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§1300 Und Was Danach Geschah

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Sex mit der Frau Staatsanwältin.
8.8k Wörter
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§1300 und was danach geschah

Anwältin, noch dazu Staatsanwältin, nicht mehr wirklich jung (das genaue Alter verrate ich nicht), mehr als eine graue Strähne, die die Eitelkeit beleidigt, noch dazu ziemlich auffallend in meinem ansonsten tiefschwarzen Haar, die aber der Stolz (eine andere Form der Eitelkeit) verbietet zu färben; gleiches geltend für die Falten im Gesicht, die ich mich weigere zuzuspachteln wie viele meiner Altersgenossinnen, besonders die, die wieder auf Männerfang sind; eine Figur, die man früher als vollschlank bezeichnet hätte, als das noch politisch korrekt war - also: wer will so eine Frau noch haben?

Mein Mann wollte nicht mehr, der erfolgreiche Herr Fachanwalt für Wirtschafts- und Steuerrecht mit eigener Kanzlei, der hat sich eine junge Referendarin geangelt, halb so alt wie er. Bei der hat sein Schwanz jetzt ein unbegrenztes Ein- und Ausreisevisum. Ich selbst hatte ihn nie betrogen, kein einziges Mal in all den Jahren, schön blöd von mir, rückblickend gesehen. Aspiranten hatte es schon gegeben, und keine schlechten -- früher, als ich noch richtig knackig war. Immerhin war die Scheidung einigermaßen glimpflich verlaufen. Er kannte mich gut genug, um zu wissen, dass er mich auch in einem jahrelangen Rechtstreit nicht kleinkriegen könnte, und dass es vorteilhafter für ihn war, eine schnelle, einvernehmliche Einigung zu erzielen, auch wenn dafür auch er Kompromisse machen musste, die er eigentlich nicht machen wollte.

Also wieder solo. Die Partnerbörsen im Internet? Ich hab sie ausprobiert, die für Akademiker, die für die gehobenen Kreise, die für die Normalos, sogar auf Tinder hab ich einen Ausflug gemacht. Die Männer, mit denen frau hätte Spaß haben können, die haben einen weiten Bogen um mich gemacht, stattdessen bin ich überflutet worden mit Antworten von Rentnern, die in einer Jahrzehnte jüngeren Frau offenbar eine bequeme Form der Zusatz-Pflegeversicherung gesehen haben. Zumindest auf Tinder war ich vor den Typen sicher -- aber stattdessen war da dann komplette Funkstille, zumindest für mich.

Das Leben ist ungerecht, ich weiß es schon von Berufs wegen. Da hilft kein Anti-Diskrimininierungsgesetz, das verschafft einer Frau über 40 auch keinen einklagbaren Rechtstitel darauf, weiterhin angegraben zu werden.

Und jetzt Rafael. Rafael Sommer, so hat er sich vorgestellt. Den hab ich auf ganz altmodische Weise kennen gelernt. Ich war im Theater -- ich gehe sonst nie ins Theater, auch wenn Sabine ständig meint, ich müsste, und wenn sie nicht beim Joggen mit dem Fuß umgeknickt wäre und mir ihre Karte nicht fast gewaltsam aufgedrängt hätte („ich kann doch nicht mit einem bandagierten Knöchel ins Theater humpeln, das geht doch nicht!" -- die eitle Sabine!), wäre ich auch jetzt nicht gegangen. Ich hätte mir zwar dieses Handke-Stück erspart -- grauenvoll! -- aber dann wäre er auch nicht zufällig neben mir gesessen. Zufällig --aber mal ehrlich: Wer rechnet schon damit, im Theater einen Theaterwissenschaftler zu treffen...? Naja, jedenfalls hat er mich angemacht, und das im doppelten Sinn des Wortes. Und jetzt sitzen wir hier nebeneinander in einer Bar im Theaterviertel.

Dabei ist er mit Sicherheit mehr als nur ein paar Jahre jünger als ich -- er wird um die 30 sein, schätze ich, alle Umsitzenden machen sich wahrscheinlich so ihre Gedanken, warum der sich mit mir abgibt. Wäre der Altersunterschied anders herum, würde keiner auch nur einen Gedanken daran verschwenden, das wär normal. Aber wen schert's, was die denken, Hauptsache, ich habe meinen Spaß! Bis jetzt hab ich ihn. Mal sehen, wieviel noch kommt...

Worauf es ankommt, ist doch, dass er sich mit mir abgibt.

Dabei fing der Abend gar nicht gut an. Ich hatte keine Lust, hinzugehen, Theater interessiert mich nun mal nicht, da bin ich ganz anders als Sabine, in dieser Hinsicht hab ich sie nie verstanden. Mein Abendkleid ist schon ein paar Jahre alt und ich hatte Angst, ich könnte damit auffallen, so, nicht mehr nach der allerneuesten Mode gekleidet. Ich hätte am liebsten gekniffen, aber ich wusste, Sabine würde mich in den nächsten Tagen über alles ausfragen, und wenn sie dann gemerkt hätte, dass ich sie angeschwindelt und in Wirklichkeit ihre Karte hatte verfallen lassen, wäre sie ganz schön sauer gewesen. So viele gute, alte Freundinnen hab ich nicht mehr, da sollte ich's mir mit keiner verscherzen.

Außerdem war es eine fürchterliche Hetzerei. Ich musste viel früher als sonst aus dem Büro verschwinden, dann im Freitagabend-Berufsverkehr stadtauswärts, mich umziehen, wieder im Freitagabend-Shoppingverkehr in die Innenstadt zum Theater... Hätte Sabine die Karte nicht für Samstagabend kaufen können? Und dann auch noch dieses grässliche Stück! Vor der Pause war es am schlimmsten, ich wäre fast eingeschlafen, wenn die Schauspieler nicht so laut rumgeschrien hätten. Ob Sabine gewusst hatte, für was sie sich da eine Karte gekauft hatte? Manchmal ist sie etwas wahllos. Aber dann hat Rafael mich angesprochen, und von da an war ich hellwach. Vom Stück habe ich allerdings noch weniger mitbekommen wie vorher, obwohl er mir fachmännisch einiges über Handke erzählt hat -- aber auch er hat selbst zugegeben, dass er ihn grottenlangweilig findet.

„Eine reine Pflichtveranstaltung -- aber sie haben sie zur Kür gemacht!"

Übrigens, was mein Kleid anging: ich war wirklich ewig lang nicht mehr im Theater gewesen -- die meisten waren in normaler Straßenkleidung drin (für eine Gerichtsverhandlung ziehen sich die Leute besser an), manche sogar in Jeans, Schlabbershirt und Turnschuhen. Ich war eher overdressed mit meinem langen Kleid. Rafael jedenfalls hatte einen eleganten Anzug an, vielleicht hat das zum positiven ersten Eindruck beigetragen. Und vielleicht bin ich doch noch nicht zu alt für das große Dekolleté. Zumindest hab ich was drin, um es zu rechtfertigen, es auszufüllen, im Gegensatz zu manchen der jungen Hühner. Bei mir gibt's wenigstens was zu sehen.

Rafael scheint ein ganz schön schräger Vogel zu sein. Bisher hat noch jeder Mann die Flucht ergriffen, wenn ich ihm meinen Beruf genannt habe. Nein, eine Ausnahme gab es: der war vom Fach, selber Anwalt, und hat sofort versucht vorzufühlen, in wie weit ich für irgendwelche Absprachen offen wäre, wenn er mal einen Mandaten verteidigen würde, gegen den ich die Anklage vertrete. War dann ein vergeudeter Abend für uns beide, verlorene Liebesmüh'.

Aber Rafael hat nicht die Flucht ergriffen, allenfalls die Flucht nach vorn. Gleich nach dem Pausenvorhang. Aber eigentlich schon vorher, oder meint er etwa, ich hab seine taxierenden Blicke nicht bemerkt, auch wenn es im Zuschauerraum ziemlich schummrig war? Aber ansprechen konnte er mich natürlich erst in der Pause, was er auch getan hat. Und dann ist er ziemlich schnell dazu übergegangen, mit mir zu flirten. Die Pause war im Nu rum; wir hatten gar keine Zeit gehabt, uns ein Glas Sekt zu holen. Was ihm dann wiederum einen Aufhänger bot, mich nach der Vorstellung hier in diese Bar zu komplimentieren. Als regelmäßiger Theatergänger kennt er sich im Viertel aus.

„Haben sie heute Abend noch was vor?"

„Aber nein."

„Und morgen: habe sie da irgendwelchen wichtigen Termine?"

„Nein, das Gericht tagt nicht am Wochenende!"

„Nur für den Fall, dass sie dann total übermüdet sind..."

„Was haben sie denn mit mir vor?"

„Ich bin sehr..."

(Kunstpause. Was kommt jetzt? Hoffentlich keine plumpe Macho-Angeberei!)

„...beredt... Wenn ich ins Erzählen komme, dann kann das dauern."

(Puh! Nur dass er machomäßig grinst. Das ist aber ok.)

„Na, dann wollen wir mal hoffen, dass sie morgen auch keinen Termin haben. Wenn Männer lange was erzählen müssen, strengt sie das immer ganz besonders an..."

(Das war jetzt mal ein Konter. Wie in amerikanischen Gerichtsfilmen! Ihre Zeuge, Herr Verteidiger!)

„Mich nicht. Ich bin in Übung..."

(OK, zumindest scheint er's mir nicht übel genommen zu haben. Manchmal bin ich halt etwas spitz.)

Die Cocktails kommen.

(Was hat er da denn bestellt? Sieht ja völlig künstlich aus.)

„Darf ich sie einladen? Oder gilt das als Bestechung?"

„Nein, §334 StGB findet da keine Anwendung. Das heißt, solange sie keine Amtshandlung als Gegenleistung von mir erwarten."

„Nein, an einer Amtshandlung bin ich bei ihnen nicht interessiert."

(Er grinst ganz schön frech. Aber irgendwie nett...)

„Dann nehme ich gern an."

„Also Prost..."

„Prost!"

„Sie sehen schon, ich kenne mich in Rechtssachen nicht gut aus. Offen gestanden, hat mich Jura nie interessiert. Ist das schlimm für sie?"

(Schmeckt doch ganz gut, was er da bestellt hat. Meine Befürchtung, dass es genauso süß schmecken würde wie es aussieht, hat sich nicht bestätigt. Hat er gut erkannt, dass ich keine „Süße" bin.)

„Offen gestanden, interessiere ich mich nicht besonders für Theater. Können sie mir das nachsehen?"

„Immerhin haben wir uns im Theater kennengelernt."

„Was besser ist, als vor Gericht!"

„Da war ich noch nie. Sie sind auch die erste Juristin für mich, ich habe keine Erfahrung."

(Naja, so vergnügt wie er schaut, hat er wenigstens keine Angst davor. Und mit Frauen im Allgemeinen hat er bestimmt einige Erfahrung. Und im Besonderen auch...)

Er will wissen: „Erzählen sie mir davon. Haben sie dann auch mit richtig harten Jungs zu tun?"

(Vielleicht sollte es mir schmeicheln, dass er sich mit mir abgibt.)

„Ach was, meistens sind das kleine Fische. Die Öffentlichkeit macht sich ganz falsche Vorstellungen von unserem Beruf. Da geht es überhaupt nicht so zu wie in den Fernsehkrimis!"

(Und mein Mann war die letzten Male, da ich ihn versucht hab zu vernaschen -- das war bevor ich sein Verhältnis mit dieser Schlampe entdeckt hab -- auch alles andere als ein harter Junge... Da bin ich auch schon nicht mehr auf meine Kosten gekommen.)

„Noch nicht mal mit denen kenne ich mich aus."

„Da haben sie nichts versäumt."

„Wer weiß, was ich mir mit ihnen einhandle? Am Ende kriegen sie mich noch mit §1300 Strafgesetzbuch dran?"

„Das StGB hat keinen §1300, das endet nach §358. Sie meinen wahrscheinlich §1300 BGB?"

(Woher kennt er diesen obskuren §1300? Der war bei den Jurastudenten meiner Generation die volle Lachnummer gewesen, das Musterbeispiel für ein absurdes Gesetz, das sich um Jahrzehnte überlebt hatte und das man trotzdem noch lernen musste -- frau auch! - obwohl keiner es ernst nahm oder gar noch anwendete. Ein Mann, der einer Frau durch ein Heiratsversprechen die Jungfräulichkeit abgegaunert hatte, hätte dafür Entschädigung zahlen müssen! Das war so abstrus, dass es bei jeder Party, auf der auch nur ein Jurastudent war, unweigerlich zur allgemeinen Erheiterung zum Besten gegeben worden war.)

„Sehen sie, ich weiß gar nichts. Bin ich in Gefahr?"

(Dazu macht er künstlich ein betroffenes Gesicht. Schlawiner! Ein Zufallstreffer war das wohl nicht mit dem 1300er!)

Ich muss jetzt doch lachen: „Nein, den Kranzgeld-Paragraphen gibt es schon lang nicht mehr."

(Vielleicht hatte der 1300er ja als Partygag bis heute überdauert. Und der Merkspruch: „Der Heil'ge Geist ist bass verwundert: Maria klagt auf dreizehnhundert" mag auch Nicht-Juristen leicht im Gedächtnis bleiben.)

„Der war aber auch wirklich nicht mehr zeitgemäß!"

(Das ist der Beweis: Es war kein Zufallstreffer! Er hat es selbst zugegeben, dass er schon wusste, worum's da ging! Erwischt!)

„Richtig, aber deswegen ist er nicht weggefallen, sondern weil er dem Gleichheitsgrundsatz zwischen Mann und Frau widersprach - sonst hätten wir ihn vielleicht immer noch. Das erste Mal hat ein Gericht allerdings schon 1972 mit dieser Begründung eine Forderung abgelehnt, und wirklich gestrichen wurde der Paragraph erst 1998. Seitdem sind die Männer restlos sicher davor. - Und die §§176 und 182 StGB sind bei mir auch nicht anwendbar..."

(Manuela, was soll das?)

„Kenne ich nicht. Worauf beziehen sich die?"

„Verführung Minderjähriger."

(Nein, die Zeiten, in denen ich meinen großen Bruder bestechen musste, um für eine Fete an eine Flasche Wodka zu kommen, die man mir nicht verkaufen hätte dürfen, die sind definitiv schon lang vorbei. Damals hat mich allerdings auch keiner verführen wollen, egal, wie besoffen er war. Das kam erst, als ich die Aknepickel los hatte und die Möpse voll entwickelt waren. Sind sie immer noch, auch wenn sie mittlerweile ohne BH spürbar absacken.)

„Da bin ich aber froh. Ich kann mit Minderjährigen nicht viel anfangen."

„Da bin ich aber froh... - §1300 galt übrigens nur für unbescholtene Frauen..."

(Manuela, halt an dich, jetzt bringt dich sogar schon das BGB auf schlüpfrige Gedanken...)

Er grinst über beide Ohren: „Sind Sie das nicht?"

(Aber eigentlich ist es nicht das BGB, sondern Rafael, zugegeben. Vor Gericht hatte ich solche Gedanken nie. Allerdings ging es da auch nie um §1300. Und seitdem ich als Staatsanwältin arbeite, ist das ganze BGB sowieso nicht mehr relevant.)

„Kaum. Bevorzugen Sie unbescholtene Frauen?"

„Hm, mir sind die bescholtenen lieber."

(Gott, wie ich schlagfertige Männer liebe!)

„Na, dann habe ich ja vielleicht Chancen...?"

(Manuela, was denkst du eigentlich, was das wird? Bisher hat er dich auf einen Cocktail eingeladen, weiter nichts!)

„Auf was...?"

(Auf was, auf was, auf was. Tu nicht so naiv. -- Ach Blödsinn: wenn hier einer naiv ist, dann ja wohl ich. Wie kann ich glauben, dass er scharf auf mich ist? Er ist zehn Jahre jünger als ich, das ist er. Mindestens!)

Ich rette mich in ein schnippisches: „Ich weiß nicht. Da müssen sie schon selbst draufkommen!"

Er beugt sich zu mir, schaut mir tief in die Augen: „Ich würde gern draufkommen..."

(Auf mich?)

„Das sagen sie so einfach. Ich hab da meine Erfahrungen..."

(...nur dass die nicht besonders aktuell sind. Und die Erfahrungen von früher sind, dass sie alle mit dir ins Bett wollten! Jedenfalls, als die Pickel weg und die Möpse -- naja...)

„Sie sind eine begehrenswerte Frau!" Rafael sagt es ganz ernst.

Ich lache kurz. (Ich befürchte, man merkt dem Lachen etwas die Bitterkeit an. Ich glaub ihm nicht. Jetzt hat er zu dick aufgetragen!)

Er bleibt ernsthaft: „Da rechts von ihnen, der Typ: der starrt schon die ganze Zeit zu ihnen rüber und ist ganz blass vor Neid, dass sie mit mir flirten und er sie nicht anbaggern kann..."

(Flirte ich?)

Ich werfe einen Blick nach rechts. (Stimmt, der Typ starrt in unsere Richtung.)

Ich sage: „Vielleicht ist er schwul und würde sie ganz gern anbaggern?"

(Und er ist wirklich blass.)

Er grinst: „Ah, §175..."

„Auch gestrichen! Sogar früher als der Schwanzge... der Kranz... Para-gaff..."

(O nein, was red ich denn jetzt für einen Stuss? Wie peinlich!)

„Steht ihnen sehr gut, wenn sie rot werden..."

(Jetzt werd' ich noch röter. Wie eine Pennälerin!)

„Finden sie?"

(Lahme Antwort. Manu, du bist wirklich aus der Übung beim Flirten!)

„Ja!"

Er beugt sich zu mir vor und flüstert verschwörerisch: „Das gibt ihnen sowas... Sinnliches..."

(Na klar, jetzt lauf ich endgültig an wie eine Tomate. Und er freut sich! Ich muss dringend wieder Land unter die Füße bekommen:)

„Für einen Nicht-Juristen, der angeblich keine Ahnung von Paragraphen hat, kennen Sie aber ganz schöne viele!"

(So, Manuela, jetzt musst du nur noch wieder die normale Gesichtsfarbe annehmen.)

„Sie meinen, wegen dem §175? Sie vergessen, dass der das halbe zwanzigste Jahrhundert heftige publizistische Polemiken in der Kulturszene ausgelöst hat. Ich musste mal eine Seminararbeit darüber schreiben."

(Der Typ scheint wirklich ständig zu mir herüberzuschauen.)

„Erzählen sie mir mehr darüber."

(Die Röte lässt schon nach, glaub ich.)

„Ich hatte in der Stunde gefehlt, in der die Themen vergeben wurden, und musste dann das nehmen, das keiner haben wollte -- ich allerdings auch nicht."

(Jetzt hat er mich zum Lachen gebracht.)

„Und was haben sie geschrieben?"

„Das weiß ich nicht mehr. Ich mochte das Thema nicht, und dementsprechend war dann auch die Note. Danach hab ich alles schnell vergessen."

(Jetzt hat er beim Gestikulieren mit seiner Hand kurz meinen Oberschenkel berührt, darüber gestrichen. Oder hab ich mir das eingebildet? Aber es hat sich so gut angefühlt.)

„Obwohl es um Sex ging?"

(Ich kann auch frech grinsen, nicht bloß er!)

„Sex zwischen Männern ist nichts für mich. Ich bin bekennender Hetero, mich interessieren nur Frauen. Vor allem die attraktiven..."

„Warum geben Sie sich dann den ganzen Abend mit mir ab?"

„Weil sie attraktiv sind. Sehr attraktiv!"

(Attraktiv? Nicht mehr begehrenswert?)

„Machen sie bei jeder Frau, die sie verführen wollen, so große Worte?"

Er antwortet schnell und spontan: „Nö."

(Damit hat er wenigstens zugegeben, dass er mich verführen will. Jetzt nur nicht strahlen!)

„Lassen sie mich raten: sie haben die Seminarstunde mit der Themenvergabe wegen einer attraktiven Frau versäumt?"

Er lacht: „Erwischt!"

(Jetzt beugt er sich vor und macht ein verschwörerisches Gesicht -- was kommt denn nun?)

Er raunt: „Wollen sie alle Einzelheiten wissen?"

Ich schüttle den Kopf: „Ersparen sie's mir..."

(Am Ende werd' ich bloß neidisch.)

Ich spiele mit dem Eiswürfel in meinem leeren Glas.

„Noch einen Cocktail?"

„Ich glaube, das würde zu viel..."

Er sieht mir in die Augen: „Sollen wir uns einen teilen?"

(Wiebitte? Zu zweit aus einem Glas trinken? Habe ich seit Studentenzeiten nicht mehr gemacht. Verrückt! Aber irgendwie süß. Ich fühl mich gleich zwanzig Jahre jünger. Er hat den Blue Devil sowieso schon bestellt.)

„Auf ihre Verantwortung!"

Ich nippe als erste, dann gebe ich ihm das Glas.

(Warum sieht er mich so bedeutungsvoll an? O nein, er dreht das Glas genau so hin, dass er von der Stelle trinkt, an die ich meine Lippen gesetzt hatte! Wie kitschig! So ein Romantiker!)

Er gibt mir das Glas wieder, sieht mir dabei tief in die Augen.

(Na gut, ich mach's...)

Ich trinke auch wieder von der gleichen Stelle.

(Und was nun? Wie soll das weitergehen?)

Er gibt eine Richtung vor: „Erzähl mir noch was. Hast du nicht noch andere interessante Paragraphen, außer 1300 und den -- welche waren die Verführung Minderjähriger?"

„§176 und 182 StGB."

„Irgendwas total abgefahrenes?"

(Ist es hier drin so heiß oder macht er mich so heiß?)

„Ach ja, das wird dir gefallen: Nach Artikel 132 des Afghanischen Gesetzes zur Regelung des Familienlebens ist die Frau verpflichtet, den sexuellen Bedürfnissen ihres Mannes jederzeit nachzukommen."

„Jederzeit?"

(Was geht jetzt in seinem Kopf vor?)

„Jederzeit!"

(Manuela! Vielleicht solltest du dich eher fragen, was grade in deinem Kopf vorgeht! Oder weiter unten...)

„Das klingt wirklich interessant..."

(Kaum reicht man einer Teufelin den kleinen Finger, will sie schon den ganzen Schwanz.)

„Das fand mein Mann auch. Hat er gern zitiert, als er noch eheliche Bedürfnisse hatte. Keine Ahnung, wo er das gelesen hat. Lernt man bei uns nicht im Studium."

(Warum erzähl ich das?)

„Du bist verheiratet?"

„Glücklich geschieden!"

(Glücklich? Naja, Manuela, übertreib mal nicht...)

„Und du?"

(...Glück im Unglück, vielleicht. Allenfalls.)

„Ledig. Manchmal glücklich, manchmal nicht."

(Klingt ehrlicher als meine Version.)

Er will wissen: „Und ihm hat der Paragraph - 132? - gefallen?"

„Ja. War irgendwie für ihn nymphomatisch..., äh, symptoman... - du weißt schon..."