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1849

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an Gorta Mór / The Great Famine.
8.4k Wörter
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1849

Daniel stützte seine Mutter, die nicht mehr alleine laufen konnte, so schwach war sie.

Der Hunger hatte sie in den letzten Wochen besonders geschwächt, doch das Fieber, das sie vor drei Tagen bekommen hatte, hatte sie fast komplett dahin gerafft.

Daniel wollt sie nicht verlieren, sie war der letzte Mensch seine einstmals großen Familie, den er noch gefunden hatte.

-----

Die Reise war schwer gewesen, er hatte in seiner neuen Heimat Geld gesammelt, die anderen angestachelt, lang haltbare Lebensmittel zu spenden und war dann mit dem Geld und den Lebensmitteln ans Meer gefahren. Er hatte gehört, dass es ein Schiff geben würde, das Lebensmittel nach Irland bringen würde, und das auf der Rückreise so viele Menschen mit an Bord nehmen würde, wie es grade noch ging.

Die Reise über den Atlantik war stürmisch und anstrengend, doch sie hatten alle ein Ziel, sie wollten nach Queenstown, dem ersten großen Hafen in Irland, um ihre Fracht, den kleine Teil, den sie zur Hilfe leisten konnten, den Menschen bringen. Und wenige, viel zu wenige, versuchen zu retten.

Daniel saß, wenn er nicht auf dem Schiff arbeiten musste, an der Reling und sah auf das Meer hinaus. Wer würde noch Leben? Er war fünf Jahren zuvor, mit grade 14, von zu Hause aufgebrochen. Er hatte auf Schiffen gearbeitet und auf Feldern, er war Laufbursche und Ausrufer gewesen, als er dann von der Hungernot gehört hatte. Damals war er weit im Westen des Landes gewesen, seine Reise zurück zur Ostküste hatte Wochen gedauert.

Hier hatte er von der Sammelaktion erfahren und war mit zwei anderen Iren hinaus aufs Land gefahren, um bei den Leuten um Spenden zu bitten. Sie hatte auch von den Ärmsten etwa bekommen, Daniel hatte mehr als einmal weinen müssen, als er einen armen Frau ihre Spende zurückgeben musste. "Gute Frau, ich weiß, ihr gebt es mit Herzen, doch ich möchte, dass ihr auch morgen noch an die denken könnte, den es noch schlechter geht. Und deshalb kann ich eure Gabe nicht annehmen." Er hatte es dem Pfarrer erzählte, der sich um die Frau kümmern wollte. Sie war wohl neu in der Gemeinde und hatte sich noch nicht bei ihm gemeldet.

Daniel träumte von einem schönen Leben mit seiner Familie, doch er wusste, dass die Chancen schlecht waren.

Im Hafen von Queenstown wurden sie von einem Regiment englischer Soldaten gehindert, ihre Fracht zu entladen. Die Mannschaft konnte das Schiff verlassen, nicht aber die Ladung. Dies wäre eine Anordnung des Ministers aus London.

Der Kapitän besprach das mit seinen Offizieren und beschloss, den ersten Offizier, und einer kleinen Unterstützung durch ein paar Mannschaftsmitgliedern, nach Dublin zum Konsulat zu schicken.

Daniel bekam auch die Erlaubnis, das Schiff zu verlassen. Er hatte sich eine Traglast zusammengestellt, die Essen enthielt, und machte sich auf den Weg in den Ort, aus dem er zu einer etwas besseren Zeit aufgebrochen war. Zuerst musste er dem Bestreben, jedem hungernden am Straßenrand etwas zu geben, unterdrücken, denn soviel hatte er nicht dabei.

Auf seiner Reise achtete er darauf, nicht von anderen überfallen zu werden, er hatte Geschichten gehört, dass Reisende, die Nahrung dabei hatten, überfallen und sogar verspeist worden wären.

Nach drei Tagen war er in seinem Heimatort angekommen, er stand auf dem Hügel, von dem der Weg in leichten Schwüngen hinunterführte und starrte auf das leere Dorf. Er sah nur sehr wenige Bewegungen, und diese schienen eher vom Wind zu kommen. Langsam ging er den Weg hinab.

In den Hütten, in die er hineinsah, sah er keinen Lebenden. Sie waren leer, oder er sah Tote. Dann kam er zu der Hütte, in der er groß geworden war. Daniel atmete tief ein und ging dann durch die offene Tür. Rechts, in dem Zimmer, in dem die Familie gewohnt hatte, sah er eine Person, die eine andere auf ihrem Schoß hielt. Die Person sah zu Daniel hoch. Er hatte Schwierigkeiten, sie zu erkennen, denn seine Mutter sah aus wie ein Gespenst. Sie sagte mit krächzender Stimme "Er ist Tod, mein Mann ist gestern gestorben. Was soll ich jetzt noch machen? Meine Kinder sind tot oder weg. Ich bin alleine." Daniel kniet sich neben sie. "Nein, Mutter, ich bin da, ich bin zurück." Sie sah zu ihm. "Wer bist du?"

"Daniel." - "Der ist verschwunden, schon vor Jahren."

"Mutter, ich bin zurück, ich bin gekommen, um dich zu holen. In eine bessere Welt."

"Du bist der Herr? Du holst mich zu dir?"

"Nein, Mutter, ich bin Daniel, und ich nehme dich mit nach Amerika."

"Amerika, da haben sie immer etwas zu essen, keiner muss hungern, keiner muss deshalb sterben." Daniel sah zu ihr und dachte sich, dass es schön wäre, doch so schlimm, wie hier in Irland, hungerte dort wirklich keiner.

Er konnte sie überreden, mit ihm aus der Hütte zu kommen, vor der Hütte setzte er sie auf die alte Bank, die in der Sonne stand und gab ihr wenig zu essen, ganz wenig. Auf dem Weg mit dem Schiff war ihnen immer wieder eingetrichtert worden, das die hungernden Menschen erst ganz langsam wieder anfangen mussten, etwas zu Essen, sie würden sonst an dem Essen sterben.

Er gab ihr einen ganz kleinen Schluck leichtes Bier, und stellte ein paar Äste auf, über die er ein Tuch hängte, damit sie nicht in der direkten Sonne saß.

Dann ging er in die Hütte, um sich umzusehen. Es war wirklich nur noch der Tote in der Hütte, diesen holte Daniel vorsichtig heraus und sah zu seiner Mutter.

"Mutter, ich werde ihn auf dem Friedhof beerdigen."

"Mach es, Daniel, mach es."

Auf dem Friedhof fand er eine Ecke, auf der noch kein Kreuz stand und beerdigte seien verhungerten Vater. Grade 35 und so leicht wie ein halber Sack Kartoffeln. Daniel stand am Grab und weinte. Um seinen Vater, um die Menschen im Dorf, um alle, die verhungert waren. Er schnitzte ein Kreuz, auf das er noch seinen Namen schrieb und ging dann zurück zu seiner Mutter, die auf der Bank saß und leise summte. Ein Lied, das sie gesummt hatte, als Daniel klein war. So setzte er sich neben sie auf die Bank.

Sie drehte ihren Kopf und sagte "Du bist Daniel, schön, dass du zurück bist, doch wir haben dir nichts mehr zu bieten." - "Doch, Mutter. Du lebst noch, das ist ein Geschenk. Ich werde für dich sorgen, hier, auf dem Weg nach Amerika und in Amerika, denn du sollst nie wieder so hungern müssen." Sie griff nach seiner einen Hand und klopfte leicht auf diese, "ach Daniel, du träumst." Daniel sah zu ihr und stand dann auf. "Mutter, ich muss etwas bauen, um dich nach Queenstown zu transportieren." - "Mach, mein Sohn, dann mach es."

Solange es noch hell war, und dann am folgenden Tag baute Daniel mit den Sachen, die er im Dorf fand, eine Art Trage. Er würde sie ziehen, die beiden Enden würden auf der Erde schleifen, und sie würde in einem Netz liegen, so dass sie auf dem Weg zu Schiff nicht gehen müsste.

Daniel untersuchte die restlichen Hütten nach Material, zum Beispiel Stoffen oder Lederriemen und hatten dann, es war schon Nachmittag des Tages, nachdem er gekommen war, alles fertig.

Sie schliefen noch einmal in der Hütte, wobei Daniel seine Mutter in seinen Armen hielt, um sie, auch weil sie so schwach und leicht war, zu wärmen.

Nachdem sie gegessen hatten, Daniel hatte seine Mutter auch gewaschen, den sie hatte unglaublich gerochen. Zuerst hatte sie sich gesträubt "Nein, mein Junge, das kannst du nicht machen." - "Mutter, das riecht nicht gut, und das macht dich auch krank, deshalb wirst du gereinigt." Er hatte mit dem letzten Topf, den er im Dorf gefunden hatte, Wasser erhitzt und seine Mutter, die er komplett ausgezogen hatte, mit einem nassen Tuch mehrfach abgewaschen. An verschiedenen Stellen klebte der Dreck, so dass er mit einem zweiten Tuch diesen Dreck einweichen musste. Aus er sie unten wusch, quiekste sie leise "Junge, das geht nicht, ich ...", doch er sah sie streng an und sie lächelte ein bisschen. Er hatte sie, nackt wie sie war, in die Sonne gesetzt. "Du trocknest in der Sonne, sonst bekommst du etwas auf deinen Po, Mutter." Sie hatte ihn angesehen und das erste Mal gelacht. "Junge, so kannst du mit deiner alten Mutter nicht reden." Doch ihr verhungertes Gesicht strahlte. Daniel hatte in ihrer Hütte noch Wäsche gefunden, die aber schmutzig war, so dass er sie dann in dem Topf gewaschen und in der Sonne hat trocken lassen.

Sie hatten Glück, das es an diesen drei Tagen nicht regnete.

Dann waren sie fertig, Sinead, seine Mutter war in saubere Kleidung gehüllt und lag auf der Trage, drehte sich Daniel noch einmal um. "Mutter, ich gehe los." - "Mach es Daniel, mach es." Sie war schon etwas stärker geworden, denn sie hatte jeden Tag ein kleines bisschen mehr essen können.

Der Weg zurück nach Queenstown war lang, nass, denn es regnete oft, und anstrengend.

Am zweiten Tag änderte sich etwas bei Sinead, sie hatte wohl irgendetwas nicht vertragen, den sie bekam Fieber. Daniel versuchte, noch schneller zurück und bei Ärzten zu sein, doch er gab schon alles, was er geben konnte. Er sah, wie sie wieder schwächer wurde, als er am Hafen ankam. Er ließ die Trage fallen, griff nach der Tasche mit dem letzten Essen und seiner Mutter, um mit dieser zum Schiff zu kommen.

Am Schiff standen Trauben von Menschen, die etwa von der Ladung haben wollten. Sie sahen nicht sehr viel kräftiger als seine Mutter aus, doch er musste sich durch sie drängen.

Dann kam er an der Gangway an. Der Matrose, der mit einem Knüppel dort stand, um ein Stürmen des Schiffes zu verhindern, erkannte Daniel. "Schnell, wir brauchen den Doc." An Deck kam der Doc zu ihnen und sah sich Sinead schnell an. "Was hast du ihr gegeben?" - "Das, was ihr mir geraten habt, Doc." - "Wasser?" - "Nein, nur das Bier." - "Zeig, was du noch übrig hast." Daniel breitet alles an Deck aus. "Das?", der Doc griff nach einer Ecke Brot. "Ja, wieso?" - "Wir haben erfahren, dass es zu früh für diese armen Menschen ist. Sie müssen etwas anderes essen." Der Doc sah auf die Stadt. "Was für ein Glück, dass wir davon nur so wenig haben. Die Mannschaft ist schon sauer, doch jetzt essen wir das. Sie bekomme etwas, was ich zusammengerührt habe, ihr wird es bald besser gehen. Wer ist sie?" - "Sinead, aus dem Dorf, aus dem ich komme. Der letzte Mensch, den ich dort gefunden habe. Sie hatte ihren toten Ehemann im Arm." Daniel sah den Doc mit Tränen in den Augen an. "Scheiße, Doc, warum?" Der Doc sah sich um und sagte "Weil die Engländer die Iren als Untermenschen betrachten. Wir haben immer noch nicht offiziell abladen können. Die lassen die Leute mit Absicht verhungern. Siehst du das Schiff dort?" Daniel sah auf das Schiff, das den Hafen verließ. "Ja, wieso?" - "Es ist voll mit Lebensmitteln, die nach England verschifft werden. Hier sterben Menschen vor Hunger, und sie exportieren Lebensmittel."

Daniel musste sich zusammenreißen, um niemanden an die Gurgel zu gehen. Als er sich wieder bewegen konnte, spürte er die Hand vom Doc auf seiner Schulter. "Ruhig, Junge, erst müssen wir die Menschen versorgen, alles andere kommt später. Doch solange sie nicht fit sind, können wir nichts erreichen."

Zwei Tage später kam der erste Offizier und seine Begleitung zurück. Sie hatten einen Engländer dabei, der dem Hafenkapitän sagte, dass das Schiff entladen und die Lebensmittel verteilt werden durften. Der Engländer sagte, so wurde es der Mannschaft kolportiert, zu dem Hafenkapitän. "Sie dürfen entscheiden, wer die Lebensmittel bekommt. Wir müssen ihnen sogar noch Soldaten mitgeben, damit sie vor Banden geschützt werden." Zu dem wütenden Gesicht des Hafenkapitäns soll er nur gesagt haben "Das kommt direkt aus London."

Der Kapitän des Schiffes 'Cobh', die Spender in Amerika hatten das Schiff mit Absicht so getauft, was den Engländern in Queenstown als erstes böse aufgestoßen war, hatten Kontakte mit einer Gruppe von Menschen geknüpft, über welche die Lebensmittel verteilt wurden. Der erste Offizier hatte, als er von der Freigabe erzählt hatte, auch gesagt, dass jede Woche ein Schiff kommen dürfe. "Es ist leider nur eines, aber es ist immer noch besser als gar keins."

Während der Verteilung der Lebensmittel hatte Daniel ein bisschen Zeit, sich in der kleinen Stadt umzusehen. Viele Menschen sahen besser aus als auf dem Land, doch das lag wohl daran, dass Queenstown von Engländern besiedelt war und nur die Bediensteten Iren waren. Und diese wurden von ihren Herren besser ernährt.

Daniel ging die eine Straße entlang, als aus eine Gasse ein Mädchen gestürzt kam, das jämmerlich aussah. Ein Mann, in einer typischen englischen Kleidung, Daniel hatte diesen steifen Rock, die gestreiften Hosen und diese spitzen Stiefel hassen gelernt, kam hinter ihr her. Das Mädchen stolperte und landete im Rinnstein, als der Engländer zu ihr kam. "Du Hure, ich habe dir ein Dach über den Kopf gegeben und du wagst es, mich zu bestehlen. Ich werde dir irischen Hure lehren, wer hier im Land das Sagen hat." Dann wollte er mit einer Peitsche, die nicht aus einem Lederstreifen, sondern einer Kette bestand, auf sie einschlagen.

Daniel griff nach seinem Arm und sagte leise aber sehr bestimmt. "Wenn ihr nur einen Schlag ausführt, hänge ich euch an eurer Kette am Flaggenmast auf. Und ich werde darauf achten, dass ihr dort so lange hängt, bis die Raben nichts mehr von euch übrig gelassen haben."

Der Engländer drehte sich zu Daniel. "Noch so ein Ire, dem man Manieren beibringen muss, ihr werdet mit dieser Hure zusammengekettet und werdet mit ihr zusammen verhungern, so war ich Lord Whitegate bin." - "Ihr werdet gar nichts", sagte Daniel und drückte seinen Arm herunter, dass es laut knackte und der Lord aufschrie. Der Lord hielt sich die Schulter des Armes, in der er die Peitsche gehalten hatte. Daniel nahm ihm die Peitsche aus der Hand und wickelte sie um die Füße des Lords. "Einen schönen Tag noch, euer Lordschaft", der Lord stütze seinen verletzten Arm mit seinem gesunden und sah Daniel nur erschrocken an.

"Ihr ... ihr ...", Daniel machte einen Schritt auf ihn zu und hob die Hand, als wenn er den Lord schubsen wollte, dieser wollte zurücktreten und fiel wegen seiner gefesselten Beine nach hinten über. Daniel ging zu dem Mädchen, half ihr hoch und legte einen Arm um sie. "Keine Angst, der Lord ist anderwärtig beschäftigt." Dann nahm er sie mit zum Schiff, denn so, wie der Lord aufgetreten war, schien er sehr Rachsüchtig zu sein.

"Wer seid ihr, Herr?", fragte das Mädchen? - "Ich bin Ire, ich komme mit einem Schiff aus Amerika." - "Oh, ihr seid von der Cobh? Sehr schön, der Lord war einer derjenigen, die das Entladen verhindert haben. Er hat geschäumt, als das Brief als London kam." - "Und was habt ihr gemacht?" Das Mädchen sah zu Daniel und sagte "Ich? Ich habe die Brotreste zusammengesucht, die Köchin verfüttert die immer an die Schweine. Sie sagt immer, das sei besser, als sie an die Iren zu geben. Der Lord hatte gesehen, wie ich die Brotreste in meine Schürze gelegt hatte und behauptet, ich würde stehlen." Sie sah Daniel ängstlich an. "Muss ich zurück?" - "Nein, ihr kommt mit. Euch können wir nicht zurücklassen. Wie heißt du? Ich bin Daniel." - "Ich heiße Mary." - "Wie alt bist du?" Sie fing an ihren Finger abzuzählen, dann sah sie zu Daniel "Ich weiß nicht. Das war nie wichtig. Ich weiß noch, dass vor fünf Jahren mein Bruder gegangen ist, Ma hatte immer gesagt, er sei ein Jahr älter." - "Er ist gestorben?" - "Nein, oh nein, er ist nach Amerika gegangen. Wir haben nie wieder etwas von ihm gehört. Ich bin vor drei Jahren gegangen, denn die Eltern hatten wenig zu essen. Zuerst habe ich bei Engländern gearbeitet, in der Küche und in der Wäsche, doch die sind vor einem Jahr woanders hingegangen, und der Lord hat ihren Posten übernommen. Dann wurde es schlimmer."

"Wo kommst du her?" - "Ich? Aus einem kleinen Dorf, zwei Tagesmärsche von hier, wenn man gesund ist. Es heißt Bréanainn." Daniel sah das Mädchen lange an und fragte "Deine Mutter heiß Sinead?" Das Mädchen nickte. "Ja, warum?" - "Dann komm mal mit." Daniel sah sie an "Doch erst einmal musst du dich waschen, und saubere Kleidung brauchst du auch. Komm."

Daniel sah ihr beim Waschen zu, dafür, dass sie fast so abgemagert wie Sinead war, hatte sie noch eine Menge Energie. Sie war etwas kleiner als Sinead, hatte aber wie diese rote Haare. Doch anders als Sinead hatte sie nicht so vertrochneten Brüste, was wohl auch daran lag, dass sie noch keine Kinder gehabt hatte.

Daniel gab ihr dann frische Wäsche, sie zog das Kleid einfach über den Kopf und stand dann vor ihm. "Und jetzt?" - "Komm."

Sinead war nicht mehr so schwach, auch hatte das Fieber nachgelassen, so dass sie in eine eigene Kajüte gebracht worden war. Hier lag sie in einer Koje. Daniel sah in das Zimmer und sagte "Sinead, hier ist jemand für dich." Sie sah hoch zu Daniel und dann zu Mary, die sich an Daniel vorbeigedrückt hatte. "MARY" - "MA", Daniel musste Mary daran hindern, zu ihrer Mutter in die Koje zu kriechen, denn dafür war die Koje doch zu klein. Die beiden Frauen hatten sich in den Armen, beide weinten. Daniel hörte, wie Sinead von der Familie erzählte, und wie ihr Vater gestorben war, da verließ er die Kajüte.

Auf Deck wurde er angesprochen. "Junge, du hast den Lord Whitegate verletzt."

"Ja, er wollte eine junge Frau erschlagen, weil er dachte, das sie Brot stiehlt, dabei hatte sie nur das gemacht, was ihr befohlen worden war. Das Brot zu sammeln, damit es an die Schweine verfüttert werden könne." - "Sagt wer?" - "Das Mädchen. Sie sagte, dass die Köchin das befohlen habe. Lieber an die Schweine als an die Iren, soll sie gesagt haben." Denn Mann, der Daniel angesprochen hatte, fragte "Sie ist in Sicherheit?", worauf Daniel nickte. "Gut, der arme Lord hat eine gebroche Schulter, der arme Mann, so zu leiden, ist schon schlimm." Dann bekam Daniel einen Schlag auf seine Schulter, die ihm zeigte, dass er richtig gehandelt hatte. Der Mann sah noch einmal zu Daniel. "Du hast jetzt zwei Frauen, mehr bringst du nicht mit an Bord, verstanden?" Daniel nickte. Dann ging der andere weg und murmelte "zwei Frauen, der wird sein Wunder erleben."

An den folgenden Tagen kamen viele Menschen an Bord, die so aussahen, wie es Sinead getan hatte, wenige sahen aus wie Mary. Bei denen, die noch etwas ernährter aussahen, ging es immer darum, das ihr Leben in Gefahr war, weil sie etwas gegen den Willen der Engländer gemacht hatten. Die fast verhungerten kamen aus genau diesem Grund an Bord. Alle wusste, dass diese Menschen viel Glück haben mussten, wenn sie die Überfahrt überleben würden, doch jeder nahm lieber dieses Risiko in kauf.

Daniel besuchte immer Sinead und Mary, die Kabine mit weiteren Menschen teilten, die aus dem Land flohen. Sinead hatte die Koje, Mary verteidigte diese gegen jeden Versuch anderer, Sinead aus der Koje zu vertreiben. Sie selber hatte sich eine Hängematte besorgt und schlief direkt neben der Koje ihrer Mutter.

Einmal, sie waren schon mehrere Tage auf der Rückreise nach Amerika, kam sie zu Daniel an Deck. Der hatte eine Pause, und da es unten zu eng war, war er auf dem Deck geblieben.

"Hallo Daniel", sie hatte sich neben ihn gesetzt. "Hallo Mary, wie geht es Sinead?" - "Ma geht es gut. Du weißt, dass sie dir ihr Leben verdankt." Mary sah zu Daniel, der nickte "So wie ich. Der Lord hätte mich erschlagen, niemand hätte davon Notiz genommen, wenn du mich nicht gerettet hättest. Daniel, ich werde dafür immer deine Frau sein." - "Mary ..", er wollte ihr sagen, dass er ihr Bruder sei, doch sie sah ihn fest an. "Das werde ich. Sinead wird auch immer für dich da sein. Wir sind die Frauen, die für dein Wohl verantwortlich sein werden. Wir, niemand sonst." Sie beugte sich vor, küsste ihn auf die Wange und sagte leise "Danke". Dann stand sie auf und ging zurück unter Deck.

Mary war eine der stärksten, auch der Frauen, die nicht so verhungert waren. Es waren wenige verhungerte Männer an Bord, da jeder, den sie mitnehmen wollten, seine Frau an seiner Stelle geschickt hatte. Die Frauen hatte nur wenige Kinder dabei, denn die Kinder waren die, die es als erste starben, wenn es nichts mehr zu essen gab. Sie hatten die geringsten Reserven. Doch es gab einige Frauen, die schwanger waren. Und um diese Frauen kümmerten sich die Frauen, die noch Kraft hatte, eben auch Mary, besonders. Langsam, aber schneller als die anderen, wurden sie angefüttert. Sie bekam auch immer mehr vom Essen, die Frauen verzichteten auf etwas, wenn es für eine der Schwangeren waren.