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Vernunft vs. Verlangen

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Ich weiß mir nicht anders zu helfen und gebe Sofia einen weiteren Stoß, sodass sie leicht nach hinten fällt und ich problemlos aufstehen kann. Diesmal bleibt der Stoß gänzlich unkommentiert und ich renne in Richtung der Fenster, während ich dabei meinen Penis in der Hose verstaue. Schnell habe ich diese geöffnet, klettere hinaus und springe auf die darunterliegende Garage. Ein weiterer Sprung von der Garage und ich stehe im Vorgarten. Die Gäste, die hier draußen stehen, halten mich wohl für einen Irren, was mir aber im Moment total egal ist. „Was ist denn das für ne Jackass-Aktion, Alter?!", höre ich Dominiks Stimme, aber reagiere nicht darauf. Nur weg hier! Ich nehmen die Beine in die Hand und renne davon, als ob ich auf der Flucht vor dem Gesetz wäre.

Erst nach 10 Minuten, als meine Lunge schier am zerreißen ist, bemerke ich, dass ich in die komplett falsche Richtung gerannt und gar nicht auf dem Heimweg bin. Ich lehne erst einmal meinen Kopf gegen die Laterne vor mir und versuche durchzuatmen, was von heftigem Husten begleitet wird. Nachdem sich mein Puls wieder beruhigt hat, mache ich mich auf den Heimweg, aber gehe dabei einen großen Bogen um das Haus von Dominik. Heute Abend möchte ich keinem mehr begegnen. Auf dem Weg nach Hause versuche ich meine Gedanken irgendwie zu ordnen, was mir aber überhaupt nicht gelingen will. Angekommen vor dem Haus meiner Eltern schiebe ich mit größter Sorgfalt den Schlüssel ins Schlüsselloch und öffne leise die Haustüre. Auf die selbe Weise schließe ich sie wieder hinter mir; es ist nämlich schon 3 Uhr nachts. Wieso eigentlich? Meine Eltern sind sowieso im Urlaub. Aber mit vernehmen des laufenden Wassers im Bad des Erdgeschosses, wird mir bewusst, dass ich einfach nur Angst habe meiner Schwester zu begegnen, die scheinbar auch wieder daheim ist. Ich schleiche mich nach oben in mein Zimmer, werfe Jackett und Krawatte in dies Ecke und lege mich auf mein Bett.

Ich starre auf die Dachschräge über meinem Bett und schaue einfach nur durch das Unterwäsche Plakat hindurch. Es erscheint mir unwichtig im Moment. Alles ist unwichtig geworden. Meine Gedanken lassen sich nicht ordnen. Was habe ich heute Abend nur getan? Meine Schwester hat mich oral befriedigt und mir hat es gefallen wie noch nie. „Aber es war Sofia, du perverses Schwein! Das hättest du merken müssen!", werfe ich mir vor. So etwas hätte nicht passieren dürfen. Ich werde ihr nie wieder in die Augen schauen können. Unsere Eltern werden das merken. Oh Gott, das ist eine Katastrophe. Was soll ich nur tun? Ich weiß einfach nicht weiter.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, weil es an meiner Zimmertür klopft. Keinen Ton bringe ich heraus, weil ich genau weiß, wer vor der Tür steht. Nach ein paar Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit erscheinen, öffnet sich meine Zimmertür und Sofia betritt den Raum. Sie hat ihren Bademantel an und ihre Haare sind immer noch leicht feucht vom ausgiebigen Duschen. Ihre Haare strahlen wieder in ihrer natürlichen rot-blonden Farbe. So hätte ich sie bestimmt sofort erkannt. Warum hat sie sich bloß ihre Haare gefärbt? Es wäre nichts passiert; bestimmt nicht.

„Wir müssen reden!", eröffnet sie das Gespräch. Von wegen Gespräch; ich bin nicht imstande irgendetwas zu sagen. Das letzte mal, als eine Konversation so angefangen hat, machte meine letzte Freundin mit mir Schluss. Ich wäre zu eigenbrötlerisch und verbringe zu viel Zeit mit meinen Motorrädern. Mir wären meine Rocker-Freunde wichtiger als sie. Von wegen Rocker; keiner von uns fährt eine Chopper oder trägt Lederklamotten mit unzähligen Patches darauf. Sie könne so nicht weitermachen. Sie möchte einen Freund, der ihre Interessen teilt. Welche Interessen? Shoppen, Cocktails und Clubbing? Freunde treffen, über die man später doch nur lästert? Es mache keinen Sinn die Beziehung weiter zu führen. Rational betrachtet, hat es keinen Sinn gemacht, die Beziehung überhaupt anzufangen.

„Wir sollten wirklich reden!", höre ich meine Schwester sagen und merke, dass ich gedanklich wieder abgedriftet bin. Wie kann sie, nachdem was passiert ist, mir so selbstverständlich gegenübertreten? Sofia war schon immer die erwachsenere von uns beiden, auch wenn sie drei Jahre jünger ist als ich. Während ich mit Dummheiten zu kämpfen hatte, schien sie die Vernunft in Person zu sein.

„Wahrscheinlich." Das war das erste Wort, dass ich von mir geben konnte, seit ich weiß, dass Wonder Woman meine Schwester ist.

„Wahrscheinlich? Was soll das heißen? Mehr hast du nicht zu sagen?"

Ich zucke nur mit den Schultern, weil ich wirklich nicht weiß, was nun angebracht wäre zu sagen. Sofia schüttelt nur den Kopf und lässt sich in meinen Bürostuhl am Schreibtisch fallen. Sie hat wohl eine andere Reaktion von mir erwartet.

„Nun gut", beginnt sie wieder. „Ich bin einfach nur schockiert über das, was vorgefallen ist. Keine Ahnung, wie man damit umgehen soll. Durch einen verrückten, unglaublichen Zufall sind wir uns näher gekommen, als man es sich ausmalen darf. Mir fehlen dazu einfach nur die Worte. Was soll man davon halten? Beschissene Ironie des Lebens?! ... Trotzdem ... ehm ... na ja ...", fängt sie an zu stottern und hält kurz inne. „Trotzdem sind mir zwei Dinge wichtig: Ich hoffe, du hältst mich nicht für irgendein Flittchen, weil ich mich so leichtfertig auf die Situation vorher eingelassen habe. Und es tut mir wirklich Leid, dass ich dich geschlagen habe."

Ich bin irgendwie überrascht über ihre Aussage. Mich beschäftigt eher das gesellschaftlich intoleranten Ereignis zwischen uns beiden; dass ich meine Schwester, zwar nicht beabsichtigt, aber dennoch zutiefst verletzt habe; dass unsere gute geschwisterliche Beziehung für immer kaputt ist und wir uns nie wieder in die Augen schauen können! Und sie macht sich stattdessen Gedanken über den Eindruck, den ich von ihr haben könnte! Was hat das zu bedeuten? Ich bin total verwirrt.

„Sofia ... bitte, so etwas würde ich niemals von dir denken. Und wegen der Backpfeife", bringe ich seit Langem meinen ersten Satz zusammen, „da mach dir keinen Kopf. Die habe ich verdient. Wirklich!"

„Das beruhigt mich ungemein." Sofia blickt mich nun direkt an, aber ich wage es dennoch nicht ihr ins Gesicht zu schauen. „Ich habe mich heute Abend zwar gehen lassen, aber normalerweise bin ich nicht so. Es hat mich einfach überrascht, welche Wirkung ich auf dich ... ehm ... ich meine 'Two-Face' hatte. Ich habe schon den ganzen Abend gemerkt, wie du ... also 'Two-Face' mich angestarrt hat. Und als wir uns vor dem Kühlschrank begegnet sind, da hat es mir diese extrem schüchterne und zugleich höfliche Art einfach angetan. Ich habe nicht geahnt, dass ich solch eine Wirkung auf einen Mann haben kann. Wahrscheinlich ist es deshalb mit mir in dieser Situation durchgegangen."

Was bitte? Sie denkt, dass SIE keine derartige Wirkung auf einen Mann haben könnte! Überrascht von dieser Aussage blicke ich ihr direkt in die Augen. Wie konnte ich nur diese himmelblauen Augen nicht erkennen, in denen man sich glatt verlieren kann. Ich bemerke ihren reumütigen Blick, der sie einfach nur extrem süß aussehen lässt. ... Verdammt nochmal, wo denke ich wieder hin. Habe ich nichts aus den letzten Stunden gelernt?! Aber wieso hat sie solch einen negativen Eindruck von sich selbst?

„Ach Sofia, wieso denkst du, dass du keine Wirkung auf Männer hast?", versuche ich das Gespräch wieder aufzunehmen, nachdem ich wohl wieder ein wenig abgeschweift bin.

„Wieso? Du fragst wieso? Schau mich an! Im Gegensatz zu meinen Freundinnen bin ich fett! Die haben alle Modelmaße. Die sind unglaublich schlank und schön. Mit denen kann ich niemals mithalten! Wenn wir abends weggehen, dann interessieren sich die Jungs im Club nur für meine Freundinnen. Ich denke dann immer ..."

Spätestens nach dem „Schau mich an!" habe ich nur spärlich mitbekommen, was Sofia sagt. Sie redet sich in Rage, aber ich stehe vollkommen neben mir. Denn ich habe angefangen sie von oben bis unten zu mustern. Wieso fällt mir das erst jetzt auf? Sie hat ihren Bademantel an und sitzt auf meinen Bürostuhl. Selbst durch dieses lockere Kleidungsstück lassen sich ihre wohl geformten Proportionen erahnen. Sie trägt garantiert keinen BH, aber ihre üppigen Brüste geben ein atemberaubendes Bild unter dem Bademantel ab. Verdammt nochmal, was ist los mit mir? Wo ist meine Vernunft geblieben? Ich spüre, dass meine Gefühle sich selbstständig machen. Oh Mann, Vernunft! Wo bis du? Aber ich mustere sie weiter. Ihre Beine sind übereinander geschlagen und schauen bis zur Hälfte der Oberschenkel aus der Öffnung des Bademantels heraus. Diese Beine sind so schön! Sie sind so gepflegt und unglaublich sexy. Wenn es etwas gibt, mit dem eine Frau einen Mann um den Verstand bringen kann, dann sind es ihre Beine! Und genau so ergeht es mir. Wo verdammt nochmal ist meine Vernunft geblieben? „Reiß dich zusammen, Harry! Reiß dich zusammen!", denke ich mir.

„... Du hörst mir nicht mal zu!", höre ich meine Schwester lautstark sagen.

„Doch Sofia, doch! Ich bitte dich, du bist ein wunderhübsches Mädchen", versuche ich Sie zu besänftigen.

Aber im Gegenteil, sie steht wutgeladen auf und schreit mich an: „Du bist ein Arsch! Du hörst dich an wie Mama: 'Ach Kleines, du bist doch wunderhübsch, bla bla bla.' Du sagst mir den Scheiß nur, weil du mein Bruder bist. Du denkst dabei doch nur: 'Sag irgendwas, das die Olle hören will.' Und dabei interessiert dich das alles gar nicht!"

Nun hat die Vernunft ausgeschaltet und mein Verlangen ist einfach zu groß. Ich stehe wie von der Tarantel gestochen auf, gehe direkt auf sie zu und drücke ihr einen liebevollen und intimen Kuss auf die Lippen. Sofort überkommt mich wieder dieses wohlige Gefühl, als ich ihre Lippen berühre; das gleiche wundervolle Gefühl wie auf der Party vorhin.

Als ich mich jedoch wieder von ihr löse, erkenne ich den schockierten Blick von Sofia. Sofort hat sich das Verlangen verflüchtigt und die Vernunft erlangt wieder die Überhand in mir. Was habe ich da nur getan? „Es tut mir Leid, Sofia! Es tut mir unglaublich Leid!" Ich werfe mich wieder auf mein Bett, aber würde am liebsten im Erdboden versinken. Ich schäme mich zutiefst und drücke mein Gesicht in mein Kissen.

Minuten vergehen bis ich bemerke, dass Sofia sich neben mir auf mein Bett gesetzt hat. Sie legt ihre Hand auf meinen Rücken und sagt mit ihrer sanften Stimme: „Schon gut, Harry. Es muss dir nicht Leid tun." Ich drehe mich nach einer Weile zu ihr um und versuche Worte zu finden, die mein Tun in irgendeiner Weise erklären könnten. Doch sie kommt mir zuvor: „Ich hab das vorher einfach nicht erwartet. Bitte entschuldige meine Reaktion."

Wie bitte? Warum entschuldigt sie sich nun? Ich war es doch, der ein solch unüberlegtes Handeln an den Tag gelegt hat. Ich verstehe das nicht! Ein wenig Zeit vergeht und ich richte mich wieder auf und sitze auf den Boden starrend neben ihr. „Ich weiß nicht so recht, wie ich es erklären kann. Es ist irgendwie mit mir durchgegangen. Sofia, es ist mir einfach unendlich peinlich. Ich denke nämlich ... ich finde, dass du ...", ich stocke wieder, weil meine Vernunft mir sagt, an dieser Stelle aufhören zu müssen.

„Harry, ich möchte, dass du ehrlich zu mir bist. Was wolltest du sagen? Und sei bitte wirklich offen und ehrlich zu mir! Denn ich bin es auch zu dir." Ihre Stimme klingt liebevoll und ernst zugleich. Ich weiß, dass es keinen Zweck hat zu lügen. Sie ist nun mal meine Schwester und kennt mich viel zu gut.

Stotternd fange ich an: „Ich ... ich denke ... ich denke wirklich, dass du ein wunderhübsches Mädchen bist. ... Deine langen, gelockten, rot-blonden Haare sind einfach traumhaft. Du hast ... hast so ein jugendlich frisches und vor allem verdammt süßes Gesicht. Deine himmelblauen Augen ziehen einen sofort in ihren Bann. Und dein Körperbau ... muss man dazu überhaupt was sagen?!" Ich rede mich schier in Rage: „Das ist der aufregendste und weiblichste Körper, den man sich vorstellen kann. Wie kannst du damit nur unzufrieden sein? Und schließlich dein Charakter und deine Interessen. Was könnte sich ein vernünftiger Mann sonst noch wünschen wünschen? Und weißt du, was das schlimmste für mich ist?! Ganz ehrlich, Sofia, jedes mal, wenn ich ein Mädel kennenlerne bzw. mit einem zusammen bin, dann fange ich an sie mit dir zu vergleichen. Und ich stelle fest, dass niemand mit dir mithalten kann!"

Ich merke wie Sofia mich ungläubig anschaut. „Weißt du eigentlich, was du gerade gesagt hast?"

Oh nein. Warum konnte ich nicht einfach lügen? Sie muss mich für ein perverses Schwein halten. Und das nur, weil ich mir das erste mal selbst eingestanden habe, dass ich vielleicht mehr für meine Schwester empfinde, als es rechtens ist. „Es tut mir total Leid!", sage ich ihr und möchte mein Gesicht mir vor Scham wieder im Kissen vergraben.

„Das ist das Schönste, dass je einer zu mir gesagt hat!"

Ich bin mehr als überrascht. Diese Reaktion hätte ich nun wirklich nicht von ihr erwartet. Ich kann nicht anders, als ihr direkt in die Augen zu schauen; in diese sündhaft schönen himmelblauen Augen. Sie tut es mir gleich und unsere blicke treffen sich unbeirrt. Ich versuche an meine Vernunft zu appellieren, doch es hat keinen Sinn. Ihre Augen ziehen mich in ihren Bann. Unvermeidlich komme ich ihr Näher. Vernunft, wo bist du? Nichts bemerkbar. Ich spüre nur noch mein Verlangen; mein unumgängliches Verlangen nach diesen Lippen. Ihr kann es nicht viel anders gehen, denn sie nähert sich mir auf die gleiche Art und Weise. Unsere Lippen sind nur noch Millimeter von einander entfernt. Wenn es nun noch Einwände gibt, dann jetzt! Aber meine Vernunft schweigt und ich spüre nur noch Verlangen. Verlangen nach diesen Lippen; Verlangen nach diesem Gesicht; Verlangen nach diesem Körper; einfach nur absolutes Verlangen nach diesem Mädchen!

Unsere Lippen treffen sich und ein Kuss voller Begierde entbrennt zwischen uns. Ich spüre, wie sich unsere Zungen leidenschaftlicher denn je miteinander vergnügen. Sanft nehme ich ihr Gesicht in meine beiden Hände und fühle dabei ihre weichen Wangen. Es ist einfach nur göttlich, wie sich ihre weichen, vollen Lippen auf den meinen anfühlen. Alle Dämme brechen und mein Körper wird von einer riesigen Menge an Endorphinen durchschwemmt. Ich spüre die wunderbarsten Glücksgefühle wie selten in meinem Leben. Die Situation ist einfach unglaublich. Und das Unglaublichste überhaupt ist, dass wir uns, in vollem Bewusstsein wer dem anderen gegenüber sitzt, derart leidenschaftlich küssen. Ich spüre größere Erregung als bei jeder anderen denkbaren Situationen mit einer meiner Ex-Freundinnen. Ich bin einfach nur verrückt nach diesem Mädchen; total verrückt!

Doch Sofia unterbindet plötzlich unseren Kuss und drück mich mit Vehemenz zurück. „Harry, bitte hör auf!" Während sie das sagt, erhebt sie sich von meinem Bett.

Oh nein! Sie muss zur Vernunft gekommen sein. Ihr ist bestimmt klar geworden, dass dies hier nicht zwischen uns passieren darf. Ich bekomme innerlich Panik. Nach allen Bedenken habe ich meine Vernunft doch über Bord geworfen und mich von meinen scheinbar übermächtigen Gefühlen zu diesem Schritt leiten lassen. Ein Fehler! Es ist ein gewaltiger Fehler gewesen. Warum musste ich nur mir und vor allem ihr gegenüber eingestehen, dass ich etwas für sie empfinde. Ohne dieses Geständnis hätten wir vielleicht ganz normal unser geschwisterliches Leben verbringen können. Was bin ich für ein Idiot? Ich ahne, was nun folgen wird, und schaue sie mit einem panischen Ausdruck auf dem Gesicht fragend an.

Nach der kurz eingelegten Pause, spricht sie weiter: „Ich habe dir gesagt, dass ich ehrlich zu dir sein will. Deswegen möchte ich dir nun etwas sagen, das mir auf dem Herzen liegt, aber dir vielleicht nicht gefallen wird." Sie stockt ein weiteres mal. Diese weitere Ausführung von ihr beruhigt meine panische Angst nicht im geringsten. Ich habe keine Ahnung worauf sie hinaus will, aber ich befürchte das Schlimmste: Sie wollte mich gerade nur testen. Sie sagt es unseren Eltern. Sie wird allen verraten, dass ich auf meine Schwester stehe. ... Ich weiß nicht, wie viele Gedanken in diesen Bruchteilen einer Sekunde durch meinen Kopf geschossen sind. Ich habe keine Ahnung, was mich nun erwartet. Panik!

„Ich war enttäuscht von dir ..." Sie hält ein weiteres mal inne und meine Angst befindet sich auf ihrem Höhepunkt. „Ich war enttäuscht von dir, als du mit Isabelle zusammengekommen bist. Ich hätte nicht erwartet, dass du dich mit einem so oberflächlichen Mädchen einlassen würdest; jeder andere, aber nicht du! Der Trennungsgrund, meinte sie damals, wäre der, dass sie etwas besseres gefunden habe. Gehässig dachte ich mir, dass es dir recht geschehen ist, so auf die Nase zu fliegen. Dennoch habe ich seit dem nicht mehr mit ihr gesprochen. Als ich mitbekommen habe, dass Katharina hinter dir her ist, war ich ebenfalls nicht begeistert. Sie ist zwar nicht ganz so boshaft wie Isabelle, aber trotzdem habe ich dir nur widerwillig Bescheid gegeben, dass sie dich gerne auf der heutigen Party sehen würde. Und ganz ehrlich, ich war erleichtert, als du sie wegen einer Party hast sitzen lassen. Ich finde einfach, dass derartige Mädchen nicht zu dir passen. Verstehe mich nicht falsch! Was Beziehungen angeht sind diese Mädchen abscheuliche Biester, aber ansonsten verstehe ich mich eigentlich ziemlich gut mit ihnen. Dennoch wollte ich dich nicht an der Seite eines solchen Mädchens sehen, weil ich aus irgendeinem Grund, den ich mir bis heute Abend nicht erklären konnte, der Meinung war, dass du eigentlich viel zu kostbar für eine derartige Frau bist. Jetzt erst, seit dem heutigen Abend, verstehe ich warum: es muss wohl ... nun ja, wie soll ich sagen ... ich muss eifersüchtig auf meine Freundinnen gewesen sein."

Diese Darlegung von Sofia überrascht mich sichtlich. Ich habe mit allem gerechnet, aber irgendwie nicht damit. Ihre Offenheit macht mich mutiger; ihr gegenüber wie auch mir selbst. „Also meine Beziehung zu Isabelle wurde von mir beendet. Ich konnte einfach nichts mit ihrem tussigen Gehabe und überhaupt mit ihr als Person anfangen. Rückblickend betrachtet, ... nun ja ... bist ganz klar DU der Grund für die Trennung." Sofia schaut mich mit erstauntem Blick an, wobei ihre Augen gleichzeitig eine gewisse Zufriedenheit widerspiegeln, als ob man ihr ein Komplement gemacht hat. „Du stellst irgendwie .. wie soll ich sagen ... das Maß aller Dinge für mich dar. Du bist eine wunderschöne und einfach durch und durch weibliche Frau. Ich verstehe mich super mit dir, du bist einfach unkompliziert und wir teilen auch die gleichen Interessen. Insgeheim habe ich jede meiner Ex-Freundinnen mit dir verglichen. Ich wollte immer ein Mädchen kennenlernen, das so ist wie du. Und wie es ausgegangen ist, weißt du selbst: keine war mir gut genug, denn keine war ... ich meine, ist annähernd wie du."

Sofia scheint sichtlich geschmeichelt von meinem wirklich ehrlich gemeinten Geständnis zu sein: „Das hätte ich nicht erwartet, Bruderherz! Wirklich nicht! Ich hätte niemals gedacht, dass du so viel von mir hältst. Das fühlt sich wirklich gut an, obwohl ..." Sie macht eine kleine Pause und atmet durch. „Obwohl nüchtern betrachtet, ist es schon falsch, dass wir eine solche Konversation überhaupt führen. Aber trotzdem; es fühlt sich überhaupt nicht falsch an! In diesem Moment begreife ich auch, warum ich die Filmabende mit dir so gemocht habe. Es war einfach nur schön, an der Seite eines Mannes zu liegen, der mich einfach schätzt, wie ich bin."

„Ich schätze dich gerade deshalb so sehr, weil du SO bist, wie du bist, Schwesterherz!"

Diese Aussage lässt Sofia erstrahlen. Sie sieht einfach unglaublich süß mit ihrem hinreißenden Lächeln aus. Ungläubig schüttelt sie den Kopf und meint: „Was ist es nur für eine Ironie, dass wir Geschwister sind?"

Auf diese Frage weiß ich keine Antwort. Aber Worte scheinen in diesem Augenblick sowieso nicht mehr nötig zu sein. Unsere Augen tauschen Blicke aus, die viel aussagekräftiger sind als alles andere. Es baut sich eine unglaubliche Spannung zwischen uns auf, die jeden von uns in seiner Position einfach nur stagnieren lässt. Minuten lang wagt es keiner sich nur im geringsten zu bewegen oder etwas zu sagen. Sofia steht immer noch vor mir, während ich auf dem Bett sitze, und unsere Augen lassen nicht voneinander ab. Diese Spannung ist schier unerträglich, aber sie ist einfach unbeschreiblich erregend.