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Annika

Geschichte Info
Eine junge Frau tappt unwissend in eine Falle.
8.9k Wörter
4.66
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4
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Die Sonne meinte es gut mit allen und so hatte Frank sich mal wieder aufgemacht, mit Anni spazieren zu gehen. Außer Serien auf seinem Laptop anzusehen, zu lesen oder lange auszuschlafen, was er sich für dieses Osterwochenende fest vorgenommen hatte, hatte er nicht viel zu tun und genoss die Ruhe.

Gerade Anni schien es sehr zu begrüßen, daß Frank gerne am See spazieren ging.

Sie tollte umher, scheuchte Enten durch die Gegend oder spielte mit anderen Hunden. Zum Glück war sie gerade nicht läufig, so daß er sie frei laufen lassen konnte, ohne Gefahr zu laufen, in ein paar Wochen kleine, schwarze Welpen durch die Wohnung laufen zu haben.

Seine eigene Familienplanung war schon seit gut 15 Jahren abgeschlossen, doch leider wohnten seine Kinder 200 Kilometer entfernt bei ihrer Mutter und hatten in diesen Osterferien auch besseres zu tun, als ihn zu besuchen. Doch das bescherte ihm ein recht ruhiges Osterwochenende, was auch nicht zu verachten war.

Eine Frau gab es in seinem Haus nicht. Er hatte beschlossen, eine Weile Single zu bleiben und die Ruhe zu genießen. So konnte er in aller Ruhe in seiner, zur gut ausgestatteten Schreiner- und Metallwerkstatt, umgebauten Garage herum werkeln, ohne daß im jemand sagte, was er zu tun oder lassen hatte.

Er setzte sich auf eine Bank und holte sein Tablett aus der Jackentasche, schaltete es ein und begann eine Geschichte zu lesen, die er vor ein paar Tagen im Internet gefunden hatte. Da er nicht andauernd am PC lesen wollte, hatte er die Geschichte kurzerhand kopiert und sie auf seinem Tablett gespeichert.

Ab und zu warf er einen Blick zu Anni, die am Ufer stand und Enten verbellte. Ins Wasser traute sich das schwarze Pelzknäul nicht, dazu war sie viel zu Wasserscheu.

-

Wie lange sie schon nichts Richtiges gegessen hatte, wusste Annika nicht. Sie hatte die letzten Wochen Reste aus den Mülleimern vor Fastfoodrestaurants gegessen. Betteln lohnte sich hier nicht. Warum war sie auch auf die blöde Idee gekommen, aus der Stadt heraus in diesen verschlafenen Vorort zu gehen? Diese Frage konnte sie sich selbst nicht beantworten. Hier gab es keine Fastfoodrestaurants und die Leute warfen auch nicht all zu viele Lebensmittel in die Mülleimer in dem Park. Das einzig Gute daran war, das sie die Hütte im Wald nicht mit Anderen teilen musste, die versuchten, sie beklauen.

Sie hatte die Hütte gefunden, kurz nachdem sie hier angekommen war. Sie befand sich nicht weit vom Waldrand entfernt und stand offenbar schon länger leer. Mit ein paar Zweigen und Ästen hatte sie die Wände notdürftig geflickt und ein paar Plastikplanen, die sie auf einer Baustelle gefunden hatte, dichteten Dach und Wände gut gegen Wind und Regen ab. Nun saß sie im Unterholz vor den Weg der um den kleinen See herum führte und wartete darauf, das dieser Typ endlich aufstand und ging. Doch anscheinend würde sie noch lange warten müssen, denn er hatte ein großes Handy oder so etwas aus der Tasche gezogen, die Beine übereinander geschlagen und begonnen zu lesen. 'Nicht auch noch das', dachte sie sich und ihr blieb nichts anderes übrig als ab zu warten.

Endlich, es begann bereits zu dämmern, stand der Kerl auf, steckte das Handy in die Jackentasche und steckte sich eine Zigarette an. Süßlicher Tabakgeruch wehte zu Annika herüber. Geraucht hatte sie schon seit Wochen nicht mehr, das wenige Geld das sie irgend wo gefunden oder aus den Taschen anderer Leute geklaut hatte, reichte gerade einmal, um sich bei einem Bäcker ein Brot zu kaufen und natürlich für den billigen Wodka vom Discounter, der sie warm hielt, wenn es draußen kalt wurde. Und kalt war es in letzter Zeit noch oft gewesen, obwohl der Winter eigentlich balde vorbei sein sollte. Sie fragte sich, ob es nicht besser wäre, wieder zurück in die Stadt zu gehen. Dort gab es mehr zu essen und auch mehr Leute, denen sie die Brieftasche klauen konnte.

Sie fasste einen ziemlich dummen Entschluss, stand auf und wollte gerade aus dem Gebüsch hervor kommen, um den Typ nach einer Zigarette zu fragen. Doch dieser schaute sich gerade um, starrte in ihre Richtung und rief laut »Anni, komm sofort hier her.«

Sie zuckte zusammen als dieser Typ ihren Spitznamen rief. Wer war das? Kannte er sie vielleicht? Und viel wichtiger war, hatte er sie ebenfalls gesehen? Sie wollte gerade die Flucht ergreifen als sie hinter sich ein lautes Bellen hörte. Sie drehte sich um und sah einen kleinen, schwarzen Hund auf sich zu laufen. Verängstigt blieb sie wie angewurzelt stehen. Doch der Hund schien sich nicht im Geringsten für sie zu interessieren, sondern rannte an ihr vorbei auf diesen Typen zu, sprang schwanzwedelnd an ihm hoch und bellte. Der Typ legte dem Hund eine Leine an, kraulte ihn hinterm Ohr und gab ihm ein Leckerchen. In diesem Moment dachte sie daran, das es diesem Hund wahrscheinlich viel besser ging als ihr selbst. Dieser würde sicher zu Hause etwas zu fressen bekommen, vor einer warmen Heizung auf einer weichen Decke schlafen, vielleicht sogar bei diesem Typ im warmen Bett.

-

Als die Dämmerung einsetzte, stand Frank auf, rief nach Anni, die aus dem Gebüsch hervor gerannt kam, gab ihr ein Leckerchen und nahm sie an die Leine. Dann ging er langsam um den See herum zum Auto. Er musste noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen und zu Hause sein, bevor Marco, ein guter Bekannter kam. Dieser hatte ein neues Spielzeug bestellt und wollte es sich heute zum ersten Mal an sehen. So ging er gemächlich um den See herum und sinnierte darüber nach, wieso die Leute sich zu Ostern Eier schenkten und woher der Brauch kam, diese zu verstecken.

»Kann ich 'ne Zigarette haben?« Die Worte rissen ihn aus seinen Gedanken. Eine junge Frau, einen guten Kopf kleiner als er selbst, vielleicht Mitte zwanzig, so genau konnte er das unter den Schichten aus schmutziger Wäsche und Dreck nicht erkennen, stand neben ihm und schaute ihn an.

'Warum eigentlich nicht?', dachte er sich, holte die fast leere Schachtel aus der Jackentasche und gab sie der Frau. »Hier, kannst du behalten«, sagte er und gab ihr noch ein Einwegfeuerzeug. Sie bedankte sich und ging weiter. Doch als sie an ihm vorbei ging, spürte er etwas in seiner Hosentasche. Schnell fasste er mit der Rechten nach dem Arm der Frau. Er erschrak darüber, wie dünn ihr Arm doch war und ließ sie beinahe gehen, als sie versuchte sich los zu reißen. Doch er schaffte es gerade noch so, sie zu halten.

»Das vergisst du mal lieber schnell wieder«, sagte er verärgert. So viel Undank ging ihm gegen den Strich. Gerade hatte er ihr seine letzten Zigaretten gegeben und nun versuchte sie, ihm seine Brieftasche zu klauen. Glücklicherweise befand sich diese nicht in seiner rechten Tasche, wo die meisten Leute diese aufzubewahren pflegten, sondern links. Aber ärgerlich wäre es trotzdem gewesen, denn in dem schmalen Mäppchen in seiner rechten Tasche befanden sich die meisten seiner Papiere und die wieder zu beschaffen wäre ziemlich aufwändig gewesen. Die Frau versuchte noch einmal, sich los zu reißen doch er hielt ihren Arm fest umklammert.

»Was soll das denn werden?«, fragte er sie, doch sie senkte nur den Kopf und zappelte weiter.

-

'So ein Mist, jetzt schleppt der mich zur Polizei oder schlimmeres', dachte Annika bei sich und wollte nur noch weg. Doch anstatt sie mit sich zu zerren oder auch nur laut zu werden, griff er mit der freien Hand in seine linke Gesäßtasche, holte eine Geldbörse heraus und gab ihr 20 Euro. »Kauf dir was Anständiges zu Essen«, sagte er und gab ihr den Schein. Annika nahm den Schein entgegen und starrte auf seine linke Hand. Am Ringfinger hatte er einen ziemlich breiten Ring. Auf diesem Ring war ein kleinerer Ring befestigt, der sich bei jeder Bewegung hin und her bewegte. Als er sie los lies, starrte sie noch immer fasziniert auf diesen Ring, anstatt gleich los zu laufen. Doch als er die Hand wieder zurück nahm, fasste sie sich und rannte, was das Zeug hielt. Erst als sie außer Sichtweite war, blieb sie stehen und hielt sich die Hüfte, die vom ungewohnten Laufen schmerzte, so daß sie kaum noch Luft bekam. Sie drehte sich um, wartete noch ein paar Minuten auf dem Weg und ging dann zurück. Sie wollte in den Ort gehen, um sich beim Discounter ein paar Flaschen billigen Wodka und vielleicht auch noch etwas zu Essen zu kaufen. Als sie an der Stelle an kam, an dem sie auf diesen Typen getroffen war sah sie etwas auf dem Weg liegen. Es glänzte hell im letzten Licht der untergehenden Sonne. Sie bückte sich und sah, daß es der Ring war, den er getragen hatte. Er musste ihn hier verloren haben. Sie nahm ihn an sich und überlegte, was sie damit anfangen konnte. Vielleicht war er ja sogar etwas wert und sie konnte ihn verkaufen. Doch aus irgend einem Grund erschien es ihr nicht richtig. Dieser Mann hatte ihr eine, wenn auch fast leere, Schachtel Zigaretten, ein Feuerzeug und selbst als sie ihn beklauen wollte, sogar noch Geld gegeben. Da erschien es ihr falsch den Ring einfach zu verkaufen. Ohne groß darüber nach zu denken, lief sie den Weg entlang, in die Richtung, in die er gegangen war. Sie wollte ihm den Ring zurück geben.

-

Als Frank die Kofferraumklappe seines Kombis öffnete, um Anni hinein zu lassen, bemerkte er, daß der Ring fehlte. Er klopfte seine Taschen ab, fand ihn aber nicht.

'Na klar doch. Dieses kleine Biest hat ihn sich gekrallt', dachte er sich, schloss den Kofferraum und schaute sich verärgert um. Viel Spaß würde sie damit nicht haben. Den Ring hatte er selbst aus billigem Stahl angefertigt. Er war so gut wie überhaupt nichts wert. Was ihn viel mehr ärgerte, war nicht der Verlust, sondern die Frechheit und der Undank dieser Frau. Wütend stieg er ins Auto, startete den Motor und fuhr zum Supermarkt, wo er ein paar Backzutaten und eine Flasche von seinem Lieblingswhisky kaufte. Die wollte er am Wochenende mit ein paar Freunden trinken. Und vielleicht würde er heute Abend noch ein großes Glas davon zu sich nehmen, um seinen Ärger herunter zu spülen. Doch vorher kam Marco noch, um das neue Spielzeug an zu sehen das er für sich und Claudia, seine Freundin bestellt hatte.

-

Aus der Ferne sah Annika den Mann gerade in einen alten Kombi steigen und weg fahren. 'Verdammt, zu langsam', dachte sie noch als ihr einfiel, daß sie dieses Auto und auch den Hund schon einmal gesehen hatte. Sie musste nicht lange überlegen, bis ihr einfiel, wo das gewesen war. Auf ihren Streifzügen durch den Ort hatte sie das Auto vor ein paar Tagen erst gesehen. Das war letztes Wochenende gewesen. Es stand in der Einfahrt zu einem Einfamilienhaus in einer Wohnstraße, in der sie in den Mülltonnen etwas Essbares gesucht hatte. An das Auto erinnerte sie sich genau, denn so dunkle Kombis mit knallgelber Heckklappe gab es sicher nicht viele. Und der Hund saß auf einer Fensterbank in dem selben Haus hinter einem Fenster und schaute auf die Straße. Sie beschloss, zu diesem Haus zu gehen und den Ring einfach in den Briefkasten zu werfen und machte sich auf den Weg.

Als sie an diesem Haus an kam, stand das Auto nicht in der Einfahrt. Sie hoffte, daß der Typ nicht nur zu Besuch gewesen war und beschloss, noch eine Weile zu warten, ob er zurück kam. Doch hier auf der Straße wollte sie nicht warten und so schlich sie sich über den schmalen Kiesweg der neben dem Haus entlang in den Garten führte, um dort zu warten. Das Haus sah vom Garten aus gesehen, selbst im Dunkel, ein wenig herunter gekommen aus. Die recht große Garage neben dem Haus hatte eine Tür, die in den Garten führte. Warum sie das tat, wusste sie nicht, doch sie drückte die Klinke herunter und wunderte sich das diese nicht verschlossen war. So ging sie hinein und zog sie hinter sich zu.

Es war warm in dieser Garage und so beschloss Annika sich ein wenig aufzuwärmen. Sie suchte sich einen Platz zum Sitzen, doch es dauerte eine ganze Weile bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, selbst wenn sie den Schalter gefunden hätte, Licht wollte sie auf keinen Fall machen und so setzte sie sich einfach auf eine Kiste, die an einer Wand stand. Die ganze hintere Hälfte der Garage schien voll gestellt zu sein mit Schränken, einer Werkbank und anderen Teilen die sie im Dunkel nicht zuordnen konnte. Irgend wann, sie hatte sich einfach mit dem Rücken an die Wand gelehnt, musste sie eingedöst sein. Erst als jemand an dem Garagentor zerrte und laut »Frank, bist du da drinne?«, rief, wachte sie auf und stand vor Schreck kerzengerade. Würde derjenige der an dem Tor stand oder sogar der Besitzer der Garage hier rein kommen? Sie versuchte sich zu orientieren und wollte zu der Hintertür wieder hinaus gehen. Doch diese war jetzt verschlossen und so suchte sie sich einen Platz zum Verstecken. Ihre Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt und so fand sie schnell eine schmale Ecke ganz hinten, hinter einem Tisch und mehreren Kisten, in die sie sich verkriechen konnte. Neben der Öffnung zu dieser Ecke stand ein Gitter, über dem eine Decke hing. Sie versuchte, beides vor die Öffnung zu ziehen, um unentdeckt zu bleiben und mit einem metallischen Scheppern hakte sich das Gitter irgend wo ein und ließ sich nicht mehr bewegen. Dabei fiel die Decke vor die Öffnung und schützte sie davor entdeckt zu werden, wie sie hoffte. In dem Moment öffnete sich die eben noch verschlossene Hintertür und das Licht ging an.

'Gerade noch rechtzeitig', dachte sie sich. Sie schaute vorsichtig an der rauen Wolldecke vorbei und sah den Mann, den sie am See getroffen hatte, gefolgt von einem anderen Mann und dem Hund in die Garage kommen. Der Hund kam zu ihrer Ecke und schnupperte, drehte sich aber zum Glück um und ging mit den beiden Männern in den vorderen Teil der Garage wo die Beiden sich über irgend etwas unterhielten, daß der eine gebaut hatte und der andere wohl kaufen wollte.

»Verdammt, jemand ist hier gewesen«, hörte sie auf einmal eine Stimme sagen. Sie versuchte zu sehen was gerade vor sich ging und sah zwischen ein paar Kisten hindurch die beiden Männer an einem Bildschirm stehen und der eine zeigte darauf.

»Fehlt denn was?«, fragte der andere Mann, was der Erste verneinte. Die Beiden unterhielten sich noch eine ganze Weile bis sie auf einmal ein heller, blauer Lichtblitz blendete und ihr die Sicht nahm. Es folgten noch weitere Lichtblitze und ein brutzelndes Geräusch. 'Klar, die Schweißen was', dachte Annika. Balde wurde es wieder ruhig und die Männer unterhielten sich noch eine Weile bis sie sich endlich voneinander verabschiedeten und die Garage durch das Tor verließen. Das Licht ging aus und es wurde wieder still.

Noch immer hatte Annika helle Punkte vor den Augen, sie hatte beim ersten Mal genau in den Lichtblitz geschaut und ihre Augen brannten noch davon. Aber irgend wann hatten ihre Augen sich wieder an die Dunkelheit gewöhnt und auch die Punkte waren aus ihrem Sichtfeld verschwunden. So machte sie sich daran, die Ecke wieder zu verlassen. Doch das Gitter, welches sie vor die Öffnung zu der Ecke gezogen hatte, ließ sich nicht mehr weg schieben. So sehr sie auch daran rüttelte und drückte, es bewegte sich keinen Millimeter. Sie versuchte es an den Seiten, doch auch dort waren Gitter, ebenso hinter und über ihr. Ihr dämmerte, das sie in einem Käfig fest steckte. Verzweifelt versuchte sie wieder die vermeintliche Tür zu öffnen, suchte nach einem Riegel oder Verschluss, mit dem sie sich öffnen ließ, konnte aber nichts dergleichen finden, so sehr sie auch alles ab tastete. Das Einzige, was ihr auffiel, war eine kleine Öffnung in der Tür. Sie war in etwa in der Mitte, unten halb rund und nach oben offen. Obwohl diese Öffnung ziemlich schmal war, versuchtet sie sich hindurch zu zwängen. Aber gerade als sie ihren Kopf hindurch gesteckt und diesen ganz nach unten gedrückt hatte, um mit dem Arm hindurch greifen zu können, hörte sie ein metallisches Schaben und dann ein schweres Scheppern direkt neben ihren Ohren. Vor Schreck wollte sie den Kopf wieder aus der Öffnung nehmen doch das ging nicht mehr. Irgend etwas hatte ihren Hals umschlossen und hielt ihn fest. Sie tastete nach oben und fühlte einen kalten Reif, der ihren Hals nun komplett umschlossen hatte. Darüber befand sich eine senkrechte Eisenstange, welche die obere Hälfte des Reifes fest hielt. Sie versuchte mit aller Kraft diese wieder nach oben zu drücken, doch anscheinend war diese irgend wie blockiert.

»Verdammte Scheiße, wer lässt sich denn so einen kranken Mist einfallen?«, schrie sie laut aber niemand antwortete ihr. Sie war gefangen und niemand war da, der sie befreien konnte. Verzweiflung machte sich in ihr breit und sie rüttelte an den Stäben ihres Gefängnisses bis sie keine Kraft mehr hatte und Tränen ihre Wange herab liefen. Leise weinend döste sie irgend wann in dieser unbequemen Position ein.

-

Frank saß in seinem kleinen Arbeitszimmer und beobachtete die verzweifelten Versuche der jungen Frau sich zu befreien, am Monitor seines Computers. Er hatte vorhin, als Marco noch da war, schon die Aufzeichnung der Kamera, die in der Ecke der Garage an der Decke hing, betrachtet und gesehen, daß sie sich in dem noch unfertigen Käfig versteckt und sich selbst eingeschlossen hatte. Er war sich noch unschlüssig darüber, was er mit ihr anstellen sollte. Er war nun noch mehr verärgert als schon am See. Nicht nur seinen Ring hatte sie ihm geklaut, nun war sie auch noch in seine Garage eingebrochen, um ihn aus zu rauben.

'Geschieht ihr vollkommen recht', dachte er als er ihre verzweifelten Versuche betrachtete, sich zu befreien die sie allerdings nur in eine noch unbequemere Position brachten. Dieser Käfig war zwar eigentlich nicht dazu gedacht, Einbrecher zu fangen, sondern um Frauen ein zu sperren, die das freiwillig mit sich machen ließen, aber anscheinend war er auch dazu nützlich.

Als er sah, daß sie offenbar eingeschlafen war, fasste er einen Entschluss. Er ging in die Küche, kochte Kaffee und wärmte Ravioli aus der Dose auf. Sie hatte keine Gelegenheit gehabt, noch etwas zu stehlen und der Schock, in dem Käfig gefangen zu sein war ihr sicher eine Lehre, nicht noch einmal irgend wo einzubrechen. Bevor er sie laufen ließ, wollte er ihr aber zumindest noch etwas zu essen geben. Sie sah trotz des dicken Parkas, der Pudelmütze und der schmierigen Hose unter denen ganz sicher noch mehr Schichten Kleidung steckten, ziemlich dürr und ausgehungert aus.

-

Annika wachte auf, als das Licht an ging. Reflexartig wollte sie den Kopf zurück ziehen, was ihr aber nicht gelang. Satt dessen stieß sie sich an dem Eisen und ließ einen Schmerzlaut vernehmen. Sie sah sich um, konnte aber niemanden sehen. Nur der Geruch von Kaffee und warmen Essen hing in der Luft.

»Erst mein Geld klauen wollen, mir den Ring vom Finger ziehen und dann auch noch einbrechen. Sowas nenne ich ja mal echte Dankbarkeit«, sagte jemand streng. Sie hob den Kopf so gut es ging und schaute dem Mann vom See, der nun vor ihr kniete, direkt ins Gesicht. Sie ließ den Kopf hängen und blickte zu Boden.

»Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede«, sagte er, worauf hin sie den Kopf hob und ihm direkt in die Augen sah. »Reichen dir die Zigaretten und die 20 Euro nicht? Musst du statt dessen noch mehr klauen?«, fragte er. Seine Stimme klang hart und voller Ärger.

Tränen schossen ihr in die Augen, bahnten sich einen Weg ihre verdreckten Wangen herab und fielen auf den Beton des Fußbodens. »Ich habe den Ring nicht geklaut. Er lag auf dem Weg und ich wollte ihn wieder zurück bringen«, sagte sie leise und unter Tränen.

»So, und warum hast du ihn mir nicht am See schon gegeben?«, wollte er wissen. Es klang nicht so als würde er ihr glauben.

»Als ich ihn gefunden hab, waren Sie schon weg. Ich bin hinterher gelaufen bis zum Parkplatz. Und Sie sind gerade weg gefahren.« Sie schluchzte nur noch leise.

Frank öffnete die Klappe in der Tür. »Zieh den Kopf ein«, befahl er ihr. Sie tat, was er sagte. Darauf hin öffnete er mit einem Schlüssel die Tür des Käfigs und hielt ihr die Hand hin.

Fragend sah sie ihn an. »Los. Komm schon da raus«, befahl er.