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Wo das Nest noch einmal richtig warm wird.
9.1k Wörter
32.3k
13
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„Stopp ... halt ... genug!"

„Ernsthaft? Mama, das waren bisher vielleicht fünfhundert Meter."

Oje. Sie sah wirklich fertig aus, tiefrot im Gesicht, pumpte wie eine Diesellok. Dabei waren wir gejoggt, nicht einmal gelaufen. Sie hatte angehalten, und stand vornübergebeugt, die Hände auf den Oberschenkeln.

„Du musst die Arme über den Kopf heben, damit du ordentlich Luft kriegst, so ist es genau falsch. Stehenbleiben ist auch nicht gut. Wir gehen ein paar Schritte, bis du dich erholt hast, und dann laufen wir weiter. Meinetwegen auch langsamer, obwohl mir nicht klar ist, ob das überhaupt geht."

„Mach dich nur lustig über deine alte Mutter. Ich finde, es reicht, und nicht nur für heute. Laufen ist nichts für mich."

„Alt ... von wegen. Du bist im besten Dating-Alter, eine MILF, wie sie im Buche steht. Außerdem war es deine Idee mit dem Laufen. Und dafür hast du dir jetzt Schuhe für über hundert Euro angeschafft?", stichelte ich, während ich hinter ihr stehend ihre Arme über den Kopf hob.

„Die kann ich bestimmt irgendwie abschreiben. Es war eine Schnapsidee, genau wie deine, mir dieses Profil zu schalten."

„Komm, du hast ja gesagt. Wenn du genug Luft zum Protestieren hast, reicht sie auch zum Laufen. Also los, ein paar Schritte gehen, und dann ..."

„Falsche Richtung. Wir gehen nach Hause. Was heißt das eigentlich?"

„Du bist echt eine Lusche. Was meinst du, was heißt was?"

„MILF."

Oje.

„Es ist eine Abkürzung."

„Na sowas. Wofür?"

„Bin ich der Englischprofessor, oder was? Halt für leckere Muttis, die man nicht von der Bettkante stoßen würde. Hattest du heute Morgen schon Zuschriften?"

„Ja. Hannes, der viele Schulden, aber ein gutes Herz und eine Glatze hat. Erfrischend ehrlich, der Mann, leider bin ich so schrecklich oberflächlich. Dann war da Jason, der von einer Frau wie mir schon immer geträumt hat. Das wird er auch weiter tun müssen. Und Matthias, der sich ein langes Leben an meiner Seite vorstellen kann, aber auch mit einer kurzen heißen Nacht zufrieden wäre."

„Klingt doch vielversprechend."

„Sehr optimistisch, für einen Siebzigjährigen. Beides."

„Och Mama, nicht so negativ, da kommen bestimmt noch bessere Kandidaten. Was war an dem Jason falsch, außer dem blöden Spruch?"

„Er ist neunzehn, und das Wort MILF fiel ebenfalls."

„Sag' ich doch. Siehst du, dich findet das gesamte Spektrum attraktiv. Ich finde übrigens nicht, dass du einen fetten Hintern hast. Deine Figur ist doch toll, für eine Frau deines Alters."

„Für eine Frau meines Alters vielleicht, und genau das ist es: Der liebe Gott hat für die Balz die ersten drei Lebensjahrzehnte eingerichtet, wo alles mühelos instand zu halten ist. Ich fühle mich nicht mehr attraktiv, und will das auch gar nicht mehr müssen. Es ist lieb, dass du dir Sorgen machst, ich könnte mich einsam fühlen, wo du jetzt ausziehst. Ich habe auch ein bisschen Angst davor, da bin ich ganz ehrlich. Aber ich komme schon zurecht. Ich brauche keinen neuen Partner. Ich möchte keinen neuen Partner. So etwas wie deinen Vater gibt es sowieso nicht noch einmal. Das war ein Einzelstück."

„Sind das nicht irgendwie alle? Und es geht doch nicht darum, Papa zu ersetzen, sondern einfach dein Leben zu bereichern, interessanter, voller zu gestalten. Natürlich kommst du auch allein zurecht, aber das brauchst du doch nicht. Papa ist nun schon drei Jahre tot. Ist schlimm genug, dass sein Leben so früh endete, dann muss doch deins das nicht im übertragenen Sinn auch tun."

„Das tut es doch gar nicht. Ich habe gelernt, auf vieles zu verzichten, nicht zurückzuschauen. Ich komm' schon zurecht. Du besuchst mich ja hoffentlich oft genug."

„Bis ich eine eigene Waschmaschine habe, auf jeden Fall. Und du sollst nicht verzichten lernen, sondern wieder mit beiden Händen zuzupacken. Wenn es keine Beziehung sein soll ... heiße Nacht mit 'nem Siebzigjährigen hat doch auch was. Einen Neunzehnjährigen könntest du auch fein dosiert auf diese Weise nutzen."

„Du sagst ja Sachen. Erschwerend kommt halt hinzu, dass ich anspruchsvoll bin. Ich verzichte lieber, als mich mit halben Sachen zufriedenzugeben. Also weder halbtot noch halber Hahn."

„Das solltest du auch nicht. Brauchst du auch nicht. Wie gesagt, da ist noch viel mehr im Pool. Oder, wenn du tatsächlich, nun ... auf so etwas einschränken möchtest, da gibt es genug andere Seiten ..."

„Was meinst du? Und sag bitte, dass du deinen Schlüssel mitgenommen hast."

Natürlich hatte ich das. Ich schloss die Wohnungstür auf und Mama ließ sich in der Küche theatralisch ächzend auf den Stuhl sinken.

„Und morgen habe ich einen Muskelkater."

„Es waren fünfhundert Meter. Ich hätte das Frühstück auch ohne Jammern gemacht."

„Das ist ja wohl das Mindeste."

„Aber neugierig bist du doch. Und, neue Nachrichten?"

„Das hat mich jetzt nicht interessiert, und in einer Stunde wird sich wohl wenig verändert haben. Neugier stimmt, die beschränkte sich auf ein Wort, beziehungsweise eine Abkürzung. Ich glaube nicht, dass ich das Wort zukünftig aus deinem Munde hören möchte, du Englischprofessor."

„Es war eine Einordnung in die korrekte Kategorie, kein versteckt geäußerter Wunsch."

„Na, da bin ich ja beruhigt. Was waren das jetzt für andere Seiten, von denen du sprachst?"

„Na, Kontaktseiten, für Spaß ohne Beziehungen. Davon gibt es eine Tonne, für Frauen sind die meist umsonst. Du würdest dich wahrscheinlich vor Angeboten nicht retten können."

„Das könnte ich mir noch weniger vorstellen. Woher weißt du so gut Bescheid?"

„Das werde ich dir gerade auf die Nase binden. Warum weniger vorstellen?"

„Es kommt für mich nicht infrage, mit Fremden so mir nichts, dir nichts ins Bett zu gehen."

„Nun, man kann sich schon vorher austauschen, dann ein Beschnuppern-Meeting arrangieren, und wenn die Chemie stimmt ..."

Ja, das war jetzt zu viel Detailkenntnis. Grins du nur.

„So, so. Deshalb stellst du mir also nie jemanden vor. Jetzt macht auch dein Auszug mehr Sinn."

„Das hat damit nichts zu tun, die Wohnung ist einfach schweinegeil und günstig. Und es wahrscheinlich wirklich langsam Zeit, ich bin der Letzte aus meiner Clique, der noch zu Hause wohnt."

„Ist alles richtig, und alles okay. Ich freue mich ja für dich. Es wird Zeit, dass du auf eigenen Füßen stehst. Dich richtig ausleben kannst, ohne auf deine bucklige alte Mutter Rücksicht nehmen zu müssen."

„Langsam klingt das nach Komplimente-Fischen. Sechsundvierzig ist kein Alter, und an deinem Wuchs ist aber auch gar nichts verkehrt."

„Ich nehme mit, was ich kann, solange ich es kann. Du ja offenbar auch. Das hätte ich nicht von dir gedacht. Das soll jetzt keine versteckte Kritik sein. Einfach nur, dass ich wie selbstverständlich angenommen habe, wir hätten ähnliche Einstellungen und Wertvorstellungen. Wie wenig ich doch von dir weiß."

„Jetzt weißt du halt ein bisschen mehr. Es ist mir auch nicht peinlich, oder was. Sonst hätte ich es dir kaum vorgeschlagen. Okay ... was willst du wissen? Ich habe kein Problem, über sowas zu reden. Ich dachte eher, für dich wäre es eins."

„Keine Bange, ich kann meine Neugier gerade noch so zügeln. Es wäre dir doch peinlich, und es geht mich auch nicht wirklich was an."

Sie schmunzelte vor sich hin und kaute genüsslich an ihrem Quarkbrot. Wäre es das? Na klar. Aber feige bin ich nicht. Ich stand auf und nahm mein Handy von der Fensterbank, wo es zum Laden abgelegt hatte. Entsperrte es, und rief die App auf.

„Hier. Da bin ich unterwegs."

„Oh. So, so. Das ist ja ... interessant. Du hast drei neue Nachrichten."

„Wahrscheinlich von der Frau, mit der ich im Moment chatte. Wie gesagt, man kann sich vorher auch unterhalten, austauschen, über Vorlieben und Wünsche ... Fantasien ... sowas halt."

Hm, wird sie jetzt doch neugierig? Irgendwas scheint sie gerade besonders zu interessieren.

„Was schaust du dir an?"

„Dein Profil."

„Oh ... das ist jetzt ... Mama, das ist jetzt doch ... so war das nicht gedacht."

Keine Antwort. Kein gutes Zeichen. Scheiße, das war ein Eigentor. Geschockt wirkte sie nicht. Okay, so viel hatte ich nicht von mir preisgeben wollen. Was wischt sie ... sie ... schaut sich meine Bilder an! Fuck!

„Öh ... bei den Bildern sind auch ... Nacktbilder und ..."

Großaufnahmen von meinem Schwanz. Die sie wohl gerade gefunden hatte, dazu passte der Gesichtsausdruck jedenfalls. Oh, fuck, ist das peinlich. Jetzt ist es das doch. Ihr wohl auch Gott sei Dank.

Sie gab mir das Handy zurück. Wirkte konsterniert.

„Mit Speck fängt man halt Mäuse", sprudelte blödsinnigerweise aus mir hervor. Was? „Ich meine, ich habe nichts zu verbergen, und manche mögen halt keine Überraschungen. Das ist da so üblich, Frauen zeigen sich da ähnlich freizügig."

„Versteh schon. Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen. Ich hätte da nicht einmal reinschauen dürfen. Tut mir leid. Jetzt ist es dir doch peinlich."

„Ja und nein. Nackt hast du mich ja oft genug gesehen. Na, so nicht."

„Nein, so nicht", meinte sie schmunzelnd. Versuchte lockerer zu werden. „Und mit dem Speck fängst du reichlich Mäuse?"

„Ich kann mich nicht beklagen."

„Darf ich dich dazu noch was fragen?"

„Schieß los."

„In deinem Text hast du betont, dass du ... reifere Frauen bevorzugst?"

„Grundsätzlich schon. Kommt auf die Frau an, ihre Ausstrahlung."

„Also nicht nur, weil du bei denen leichter landen kannst als bei Jüngeren?"

„Nee, gar nicht. Ältere Frauen wissen, was sie wollen. Und ... haben einiges zu bieten. Da bin ich nicht der Einzigste, da gibt es ..."

„Einzige."

„Ja, dann eben auch das. Wie gesagt, eine Frau wie du hat einiges an Möglichkeiten, richtig viel Auswahl."

„Eine Frau wie ich ... da klingen deine Komplimente ja noch schmeichelhafter. Aber das ist wie gesagt nichts für mich."

„Wobei du das nicht wissen kannst, wenn du es nicht probierst."

„Manche Sachen weiß man auch so. Und ... vergib mir meine Neugier ... die Frau, mit der du dir jetzt Nachrichten schreibst ..."

„Die ist etwas jünger. Achtunddreißig."

„Ein richtig junger Hüpfer."

„Eine richtig interessante Frau. Was nicht heißen muss, dass wir am Ende zusammenkommen werden. Sich auszutauschen, von anderen ... na, so intime Details zu erfahren, was sie mögen, was sie sich vorstellen können. Einfach offen mit Sexualität umzugehen, das hat was. Ich bin jetzt nicht so aufs Äußerliche fixiert, oberflächlich, wie du vorhin meintest. Ich brauche auch das Wissen, auf wen ich mich da einlasse. Ältere Frauen sind da meist souveräner, offener."

„Dann bin ich wohl die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Ich könnte das nicht."

„Sagen, was dir besonders gefällt? Wovon du träumst? Was du immer schon mal erleben wolltest?"

„Ja, das würde mir schwerfallen. Das überhaupt zu benennen."

„Aber du weißt doch, was dir besonders gut gefällt, was dir mit welchem Partner am besten gefallen hat."

„Mit welchem Partner ... außer mit deinem Vater war ich nur mit einem anderen Mann zusammen. Und mit deinem Vater ... war ich immer sehr zufrieden."

„Gut. Wenn dir das reicht."

„Was soll das heißen?"

„Weiß nicht, zwei Männer, und davon willst du jetzt bis an deinen Lebensabend zehren?"

„Zwei Männer, die ich geliebt habe."

„Ja, natürlich, es ist nicht dasselbe, das ist mir auch klar. Es auch völlig anders, wenn Gefühle im Spiel sind."

„Du hast Vergleichsmöglichkeiten?"

„Hast du Sina vergessen? Wir waren immerhin ein Jahr zusammen, und sie oft genug hier."

„Das war ein nettes Mädchen, natürlich habe ich sie nicht vergessen. Warum habt ihr euch eigentlich getrennt?"

„Sie war ein Mädchen, auch wenn sie volljährig war. Keine Frau."

„Also beschränkt sich deine Vorliebe nicht nur aufs Schlafzimmer?"

„Das kann man so sagen. Sina war auch ... sehr passiv."

„Passiv? Ach so, du meinst ... im Bett."

„Genau. Es ging alles immer nur von mir aus. Nicht nur im Bett, aber da besonders."

„Und die Frauen, die du über diese Seite triffst, sind nicht so."

„Die such' ich gezielt heraus. Ja. Wir wollten doch einkaufen gehen, oder? Getränke holen und alles. Vielleicht sollten wir dann bald los, bevor es richtig voll wird."

Sie gab mir recht und wir gingen uns umziehen. Sie wirkte sehr nachdenklich während der Fahrt, ungewohnt still. Auch beim Einkaufen meist abwesend.

„Alles in Ordnung mit dir?"

„Was? Oh ... ja, doch, natürlich. Ich mache mir ... ein paar Gedanken."

„Die mit unserem Gespräch beim Frühstück zu tun haben?"

„Unter anderem. Ja. Ich fand es schön, dass wir so offen miteinander reden konnten."

Na, offen ist anders.

„Das können wir jederzeit. Bleib sitzen, das kriege ich alleine hin. Kiste Wasser, Kiste Cola und eine gemischte Saft. Oder noch etwas?"

„Nein, das reicht. Wird für lange Zeit reichen, wenn ich übernächste Woche dann alleine bin. Willst du noch nach Sachen für die Wohnung schauen? Hast du denn schon Gardinen und alles? An Möbeln hast du bis jetzt auch noch nicht so viel, oder?"

„Nö, heute habe ich keinen Bock, alle wichtigen Sachen habe ich, ich schaue dann einfach was passt und reinpasst vor allem, wenn ich in der Wohnung drin bin. Gardinen brauche ich nicht. Soll ich uns vielleicht eine Flasche Wein mitnehmen, für heute Abend?"

„Du willst nicht weggehen?"

„Ich möchte natürlich meine letzten beiden Wochenenden mit dir verbringen."

„Das ist lieb von dir, mein Schatz. Wir haben zwar sicher noch welchen, aber mach ruhig. Such uns mal einen richtig schönen raus. Von mir aus auch zwei."

„Oh, wir haben uns noch nie zusammen so richtig die Kante gegeben."

„So habe ich das eigentlich nicht gemeint. Ja, du hast mich Gott sei Dank noch nie richtig betrunken erlebt. Ein bisschen Respekt vor deiner Mutter sollte dir auch erhalten bleiben."

„Jetzt machst du mich neugierig. Ich bin gleich wieder da, lass, ich leg' erstmal aus."

Doch, dich fülle ich heute richtig ab. Da hast du dich verplappert. Das könnte lustig werden. Ich fand einen ordentlichen Wein, so groß war da die Auswahl nicht. Der Vater meines besten Freundes war Jäger und Sammler edelster Weine.

Und unheimlich gut drauf. Der hatte uns oft genug besoffen gekriegt. Aber dabei auch einiges über Wein beigebracht. Mama war mit dem Preis einverstanden und nervte den Rest der Fahrt mit Dingen, die ich sicher noch in meiner Wohnung brauchen würde.

Am Ende musste ich mich zu einer Tour von Einrichtungshäusern am nächsten Wochenende verpflichten. Prompt wurde sie wieder still. Wir räumten die Einkäufe weg, und setzten uns in den Garten. Der erste Maitag mit vierundzwanzig Grad sollte es werden.

Davon schien es jetzt noch einiges entfernt, aber in der Sonne war es schon ganz angenehm.

„Der Garten wird mir fehlen. Nicht nur der. Vor allem du."

„Ja, du mir auch. Ich weiß nicht, was ich ohne dich gemacht hätte, als Papa gestorben ist. Du hast dich rührend um mich gekümmert. Du willst sagen, das ist selbstverständlich, aber das ist es nicht. Hast vieles auf deine schmalen Schultern geladen, mich immer unterstützt."

„Ich will sagen."

„Du bist ein wunderbarer Sohn. Na, etwas im Leben ist mir dann doch gut gelungen."

„Das freut mich zu hören, dass du so denkst. So schmal sind meine Schultern übrigens nicht."

„Ja, du bist ein richtiger Mann geworden."

Wie du ja sehen konntest. Ja, das Grinsen kann sie einordnen. Lacht auf.

„Ja ... sag, macht es dir was aus, wenn wir das Gespräch von heute Morgen noch weiterführen?"

„Soll ich dir zeigen, wie du da ein Profil anlegen kannst?"

„Das könnte dir so passen, meine Einstellung hat sich nicht geändert. Es ... kamen mir einige komische Gedanken."

„Und die wären?"

„Na, dass du dich von älteren Frauen angezogen fühlst. Ob ... das irgendwie was mit mir zu tun hat."

Hä? Überrascht schaute ich ihr ins Gesicht.

„Wie meinst du?"

„So genau weiß ich das auch nicht. Ich sag' ja, komische Gedanken."

Aha.

„Auf jeden Fall nicht bewusst. Natürlich, du hast alles, was ich mir bei einer Frau wünsche. Die Wünsche sicher irgendwie geprägt."

„Hm. Ja, das ist vielleicht nicht ungewöhnlich. Ich hatte ... in eine andere Richtung gedacht. Wenn da noch mehr hinter steht, könntest du auch mit mir darüber reden. Das wollte ich dir nur sagen."

Oh? Irgendwie kapierte ich überhaupt nicht, worauf sie hinauswollte.

„Mehr?"

„Na ja, über den Typ Frau hinausgehend."

Alle Klarheiten beseitigt.

„Ich kriege schon mit, wie du mich ansiehst. Das wollte ich damit sagen."

Im Moment mit Unverständnis.

„Das ist ... sicher normal. Es ist mir auch nicht unangenehm."

Sicher normal. Oh. Sie meint ... oh. Das hat sie bemerkt? So oft war das nun auch nicht.

„Öhm ... ein Reflex. Du bist eine wunderschöne Frau, wie ich dir pausenlos mitzuteilen versuche."

„Danke. Das meinst du also wirklich. Auch, dass ich ... ich meine ... habe ich diese Ausstrahlung, die dich so reizt?"

Oh. Jetzt dämmert es langsam.

„Du glaubst, dass ich mich von dir sexuell angezogen fühle."

„Ist das so?"

Gute Frage. Nein, keine gute Frage. Sie will eine Antwort drauf.

„Ja und nein. Ja, weil du eine aufregende Frau bist, nein, weil du meine Mutter bist. Das ist die einfache Antwort, die ich jetzt so ad hoc geben kann."

Die schien sie aber zufriedenzustellen. Und zu erleichtern. Aber nicht nur. Und mich? Ich hatte die Frage tunlichst vermieden. Obwohl es eine Situation gab, die mir eigentlich vieles hätte klarmachen sollen. Das Rollenspiel mit Inga. Kam nicht von ungefähr, dass ich das so genossen hatte.

Verdammt.

„Wollen wir hier draußen Mittag essen? Ich kann uns ein paar Schnittchen mit dem Baguette machen. Bisschen Obst aufschneiden. Was möchtest du?"

„Ja, klingt gut. Was möchte ich? Ehrlich mit dir sein. Ich ... hatte da eine Frau kennengelernt. Inga. Sie ist achtundvierzig."

„Über die App?"

„Genau. Sie hatte sehr spezifische Fantasien. Sie mochte Rollenspiele."

„So online ... ah, nicht die Rollenspiele. Oh. Erzähl ruhig."

„Ich ... hab halt ihren Sohn gespielt. Und sie mich verführt."

Sie atmete hörbar tief durch. Senkte langsam ihren Blick. Schien sich dann dabei zu ertappen und sah mich wieder direkt an.

„War das ... ihre Fantasie ... oder deine?"

„Ihre. Aber ... es war irre aufregend."

„Hat sie ... einen erwachsenen Sohn?"

„Das habe ich nicht gefragt. Es war dafür ... nicht wichtig. Verstehst du, es war ein Spiel."

„Verstehen ... nicht wirklich, wenn ich ehrlich bin. Ich weiß natürlich, dass Leute das tun ... also, Rollenspiele spielen, aber mit so etwas bin ich nie in Berührung gekommen."

„Das war auch mein erstes Mal. Aber es hat mir gefallen."

Sie nickte nur. Ahnte wohl, was jetzt kommen würde.

„Fast zu gut gefallen. Ja, danach ... habe ich mich natürlich schon gefragt, warum. Wenn ich ehrlich bin ... hat mich die mögliche Antwort so geschreckt, dass ich den Gedanken nicht zu Ende denken wollte."

„Das verstehe ich. Gut, nun kann ich das besser einordnen. Ich ... mach uns dann was zu essen."

„Das macht dich ganz schön betroffen, nicht wahr?"

„Oh, David, nein, das musst du jetzt nicht denken. Das ist ... alles in Ordnung. Es verwirrt mich nur etwas im Moment. Ich hatte ja keine Ahnung ... wir reden nachher weiter, okay?"

Das war zu befürchten. Dass sie das weiter zur Sprache bringen wollte. In der Beziehung war sie gnadenlos. Langsam wurde es richtig warm. Eigentlich warm genug, um in Badehose rumzulaufen. Keine gute Idee. Da hatte ich mir gut einen eingeschenkt, als ich ihr die Seite gezeigt hatte.

Ach so. Schauen, was Anna wollte. Zwei Nachrichten waren tatsächlich von ihr. Die dritte von einer anderen Interessentin. Drei Jahre war ich schon auf der Seite. Nach einem halben Jahr Flaute, die Sinas Abgang gefolgt war. Mir war nicht nach Partys oder Clubs.

Frauen wie dort gab es da sowieso nicht. Echte Frauen. Am Anfang schrieb ich die meisten selbst an. Mittlerweile kam ich dazu schon gar nicht mehr, weil so viele Angebote reinkamen. Okay, Anna, das sind ja hübsche Ideen. Geile Ideen.