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Auf Schlingerkurs in den Hafen

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"Aber du mußt doch lernen, mein Kind!"

Mein Vater aber bat "seine große Tochter" freundlich in sein Zimmer und ließ sich in aller Ruhe mit vielen interessierten Zwischenfragen von Dieter erzählen. Er kannte Dieters Firma dem Namen nach und meinte, sie sei weltbekannt und seriös. Er hatte gar nichts dagegen, daß mich Dieter -- "dann kann ich Herrn Knaack ja auch mal kennenlernen!" -- am Abend des Konzertes von zu Hause abholte und sich bei dieser Gelegenheit vorstellte.

Ich ging die nun schon nicht mehr ganz zwei Wochen wie auf Wolken, weihte auch meine allerbeste Freundin Trudi -- und nur diese! -- ein, bat sie, diesmal ihr sympathisches, aber sehr loses Mundwerk im Zaum zu halten, und kaufte mit ihrer Beratung ein kleines schwarzes Abendkleid, das ein wenig über meine Knie reichte.

"Willst du nur schick aussehen oder auch jemand erobern?", fragte Trudi im Scherz.

"Bitte sei still von sowas, ich bitte dich! -- Ich weiß es ja selbst nicht."

Als ich an dem großen Abend in diesem Kleid vor meiner Familie erschien, hörte ich anerkennende Worte von meinen Brüdern -- enthusiastisch -- und meinem Vater -- väterlich freundlich, meiner Mutter aber war mein Kleid wieder einmal zu kurz:

"Du kannst doch so nicht in ein Festkonzert gehen!"

"Mama, erstens ist es ein gewöhnliches und kein Festkonzert, und zweitens weißt du doch auch, wie selbst ältere Damen bei solchen Gelegenheiten ihre" -- ,dicken` verkniff ich mir -- "Beine zeigen. Dieses Kleid reicht doch gut über die Knie!"

",Gut` ist gut!", sagte mein älterer Bruder Hans verschmitzt.

Da hörte man schon Dieters Mercedes vorfahren, und gleich darauf klingelte es. Mein Vater öffnete, begrüßte Dieter und führte ihn zu der im Wohnzimmer versammelten Familie. Dieter begrüßte mich zuerst -- "Guten Abend, Fräulein Melanie!" -- dann die Familie, stellte sich vor und übergab jedem, auch meinem jüngeren Bruder Werner, eine Visitenkarte -- ein Weltmann, der wußte, was sich gehört, dachte ich bei mir.

Es war noch etwas Zeit, wir setzten uns noch für ein Weilchen, mein Vater -- Nichtraucher! -- bot Dieter Zigaretten oder Zigarren und einen Aschenbecher an -- das tat er nur bei den allerbesten Freunden und allerwichtigsten Gästen! -- und Dieter "eroberte" meinen Vater im Sturm, als er dankend ablehnte und sich auch als Nichtraucher outete.

Dieter unterhielt sich angeregt mit meiner Familie -- besonders mit meinem Vater: "Ihr Fräulein Tochter hat mir sehr kompetent die Sehenswürdigkeiten Hamburgs gezeigt!" -- und auch mit meiner Mutter -- "Gnädige Frau!"; das hörte sie gern!

Nach einiger Zeit sagte Dieter zu mir:

"Ich glaube, wir müssen fahren, Melanie --"

"Ihr" -- ihr! -- "seid schon bei ,Dieter` und ,Melanie` ohne ,Herr` und ,Fräulein` --" fragte mein Vater freundlich.

"Das denke ich aber respektvoll immer mit, Herr Dr. Heilburg!", fuhr ihm Dieter schlagfertig dazwischen.

"Na, dann viel Spaß, Herr Knaack, und hast du etwas Englisch geübt, Melanie?"

"Der Dirigent kann doch auch Deutsch, das weiß man doch in der Musikszene!"

"Du hast ja wie immer recht, Melanie! -- Dann bringen Sie meine Tochter nachhher heil wieder nach Hause, Herr Knaack!"

Ich hörte beim Hinausgehen noch, wie Hans in seinen nicht vorhandenen Bart brummte: "Was heißt ,heil` -- bei Melanie?" Hoffentlich hatte das außer mir niemand gehört!

Dieter fuhr zur Musikhalle, und ich wollte ihm schon Tips geben, wo er wahrscheinlich bei einem am Abend verwaisten Universitätsinstitut noch einen Parkplatz finden würde, da kurvte Dieter zu einem mir nicht bekannten Hintertor, zückte eine Firmen-Ausweiskarte und wurde von einem Wächter in einen Innenhof gelassen, wo nur noch ein weiteres Auto stand, das es Direktors, wie Dieter sagte. "Meine Firma hat hier schon Klaviertransporte bewerkstelligt, darum habe ich einen Ausweis und darf hier parken!"

Toll! Allerdings betraten wir so die Musikhalle nicht durch den festlichen Haupteingang, sondern sozusagen durch den Heizungskeller -- na ja, nicht gerade, aber an den langweiligen Bürotüren vorbei. Man kann ja nicht alles haben! Wir kamen dann durch eine kleine Seitentür doch noch ins Foyer. Stolz nickte ich mehreren Personen zu, die ich von sonstigen Konzertbesuchen vom Ansehen kannte und die aufmerksam meinen Begleiter begutachteten; vielen von ihnen war er wohl interessanter als das Konzert.

Dieter hatte für uns Plätze in der ersten Reihe ergattert, was ich mir nie hatte leisten können. Irgendwann im zweiten Teil des Konzertes nahm ich Dieters Hand, flüsterte: "Danke, Dieter!", und behielt für eine ganze Zeit seine Hand in meiner.

Nach dem Konzert wandte sich Dieter an einen Bediensteten im Foyer, tuschelte etwas mit ihm, und wir wurden durch den gegenüberliegenden Seitengang in ein gemütliches Zimmer geführt. Bald kamen noch vier weitere Personen dazu, die der Meister heute abend zur Audienz geladen hatte: zwei Herren und zwei sehr aufgetakelte Damen, alle um die sechzig. Wir stellten uns alle einander vor: "Dieter Knaack, Vertreter der Im- und Exportfirma ..., Spezialität Klaviere und Flügel", "Melanie Heilburg, Studentin fürs Lehramt, Spezialität Deutsch, Latein, Griechisch", "... Dirigent des Madrigalchors, Spezialität Renaissance" -- neben Dieter der einzige humorvolle Mensch dieser Gruppe -- "..., Professor für Musikgeschichte am Konservatorium", "..., Direktorin des ...-Gymnasiums", "..., Jugendbekannte des Meisters", sprach die zweite Dame auf Deutsch mit amerikanischem Akzent.

Dann rauschte der Meister mit zwei Bediensteten in den Raum, und wir stellten uns alle noch einmal vor. "Ach, Herr Knaack, Sie haben mir den Blüthner verkauft! Ja, aber leider, ich werde bei Steinway bleiben, wenn ich Klavierkonzerte gebe. Blüthner ist leider nicht mehr, was es vor dem Krieg war! -- Das Geld haben Sie doch bekommen?" -- "Ja, Maestro, es ist alles in Ordnung! -- Darf ich Ihnen hier meine Hamburg-Führerin, Fräulein Melanie Heilburg, vorstellen, eine große Liebhaberin klassischer Musik!" "Und der modernen, vor allem Gershwin", fuhr ich frech fort, ohne dem Meister erst einmal "Guten Abend" zu wünschen und ihn für sein Konzert zu gratulieren. Aber über solche Faux pas war der Meister erhaben, und er fragte mich freundlich nach meinen Studien.

Die übrigen Begrüßungen erspare ich dem Leser. Wir setzten uns mit dem Meister an einen Tisch und wurden wahlweise mit Rot- oder Weißwein bewirtet. Die Jugendbekanntschaft versuchte noch einmal, den Meister an sich zu erinnern, und er tat so, "Yes, dear Patricia, we were very young at those times!" Es klang aber gar nicht so, als ob er sich an Patricia erinnerte. Ansonsten unterhielt er sich freundlich mit uns allen, vielleicht ein wenig mehr mit mir als der jüngsten, und beglückwünschte mich zu meinen ausgefallenen Studienfächern, "very unusual for a woman".

Nach nicht sehr langer Zeit entschuldigte sich der Meister, wir könnten sicher verstehen, daß er während seines kurzen Hamburg-Aufenthaltes noch viele andere Termine habe, und wir durften uns eine seiner Schallplatten aussuchen, die auf einem Seitentisch aufgebaut waren. Ich wählte eine Einspielung der Rhapsody in Blue -- amerikanisch paßte zu amerikanisch! --, und der Meister sagte noch: "Nehmen Sie auch noch dieses Album mit den Brandenburgischen Konzerten und den Orchestersuiten, Fräulein Melanie!" Der Meister hatte sich meinen Namen gemerkt! Allerdings durften sich auch die anderen Teilnehmer unsere kleinen Runde je noch eine weitere Platte aussuchen.

Nachdem wir nun auf freundliche Weise sozusagen "hinausgeschmissen" waren, fragte Dieter: "Melanie, wollen wir nicht bei mir noch ein Gläschen Wein trinken, oder soll ich Sie gleich nach Hause bringen?"

"Wein -- okay -- aber lieber eine Cola oder einen Saft, ich hab noch so einen Durst, und mit Wein werd ich so schläfrig!" Mir war wirklich nicht in den Sinn gekommen, daß Wein, Cola oder Saft ja auch bei meinen Eltern vorhanden gewesen wären!

So fuhren wir zu Dieters Junggesellenwohnung im Obergeschoß einer feudalen Villa. "Wollen Sie auch noch etwas essen, Melanie? Ich bin kein großer Koch, aber eine Dose Ravioli wärmen oder ein Spiegelei, das krieg ich schon hin."

"Ja, Hunger hätt ich auch schon! Kommen Sie, ich helfe Ihnen!"

Und so half ich ihm beim Zubereiten eines Käse-Omeletts, und wie es so ist, gemeinsames Kochen bringt einen näher.

"Paß auf -- ich meine: passen Sie doch auf, und verbrennen Sie sich nicht!", rief Dieter mir zu, als bei den Hantierungen diese Gefahr drohte, und fuhr gleich fort: "Wollen wir nicht beim Du bleiben? Ich habe das wirklich nicht absichtlich gesagt! Aber Sie waren ja wirklich nahe daran, sich die Hand zu verbrennen!"

"Danke, Dieter, das soll ich dir glauben? Okay, bleiben wir beim Du!"

Wir aßen unser Omelett und gingen anschließend mit unseren Weingläsern ins Wohnzimmer.

"Bitte, Melanie, setz dich ein wenig zu mir aufs Sofa!"

Jetzt geht's los, dachte ich, und zog unwillkürlich mein Kleid so weit wie möglich hinunter. Aber da war nichts zu machen, meine Knie und ein Drittel Oberschenkel lagen für jeden Draufgänger frei zum Streicheln.

"Melanie, hab keine Angst, ich tu dir nichts!", beruhigte mich Dieter. "Ich wollte sagen: Ich hab dich und deine frische Art in den letzten Wochen sehr liebgewonnen, und ich wollte dich fragen -- ob du meine Frau werden willst!"

Ich hatte so etwas geahnt! Mein erster Heiratsantrag! Sollte ich nachgeben und meine mir gerade bewußt gewordene Freiheit, auch meine sexuelle Freiheit, aufgeben? Aber würde sich so bald noch einmal eine solche sympathische Möglichkeit bieten?

"Dieter", brachte ich schließlich heraus, "ich bin doch noch viel zu jung, erst zwanzig -- und, du weißt, ich hab ja auch einen Freund, mit dem ich --"

"Ich weiß, Melanie, mit dem du -- du sagtest, du liebst ihn -- wollt ihr auch einmal heiraten?"

"Darüber haben wir noch gar nicht nachgedacht. Und ich bin ja auch kein treues Mädchen, wie du dir es sicher wünscht -- gerade auf der letzten Party habe ich mit einem Kollegen -- du weißt schon -- und auf anderen Parties auch -- und in den letzten Ferien, das war heftig -- ich bin nicht das anständige Mädchen, wie ihr alle glaubt -- und sogar schon vor dem Abitur hatte ich eine Beziehung -- eine inti --", und ich fing an zu weinen.

"Ist doch schon gut, Melanie! Du hast schon den einen und anderen Freund gehabt, das macht doch gar nichts", sagte Dieter mit freundlicher, lieber Stimme, beugte sich zu mir und gab mir einen dicken Kuß auf die Stirn. "Das ist doch alles vergeben und vergessen!"

Das fand ich wahnsinnig großzügig!

"Ich bin doch auch nicht mehr der Allerjüngste", fuhr Dieter fort, "ich hab doch viel lieber eine erfahrene Frau als einen unreifen Backfisch!"

Ich war also eine "erfahrene, reife Frau". Das ging mir runter wie Honigseim, beziehungsweise wie Pommes mit Ketchup, die wir jungen Mädchen so gern aßen. Nur meine Eltern durften das natürlich nicht zu hören kriegen!

"Und du hast sicher auch schon viele Frauen gehabt?", fragte ich ihn schüchtern -- "auch" hätte ich wohl lieber nicht sagen sollen.

"Ich hatte Freundinnen, das kannst du dir bei meinem Alter ja denken, aber ich war kein Wüstling, das mußt du mir glauben!"

"Und deine letzte Freundin, wann war das?"

"Vor fast einem Jahr in Düsseldorf. Ich wollte sie gern heiraten, aber sie hat dann einen anderen gewählt. Danach hatte ich nur einen kurzen Urlaubsflirt."

"Flirt?"

"Na ja, wir waren schon --"

"-- zusammen im Bett!" Ich hatte meine Fassung und meinen kessen Ton wiedergefunden.

"Nein, Melanie, am Strand -- allerdings spät abends. Sie war mit Anhang, das heißt mit ihrer Mutter, da, und offiziell waren wir in einem Vortrag."

"Also doch Wüstling!"

"Nein, Melanie, so mußt du das nicht sehen. Aber du weißt ja doch auch schon, man hat als Mann so seine Bedürfnisse. -- Wir sollten jetzt zu dir nach Haus fahren. Überleg dir in Ruhe deine Antwort auf meine Frage; ich dränge dich nicht!"

Wir fuhren mit einem Taxi zum Haus meiner Eltern, da Dieter richtig meinte, er habe inzwischen zu viel Wein getrunken. Zu Hause wurden wir freundlich und mit Hallo begrüßt. Wir mußten kurz von dem Konzert und dem Gespräch mit dem Meister erzählen, mein Vater lobte Dieter in den höchsten Tönen, daß er, obwohl er gar nicht viel getrunken hatte, nicht mit dem Auto gefahren war -- "ihr Räuberbande", sagte er zu meinen Brüdern, "da könnt ihr euch ein Beispiel dran nehmen!"

Dieter hatte das Taxi warten lassen, er wurde freundlich verabschiedet -- "Kommen Sie bald einmal wieder!" -- und ließ sich nach Hause fahren. Ich aß noch heißhungrig mit meinen Leuten ein Butterbrot in der Küche, erzählte noch weiter vom Konzert -- aber nichts von Dieters Antrag, auch nicht, daß er mich nach Hause eingeladen hatte -- und begab mich bald -- "ich bin hundemüde!" -- zu Bett. Hans warf mir noch einen halb fragenden, halb wissenden Blick zu und winkte mir dann freundlich zu:

"Gute Nacht, Melanie! Schlaf schön! Das war sicher ein besonderer Tag für dich heute!"

Ich lag noch lange wach und dachte über diesen "besonderen Tag" nach.

Dann beschloß ich spontan, Dieters Antrag anzunehmen. Und schlief sofort ein.

Als ich am Morgen aufwachte, war mein erster Gedanke: "Bist du wahnsinnig, Melanie, einen dreizehn Jahre älteren Mann zu heiraten? Du hast doch noch nichts erlebt!" Doch, ich hatte ja schon einiges erlebt, und ich fand bald fröhlich zu meinem nächtlichen Entschluß zurück.

Den mußte ich aber jetzt nicht nur als "anständiges Mädchen" meinen Eltern, sondern auch meinem Geliebten Peter mitteilen. Und -- o Schreck -- meinen recht klatschsüchtigen Freundinnen!

Als allererstes rief ich Dieter im Büro an und sagte nur: "Einverstanden! Morgen nachmittag also im Rathaus!" Das war nämlich unser Programm im Rahmen meiner immer noch nicht abgeschlossenen Stadtführungen.

Zuerst nahm ich mir Peter vor. Ich ging am Nachmittag nach meinen Vorlesungen zu ihm, und Peter erwartete einen Bericht vom Konzert -- mehr als von einem geplanten Konzertbesuch hatte ich ihm nicht erzählt -- und einen unserer Liebes-Nachmittage. Den Bericht vom Konzert gab ich ihm, als aber Peter anfing, sich an meinen Blusenknöpfen zu betätigen, sagte ich:

"Peter, da ist noch etwas!"

"Du bist wieder fremdgegangen?"

"Nein, Peter, schlimmer!"

"Du hast einen anderen Freund?"

"Ja, Peter, in gewisser Weise", und erzählte Peter von meinen letzten Wochen mit Dieter und seinem Heiratsantrag.

"Na, dann herzlichen Glückwunsch", sagte Peter resigniert.

Ich war schon etwas enttäuscht, daß Peter nicht mehr um mich kämpfte.

"Macht dir denn das gar nichts aus?"

"Schon, Melanie, das macht mich unglücklich, aber ich weiß nicht, wann ich soviel verdiene, daß ich dich heiraten kann, und als verheirateter Mann von meinen Eltern leben -- was sie mir sicher anbieten würden -- das will ich nicht! Du doch auch nicht?"

Nein, ich auch nicht. Aber trotzdem!

"Wollen wir jetzt Knall und Fall Schluß machen?", fragte Peter nach einer Pause. "Bitte, Melanie, lassen wir es allmählich ausklingen!"

"Na gut, Peter. Du bist ein lieber Junge, und ich hatte mir wohl im Unterbewußsein mehr erhofft. Jungmädchenträume! Heulen wir nicht, keine Trübsal blasen! Komm zu mir, du hattest ja schon angefangen!"

Wir zogen uns zur Liebe aus, aber wir waren beide zu sehr mit unseren Gedanken beschäftigt, so daß wir bald fanden, es sei besser, heute "nur" zusammen zu kuscheln. Dies war vielleicht mein schönstes Liebeserlebnis mit Peter und unser eigentlicher -- wortloser -- Abschied voneinander -- allerdings ein recht vorläufiger. Wir liebten uns danach noch des öfteren -- das letzte Mal am Tag vor meiner Hochzeit als aller-allerletzten Abschied, der dann doch wieder nicht der aller-allerletzte Abschied werden sollte! Es ging mit Peter ja noch jahrelang immer wieder weiter, wenn wir uns trafen -- aber der eigentliche Abschied von unserer Studentenliebe war dieser Kuschelnachmittag.

Am Tag darauf nahm ich mit Dieter an einer Führung durch das Hamburger Rathaus teil. So redeten wir nicht viel miteinander, sondern verständigten uns durch verliebte Blicke. Danach gingen wir noch essen, uns beiden war nicht nach viel reden, ich erinnere mich nur noch an Wortfetzen von Dieter: "Ich bin ja so glücklich ... Melanie, meine kleine Frau!" Ich war an dem Tag auch nicht in der Stimmung, sofort einzuhaken: Wieso "kleine" Frau?

Als nächstes mußte ich es doch wohl meinen Eltern sagen. Ich ging am übernächsten Tag abends zu meinem Vater ins Zimmer -- von ihm erhoffte ich mehr Verständnis als von meiner Mutter -- und erzählte ihm von dem Heiratsantrag. Mein Vater war nicht sehr überrascht und auch ziemlich sofort einverstanden. Bedingung war, daß ich in jedem Fall mein Studium und meine Ausbildung zur Studienrätin durchziehen müßte, ansonsten fand er Dieter sehr sympathisch und seriös -- "wir werden uns sicher gut verstehen!"

"Papa, nicht du, ich muß mich gut mit Dieter verstehen!"

"Ja, Melanie, da hast du natürlich recht. -- Also, ich wäre unter diesen Bedingungen: Studium fertig machen! -- einverstanden. Jetzt müssen wir es noch Mama verklaren! Das wird wohl schwieriger!"

So war es! Aber mit Papas und meines älteren Bruders Hilfe gelang es mir, sie in dreitägiger harter Arbeit dazu zu bringen, daß sie meiner Heirat mit Dieter zustimmte.

"Aber du bist doch mein kleines Mädchen!", sagte sie noch und begann zu weinen.

Hans sah wissend weg, und mein Vater tröstete Mama zärtlich, indem er ihr vorrechnete, daß ich mit zwanzig Jahren gar kein kleines Mädchen mehr war:

"Die Schule, das Gymnasium, und Melanie ist doch mit uns schon nach Frankreich und Dänemark gereist, und das schwere Studium -- Melanie ist doch schon eine erwachsene Frau, Mama. Aber natürlich siehst du noch in ihr das kleine Kind. Das wird sie immer für dich bleiben!"

"Dann, in Gottes Namen, heirate deinen lieben Dieter!", sagte Mama, als sie die Fassung wieder gewonnen hatte, "Ich will ja nur, daß du glücklich bist!"

"Bestimmt werde ich das, Mama", und gab ihr einen dicken Kuß, auch mit Tränen in den Augen.

Am nächsten Tag verkündete ich meinen Heiratsentschluß im Campus-Café meinen besten Freundinnen, und natürlich ging eine Riesen-Fragerei los. Die wichtigste Frage war natürlich: "Hast du schon mit ihm -- das heißt, warst du schon mit ihm --?"

"Nein, ich habe noch nicht mit ihm!"

"Ooooch, wie langweilig!", sagten meine Freundinnen enttäuscht.

Ich erzählte Dieter sofort von der Reaktion meiner Eltern, und er sagte sich am übernächsten Samstag zum Besuch an. Alle wußten, was kommen würde, mein Vater zog sich schon zum Frühstück einen schönen dunklen Anzug an, auch meine Mutter hatte sich schön gemacht, ich hatte ein elegantes Sommerkleid gewählt, nur meine Brüder hatten -- wohl aus einem gewissen Protest gegen die Feierlichkeit -- ihre gewöhnlichen Jeans an. Aber wir mußten uns in Geduld üben, in diesem Aufzug auch das Mittagessen über uns ergehen lassen, denn Dieter sollte erst um vier Uhr zum Kaffee kommen.

Er kam auf die Sekunde pünktlich, grüßte uns alle höflich und wurde von meinem Vater in sein Zimmer gebeten, wo er, wie er mir später erzählte, nach alter Väter Sitte um meine Hand anhielt. Mein Vater, trotz dunklem Anzug eigentlich allem allzu Feierlichen abhold, wendete das Gespräch wohl bald ins Lustige, man hörte die beiden lachen, und nach weniger als zehn Minuten kamen sie beide lachend heraus, und Vater sagte: "So, nun küßt euch, wenn ihr das noch nicht getan habt! Und nun laßt uns zum Kaffee schreiten und die Verlobungsfeier besprechen."

Wir setzten uns an die schon festlich vorbereitete Kaffeetafel, mein Vater hatte beim uns seit Jahrzehnten bekannten Konditor in der Nachbarschaft eine herrliche Torte bestellt, und die Stimmung wurde noch fröhlicher, als wir erst einmal ein Glas Sekt tranken. Mein Vater erhob sein Glas und hielt eine lustige Ansprache, an dessen Ende er Dieter das Du anbot -- so hatte ich meinen Vater noch nie erlebt! -- und auch meine Mutter erhob sich andeutungsweise, prostete Dieter zu: "Alles Gute, Dieter! Bitte nenn mich ab jetzt Waltraut!" Meine Brüder duzten Dieter sowieso, und so waren wir eine glückliche Familie mit Schwiegersohn.