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Die Schönen Jahre: Episode 02

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Yvonne murmelte etwas, aber spätestens als Stella sie mit ihrer linken Hand an den Haaren nach oben gegen ihre Pussy zog, gab sie den Versuch auf, sich verständlich zu machen. Stellas Orgasmus stand unmittelbar bevor und sie beschloss, Yvonne akustisch darauf aufmerksam zu machen.

„Ja, Yvonne, ja, ja, ja, ich komme...jetzt... jetzt... ja... jetzt... oh ja, ja... jaaaah.... jaaaah.... jeeeeeeeetzt..."

Stella überflutete Yvonnes Gesicht mit ihrem Pussysaft und stieß einen Freudenseufzer aus.

„Oh ja, oh ja, das war stark, richtig stark."

Zwar war sie selber gekommen, dennoch ließ sie nicht von Yvonne ab und fickte sie noch einige Sekunden weiter. Als es dann auch aus der blonden Sängerin heraus brach, hatte diese immer noch nicht die Möglichkeit laut zu werden, zu fest presste Stella nach wie vor ihre Schamlippen auf Yvonnes Gesicht.

Stella zog ihre Finger aus Yvonnes erhitztem und zuckendem Körper und beobachtete sie, wie sie sich ihrem Orgasmus hingab. Als er ein wenig abgeklungen war und sie sich eine zeitlang abgekühlt hatte, legte Stella sich neben Yvonne und sofort kuschelte sich die Sängerin eng an ihre Gastgeberin.

„Und?" fragte Stella, während sie über Yvonnes Haare fuhr und deutete mit ihrem Kopf nach oben.

„Die Decke ist wirklich wunderschön", antwortete Yvonne und ließ ihren Blick erstmals durch den Raum wandern.

Auf der rechten Seite der breiten Wand, dem Bett gegenüber, hing ein Poster der amerikanischen Rocksängerin Melissa Etherigde. Ganz links hing ein Bild, das die australische Schauspielerin Portia de Rossi zeigte, zwischen den beiden hing eine Flagge mit vielen verschiedenfarbigen horizontalen Streifen. Yvonne wollte ihre Augen gerade Richtung Fenster bewegen, da machte es „Klick" bei ihr und sie schlug sich mit der Hand vor die Stirn.

„Du bist lesbisch." Sie schaute Stella an.

„Öh, naja, ist das nicht offensichtlich. Ich meine, wir haben hier gerade... wie würdest Du das den nennen?"

„Oh mein Gott, natürlich bist Du lesbisch. Manchmal habe ich echt so Aussetzer." Yvonne schüttelte den Kopf.

„Naja, ich bin ja nicht lesbisch – wie Du weißt – obwohl ich hier gerade eine Menge Spaß hatte. Und bisher hatte ich immer wie selbstverständlich gedacht, dass alle Mädchen mit denen ich geschlafen habe, auch eher nur ab und zu mal was mit einem anderen Mädchen haben. Aber jetzt, in diesem Augenblick wird mir klar, dass das gar nicht so selbstverständlich ist und gerade frage ich mich, wie viele der anderen Mädchen wohl auch hundertprozentig lesbisch sind."

„Wahrscheinlich viel mehr, als zu denkst", antwortete Stella und grinste. „Aber ich weiß, was Du meinst. Mit wie vielen Mädchen warst Du denn so zusammen? Auch berühmte?"

Yvonne musste lachen. „Vielleicht."

***

Marc Jensen schlug die Tür seines schwarzen Ford Corsa hinter sich zu und schloss sie ab. Zuallererst ging er zu den beiden Autos, die allem Anschein nach vom Unfall betroffen waren. Der Wagen, der seinem Kumpel Snake gehörte, hatte die Stoßstange verloren, die Motorhaube war verzogen und das Plastik aller Frontlichter war gesprungen.

Das andere beteiligte Auto war ein Benz, dessen Tür auf der Fahrerseite ziemlich verbeult war. Außerdem war der Lack abgesplittert und das Glas der Tür hatte einen großen Sprung.

„Das sieht verdammt teuer aus, aber nicht unbedingt so, als sollte ein Mensch zu Schaden gekommen sein", sprach Marc mit sich selbst und tatsächlich konnte er auch keinen Notarztwagen sehen. Er blickte sich weiter um und ging zu Snake herüber, der unweit entfernt auf der Bordsteinkante saß.

Er hockte mit beiden Ellbogen auf den Knien da und rieb sich mit den Händen durchs Gesicht. Als er Marc kommen sah, nickte er ihm dankbar zu.

„Schön, dass Du hergefahren bist. Tut mir Leid, Dich mitten in der Nacht anzurufen."

„Ja, ist schon gut. Wie sieht's denn aus bisher?"

Snake verzog das Gesicht und zuckte mit den Achseln, dann deutete er auf eine junge Frau, die sich ein paar Meter weiter lautstark mit einem der Polizisten unterhielt. Dann winkte sie wütend ab, ging zu ihrem Auto und nahm auf dem Beifahrersitz Platz.

„Madame hatte die Bullen gerufen, bevor sie aus dem Wagen gestiegen ist. Mittlerweile ist alles soweit geregelt, die nehmen mich gleich noch mit zur Polizeistation, um mir Blut abzunehmen. Wär' cool, wenn Du mich von da aus nach Hause fährst. Scheiße, ich will nur noch weg hier."

„Warst Du schon mal bei ihr? Hast gefragt, wie es ihr geht?"

Snake schüttelt mit dem Kopf und Spucke auf den Boden.

„Na, dann werde ich mal mein Glück versuchen."

Marc ging langsam und bedächtig zum Mercedes hinüber. Die Polizisten hatten gesehen, dass er sich mit Snake unterhalten hatte und sahen ihm jetzt hinterher, als er sie passierte. Die junge Frau, die auf dem Beifahrersitz wartete, war nicht irgendwer, es war Franziska van Almsick, die dort saß, ihre Beine baumelten aus der offenen Tür und ihr Kopf lehnte gegen die Stütze.

Sie sah auf die Uhr, dann verzog sie ihr Gesicht und drehte den CD Player leiser. Aus ihren Augenwinkel heraus erkannte sie, dass ein Junge auf sie zuging. Ein Junge, der gerade mit dem Spinner gesprochen hatte, der ihr in die Seite geknallt war und ihren gesamten Tagesplan durcheinander gebracht hatte. Als er sie erreicht hatte, blickte sie auf, so dass er sehen konnte, mit wem er sprach. Marc schaute ihr ins Gesicht und erkannte sie augenblicklich.

„Ach Du Scheiße", sagte er.

„Na Du mich auch", antwortete sie trocken.

„Franziska van Almsick."

„So ein Zufall, genauso heiße ich auch." Ihre Stimme triefte vor Abneigung.

Marc schluckte und versuchte, ruhig zu bleiben.

„Ich gehöre zu dem jungen Mann da drüben."

„Dein Stecher, he?"

Marc rollte mit den Augen und verzog das Gesicht. Franziska hatte ihn richtig verstanden und ihre Bemerkung nicht ernst gemeint. Es war aber mehr als offensichtlich, dass sie keineswegs auf einen versöhnlichen Vormittag aus zu sein schien.

„Wie geht's Dir denn?"

„Ich hatte gerade einen Autounfall... und Du?"

„Ich lag' grad mit einer süßen Blondine im Bett, als ich angerufen wurde. Mich hat es also deutlich schlechter getroffen als Dich."

„Na, dann geh' rüber, tritt' Deinem Freund in den Arsch und fahr' wieder zu Deiner Freundin nach Hause."

„Erstens ist sie nicht meine Freundin, sondern eher so was wie eine flüchtige Bekannte, die bestimmt besseres zu tun hat, als auf mich zu warten. Und zweitens scheint es Dir ja ziemlich gut zu gehen, so wie Du hier redest. Können wir das schon mal festhalten? Dein Kopf funktioniert noch einwandfrei?" Er schaute sie deutlich von oben bis unten an. „Dein Körper könnte auch in keinem perfekteren Zustand sein und den Wagen zahlt wohl die Versicherung. Also, alles in Ordnung, oder nicht?"

„Alles in Ordnung? Ich erzähl' Dir gleich mal, was alles in Ordnung ist, mein Freund. Und Deine plumpen Anmachversuche kannst Du Dir auch sparen. Mein ganzer Tag ist im Arsch und dass mir nichts zugestoßen ist, ist wohl das größte Glück für Deinen kleinen Freund, so besoffen, wie der ist."

Marc schüttelte den Kopf und steckte seine Hände in die Hosentaschen.

„Du gehst mir auf den Sack. Dir ist überhaupt nichts passiert und Du flennst hier rum, wie ein kleines Mädchen."

„Hallo? Hast Du sie noch alle? Du tickst wohl nicht richtig. Ich fahr' auch jeden Fall gleich ins Krankenhaus und lass' mich durchchecken. Wär' ja noch schöner."

„Ja, mach' was Du meinst, Mädchen, aber stell' Dich nicht so an. Hast Du im Moment irgendwelche Schmerzen? Dann tu' auch nicht so."

„Deine Anwesenheit bereitet mir Schmerzen." Sie sprach mit süffisanter Stimme und grinste Marc herausfordernd an.

„Keine Angst, ich geh' jetzt wieder. Ich hoffe, sie finden nichts bei Dir im Krankenhaus, war schön, Dich mal kennen gelernt zu haben. Mach's gut."

Franziska rieb sich mit den Fingern ihrer rechten Hand über die Stirn und schürzte die Lippen, während sie Marc nachblickte. Sie stand auf und lehnte sich nach vorne auf die Tür ab.

„Warte."

Marc blieb stehen und drehte sich um.

„Du schuldest mir ein Abendessen."

„Ich tue bitte was?"

Franziska hob ihren Arm und streckte Marc das Handgelenk entgegen, an dem sie ihre Uhr trug.

„Wegen Deinem bescheuerten Freund habe ich mein Galadinner verpasst. Der fährt doch jetzt nach Hause und schläft seinen Rausch aus, während ich vom Krankenhaus nach Hause komme und immer noch nichts gegessen habe. Also, Du schuldest mir ein Essen."

Marc sah sich rechts und links über die eigene Schulter, dann legte er seine Hand auf seine Brust.

„Entschuldigung, redest Du mit mir?"

„Jetzt stellst Du Dich aber an, gerade noch fandest Du meinen Körper perfekt. Aber ist schon okay, bleib' bei Deiner Blondine, ich werde schon nicht verhungern."

„Du bist ein sehr krankes und kaputtes Mädchen."

Sie lächelte. „Normalerweise brauchen die Menschen viel länger, um das herauszufinden. Also, wie sieht's aus?"

Marc nickte. „Wenn Du mir sagst, wo Du wohnst, steh' ich um 18 Uhr vor Deiner Tür."

„So höre ich das gerne."

***

Kenneth Lange konnte an diesem Tag in aller Ruhe ausschlafen. Er war noch bis vier Uhr morgens auf der Party von Jeanette Biedermann geblieben, dann hatte er sich ein Taxi gerufen und war alleine nach Hause gefahren.

Nun war es kurz nach 13 Uhr, er hatte geduscht und gefrühstückt und saß vor seinem Computer, um sich die neuesten Informationen aus aller Welt zu besorgen. Anschließend warf er einen flüchtigen Blick auf sein Handy und sah, dass Jeanette bereits versucht hatte ihn anzurufen – um 10 Uhr 32.

Er suchte nach ihrer Nummer und rief sie an, es klingelte zweimal, dann meldete sie sich gut gelaunt.

"Hey Kenneth, endlich ausgeschlafen?"

„Guten Morgen, noch nicht so richtig um ehrlich zu sein. Was ist mit Dir? Warst Du überhaupt im Bett? Du hattest ja schon um halb elf angerufen."

Jeanette lachte. „Ja, war ich. Ich lag' um fünf im Bett und bin um zehn aufgestanden, wie sich das gehört."

„Uhm, das könnte mir, glaube ich, nicht passieren." Kenneth tat so, als müsste er für einen Augenblick überlegen. „Ne, wirklich nicht. Naja, warum hattest Du denn angerufen?"

„Ich wollte fragen, ob die Möglichkeit besteht, dass wir uns heute sehen."

„Heute ist... Moment, lass' mich mal kurz nachdenken... heute ist Sonntag. Heute ist schlecht und morgen auch. Ich flieg' gleich nach Madrid und komme erst morgen Nachmittag wieder."

Jeanette zögerte eine Sekunde. „Du fliegst nach Madrid? Äh, warum?... Wenn man fragen darf?"

„Darfst Du, ist kein Problem. Real spielt heute Abend gegen den FC Barcelona. Weil die erst um 22 Uhr spielen, bleibe ich bis morgen."

Jeanette verzog das Gesicht. „Du redest von Fußball, oder?" Ihre Stimme klang enttäuscht. „Es ist nur so, dass ich die ganze nächste Woche von Montag bis Freitag im Aufnahmestudio stehen werde, das dauert meist den ganzen Tag..."

„Ich könnte Dich ja mal im Studio besuchen kommen, das heißt, nur, wenn Dir das Recht ist und allen anderen, Dein Manager und wem auch immer."

„Auhja, das wär' schön. Da gibt es einen Aufenthaltsraum und alles, das ist kein Problem, da kannst Du ruhig mal so vorbeikommen. Dienstag dann? Frühestens?"

„Ja, wie gesagt, ich komme erst morgen Nachmittag nach Hause – wenn die Maschine pünktlich ist. Danach, glaube ich nicht, dass ich noch komme. Am Dienstag werde ich dann so im Verlaufe des Tages mal vorbeisehen. Einverstanden?"

„Prima. Die Adresse schicke ich Dir dann per SMS. Hab' einen guten Flug."

„Danke, bis Dienstag."

„Tschüß."

***

„Wann geht Dein Flug genau?"

„16 Uhr 15."

„Na, dann haben wir ja noch was Zeit."

Marc schloss den Kofferraum, die beiden stiegen ins Auto und Marc fuhr los. Kenneth beobachtete, wie auf der gegenüberliegenden Straßenseite ebenfalls ein Auto startete, mitten auf der Fahrbahn drehte und Anstalten machte, den beiden hinterherzufahren.

„Der Typ da im Wagen hinter uns...", sagte er zu Marc, der daraufhin einen Blick in den Rückspiegel warf.

„Ja?"

„Seit drei Tagen folgt der mir, wenn ich mal meine Wohnung verlasse und er stellt sich dabei so offensichtlich an, dass ich nicht weiß, ob er vielleicht sogar von mir gesehen werden will, oder nicht?"

„Der verfolgt Dich? Warum?"

Kenneth zuckte mit den Schultern. „Was weiß ich? Keine Ahnung. Im Grunde kann das ja nur mit meinem Vater zusammenhängen..."

„Scheiße, Dein Vater ist auch jemand, den man nicht unbedingt kennen muss... aber angesprochen oder irgendwie so hat der Typ Dich noch nicht?"

„Nein, er folgt mir nur immer, scheint Protokoll zu führen, wann ich wo bin... ich habe keine Ahnung, was das soll. Was soll's, werde ich meinem Vater halt mal in naher Zukunft einen Besuch abstatten." Er wechselte das Thema. „Wie lief es denn gestern mit Yvonne?"

Marc nickte zufrieden stellend. „Genau so, wie ich mir das mit ihr vorgestellt hatte. Und als ich heute Morgen Snake nach Hause gefahren habe, lief es für meine Schwester genauso, wie sie es sich mit Yvonne vorgestellt hatte."

Kenneth musste lachen. Er schüttelte den Kopf und sah aus dem Fenster.

„Deine Schwester ist ein Früchtchen... und Yvonne anscheinend auch."

„Stella versucht auch jede Gelegenheit wahrzunehmen, sie ist genau wie Du und ich, nur als Mädchen eben." Er dachte noch einmal über seine eigenen Worte nach und schüttelte dann ebenfalls den Kopf. „Sie ist genau wie wir. Was war mit Jeanette? Musstest Du allein nach Hause oder hast Du Begleitschutz bekommen?"

„Nein, ich musste alleine nach Hause."

„Oh, das tut mir aber Leid."

„Dafür hat sie heute Morgen schon bei mir angerufen und wollte wissen, wann wir uns wieder sehen."

„Die steht auf Dich, he?"

Kenneth nickte bedächtig. „Glaub' ich auch."

„Aber Du nicht auf sie?"

Er zuckte mit den Schultern. „Also meine Traumfrau ist sie mit Sicherheit nicht."

„Stimmt, das ist ja die Blondine von „Buffy", nicht wahr?"

Kenneth schüttelte ungläubig den Kopf und musste lachen. „Dieter Nuhr hat mal gesagt: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten."

„Aber das ist doch Deine Lieblingsserie?"

Kenneth rollte mit den Augen. „Ja, „Buffy" ist meine Lieblingsserie. Aber das heißt doch nicht automatisch, dass die Hauptdarstellerin der Serie meine Traumfrau ist. Mein Gott."

„Ist ja gut, ist ja gut."

Mittlerweile hatten sie den Flughafen Tegel erreicht und Marc machte sich auf die Suche nach einer Haltemöglichkeit. Er warf noch mal einen flüchtigen Blick in den Rückspiegel.

„Yo, der Typ ist uns bis hierher gefolgt. Was meinst Du, fliegt der Dir hinterher oder guckt der nur, wo Du hinfliegst?"

„Keine Ahnung, ich werde es schon sehen." Marc hatte eine Stelle nahe einem Eingang gefunden und den Wagen zum Stillstand gebracht. Kenneth verabschiedete sich.

„Danke fürs Fahren. Morgen so um halb sechs, wenn sich der Rückflug verspätet, ruf' ich Dich an."

„Alles klar, guten Flug und auf das Du ein gutes Spiel siehst."

***

Der Flug zum Aeropuerto de Madrid – Barajas verlief ohne Zwischenfälle. Der Mann, der Kenneth und Marc gefolgt war, fand zwar nach längerer Suche einen Parkplatz, konnte Kenneth dann aber nirgendwo mehr sehen und hatte keine Ahnung, wohin er fliegen würde. Zu viele Maschinen starteten, als dass er hätte sagen können, in welcher von ihnen Kenneth saß.

Da Kenneth nur eine Übernachtung eingeplant hatte, hatte war er auch nur mit einer kleinen Tasche Handgepäck unterwegs. Die stand nun auf dem Sitz neben ihm, als er im Taxi platz nahm, das ihn zu seinem Hotel bringen sollte.

„Wohin?" brummte der alte Mann hinterm Steuer und obwohl sein geschultes Auge auf den ersten Blick sah, dass Kenneth Ausländer war, versuchte er gar nicht erst, in einer anderen Sprache als Spanisch zu reden.

„Petit Palace Embassy Serrano, bitte."

Augenblicklich drehte der Fahrer sich herum und starrte Kenneth an. Dieser guckte freundlich und selbstbewusst zurück und dem Fahrer wurde klar, dass es sein Fahrgast ernst meinte. Er warf noch kurz einen Blick auf Kenneth legere Kleidung, dann pfiff er kurz durch seine Zähne und fuhr los.

Nach zwanzigminütiger Fahrt erreichten sie das Hotel. Es war durchschnittlich besucht, da es Ende März war und keine besonderen Veranstaltungen stattfanden, war nur die übliche Anzahl von Geschäftsleuten in der Stadt, die man hier immer antreffen würde. Kenneth bezog sein Zimmer und begutachtete den Raum in aller Ausführlichkeit. Er schaute auf seine Uhr und stellte fest, dass er noch massig Zeit übrig hatte, bis er sich auf den Weg machen musste. Im der Minibar fand er eine Flasche Estrella und setzte sich mit der Fernbedingung in der Hand auf die Couch.

***

„Madrid? Was macht der in Madrid?" Yvonne Catterfeld sah ihre Gegenüber erstaunt an.

Jeanette zuckte mit den Schultern. „Da ist wohl irgendein Fußballspiel. Keine Ahnung."

„Der muss aber doch Kohle haben, oder? Ich mein, als einfacher BWL – Student könnte er sich das wohl kaum leisten. Flug. Hotel. Eintrittskarte."

„Sieht wohl so aus." Sie nippte an einem Glas Orangensaft. „Wie lief es denn bei Dir und Marc gestern?"

„Bei Marc und mir lief es sehr gut gestern Nacht. Und heute Morgen lief es sehr gut mit Marcs kleiner Schwester." Yvonne grinste über beide Ohren, während Jeanette sich fast an ihrem Orangensaft verschluckte. „Marc war viel besser als ich gedacht hatte. Wir hatten sogar Analsex."

„In der ersten Nacht mit einem wildfremden Jungen lässt Du Dich von ihm direkt... da rein ficken? Du bist echt vollkommen überdreht. Und das mit seiner kleinen Schwester war ja wohl nur ein Scherz um mich zu verarschen."

Yvonne schüttelte vehement mit dem Kopf. „Lange, rote Haare, Sommersprossen, schöne C-Körbchen, vollkommen kahl rasiert und eine Lesbe aus vollem Herzen." Sie legte ihren Zeigefinger an die Unterlippe. „Warum bin ich da eigentlich so schnell wieder weg? Oh, war das schön. Und von Marc hab' ich mich nur hinten rein vögeln lassen, weil ich mir nicht mehr sicher war, ob ich gestern Morgen meine Pille genommen hatte. Sicher ist sicher."

„Du bist ein Früchtchen?" Jeanette saß nur da und schüttelte fassungslos mit dem Kopf.

„Jaja, das bin ich wohl. Und wie geht es jetzt mit Dir und Kenneth weiter?"

„Er besucht mich Dienstag – im Studio. Und dann... mal schauen. Ich komm' nicht so richtig an ihn ran. Gut, wir haben uns erst zweimal gesehen, aber normalerweise sind Männer in meiner Umgebung immer ganz anders. Ich weiß es nicht."

***

Es war kurz nach 18 Uhr, als Marc endlich einen Parkplatz in der Nähe von Franziska van Almsicks Loft gefunden hatte. Er hatte lange überlegt, ob er sich etwas feiner als gewöhnlich anziehen sollte, da er nicht genau wusste, was Franziska vorhatte. Marc entschied sich dann schließlich für eine Art Mittelding. Nicht zu leger, aber auch nicht zu spießerhaft. Mit einem Strauß Blumen in der Hand stand er vor ihrer Tür und klingelte.

Nach ein paar Sekunden öffnete sich die Tür und die Hausherrin bat ihn hinein. Franziska trug eine Jeans und ein weißes T- Shirt, ihre dunklen, gewellten Haare trug sie in Form eines Pferdeschwanzes. Marc reichte ihr den Strauß und sie lächelte freundlich.

„Blumen. Damit hätte ich aber nicht gerechnet. Vielen Dank."

Sie nahm Marcs Hand und zog ihn hinter sich in ihre Wohnung, bis sie ihre Küche erreicht hatten. Dort ließ sie ihn los und holte eine Vase aus einem der Schränke. Marc sah sich um, während sie Wasser in das Gefäß fließen ließ.

„Schick' hast Du's hier."

„Danke sehr."

Marcs Blick fiel auf einen leeren Pizzakarton, der noch relativ jung aussah. Er zeigte mit seinem Finger auf die Pappe.

„Ich dachte, wir gehen essen..."

Franziska drehte sich herum und folgte seinem Fingerzeig mit ihrem Blick, dann sah sie wieder zurück zu ihm und schaute erstaunt aus.

„Du hast doch nicht wirklich geglaubt, wir würden essen gehen?"

„Eigentlich schon."

Sie schüttelte ihren Kopf und lachte.

„Ich dachte, ich hatte mich klar ausgedrückt – zwischen den Zeilen. Ich will jetzt ganz bestimmt nichts essen."