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Alle Kommentare zu 'Zuletzt ein geliebtes Haustier'

von EmaSen

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  • 3 Kommentare
AnonymousAnonymvor etwa 4 Jahren

Hat mir sehr gefallen. Vielleicht kannst du die einzelnen Rückblicke ja jeweils zu einer Geschichte ausbauen?

Auden JamesAuden Jamesvor mehr als 2 Jahren
Eine BDSM-Liebe

Der vorliegende Text ist für das dt. LIT höchst ungewöhnlich, sowohl bezüglich seines Inhalts als auch seiner Form; der Bewertung nach zu urteilen (Stand derzeit: 3,15) wohl sogar allzu ungewöhnlich, so daß die hiesigen Leser sich offensichtlich durch ihn überfordert fanden, was gerne mit möglichst niedrigen Bewertungen gedankt wird (s. ähnliche Reaktionen in vergleichbaren Fällen auf anderen Portalen mit „user reviews“, wie z. B. IMDb). Der Text erinnert mich – vor allem von der Prämisse her – ein bißchen an PassionStJohns „Obedience in All“ im englischen LIT, das von nicht gerade wenigen als BDSM-Meisterwerk gepriesen wird. Ein Meisterwerk, freilich, ist der vorliegende Text nun allerdings nicht; dafür ist er vor allem stilistisch – einmal mehr – zu mangelhaft (dazu mehr in der Detailkritik unten), weshalb auch ein Großteil seiner potentiellen Wirkung einfach verpufft.

Was den Text inhaltlich trotzdem so ungewöhnlich macht, das ist zum einen seine vordergründige Handlung, die mit der Euthanasie (!) eines geliebten Menschen ein absolutes Tabu im deutschsprachigen Raum anrührt, und zum anderen die ins Extreme gesteigerten Fetischanteile in den Rückblenden der hintergründigen Handlung, in welcher der geliebte Mensch über Jahre (!) buchstäblich zum Haus- und Hofhund abgerichtet wird, inkl. Zwinger, Leine, Gassi gehen etc. Und auch formal ist der Text ungewöhnlich, da die Rückblenden in einen gesprochenen Monolog desjenigen eingebettet sind, der den geliebten Menschen euthanasiert und währenddessen an seiner Seite harrt, nur gelegentlich unterbrochen von Erzählerrede.

Das ist starker Tobak, ohne Frage!

Umso erstaunlicher, daß der Text keine größere Resonanz erfuhr und bislang lediglich ein einziger anderer Kommentar zu ihm abgegeben wurde. Ich vermute, daß die Stilistik des Textes die allermeisten Leser abgeschreckt haben dürfte, noch ehe sie überhaupt begreifen konnten, was eigentlich in diesem Text steckt! Und leider ist das nur allzu verständlich, denn der vorliegende Text ist nun wahrlich kein Prosaglanzstück!

Aus diesem Grund folgt abschließend eine Detailkritik, die beispielhaft ein paar der gröbsten Mängel beleuchtet:

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DETAILKRITIK

a) „Ein tiefes aber ungewöhnlich überhäuftes Atmen tönt in das Zimmer zu einem Ort ihrer Rechten, wie ein Apnoetaucher, der hyperventiliert, um in tiefes Wasser vorzudringen.“

Als erstes fällt sogleich das fehlende Komma vor „aber“ auf, sodann der sonderbare Ausdruck „überhäuftes Atmen“. Was soll das sein? Inwiefern kann Atmen an-, ge- oder überhäuft werden? Und wieso „tönt“ dieses „in das Zimmer zu einem Ort ihrer Rechten“, bewegt sich also durch das Zimmer hin zu einem unbestimmten Ort auf ihrer rechten Seite? Und wieso fokalisiert der Erzähler das Geschehen hier überhaupt durch die Figur der Sterbenden? Die eigentliche Hauptfigur, wie sich nur wenige Sätze später herausstellt, ist doch schließlich ihr, wie es im Text heißt, „Herrchen“, der Mann, der auf einem Plastikstuhl neben ihr sitzt und sie gerade todgespritzt hat. Angesichts dessen wirkt diese Fokalisierung fehlerhaft und kommt einem Perspektivfehler gleich. Und überhaupt ist der ganze Satz furchtbar holprig und ungelenk geschrieben, denn auch der abschließende Vergleich paßt nicht wirklich hinein, da hier das akustische Wandern des Atemgeräuschs durch den Raum mit einem Apnoetaucher verglichen wird, wobei es doch aber eigentlich um das Geräusch als solches geht und nicht um dessen akustische Wanderung durch den Raum, der Vergleich also schlechterdings nicht funktioniert. Zu den stilistischen Mängeln kommt also auch noch ein Mangel an Sinn!

Der Satz steht beispielhaft für unzählige andere im vorliegenden Text.

b) „Ihre Augen stehen weit aufgerissen still und empfänglich im Gesicht ihres Herrchens […]“

Was soll das bedeuten, daß Augen still und empfänglich im Gesicht eines anderen stehen? Ergibt das überhaupt irgendeinen Sinn? Außerdem beschleicht mich das Gefühl, daß auch diesem Satz ein paar Kommata abhanden gekommen sein könnten.

c) „[...] in diesem Raum der in allem nur Verlust und animalisches Unverständnis angesichts des Verlassenwerdens leckt, glänzen seine Augen […].“

Auch hier fällt sogleich das fehlende Komma vor „der“ auf, welches den folgenden Relativsatz abgrenzen müßte, und „leckt“? Was soll das bitteschön bedeuten? Ergibt das irgendeinen Sinn? Etwa „leckt“ wie in „durch ein Leck Flüssigkeit verlieren“? Oder wie „leckt“ in „mit der Zunge lecken“? Oder gar wie im mittelhochdeutschen „lecken“ als „mit den Füßen ausschlagen“? Alles haarsträubend, wie ich finde, weshalb es sich also letztlich um einen offenbar sinnlosen Satzteil handelt.

d) „Die Medikamente halten alles an ihr fest […].“

Und was soll das nun wieder bedeuten? Ohne die Medikamente würde sie auseinanderfallen? Wie das? Und wenn nicht das, was dann? Einmal mehr also ein offenbar sinnloser Satzteil.

e) „‚[A]uf Nero hattest du gar kein ungewöhnliches Fancy geworfen, hattest du nicht?‘“

Was soll das wiederholte „hattest du nicht“ am Ende? Das wirkt als Amerikanismus („hadn’t you?“), der an dieser Stelle und in diesem Text keinerlei sinnvolle Funktion erfüllt, so aufgesetzt wie irritierend. Desgleichen das „Fancy“ davor, das zwar vielleicht als Substantivierung vom englischen Verb „to fancy“ abgeleitet worden sein mag, aber ebenfalls keine sinnvolle Funktion erfüllt, sondern nur aufgesetzt und irritierend wirkt (zumal das Standardgenus für eingedeutschte Begriffe aus dem Englischen nicht das Neutrum, sondern das Maskulinum ist). Wieso der Autor hier buchstäblich Denglisch zu schreiben meint, ergibt also keinerlei erkennbaren Sinn!

f) „‚Meine Tochter bekam ihren ersten Orgasmus auf deine [sic] Zunge.‘“

Es müßte natürlich „deiner“ heißen. Nur eine Marginalie, aber wenn sich, wie im vorliegenden Text, genügend davon anfinden, so sind sie letztlich gar nicht mehr so marginal in ihrer Wirkung!

g) „So ist darin lediglich diese Offenheit, die er ihr angezogen [sic] hat […].“

Vermutlich sollte es wohl eher „anerzogen“ heißen. Nur ein weiteres Beispiel für die vielen verfehlten und schiefen Formulierungen im vorliegenden Text!

h) „‚[…] wo sich die Kanten unserer Lippen treffen […]‘“

In einem anderen Text des Autors wies die weibliche Hauptfigur balkonartige Brüste auf (s. „Ins Kreuz“), in diesem nun also kantige Lippen: äußerst merkwürdige Anatomien, welche die Figuren in den Texten des Autors vorzuweisen haben!

i) „Dann bleiben ihre starren Augen stehen.“

Abgesehen von der Frage, wie sinnhaft die Rede von stehenbleibenden Augen ist, standen diese laut Erzähler nicht schon von Anfang an still, s. o. b)? Am Ende scheint der Autor zu allem Überfluß also auch noch den Überblick über seinen eigenen Text verloren zu haben; dabei ist dieser längst nicht umfangreich genug, um einen solchen Überblicksverlust zu rechtfertigen.

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Fazit: Eine inhaltlich wie formal höchst ungewöhnliche Geschichte, insbesondere im dt. LIT, deren mangelhafte Stilistik jedoch auch dem geneigten Leser alsbald jeden Lesegenuß verleidet. Nur den aufgeschlossensten Lesern, die sich trotzdem durchbeißen wollen, zu empfehlen!

–AJ

AnonymousAnonymvor mehr als 2 Jahren

Keine Sorge - wenn Auden James (Ours Polaire, LitRanicki usw) einen Text verreisst, heisst das fast immer, dass es ein guter Text war. Lob also an Dich!

Das Geblubber von Auden James ist genau das: Geblubber!

Anonymous
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Anonym
userEmaSen@EmaSen
Ich freue mich immer über Kommentare! Man spricht hier so wenig… [Profile Image courtesy to Saidmann, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=84763498]
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