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Alles wird gut, Mutti...

Geschichte Info
Eine Liebesgeschichte zwischen Mutter und Sohn.
11k Wörter
4.63
75.6k
25
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Ein zögerlich wirkendes Klingeln an der Haustür schreckte Nick aus dem dämmerigen Halbschlaf des samstagabendlichen Fernsehprogramms. Kurz nach 22:00 Uhr. Wer konnte jetzt noch etwas von ihm wollen?

Das laut schluchzende Nervenbündel, das ihm, kaum, dass er die Tür geöffnet hatte, direkt in die Arme fiel, hatte er allerdings nicht erwartet.

"Mutti?!"

"Es ist Ralf... Er hat mich vorhin rausgeworfen... Einfach so... Er lässt sich scheiden... Und... Und... Oh, Nick..."

"Komm erst mal rein. Und dann erzählst du mir alles, OK?"

Wie sich herausstellte, hatte sein Stiefvater vor, Nicks Mutter Miriam gegen ein wesentlich jüngeres Modell einzutauschen. Und seine Frau, ohne jegliche Vorwarnung, vor vollendete Tatsachen gestellt. Morgens war noch alles in Ordnung gewesen. Abends wurde ihr dann Knall auf Fall mitgeteilt, dass Ralf die Scheidung eingereicht hatte und sie sich darum, und zwar so schnell wie möglich, also am besten gleich, zu verpissen hätte! Allerdings nicht von Ralf, der einfach nur stumm und wie unbeteiligt daneben stand. Sondern von seiner neuen Freundin...

Wie betäubt hatte Miriam nur das Nötigste zusammengerafft, war geflüchtet und mit ihrem uralten Auto die fast vierhundert Kilometer zu ihrem Sohn gefahren. (Ein Wunder, dass die klapperige Schrottkarre überhaupt so weit durchgehalten, oder sie in ihrem Zustand keinen Unfall gebaut hatte!)

"Warum hast du mich nicht angerufen?"

"Weil er mir mein Handy weggenommen hat. Er würde dafür bezahlen, also wäre es seins und er könnte damit machen, was er wolle..."

Ein erneuter Weinkrampf schüttelte Nicks Mutter. Er schloss sie in die Arme, streichelte sie sanft und versuchte, sie mit leisen Worten zu beruhigen.

"Schscht... Alles wird gut, Mutti..."

Es dauerte jedoch noch bis tief in die Nacht, bis Miriam schliesslich vor Erschöpfung auf der Couch einschlief. Er schob ein Kissen unter ihren Kopf, legte eine Decke über sie und ging ins Bett.

(In dieser Nacht hatte Miriam einen seltsam-verrückten Traum. Aber auch wenn immer gesagt wird, dass das Erste, was man in einer neuen Wohnung träumt, irgendwann in Erfüllung geht: DAS mit Sicherheit NICHT!!!)

Am nächsten Tag brachte Nick seine Mutter dann in seinem "Arbeitszimmer" unter. Da sie schliesslich sonst kein Dach über dem Kopf hatte, würde sie bei ihm einziehen.

Bald hatte er einen noch grösseren Hass auf seinen Stiefvater entwickelt. Dieser dämliche Penner hatte es in knapp fünf Jahren geschafft, aus einer selbstbewussten, lebenslustigen Frau ein stilles, eingeschüchtertes Hausmütterchen zu machen, das sich, solange Nick nicht zuhause war, kaum bis in den Vorgarten traute. (Andererseits, sein Haus war noch nie so sauber gewesen...) In der ersten Woche stand seine Mutter sogar morgens um 04:30 auf, damit das Frühstück auch pünktlich fertig war, wenn sein Wecker eine halbe Stunde später klingelte! Ihre schüchterne, fast flehende Erklärung, als er sie schliesslich darauf ansprach?

"Ralf wollte das immer so haben..."

"Jetzt vergiss dieses Arschloch! Ich kann mir meine Brote selber schmieren, Mutti. Und wie die Kaffeemaschine funktioniert, weiss ich auch...

"Aber..."

Tränen glitzerten in ihren Augen. Und so nahm Nick seine Mutter mal wieder in den Arm.

"Nichts: Aber! Geh wieder ins Bett, OK? Und in Zukunft schläfst du aus, verstanden?"

Er lächelte und sagte dann scherzhaft:

"Sonst gibts Popoklatsche!"

Damit hatte Miriam ihrem Sohn früher immer gedroht, wenn er nicht auf sie hören wollte. Es aber nie in die Tat umgesetzt.

Sie schrak kurz zusammen, sah regelrecht panisch aus. Entspannte sich aber sofort, als Nick ihr nun sanft und vorsichtig die Tränen vom Gesicht strich. Leise schniefend nickte Miriam und versuchte ebenfalls ein kleines Lächeln.

"Ja, Chef!"

Was genau seiner damaligen Standartantwort entsprach. Nun, zumindest ein kleiner Anfang.

(Allerdings war Nick kurz versucht gewesen, sich für diesen Tag spontan Urlaub zu nehmen und seinen Siefvater zu "besuchen"!)

Vier Wochen später brachte Nick seine Mutter mit einem kleinen Trick dazu, auch mal allein einkaufen zu fahren. Er verschob die Fahrt zum Supermarkt immer wieder von einem Tag auf den nächsten. So lange, bis aus dem Kühlschrank ein Echo tönte und sich nur noch ein paar wenige Blätter auf der Klopapierrolle befanden. Es klappte.

Sein erster Gedanke, als er von der Arbeit kam:

--Hey, alles da, was wir brauchten!--

Sein zweiter:

--Wenn Blicke töten könnten!--

Doch von da an ging es langsam, aber stetig aufwärts mit Miriam. Grosseinkäufe wurden zwar noch gemeinsam erledigt. Aber für all die ganzen Kleinigkeiten, die ja zwischendurch mal anfielen, war nun sie zuständig. Wodurch sie, als positive Nebenwirkung, natürlich auch mehr Kontakt mit anderen Menschen bekam. Irgendwann unterhielt sie sich sogar angeregt mit den Nachbarn! Zeit für Nick, die nächste Stufe im Programm "Mutti braucht wieder mehr Selbstvertrauen" zu zünden.

Er besorgte ihr einen Arbeitsplatz. Was einfacher war, als gedacht, denn Nick brauchte bei seinem Arbeitgeber nur kurz zu erwähnen, dass seine Mutter Buchhalterin gelernt hatte. (Der alte Seegers war zwar ein Genie, wenn es darum ging, Häuser schnell, effektiv und preisgünstig zu modernisieren. Aber in Sachen Büroarbeit war er eine Niete. Dafür war somit seine, vor einigen Monaten leider verstorbene, Frau zuständig gewesen.)

"Sach ia, sie kann Montach in eina Woche Halbtachs anfangn."

"Soll sie sich nicht erstmal bei dir vorstellen, Chef?"

"Quatsch! Ich wollte sowieso ´ne neue Drehstuhlpilotin angajieren. Seitem Tod von meine Monika hat sich da einiget angesammelt..."

"Nein, Nick! NEIN!"

"Überleg doch mal, Mutti. Ich wäre ja die ganze Zeit in der Nähe, wenn du Hilfe brauchst. Und du hättest endlich wieder eigenes Geld!"

Dass sie ihm "auf der Tasche lag", wurmte Miriam inzwischen ganz gewaltig, das wusste er. (Er empfand es zwar nicht so, hatte damit aber ein unwiderlegbares Argument...)

Drei Tage später willigte sie zähneknirschend ein.

Und so hatte Nick einen guten Grund, endlich in Angriff zu nehmen, worüber er sich seltsamerweise von Beginn an am meisten ärgerte: Miriams Erscheinung war von der früherer Tage meilenweit entfernt. Ihre schönen, langen Haare waren wohl schon länger keinem Friseur mehr anvertraut worden. Eine Maniküre hätte ebenfalls dringend notgetan. Die wenige Kleidung stammte wahrscheinlich hauptsächlich vom Sonderangebotswühltisch desselben Billigmodediscounters, der offensichtlich auch ihre Schuhe verramscht hatte.

"Ralf sagte, wir hätten kein Geld dafür..."

(Klar, sicher doch! Deshalb kostete eine einzige der Unterhosen dieses Bananenbiegers wahrscheinlich auch mehr, als die gesamte Ausstattung seiner Frau!)

Doch, auch wenn sie den Typen endlich los war, an ihrem Kaufverhalten hatte sich bisher nichts geändert.

Also ging Nick am Samstagmorgen mit Miriam shoppen. Allerdings zog er sie an Läden wie KAKMANN vorbei und steuerte schnurstracks eine sehr exklusiv aussehende Boutique an.

"NICK! Nein! Die Sachen da drin sind doch bestimmt viel zu teuer!"

"Willst du Montag etwa in deinen Lumpen auf der Arbeit erscheinen? Also...!"

Im Laden wurden sie von einer elegant gekleideten Dame mit breitem niederländischen Akzent begrüsst.

"Nick, mein Lieber, was treibt dich denn hierher? Hast du dich endlich dazu entschieden, dein wahres Ich zu zeigen und dir ein Kleid zu kaufen? Ich hätte da eines, das würde dir garantiert hervorragend stehen!"

Er grinste.

"Charmant wie immer, was? Mutti, das ist Marijke, die Mutter einer Exfreundin von mir."

Sich unauffällig nach einem Fluchtweg umsehend, murmelte Miriam schüchtern:

"Hallo..."

"Marijke, meine Mutter Miriam. Darf ich sie dir für einige Zeit anvertrauen?"

"Ich seh schon. Das wird aber nicht gerade billig für dich, Nick."

"Für meine Mutter ist mir nur das Beste gut genug. Und deshalb komme ich zur Besten!"

"Schmeichler!"

"Sieh nur zu, dass ihr bis 14:00 Uhr fertig seid. Danach hat Mutti einen Friseurtermin."

"Vier Stunden? Ich hoffe, dein Konto ist gut gefüllt! Und jetzt verschwinde, ich hab zu tun! Aysun! Du übernimmst in der Zwischenzeit den Laden!"

"Ja, Frau Neuken."

Schon wurde Miriam resolut in die hinteren Räume geschoben. Sie ergab sich zwar nur leicht widerstrebend in ihr Schicksal. Aber dann riss sie sich zusammen!

--Vielleicht hat Nick ja doch Recht und ich habe wirklich eine Generalüberholung nötig...--

--Natürlich hast du, Miriam! Sogar mit absoluter Sicherheit!!!--

Dennoch hatte sie noch eine Frage.

"Nick war mit Ihrer Tochter zusammen?"

Die Niederländerin nickte.

"Das war vielleicht ein Gejammer, nachdem die beiden sich getrennt haben!"

"Und es ist für Sie wirklich kein Problem, sich Zeit für mich zu nehmen? Ich meine..."

"Quatsch, Schätzchen! Lea hat Nick abserviert. ICH heule ihm immer noch nach! Und jetzt wollen wir mal schauen, was wir für dich tun können. Also, runter mit den Klamotten! ... Himmel, was für eine Figur! Wie kannst du die nur, einfach so, unter diesem unförmigen Müll verstecken, Schätzchen?!"

Nach einigem Hin und Her gelang es Marijke schliesslich, ihre zuerst eher zurückhaltende Kundin vollkommen neu einzukleiden. Doch schon bald hatte Miriam ihre anfängliche Scheu weitgehend verloren. Und gab sich danach ganz in die Obhut der sie fröhlich, aber mit gut geschultem Auge, beratenden Niederländerin. Nach zweieinhalb Stunden stand Marijke da, betrachtete ihr Werk und sagte dann:

"Hmm.. Da fehlt noch was..."

Eine Stimme riss die Boutiquebesitzerin aus ihren Gedanken.

"Marijke? Ist meine Bestellung schon da?"

Die Frau, die nun den Raum betrat, musste sich unter der Tür hindurchbücken. Was aber nicht an ihren 12cm Highheels lag. Sondern daran, dass sie bereits von Natur aus über 2,00m gross war.

"Noch nicht, Lou. Aber du kommst genau richtig!"

"Wofür komme ich richtig?"

"Um mit der Lady hier Schuhe kaufen zu gehen! Falls du die Zeit hast..."

"Klar hab ich die. Ich hatte sowieso vor, gleich zu Babette rüber zu gehen. Die Treter hier sind schon zwei Monate alt..."

(Und sahen aus wie neu...)

"Miriam, das ist Louise, eine sehr gute Freundin von mir."

So wie Marijke das Wort "Freundin" betonte, hatte Nicks Mutter den Verdacht, dass diese Freundschaft weit über das übliche Maß herausging.

"Und eine absolute Schuhexpertin. Ich glaube, sie wird dich gleich sehr gut beraten. Danach treffen wir uns wieder hier. Die Rechnung soll Babette an mich schicken, Lou."

"Geht klar!"

Vollkommen überrumpelt tapste Miriam der Riesin hinterher. Bereits eine halbe Stunde später war sie um mehrere Paar Schuhe reicher. Marijke hatte recht behalten. Louise hatte sich nur einen kurzen Überblick verschaffen müssen, was die neuen Kleidungsstücke von Nicks Mutter anging und dann zielsicher das dazu passende Schuhwerk ausgesucht.

Zurück in der Boutique zog Miriam allerdings wieder ihre alten Klamotten an.

"Was soll das denn? Du hast da einen Riesenstapel brandneuer Sachen!"

"Damit will ich Nick überraschen, Marijke. Ich zieh erst Montag was davon an."

"Er kauft also sozusagen die Katze im Sack?"

"Genau! Das hat er sich mit seiner Aktion hier redlich verdient!"

"Du bist mir vielleicht ein kleines Luder!"

"So klein bin ich nun auch wieder nicht."

Louise grinste.

"Aus meiner Warte schon..."

Den letzten Ausschlag hatte zwar etwas gegeben, das Miriam meist bewusst, ganz tief im hintersten Winkel ihres Kopfes versteckt, unter Kontrolle hielt. (Und zwar seit ihrem siebzehnten Lebensjahr.) Aber unter der tätigen Mithilfe der beiden Frauen war es ihr wahrhaftig gelungen, sich in den letzten Stunden einiges an Selbstbewusstsein zurückzuerobern. Inzwischen hatte sie auch das schöne Gefühl, zwei neue Freundinnen gefunden zu haben. (Und fragte sich bereits jetzt, ob daraus eventuell auch eine "Freundschaft" entstehen konnte. Sie hätte im Grunde absolut nichts dagegen gehabt. Schliesslich war sie der lesbischen Liebe selbst nicht abgeneigt.)

Unter schelmischen Frotzeleien warteten die drei bei eine Tasse Kaffee auf Nick. Nur um ihn dann regelrecht wegzujagen. Marijke und Louise hatten nämlich kurz zuvor beschlossen, Miriam zum Friseur zu begleiten. Und auch in das Nagelstudio daneben. Danach vielleicht noch in ein paar der anderen Geschäfte...?

So kehrte Nicks Mutter erst abends nach Hause zurück, rief von der Tür ein "Bin wieder da!" in die Wohnung und verschwand ungesehen in ihrem Zimmer. Sonntagmorgen schlich sie sich wieder unbemerkt raus, rief mittags Nick an, dass er sich keinerlei Sorgen machen müsste, ihr gehe es gut. Und wiederholte etwa um 19:00 das Spiel vom Vortag. Ihr Sohn bekam sie deshalb bis Montagfrüh nicht zu Gesicht.

Langsam verzweifelnd, versuchte Nick gegen 08:00, seinem Azubi etwas beizubringen. (Nicht, dass er die Hoffnung hatte, dass ihm das irgendwann gelingen würde. Marvin war dumm wie Schifferscheisse.) Doch der interessierte sich mehr für die Person, die gerade hinter dem Gesellen vorbeiging.

"BOAH! Was ist das denn für eine heisse Milf?!"

Nick drehte sich um. Eine elegante Frau, gekleidet in einen luftigen Leinenoverall, der ihre gertenschlanke Figur sachte umschmeichelte, lächelte fröhlich herüber. Prüfte mit stylish manikürten Fingernägeln, ob ihre modische Langhaarfrisur richtig sass. Winkte ihm dann zu. Und stöckelte auf Pumps mit 8cm-Absätzen, die ihre endlos langen Beine noch um einiges länger machten, ins Büro des Chefs.

"Ey! Hast du den geilen Arsch gesehen, Nick? Und erstmal die dicken Titten! Da würdest du wohl beide Hände brauchen, um nur eine davon richtig zu kneten! Die Bitch ist echt der absolute Hammer!"

"Die Bitch, wie du so schön sagst, ist meine Mutter!"

"Ja sicher...!

"Ja! Sicher!"

Es wurde danach ein ziemlich langer, anstrengender und sehr "lehrreicher" Tag für Marvin. Besonders, als Nick auf der Baustelle feststellte, dass der Bengel die Hälfte an benötigtem Material nicht eingepackt hatte.

Eigentlich war Nick aber nur über eine Sache verärgert: Bevor er seine Mutter schliesslich doch erkannt hatte, waren seine Gedanken denen von Marvin ziemlich ähnlich gewesen. Nur wesentlich detailreicher... (Was ihn aber nicht davon abhielt, sich auch weiterhin an ihren Outfits zu erfreuen!)

In den darauf folgenden zwei Monaten blühte Miriam immer mehr auf. Und hatte dafür auch allen Grund.

Mit Marijke und Louise telefonierte sie fast täglich. Wenn sie sich nicht nachmittags mit ihnen auf einen Kaffee traf. (Und irgendwann auch auf einen "Kaffee".) Leider hatten die beiden Frauen Freitags- und Samstagsabends ziemlich oft schon etwas vor. Aber sie hatten fest versprochen, Miriam eventuell mal mitzunehmen, falls diese interessiert war.

Auch beruflich lief es einfach wunderbar. Kaum hatte sie sich in die Büroarbeit gestürzt, schrieb der Betrieb, fast von einem Tag auf den anderen, dicke schwarze Zahlen. Meister Seegers grinste über alle vier Backen! ("Äalich! Wennich zwanzich Jaare jünga wäa, oda so, wüadich dich glatt heiraten, Määdchen! Aba so kannich nua fraagen, obde nich Ganztach machen willz? Dann kannich aussadem deinen hübschen Anblick länga geniessen..." ZWINKER!)

Dass Marvin ihr ständig, fast schon sabbernd, hinterher glotzte, nutzte sie gnadenlos aus. (Eine kleine lächelnde Bitte von ihr und der Bengel gehorchte dem strikten Befehl!)

Auch die anderen Mitarbeiter der Baukolonne hatte sie voll im Griff. Birhan kriegte einen handfesten Anschiss, weil er Aysun, der Bedienung aus Marijkes Laden, noch keinen Antrag gemacht hatte. ("Ständig himmelst du das Mädel nur an! Jetzt trau dich endlich! Oder ich sorg dafür, dass sie DIR einen Antrag macht! Vor deiner gesamten Familie!") Richard bekam einen netten Hinweis, dass Alkohol am Arbeitsplatz verboten war. (Miriam tauschte offen, und ohne ein Wort zu sagen, sein im Transporter verstecktes Bier gegen alkoholfreies aus.) Carlos wurde von ihr ganz freundlich gefragt, ob er seine Überstundenabrechnung nicht nochmal überdenken wolle. (Tat er. Mit einem verschmitzt grinsenden: "Ja, Comandanta!" Den Spitznamen hatte sie dann weg...)

Und Nick? Nun, der bemitleidete seinen dämlichen Stiefvater irgendwann, beinahe, für die fast schon sträfliche Dummheit, so eine tolle Frau weggejagt zu haben! (Insgeheim war er sogar fast ein wenig in seine Mutter... Nun ja, "verliebt" war wahrscheinlich doch das falsche Wort dafür. Aber richtig...)

Doch es kam, wie es kommen musste. Samstagsnachts um drei Uhr klingelte das Telefon.

Selbst ohne Lautsprecher konnte Nick jedes Wort verstehn, das geäussert wurde.

"Hör mal, du Pissnelke! Was fällt dir eigentlich ein?"

"Ralf? Was ist denn los?"

"Dämliche Schlampe! Das weisst du ganz genau! Jaqueline hat mich heute abend Knall auf Fall verlassen! Und ich halte jede Wette, du bist schuld daran, Mistviech! Hast ihr bestimmt irgendwelchen Scheiss über mich erzählt!!"

"Ha... Hab ich nicht! Ehrlich...!"

(Was stimmte. Die Goldgräberin hatte ganz einfach nur beschlossen, sich einen ergiebigeren Claim zu suchen. Ralf war zu knauserig...)

"Und jetzt lügst du mich auch noch frech an, du Scheisshaushure?! Na warte! Morgen komm ich vorbei! Und dann setzt es was! Aber richtig! Ich werd..."

Nick nahm seiner verängstigt dreinblickenden Mutter den Hörer aus der Hand.

"...schleif ich dich Drecksfotze an den Haaren nach Hause!"

"HALT`S!!! MAUL!!! Wage es ja nicht mehr, so mit meiner Mutter zu sprechen! NIE WIEDER! Und falls du es wirklich wagen solltest, uneingeladen hier aufzutauchen, SCHLAG ICH DIR DIE FRESSE EIN!!! Verstanden?!"

"Was willst du Arschlo..."

KLICK

Im nächsten Moment klingelte das Telefon wieder.

"Ich war noch nicht fert..."

KLICK

Nick zog den Stecker des Geräts, bevor es sich ein weiteres Mal melden konnte. Dann setzte er sich zu seiner Mutter, die wie ein Häuflein Elend zusammengesunken auf der Couch sass und lauthals schluchzte.

Kaum hatte er seine Arme für sie ausgebreitet, da flüchtete sie sich auch schon hinein. Kuschelte sich schutzsuchend an ihn. Versuchte fast, in ihn hineinzukriechen.

"Schscht...! Ganz ruhig, Miriam, er kann dir nichts tun..."

Er hatte sich aus verschiedenen Gründen angewöhnt, seine Mutter auf der Arbeit nur beim Vornamen zu nennen. Jetzt benutzte Nick diesen, ohne zu wissen, warum, erstmals privat. Mit dem Erfolg, dass sie kurz stutzte und sich danach womöglich noch enger an ihn presste. Miriam gab ihren Klammergriff bis zum Morgengrauen nicht auf.

Draussen KNALLTE! eine Autotür, eilige Schritte stürmten auf das Haus zu und schon bollerte es an der Tür, während gleichzeitig Sturm geschellt wurde.

"KOMM RAUS, DU BLÖDE NUTTE!"

Miriam floh panisch in ihr Zimmer, schloss sofort hinter sich ab und kurz darauf hörte Nick, wie drinnen etwas Schweres verrückt wurde. Er atmete tief durch und ging zur Haustür, die inzwischen gefährlich bebte. Draussen stand Ralf, offensichtlich ziemlich stark alkoholisiert, und schäumte vor Wut.

Fünfzehn Minuten später brauchte die herbeigerufene Polizei den, jetzt ziemlich friedlichen, weil bewusstlosen, Störenfried aber nur noch einzusammeln. Nicks Stiefvater war nämlich nach dem Eintreten der Tür prompt über deren Trümmer gestolpert. Und hatte sich dabei Nase, Kiefer und mehrere Rippen gebrochen. (Zumindest nach den übereinstimmenden Aussagen von Nick und diversen neugierig herbeigeeilten Nachbarn...)

"Nick...?"

Vorsichtig lugte Miriam durch ihre, nur einen Spalt geöffnete, Zimmertür.

"Er ist weg, Mutti. Und kommt so schnell nicht wieder..."

"Und jetzt?"

Er ging gar nicht mehr auf die Geschehnisse ein. Wozu auch?

"Ich würde sagen, wir gehen gleich erst im "Cafe Baumkuchen" frühstücken und machen uns anschliessend einen richtig netten Tag. Also gehst du jetzt erst mal duschen und ziehst dir danach was Schönes an. OK, Mutti?"

Sie nickte. Zog damit ebenfalls einen Schlussstrich unter das Kapitel "Blödes Arschloch".

"OK..."

Dann haspelte sie: