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Strafdienst

Geschichte Info
Träumer Jonas richtet ein Chaos an und kommt so Lea näher.
13.7k Wörter
4.79
10.5k
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(HINWEIS: Alle beteiligten Personen sind mindestens 18 Jahre alt!)

1. Kapitel

Die Schulglocke schrillte. Jonas fuhr aus seiner Versenkung hoch und blinzelte. Die Uhr an der Wand vorne zeigte 13:00 Uhr -- an einem Freitag das Ende der Schulwoche. Mit einem befreiten Grinsen klappte er das Heft zu, in das er gerade noch ein Elfenohr in höchster Vergrößerung gezeichnet hatte. Jetzt schnell nach Hause, einen Happen essen und...

"Moment noch!", erhob Schrödinger vorne seine Deutschlehrerstimme. "Nicht vergessen: Heute hat eure Klasse Pflegedienst im Schulgarten."

Eine Welle aus Stöhnen und Augenrollen rollte durch die 12b. Die meisten standen schon und stopften ihre Bücher so hastig in die Rucksäcke, als müssten sie gleich vor einer Horde Orks flüchten. An einem so herrlichen Julitag wie heute hatten alle etwas Besseres vor, als Unkraut zu jäten und Gewächshausscheiben zu reinigen.

Jonas seufzte und ließ den Kopf hängen. Richtig -- der Pflegedienst. Er mochte den Schulgarten ja und verbrachte öfter die Pause dort, viele andere auch. Aber musste der Pflegedienst ausgerechnet immer auf Freitag liegen? Warum nicht gleich Montagmorgens, anstatt der Doppelstunde Mathe?

Schrödinger nickte, Befriedigung im Blick, und setzte sich an die Spitze des Trecks, der sich unter Schwatzen und Lachen über die Treppe nach unten ins Foyer ergoss. Jonas trottete hinterher. Nur Idioten beeilten sich zum Dienstantritt.

Er spähte nach vorne, an seinen Freunden vorbei. War ja klar -- Klassensprecherin Lea hielt sich dicht hinter dem Lehrer. Nicht nur Idioten beeilten sich, auch Idiotinnen. Das Mädchen redete so vertraut mit Schrödinger, als sei er ihr bester Freund.

"Mann, habe ich vielleicht keinen Bock." Theo hatte sich zurückfallen lassen und stieß Jonas gegen die Schulter. "Was hältst du von einem kleinen Fluchtversuch aus Alcatraz?"

"Gute Idee." Jonas grinste seinen besten Freund an, aber nur kurz. "Bringt aber nichts. Schon vergessen, als Ali das im Mai versuchte?"

"Komm schon, Alter! Es ist Wochenende -- dafür muss man kämpfen!" Theo tänzelte herum und führte ein paar Lufthiebe aus. Jonas erkannte die Kombination. Stammte aus "Madfight III", das hatte er auch mal gespielt.

"Jaja. Kämpf du mal für mich mit."

"Feigling. Angst vor Schrödinger?"

"Nee. Höchstens, falls er eine tote Katze mitbringt."

Theo stieß ein Schnauben aus. Eigentlich waren sämtliche Schrödingers-Katze-Witze schon seit der 7. Klasse durch. Dennoch nickte er Jonas für den Versuch zu. Verzweifelte Zeiten verlangten verzweifelte Maßnahmen. Uralte Witze, beispielsweise.

"Was machst du heute noch?", fragte Jonas. "Bock auf eine Runde "Need for Superspeed"? Oder spielst du lieber wieder diesen Online-Porno?"

"Das ist kein Porno", verwahrte sich Theo mit dem Blick eines Rockmusikers, der um "Atemlos durch die Nacht" als Zugabe gebeten worden war. "Eine ganz normale LifeSim. Du wirst auch noch auf den Geschmack kommen, Alter."

Jonas grinste und winkte ab. Natürlich hatte er "Shiny People" längst ausprobiert. Schließlich war er seit kurzem 18 und konnte auch diesen Adult-Kram jetzt legal kaufen. Ganz nett, diese leicht bekleideten Avatare eines koreanischen Spieleanbieters. Aber er stand auf anderweitig wohlgeformte Gestalten.

"Ah, ich vergaß." Theo rollte die Augen. "Wieder Elfenwald und so, hm?"

"Sowas spiele ich kaum noch", wehrte Jonas ab, ein leises Unbehagen im Magen. Selbst sein bester Freund fand seine Vorliebe für Fantasy also schräg. Oder zumindest kindisch. Am besten redete er überhaupt nicht mehr darüber.

Martina vor ihm stoppte plötzlich. Jonas konnte gerade noch einen Aufprall verhindern und sah hoch. Sie standen an der Sandsteinmauer, der Grenze zum Schulgarten. Hinter ihnen strömten die anderen Klassen heraus, Lachen und Scherze erfüllten die warme Luft. Ein paar spöttische Grüße flogen herüber, auch wohlfeile Vorschläge über das Vergraben von Leichen im Garten und ähnliches.

"He -- Probleme?" Martina wich zurück, die Augenbrauen hochgezogen.

"Alles gut." Er lächelte harmlos und wandte sich um, betrachtete den Garten. Drei Gewächshäuser aus Glas bildeten das Zentrum, seitlich lagen die Gemüsebeete und die Naturoasen mit ihren Sträuchern und Insektenhotels. Dahinter starrte die Blockhütte aus ihren zwei Fensteraugen zurück. Darin wurden die Geräte aufbewahrt, mit denen sie sich gleich bewaffnen würden. Sattrote Tomaten glänzten in der Sonne -- die würde gleich jemand von den Stöcken pflücken.

Er atmete durch, unfreiwillig besserer Laune. Die Luft roch nach Sommer und nach Bäumen, wunderbar. Die Brise kam vermutlich vom Tegelwald, der gleich hinter der Wiese neben dem Schulgarten begann. Hm -- vielleicht erst dort noch eine Stunde verbummeln, bevor es nach Hause ging? Der Wald hatte manchmal etwas Magisches, wenn die Sonnenstrahlen durch das Laub flirrten und Mückenschwärme sich wie ätherische Tornados über den Findlingen drehten.

"Die Hälfte von uns geht rüber, zu den Tomaten. Die andere Hälfte zur Hütte", rief Lea da.

Jonas tauschte einen Blick mit Theo, beide rollten die Augen. Lea stand breitbeinig neben Schrödinger, gestikulierte mit Sandra und Amir herum und kam sich vermutlich vor wie Napoleon.

Die schmale Klassensprecherin trug ein rotes Funktionsshirt, versehen mit einer schwarzen "1", dazu schwarze Sportleggins bis zu den Knien, schwarze Laufschuhe und ein Baseball-Käppi. Schwarz, natürlich. Tatendrang und Energie sprühten ihr aus jeder Pore. Jonas schnaubte. Wenn Lea nicht lernte oder arbeitete oder alten Leuten über die Straße half, dann trainierte sie wie eine Irre. Sie hielt den Schulrekord über 400 Meter, soweit Jonas wusste. Und fuhr ausschließlich mit dem Rad, obwohl ihre Eltern ihr jederzeit ein Auto hinstellen würden. Aus Gewissensgründen, ha!

Als er seine Aufmerksamkeit von Lea abwandte, hatten sich schon mindestens zwei Drittel der Klasse auf die Tomaten gestürzt. ´Mist´, dachte er. ´Manchmal hilft beeilen vielleicht doch. Jetzt bin ich schon wieder bei der Gruppe fürs Jäten´.

Gottergeben schlurfte er mit den anderen Säumigen zur Hütte, wo Schrödinger mit einem sonnigen Nicken die Gartengeräte ausgab. Martina vor ihm gähnte und reckte sich. Wahrscheinlich noch müde vom Club gestern.

Heimlich musterte er die Gestalt des Mädchens, die stämmigen Schenkel, die breiten Schultern. Nein, nicht sein Ding. Er stand mehr auf die Schlanken. Je schmaler, umso besser. Er grinste unwillkürlich, als er sich Martina als Elfe vorstellte. Füllige Elfen, haha! So etwas kam höchstens in Persiflagen vor. Nein -- richtige Elfen hatten mittelgroß und superdünn zu sein, wie jeder wusste. Die spitzen Ohren, das war nur der Zuckerguss. Es ging um diese ätherische, der Welt enthobenen Schönheit. Um diese jenseitige Aura, geboren aus Hochmut und Anmut und Gleichmut. Um Magie, schlicht und einfach.

Sein Blick wanderte über die Mädchen der Klasse. Ja, Jutta war klein und schmächtig, doch mit ihren raspelkurzen Punkhaaren und dem verbissenen Gesichtsausdruck taugte sie höchstens für einen Auftritt mit einer Band, nicht aber als Heldin seiner Geschichten und Träume. Auch Fiorina nicht, obwohl die hoch aufgeschossen und dünn daherkam. Aber auch so schlaff und gleichgültig! Die Gute kiffte ständig, wie alle wussten.

Mit einem Seufzen schüttelte er den Kopf. Eher würde ein magischer Kürbis aus dem Schulgarten in den Himmel wuchern, als dass er vernünftiges Elfenmaterial in seiner direkten Umgebung fand.

Eine halbe Stunde später stützte er sich auf seinen Rechen und wischte die Stirn. Er hasste Gartendienst. Vor allem am Freitagnachmittag, nach Abschluss der letzten Schulstunde. Eigentlich war er schon im Wochenende. Oder sollte es zumindest sein.

Wie ein emsiges Ameisenvolk wuselten die Schüler zwischen Beeten, Obstbäumen und Gewächshäusern umher. Die Sonne brannte vom wolkenlosen Himmel und ließ Schweißperlen auf den Gesichtern glitzern. Der Geruch von frisch aufgewühlter Erde, reifem Obst und Blumen lag in der Luft und vermischte sich mit den gedämpften Gesprächen und angestrengtem Schnaufen.

Alle wollten die Aufgabe so rasch wie möglich hinter sich bringen, schließlich wartete das Wochenende. Jonas auf jeden Fall -- schon den ganzen Tag freute er sich auf eine Runde "Elfenwald". Er markierte weitere Unkrautbekämpfung und sah sich unauffällig um.

Lea schien besonders eifrig bei der Sache, fiel ihm aus. Mit energischen Schritten lief die Klassensprecherin zwischen den Schülern hin und her, gab Anweisungen und packte selbst kräftig mit an. Sie strahlte geradezu vor Energie und Tatendrang. Kaum auszuhalten!

Ihre langen roten Haare hatte sie zu einem praktischen Pferdeschwanz gebunden, der bei jeder Bewegung auf und ab wippte. In ihren grünblauen Augen lag ein Leuchten und sie wirkte hochkonzentriert bei der Sache. Sie schleppte Gießkannen, wühlte in der Erde und schnitt Sträucher zurecht. Tatkräftig und unermüdlich, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt.

Schön blöd, dachte Jonas. Er sah nicht ein, warum er bei dieser Bullenhitze schuften sollte und suchte fieberhaft nach Gründen, sich zu drücken. Träge schlurfte er an den Beeten entlang, das Gartengerät hinter sich her schleifend, und hing seinen Gedanken nach. Seine Augen wanderten umher und blieb an einer Hummel auf einer Blüte hängen. Da kam ihm eine Idee - er könnte Fotos für die Schulwebsite machen! Die perfekte Ausrede.

Schnell stellte er den Rechen weg, zog er sein Handy aus der Tasche und begann, wahllos zu knipsen. Insekten, Blumen, Früchte, die konzentrierten Gesichter seiner Mitschüler - alles wurde auf Speicherkarte gebannt. Jonas spürte einen Anflug von Stolz. Er war eben ein Künstler, der die Schönheit im Alltäglichen entdeckte. Und nebenbei drückte er sich geschickt vor der störenden Plackerei. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht.

Sein Frohsinn währte nicht lange. Plötzlich stand Lea neben ihm, die Hände in die Hüften gestemmt und die Augenbrauen erhoben. Ihre Blicke trafen sich und Jonas konnte sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Sie wirkte alles andere als amüsiert über seinen Müßiggang.

"Kann es sein, dass du dich mal wieder vor der Arbeit drücken willst?", fragte sie spitz und deutete auf sein Handy. Ihre Stimme troff vor Sarkasmus. "Das nennst du also Fleiß?"

Jonas fühlte einen Stich der Verärgerung. Warum musste diese Streberin immer alles kommentieren? Konnte sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen?

Lässig zuckte er mit den Schultern und setzte eine unschuldige Miene auf. "Ich arbeite doch. Ich dokumentiere unseren Einsatz hier für die Schulwebsite", erklärte er betont geduldig, so als müsste er einem Kind eine Selbstverständlichkeit erklären. "Die braucht immer gutes Bildmaterial, weißt du?"

Leas Augen verengten sich. Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, besann sich dann eines Besseren. Mit einem abfälligen Schnauben wandte sie sich ab und schüttelte den Kopf. Ihre ganze Haltung strahlte Missbilligung aus. Ohne ein weiteres Wort stapfte sie davon, eine imaginäre Staubwolke der Verärgerung hinter sich herziehend.

Jonas sah ihr mit gemischten Gefühlen nach. Vor allem den straffen Pobacken, der sich beim Gehen verformten. Einerseits nervte ihn ihre Rechtschaffenheit und ihrem Drang, alles und jeden zu kontrollieren. Andererseits musste er widerwillig ihre Zielstrebigkeit und ihr Engagement anerkennen. Wenn Lea sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, zog sie es durch. Da konnte kommen, was wollte.

Wenn er ehrlich zu sich war, beeindruckte ihn das ein wenig. Lea war eben ein Macher-Typ, eine Anführerin. Nicht wie er, der sich lieber in seine Fantasiewelten flüchtete und den Pflichten des Alltags aus dem Weg ging. Vielleicht wäre es gar nicht so verkehrt, sich ab und zu von ihrem Ehrgeiz anstecken zu lassen?

Schnell verwarf Jonas diesen absurden Gedanken wieder. Er und Lea, das waren unterschiedliche Welten. Wie Feuer und Wasser, wie Elben und Orks. Sie würden wohl nie richtig warm miteinander werden. Dazu waren sie zu verschieden gestrickt.

Mit einem letzten Eindruck von Leas schmaler Gestalt widmete sich Jonas wieder seiner selbst gewählten Aufgabe. Die Kamera fest im Anschlag, machte er sich auf die Suche nach weiteren Fotomotiven. Sämtliche Blicke ignorierte er. Sollte Lea und die anderen ihn doch für einen Faulpelz halten. Er wusste, dass seine Talente woanders lagen. Und die galt es jetzt künstlerisch festzuhalten - Schwerstarbeit hin oder her. Jonas grinste in sich hinein. Manchmal musste man eben Prioritäten setzen.

Apropos Prioritäten: Lea hatte sich nun vorgebeugt und arbeitete an einem Topf. Ihr Kopf sah hochrot aus, wohl eine Mischung aus Sonne, Anstrengung und ihrer Haltung. Sie streckte ihm den Hintern entgegen, den er gerade schon bewundert hatte. Das perfekte Motiv! Ha -- das würde einige Lacher geben, die sonst stets gestriegelte Streberin mal so zu dokumentieren.

Jonas pirschte sich mit gezücktem Handy an Lea heran, ein schmales Grinsen auf den Lippen. Die Gelegenheit kam zu verlockend - Lea, verschwitzt und mit geröteten Wangen, wie sie verbissen an einer Topfpflanze zerrte, den Arsch in der Höhe. Das würde ein Foto werden!

Er duckte sich hinter einem Busch und visierte sein ahnungsloses Opfer an. Lea bemerkte ihn nicht, zu sehr auf ihre Aufgabe konzentriert. Ihre Finger gruben sich in die Erde, während sie die widerspenstige Pflanze in einen neuen Topf bugsierte.

Mit angehaltenem Atem wartete Jonas auf den richtigen Moment. Jetzt bloß nicht zittern, ermahnte er sich, sonst würde er verwackeln. Endlich hielt Lea für einen Sekundenbruchteil inne und strich sich eine verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn. Ah! Sie drehte sich noch etwas. Wow -- so breitbeinig, wie sie stand, konnte er sogar die Wölbung ihrer Vulva sehen. Von hinten, zwischen den Schenkeln hindurch!

Sein Finger bewegte sich von selbst. Ein elektronisches "Klick" schnitt durch die momentane Stille. Jonas zuckte zusammen. Mist -- warum hatte er das Smartphone nicht auf Stumm gestellt?

Lea fuhr herum, die Augen nur noch Schlitze. "Hab ich's doch gewusst!", fauchte sie und ihre Stimme überschlug sich fast vor Empörung. "Du schleichst hier rum und knipst heimlich Leute! Du hast ein Bild von mir gemacht, oder?"

Unschuldig hob Jonas die Hände. "Ich weiß gar nicht, was du meinst", behauptete er und setzte eine Miene der Empörung auf. "Ich fotografiere lediglich die Blumen. Ist das neuerdings verboten?"

Lea schnaubte und stampfte mit hochrotem Kopf auf ihn zu. Wie ein wütender Stier, dachte Jonas, kurz vorm Angriff. "Her mit dem Handy!", verlangte Lea zischend und streckte fordernd die Hand aus. "Los, zeig mir die Fotos!"

Gespielt entrüstet wich er einen Schritt zurück. "Also bitte, das ist mein Privateigentum", empörte er sich und umklammerte demonstrativ sein Handy. "Du hast kein Recht, meine Fotos zu sehen."

"Und ob ich das habe!", fauchte Lea mit blitzenden Augen und machte einen Satz vorwärts. Blitzschnell griff sie nach Jonas' Arm.

Der wich geschickt aus und hielt das Handy hoch, außerhalb ihrer Reichweite. "Na komm, sei nicht so verklemmt", neckte er und wich weiter zurück. "Ist doch nur Spaß."

Anscheinend verstand die Rothaarige keinen Spaß. Mit einem frustrierten Aufschrei stürzte sie sich auf ihn und versuchte, ihm das Handy zu entreißen. Ein wildes Gerangel entbrannte, bei dem sie quer durch ein Beet taumelten. Junge Setzlinge knickten unter ihren Füßen wie Streichhölzer. Erde spritzte auf und Blätter wirbelten durch die Luft.

Jonas wand sich wie ein Aal, um Leas Griff zu entkommen, aber sie packte erstaunlich heftig zu. Ihre Finger krallten sich in sein Shirt und zerrten daran. Mit voller Kraft schubste er sie weg von sich.

Lea verlor sein Shirt aus dem Griff und auch den Halt. Hilflos ruderte sie mit den Armen, die Augen vor Schreck geweitet. Sie bekam sie Steffi und Max zu fassen, die hinter ihr gerade die Scheibe eines Gewächshauses reparierten. Anstatt ihr Gleichgewicht wiederzufinden, riss Lea die beiden mit sich. Alle drei stolperten gegen die Glaswand. Mit einem ohrenbetäubenden Klirren zerbarsten vier oder fünf der Glasflächen in Scherben.

Stille senkte sich über den Schulgarten. Fassungslos starrten die Schüler auf das Desaster. Glasscherben und Pflanzenteile übersäten den Boden, dazwischen lagen Steffi, Max und Lea - und mittendrin Jonas, kreidebleich im Gesicht. Was hatte er nur angerichtet? Das hatte er nicht gewollt! Er suchte Lea, sah den Schock in ihren Augen. Sofort überkam ihn schlechtes Gewissen. Wie hatte er nur so blöd sein können, sie so zu provozieren? Und nun das!

Schnell verwandelte sich sein Schreck in Ärger. Warum musste Lea auch immer so verbissen sein? Hätte sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen können? Dann wäre das alles nicht passiert! Trotzig reckte er das Kinn und verschränkte die Arme. Nein, er würde jetzt nicht klein beigeben. Das war mindestens genauso ihre Schuld wie seine.

Stöhnend rappelte sich Lea auf und klopfte sich den Dreck von der Kleidung. Ihre Miene arbeitete, in ihren Augen konnte Jonas neben dem Schreck auch Enttäuschung und Wut erkennen. Wut auf ihn und sein unberechenbares Verhalten. Mit einem letzten, vorwurfsvollen Blick drehte sie sich um und humpelte davon.

Jonas schluckte. Das hatte er nicht gewollt. Nun war es zu spät. Er konnte die Sache nicht mehr rückgängig machen. Während sich die Schüler langsam von ihrem Schreck erholten und aufgeregt zu tuscheln begannen, wurde ihm eines klar: Das würde ein gewaltiges Nachspiel haben. Und eines wusste er mit Sicherheit - Lea würde ihm diese Aktion nicht verzeihen. Da hatte er sich gerade mächtig ins Aus geschossen.

Das obszöne Foto! Wenn das jemand sah. Hektisch tippte er auf dem Display herum und atmete auf, als es verschwand und ein "Deleted" angezeigt wurde.

"Was zum Teufel..."

Mit rotem Kopf und geballten Fäusten baute sich Lehrer Schrödinger vor dem demolierten Gewächshaus auf. Seine Augen funkelten hinter den randlosen Brillengläsern, während er mit einem Kopfschütteln die Scherben, das verbogene Metall und die zerstörten Pflanzen begutachtete.

Unwillkürlich duckte sich Jonas zwischen den tuschelnden Schülern. Am liebsten wäre er im Erdboden versunken, aber das half jetzt auch nicht mehr. Was getan war, war getan. Nun würde es auf ihn herniederbrechen. Er schielte er zu Lea hinüber, die auffällig in die andere Richtung starrte. Auch sie wirkte nicht begeistert von der Aussicht auf eine Standpauke.

"Jonas Fallbeck! Lea Mahdinger! Zu mir, pronto!", donnerte Schrödingers Stimme über den Schulgarten und ließ beide zusammenzucken. Unwillig trennten sie sich aus der Traube ihrer Mitschüler, die ihnen teils schadenfroh, teils mitleidig hinterher sahen. Mit gesenkten Köpfen schlichen sie zu ihrem Lehrer, der sie bereits mit vor der Brust verschränkten Armen erwartete.

"Also", fuhr Schrödinger sie an und fixierte die beiden Übeltäter. "Würdet ihr mir freundlicherweise erklären, was in aller Welt hier passiert ist?" Seine Stimme troff vor Sarkasmus, verpackt als Liebenswürdigkeit.

Lea und Jonas tauschten einen raschen Blick, dann brach ein Wortschwall aus ihnen hervor.

"Ich wollte nur ein Foto machen und da..."

"Dieser Hornochse hat keinen Strich gearbeitet, weil..."

"Das ist noch lange kein Grund, mich..."

"Haha, dass ich nicht lache, du hast..."

Schrödinger hob die Hand. "Ruhe!", bellte er und die beiden verstummten augenblicklich. Kopfschüttelnd musterte der Lehrer sie, Enttäuschung und Unverständnis in den Augen. "Ihr seid fast erwachsen", begann er mit beherrschter Stimme. "Da sollte man ein wenig mehr Reife und Verantwortungsbewusstsein erwarten können, meint ihr nicht auch?" Er machte eine bedeutungsschwere Pause, in der Jonas zu Boden blickten.

"Seht euch nur an, was ihr angerichtet habt!" Anklagend deutete Schrödinger auf das Chaos aus Glas und Grünzeug. "Wer soll das bezahlen, hm? Der Weihnachtsmann? Der Förderverein? Eure Eltern? Ihr?" Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. "Ihr beide werdet dafür geradestehen. Und zwar gemeinsam!"