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Alles Nicht So Einfach

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In Sebastians Kopf formten sich zahlreiche Fragen, doch er sagte nichts und begleitete seinen Jüngeren nach oben in dessen Zimmer. Als dieser ins Bett schlüpfte, vergewisserte er sich: „Und du bleibst, bis ich schlafe?"

„Klar. Ich habe es doch versprochen."

„Dann werde ich mir ganz viel Mühe geben, wach zu bleiben." Alessio freute sich darüber, seinen Vater ausgetrickst zu haben.

„Das geht in Ordnung", meinte dieser, wohl wissend, dass sein Kind umso schneller schlafen würde, je mehr er sich auf das Gegenteil konzentrierte. Noch konnte er seine Eltern nicht überlisten.

Sebastian setzte sich auf die Bettkante und strich in langsamen Kreisen über Alessios Rücken. Es war unglaublich, wie schnell Kinder groß wurden. Noah war fast 17 und steckte knietief in der Pubertät, was Dotty zu der Aussage veranlasst hatte: „Als er klein war, war er so süß -- ich hätte ihn fressen können. Heute frage ich mich, warum ich es nicht getan habe." Seb tat sein Bestes, sie zu unterstützen, aber die Haupterziehungsarbeit leistete die Mutter.

Alessio war nicht geplant gewesen. Im Gegenteil, die Ehe war so gut wie am Ende gewesen, als er gezeugt wurde. Er war ein klassisches Tropi, ein Trotz-Pille-Kind. Sie hatten sich noch in der Schwangerschaft getrennt, was gefühlt erst ein paar Monate her war. Tatsächlich war Alessio letzten Herbst eingeschult worden.

Eine ganze Weile, nachdem er zu streicheln aufgehört hatte, lauschte Sebastian noch den regelmäßigen Atemzügen seines Sohnes. Nicht einmal 10 Minuten hatte dieser durchgehalten. Er war froh darüber, er wollte wieder hinunter zu Dotty.

Zurück in der Küche umarmte er seine Ex-Frau, die inzwischen begonnen hatte, den Geschirrspüler auszuräumen. Seufzend legte er das Kinn auf ihren Kopf und spürte, wie Dotty die Arme unter seine Sweatjacke schob und seinen Rücken streichelte. Die Bewegungen glichen jenen, mit denen er gerade Alessio beruhigt hatte. Auch er spürte, wie er sich entspannte.

Allerdings nicht lange, denn die Erinnerungen an den warmen, weichen Körper, den er in den Armen hielt, drängten sich immer mehr in den Vordergrund. Dotty fühlte sich wirklich gut an. Er sog die Luft ein. Sie hatte in den letzten Jahren ihr Parfum nicht gewechselt. Sie schien heute noch nicht geduscht zu haben und roch vertraut nach Laura Biagiotti, ihrem Körper und ganz leicht nach Schweiß. Nach Dotty eben. Sebastian schloss die Augen und wiegte sie beide hin und her.

Dorothea hatte die Wange an seine Brust gelegt und er war überrascht, als sie den Kopf drehte und ihn zwischen den Hemdknöpfen auf die nackte Haut küsste. Seb erschauderte. Was tat sie? Vorsichtig zog Dorothea eine Hand hinter seinem Rücken hervor und öffnete den Knopf, der direkt vor ihren Lippen war. Sie schob ihr Gesicht in die Öffnung und leckte über die Härchen. Eigentlich erwartete sie, jeden Moment gebremst zu werden, doch er schien noch zu überlegen, ob er das wollte. Sie hatte nicht geplant gehabt, ihn zu verführen, doch die Umarmung hatte sich so unendlich vertraut angefühlt und sie war müde. In solchen Momenten war sie nicht die toughe, selbstbewusste Frau aus dem Alltag. Sie fühlte sich verletzlich und Seb bot Trost.

Als Sebastian Dottys Wange, Zunge und Lippen an seiner Brust spürte, wusste er, wie es enden würde. Er hatte weder die Kraft, noch den Willen, das hier zu beenden. Sein Gehirn beschäftigte sich nicht mehr mit Ja oder Nein, sondern nur noch mit Wo und Wie. Gerne wäre er ins Wohnzimmer übersiedelt, doch im Erdgeschoß lag. Ins Schlafzimmer konnten sie nicht, es war direkt neben Alessios Zimmer und die Wände des Neubaus waren zu dünn. Er würde die Entscheidung Dorothea überlassen, das war einfacher.

Und tatsächlich, keine Minute später hob sie den Kopf, küsste sanft seine Lippen und zog ihn nach nebenan.

„Wann kommt Noah heim?"

„Keine Ahnung. Eigentlich um eins, aber ich bezweifle, dass er pünktlich ist. Er weiß, dass er erst Ärger bekommt, wenn er sich mehr als 15 Minuten verspätet. Das reizt er normalerweise bis zur letzten Sekunde aus. Wir haben also genügend Zeit."

Trotzdem versperrte sie die Tür. Sicher war sicher. Dann öffnete sie mit zitternden Händen seine Hose und flehte: „Oh, bitte Seb, fick mich. Ich habe das schon so lange nicht mehr gemacht."

Selbst wenn Sebastian noch Zweifel gehabt hätte, spätestens jetzt wären sie verflogen. Doch er hatte gar keine. Er sehnte sich genau wie Dotty nach nackter Haut und Berührungen. Wenn das Sex inkludierte, umso besser. Er drehte seine Ex mit dem Gesicht zur Tür, küsste ihren Nacken, ihren Hals und die Übergänge zu den Schultern, als könnte es sich nicht entscheiden, wo er zuerst küssen sollte. Er umfasste von hinten ihre Brüste und hob sie an, bevor er sie sanft knetete. Er wusste noch gut, was sie mochte.

Dorothea stöhnte. Es war beinahe drei Jahre her, seit sie einen Mann gespürt hatte. Sie war nicht der Typ für unverbindliche Abenteuer. Sie hatte es ein paar Mal versucht, aber es hatte sich nicht richtig angefühlt und sie war sicher, dass die Männer das auch bemerkt hatten. Alle waren sie einfühlsam gewesen und höflich geblieben, aber es war klar gewesen, dass es mit keinem eine zweite Nacht geben würde. Seither hatte sie sich mit sich selber begnügt, umso mehr genoss sie Sebastians Zärtlichkeiten.

Er hatte ihr inzwischen das Shirt über den Kopf gezogen und hakte ihren BH auf. Achtlos ließ er beides fallen und griff wieder nach ihren Brüsten, während er sich an ihrem Rücken nach unten küsste. Seine Hände folgten den Lippen, genüsslich kniff und massierte er Dottys Pobacken und sie konnte es kaum erwarten, bis er ihr endlich die Leggins auszog. Sie wollte Action!

Sebastian drängte sich von hinten an sie, griff mit der linken Hand nach ihren Nippeln und schob ihr die rechte vorne ins Höschen. Dottys Schritt war heiß und glitschig. Breitflächig massierte Sebastian sie. Dotty spürte das hektische Heben seines Brustkorbes an ihrem Rücken.

„Ohhhhh, Seb, verdammt, wo warst du so lange?"

Er schnaubte belustigt, sagte jedoch nichts. Er war damit beschäftigt, Dottys Hosen nach unten zu schieben und ihr zu helfen, herauszusteigen. Dann umarmte er sie von hinten und drückte sie gegen die Tür. Dorothea reckte ihm den Hintern entgegen, griff zwischen ihren Beinen hindurch und zog seinen Schwanz in die richtige Richtung. Sebastian schob sich in sie.

„Jaaaaa", keuchte er immer wieder. „Jaaaaa!"

„Leise!", flüsterte Dotty eindringlich. Dabei fiel es ihr selbst schwer, ihren eigenen Rat zu befolgen. Sebastian bewegte sich schneller. Stöhnend kam sie ihm bei jedem Stoß entgegen.

„Fester! Oh, bitte, fester!" Dotty hatte ihren Kopf an das Türblatt gelehnt und reckte sich ihrem Exmann entgegen.

„Ich kann nicht", flüsterte er zurück. „Du krachst jetzt schon ständig gegen die Tür. Komm zum Sofa." Er lenkte sie durch den Raum und setzte sich. Dotty ließ sich nicht lange bitten, als er sie auf seinen Schoß zog. Auf den wenigen Schritten durch den Raum hatte er Jeans und T-Shirt endlich ausgezogen und er spürte Haut an Haut, als sie ihn bestieg und sich an ihn drückte. Sie schien es jetzt doch nicht so hart zu wollen. In Kreisen bewegte sie ihr Becken auf ihm und küsste ihn immer wieder leidenschaftlich. Seb versuchte, sich so gut wie möglich ihrem Rhythmus anzupassen, aber irgendwie fanden sie nicht zueinander. Also hielt er still und ließ Dotty machen. Sie ließ sich nun doch immer fester auf ihn fallen, wippte vor und zurück, um möglichst viel Reibung zu erzeugen und massierte schließlich ihre Klit mit den Fingern. Sebastian wollte übernehmen, doch sie legte seine Hände an ihre Titten. Damit war er voll und ganz einverstanden.

Dotty gönnte ihnen beiden eine kurze Pause, in der sie nur ihre Finger bewegte. Aus ihrem Mund kamen nun immer häufiger Seufzer mit Ton, die Sebastian mit Küssen so gut wie möglich dämpfte. Glücklicherweise. Ihr erster Orgasmus entlud sich nicht nur in ihrem Inneren, wie er genau spürte, sondern in einem klirrend hohen „Oh fuck, so..!" Der Rest war nicht zu verstehen, Seb hatte ihr den Mund zugehalten. Aus Erfahrung wusste er, dass er beim zweiten Höhepunkt weniger auf der Hut sein musste, es war immer der schwächere.

Als Dotty wieder Luft holte und ihn nahtlos weiterritt, erlaubte er sich daher auch eine geistige Leere und fiel in einen Erregungsstrudel, der ihn immer näher zum Orgasmus trieb. Sie kamen mehr oder weniger gleichzeitig.

Wimmernd zog seine Exfrau ihn in eine feste Umarmung und als er spritzte, hörte sie ihn seufzen: „Oohhhhh. Svenja!"

Svenja hieß sie also. Dorothea schluckte und ihre Erregung nahm rasch ab. Sie wollte sich keinesfalls beschweren, schließlich war sie es gewesen, die damals die Scheidung gewollt hatte, weil sie das Gefühl gehabt hatte, dass sie und Sebastian nur noch gute Freunde waren. Und dass sie gerade Sex gehabt hatten, war ebenfalls ihre Idee gewesen. Trotzdem tat es weh. Blöd, aber nicht zu ändern.

Sebastian war auf der Couch zusammengesunken und wollte die Augen nicht öffnen, um nicht in die Wirklichkeit zurückkehren zu müssen. Irgendwann konnte er es nicht mehr vermeiden und traf auf Dottys freundlichen Blick. Sie rutschte seitlich von ihm herunter, kuschelte sich an seine Schulter und freute sich, als er den Arm um sie legte.

„Möchtest du heute Nacht hier bleiben? Die Jungs freuen sich bestimmt, wenn du zum Frühstück hier bist." Dotty hoffte auf ein Ja, die andere Betthälfte wäre so furchtbar leer, wenn er jetzt direkt wieder fuhr.

„Hm. Na ja, könnte ich eigentlich. Ich habe mir für Alessios Spiel den Sonntag ohnehin frei genommen." Lächelnd küsste er Dottys Schläfe. Sie hatte schon angesetzt, den Kopf zu einem richtigen Kuss zu heben, doch er war schneller gewesen und hatte weggesehen. Sebastian fühlte sich schlecht dabei, aber mehr konnte er nicht anbieten. Der Sex war toll gewesen, aber falsch und wenn er ehrlich war, hatte er es zu einem Zeitpunkt gewusst, an dem er noch stoppen hätte können, ohne Dotty zu kränken. Eigentlich wollte er gerne duschen, doch er wollte seinen Sohn nicht noch einmal wecken.

So schlüpften sie nur beide wieder in ihre Kleider und gingen umschlungen zurück in die Küche. Noah kam pünktlich nach Hause, allerdings mit genau der Viertelstunde Verspätung, die seine Mutter ihm zugestand. ‚Pünktlich' war bei einem Jugendlichen relativ. Sebastian, der seinen guten Ruf als Taxifahrer hauptsächlich seiner Zuverlässigkeit und Freundlichkeit verdankte, sah das anders, mischte sich aber nicht ein. Ganz kurz überlegte er, ob er doch noch duschen sollte, schließlich war Noah derart rücksichtslos ins Haus gepoltert, dass sein Bruder nun ohnehin bestimmt wach war, doch stattdessen läutete sein Handy. Um 01.30 Uhr? Es war der Klingelton, den er der privaten SIM-Karte zugeordnet hatte. Verblüfft sahen Sebastian und Dorothea sich an, während er danach griff. Es war Svenjas Nummer. Was konnte so wichtig sein, dass sie ihn privat anrief? Auch wenn er keinen Dienst hatte, gab es mehr als ausreichend Taxis in der Stadt. Sebastian meldete sich mit „Taxi Sebastian Quinn?" Schließlich war er mit Svenja privat nicht näher bekannt, auch wenn sie während der Fahrten viel miteinander sprachen und ihre Nummern ausgetauscht hatten.

„Hallo Sebastian, es tut mir wirklich leid, jetzt noch anzurufen, aber kannst du mich bitte wieder abholen? Ich will nicht mit jemand anderen fahren. Ich zahle auch jeden Zuschlag, ganz egal!" Ihre Stimme zitterte.

„Ich bin nicht in der Nähe. Es dauert mindestens 50 Minuten, bis ich bei dir bin."

„Das ist mir egal. BITTE komm."

„Ok. Nur zur Sicherheit: ihr seid immer noch an der Adresse von gestern Abend?"

„Ja. An der Ecke hat ein Burger King geöffnet, ich warte dort."

Sie verabschiedeten sich und er sah verblüfft zu Dotty, die ihn fragend musterte. „Musst du fahren?"

„Ja, leider. Es ist eine Stammkundin, die ich gestern Abend gefahren habe. Jetzt ist sie wieder abzuholen."

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Während der Fahrt versuchte Sebastian zu erraten, was passiert war. Wieso sprach Svenja in der Einzahl? Was war mit den anderen beiden Mädels? Es ging ihn nichts an, trotzdem machte er sich Sorgen.

Als Sebastian um die letzte Ecke bog, sah er Svenja neben dem geschlossenen Lokal auf dem Gehsteig sitzen. Er war fast sicher gewesen, dass diese Filiale um Mitternacht schloss, aber Svenja hatte es so bestimmt gesagt, dass er nicht widersprochen hatte. Dass sie nun aber nicht einmal aufsah, als er das Auto anhielt, erschreckte ihn. Svenja saß mit lang ausgestreckten Beinen und hängendem Kopf an die Wand gelehnt da.

Sebastian ging zu ihr und ließ sich neben ihr in die Hocke nieder. „Svenja?" Er hörte sie schniefen. „Los komm, ich helfe dir hoch. Du sitzt da zwischen Müll und Hundepisse, das ist doch widerlich."

„Ist mir egal."

„Mir aber nicht, du sitzt damit in meinem Auto", versuchte er zu scherzen. Er stupste gegen ihren Oberarm. Als sie beide standen, fiel Svenja ihm plötzlich um den Hals. „Ich war sooo blöd!", schluchzte sie.

Sebastian hielt sie fest. „Was ist passiert?"

Sie schüttelte den Kopf. „Nichts. So blöd war ich nun auch wieder nicht." Svenja schmiegte sich an Sebastians Brust und atmete tief ein. Er roch nach Sex. Plötzlich war Svenja unfassbar eifersüchtig.

„Wohin soll ich dich jetzt bringen?"

„Keine Ahnung, fahr einfach Kreise."

„Das geht nicht, ich bin todmüde und muss in ein paar Stunden wieder raus. Ich habe heute eigentlich keinen Nachtdienst."

Daraufhin weinte Svenja haltlos und sagte nichts mehr.

Seb schwankte zwischen Mitleid und Ungeduld. Er fühlte sich zu Svenja hingezogen, aber sie waren keine Freunde und schon gar nicht war er ihr Therapeut. Kurz entschlossen angelte er nach ihrer Handtasche und nahm ihr Handy heraus. Svenja sprach so oft von einer Claudia, dass sie mit Sicherheit eine enge Freundin oder eine Schwester war. Mit etwas Glück war nur eine einzige Claudia eingespeichert. Tatsächlich. Er wählte die Nummer. Es war bereits nach drei Uhr früh.

Eine verschlafene Stimme meldete sich nach dem zweiten Läuten. „Svini?? Ich hoffe für dich, dass es ein Notfall ist und du nicht einfach nur besoffen bist."

„Hier ist Sebastian Quinn. Svenja sitzt hier bei mir im Taxi und scheint eine Art Nervenzusammenbruch oder so etwas zu haben. Sie kann mir nicht sagen, wo sie hin möchte und ich glaube nicht, dass ich sie alleine vor ihrer Wohnung absetzen sollte."

Nun war die Stimme hellwach. „Bringen Sie sie bitte zu mir." Sie nannte ihm die Adresse und Sebastian fuhr endlich los.

Am Ziel stand eine junge Frau am Straßenrand. Sie riss die Autotür auf und sah ihre Freundin streng an. „Soll ich dich ohrfeigen oder trösten?"

Svenja, die inzwischen endlich aufgehört hatte zu weinen, bewegte sich nicht.

„Sollen wir sie ins Krankenhaus bringen?" Sebastian sah Claudia ratlos an.

„Nein, ich nehm' sie jetzt mal mit nach oben, dann sehen wir weiter. Vielen Dank, dass Sie sich gekümmert haben." Sie lächelte ihn offen an. Sebastian nickte nur und half ihr, Svenja aus dem Fond zu ziehen. Gemeinsam stellten sie sie am Straßenrand ab, wo sie gehorsam stehen blieb. Sie sprach immer noch kein Wort. Claudia musterte ihre Freundin kopfschüttelnd. Nach einer kurzen Verabschiedung stieg Sebastian ins Taxi und fuhr endlich nach Hause.

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Mit vier oder fünf Espressi im Magen, Sebastian wusste es nicht mehr genau, machte er sich am Sonntag auf den Weg zum Fußballmatch seines Sohnes. Er war nicht sicher, ob auch Noah kommen würde, um seinen kleinen Bruder anzufeuern, aber er hoffte es. Dotty wartete wie besprochen beim Softeiswagen neben der Tribüne auf ihn. Zu Sebastians Freude war Noah dabei, auch wenn er dem Klischee des großen, pubertierenden Bruders offenbar um jeden Preis entsprechen wollte. Hochnäsig schaute er sich um und musterte die aufgeregten Eltern, die unter den Zuschauern leicht zu erkennen waren, mit unverhohlener Geringschätzung. Innerlich musste Seb lachen, denn es war noch keine fünf Jahre her, seit sie hier auf das Einlaufen von Noahs Mannschaft gewartet hatten, den nicht einmal zweijährigen Alessio am Arm, der die ganze Sache genauso langweilig fand, wie Noah jetzt, wenn auch aus ganz anderen Gründen.

Er schlug seinem Älteren liebevoll auf den Rücken. „Noah! Mit dir habe ich nicht gerechnet. Schön, dich zu sehen!" Noah ließ sich dazu herab, seinem Vater zuzunicken. Dotty stellte sich auf die Zehen, legte Sebastian die Hand auf den Oberarm und küsste ihn auf die Lippen. Noah drehte sich peinlich berührt weg und schlenderte dann mit hinreichend Abstand hinter seinen Eltern zu den Sitzplätzen.

Alessios Mannschaft verlor mit einem knappen 2:3, trotzdem war die Stimmung ausgelassen und Sebastian hatte seine Müdigkeit längst vergessen. Am späten Nachmittag machten sie sich auf den Weg zu Dorotheas Haus.

„Papa?" Hoffnungsvoll sah Alessio zu seinem Vater hoch. „Bleibst du heute Nacht bei uns?"

Noch bevor er antworten konnte, lehnte Dotty ab. „Nein, mein Schatz, das hast du mich heute früh schon gefragt. Versuche nicht, von Papa eine andere Antwort zu bekommen! Morgen ist Schule und Papa muss heute Nacht arbeiten. Keiner von euch hat heute Abend Zeit, um lang aufzubleiben." Streng sah sie ihren Sohn an. Der blickte beleidigt zu Boden. Mama war ja sooooo gemein!

Noah grinste. „Tja, blöd gelaufen, Kleiner!", stichelte er noch zusätzlich.

„Du hast keinen Grund zu lachen, du wirst heute noch Mathe üben. Am Mittwoch musst du den Stoff können, immerhin waren die letzten Noten längst nicht das, was wir erwartet hatten." Dorothea war normalerweise nicht kleinlich bei den Noten ihrer Kinder, doch Noah hatte im Moment alles außer Schule im Kopf und sie wollte es nicht zu weit aus dem Ruder laufen lassen. Außerdem wusste er genau, dass sie Bosheit und Schadenfreude nicht akzeptierte und er hatte nicht damit rechnen dürfen, dass seine Stichelei keine Konsequenzen hatte.

Alessio freute sich, dass sein Bruder auch nicht machen durfte, was er wollte, war aber schlau genug, nicht offensichtlich zu feixen.

Sebastian hielt sich raus. Es fiel ihm schwer, doch seine Exfrau hatte ihn bereits öfter darum gebeten. Wenn er mit den Jungs ohne Dotty etwas unternahm, war es ihr egal, was er erlaubte oder verbot, dann war es seine Verantwortung, aber in Alltagssituationen wollte sie das Sagen haben, auch wenn er ohnehin ihrer Meinung war.

Nach einer langen Verabschiedung machte sich Seb auf den Weg zu seinem ersten Kunden und dachte unterwegs über Svenja nach. Er hätte zu gerne gewusst, wie es ihr ging, doch er hatte sich Claudias Nummer nicht notiert und irgendwie hätte er es auch seltsam gefunden, eine ganz fremde Frau anzurufen, um sich nach dem Zustand einer beinahe fremden Frau zu erkundigen. Andererseits war er durchaus involviert gewesen, immerhin hatte er die Freundin seiner Kundin angerufen und Svenja nicht einfach vor ihrer eigenen Tür abgesetzt, ohne sich weiter darum zu kümmern.

Als er bei der aktuellen Abholadresse ankam, sah er, dass im ersten Stock des Einfamilienhauses ein Fenster geöffnet wurde. Sebastian stieg aus und sah nach oben. „Mir kam ein Telefonat dazwischen, ich brauche noch 15 Minuten!", rief der Mann hinunter. Sebastian warf einen Blick auf seine Uhr. Er hatte mehr als genug Zeit für die Abholung, die danach gebucht war. „Kein Problem!", rief er zurück und winkte nach oben, bevor er wieder in sein Auto stieg. Ihm war es recht, so konnte er die Wartezeit wenigstens verrechnen. Das wäre mit der Lücke vor dem nächsten Kunden nicht möglich gewesen. Außerdem beschloss er spontan, die gewonnene Viertelstunde für einen Anruf bei Svenja zu verwenden. Im schlimmsten Fall würde er sie nicht erreichen, mehr konnte ihm nicht passieren.

Sein Herz klopfte, als er den Freizeichen zuhörte. Es sprang keine Mailbox an, also ließ er es noch einen Moment läuten. „Hallo! Hier ist Claudia!", hörte er schließlich eine Frauenstimme sagen. Damit hatte er nicht gerechnet.

„Sebastian Quinn, hallo! Ähm, ich hoffe, Sie halten mich nicht für aufdringlich, aber ich wollte mich erkundigen, ob es Svenja gut geht." Er schluckte und fügte dann hinzu: „Ich bin der Taxifahrer von letzter Nacht."