nachdenken muss, was das war. „Ich bin im Grunde nicht sehr anspruchsvoll. Ein normales Leben mit dem richtigen Mann an meiner Seite, würde mir schon reichen. Ein Zuhause haben, eine Familie, geliebt werden, das sind meine Träume."

„Das lässt sich doch einrichten!", versuche ich sie zu bestärken.

„Du hast gut reden", antwortet sie resignierend.

„Du musst es nur wollen", fordere ich sie auf.

„Wollen, wollen, das ist leicht gesagt, wenn man nicht in dieser Situation steckt. Mein Zug ist lange schon abgefahren", fährt sie mich ein wenig an.

Ich bin überrascht, mit welchem Frust sie das sagt. Ich traue mich nicht gleich zu antworten. Will erst abklären, wie sie das gemeint hat. Wir schweigen dann auch einen Augenblick lang.

„Warum ist der Zug bei dir abgefahren?", frage ich dann doch nach. Einen Moment habe ich mit dem Gedanken gespielt, das Thema zu wechseln. Doch irgendwie lässt es mir keine Ruhe.

„Wer will schon eine, der die Hälfte der männlichen Bevölkerung beim Vögeln zugeschaut hat und davon geträumt hat, an der Stelle des Partners zu sein, der sie gerade ordentlich rannimmt.

Nach meiner zweiten Produktion hat mein Chef im richtigen Beruf davon Wind bekommen und mich fristlos auf die Straße gesetzt. Ein Kunde hat zufällig den Film gekauft und es natürlich brühwarm seinem Kumpel gesteckt. So unglaublich dumme Sprüche musste ich mir von den beiden anhören, das hätte ich nie gedacht.