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Unverhofft Teil 02

Geschichte Info
Sie findet heraus, dass sie von Ihrem Mann hintergangen wird.
5.1k Wörter
4.69
18.5k
7
Geschichte hat keine Tags

Teil 2 der 2 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 04/06/2021
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Unverhofft kommt oft...

Bitte den ersten Teil zum Verständnis lesen.

Kapitel 5

Als ich abends wieder bei uns zuhause ankam und das Auto in die Garage fuhr, bremste auch Sonja gerade ihr Fahrrad ab und hielt neben mir. „Hallo Mama, hat das jetzt so lange gedauert Julia Wagner zu finden und zu vermöbeln?"

„Ach woher. Die war gar nicht da, ist anscheinend am Ausziehen aus dieser Wohnung", antwortete ich. „Und wo kommst du her?" fragte ich. „Ich war mit Freunden im Kino. Aber jetzt lenk' nicht vom Thema ab. Was hast du denn dann den ganzen Tag gemacht? Warst du auf der Suche nach Julia?" Sonja ließ nicht locker.

Ich wollte ihr eigentlich nichts von meinem Erlebnis mit Harald erzählen, es ging sie ja auch nichts an. „Ach ich war im Park und an der Regnitz entlang laufen. Habe meine Gedanken sortiert", flunkerte ich.

„Aber Mama, so wie du aussiehst, sieht nur eine Frau aus, die total befriedigenden Sex hatte. Dein entspanntes Gesicht und deine verklärten Augen verraten dich. Sag' schon, was hast du angestellt? Wer war der Glückliche?" Und meine Tochter grinste mich verschwörerisch an.

„Was soll diese Fragerei", entgegnete ich patziger als ich eigentlich wollte. Ich kam mir wie eine ertappte Sünderin vor, kein angenehmes Gefühl. „Zum einen geht dich mein Privatleben nichts an, ich bin immerhin deine Mutter. Und überhaupt, woher willst du zum anderen wissen wie und wann eine Frau ‚total befriedigt' aussieht?" „Hey Mama, ich bin zwanzig und ich hatte auch schon Erfahrungen mit Männern!" tat sie entrüstet.

„Moment mal. Was soll das heißen? Gleich ‚Erfahrungen mit Männern' also in der Mehrzahl?" empörte ich mich. „Das solltest du mir jetzt aber beichten", spielte ich meinen letzten Trumpf aus um das Thema doch noch irgendwie von meinen Tagesaktivitäten abzubringen.

„Also gut", gab sich Sonja plötzlich defensiv. „In fünf Minuten auf der Terrasse. Ich bringe zwei Gläser und eine Flasche Weißwein mit. Denn im Wein liegt ja bekanntlich Wahrheit." Und sie kniff ihr rechtes Auge zusammen, drehte sich um und ging ins Haus.

Nachdem wir auf der Terrasse Platz genommen hatten und Sonja den Weißwein eingeschenkt und eine Schüssel mit Erdnüssen bereitgestellt hatte begann sie: „Also gut, Mama, ich fang' mal an. Erfahrungen sexueller Art hatte ich bis jetzt mit zwei Männern, der Erste war nach meinem jetzigen Wissensstand ‚grottenschlecht' und der Zweite sehr gut. Leider -- oder Gott sei Dank - kann ich diesen Zweiten nicht haben, er hat sich für eine Mitstudentin entschieden und diese dummerweise auch gleich in den Mutterschutz statt zum ersten Staatsexamen geführt. Und bevor du wieder abwürgst, jetzt bist du dran, also erzähl schon von heute."

Ich war einfach nur baff. Kurz und knapp hatte ich hier den Werdegang meiner Tochter vom Mädchen zur Frau erfahren. Oder zumindest das, was sie mich davon wissen lassen wollte, musste ich mich korrigieren. Was sollte ich nun tun? War ich wirklich in Zugzwang, so wie Sonja sich das wünschte? Was sollte ich ihr erzählen? Andererseits brauchte und wollte ich jemanden, dem ich vertrauen und dem ich mich anvertrauen konnte, der zu mir hielt, mit dem ich reden konnte. Und was sollte ich schon verlieren wenn herauskommen sollte, dass ich Sex mit einem jungen Mann hatte? Er war kein Schüler von mir, somit weder Abhängiger noch Schutzbefohlener.

Ich atmete tief durch. „Also gut. Die Karten auf den Tisch. Aber erwarte nicht, dass ich jetzt Einzelheiten, wie zum Beispiel meine Lieblingsstellung, mitteile; das geht dich nun wirklich nichts an." Ich trank einen großen Schluck Weißwein aus meinem Glas und erzählte Sonja in kurzen und dürren Worten den Ablauf meines heutigen Tages. Ich erwähnte alles, ließ nichts aus, weder Harald noch die halbe Flasche Wodka. Sie unterbrach mich bis zum Ende meiner Erzählung auch nicht, nahm sich jedoch -- nachdem ich geendet hatte -- ebenfalls einen großen Schluck Wein aus ihrem Glas, und sah mich lange Zeit einfach nur still an.

Als ich schon dachte da kommt nichts mehr von ihr, ich wollte schon mein Weinglas austrinken und ins Bett gehen, begann sie: „Also Mama, egal wie trocken und emotionslos du mir die Geschichte eben erzählt hast, eines kann ich dir sagen, du bist verliebt. Du hast dich heute in diesen Harald verliebt, ob du es dir jetzt schon eingestehen willst oder nicht. Darüber hinaus hast du immer noch einen absolut ansehnlichen Körper. Ich würde dafür morden, wenn ich in deinem Alter wäre und auch noch so ein phantastisches Dekolleté wie du jetzt hätte. Von deinem straffen Hinterteil und den sehr gut geformten Oberschenkeln ganz zu schweigen. Und jetzt komm' mir bloß nicht mit dem Altersunterschied, der interessiert - außer den Nachbarn - heute keinen Menschen mehr. Die Frage ist doch nur, ob du es zulassen willst oder nicht. Ich würde sagen, dieser Harald ist ein Geschenk Gottes an dich. Nutze es, nutzt es beide, soweit ihr beide dies wollt. Und wenn es dich interessiert", Sonja begann zu grinsen, „meinen Segen hast du."

Am nächsten Morgen, ich trank gerade in der Küche eine Tasse Kaffee, kam Sonja herein, schmetterte ein fröhliches ‚Guten Morgen' und nahm sich ebenfalls eine Tasse Kaffee. „Na, wie hast du dich entschieden? Wie soll es weitergehen?"

„Gar nicht", antwortete ich kurz und knapp. „Das war eine einmalige Geschichte. Und solange die Scheidung von Heinz nicht auch Geschichte ist, bin ich mental sowieso nicht frei um eine neue Beziehung einzugehen. Darüber hinaus beginnt übernächste Woche auch wieder der Unterricht, auf den ich mich vorbereiten muss. Ich habe bis jetzt nur in der Mittelstufe unterrichtet. Es wurde jedoch kurzfristig entschieden, dass ich eine Klasse sowohl als Klassenleiterin als auch mit meinen beiden Fächern Geographie und Geschichte bis zum Abitur führen soll. Und das heißt, ich muss mir den kompletten erforderlichen Lernstoff neu erarbeiten und aufbereiten."

„Also gut, Mama. Nachdem mein Wintersemester erst Anfang Oktober losgeht habe ich noch ein paar Wochen Zeit. Und diese gedenke ich zu nutzen." Meine Tochter grinste mich ganz frech an und ließ dann die Katze aus dem Sack. „Du hast mich mit deiner Erzählung von Harald ganz schön neugierig gemacht. Ich denke, ich will ihn auch einmal kennen lernen. Mal sehen wie er in natura ist."

„Untersteh' dich! Das lässt du sein!" fuhr ich sie an. Doch es war schon zu spät. Sonja war behende zur Küchentür hinausgeschlüpft. Mein Gott! Ich malte mir das Schlimmste aus. Harald verheiratet mit Sonja, er also mein Schwiegersohn; und dann immer das gestrige Geschehnis vor Augen wenn wir uns begegneten. Falls es so weit käme, wie sollte das nur funktionieren?

Kapitel 6

Der Oktober lag schon wieder in seinen letzten Tagen. Der Schuljahresanfang war in der üblichen hektischen Betriebsamkeit verlaufen und auch für Sonja hatte das Wintersemester wieder begonnen. Von Kontakten zu Harald hatte ich von ihr in letzter Zeit auch nichts mehr gehört.

Dafür hatte ich mehrfach vom Scheidungsanwalt meines Mannes zu hören bekommen. Die Forderungen von Heinz waren einfach nur überzogen und das zerrte an meinen Nerven. Ich hatte meiner Anwältin dann einfach erklärt, wie weit ich bereit war Heinz im besten Falle entgegenzukommen. Auf keinen Fall wollte ich ihm unser Haus überlassen. Er sollte bleiben wo der Pfeffer wächst, aber auf keinen Fall mit diesem Flittchen hier einziehen und glücklich werden. Dafür steckten zu viele Erinnerungen und zu viel Arbeit von mir in diesen vier Wänden. Den Rest sollte sie als Anwältin erledigen.

All das wirkte sich anscheinend aufgrund meines Alters nicht nur auf meine Nerven sondern auch auf meinen Hormonhaushalt aus. Zumindest schob ich das Spannen in meinen Brüsten, verstärkte Müdigkeit und das Ausbleiben meiner Periode auf diese Faktoren und vereinbarte einen Termin bei meiner Frauenärztin und ehemaligen Schulfreundin Helena. Wahrscheinlich setzten zu allem Übel jetzt auch noch die Wechseljahre bei mir ein und ich benötigte zusätzliche Hormone.

Nachdem ich Helena in ihrem Behandlungszimmer von meinen Beschwerden und meiner Vermutungen berichtet hatte meinte sie nur: „Du warst schon länger nicht mehr bei mir. Ich schlage vor ich führe eine Krebsvorsorgeuntersuchung bei dir durch; und in diesem Zusammenhang nehme ich dir auch etwas Blut ab und erstelle einen Hormonspiegel. Aber bevor ich dich zur Mammographie schicke mach' dich bitte zuerst mal frei und setz' dich auf meinen berüchtigten Gyno-Stuhl", und sie lächelte mich sehr rätselhaft an.

Fünfzehn Minuten und zwei abgenommene Spritzen Blut später schaltete sie dann auch ihr Ultraschallgerät wieder aus und teilte mir mit, dass ich aufstehen, mich vom Kontaktgel befreien und mich wieder anziehen könne. „Komm dann rüber zu meinem Schreibtisch, ich erkläre dir dort das Ergebnis. Ich denke, wir können auf die Mammographie verzichten."

Als ich ihr kurz darauf gegenübersaß fragte sie mich mit nach wie vor rätselhafter Miene, ob ich die Kurz- oder die Langversion meiner Beschwerden hören wolle. Ich erschrak, hatte ich doch plötzlich das Urteil ‚Krebs' vor meinen Augen. „Mach's kurz und knapp. Und auch wenn es etwas Schlimmes ist, sag' es gerade heraus", meinte ich nur.

Helena lehnte sich zurück, grinste mich unvermittelt schelmisch an und sagte nur „Herzlichen Glückwunsch, Mutti, du bist schwanger. Mach mit einem meiner Mädels im Vorzimmer einen Termin für nächste Woche aus, da bekommst du dann auch deinen Baby-Pass und das Ergebnis der Blutanalyse." Und sie schob mir einen Schwarz-Weiß-Ausdruck meiner Gebärmutter mit einer kleinen schwarzen Bohne in der Mitte über den Tisch. Dieser schwarze Punkt sollte in Originalgröße nicht einmal zwei Zentimeter groß sein, zeigte der seitlich aufgedruckte Maßstab an. Wortlos und schockiert nahm ich den Ausdruck, ließ mir am Empfang noch eine Terminvereinbarung für die kommende Woche geben und verließ die Praxis.

Als ich wieder in meinem Auto saß hatte ich nicht die Kraft den Zündschlüssel ins Schloss zu schieben und zu starten. Antriebslos ließ ich mich in den Sitz zurücksinken. Was sollte ich jetzt tun? Ich wusste ja nicht einmal, ob ich mich freuen oder ob ich weinen sollte. Nach einer gefühlten halben Ewigkeit erwachte ich aus meiner Lethargie, fuhr wie in Trance nach Hause, stellte fest dass es langsam dunkel wurde und Sonja immer noch nicht daheim war, zog mich aus und legte mich in mein Bett.

Kapitel 7

Am nächsten Morgen beim Frühstück war Sonja schon vor mir in der Küche und hatte bereits den Tisch gedeckt. „Guten Morgen, Mama. Wie geht's? Ich kam gestern etwas später nach Hause, ich hoffe du hast dir keine Sorgen gemacht?" begrüßte sie mich. „Nein, nein, alles ist gut", erwiderte ich mechanisch.

Unter der Dusche hatte ich vorhin beschlossen, erst einmal noch niemanden zu informieren. Falls ich in meinem Alter eine Fehlgeburt haben sollte oder falls ich mich kurzfristig doch für einen Abbruch der Schwangerschaft entscheiden sollte, würde das alles ja nur mich etwas angehen. Deshalb wollte ich zuerst den Termin nächste Woche bei Helena wahrnehmen und dann weitere Entscheidungen treffen.

„Wie war dein Einstieg ins neue Semester?" fragte ich, in der Hoffnung, dass sich daraus ein Gesprächseinstieg für ein Thema ergab, dass für die gesamte Dauer des Frühstücks ausreichen würde. Glücklicherweise funktionierte das auch. Sonja berichtete voller Elan, wer ihre neuen Dozenten waren, welche Lektüren vorgegeben worden waren und was ihre Mitstudenten in der Sommerpause erlebt oder angestellt hatten. Und seltsamerweise hatte ich das Gefühl, dass auch sie kein anderes Thema anschneiden wollte.

Anlässlich meines zweiten Frauenarzttermins in der Folgewoche erfuhr ich, dass meine Blutwerte absolut in Ordnung waren, dass ich mich zwischen achter und neunter Schwangerschaftswoche befand und dass es absolut keinen medizinischen Grund für den Abbruch der Schwangerschaft gab.

„Und", begann Helena das Gespräch, „was sagt Heinz dazu, noch einmal Papa zu werden?" „Der sagt gar nichts", erwiderte ich schärfer als ich eigentlich wollte. „Heinz ist Vergangenheit. Der vergnügt sich mit einer Jüngeren als mit mir. Und bevor du fragst, das Baby ist auch nicht von Heinz; es ist übrigens auch von einem Jüngeren." Helena zog eine Augenbraue hoch und sah mich erwartungsvoll an. Ich tat ihr aber nicht den Gefallen weitere Auskünfte zu geben.

Nachdem sie mich lange genug kannte, fuhr Helena deshalb nach kurzer Pause fort: „So wie ich dich über viele Jahre hinweg kenne gehe ich wohl Recht in der Annahme, dass du noch niemanden informiert hast und dass du dir immer noch die Option eines Abbruchs der Schwangerschaft offengehalten hast. Wie wirst du dich jetzt also entscheiden, meine Liebe?"

„Würdest du mir wohl bitte meinen Baby-Pass herübergeben?", stellte ich eine Gegenfrage. Als ich diesen kurz darauf in meinen Händen hielt und mit geschlossenen Augen meine Finger fast zärtlich darüber hinweggleiten ließ wurde mir klar, dass ein Abbruch auf keinen Fall in Frage kommen würde. Ich konnte einfach nicht anders. „Lass mich eine Nacht darüber schlafen", erwiderte ich also gedankenverloren.

Helena schmunzelte nur, als aufmerksame Beobachterin hatte sie meine Handbewegungen klar erkannt. „Denke aber nicht zu lange nach. Innerhalb der nächsten beiden Wochen beginnt die Phase der morgendlichen Übelkeit. Dann wirst du deine Schwangerschaft nicht mehr für dich behalten können. Zumindest wird es Sonja dann auf jeden Fall bemerken", meinte sie nach wie vor lächelnd.

„Also gut", dachte ich laut, als ich wieder in meinem Auto saß. Eine Woche hatte ich somit auf jeden Fall noch Zeit bevor ich Entscheidungen treffen musste. Insbesondere musste ich mir überlegen, ob - und wenn ja wie - ich Harald informierte und was ich dann von ihm erwartete.

Kapitel 8

Helena lag mit ihrer Schätzung, die Phase meiner morgendlichen Übelkeit betreffend, leider absolut richtig. Es war der Freitagmorgen in der Woche nach meinem Termin bei ihr, als es mich das erste Mal traf.

Ich kam morgens vor Unterrichtsbeginn in das Lehrerzimmer um meine Unterlagen für den Unterricht abzuholen. Die Kollegen schwätzten, die Kaffeemaschine gluckerte lustig vor sich hin und ich wollte mir auch meinen Anteil Koffein zu Gemüte führen. Ich roch den würzigen Duft nach frisch gebrühtem Kaffee und mir wurde schlagartig übel. In einem 180°-Bogen verließ ich den Raum nahezu im Laufschritt. Im Korridor rannte ich bereits. Die Tür der Lehrertoilette konnte ich gerade noch hinter mir schließen, da begann ich auch schon unkontrolliert zu würgen und zu spucken.

Nachdem ich diese Attacke nach einigen Minuten überstanden hatte und ich mich wieder etwas frisch gemacht hatte, machte ich mich erst einmal auf den Weg zur Pausenhoftüre, öffnete diese und sog in tiefen und langen Zügen die frische Luft in meine Lungen.

So, dachte ich, das war jetzt also die Stunde der Wahrheit. Jetzt musste ich Farbe bekennen. Wen sollte ich zuerst informieren? Sonja oder Harald? Eigentlich, so dachte ich, war das jetzt auch schon egal. Ich musste beide informieren. Und was war mit Heinz? Musste ich den -- eventuell über meine Anwältin - auch informieren? Hoffentlich nicht! Und dann musste ich auf jeden Fall noch einmal bei Helena vorbeigehen, ich benötigte für die Schulverwaltung zur Vorlage die Bescheinigung meiner Frauenärztin. So weit, so gut. Aber erst einmal zurück und in den Unterricht. Der Rest konnte dann am Nachmittag erledigt werden.

Nach einigen Konzentrationsschwächen in der ersten Stunde brachte ich den Rest der Schulstunden auch ohne größere Auffälligkeiten über die Runden und fuhr auf dem Nachhauseweg direkt bei Helena vorbei und ließ mir die entsprechende Bescheinigung meiner Schwangerschaft zur Vorlage beim Arbeitgeber aushändigen.

Daheim angekommen stellte ich fest, dass Sonja nicht zuhause war. Schweren Herzens dachte ich mir, dass dann eben Harald zuerst von ‚seinem Glück' erfuhr und setzte mich wieder in meine Auto um in die Innenstadt zu fahren.

Zum zweiten Mal stand ich nun vor jener Wohnungstür im ersten Obergeschoss und klingelte. Ich war total überrascht und perplex, als Sonja die Tür öffnete. Barfuß, mit nassen Haaren und in einen schwarzen Morgenmantel gehüllt stand sie mir gegenüber. Sie war nicht weniger überrascht als ich, mit großen Augen und tonlos sich öffnendem und schließendem Mund war sie das sprichwörtliche Bild der Verblüffung.

Ich überwand als Erste meine Schockstarre, drückte mich an ihr vorbei durch die Wohnungstür und ging in die Küche. Hektisch folgte sie mir. „Mama, was machst du hier? Ich dachte du bist in der Schule?" „Habt ihr beide `mal auf die Uhr gesehen? Oder hattet ihr nur Augen für euch beide?" erwiderte ich schnodderig. „Wo ist Harald?"

In diesem Moment kam Harald, ebenfalls barfuß und in einen schwarzen Morgenmantel gehüllt, sich mit einem Handtuch seine kurzen Haare trocknend, zur Küchentür herein. „Du!" schrie ich ihn an. Die Wut kochte in mir hoch. „Du hast also nichts Besseres zu tun als erst die Mutter und dann die Tochter flachzulegen! Schämst du dich nicht! Du sexbesessenes Monster!" Und mit hoch erhobenen Fäusten ging ich auf ihn los. Zugegebenermaßen hatte ich mich in diesem Augenblick nicht mehr unter Kontrolle.

Er packte meine Fäuste, drückte diese mit all seiner Kraft nach unten, umklammerte mich und drückte mir einen kräftigen Kuss auf meine Lippen. Ich erstarrte. Was sollte das? Warum tat er das? Hasserfüllt blitzte ich ihn mit meinen Augen an, dass ich dabei nach oben blicken musste interessierte mich überhaupt nicht.

Amüsiert blickte er mir in die Augen und lächelte mich freundlich an. „Na hallo Maria, da sind wir ja `mal alle wieder zusammen. Ich hatte dich schon vermisst. Und wenn du dich wieder im Griff hast würde ich dich bitten, dich an den Küchentisch zu setzen. Sonja kocht uns allen Kaffee, wenn du Wodka möchtest habe ich den auch im Kühlschrank. Wir können die Vergangenheit nicht mehr ändern, aber wir können die Zukunft neu gestalten. Wir beide, Sonja und ich, hatten vorhin sowieso beschlossen, dass wir mit dir reden müssen. Das können wir dann auch gleich jetzt und hier tun."

„Also das mit Kaffee oder Wodka kannst du vergessen", widersprach ich ihm wütend. „Aber vielleicht interessiert es dich ja auch überhaupt nicht, dass ich seit der letzten Woche jeden Morgen vor lauter Übelkeit kotzen muss. Und das kommt nicht davon weil Heinz zurückgekommen wäre", übertrieb ich sarkastisch.

Während Harald mich erst ungläubig und dann zaghaft lächelnd ansah und ein „Wirklich?" von sich gab, konnte ich nicht mehr anders als zu schmunzeln. Er sah aus wie ein kleiner Junge, der beim heimlichen Naschen der Kirschen aus Nachbars Garten erwischt worden war. „Komm `mal her", sagte ich schon bedeutend friedfertiger. Ich legte seine Hand auf meinen Bauch, sah ihm in die Augen und meinte „Schon in ein paar Wochen wirst du hier spüren, dass das ein Rabauke und Kindskopf wird wie du einer bist." Dann sprang ich an ihm hoch, umklammerte ihn und küsste ihn ebenso heftig auf den Mund wie vorhin er mich. ich konnte einfach nicht anders. Meine Gefühle fuhren mit mir Achterbahn.

Es war das erste Mal seit ich von meiner Schwangerschaft erfuhr, dass ich einfach nur glücklich darüber war. Ich musste feststellen, ich war in dieses Bild von einem Mann tatsächlich verliebt, auch wenn ich es mir bis eben einfach nicht eingestehen konnte oder wollte. Jawohl, verliebt, verliebt, verliebt. Komme was wolle, ich wollte mit ihm zusammen unser gemeinsames Kind bekommen und großziehen.

Plötzlich hängte sich Sonja an mich, zog mich zu sich herunter und umarmte mich auch freudestrahlend. „Na endlich, Mama, nur so möchte ich dir in Zukunft noch begegnen. Das erste Mal seit dem Auszug meines Erzeugers, dass ich dich wieder so gelöst und hemmungslos fröhlich erlebe. Und jetzt setzt euch, wir müssen tatsächlich miteinander reden."

Kapitel 9

„Mama, du lässt mich bitte beginnen. Und bitte nicht unterbrechen bis ich fertig bin, danach darfst du mir meinetwegen die Ohren langziehen bis du mich an die Decke hängen kannst", übernahm Sonja die Führung am Tisch. Während ich mit meiner Tochter am Küchentisch saß, deckte Harald den Tisch ein, kochte Kaffee für sich und Sonja sowie Kräutertee für mich. Ich nickte stumm mit dem Kopf Zustimmung, lehnte mich im Stuhl zurück und sah ihr in die Augen.

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