Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Aruula -Die Tiefen von Ma'bellar 04

Geschichte Info
Dunkle Zukunft der Erde.
9k Wörter
4.38
9.4k
4

Teil 4 der 6 teiligen Serie

Aktualisiert 06/08/2023
Erstellt 02/02/2018
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Comdo? (Kurzform von „Wie geht es dir/euch?" abgeleitet aus Aruulas Sprache bzw. der Sprache der Wandernden Völker. Dürftet ihr inzwischen ja kennen! ;-) )

Puh, ganz schön anstrengende Temperaturen, oder?

Verrückt! Da spielen die voran gegangenen Kapitel in sengender Sonne und zeichnen ein von Hitze geplagtes und ausgedörrtes Andalusien in der Postapokalypse und nun haben uns im Hier und Jetzt ähnliche Verhältnisse -- in Form eines anhaltenden Rekordsommers - überrascht, dass nenne ich mal eine gelungenes Paradebeispiel.

Also, wer noch immer nicht genug vom hochgradigen Wetter hat und noch eine Geschichte passend zum gegenwärtigen Klima sucht, derjenigen oder denjenigen sei vorliegende Story in ihrer bisherigen Gesamtheit empfohlen. *g*

So, Spaß und Eigenwerbung beiseite!

Vielen Dank für die Comments zum letzten Kapitel. Aufmunternde Worte tun immer gut. Zugegeben, dass dritte Kapitel war sehr plotlastig, umso glücklicher stimmt es mich, wenn es dann doch wertgeschätzt wird. Die Handlung soll eben auch als Ganzes funktionieren und nach meiner Intention nicht die Rubrik „Gelesen und gleich wieder vergessen" fallen. Selbstverständlich kann ich die Kritik nachvollziehen, dass die Erotik im letzten Abschnitt zu kurz gekommen ist, aber (wie schon angedroht :-D ) diese sträfliche Vernachlässigung wird nun extensiv aufgeholt und ausgeglichen. Bitte zögert auch weiterhin nicht eure Meinungen auszuplaudern.

Da es zum „guten Ton" oder „schlechten Geschmack" einer solchen Story gehört, habe ich erneut tief in die unergründlichen Pfründe der Trashkiste gegriffen und ein schönes Knäuel an Schmuddelkram zusammengegarnt.

Müsste es kategorisiert werden, so wäre es dieses Mal wohl Grusel oder Sci-Fi-Erotik.

Als Inspiration für die (dreckige) Atmosphäre dienten Szenen aus Lexx -- The Dark Zone oder aus den Druuna Schwermetallcomics, welche vermutlich auch die Vorlagen für ein Original MX-Heft (Nr. 429 -- könnte spoilern, daher bitte erst nach dem Lesen googlen) ähnlicher Thematik waren.

Man könnte jetzt fies unterstellen, dass die Idee zum Kapitel geklaut ist und ja, vielleicht ist sie das - wobei ich das Wort 'entliehen' viel besser finde! - trotzdem präsentiert sie sich hier in einem anderen Gewand und LIT bietet die Möglichkeit alles vieeel sinnlicher und sexier auszuschmücken.

Na dann, stellt euch Erfrischungen bereit, es wird heiß! (Abkühlungen sind nicht vorgesehen, zumindest nicht für euch. :-D )

Anmerkung: Die Inhalte dieser Geschichte sind ein reines Produkt der Fantasie. Das Copyright der Charaktere und einiger Handlungselemente liegen bei den entsprechenden Inhabern.

-----------------------------------------------------

Aruula von den Dreizehn Inseln - Dunkle Zukunft der Erde

Die Tiefen von Ma'bellar - Teil 4

- 8 -

Sie trieb auf einem Meer aus schattigen Wogen und diffusen Nebeln. Völlige Stille herrschte hier. Es schien weder oben noch unten zu geben. Ihr Geist ruhte in sich selbst. Keinerlei äußere oder innere Einflüsse wirkten auf ihn ein. Es war als glitt sie von geisterhaften Schwingen getragen über die rauchigen Wasser jenes zwielichtigen Diesseits. Mochte es sein, dass sie sich auf einer der sagenhaften Totenbarken befand, die die tapfersten Krieger zur Ruhmeshalle des Göttervaters Wudan brachten? Ein Gedanke so flüchtig, wie diese ganze Welt aus schwarzen Dunst und abwesendem Licht.

Doch die gediehene Ruhe und der weichschaukelnde Frieden erwies sich plötzlich -- nach einer Ewigkeit, die sich an diesem Ort kaum bestimmen ließ -- als trügerisch. Ein Sog entstand jählings vor ihr, ein reißerischer Schlund der die trüben Schwaden verwirbelte und den kristallinen Ozean in Wallung versetzte. Und da sie hier in diesem Zwischenreich so schwerelos wie handlungsunfähig war, wurde sie binnen kürzester Zeit von dem strudelnden Abgrund erfasst, hineingezogen, in verwirrend konturlosen Spiralen umhergeschleudert und am Ende mit pochenden Kopfschmerzen in der Wirklichkeit wieder ausgespuckt.

Aruula presste einen wüsten, gestöhnten Fluch über ihre Lippen und rang darum das Tosen und Wirbeln in ihrem Schädel unter Kontrolle zu bringen. Sie getraute sich noch nicht die Lider zu heben, ehe das tobende Chaos hinter ihren Augen zumindest einigermaßen gebändigt war. Schwindel befiel sie und sie war dankbar, dass sie nicht aufs Neue irgendwohin -- oder rein -- stürzte. Übelkeit stieg in ihr auf, sie würgte und ein saurer Geschmack breitete sich in ihrer Mundhöhle aus. Langsam besserte sich die Wirren in ihrem Kopf. Ihr Verstand begann wieder halbwegs vernünftig zu denken.

Götter... was für eine Reise! War oder ist es knapp um mich bestellt? Uh, rinnt das Gift noch durch meine Adern oder bin ich schwer verletzt?

Ihre einsetzenden Gedanken beschäftigten sich mit ihrer Verfassung, versuchten herauszufinden, was ihr widerfahren war und wie arg es um sie stand. Scharfe Gerüche fächelten durch die Luft, reizten ihre Nase.

Es war nicht der Geruch von Kräutern oder Pflanzen, sondern der beißende von Chemikalien und ätzenden Säuren. Auch die zu vernehmenden Geräusche klangen nicht wie solche aus natürlichen Umgebungen, kein Windesrauschen, raschelndes Gras oder tropfender Regen. Stattdessen ein dumpfes, sich wiederholendes Stampfen, das Gezischel von Absauganlagen und entweichendem Gas, Geklirre und Geklicker fremdartiger Herkunft. Sie spürte nicht die wärmende Kraft des Himmelgestirns auf ihrer Haut oder die Frische des Morgens, trotzdem sorgte irgendetwas -- vermutlich eine Apparatur -- für gezielte Hitze, indes der übrige Bereich von einer unbehaglichen Kühle durchdrungen schien.

Die Kriegerin von den Dreizehn Inseln beging nicht den Fehler, die Lage zu überstürzen. Bedächtig sammelte sie zunächst jegliche Eindrücke, die ihre wiedererwachenden Sinne ihr übermittelten, ohne dabei die Augen zu öffnen und ihrem Umfeld preiszugeben, dass sie bei Bewusstsein war.

Tot bin ich also schon mal nicht... obgleich ich fast glaubte, über Krahacs schwarzes Federkleid zu schweben, dennoch ein Umstand den ich sehr begrüße! Und ich bin recht zuversichtlich, dass ich mich noch in dem Bunker befinde, so widernatürlich wie es hier stinkt und rumort... sollte anfangen mich zu bewegen!

Aruula probierte ihre Gedankengänge in die Tat umzusetzen... und scheiterte.

Sie gewahr sich ihres gesamten Körpers, von dem Kribbeln in ihren Fingerspitzen, über die juckenden Schürfwunden und Kratzer, die ihre Gliedmaßen wie ein feines, zweites Muster - neben ihren rituellen Henna-Linien - bedeckten, bis hin zu den immer noch eingeschlafenen Füßen, und doch, vermochte sie sich kaum merklich zu rühren. Erst jetzt merkte sie, dass sie gebunden war.

Da schlangen sich Fesseln um ihre Handgelenke und Knöchel, die sie stramm in einer aufrechten Haltung hielten.

Behutsam spannte sie ihre Bizeps an, um die Festigkeit der Bande zu testen und musste nach ihrer Prüfung grimmig feststellen, dass sie straff und widerstandsfähig waren. Nicht minder vorsichtig öffnete sie nun ihre Augen einen Spaltweit.

Sie musste wissen, wo sie war und was um sie her geschah!

Das geschmälte Bild was sich der Barbarin bot, offenbarte ihr, dass man sie in eine Art Werkstatt oder Labor gebracht hatte.

Die Größe des Raumes war schwer einzuschätzen, weil er in viele Segmente unterteilt schien, die von Teilwänden unterbrochen und getrennt wurden. Die sie umgebenden Gemäuer bestanden aus glattem Stein und matt glänzenden Metallplatten. Kastenförmige Gebilde klebten unter der Decke von denen gerippte Schläuche, breite Schächte und dicke Kabel ausgingen, die überall in irgendwelchen herumstehenden Gerätschaften, montierten Armaturenbrettern oder brummenden Aggregaten mündeten.

Die Ausleuchtung war miserabel. Nur wenige Lichtstäbe spendeten von der Decke aus weiße oder orangene Helligkeit. Zumal sie durch den künstlichen Windzug eines Ventilationsschachtes oftmals hin und her pendelten und ein wildes Licht und Schattenspiel erschufen. Zwischen dem unübersichtlich verteilten Maschiin-Kram entdeckte sie aber auch Anrichten, auf denen besorgniserregende Dinge lagen.

Trotz der dürftigen Lichtverhältnisse, meinte sie klar und deutlich die Silhouetten von Körpern zu erkennen! Vollständigen wie... zerpflückten.

Die schwingenden Lampen rissen Korpuse ohne Kopf oder Beine aus der Dunkelheit, ebenso ein Tischlein auf dem ein aufgeschnittener Schädel abgelegt war, sowie hohe Glasbehälter in denen gluckernd verschiedene Organe schwammen. In einem Regal stand eine Galerie aus reglosen Händen, von öligem Schimmer, als wären sie in zähflüssiges Blut getaucht gewesen.

Wudan! In was für einer abartigen Tekk-Hölle bin wieder gelandet?

Der eisige Hauch der Furcht strich ihr Rückgrat hinab und ließ sie frösteln, in diesem Zuge, spürte sie auch zum ersten Mal die Kälte des Eisengestells in ihrem Rücken an das sie gefesselt war. Der Anblick der zertrennten Leiber weckte die Unruhe in ihr und sie rüttelte intuitiv abermals an den Stricken, die sie ihrer Bewegungsfreiheit beraubten.

Merduu! Ich muss fort von hier! Ich möchte nicht auch so enden! Lieber stürze ich mich in eine Klinge, als das ich mich auseinandernehmen lasse wie ein gackerndes Chiick! Nichts wäre unehrenhafter als sol...

Die metallene Zwinge die sich plötzlich um ihren Hals schloss, quetschte ihr den Atem ebenso ab, wie ihre aufgewühlten Gedanken.

„Doctoral Palafox! Vermelde; das Sujeto ist in den Wachzustand gewechselt! Dauer der Besinnungslosigkeit: fünf Stunden, siebenundvierzig Minuten und einundzwanzig Sekunden!", quarrte es aus einer kleinen Gitterkäfig, welcher oben an einem konischen Metallkörper angebracht war, dessen verjüngtes Unterteil in vier mechanischen Beinen auslief. Wahrhaft erschreckend war jedoch die durchscheinende Glaskuppel über dem Sprachmodul, die ungehindert Blick auf das darin schwappende rosane Gehirn spendierte.

Aruulas Augen weiteten sich entsetzt, dadurch bedingt, dass dieses scheußliche Wesen sich ihr überfallartig angenähert hatte, ohne das sie sich darauf vorbereiten konnte und aufgrund des zudrückenden Griffs.

„Hab Dank für deine Statusmeldung, Zinder! Die Regenerationsrate dieser Fleischeinheit ist beachtenswert. Gemessen an der Menge an Ominexalatin, dass die Guardadors auf sie abgefeuert haben, hat ihr Metabolismus die schwächenden Wirkstoffe in erstaunlicher Geschwindigkeit abgebaut!", ertönte es aus einem entfernteren Abschnitt des Labors.

Aruula schielte in die Richtung und erfasste einen klobigen Schemen hinter einer fleckigen Transpaari-Wand.

„Macht mich sofort frei, ihr Monster!", stieß sie krächzend hervor.

„Schließe mich ihrer Bewertung an Doctoral! Obwohl die Herzfrequenz und der Blutdruck stark erhöht sind, wirkt sich dies nicht nachteilig auf das bewusste Handeln aus, wie wir vernehmen können!", berichtete der Mechanoid, sie vollends ignorierend, frugal weiter.

„Wie erfrischend, mein guter Famulus! Wenn das nur allzu häufig beschworene, überbeanspruchte Glück uns hold ist, dann haben wir mit dieser Fleischeinheit seit langem einmal wieder ein belastbarere Exemplar einfangen können, dass wir nutzbringend verwenden können!", freute sich der noch nicht zum Vorschein gekommene, angebliche Heilkundige.

Aruula hatte inzwischen ihre Erfahrungen mit Leuten aus der alten Welt gemacht, die von sich behaupteten große Gelehrte oder Mediker zu sein. Die Meisten diesen Schlages waren bestenfalls eitel und verschroben oder schlimmstenfalls rücksichtslos und durchgeknallt. Wieso ahnte sie bloß, dass sie mit der schlechteren Sorte gestraft war?

„Hey, ihr tauben Tekkno's! Mein Blut rauscht mir in den Ohren, weil sie nicht auf Durchzug stehen, wie bei euch! Und mein... Herz klopft, weil es wütend ist! Hört mich... gefälligst an! Weshalb bin ich hier? Was habt ihr... bei Orguudoo, mit mir vor?", rief sie erbost und musste kleinere Unterbrecher in Kauf nehmen, um zwischenher Luft durch die gebeutelte Kehle zu schöpfen.

„Auf jeden Fall lässt sich bereits zu diesem Zeitpunkt bestätigten, dass jenes Sujeto über eine überdurchschnittliche Willenskraft verfügt. Eine weitere vorteilhafte Voraussetzung! Die Lautbildung lässt zu wünschen übrig, aber das war zu erwarten. Roh, ungeschliffen und primitiv, aber ausreichend!", fuhr ihr Inspizierer ungerührt fort.

Hinter der schmutzigen Transpaari-Wand kreischte etwas auf, dem Geräusch nicht unähnlich, wenn zwei Schwertschneiden aneinanderschrabten. Funken sprühten. Die Umrisse des Doctorals bewegten sich, wuchsen, schrumpften, dann flog ein Knäuel tropfender Kabel beiseite und landete in einer Tonne, als wäre es Gedärm in einer Wakuda-Schlachterei.

„Eine ausgeprägte Willenskraft ist zwingend vonnöten! Eine Anforderung von vielen! Sag mir Zinder -- mir blieb noch keine Zeit, um eigens nachzuprüfen, denn das momentane Arbeitsaufkommen ist über der Norm -- um was für ein Fleischmodell handelt es sich?"

„Ihr verfekkten Söhne einer Schrottpr...!", schimpfte die in kniehohen Stiefeln, mit Schurz und Pelz-BH gekleidete Barbarin ihrem Groll laut hinaus, doch Zinder beachtete die Schmähungen gar nicht und würgte sie übergangslos ab, indem er seine Greifklaue zusammenzog. Langgestreckt und die Arme zu den Seiten hinweg an eine Fixiervorrichtung an der Wand befestigt, hechelte sie nach Luft.

Mit der Klammer drehte er ihren Kopf einmal von rechts nach links. Auf der Glaskuppel des Robo's blitzte ein Digitalband auf, auf welchem ein grüner Scannerpunkt hin und her lief. Ein ebenso grünes Raster aus weichem Sensorlicht erschien auf Aruulas Gesicht und wanderte dann langsam an ihr herab. Als er fertig war, verschwand das grüne Licht und er quäkte:

„Analyseergebnis erfolgt: Fleischmodell; Menschenfrau! Die vitalen Werte befinden sich im oberen Bereich der Skala und eignen sich nahezu perfekt. Robuste Knochen, gesundes Blut, gutes Heilfleisch, ein außergewöhnlich starkes Immunsystem. Überraschend! Man könnte fast meinen, dass dieser Organismus schon einmal in Kontakt mit erneuerbaren Wirkstoffen gekommen ist!"

Ein Mundwinkel der schwarzhaarigen Kriegerin bog sich bei dieser Nennung in die Höhe, wusste sie doch um die Tachyonen in ihrem Blut, die ihr altern verlangsamten und andere kleine Vorteile mit sich brachten.

„Faszinierend!", hallte es zu ihnen herüber. Nochmal segelte etwas in die Tonne. Ein Beckenknochen?

„Diese Fleischeinheit lässt Hoffnungen aufkeimen. Wobei das Konzept der Hoffnung selbstredend völliger Unfug ist!"

Doctoral Palafox schien seine Arbeit vollrichtet zu haben oder aber ihre Diagnose war Grund genug für ihn, eine Pause einzulegen. Jedenfalls beschloss er hervorzutreten... oder besser; zu rollen. Auf Gleisketten rollte er seinen zylindrischen, Chromleib in das schummrig unbeständige Licht.

Im Gegensatz zu seinem Famulus besaß er nicht nur zwei Gelenkarme, die seitlich seiner Mitte verbaut waren, sondern auch zwei tentakelartige Fortsätze - gleich einem Rippenschlauch -, die aus dem Schultergelenken sprossen. Ein Glaskasten hockte auf dem Kunstwesen, aber dessen Inhalt sah noch schauriger aus, als die Sicht auf ein blankes Hirn. Zerebralklumpen hingen durch ein kompliziertes Draht- und Datenzuleitungsgeflecht untereinander verbunden in der mit Nährflüssigkeit gefüllten Box, aber nicht nur das! Sogar eine einzelne menschliche Pupille samt flatternden Sehnervstrang glotzte ihr aus dem makabren Aquarium entgegen!

Aruula hatte wahrlich schon so manch Unappetitliches in ihrem Leben gesehen, aber dieses Scheusal ekelte sie an, nicht nur das es eine Beleidigung für die Augen war, nein, auch für die Tatsache, dass es die Götter mit seiner unnatürlichen Existenz verhöhnte.

Dr. Palafox kam vor ihr und neben seinem Lakaien zum stehen. Bläschen stiegen zwischen seinen Gewebebrocken auf, die rotgeränderte Pupille zuckte nervös.

„Höchst beeindruckend! Ich mache mir gerade ein eigenes Bild. Jawohl, äußerst vielversprechend. Nach früheren Maßstäben, also denjenigen, welche in unseren Datenbänken archiviert sind und wenn wir die dortigen Dossiers als Referenz heranziehen, so haben wir hier ein ausgezeichnetes Modell gefunden! Verwunderlich, diese Frau -- obwohl sie in unserer Zeit lebt, scheint eine wahre Doppelgängerin in der Vergangenheit, circa Ende des zwanzigsten und Anfang des einundzwanzigsten Jahrhundert gehabt zu haben, die äußere Ähnlichkeit ist frappierend! Wie kann das sein? Wenn ich nicht Wissenschaftler wäre, würde ich behaupten, dass dies ein Ding der Unmöglichkeit ist, aber die Wissenschaft ist bisweilen ungewöhnlicher als so manche Fiktion! Wenn dies mal keine Fügung kosmischen Zufalls ist...", schwadronierte er unverdrossen drauflos und sinnierte sich in Sphären, die jenseits seines Verständnisses lagen, obschon er vermutlich annahm, ihnen nahe zu sein. Für Aruula war er jetzt schon genauso verrückt, wie Professor Jacob Smythe, Maddrax -- und auch ihr -- Erzrivale.

„Das ist ja so interessant wie brisant, Doctoral! Geben die Daten auch Informationen darüber, welche Berufung diese vorgebliche Vorgängerin ausgeübt hat?", erkundigte sich Zinder ölleckerisch.

Einige Dioden blinkten zwischen den Hirnklumpen auf, vielleicht ein Anzeichen dafür, dass Dr. Palafox unter Vollast recherchierte. Aruula hatte sich derweil, der Zwinge zum Trotz, so weit nach hinten an die Wand gedrückt wie es ihr möglich war, um flach nach Sauerstoff schnappen zu können. Hätte sie es gekonnt, so hätte sie das Haupt geschüttelt und die beiden Buug-Brajns für ihre albernen Mutmaßungen ausgelacht. Und hätte sie gewusst, was als Nächstes folgte und wäre sie nicht so gehandicapt, hätte sie jemanden eine Abreibung verpasst.

„Nun, mein guter Zinder, eine berechtigte, wenn auch relativ irrelevante Frage, da wir schließlich einen Relation zu jener Sujeto hier herstellen müssen und nicht zu einem Eintrag einer Person, die einmal vor... obwohl, dass ist markant! Aufschlussreich... eventuell verwendungsfähig!", schwafelte der Technoid vor sich hin und Aruula, die sich in Arglosigkeit wähnte, riss perplex die braunen Augen auf, als sie plötzlich die Tentakelspitzen auf sich zuschnellen sah. Gewitzt schlängelten sich die gummierten Stränge unter die Faserbänder ihres Fellbikinis und rupften sie an Schulter oder Achsel entzwei.

Kalte Luft strich sogleich über ihre entblößten Brüste - die erlöst von der Schnürung ins Freie plumpsten - und sandte eine Gänsehaut über ihren Körper.

„Was soll das, ihr kranken Maschiins? Lasst mich in Ruhe!", brüllte sie die Robo's an und wand sich in ihrer Fesselung.

„Abermals höchst interessant! Die weiblichen Attribute dieser Sujeto decken sich mit den ausgeprägten Proportionen der Menschenfrau aus der Vergangenheit. Du fragtest, welche Berufung jene Eine damals nachgegangen ist? Um eine vornehmere, weniger anrüchige Bezeichnung zu wählen, sie übte den Beruf der Erotikkünstlerin aus. Offenbar hatte sie Zeit ihres Lebens -- aber hauptsächlich in der jungen Phase -- eine achtbare Anzahl an Verehrern und Verehrerinnen. Sogenannten Fans. Die Abrufstatistiken von Foto- und Videodateien auf dubiosen Plattformen zur prävalierten illegalen Datenweitergabe zeigen ein gehobenes Interesse an ihren Darbietungen zur sexuellen Stimulierung!", rezitierte der Doctoral lakonisch, wogegen man vielleicht eine Schwingung Euphorie aus seiner Tonlage herausinterpretieren konnte.

Aruula hingegen machte den Eindruck von ihrem Glauben abzufallen.

Was, bei allen Dämonen in Orguudoos Höllen, faseln die sich da zusammen?

„Wenn das so ist, Doctoral Palafox, dann haben wir nicht nur eine aussichtsreiche, sondern eine ideale Kandidatin für das Projekt aus der bisherigen, eher enttäuschenden, Masse der degenerierten Lebensformen herausfiltern können! Alles dank ihrem Genie!", lobhudelte der Famulus seinen Meister.

„Nicht vorzeitig überschwänglich werden, mein enthusiastischer Zinder! Zumindest bieten sich uns bessere Startbedingungen!", dämpfte der Chefwissenschaftler die Beweihräucherung. Die Tentakelspitze beförderte das zerfetzte Oberteil auf einen Haufen verschmutzter Textilien, die wahrscheinlich Überreste von früheren Probanden waren. Dr. Palafox Pupille schien gegen das Glas seines Nährstoffbehälters zu drängen.